William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Richard nickte. "Ja, das kann ich mir denken." erwiderte er und runzelte leicht die Stirn. "Hat er dir eigentlich erzählt, dass er mich an besagtem Abend gefragt hat, ob ich Rob für eine Weile zu uns nehmen würde? Eigentlich schade, dass das nun wohl nicht zu Stande kommen wird."
Dann lächelte er sanft. "Oh, das wird er nicht. Ich bin sicher, sie wird seine Erwartungen sogar noch übertreffen." bemerkte er grinsend. Richard freute sich über alle Maßen auf den Besuch bei seiner Mutter, denn er war nicht nur schon immer ihr Liebling gewesen, sie beide pflegten eine sehr innige Beziehung zu einander und er liebte seine Mutter wirklich.
Er hauchte Beatrice einen Kuss auf die Stirn. "Und von dir wird sie wohl auch ganz bezaubert sein." prophezeite er amüsiert.

Beatrice schüttelte überrascht den Kopf. "Nein, das hat er mir nicht erzählt. Eigentlich eine schöne Idee, es würde Rob sicherlich auch gut tun. Aber lass ihm einfach etwas Zeit, Richard. Er muss das alles erst verarbeiten, es passt nicht in sein Bild von dir. Wenn er sich damit abgefunden und mit Josie geredet hat, wird er es sich vielleicht anders überlegen und den Kleinen doch noch zu uns schicken.", beruhigte sie ihren Mann.
"Das würde mich sehr freuen, aber wir müssen es wohl auf uns zukommen lassen. Doch warum sollte sie von mir bezaubert sein? Ich tue doch nur meine Pflicht. Und sie kennt mich doch von früher noch. Auch wenn es sehr lange her ist..."

Richard hob leicht die Schultern. "Ja, vielleicht hast du Recht. Für den Jungen wäre es schade, wenn Robert die ganze Sache absagen würde." Ein wenig verdutzt sah er Beatrice dann an und lachte leise. "Liebes, aber wieso denn nicht? Du bist einfach eine bezaubernde Persönlichkeit und ich wette, ihr werdet euch gut verstehen. Sie wird von dir begeistert sein, ich kann es mir nicht anders vorstellen."
Richard küsste Beatrice innig und strich ihr über den Rücken. "Ich bin es ja schließlich auch, nicht wahr? Wie könnte jemand nicht von dir fasziniert sein?" wisperte er gegen ihre Lippen und küsste sie noch ein zweites Mal.

Beatrice nickte. "Das stimmt. Aber ich denke, er wird sich auf das Wohl seines Sohnes besinnen. Letztendlich ist Robert ein sehr vernünftiger Mensch und er kriegt sich schnell wieder ein. Er wird sich beruhigen und dann in Ruhe noch einmal über alles nachdenken, dann wird es gar nicht mehr so schlimm sein.", erklärte Beatrice Richard überzeugt.
"Wie charmant du sein kannst, wenn du möchtest..." Sie grinste zufrieden. "Ich hoffe, wir verstehen uns gut. Aber ja, du bist es auch. Das ist ja auch nur richtig so, schließlich bin ich deine Frau, nicht wahr? Dass deine Mutter viel von mir hält ist mir wirklich wichtig."

Richard war beinahe so aufgeregt wie seine Kinder, wenn er ehrlich zu sich war. Sie hatten London erreicht und hatten sich dort am Hofe seines Vaters eingerichtet und waren nun endlich nach Windsor gekommen, um Eleonore zu sehen.
Er saß mit Beatrice und den Kindern in einem großzügig geschnittenen Raum, den zweifelsohne seine Mutter so hatte einrichten lassen, denn von den Möbeln bis zu den Wandteppichen entsprach alles genau Eleonores Geschmack und erinnerte ihn sehr an Aquitanien.
Sie warteten hier, während ein Diener ging, um Eleonore zu holen und Richard hatte Mühe so lange still zu sitzen. Als sich schließlich aber die Tür öffnete, war er im nächsten Augenblick schon auf den Beinen, eilte zu seiner Mutter hinüber und schloss sie fest in die Arme. "Oh Mutter!" murmelte er erleichtert, während er sie umarmte. "Es ist so gut dich zu sehen!"

