William und Joanna ~ 1178

Mary

"Aber warum denn nicht? Früher habt ihr uns auch immer mitgenommen und Will darf auch mit. Im Gegensatz zu ihm, kann ich immerhin auf mich selbst aufpassen. Bitte, Mama, warum soll ich denn hier herum sitzen, wenn ich mit an den Hof kommen könnte?"
Zu ihrer Schwester sagte sie lieber nichts mehr, denn da Mary sich tagein tagaus anhören musste, wie toll doch ihr Verlobter war, war sie der Meinung, dass Bella auch ruhig etwas für sie tun könnte. Da sie aber genau wusste, wie hässlich und missgünstig diese Gedanken waren und sie sich selbst dafür schämte, behielt sie sie lieber für sich.
Dann nickte Mary langsam. "Ich bitte darum." erklärte sie ein wenig zögerlich und sah ihre Mutter unsicher an. Wenn diese ihr nicht half, würde sie doch hier bleiben müssen. Dann machte sich Erleichterung auf ihrem Gesicht breit und sie umarmte ihre Mutter stürmisch. "Danke, Mama! Tausend Dank!" Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte glücklich. Wenn ihre Mutter sich für sie einsetzte, hatte ihr Vater keine Chance mehr, Mary wusste, dass er ihr nichts abschlagen konnte.

"Will ist auch zu klein um hier zu bleiben, wenn ich gehe. Und ich bezweifle wirklich, dass du in jeder Situation auf dich aufpassen kannst, Liebes."
Es war ja nicht so, dass sie ihre Tochter nicht verstehen konnte. Natürlich war es spannender zu verreisen und London zu sehen, aber sie wusste, dass William für seine Ablehnung irgendeinen triftigen Grund haben würde.
Sie lachte leise. "Hey, ich habe nicht gesagt, dass du mit darfst. Ich werde nur mit ihm reden, versprechen kann ich nichts. Also sei nicht zu enttäuscht, wenn es nicht funktionieren sollte."

Mary

"Vielleicht nicht in jeder, aber zumindest laufe ich nicht wie Will Gefahr aus meinem Bett zu fallen." bemerkte Mary amüsiert.
Dann fiel sie in das Lachen ihrer Mutter ein und gab dieser noch einen Kuss. "Ich weiß, aber wenn du mit ihm redest, stehen meine Chancen gut. Dir kann er so gut wie nie etwas abschlagen." stellte Mary fest. "Und es würde mir wirklich viel bedeuten, besonders jetzt." Jeder der alt genug war, hatte irgendjemanden ... zumindest kam es Mary so vor. "Ich meine, wie soll mich hier denn jemals irgendjemand finden? Truro liegt am entferntesten Ende Englands, das man sich vorstellen kann, hier kommt nie jemand zufällig her ... und ich habe auch keinen Verehrer seit meiner Kindheit wie Bella. Wenn ich ewig hier bleiben muss, ende ich noch als alte Jungfer." Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Bella im Frühjahr heiraten würde. Allein der Gedanke daran verursachte in Mary solche Traurigkeit, dass es schon weh tat.

Joanna lächelte. "Nun, das ist natürlich richtig. Aber er wächst fleißig, bald geht es ihm auch nicht mehr so." Ihr Jüngster sollte allerdings, wenn es nach ihr ginge, am Liebsten für immer so klein bleiben. "So, meinst du das? Dein Vater kann mir oft genug Dinge abschlagen. Aber vielleicht hast du in dieser Sache tatsächlich Glück. Ich werde ihn in jedem Fall fragen, was er dagegen einzuwenden hat. Und vielleicht kann ich ihn umstimmen."
Sie seufzte und strich ihrer Tochter durch die roten Flechten. "Ach Mary, du hast nun wirklich keine Eile damit einen Mann zu finden, du bist noch so jung. Irgendwann begegnet dir der Richtige. Und dein Vater würde dir sicherlich auch einen netten Mann suchen, wenn du alt genug bist."

