William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Jonathan

Jonathan strahlte seinen großen Bruder an, als der ihm sein Spielzeug zurückbrachte und umarmte ihn fest, sobald er wieder auf die Füße gekommen war. "Du aua?", fragte er besorgt, als er die blutende Nase seines Bruders entdeckte.
Stephan grinste. "Gut gemacht, Bruderherz. Dem hast du es gegeben." Jonathan griff nach Wills Hand und gemeinsam gingen sie zurück in die kleine Burg.
Auf der ersten Treppe drinnen begegnete ihnen allerdings, wie das Pech es so wollte, gleich ihre Mutter, die erst eine missbilligende Miene aufgesetzt hatte, aber schließlich erschrak, als sie den Zustand ihres Sohnes sah.
"Meine Güte, William, was hast du denn getrieben? Du blutest ja!"

Will

Will schüttelte den Kopf. "Geht schon, Kleiner. Ich hab mir nur die Nase ein wenig angeschlagen." erklärte er und grinste dann bei Stephans Worten zufrieden. Er nahm Jonathan an der Hand, damit sie nach drinnen gehen konnten, aber dort liefen sie natürlich prompt ihrer Mutter in die Arme.
Will fuhr sich mit dem Handrücken noch einmal unter der Nase entlang und begutachtete das Blut darauf mit interessiertem Blick, so als würde es ihm jetzt erst auffallen. Dann zuckte er mit den Schultern. "Ich hab nur Jonathan sein Pferdchen zurück geholt." erklärte er dann, grinste und fuhr seinem Bruder durch die Haare. "Nicht wahr?"
Jonathan nickte eifrig. "Will gantz mutig!" verkündete er stolz und zeigte seiner Mutter das Spielzeugpferdchen. "Guck, da! Pferdchen wider da!"

"Ach, tatsächlich?", erwiderte Beatrice trocken. Aber sie musste ein Lächeln unterdrücken, denn sie war überglücklich, dass ihre Söhne so gut zusammen hielten. Gerade wegen Jonathan, der in bisschen Hilfe gut brauchen konnte.
"Ja, gut, dass es wieder da ist, mein Schatz. Und wenn dein Bruder so mutig war, hast du sicher auch schon Danke gesagt, nicht wahr?" Jonathan nickte eifrig und Beatrice seufzte. "Also gut. Stephan, sei so gut und bring Jonathan zu eurem Vater. Wenn du ihn nicht findest, dann zum Kindermädchen. Aber glaub ja nicht, ich hätte vergessen, dass ihr ausgerissen seid, ihr Lausebengel. William, du kommst mit mir. So wie du aussiehst, würde ich dich am Besten in die Pferdetränke stecken. Aber jetzt lass uns erst einmal nach deiner Nase sehen und dann erzählst du mir alles."
Manchmal fragte sie sich, warum sie so eine Rasselbande in die Welt gesetzt hatte. Man hatte immer mehr Arbeit, als man eigentlich schaffen konnte, aber sie liebte ihre Kinder über alles.

Will

Will reckte ein wenig trotzig das Kinn vor und nickte dann. "Tatsächlich." bestätigte er nüchtern und erwiderte gelassen den Blick seiner Mutter. Er stand dazu, was er getan hatte und sollte seine Mutter auf die Idee kommen ihn wegen der Prügelei zu schelten, dann war das nicht zu ändern. Dennoch würde er es jeder Zeit wieder tun.
Als Stephan nickte und Jonathan an die Hand nahm, um ihn wegzubringen, grinste Will. "In die Pferdetränke komme ich schon allein, da brauchst du mich nicht rein stecken." erwiderte Will, folgte dann aber seiner Mutter, wie aufgetragen. "Mit der Nase ist alles in Ordnung, sie blutet auch fast gar nicht mehr." versuchte er sie zu beschwichtigen, nervte es ihn doch jedes Mal fürchterlich, wenn sie ihn wie eine Henne bemutterte.

Beatrice amüsierte sich immer wieder über ihren Sohn. Er war seinem Vater so wahnsinnig ähnlich...Genauso stur, genauso ein Wildfang. Richard wäre als Kind ebenso gewesen, wenn man ihn gelassen hätte.
Sie schloss die Tür hinter ihrem Sohn und bedeutete ihm sich hinzusetzen. Dann tauchte sie ein Tuch in das kalte Wasser auf dem Schränkchen neben der Tür, wrang es aus und gab es ihrem Sohn. "Da...wasch dir das Blut ab und kühl die Nase ein bisschen, dass sie nicht so anschwillt." Sie setzte sich ihm gegenüber und musterte ihn kurz.
"Und jetzt erzähl mir, was passiert ist."

