William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

William schüttelte den Kopf. "Ich bitte Euch, ergießen wir uns nicht in Wortklauberei. Gefällt Euch Geliebte besser? Oder Mätresse? Egal was für ein Wort Ihr dafür findet, Bigod, die Bedeutung dahinter ist die gleiche!" William verengte die Augen. "Ja, das weiß ich nur zu gut. Und ich weiß auch, was es bedeutet, seine Pflicht zu erfüllen. Daher kann ich Euch jetzt schon sagen, dass Ihr scheitern werdet. Auf welcher Grundlage wollt Ihr die Ehe annullieren lassen? Es gibt nichts, was so einen Schritt rechtfertigen würde! Und dann? Wie lange soll das dauern? Und meine Tochter haltet Ihr währenddessen brav weiter hin?" grollte William zornig.
Elizabeths Einwurf zwang William dazu seine Tochter wieder anzusehen. "Nenn es wie du willst, aber du bist immer noch meine Tochter! Du bist kein einfaches Weib an dem sich irgendein dahergelaufener Kerl vergreifen kann, nur weil er -" William brach ab und starrte Elizabeth an. Er spürte regelrecht, wie er blass wurde. Seine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen und mit einem Mal wünschte er sich, er würde nicht allein den beiden gegenüber stehen.
"Das habe ich nicht." widersprach er dann heiser. Wie konnte sie so etwas nur sagen?

Elizabeth Roger

Roger verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie ist meine Geliebte, ja. Ich liebe sie, aber ich kann sie derzeit nicht heiraten. Ich werde schon irgendeine Verwandtschaft erfinden, die es möglich macht. Und Unfruchtbarkeit ist auch ein Grund der Annullierung. Ida hätte dagegen sicherlich auch nichts einzuwenden, sie hasst diese Ehe ebenso wie ich. Ich halte sie nicht hin. Sie gehört zu mir und ich werde ihr alles geben, was ich kann. Sie wird für mich sein wie meine Gemahlin, aber der öffentliche Segen fehlt eben."
Elizabeth schüttelte den Kopf. "Er ist kein dahergelaufener Kerl! Er liebt mich. Und auch, wenn ich deine Tochter bin, das hier ist mein Leben und ich werde es so leben, wie ich es für gut halte. Und doch, das hast du...du hast über ein Jahr verhindert, dass er mich heiratet. Er hätte mich sofort zu einer ehrbaren Frau gemacht, aber du wolltest nicht."

 

William öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, hielt dann jedoch inne und schloss ihn wieder, als er noch einmal über Bigods Wortwahl nachdachte. Irgendetwas hatte ihn darüber stolpern lassen ... Sie ist meine Geliebte
William ließ den Blick kurz zu Elizabeth und dann wieder zurück zu Bigod gleiten. "Sie ist Eure Geliebte?" fragte er dann mit einer Mischung aus Misstrauen, Wut und Sorge. "Soll das heißen Ihr habt bereits ..." William konnte die Frage nicht zu Ende bringen, zu sehr grauste es ihm vor der Antwort.
William stieß leise den Atem zwischen den Zähnen hervor. "Ich habe gar nichts verhindert, dass wart ihr beide ganz allein." widersprach er dann. "Ich hatte gefordert, dass ihr warten sollt und das konntet ihr nicht, also musste ich Konsequenzen ziehen. Ihr hättet einfach nur warten müssen, verdammt!"

Roger Elizabeth

Roger sah William einfach nur an und erwiderte den Blick des Earl, antwortete aber nicht auf seine Frage. Das würde wohl schon Antwort genug sein. Er liebte Elizabeth, natürlich hatte er sie in seinem Bett haben wollen. Er begehrte sie einfach so sehr, schließlich war sie eine wundervolle Frau geworden.
Auch Elizabeth antwortete nicht auf die Frage, es würde ja ohnehin nichts ändern. Spätestens wenn sie schwanger wurde, würde es ohnehin herauskommen.
"Du hast uns monatelang warten lassen, obwohl du ganz genau weißt, wie schwer das ist. Oder wie erklärst du mir sonst, warum Edward schon bald nach eurer Hochzeit zur Welt kam? Und selbst wenn...du hast den König trotzdem nicht davon abgehalten Roger seine abgelegte Mätresse aufzudrücken. Wo du doch sonst so großen Einfluss auf ihn hast..."