Mary

"Aber nicht, wenn du etwas wirklich willst. Ich bin sicher, dass du ihn umstimmen kannst." erwiderte Mary überzeugt.
Sie schwieg einen Moment und sah auf ihren Schoß hinab, dann hob sie den Blick wieder. "Aber ich bin doch alt genug, Mama! Ich bin seit zwei Jahren heiratsfähig und Bella durfte sich nun auch schon verloben. Ich hab ja nicht einmal die Gelegenheit mir einen Mann anzusehen. Alles was hier herum läuft sind entweder alte Ritter von Vater oder Bauern ... ich kann doch keinen Bauern heiraten." Mary seufzte leise. Hoffentlich begegnete der Richtige von dem ihre Mutter sprach ihr möglichst schnell.
"Und wenn Bella im Frühjahr heiratet, bin ich ganz alleine hier." gestand sie dann schließlich die größter ihrer Ängste.

Joanna lächelte. "Schön, dass du eine so hohe Meinung von meiner Überzeugungskraft hast. Ich werde mich bemühen." Sie lauschte ihrer Tochter nachdenklich und nickte langsam. Sie konnte Marys Bedenken ja verstehen.
"Ich weiß, ich weiß...aber glaub mir, mit zwölf oder dreizehn ist man viel zu sehr noch Kind, um mit so etwas gut zurecht zu kommen. Ich weiß, wovon ich rede, glaub mir. Isabella darf auch erst mit fünfzehn heiraten, eine Verlobung ist etwas Anderes. Ich rede mit deinem Vater und dann sehen wir weiter. Aber er kennt auch viele gute Männer, er hätte sicherlich den ein oder anderen Vorschlag für dich, denkst du nicht? Außerdem bist du doch gar nicht alleine....Denk mal nach. Ich bin hier, deine Geschwister. Und Cathie ist auch noch da und gedenkt nicht zu heiraten in nächster Zeit."

Mary

"Natürlich habe ich die, wenn jemand Vater umstimmen kann, dann du." Sie hauchte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und lächelte gewinnend.
Dann hörte sie aufmerksam zu und seufzte leise. "Ich will nicht gleich heiraten oder mich verloben, mir würde es ja schon einmal reichen, wenn ich wüsste, dass es jemanden gibt, der Interesse hat. Von sich aus und nicht, weil Vater ihn danach fragt." Immerhin war sie doch auch alles andere als hässlich, es musste doch einen Mann geben, der das erkannte.
"So meinte ich das ja auch nicht." schränkte Mary zögernd ein. "Es ist mehr, dass ich ... Bella war immer da, mein ganzes Leben lang und wir haben immer alles zusammen gemacht und jetzt, jetzt verlässt sie mich im Frühjahr." erklärte Mary und klang dabei tatsächlich annähernd so elend, wie sie sich fühlte.

Joanna strich ihrer Tochter sanft über die Wange. "Ich kann dich verstehen, Mary. Aber glaub mir, du solltest nicht heiraten, weil du unbedingt heiraten willst. Du solltest heiraten, weil du verliebt bist. Sonst wirst du nur unglücklich. Glaub mir, irgendwann wird jemand erkennen, was für ein hübsches Mädchen du doch bist. Dann kann dein Vater sich vor Anfragen sicher nicht mehr retten. Vielleicht will er dich deshalb nicht mitnehmen."
Sie zwinkerte Mary zu.
"Ich weiß, ihr seid eben Zwillinge und das ist sicher nicht leicht in einer solchen Situation. Aber Bella vergisst dich deshalb doch nicht. Sie liebt dich ganz genauso weiter und ihr könnt euch sicher oft besuchen. Wer weiß, wenn du einen Mann bekommst, der dem jungen Henry dient. seht ihr euch vielleicht weiterhin jeden Tag. Trotzdem...überstürze nichts. Du solltest dich für Bella freuen, denn sie wird sehr glücklich sein, Liebes. Sie wird dich schrecklich vermissen, aber William Marshal wird gut für sie sorgen."