Will

Will ließ sich mit leisem Seufzen auf dem Stuhl nieder und nahm dann das nasse Tuch entgegen. Er wischte sich erst vorsichtig das Gesicht ab und befühlte dann kurz seine Nase, ehe er seine Mutter wieder ansah.
"Es war nicht meine Schuld!" begann er seine Erzählung gleich mit einer Verteidigung seiner Beweggründe. "Ich wollte Jonathan nur sein Spielzeug wieder bringen. So ein dummer Kerl hat es ihm weggenommen und ihn geärgert." berichtete Will und faltete das Tuch ein wenig zusammen, um es sich dann auf die Nase zu halten. "Er ist über Jonathan hergezogen und meinte, ein Krüppel bräuchte kein solches Spielzeug und wollte es nicht mehr hergeben ... da musste ich es halt holen gehen." fuhr William fort und allein bei der Erinnerung bebte seine Stimme bereits vor Zorn.

Beatrice nickte langsam. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal in so einer Situation sagen würde, aber ich bin stolz auf dich, Will. Du weißt genau, dass du dich nicht prügeln sollst, aber immerhin hast du deinen kleinen Bruder damit verteidigt, also werde ich darüber hinweg sehen. Jonathan braucht unsere Unterstützung mehr als deine anderen kleinen Geschwister in solchen Situationen. Weil er ein bisschen anders ist, wird ihm viel mehr Spott und Häme zuteil werden als euch. Dabei ist er noch so klein und kann sich nicht wehren. Ich bin froh, dass ihr euch so gut um ihn kümmert. Aber es ist nicht richtig, einfach wegzulaufen. Sagt wenigstens Bescheid, damit jemand weiß, wo ihr seid. Was wäre gewesen, wenn etwas Schlimmeres passiert wäre?"

Will

Will seufzte. "Ja, ich weiß. Aber es ging nicht anders." erklärte er dann und legte die Stirn in Falten. "Aber warum eigentlich? Warum ziehen die Leute über ihn her, Mama? Ich meine ... mich nervt er auch manchmal, wenn er ständig hinter mir her gelaufen kommt, aber sonst ... ich hab ihn doch lieb." Will verstand einfach nicht, wieso sich die Leute so an Jonathans fehlender Hand hochziehen konnten. "Ihm fehlt eine Hand, na und? Warum sind die Leute so gemein zu ihm? Der Mistkerl vorhin meinte, der Teufel hätte Jonathan verhext." berichtete Will düster. So ein Unfug!
Dann schnitt Will eine Grimasse. "Hätten wir Bescheid gesagt, wäre es aber nur halb so lustig gewesen. Irgendwer hätte dann mitkommen wollen." bekannte der Junge wahrheitsgemäß und machte dann eine abwehrende Handbewegung. "Ich pass schon auf uns auf, uns passiert schon nichts schlimmes."

Beatrice schloss kurz die Augen und lächelte traurig. "Komm her, ja? Ich weiß, dass du schon groß bist, aber tu es trotzdem, ja?" Sie wartete, bis ihr Sohn sich auf ihren Schoß setzte und sie die Arme um ihn legen konnte, auch wenn er es nur widerwillig tat. So groß war er noch nicht.
"Manche Menschen sind so, Will. Sie wollen nur das Perfekte. Und was perfekt ist, bestimmen sie. Wer anders ist, ist nicht perfekt. Aber für uns ist Jonathan das trotzdem. Perfekt, wie er ist. Gott hat ihn so geschaffen und er hat sich dabei etwas gedacht, daran glaube ich ganz fest. Nur nicht alle Leute können so offen denken. Manche sind einfach zu stur. und gegen diese Leute müssen wir deinen Bruder alle zusammen beschützen, bis er es allein kann."
Sie lächelte. "Ja, ich weiß...trotzdem. Bleibt zumindest in der Nähe, ja? Ich mache mir Sorgen."