Eleonore hatte seit Tagen sehnsüchtig auf die Ankunft ihres Sohnes gewartet und war aufgeregt wie ein junges Mädchen. Besonders auch auf ihre Enkelkinder freute sie sich sehr. Ihr Leben war einfacher geworden, seit Henry sie nach Windsor geholt hatte. Dort war sie dem öffentlichen Leben näher und bekam viel mehr mit als in Salisbury. Immer noch trauerte sie Miguel etwas nach, auch wenn er es wirklich nicht verdient hatte.
Als man sie nun informierte, dass Richard eingetroffen war, gab es für sie kein Halten mehr. Sie eilte auf ihn zu und drückte ihn fest an sich. "Richard..." Sie schloss einen Moment die Augen. "Oh ja, ich habe so lange darauf gewartet dich wiederzusehen. Viel zu lange....wie geht es dir, mein Junge? Und deiner Familie?"

Richard war überglücklich als er seine Mutter endlich wieder in den Armen hielt. Für einen Moment war all der Ärger der letzten Tage vergessen und er war einfach nur unendlich erleichtert. "Wahrlich, viel zu lange, aber nun endlich hat das Warten ein Ende und es soll nie wieder so viel Zeit vergehen ohne das wir uns sehen!" erwiderte er und lächelte glücklich. "Gut, aber sieh selbst. Sie warten schon sehnsüchtig darauf dich kennen zu lernen." erklärte Richard und deutete nach hinten, wo Beatrice mit den Kindern saß. "Komm, Beatrice kennst du ja, aber die Kinder ... und sieh dir an wie groß Guillaume und Stephan geworden sind."

Eleonore lächelte sanft und küsste Richard auf die Wange, ehe sie sich wieder von ihm löste. "Das hoffe ich doch sehr. Ich sollte deinem Vater wirklich dankbar sein, dass er mich her geholt hat. So kann ich euch alle endlich einmal wieder sehen.", sagte sie gut gelaubt und wandte sich dann um, um den Rest von Richards Familie zu sehen.
Sie begrüßte Beatrice herzlich und widmete sich dann den Kindern. "Wie Recht du hast, Richard, die Beiden sind ja richtig große Jungen geworden." Was für süße Kinder Richard doch hatte. Der kleine Jonathan war neugierig näher gekommen und beäugte sie noch ein wenig schüchtern, die kleine Isabel saß auf dem Schoß ihrer Mutter und die kleine Eleonore war von ihrer Namensvetterin sowieso hellauf begeistert.
"Was für eine lebhafte Rasselbande du in die Welt gesetzt hast, mein Sohn."

Richard schnaubte leise. "Dankbar? Wohl kaum. Er hätte dich gar nicht so lange festhalten dürfen." knurrte er leise, riss sich aber wieder zusammen als sie beide zu Beatrice und den Kindern kamen.
Lächelnd beobachtete er die Szene vor sich und musste schmunzeln, als er das stolze Funkeln in den Augen seiner beiden Ältesten sah. Ja, das war ganz nach ihrem Geschmack, die zwei hörten nur allzu gerne, wie groß sie doch geworden waren und dass sie keine kleinen Kinder mehr waren.
Richard lachte leise. "So kann man sie wohl ohne Zweifel bezeichnen." erwiderte er und ging in die Hocken. "Jonathan, komm her." rief er seinen jüngsten Sohn, der seine Großmutter ein wenig scheu betrachtete. Als er Junge zu ihm kam, zog Richard ihn an sich und hob ihn auf den Arm. "Mach dir keine Sorgen." murmelte er leise und erhob sich mit seinem Sohn auf dem Arm, um zu Eleonore zu treten. "Unser Jonathan hier durfte den Weg von Truro hier her auf seinem Pferd reiten, du glaubst gar nicht, wie stolz er war. Nicht wahr, Kurzer?" Lächelnd strich Richard seinem Sohn durch die Haare.

