William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Eleonore verzog leicht das Gesicht. "Ich kann mir vorstellen, dass sie damit nicht ganz so begeistert war. Welche Frau ist das schon? Sie scheint dich wirklich sehr zu lieben. Sei froh, dass du sie für dich gewonnen hast. sie wird eine wertvolle Hilfe für dich sein, wenn sie auch in so schwierigen Zeiten zu dir hält. Sie lässt dich nicht im Stich."
Sie drückte Richard fest an sich und genoss es, ihn wieder im Arm zu halten. So, als wäre er für einen Moment wieder ein kleiner Junge. Sie liebte ihn so sehr...
"Das brauchst du doch nicht...ich kann auf mich aufpassen, Schatz." Aber sie war so zufrieden mit dem Lauf der Dinge, wie sie es unter diesen Bedingungen eben sein konnte.
"Das klingt gut, ich bin stolz auf dich." Sie lächelte ein wenig traurig. "So sehr ich ihn auch verabscheut habe in den letzten Jahren, dein Vater hat mir zweifelsohne einen Gefallen getan. Es hat mir wirklich die Augen geöffnet...Miguel ist fort. Für...etwas Land und einen Posten.", erzählte sie mit einem bitteren Lächeln.

Richard nickte. "Ja, das tut sie. Und ich sie ebenfalls." erwiderte er und gab sich dann ganz der Umarmung hin, schloss einen Moment die Augen und entspannte sich. "Und ... du bist mir nicht böse?" fragte er schließlich leise. Er hatte sich wirklich Sorgen darüber gemacht, wie sie reagieren würde.
Dann hörte er seiner Mutter aufmerksam zu und zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. "Wie bitte? Das ist nicht dein Ernst! Was für ein mieser Hund." knurrte Richard verärgert. Wie hatte dieser Kerl seiner Mutter nur so weh tun können? Und das wegen solch Belanglosigkeiten!

Eleonore lächelte. "Das freut mich sehr für dich. Aber warum sollte ich dir böse sein? Es ist dein Leben, Richard. Wenn du damit zurecht kommst, ist es gut. Es ist in dir, was will ich also tun? Niemand kann das ändern, nur Gott. Und du bist mein Sohn, ich liebe dich mit all deinen Macken."
Sie küsste ihn auf die Stirn. "Das werde ich immer tun, Richard." Für Richard hatte sie all die Jahre gekämpft, damit er zu seinem Recht kam.
"Doch, es ist mein Ernst. Ich dachte, Henry würde mich auf den Arm nehmen, aber dem ist leider nicht so. Miguel war ihm ein Dorn im Auge und er wollte ihn loswerden, aber selbst er war überrascht, wie einfach es war. Ein Posten als Gesandter beim spanischen König und etwas Land. Sogar Henry war wütend darüber."

Richard lächelte erleichtert und küsste seine Mutter auf die Wange. "Ich liebe dich auch, Mutter. Mit ganzem Herzen." erklärte er inbrünstig und griff dann nach ihrer Hand als sie von Miguel erzählte.
Wütend schüttelte er den Kopf. "Dieser Mistkerl!" fluchte er. "Wenn mir der einmal zwischen die Finger kommt, ich schwöre dir, dann wird er bezahlen für das, was er dir angetan hat." verkündete Richard wild entschlossen.
Richard war in allen Belangen ein sehr leidenschaftlicher Mensch. Genauso wie er voller Hingabe liebte, so hasste er auch mit ganzem Herzen und dieser Spanier sollte sich besser vorsehen ihm nie unter die Augen zu treten.

Eleonore strich Richard durch den Schopf, wie sie es als Kind oft getan hatte. "Ich bin so froh, dass ich dich wieder habe. Wirklich. Das war das Schlimmste, euch nicht sehen zu können. Aber wenn es gut läuft, werde ich nach und nach an den Hof zurückkehren und mich freier bewegen können. Irgendetwas hat Henry zum nachdenken gebracht. Wie läuft es eigentlich mit deinen Brüdern? Sie schreiben nicht so regelmäßig wie du es tust."
Sie lächelte. "Das freut mich. Und glaub mir, wenn William oder Henry ihn in die Finger bekommen, wird sein Schicksal nicht besser sein. Offenbar habe ich doch noch Freunde."