Mary

Marys Miene verfinsterte sich ein wenig. "Ich traue ihm zu, dass er mich wirklich aus genau dem Grund nicht mitnehmen will." bemerkte sie düster. "Weil er nicht will, dass irgendein Mann auf mich aufmerksam wird. Aber er kann mich doch nicht die ganze Zeit vor der Welt verstecken! Am Ende lande ich sonst wirklich noch bei einem Bauern."
Mary seufzte leise. "Ich freue mich ja auch für sie, wirklich. Aber sie hat dann ihren Mann und einen Haushalt zu führen und alle möglichen neuen Dinge zu erleben und ich ... ich bin weiter hier, nur dass Bella mit einmal mal fehlt." murmelte Mary. Sie hatte wirklich Angst davor, dass sie das verrückt werden ließ, wenn ihre Schwester mit einem Mal nicht mehr bei ihr war.

"Möglich. Aber du weißt, dass er es nur tut, weil er dich liebt. Dein Vater ist eben ein wenig eifersüchtig, was seine Töchter angeht. Es fällt ihm schwer loszulassen, verstehst du? Also sei ihm nicht gram deswegen, er meint es nur gut. Und keine Sorge, dein Vater will am wenigsten, dass du einen Bauern heiratest. Aber selbst wenn...solange du ihn nur liebst, ist es mir egal, wen du heiratest. Solange du dich an gewisse Regeln hältst, nicht so wie deine Schwester."
Jonna lächelte ihre Tochter sanft an.
"Ja, ich weiß, was du meinst. Aber wenn sie dir zu schlimm fehlt, komm einfach zu mir. Wir schaffen das schon zusammen, Liebes."

Mary

Mary atmete geräuschvoll aus. "Ja, ich weiß. Aber er übertreibt es gerne etwas zu sehr für meinen Geschmack." erwiderte sie dann. Sie bedachte ihre Mutter mit einem vorwurfsvollen Blick. "Mama! Du weißt, dass ich sowas nie tun würde." tadelte sie, lehnte sich aber gleichzeitig an ihre Mutter, um ihre Nähe zu suchen.
"In Ordnung." willigte Mary ein und lächelte leicht. "Aber ich warne dich vor, es kann sein, dass du mich dann erst einmal sehr häufig hier haben wirst."

Joanna hatte Wort gehalten und sich auf die Suche nach ihrem Mann gemacht, nachdem Mary gegangen war. Sie fand ihn in seinem Arbeitszimmer und betrat es ohne anzuklopfen. Filou und sein Sohn dösten einträchtig unter Williams Schreibtisch und wärmten ihm die Füße. Bei diesem Bild musste Joanna lächeln. Sie ging zu ihrem Mann hinüber und lehnte sich neben ihm an den Schreibtisch.
"Und, viel zu tun?"; fragte sie leise. "Mary war gerade bei mir und hat mich gefragt, ob ich sie mitnehme nach London.", erklärte sie dann.
Schlau war ihre Tochter, das musste man ihr lassen. Sie wusste ganz genau, dass sie über ihre Mutter vielleicht eher zum Ziel kam.

Als die Tür geöffnet wurde ohne das jemand geklopft hatte, wusste William wer eintreten würde und so beendete er noch den letzten Satz seines Briefes, ehe er aufsah und seiner Frau ein Lächeln schenkte. "Eigentlich gar nicht so viel. Aber da ich zwei hervorragende Fußwärmer habe, hält es mich noch ein wenig länger hier an meinem Schreibtisch." erwiderte er grinsend, legte Joanna eine Hand an die Wange und gab ihr einen Kuss zur Begrüßung.
Dann lehnte William sich zurück und seufzte leise. "Wieso wusste ich, dass du deswegen kommst?" Er schüttelte langsam den Kopf. "Und hat sie dir auch erzählt, dass ich bereits nein gesagt habe? Ja, vermutlich hat sie das und nun schickt sie dich, um mich zu überzeugen, habe ich Recht?"

Joanna lachte leise. "Ich sehe es. Die Beiden scheinen ihren Platz auch noch nicht aufgeben zu wollen. Nun ja, ein wenig sei es ihnen noch gestattet. Und dir auch."
Sie gab ihm einen Kuss, dann wurde ihre Miene ein wenig ernster. "Das hat sie, nachdem ich nachgefragt habe. Ich dachte mir so etwas schon. Sie möchte, dass ich dich überzeuge und sie ist der festen Auffassung, dass ich das auch schaffe. Ich habe ihr allerdings keine Zusage gemacht. Ich dachte mir, ich frage dich lieber zuerst danach, warum du sie nicht mitnehmen möchtest. Was für Gründe hast du dafür? Denn dass du sie hast, ist mir klar."
Sie hoffte, dass Mary zumindest nicht allzu enttäuscht sein würde.