Eleonore schüttelte leicht den Kopf. "Das nicht, aber ich kann zumindest teilweise verstehen, warum er es getan hat.." Sie hatte sich auch nicht unbedingt wie ein Engel verhalten. Doch jetzt war es ohnehin zu spät. "Außerdem hat er mir die Augen über gewisse Leute in meinem Umfeld geöffnet und dafür bin ich wirklich dankbar."
Sie widmete ihre Aufmerksamkeit den Kindern und genoss es, wieder so kleine Wesen um sich zu haben. Das war einfach wundervoll. Als Richard mit Jonathan zu ihr trat, lächelte sie. Der kleine Junge hatte ein Gesicht wie ein Engel und täuschte mit seinen großen blauen Augen und dem schüchternen Lächeln ausgezeichnet über die fehlende Hand hinweg. Es fiel gar nicht auf im ersten Moment, wie er sich so eng an seinen Vater kuschelte, dann aber schließlich ein wenig auftaute.
"Oh tatsächlich? Dann muss der kleine Mann aber schon sehr gut reiten für seine jungen Jahre." Wie ihr Sohn den Kleinen auf ein Pferd setzen konnte, musste sie ihn nachher unbedingt fragen.
"Es freut mich wirklich, dich kennenzulernen, kleiner Jonathan. Ich bin deine Großmutter."

Richard zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe und sah seine Mutter forschend an. "So? Nun, ich schätze, wir haben nachher einiges in Ruhe zu besprechen." bemerkte er. Wenn sie nachher alleine waren und die Kinder beschäftigt, würden sie die ernsteren Themen anschneiden können, die für Kinderohren nun wirklich noch nicht bestimmt waren.
Jonathan sah seine Großmutter mit großen Augen an und lockerte nur langsam den Griff, mit dem er sich an seinem Vater festhielt. Dann stahl sich die Neugierde in seine blauen Augen und er lächelte. "Willst du später einmal sehen, wie ich reite, Großmutter?" fragte er und klang dabei ein wenig aufgeregt. Jonathan saugte Aufmerksamkeit und Zuneigung auf wie ein Schwamm und blühte immer auf, sobald sich jemand für ihn interessierte.

"Das haben wir, da bin ich sicher. Es ist viel passiert in letzter Zeit. Wir werden sehen.", erwiderte Eleonore ruhig und betrachtete Jonathan aufmerksam. Es lag vielleicht in der Natur eines Jungen mit dieser Einschränkung, dass er skeptisch war, was neue Bekanntschaften anging. Zu früh hatte er wohl schon erfahren müssen, was es für ihn bedeutete anders zu sein. Umso mehr freute sie sich, dass er Vertrauen zu ihr gewann und sich sichtlich wohl fühlte Aufmerksamkeit von ihr zu ernten.
"Aber unbedingt, Jonathan. Natürlich will ich sehen, wie du reitest, aber das verschieben wir besser auf morgen, meinst du nicht? Damit dein Pony sich erst ein bisschen ausruhen kann nach der Reise." Wie ähnlich der Kleine Richard doch war, wenn sie ihm in die Augen sah.

Viel passiert ... ja, da hatte seine Mutter durchaus Recht. Sie würden sicher noch eine Weile beisammen sitzen. Und er kannte seine Mutter, sie würde im Nu durchschauen, dass auch bei ihm nicht alles in Ordnung war, dafür brauchte es nicht einmal eine noch etwas lädierte Lippe. Eleonore hatte schon immer ein Gespür dafür gehabt, wenn Richard irgendetwas bedrückte, schon seit er klein war.
Jonathan kaute nachdenklich auf seiner Lippe, schien dann aber zu entscheiden, dass seine Großmutter recht hatte und nickte eifrig. "Ja, morgen ist eine gute Idee. Gleich morgen früh!" erklärte er dann eifrig und rutschte vom Arm seines Vaters hinab, um vor seine Großmutter zu treten. "Aber du kannst dir nachher mein Pony schon einmal ansehen, oder?" fragte er hoffnungsvoll.