"Ich auch, Mutter. Ich habe dich so sehr vermisst." gestand er und lächelte leicht. "Es wäre wundervoll dich wieder häufiger zu sehen." Richard setzte sich wieder ein wenig auf und verdrehte dann leicht die Augen. "Henry sitzt in der Normandie und schmollt, weil Vater ihm nicht einfach so Gold zur Verfügung stellt, dass er verprassen kann. Und Geoffrey ..." Diese Pestbeule von Bruder ... "Geoffrey ist wie eh und je neidisch auf alles und jeden. Ich glaube, er macht sich noch immer Hoffnungen auf Aquitanien. Es würde mich nicht wundern, wenn er wieder irgendetwas ausheckt." berichtete Richard. "Und John" Er zuckte leicht mit den Schultern. "Der klebt an Vater, wie ein kleines Kind am Rockzipfel seiner Mutter. Will sich wohl beliebt machen, damit er doch noch ein Stück vom Braten abbekommt."
Richard lächelte und legte eine Hand an die Wange seiner Mutter. "Natürlich hast du das. Und du glaubst gar nicht, wie sehr man sich in Aquitanien auf deinen ersten Besuch freut."

Eleonore lächelte zurück. "Ich dich auch, mein Sohn. Ich bin sicher, wir haben nun öfter Gelegenheit miteinander zu sprechen." Aufmerksam lauschte sie seinem Bericht über ihre anderen Söhne und musste lächeln. "Du warst schon immer der Vernünftigste von ihnen. Es wird noch abenteuerlich werden, denke ich. Natürlich schmieden sie wieder Pläne, das tun sie doch immer. Und John...Lass uns abwarten, wie e sich entwickelt. Wir müssen ihn einfach im Auge behalten."
Sie seufzte wehmütig.
"So wie ich...ich freue mich so sehr mein Aquitanien wieder zu sehen."

James

James fand heute Nacht einfach keinen Schlaf und drehte sich immer wieder von einer Seite zur nächsten ohne Ruhe zu finden. Dabei wusste er nicht einmal wieso, an sich lief doch gerade alles ganz gut. Vor ein paar Tagen war er mit Alan am Strand gewesen und hatte ihn geküsst und die letzten Tage hatten sich ganz entspannt entwickelt, also kein Grund, dass er sich Sorgen machte.
Dennoch, er fand einfach keine Ruhe und schließlich resignierte er, setzte sich auf und schlüpfte aus dem Bett. Langsam tapste er barfuß zu Alans Bett hinüber und setzte sich auf dessen Bettkante. "Alan?" fragte er leise. "Alan bist du wach?"

Alan

Alan hatte sich in den letzten Tagen damit abgefunden, dass es vielleicht einfach Schicksal war, dass James und er sich so nahe standen. Dass James sich in ihn verliebt hatte. Alan war sich darüber noch nicht ganz so klar, aber sie hatten ja Zeit und mussten nichts übereilen.
Heute Nacht hatte er nur schlecht Schlaf gefunden, unter Anderem, weil James sich recht unruhig hin und her wälzte. Darum überraschte es ihn auch nicht, als James sich an sein Bett setzte. Blinzelnd drehte er sich um.
"Ja, ich bin wach, James. Was ist?"

James

James war einerseits erleichtert, dass Alan wach war, andererseits wurde ihm auch ein wenig mulmig. "Ich kann einfach nicht schlafen." erklärte er leise und strich nachdenklich über das Bettlaken neben ihm. "Ich dachte..." begann er zögernd, brach dann aber zunächst wieder ab und starrte auf seine Hand hinab. "Ich wollte fragen, ob ich nicht vielleicht ... ob ich nicht bei dir schlafen könnte, heute Nacht?" fragte er dann unsicher. "Ich kann verstehen, wenn du nicht willst, ich wollte dich nicht drängen, ich dachte nur, vielleicht ..." James brach ab und sah auf, versuchte in der Dunkelheit Alans Konturen genauer auszumachen, um ihn anzusehen.