Williams Blick glitt kurz zu den beiden Hunden hinab, dann grinste er. "Natürlich nicht. Immerhin habe ich vorhin mein Mittag mit ihnen geteilt, nach solch einer Spende sind sie immer sehr geneigt einfach bei mir liegen zu bleiben." bemerkte er lachend.
Allerdings sorgte das Thema Mary schnell dafür, dass William wieder ernst wurde. "Ich habe meine Gründe, ja. Und der wichtigste davon heißt Elizabeth." entgegnete William. "Ich weiß, was jetzt in Marys Kopf vorgeht, am liebsten hätte sie schon gestern ihren Zukünftigen kennengelernt und ich muss offen sagen, dass ich sehr gut darauf verzichten kann, dass sie sich nun am Hofe gleich dem nächsten an den Hals wirft, der ihr schöne Augen macht. Und darüber hinaus, was soll sie denn auch in London? Isabella wird sicher hier bleiben und auch sonst bist du die einzige die mich begleitet, abgesehen von unserem kleinen Will. Wenn Mary sich dort langweilt, ist es doch vorprogrammiert, dass sie irgendetwas anstellt und den Ärger möchte ich mir wirklich ersparen. Zumal wir ja ohnehin nicht sehr lange in London bleiben werden."

Joanna lachte. "Wie großzügig von dir. Darüber haben sie sich natürlich sehr gefreut, die zwei Wachhunde. Sie hoffen vermutlich, dass noch etwas für sie abfällt. Dabei ist es ein Wunder, dass Filou es noch kauen kann." Schließlich kam der Rüde nun langsam wirklich in die Jahre.
"Ja, das dachte ich mir. Mary hat mir mir darüber gesprochen. Sie würde auf keinen Fall eine solche Dummheit begehen wie Lizzy. Und sie findet den Gedanken einen Bauern heiraten zu müssen schrecklich. Sie fühlt sich einfach ein bisschen vergessen, weil Isabella heiraten wird und niemand sich für sie interessiert. Ich denke, wir sollten ihr vielleicht Gelegenheit geben ein wenig von der Welt zu sehen. Das wird sie ablenken. Und wenn Marshal bald abreist, wird es Isabella auch trösten, wenn wir sie mitnehmen würden. Gerade weil wir nicht lange bleiben, gäbe es für sie auch keine Möglichkeit viel Unsinn anzustellen.
Ich fürchte, bis zu einem gewissen Punkt hat sie recht. Wir sollten sie zumindest einmal mitnehmen, damit deine Freunde bei Hof sie zu Gesicht bekommen. Vielleicht mag sie ja einen davon und derjenige trägt sich mit Heiratsabsichten. Mary...Mary fürchtet sich davor allein zurück zu bleiben, weil ihre Schwestern alle von Zuhause fortgehen."

"Vermutlich, aber da werden ihre Hoffnungen enttäuscht. Essen gibt es erst heute Abend wieder. Aber momentan scheinen sie so auch ganz zufrieden, besonders unser alter Herr." William beugte sich kurz hinunter, um Filou hinter dem Ohr zu kraulen. Dieser zuckte nur kurz mit der Nase und machte damit sein Wohlgefallen deutlich, bemühte sich jedoch nicht dazu die Augen aufzumachen, sondern döste einfach zufrieden weiter.
William seufzte leise. "Natürlich sagt sie, dass sie das nicht tun würde. Bevor Elizabeth diesen verfluchten Hurensohn getroffen hat, hätte sie dir vermutlich das gleiche erzählt." erwiderte William ein wenig abweisend und lehnte sich dann zurück, um nachzudenken.
"Warum tun sie denn alle so, als wären sie schon steinalt? Können die Mädchen sich nicht einfach noch ein klein wenig gedulden?" Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf. "Es ist mir unbegreiflich. Eigentlich müsste ich jetzt erst Recht ablehnen, aber unsere Tochter ist einfach zu gerissen, sie wusste genau, dass ihr Plan aufgehen würde."