Will

Will blinzelte verwirrt als seine Mutter ihn darum bat, sich auf ihren Schoß zu setzen. Er zögerte kurz, zuckte dann jedoch kaum merklich mit den Schultern und rutschte vom Stuhl, um zu ihr zu gehen. Langsam ließ Will sich auf ihrem Schoß nieder und drückte dann vorsichtig das Tuch wieder auf seine Nase. Als seine Mutter die Arme um ihn legte, runzelte er erst ein wenig missbilligend die Stirn, gab dann den Widerstand aber auf und lehnte sich schließlich sogar an sie.
"Menschen die so denken, sind einfach nur dumm." verkündete Will und legte den Kopf an die Schulter seiner Mutter. "Solche Mistkerle! Er kann doch nichts dafür, dass ihm eine Hand fehlt." murmelte er verdrossen und nickte dann. "Ich werde immer gut auf ihn aufpassen." versprach Will und seufzte dann. Einen Moment zögerte er, dann gab er schließlich doch nach. "In Ordnung. Wir bleiben in der Nähe." versicherte er dann.

Beatrice war froh, als Will seinen Widerstand aufgab und sie an sie schmiegte. Solche innigen Momente mit ihrem Sohn waren selten geworden, weil er als Ältester meistens stark und schon erwachsen wirken wollte. Aber jetzt sah ihn ja niemand.
"Das sind sie. Aber wir wissen ja, dass es nicht wahr ist. Und solange wir zu ihm halten, werden sie Jonathan nie etwas anhaben können. Er wird viele Dinge schwieriger haben als ihr, aber er wird es trotzdem meistern."
Sie küsste William auf die Stirn. "Dein Vater und ich sind sehr stolz auf dich, mein Großer. Und was glaubst du, warum dein Bruder dich so sehr liebt? Er weiß, dass du für ihn da bist und ihn beschützt." Und seine Zusage beruhigte sie doch ein wenig.
"Danke, Großer."

Will

William lauschte den Worten seiner Mutter und nickte nachdenklich. Dann wurde er mit einem Mal ein klein wenig rot als sie ein solches Lob aussprach und sah sie verlegen an. "Ich tue doch nur, was ein großer Bruder nun einmal so tun muss." erwiderte er ein bisschen unbehaglich.
Dann nahm er sich aber wieder zusammen, zog das nasse Tuch von seiner Nase, reckte sich und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange, ehe er sich an sie kuschelte. "Ich hab dich lieb, Mama." verkündete Will dann.
Jetzt wo sie alleine waren, gönnte er es sich ruhig, ein wenig mit ihr zu kuscheln, besonders da seine Nase doch mehr pochte als er je zugegeben hätte. Da tat es gut von ihr in den Arm genommen zu werden.

Beatrice nickte. "Und ich bin froh, dass du das so siehst." Sie war unglaublich froh mit ihren Kindern. Wie glücklich sie doch mit Richard geworden war, es war die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen. So wie ihre Entscheidung für Jonathan zu kämpfen. Sogar Richard hatte begonnen den Jungen zu lieben.
Sie lächelte zufrieden, als er sie auf die Wange küsste und sich an sie kuschelte.
"Ich dich auch, mein Schatz."
Und Beatrice genoss den innigen Moment sehr. Bald würde er vorbei sein, aber sie wusste, ihr Sohn würde sie immer lieben. Und solange er sich wegen seiner Nase ein wenig trösten ließ, war es gut.

Henry

Henry ließ ein erleichtertes Seufzen hören, dann sank er neben Marguerite in die Kissen und zog sie für einen Kuss an sich. "Ach Liebste." murmelte er leise und ließ die Hand sachte über ihre weiche, warme Haut wandern, spürte ihren beschleunigten Puls, wie erdas Blut durch ihre Adern jagte.
"Vielleicht haben wir ja dieses Mal Glück und es funktioniert." fuhr Henry fort und seine Hand strich nun über Marguerites Bauch. "Einmal haben wir es immerhin schon geschafft ... ein Kind hattest du mir geschenkt, wieso sollte Gott uns noch ein zweites verwehren?" Eins, das auch überlebte.
Es blieb Henry ein Rätsel. Ja, es hatte gedauert bis Marguerite schwanger geworden war, aber es hatte doch funktioniert, wieso also nicht noch ein zweites Mal?