Alan

Alan war mehr als überrascht über James' Bitte. Dass es nun doch so schnell gehen würde, hatte er nicht erwartet. Er biss sich auf die Unterlippe und überlegte kurz. Doch was hatte er zu verlieren? Es würde nichts passieren, sie würden nur nebeneinander schlafen. Sie hatten es als Jungs oft getan, wenn einer von ihnen Heimweh hatte. Jetzt hatte es eine ganz andere Bedeutung, seit einigen Tagen...
"Ja..."; stimmte er dann zu. "Warum nicht. Komm. Vielleicht können wir dann Beide besser schlafen." Er rückte ein Stück zur Seite und schlug die Decke zurück.
"Weißt du noch, wie wir das als Kinder gemacht haben?"

James

James atmete erleichtert aus. "Ich danke dir." murmelte er und schlüpfte rasch unter die Bettdecke als Alan zur Seite rutschte. Vorsichtig kuschelte er sich an Alan und sofort spürte James, wie er sich entspannte. Ja, hier würde er besser schlafen können, da war er sich mehr als sicher.
Bei Alans Frage musste er lächeln. "Natürlich, immer wenn wir Heimweh hatten. Einmal lag ich im Bett und habe die Tränen unterdrückt, aber du hast mich schniefen gehört und bist zu mir rüber gekommen, um mich zu trösten und dann sind wir beide zusammen in meinem Bett eingeschlafen." Und wann immer einer von ihnen beiden sich nach zu Hause gesehnt hatte, war der andere da gewesen.

Alan

Alan spannte sich einen Moment an, als James sich an ihn kuschelte, dann aber bemerkte er, wie vertraut sich das anfühlte. Er fühlte sich wohl damit und lächelte leicht in sich hinein, rückte ein wenig näher und schloss die Augen.
"Oh ja...es war schon eine gute Zeit. Und gut, dass wir uns Beide hatten, denn allein war es so klein echt unheimlich. Obwohl du mehr Grund hattest Zuhause zu vermissen als ich. Irgendwie freue ich mich trotzdem auf England."
Aber erst einmal mussten sie abwarten, wie es sich entwickelte mit ihnen.

James

James spürte, wie Alan sich anspannte und überlegte gerade, ob er von ihm abrücken sollte, als Alan sich entspannte und mit einem Mal etwas dichter rückte. James lächelte, reckte sich ein wenig und hauchte Alan einen Kuss auf die Wange, ehe er den Kopf an die Schulter seines Freundes legte. "Wie wahr. Ich bin froh, dass du da warst und dass du mich so unermüdlich immer wieder getröstet hast. Es war nicht leicht, war York doch immer genau das, was ich mir gewünscht hatte und gleichzeitig habe ich mein zu Hause vermisst. Aber dafür habe ich den besten Freund meines Lebens gefunden." erklärte James leise.
Oh wie gut sich das hier anfühlte! Er hatte nie bei Francesco übernachten können und daher war das hier auch für ihn etwas neues, aber in Alans Armen fühlte er sich unglaublich geborgen.

Alan

"York war wie ein Zuhause für mich, ich habe es geliebt. Auch wegen dir..." Alan lächelte in sich hinein. "Oh ja, du bist auch mein bester Freund." Aber seit James ihm seine Gefühle gestanden hatte, dachte er darüber nach, was die Zukunft bringen würde. Einfacher würde es nicht unbedingt werden und sie mussten wahrlich vorsichtig sein.
"Wie stellst du dir vor, dass es mit uns weitergeht, James? Im Moment bin ich da wirklich noch unsicher. Hast du eine konkrete Vorstellung?"
Sie Beide würden Priester werden, eigentlich durften sie das nicht. Und mit einem mann ganz besonders nicht, es war verboten. Wie sollte das jemals jemand verstehen?

James

James schloss die Augen. Das war eine Frage, die er in den letzten Tage immer gefürchtet hatte. "Ich weiß nicht." erwiderte er gedehnt und strich Alan nachdenklich über den Arm. "Ich dachte, wir warten einfach ab. Warten wie es sich entwickelt und wie du dich entscheidest." James würde damit leben können, wenn Alan kein Interesse an solchen Dingen hatte, er wäre zwar betroffen, aber würde es irgendwann abharken. Was ihn aber wirklich schreckte, war die Idee, Alan könnte sich ganz von ihm abwenden, das war im Grunde seine einzige und größte Furcht an der Sache.
"Wir bleiben doch ohnehin zusammen, du und ich, oder nicht? Ich meine, später, wenn wir Priester sind ... und alles andere spielt für mich nur eine zweitrangige Rolle. Wichtig ist mir nur, dass du überhaupt in meiner Nähe bist."