Eleonore wechselte einen vielsagenden Blick mit ihrem Sohn.Sie wollte ganz genau wissen, was sie verpasst hatte und auch, wer es gewagt hatte ihn zu schlagen. Aber das musste noch eine Weile warten. Sie lachte leise, als Jonathan sie schließlich völlig akzeptierte und nickte. "Gut, morgen früh." Etwas zusätzliche Aufmerksamkeit würde dem Kleinen in jedem Fall gut tun und ihr würde die Zuneigung des Jungen auch gut tun.
"Ja, nachher kann ich das sicher tun. Deine Geschwister wollen mir ihre Ponys sicher auch zeigen. Aber erst muss ich noch ein paar Dinge mit eurem Vater besprechen. Heute Abend können wir zusammen in den Stall gehen." Das würde Henry sicherlich gestatten, es war ja nicht weit.

Jonathan strahlte über das ganze Gesicht hinweg und nickte glücklich. "In Ordnung." erklärte er zufrieden und Richard konnte seinem Sohn ansehen wie schwer es ihm fiel bis heute Abend warten zu müssen, doch er wollte es sich um keinen Preis anmerken lassen und stimmte deshalb so bereitwillig dem Vorschlag seiner Großmutter zu.
Richard gab Beatrice einen Kuss auf die Wange. "Wollt ihr schon einmal in den Garten gehen? Das Wetter ist doch zu schön, um länger hier drin zu sitzen. Mutter und ich kommen dann nach." schlug er dann vor. So würden Eleonore und er Gelegenheit haben ein wenig alleine miteinander zu sprechen und die Kinder würden im Garten sicher genug zu tun haben, damit ihnen nicht langweilig wurde.

Beatrice hatte zugestimmt und die Kinder mit nach draußen genommen. Eleonore setzte sich auf einen der bequemen Sessel und seufzte. "Du hast wirklich wundervolle Kinder, mein Sohn. Sehr lebhaft. Aber es ist sicher nicht immer leicht mit Jonathan, nicht wahr? Wie kannst du ihn mit seiner Einschränkung ruhigen Gewissens auf ein Pferd setzen und frei reiten lassen?", fragte sie ihn dann beunruhigt. "Er kann es doch gar nicht richtig kontrollieren."
Eleonore legte den Kopf schief.
"Und was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert?"

Richard folgte seiner Mutter als sie alleine waren und setzte sich zu ihr. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. "Immer gerade heraus, Mutter, nicht wahr?" bemerkte er amüsiert und seufzte leise. "Es ist ein Balanceakt, das gebe ich zu. Er soll ein möglichst normales Leben führen können, aber das geht in einigen Belangen nun einmal nicht ohne weiteres. Was das Reiten angeht ... einer meiner Ritter, Alan, übt mit ihn fast jeden Tag. Der Kleine ist Feuer und Flamme und bisher kommt er gut zurecht. Sobald er groß genug für ein vernünftiges Pferd ist, wird er eines von Beatrices Bruder bekommen. Edward hat ein Händchen für Pferde und wird extra eines auf Jonathans Bedürfnisse hin ausbilden." erklärte Richard und lehnte sich dann etwas zurück.
Ohne sein Zutun huschte seine Hand zu seiner Lippe und er verzog das Gesicht. "Nun, ich bin mit Robert of Cornwall ein wenig aneinander geraten." bemerkte er und wandte den Blick ab, ließ ihn durch den Raum schweifen. Wie sollte er seiner Mutter DAS denn nun bloß erklären?