Marguerite

Marguerite schmiegte sich an Henry und ließ sich von ihm küssen, ehe sie die Augen schloss. Sie hatten sich inzwischen aneinander gewöhnt und auch sie konnte mittlerweile ein bisschen Freude an ihren ehelichen Pflichten finden. Henry war sanft zu ihr und bemühte sich jeden Tag um sie. Marguerite vermisste Philippe zwar immer noch, aber es war erträglicher geworden. Sie mochte Henry inzwischen recht gern, denn er hatte sich ihr zuliebe geändert.
Nur das Thema, das er jetzt anschnitt, war ihr zuwider, gerade weil es so heikel war. "Vielleicht. Wenn es Gottes Wille ist. Wir werden es sehen..."
Dabei wusste sie doch ganz genau, dass es nicht funktionieren würde.

Henry

Henry seufzte leise. "Ja, das werden wir wohl." stimmte er zu. "Aber ein wenig optimistischer könnten wir schon sein, oder nicht? Vielleicht fördern wir unser Glück damit ja ein wenig. Immerhin ist nun genug Zeit vergangen." Allmählich wäre es doch nun wirklich wieder soweit.
Zumal Henry noch immer unter Druck stand. Er war immer noch kinderlos, war zwar noch jung und hatte viel Zeit, aber wenn er sich mit Richard verglich ... der glorreiche Richard hatte immerhin schon vier Kinder gezeugt, da würde ihm, dem designierten und gekrönten Nachfolger des Königs doch wohl wenigstens eins als Erbe gegönnt sein!

Marguerite

"Ich weiß nicht. Mein Optimismus ist mir ein bisschen abhanden gekommen. Es hat beim ersten Mal schon so lange gedauert, vielleicht soll es jetzt einfach nicht mehr sein. Wir müssen abwarten. Ich will nicht wieder vergebens hoffen, das stehe ich nicht durch. Immer und immer wieder, alles danach ausrichtend. Nein. Lieber habe ich keine Erwartungen und freue mich umso mehr, wenn es doch passiert. Aber wenn du zuversichtlich bist, fördert es das Glück bestimmt, chéri."
Sie lächelte leicht. Henry hatte so eine gute Seele, wenn er seinen Jähzorn vergaß und einfach nur Ehemann war statt König.

Henry

Henry brummte ein wenig unzufrieden. "Ich weiß, das erste Mal verlief ganz und gar nicht wie erhofft." Er strich ihr zärtlich über die Wange und küsste sie sachte. "Aber endlich unser eigenen Fleisch und Blut auf dem Arm halten ... das wäre doch wirklich schön."
Henry ließ sich zurück sinken und seufzte leise. "Ich werde doch wohl noch einen zweiten Sohn zeugen können ..." murmelte er gedankenverloren.
Wieso sollte das für andere möglich sein, nur nicht für ihn?

Marguerite

Dieses Gespräch zerrte an ihren Nerven, weil sie immer noch ein schlechtes Gewissen hatte. Darum reagierte sie auch untypisch gereizt, als er sie küsste und ihr wieder von einem Kind vorschwärmte. "Könnten wir vielleicht über etwas Anderes reden? Du machst mich nervös mit diesem Gerede, ich bin in diesem Punkt nicht so zuversichtlich wie du."
Sie seufzte leise und war mit den Gedanken schon wieder in der Vergangenheit. "Irgendwann wirst du schon einen Sohn zeugen können...egal, wie lange es dauert."
Es konnte dauern bis an ihr Lebensende oder Gott zeigte irgendwann Einsicht. Sie glaubte nicht daran, das war sicher ihre Strafe. Aber sie musste Henry ja Mut machen, dass er irgendwie wenigstens einen Sohn zeugen würde.

Henry

Henry sah Marguerite ein wenig überrascht an und runzelte dann die Stirn. Das sie das Thema reizte, in Ordnung, aber eine solche Reaktion?
"Ach nein? Und wieso so pessimistisch? Weil es das eine Mal nicht geklappt hat? Weil unser Sohn gestorben ist? Marguerite, das zerrt an mir genauso, wie an dir, aber deshalb dürfen wir die Hoffnung doch erst Recht nicht aufgeben. Es ist doch viel mehr ein Zeichen, dass es überhaupt möglich ist." erwiderte er und strich Marguerite eine Haarsträhne aus der Stirn.
Egal wie lange es dauert ... vielleicht bis sie alt und grau waren und dennoch vergeblich. Aber nein, daran wollte Henry gar nicht denken.