Alan

Alan nickte langsam. "Das wird vermutlich das Beste sein. Es auf uns zukommen lassen. Lass mir einfach noch ein wenig Zeit das mit mir auszumachen und mir klar zu werden, was ich eigentlich möchte. Das ist nicht so leicht, wenn man sich damit noch nie auseinander gesetzt hat." Er lächelt matt vor sich hin, nickte dann aber.
"Natürlich werden wir das.", antwortete er überzeugt. Wir bleiben immer zusammen, auch als Priester. Ich bin froh, dass du mich nicht drängst. Un deshalb freue ich mich, dass du weiterhin bei mir bleiben willst. Wollen wir nun versuchen etwas zu schlafen?"

James

James zögerte einen Moment, dann gab er sich einen Ruck und strich Alan sanft durch die Haare. Es war ein wundervolles Gefühl, etwas, das er die letzten Tage über schon immer hatte machen wollen. "Du bekommst alle Zeit der Welt. Und wenn du dir in fünfzig Jahren noch nicht sicher bist, so sei es dann. Ich bin und bleibe trotzdem dein bester Freund." erklärte James und schmiegte sich eng an Alan.
"Alan, DU bist mir wichtig, um deiner selbst willen. Ich würde dich nie verlieren wollen." wisperte James und schloss die Augen. "Ja, schlafen klingt hervorragend." murmelte er leise und wusste genau, dass er nun hervorragend würde schlafen können, jetzt wo er hier in Alans Armen lag.

Eleonore hatte gewartet, bis sie Henry wieder gegenüber stand. Sonst hatte sie auch keine Gelegenheit ihn etwas zu fragen, das wollte sie lieber persönlich tun.
"Nun, Henry....wie beurteilst du mein Verhalten? Entgegenkommend genug? Darf ich einmal hinaus aus der Burg einen Ausritt machen mit meinen Enkeln?"
Eleonore lächelte glücklich.
"Sind sie nicht niedlich, Henry? Richard hat wirklich süße Kinder bekommen, das muss ich sagen." Wenn sie doch nur auch im Kontakt mit ihnen nicht so auf Henry angewiesen wäre.
Sie stand auf und bewegte sich langsam auf ihn zu, blieb kurz vor ihm stehen. "Was sagst du?"

Henry sah Eleonore an als sie ihn nach der Erlaubnis für einen Ausritt bat und hatte schon eine abfällige Bemerkung auf den Lippen als er ihr glückliches Lächeln sah. Er schluckte seinen Kommentar hinunter und wartete schweigend bis Eleonore vor ihm stand.
"Das sind sie in der Tat. Wenngleich er den Jüngsten vielleicht nicht zu sehr darin bestärken sollte, er könne eines Tages wirklich Ritter werden. Der Junge wäre in einer Geistlichen Laufbahn ganz offensichtlich richtig aufgehoben." bemerkte er und legte den Kopf ein wenig zur Seite.
Er seufzte leise und nickte. "Ja, warum eigentlich nicht." entschied er dann. "Aber lasst euch von zweien meiner Ritter begleiten. Sicher ist sicher, ich möchte nicht, dass irgendetwas passiert."

Eleonore nickte leicht, legte aber nachdenklich den Kopf schief. "Da magst du schon Recht haben, aber der Kleine hat Ehrgeiz, glaub mir. Es würde mich nicht wundern, wenn er uns noch alle überrascht. Und letztlich ist eine fehlende Hand nicht zwingend ein Hinderungsgrund, sonst dürfte keiner deiner Veteranen mehr auf dem Schlachtfeld zu finden sein.", erwiderte sie sanft. "Er hat Talent, Henry. Du solltest einmal sehen, wie gut er sein kleines Pferd zu kontrollieren weiß. Und das, obwohl er so jung ist."
Das hatte sie wirklich beeindruckt.
"Er wird den Jungen nicht zwingen wollen, wenn er nicht von selbst Geistlicher werden möchte." Eleonore bedankte sich bei Henry mit einem Lächeln.
"Ich danke dir. Ich werde zwei Ritter mitnehmen. Aber ich will auch nicht stundenlang ausreiten, nur ein bisschen Zeit mit meinen Enkeln verbringen."