 

William starrte Roger Bigod durchdringen an und begriff, dass er verloren hatte. Seit er diesen Raum betreten hatte, hatte er das schon, aber jetzt wurde es ihm mit aller Macht vor Augen geführt. "Sagt es." forderte er dann und dieses Mal klang seine Stimme erstaunlich fest und hatte beinahe wieder die gewohnte Autorität in sich. "Seid kein Feigling und sprecht es wenigstens aus, wenn Ihr mir schon auf diese Weise meine Tochter nehmt." drängte William weiter.
"Du bist nicht einmal fünfzehn gewesen, Kind!" erwiderte William an Elizabeth gewandt dann fort. "Ich weiß, wie schwer es ist, ich weiß aber auch, was für Gefahren eine Schwangerschaft mit sich bringt und ich wollte dich alt genug für all diese Dinge wissen! Kein halbes Kind mehr." William ballte die Hand kurz zur Faust und öffnete sie dann wieder. "Ja, ohne Zweifel, wir haben einen Fehler gemacht damals, aber genau deshalb wollte ich dich auch davor bewahren ihn auch zu tun und zudem lagen die Dinge bei deiner Mutter und mir ein wenig anders. Ich war nicht verheiratet und es war nur noch eine Frage der Zeit bis ich sie zur Frau nehmen konnte. Bei euch beiden hingegen ..." William ließ den Satz unvollendet, wussten doch ohnehin alle worauf er hinaus wollte.
"Ich mag Einfluss haben, Elizabeth, aber er ist immer noch mein König. Ich kann nicht alle seine Entscheidungen beeinflussen wie es mir gerade beliebt. Außerdem habe ich erst davon erfahren als er sich schon dazu entschieden und die Sache an den Earl of Norfolk herangetragen hatte."

Roger Elizabeth

Roger seufzte. Wozu sollte das denn nötig sein? Es war allein eine Sache zwischen Elizabeth und ihm, was im Schlafzimmer vor sich ging. Aber wenn der Earl es unbedingt hören wollte.
"Wir haben das Lager geteilt, ja. Aber das hat nichts damit zu tun, dass ich Euch Eure Tochter nehme. Sie liebt Euch trotzdem genauso."
Elizabeth legte den Kopf zur Seite und trat einen Schritt auf ihren Vater zu. "Ich kann deine Sorge um mich ja verstehen, Papa. So ist es nicht. Aber ich wäre vor zwei Jahren schon heiratsfähig gewesen und das weißt du. Und du hättest versuchen können es Henry auszureden. Er hätte sicher auf dich gehört. Bei Beatrice hat es schließlich auch funktioniert, dass er sie in Frieden lässt."

 

William schloss kurz die Augen als Bigod aussprach, was er die ganze Zeit über gefürchtet hatte. Als er den jungen Mann dann wieder ansah, schüttelte er leicht den Kopf. "Und ob Ihr das tut." erwiderte er lediglich und sah dann wieder zu Lizzy hinüber.
Er sah sie einen schier endlosen Moment lang schweigend an, dann atmete er geräuschvoll aus. "Ich hoffe, dir ist bewusst, was du deiner Mutter damit antust. Wenn du einfach so verschwindest und dann weg bleibst ohne dich zu verabschieden und dich ihr anzuvertrauen." bemerkte William dann trocken und wandte sich um. Er wollte nicht länger hier herum stehen und über etwas diskutieren, was sowieso nicht mehr zu ändern war.
An der Tür hielt er jedoch noch einmal inne und sah über die Schulter hinweg zurück. "Ich werde Morgen früh wieder aufbrechen, ich will nicht länger hier sein als nötig. Und auch wenn ich weiß, dass du es nicht eine Sekunde lang tun wirst ... denk wenigstens einmal darüber nach, ob du mich nicht begleitest." Dann wandte William sich wieder um und legte die Hand auf den Türgriff. Lange hatte er sich nicht mehr so hilflos gefühlt wie in diesem Moment, so viel war sicher.