"Das stimmt sicherlich. Aber du weißt selbst, dass Elizabeth einen ganz anderen Charakter hat als Mary. Elizabeth war schon immer viel impulsiver...rebellischer. Mary nicht. Sie ist zwar in vielen Dingen wie ich, aber sie weiß was sich gehört und sie schien mir ernsthaft schockiert, als ich sie gebeten habe, doch einen solchen Weg nicht zu gehen."
Joanna lachte leise auf. "Du kannst das vermutlich nicht verstehen, William, weil du ein Mann bist. Aber eine Frau hat nur eine bestimmte Zeit, danach ist es mit der Fruchtbarkeit vorbei. Das ist für euch anders. Ich weiß, Mary ist recht früh dran, aber sie sieht eben, dass alle um sie herum Männer finden und sie will nicht als Einzige übrig bleiben. Außerdem denkt sie sicher, dass es für sie Zeit wird, wegen Isabella. Mary ist die Ältere...auch wenn es nur eine halbe Stunde ist."
Sie strich ihrem Mann sanft durch das Haar. "Ja, das müsstest du eigentlich. Aber irgendwie tut sie dir auch leid. Mary ist ein kluges Mädchen, sie weiß durchaus, wie sie ihre Ziele erreicht. Das muss nicht schlecht sein."

William nickte langsam. "Ja, bei den Zwillingen scheinen wir endlich einmal nicht versagt zu haben in der Erziehung." bemerkte William ein wenig spöttisch, dann hob er leicht die Schultern. "In der Tat, es ist mir ein Rätsel. Aber wenn du sagst, dass es so ist ..."
Er schloss die Augen als Joanna durch seine Haare strich, dann rückte William ein klein wenig vom Tisch ab und zog Joanna auf seinen Schoß. "Verflucht seist du, Weib." knurrte er leise und gab ihr einen Kuss. "Du und deine Hexenkräfte ... in Ordnung, wir nehmen sie mit. Aber wehe, wenn irgendetwas schief geht. Ich will einfach nur eine kurze entspannte Reise nach London machen und mich nicht über meine Kinder ärgern."

"Es scheint mir auch so. Wobei uns die Anderen auch gut gelungen sind. Gut, Robert hat unvernünftig geheiratet und Beatrice hat sich einfach genommen, was sie wollte. Aber bis auf Lizzy hat noch keines unserer Kinder eine Dummheit gemacht, die man nicht wieder bereinigen könnte. Oder?"
Joanna grinste amüsiert und strich über seinen Nacken, als sie sich auf seinem Schoß wieder fand. "Hexenkräfte? Wie reizend..." Mary hatte recht behalten. Wenn sie ihn wirklich überzeugen wollte gelang ihr das bei ihrem Mann auch meistens. Sie kannte ihn schließlich lange genug.
"Keine Sorge, ich glaube nicht, dass du das musst. Außerdem ist Isabella vermutlich auch dabei und sie ist eindeutig die Vernünftigere von Beiden."

William schnitt eine Grimasse. "Du hast deinen Sohn vergessen. Noch ist nicht aller Tage Abend, ich gehe jede Wette ein, dass Edward uns noch einmal eine Menge Ärger beschert." erwiderte William dann und nickte schließlich. "Hexenkräfte. Anders kann ich mir nicht erklären, was du immer mit mir anstellst."
William strich Joanna über die Wange. "Ich hoffe du behältst Recht. Ich will doch nur, dass es unseren Kindern gut geht. Aber manchmal machen sie es mir wahrlich nicht leicht."
Wenigstens hatte Isabella ihm keine Sorgen bereitet. Bei ihr würde endlich einmal alles so laufen, wie es sollte. Sie heiratete einen angesehen man und er konnte bei der Heirat dabei sein und den stolzen Brautvater geben. Insgeheim freute er sich jetzt bereits darauf sein Mädchen vor dem Altar mit William Marshal stehen zu sehen.