Henry nickte nachdenklich. "Nun, wir werden sehen. Richard wird ohnehin tun, was er in dieser Sache für richtig hält, daher will ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen." entgegnete er. Damit würde er sich nur unnötig Ärger machen.
Henry sah Eleonore an und nickte. "Tu das, aber pass auf, dass du alte Hexe die kleinen nicht zu sehr verschreckst." erwiderte er mit sanftem Spott und trat dann vor Eleonore. Er strich ihr sachte über die Wange und sah ihr in die Augen - in die Augen, in denen er sich früher so gern so hoffnungslos verloren hatte und die immer so voller Lebenslust geleuchtet hatten. "Das Lächeln steht dir, Eleonore. Du siehst wirklich schön aus so." bemerkte er dann leise, ehe er sie wieder los ließ und sich dem Tisch zuwandte, um etwas Wein zu trinken bevor sie ihn wieder auflaufen lassen konnte wie beim letzten Mal.

Eleonore stimmte zu. "Das stimmt, denn schließlich ist es sein Sohn." Sie musste über seinen Spott grinsen. Manchmal war es eben doch wie früher, auch wenn das beinahe gespenstisch war. "Keine Sorge, das tue ich schon nicht. Sie mögen mich sehr gern und sind weit davon entfernt sich zu erschrecken. Für sie bin ich nur die liebende Großmutter."
Eleonore lächelte leicht, war aber überrascht. "Danke.", erwiderte sie schlicht. Was war nur mit Henry los, dass er plötzlich wieder freundlich zu ihr war? Dass er ihr solche Komplimente machte?
"Wenn ich nur wüsste, was mit dir los ist...du bist verändert, Henry."

Henry grinste. "Schwer vorstellbar, dass du dich ihnen so verkaufen kannst." neckte er und lehnte sich gegen die Tischkante nachdem er sich einen Becher Wein eingegossen hatte.
Er betrachtete Eleonore einen Moment lang und zuckte dann mit den Schultern. "Du sagst doch selbst, dass ich alt werde, Eleonore. Im Alter werden Menschen manchmal wunderlich. Vielleicht passiert es deshalb hin und wieder, dass ich dir alten Schachtel Komplimente mache. Wenn gleich sie ja offensichtlich nicht auf allzu fruchtbaren Boden fallen." bemerkte er und nahm einen Schluck Wein.
Die Wahrheit war: seit Janes Tod fühlte er sich einsam und nachdem nun auch Ida nicht mehr da war, um diese Lücke auch nur ansatzweise zu füllen, sehnte Henry sich regelrecht nach dem, was er früher mit Eleonore gehabt hatte. Denn Fakt war, dass er sie wirklich geliebt hatte und wenn er ehrlich zu sich selbst war, tat er das immer noch irgendwie.

Eleonore lachte leise. "Du weißt doch, Kinder glauben immer an das Gute. Außerdem habe ich ihnen keinen Grund gegeben etwas Anderes zu denken.", erwiderte sie amüsiert. Sie erwiderte Henrys Blick und nickte dann leicht. "Vielleicht ist es nur das, aber ich glaube, du hast begriffen, dass man auf dem Gipfel der Macht ziemlich einsam ist. Und dass du es früher nicht warst. Wer sagt dir denn, dass deine Komplimente nicht auf fruchtbaren Boden fallen? Immerhin bin ich noch hier und habe mich nicht nach der Bewilligung meines Anliegens direkt wieder verzogen, obwohl du mir Grund dazu gegeben hättest deine Nähe nicht zu suchen. Ich habe nicht vergessen, wie es früher war, Henry. Früher haben wir perfekt harmoniert und uns ergänzt. Niemand hätte uns je das Wasser reichen können. Das war eine schöne Zeit."
Und sie hatte ihn so geliebt...