Elizabeth

Lizzy lauschte aufmerksam und ihr Blick wurde ein wenig gequält. Sie wusste, es würde ihrer Mutter wirklich wehtun, dass sie ohne einen Abschied gegangen war für lange Zeit. Aber deswegen konnte sie nicht alles hintenan stellen.
"Ich weiß...es tut mir leid." Sie senkte den Kopf und starrte den dunklen Fußboden an. "Ich...ich werde darüber nachdenken. Und wenn ich es nicht tue, wäre ich sehr froh, wenn du einen Brief für Mama mitnehmen würdest. Ich will es ihr zumindest erklären." Vielleicht würde ihre Mutter sie ja verstehen, sie hatte schließlich selbst einmal kurz vor diesem Schritt gestanden.

 

William schüttelte den Kopf. "Glaub ja nicht, dass du von mir dafür so leicht Absolution erteilt bekommst." erwiderte William. Wie konnte er auch? Nein, so schnell würde er ihr nicht vergeben, nicht sagen, dass alles in Ordnung war, nur damit sie ihr Gewissen erleichtern konnte. Wenn sie sich so schon all seinen Restriktionen entzog und einfach davon lief, dann sollte sie wenigstens ein wenig mit ihren Schuldgefühlen leben. Das musste er schließlich auch.
William machte eine unwillige Geste. "Ach, sag nicht, dass du darüber nachdenken wirst." brummte er. "Das tust du eh nicht, ich kenne dich. Aber deinen Brief werde ich dennoch mitnehmen." Wenn er sonst schon mit leeren Händen zurück zu Joanna kommen musste.
Dann öffnete William die Tür und trat hinaus. Es fiel ihm schwerer und schwerer die Fassung zu bewahren und er wollte sich sicher nicht die Blöße geben und ausgerechnet vor Bigod endgültig die Beherrschung verlieren. Als die Tür zufiel, stöhnte William gequält auf, zwang sich jedoch dazu die Augen offen zu halten und weiter zu gehen. Er musste alles für seine Abreise morgen früh vorbereiten und darüber hinaus zog es ihn gerade mehr als stark in die nächste Kirche.

Elizabeth

Elizabeths Schultern sanken herab, als ihr Vater den Raum verließ. "Ich hatte nicht erwartet, dass seine Abweisung so schmerzen würde. Ich kann ihn ja verstehen, er hatte etwas Anderes für mich im Sinn. Aber vielleicht wird er sich irgendwann damit abfinden und mir verzeihen."
Sie drehte sich um und trat zu Roger, um sich an ihn zu schmiegen. Das war so schwer für sie, schließlich war es ihr Vater, dem sie erklären musste, was sie getan hatte.
"Meinst du, es gibt Hoffnung? Oder habe ich es vermasselt?" Wie hatte sie ihm nur sagen können, er sei Schuld? Auch wenn es vielleicht die Wahrheit war...

Roger

Roger beobachtete wie der Earl den Raum verließ und entspannte sich maßgeblich als die Tür wieder ins Schloss fiel. Er war erleichtert, dass sie diese Auseinandersetzung überstanden hatten und ein dunkler Teil in ihm, den er lieber nicht an die Oberfläche kommen lassen wollte, triumphierte sogar ein wenig, da er diese Auseinandersetzung gewonnen hatte, Lizzy hatte sich für ihn entschieden, nicht für ihren Vater.
Er schloss sie in seine Arme als Elizabeth zu ihm kam und küsste sie auf die Stirn. "Gib ihm Zeit, um ein wenig zu toben und sich die Wunden zu lecken. Dann wird er schon zur Vernunft kommen und dir verzeihen." beruhigte Roger sie leise.