Eleonore lachte leise auf. "Ich bin zu alt, um mich damit aufzuhalten um den heißen Brei herumzureden, Richard. Außerdem hast du doch nicht wirklich etwas Anderes erwartet, wo wir Beide endlich einmal ungestört Zeit miteinander haben. Als du mir am Anfang geschrieben hast, dass ihr solch ein Kind bekommen habt, habe ich damit gerechnet, dass es mehr Schwierigkeiten geben würde. Aber du scheinst dich mit dem Kleinen gut arrangiert zu haben und er liebt dich wirklich sehr. Ein goldiges Kind, wenn auch mit gesunder Skepsis ausgestattet. Das ist vermutlich nur gut so. Nun, ich werde ja sehen, wie er reitet. Aber ich finde es durchaus riskant."
Sie musterte ihren Sohn nachdenklich und hob überrascht eine Augenbraue. "Mit Robert? Warum denn das? Er war doch immer ein guter Freund von dir."

Richard strich sich nachdenklich über den Bart und nickte langsam. "Ja, damit hatte ich auch gerechnet. Die größten Schwierigkeiten, die wir bisher mit ihm hatten, waren aber wohl von mir verursacht, nachdem er auf die Welt gekommen war. Im Nachhinein betrachtet bin ich wirklich froh, dass Beatrice so für ihn eingetreten ist und mich letztlich überzeugt hat, ihn nicht weg zu geben. Er hat ein sonniges Gemüt und auch, wenn er noch viele Schwierigkeiten im Leben haben wird, hat er diese Chance mehr als jeder andere verdient."
Richard schloss kurz die Augen. "Nun, in erster Linie ist er Beatrices Bruder und als solcher war er nicht gerade begeistert darüber, dass er mich mit jemand anderem als seiner Schwester im Gang gefunden hat ... ich war unvorsichtig, sonst wäre das gar nicht erst passiert, aber seis drum. Robert war furchtbar wütend darüber und hat es mich auch spüren lassen." erklärte Richard und berührte mit den Fingern leicht seine Lippe.

Eleonore lauschte ihrem Sohn neugierig und eine leichte Wehmut erfasste sie, dass sie all das nicht hatte miterleben können. Es fehlte ihr so viel aus dem leben ihrer Kinder und Enkelkinder durch die Gefangenschaft. "Es ist nicht einfach damit zurecht zu kommen, dass das eigene Kind anders ist als Andere. Auch, wenn das für eine Mutter vielleicht einfacher ist. Deine Gemahlin ist eine starke Persönlichkeit wie ihr Vater, daher verwundert es mich nicht, dass sie dich überzeugt hat. Aber es ist gut, denn für all die Dinge, die dir noch bevor stehen mögen, brauchst du eine starke Frau an deiner Seite, die dich unterstützt.", erklärte Eleonore ernst, wurde aber hellhörig, als ihr Sohn weitersprach.
"Unklug, Richard, so macht man sich Feinde.", tadelte Eleonore ihn. "Allerdings muss ich sagen, dass es mich wundert, dass du deiner Frau offensichtlich nicht treu bist. Früher hast du das ganz anders gesehen und hättest sie niemals verletzt. Was hat sich geändert? Seid ihr nicht mehr glücklich miteinander?"

Richard musste lächeln. "Ja, das ist sie und ich bin wirklich froh, dass ich sie bei mir habe." erwiderte er. Besonders nach all dem, was sie nun schon gemeinsam durchgestanden hatten.
Er wurde ernst und senkte für einen Moment den Blick. "Ich weiß, es wird sicher nicht wieder vorkommen. Es war mir wirklich eine Lehre." Und dieses Mal eine endgültige. Er würde in Zukunft vorsichtiger sein.
Richard rieb sich unbehaglich die Hände und schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Ich ..." Richard fühlte sich das erste Mal in der Nähe seiner Mutter unwohl. Er hatte keine Ahnung, wie sie auf diese Neuigkeit reagieren würde und er wusste auch nicht genau, wie er ihr das erklären sollte.
"Ich liebe sie nach wie vor und sie mich auch, nur ... ich habe ... noch andere gewisse ... Vorlieben." erklärte er mit unsicherer Stimme und wagte kaum seine Mutter anzusehen.