Joanna nickte langsam. "Da hast du vermutlich auch wieder recht. Ich bin so froh, wenn Edward eines Tages verheiratet ist. Das wird es für uns bedeutend einfacher machen."
Sie musste lachen und gab William einen Kuss. "Ach, man muss dazu keine Hexe sein. Ich kann in dir lesen wie in einem Buch und ich weiß genau wie ich dich dazu kriege das zu tun, was ich gerne möchte. Aber du wirst sehen, ich werde recht behalten. Es wird alles gut gehen, auch wenn sie es uns nicht immer leicht machen. Aber wenigstens Isabella geht den ordentlichen Weg. Ich hoffe, sie ist bei Marshall wirklich gut aufgehoben. Ich werde sie wirklich vermissen, wenn sie mit ihm in die Normandie geht."

William verzog das Gesicht. "Ja, wenn er verheiratet ist werden wir genau so lange Ruhe haben bis wir seine Gemahlin heulend vor der Tür stehen haben, weil Edward irgendwelche Dummheiten gemacht hat." erwiderte William. Was das anging traute er seinem Sohn eine ganze Menge zu.
William küsste Joanna auf die Stirn. "Ich hoffe doch, dass ich dein Lieblingsbuch bin?" neckte er zärtlich und ließ die Lippen zu den ihren wandern. "Keine Sorge, es gibt wenige Männer, denen ich meine Tochter so bereitwillig anvertrauen würde wie William Marshal. Er ist ein guter Mann und ich bin sicher, dass er unsere kleine Isabella zu einer überglücklichen Frau machen wird." William legte die Arme um Joanna und nickte. "Ja, mir wird sie auch fehlen, sie ist ein wundervolles Kind. Aber wir haben ja noch einen Haufen weiterer Kinder, die uns noch länger erhalten bleiben."

"Vielleicht. Vielleicht überrascht Edward uns aber noch alle. Er ist vernünftiger geworden. Wer weiß, wie er sich noch entwickelt. Hier ist nichts unmöglich. Ich hatte es auch für unmöglich gehalten, dass Philippe heiratet. Und nun ist er glücklich verheiratet und Vater eines Sohnes."
Joanna strich William eine Strähne aus der Stirn und nickte. "Natürlich bist du mein Lieblingsbuch. Egal, wie oft ich es schon gelesen habe, ich entdecke immer noch etwas Neues."
Sie lehnte den Kopf an seinen.
"Wenn du das sagst. Ich vertraue auf dein Urteil. Und da sie es ja auch unbedingt möchte... Er macht immerhin einen anständigen Eindruck und er weiß, was sich gehört. Ich glaube nicht, dass die Beiden sich überhaupt schon geküsst haben. So wie sie miteinander umgehen wohl eher nicht. Isabella st immer noch ein bisschen unsicher, wenn er sie zufällig berührt.", erwiderte Joanna leise. "Ja, einen Haufen anderer Kinder, die am liebsten niemals erwachsen würden. Bald sind sie in die ganze Welt verstreut. Bea ist in Aquitanien, Isabella geht in die Normandie, James reist nach Rom..."

"Solange es eine positive Überraschung ist, soll es mir Recht sein." erwiderte William und grinste dann schief. "Wie gut, dass du also immer wieder darin lesen kannst." murmelte er zufrieden. William genoss diese Momente der Zweisamkeit mit seiner Gemahlin stets ungemein, dafür ließ er nur zu gerne die Arbeit einmal ruhen.
Dann konnte er ein leises Lachen nicht mehr zurück halten. "Ja, es scheint als würden die Beiden ausgleichen, was wir damals überstürzt haben. Aber es ist mir nur Recht, dass er bisher die Finger von ihr gelassen hat. Die zwei sind sich auch so über alle Maßen zugetan und es ist eine Freude sie zusammen zu sehen. Alles andere können sie dann tun, wenn sie verheiratet sind."
William lächelte sanft und legte die Hand wieder an Joannas Wange. "Na, vielleicht kann ich dich dann ja wieder öfter überzeugen mit mir in die Normandie zu kommen." neckte er Joanna sanft. "Dann kannst du bei der Gelegenheit deine Tochter besuchen. Ah, aber wo wir gerade davon sprechen ..." William lehnte sich etwas zu seinem Schreibtisch hinüber und holte einen Brief hervor. "Hier, der kam aus Aquitanien. Wir bekommen zahlreichen Besuch über Weihnachten."