Elizabeth

Elizabeth schloss die Augen und lehnte den Kopf an Rogers Brust. "Ich hoffe, du behältst recht. Aber ich habe ihn sehr verletzt mit dieser Entscheidung und meine Mutter auch. Ich hatte immer eine gute Familie, eine glückliche Kindheit. Ich komme mir schäbig vor sie zu verraten, verstehst du? Aber ich will bei dir sein, egal, was sie sagen."
Sie liebte Roger so sehr und sie hatte zu lange auf ihn gewartet, als dass sie ihn jetzt noch gehen lassen würde. Oder dass sie gehen würde. Es ging einfach nicht.
"Ich hoffe, ich werde ihn wieder sehen..."

 

William hatte wie versprochen Elizabeths Brief am nächsten Morgen von ihr entgegen genommen, um ihn Joanna zu bringen. Ansonsten war der Abschied von seiner Tochter jedoch äußerst knapp ausgefallen, zu tief saß der Schmerz, den ihre Worte und Taten ihm zugefügt hatten als dass er einfach so hätte tun können als wäre nicht geschehen.
Während der Reise zurück nach Truro hatte William kaum ein Wort gesprochen, wenngleich Geoffrey immer wieder versucht hatte ein Gespräch zu beginnen, doch ohne viel Erfolg.
Jetzt zügelte William sein Pferd und stieg ab, noch immer mit schwerem Herzen angesichts der Tatsache, dass er ohne Elizabeth nach Truro zurück gekommen war. Er rechnete damit, dass Joanna ihn noch hier unten in Empfang nehmen würde, sicher hatte sie schon die ganze Zeit über ungeduldig gewartet seit er einen Reiter vorausgeschickt hatte, der ihre Ankunft angekündigt hatte.

 

Joanna hatte bereits sorgenvoll auf ihren Mann gewartet, Auf ihren Mann und ihre Tochter, die sie so sehr vermisste. Sie machte sich immer noch Sorgen, ob Lizzy etwas passiert war. Das Kind war ihr einfach am Ähnlichsten von seinen Geschwistern.
Sie trat zu William hin, als dieser vom Pferd stieg und gab ihm einen flüchtigen Kuss. "Gut, dass ihr zurück seid. Aber..." Sie schaute sich noch einmal suchend um.
"Wo ist Elizabeth? Wo ist unsere Tochter? Ist ihr doch etwas zugestoßen? Nun rede schon...", wollte sie ein wenig ängstlich wissen. Sie hatte kein gutes Gefühl.

 

William griff nach Joannas Hand und drückte sie leicht als sie ihm einen Kuss gab. Dann schüttelte er den Kopf. "Ihr ist nichts zugestoßen." erwiderte er und griff unter seinen Mantel, um den Brief hervor zu holen, den er von Elizabeth bekommen hatte. "Hier, der ist für dich. Sie wollte dir darin alles erklären." fuhr William fort und gab die Zügel seines Pferdes an seinen Knappen weiter. "Sie hat sich entschieden in Norfolk zu bleiben."
William trat an Joanna vorbei und sah sie noch einmal kurz an. "Komm mit rein, dort kannst du in Ruhe lesen und ich dir den Rest erzählen." schlug William müde vor.

 

Joanna war überrascht, als William einen Brief an sie aus seinem mantel zauberte. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Und es erklärte nicht, wo ihre Tochter war. "Alles erklären? Was denn? Ich verstehe das nicht..." Ihre Augen weiteten sich leicht. "Oh...sie will...dort bleiben? Aber warum? Bei uns hat sie doch alles, sie kann doch nicht dort bleiben. Der Kerl ist verheiratet!"
Sie schüttelte ungläubig den Kopf, nickte dann aber und setzte sich in Bewegung, um mit ihm nach drinnen zu gehen. Sie wollte alles wissen und vor allem Lizzys Brief lesen, in der Hoffnung, sie dann besser verstehen zu können.
"Das kann einfach nicht sein."