Marguerite

Marguerites Augen wurden schmaler. "Du weißt doch, ich bin immer pessimistisch. Und ich glaube auch nicht daran, dass es ein Zeichen ist. Für dich sowieso nicht. Wer weiß, wann er zurückkehrt..." Und sie begriff nie, wie sie Henry begreiflich machen sollte, dass er zu viel hoffte, weil William nicht sein Sohn gewesen war.
Doch sie fürchtete sich. Sie wagte nicht ihm darüber die Augen zu öffnen und hoffte, er würde es entweder von selbst oder nie bemerken.
"Ich sage, lass uns lieber beten und abwarten, damit kommen wir besser weg."

Henry

Henry setzte sich auf und sah auf seine Gemahlin hinunter. "Was sagst du?" hakte er irritiert nach, dann setzte sein Herzschlag einen Moment lang aus. "Was soll das heißen Für mich sowieso nicht?" Henry spannte sich an und seine Augen verengten sich leicht. "Sag schon, was meinst du damit? Wieso sollte es ausgerechnet für mich kein Zeichen sein? Es liegt doch auf der Hand! Ich habe einmal einen Sohn gezeugt, ich werde es wieder können und dieses Mal wird er stark genug sein. Es dauert halt nur ein wenig."
Beten! Beten tat er ständig und es brachte sie nicht voran, aber Marguerites Worte ... die ließen ihn nicht mehr los. Was zum Teufel sollte das heißen? Was redete sie nur für einen Unfug?

Marguerite

Marguerite wurde blass. Jetzt hatte sie es geschafft, dass er misstrauisch wurde, dabei hatte sie das vermeiden wollen. Und was sollte sie jetzt nur tun?
Doch was, wenn sie ihm die Wahrheit sagen? Wenn das ihre Chance war, reinen Tisch zu machen? Aber sie hatte solche Angst vor seiner Reaktion.
Sie senkte den Blick.
"Weil...weil..." Tränen stiegen in ihre Augen. "Weil ich nicht weiß, ob du Williams Vater warst.", sagte sie leise, kaum hörbar. Sie hatte solche Angst, was er jetzt tun würde. Dabei war gerade alles gut gewesen.

Henry

Auch wenn er es hätte ahnen können, trafen Marguerites Worte Henry völlig unvorbereitet. Er starrte sie schweigend an und wenn gleich sein Unterbewusstsein sofort begriff, was ihre Worte bedeuteten, dauerte es ein wenig bis er diese Erkenntnis wirklich zuließ.
Weil ich nicht weiß, ob du Williams Vater warst.
Sie hatte ihn belogen. Diese Gesichte mit Cornwalls Bastard hatte nicht nach Williams Tod angefangen, weil sie Trost suchte, sondern sie hatte ihn schon vorher betrogen ... lange vorher. Und das schlimmste daran war, dass das Kind, das sie ausgetragen hatte und auf das er sich so sehr gefreut hatte, nicht sein eigenes gewesen war.
Das volle Ausmaß dieser Umstände wurde ihm nur langsam bewusst und sorgte dafür, dass eine leichte Übelkeit in Henry aufstieg. Er biss die Zähne aufeinander und sah mit gequältem Blick auf Marguerite hin.
"War er es?" fragte er schließlich mit vor Bitterkeit heiserer Stimme. Es konnte eigentlich nur dieser Bastard gewesen sein, er glaubte nicht, dass Marguerite ihn mit mehreren betrogen hatte. Andererseits hatte er sich schon einmal stark in ihr getäuscht, insofern war nahezu alles möglich.

Marguerite

Marguerite erwiderte Henrys Blick und erkannte die Verzweiflung und die Verletztheit in dessen Blick. "Es tut mir leid...", sagte sie leise. Es tat ihr wirklich leid, aber sie hatte nicht gelogen. Er selbst hatte den Schluss gezogen, dass sie erst nach Williams Tod mit Philippe geschlafen hatte. Dennoch...Henry so zu sehen war furchtbar, sie mochte ihn ja schließlich doch gern.
Sie ging nicht darauf ein, dass er offenbar in Betracht zog, dass sie noch Andere gehabt haben könnte. "Philippe? Ja...ich weiß nicht, wer von euch Beiden Williams Vater war. Aber es ist vorbei...und niemand wird es je wissen."
Marguerite seufzte schwer und wischte sich eine Träne von der Wange.