Eleonore nickte langsam. "Das ist gut. Und sei vorsichtig, Richard, es gibt genug Leute, die nur auf einen Fehler von dir warten, um dir eins auszuwischen.", mahnte sie leise. Als Richard weitersprach, schwieg sie erst einmal eine Weile. Das musste sie nun wirklich erst einmal verarbeiten.
"Vorlieben...", wiederholte sie ungläubig. "Seit wann weißt du das?" Wahrlich, sie hatte viel verpasst. Kein Wunder, dass ihr Sohn ein wenig anders wirkte als sonst, er war untypisch unsicher ihr gegenüber, weil er nicht wusste, wie sie darauf reagierte.
"Du musst vorsichtig sein, Richard....gerade dann. Wenn das jemand Falsches erfährt..." Sie seufzte leise. "Es ist nicht leicht, nicht wahr?"

"Schon eine ganze Weile." erwiderte Richard. "Bewusst geworden ist es mir vor ein paar Jahren als ein Spielmann bei uns war, der ... mir gegenüber etwas eindeutiger wurde." erklärte er und beobachtete seine Mutter. Zu seiner Erleichterung blieb aus, was er befürchtet hatte - eine abweisende Reaktion. Etwas, dass er von Eleonore nie hätte verkraften können. Er liebte seine Mutter und hätte es kaum ertragen, wenn sie ihn wegen dieses Makels nun abgewiesen hätte.
Richard schüttelte den Kopf. "Ich war sogar eine Zeit lang in Fontevrault. Ich dachte, ich könnte das ganze los werden - Beatrice zu Liebe, verstehst du? Aber es hat einfach nicht lange geholfen." berichtete er und starrte auf den Fußboden. "Und seit Alan bei uns ist ..." Er hob unbehaglich die Schultern.

"Es war also die ganze Zeit irgendwo in dir..." Eleonore dachte eine Weile über das Gehörte nach. "Fontevrault....du hast es immerhin versucht. Beatrice weiß sie davon? Und duldet sie es, dass du deinen Liebhaber bei euch behältst? Ich kann es mir fast nicht vorstellen, es ist...wirklich schwierig, scheint mir. Mein armer Junge, welche Last Gott dir aufgebürdet hat...Gott scheint uns keine glücklichen Liebesbeziehungen zu gönnen."
Sie seufzte schwer.
"Sei wirklich vorsichtig, Junge, bitte...Das könnte all unsere Bemühungen zunichte machen. Und jetzt...erzähl mir von Aquitanien..."

Richard fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Es ist nicht leicht ... sie hat mitbekommen, wie der Spielmann sich seinerzeit mir gegenüber verhalten hat und dass ich ... nicht so abweisend reagiert habe, wie ich es hätte tun sollen. Sie ist also von Anfang an eingeweiht gewesen. Es ist ein Wunder, dass sie noch bei mir ist bei all dem, was ich ihr zumute, aber sie gibt mich nach wie vor nicht auf." Richard lächelte ein wenig traurig.
Mein armer Junge
Er schluckte bei Eleonores Worten und im nächsten Moment saß er direkt neben ihr und schloss sie in die Arme. Es tat so gut endlich wieder bei ihr sein zu können, ihren Beistand und ihren guten Rat einholen zu können. "Oh Mutter ... ich hab mir solche Sorgen gemacht." murmelte Richard leise und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter - eine Gefühlsregung, die er sich so nur bei ihr erlaubte.
"Das bin ich, ich verspreche es." murmelte er leise und versuchte sich wieder ein wenig zu sammeln. "In Aquitanien läuft alles hervorragend. Genau nach deinem Willen. Die Macht, die Vater mir dort zugestanden hat, nutze ich so gut ich kann."