 

William maß Joanna mit einem langen Blick und seufzte dann. "Sag das nicht mir, lieber Elizabeth. Aber selbst dafür ist es mittlerweile ohnehin zu spät." bemerkte er verdrossen und schwieg dann bis sie beide ihr Gemach erreicht hatten.
"Ließ am besten erst ihren Brief, danach erzähle ich dir was du noch wissen willst. Aber glaub mir, erbaulich wird es nicht sein." erklärte William mit finsterer Miene und legte seinen Mantel ab, um dann auch die restliche Kleidung zu wechseln, die vom Staub der Reise behaftet war und dringend eine Wäsche benötigten ... genauso wie er ein Bad. Aber das würde noch warten müssen bis er mit Joanna gesprochen hatte, deshalb zog er sich nun erst einmal eine neue Hose und ein Hemd über und setzte sich an den Tisch, um sich etwas Wein zu gönnen bis Joanna mit ihrer Lektüre fertig war.

 

Joanna seufzte. Zu spät? Das klang wirklich nicht gut. Sie setzte sich auf einen Sessel und öffnete den Brief ihrer Tochter. Sie brauchte lange und schloss schließlich die Augen. "Mein armes Kind..."Warum hatte sie sich nur ausgerechnet in Roger verlieben müssen?
"Warum musste Henry sich ausgerechnet ihn für seine Geliebte aussuchen? Vielleicht waren wir auch wirklich zu streng mit den Beiden. Sie tut mir so leid..."
Sie wusste schließlich genau, wie sich das anfühlte. Aber ihre Tochter war in diesem Punkt mutiger - oder unvernünftiger- gewesen als sie selbst.
"Heißt das, wir sehen sie nicht wieder?"

 

William sah von seinem Weinbecher auf - den er in der kurzen Zeit bereits zum zweiten Mal hatte füllen müssen - und sah Joanna an. "Wunderbar." grollte er leise, ehe er das Wort direkt an sie richtete. "Wollen wir die Diskussion über die strenge unseres Urteils abkürzen?" schlug er dann vor. "Ja, ich habe unsere Tochter zur Hure gemacht, das hat sie mir deutlich erklärt." Er stürzte den Rest des Weines hinunter und schloss die Augen.
Eine gute Frage ... William sah Joanna wieder an und zuckte mit den Schultern. "Das kommt darauf an." entgegnete er. "Ich glaube nicht, dass sie so schnell wieder her kommen wird, aber dir steht es natürlich frei sie zu besuchen. Ich für meinen Teil habe allerdings fürs Erste genug mit ihr gestritten."

 

Joanna schüttelte leicht den Kopf. "Es ist nicht deine Schuld. Wir sind Beide schuld, wenn es so ist. Aber es hat ohnehin keinen Sinn darüber zu streiten, es ist zu spät. Aber William...sie ist keine Hure. Sie liebt ihn."
Immer wenn er dieses Wort in den Mund nahm, fühlte sie sich selbst angegriffen. Sie war auch seine Geliebte gewesen, war sie deswegen eine Hure? Es gab doch auch für Lizzy nur einen Mann. "Du hast sie nicht dazu gemacht. Sie hat eine Entscheidung getroffen. Ich wäre nicht so mutig gewesen." Sie seufzte schwer und sah ihn traurig an.
"Meinst du nicht, du kannst ihr irgendwann verzeihen?" Sie würde ihre Tochter gerne einmal besuchen. "Vielleicht treffen wir uns am Hof einmal..."

 

William seufzte leise und goss sich den Becher erneut voll. "Dann nenn sie halt seine Mätresse. Aber glaub mir, in den Augen anderer wird sie nichts weiter als eine Hure sein, so schwer dieser Gedanke auch ist." erwiderte er dann. "Und dass sie ihn liebt, ändert auch nichts an der Tatsache, dass er verheiratet ist und sie sich ihm trotzdem hingibt. Sie schenkt diesem verdammten Hund ihre Jungfräulichkeit und es wird vermutlich nicht lange dauern bis er ihr sogar einen Bastard beschert. Und was, wenn ihm plötzlich auffällt, dass er sie doch nicht mehr liebt?" knurrte William verächtlich.
William strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und lachte trocken auf. "Oh, das sieht Elizabeth allerdings gänzlich anders. Immerhin habe ich sie zu diesem Schritt gezwungen in dem ich Unmögliches von ihr verlangt habe ... ein wenig zu warten."
William lehnte sich ein wenig zurück und hob die Schultern. "Irgendwann möglicherweise. Ich wäre im Moment gerne bis an mein Lebensende wütend auf sie, aber vermutlich fällt ihr irgendwann etwas ein, um mein Herz doch noch zu erweichen." erwiderte William und trank einen großen Schluck Wein.

 

Joanna verschränkte die Arme. "Für mich ist eine Hure nur eine Frau, die mit vielen verschiedenen Männern das Bett teilt. Aber das tut sie nicht. Sie will nur ihn...ich kann das verstehen. Wäre ich geblieben damals, wäre es mir genauso gegangen."
Sie legte den Kopf zur Seite. "Es ist ihre Entscheidung. Wenn sie ihm vertraut, kannst du es ohnehin nicht ändern. Du kannst sie nicht zwingen. Wir müssen abwarten, was passiert. Du weißt, dass Jane auch glücklich mit Henry war. Wer weiß, wohin sich diese Sache noch entwickelt. Und natürlich gibt sie dir die Schuld. Sie hatte sich mehr erhofft... Sie meint es nicht so, irgendwann wird sie sich entschuldigen."
Joanna stand auf und trat zu William hin, legte die Hand auf seine Schulter. "Sie ist deine Tochter. Natürlich wirst du irgendwann aufhören ihr zu grollen."

 

William machte eine abwehrende Handbewegung, darüber wollte er nun wirklich nicht diskutieren und am Ende noch einen Streit mit Joanna vom Zaun brechen.
William rieb sich über die Schläfe. "Richtig, ich kann es weder ändern, noch kann ich sie zwingen, aber das bedeutet nicht, dass ich es auch billigen muss." erklärte er dann. Es würde ihm schwer fallen Elizabeths Entscheidung zu akzeptieren, das stand fest. "Glaub mir, sie meinte es so." brummte er und leerte seinen Weinbecher auf ein Neues.
Er sah Joanna an als sie ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Ja, vermutlich werde ich das. Aber nicht jetzt."

 

"Das verlangt auch niemand von dir. Unsere Kinder gehen ihre eigenen Wege, schau dir nur Robert an. Oder James....das wolltest du auch nicht. Sie muss ihre Erfahrungen machen. Wir werden sehen, was daraus wird."
Joanna lächelte leicht und küsste ihn auf die Wange. "Ich kenne Lizzy...sie meinte es nicht so. Gib ihr Zeit...und dir auch."
Sie erwiderte seinen Blick. "Es wird sich schon alles finden. Soll ich dir ein Bad herrichten lassen, Liebster?"

 

William atmete geräuschvoll aus. "Das war bei beiden aber auch ein wenig anders ..." bemerkte William. "Robert hat vollkommen irrsinnig geheiratet, aber wenigstens hat er geheiratet. Und James ... ich bin stolz auf das, was James macht. Damals habe ich das nur noch nicht ganz begreifen können, da meine Abneigung gegen kirchliche Dinge einfach noch zu groß war. Elizabeth hingegen ..." William schüttelte den Kopf. Es war ihm einfach unbegreiflich.
Erst die Aussicht auf ein Bad heiterte William ein wenig auf und er lächelte das erste Mal seit Tagen wieder ein wenig. "Das klingt nach einer guten Idee." bemerkte er und legte einen Arm um Joannas Taille, zog sie zu sich hinunter, so dass er ihr einen Kuss geben konnte. "Aber was hältst du davon, wenn du ein Bad für uns Beide vorbereiten lässt?" murmelte William leise.