William und Joanna ~ 1170

Owen konnte Constance ihre Erleichterung deutlich ansehen. Er hatte geahnt, dass sie so reagieren würde, gestern hatte sie schließlich ausgesehen, als erwarte sie das Schlimmste.
Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war ihre Umarmung.
Owen errötete leicht und zwang sich zu einem unverbindlichen Lächeln, das möglichst wenig verriet, dass Constance ihn aus dem Konzept gebracht hatte.
"Ich glaube, das ist das erste Mal, dass sich jemand so über eine Buße freut.", meinte er letztlich grinsend."Aber Ihr müsst Euch nicht dafür bedanken, ich habe schließlich kein Interesse daran, Euch ein ungerechtes Urteil zukommen zu lassen."

Constance griff nach seinen Händen und lachte leise. "Das glaube ich Euch aufs Wort. Aber ich bin so froh darüber, dass ich diese Last endlich von meinen Schultern nehmen kann. Und Ihr wart mir immer schon ein guter Beistand."
Sie ließ seine Hände wieder los und knickste leicht. "Dann werde ich mich erst einmal wieder verabschieden. Cathie wartet auf mich und ich werde mit John reden müssen. Bis morgen früh, Pater."
Als Constance die Kapelle verließ atmete sie tief durch und lächelte. Der erste Schritt, um sich endgültig von ihrer Vergangenheit zu befreien war gemacht und in vierzig Tagen würde sie ihre Buße geleistet haben und mit sich ins Reine kommen können.

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Du darfst dann gerne zu John springen

John wartete schon ungeduldig auf seine Frau und schaute fast etwas nervös aus dem Fenster. Sie hatte ihm von ihrem Gespräch mit Owen erzählt und auch, was sie heute von ihm wollte. Ihm passte das so gar nicht und er fand die Reaktion des Priesters auch sehr übertrieben. Er konnte Constance so gut verstehen..
Doch was würde er ihr wohl als Buße auferlegen? Sicher war sie viel zu hart!
Constance hatte schon genug zu tragen, sie hatte schon zu viel erlitten.
Und wo blieb sie nur? Sie hatte doch nur kurz weg wollen, was gab es so lange zu sprechen?

Constance beeilte sich, um zu John zurück zu kommen, da sie bereits ahnte, dass ihr Mann nicht gerade geduldig warten würde. Als sie ihm gestern von ihrem Gespräch mit Owen erzählt hatte, war mehr als deutlich geworden, was er davon hielt.
Als sie eintrat bestätigte sich ihre Vermutung auch umgehend als John regelrecht herum fuhr und sie in seinem Blick eine Mischung aus Erleichterung und Sorge ausmachen konnte.
Lächelnd ging sie zu ihm und legte die Arme um ihn. Sie atmete entspannt aus und gab ihrem Mann einen Kuss. Da sie genau wusste, was er hören wollte, redete sie auch gar nicht lange herum. "Vierzig Tage soll ich fasten und enthaltsam leben und dazu morgens und abends meine Gebete in der Kapelle sprechen." erklärte sie John und legte den Kopf an seine Schulter.
"Ich bin so froh, dass ich das endlich hinter mich bringen kann." murmelte sie.

John war ausgesprochen froh, als Constance zurückkehrte und auch gar nicht so unglücklich wirkte. Er nahm sie in die Arme und erwiderte ihren Kuss, fragte sich dann aber sofort, worüber sie sich eigentlich so freute.
Er stöhnte leise und missmutig auf. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte nichts verbrochen und musste jetzt ebenfalls vierzig Tage auf seine Frau verzichten. Er hatte geglaubt, ihr einfach nur etwas Zeit geben zu müssen, bis sie sich wieder gefangen hatte, aber so...Er musste so viel auf sie verzichten.
"Eigentlich dachte ich, es sollte eine Buße für dich sein und nicht für mich.", kommentierte er schließlich schlecht gelaunt. "Manchmal glaube ich, Gott findet es lustig mich an mein Priesterdasein zu erinnern. Wir scheinen fast mehr Zeit enthaltsam zu leben als wir es nicht tun." Das hatte schon mit ihrer Schwangerschaft begonnen...
"Aber wenn es dich glücklich macht und dir hilft...", seufzte er schließlich nachgiebig. Er würde für Constance ja ohnehin alles tun.

War Constance gerade noch beinahe überschwänglich, erstarrte sie für eine Sekunde bei Johns Worten und rückte ein wenig von ihm ab, um ihn ansehen zu können. Das Lächeln auf ihren Lippen war erfroren und sie wirkte abweisend als sie John musterte.
"So viel also zu nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, ich bin ja geübt in so etwas." erwiderte Constance und ihre Stimme klang nun eher kühl als freudig wie noch kurz zuvor.
Das durfte ja wohl nicht wahr sein! John wusste genau, wie wichtig ihr diese Sache war und was es für sie bedeutete und was tat er? Verständnisvoll sah in ihren Augen doch ein wenig anders aus.
"Ja, das tut es. Und deshalb wirst du wohl oder übel damit leben müssen." fügte sie dann noch hinzu.

John seufzte leise. "Meine Güte, Constance, das habe ich doch auch so gemeint...Aber muss es mir deshalb gefallen? Ich vermisse dich eben...das heißt doch nicht, dass ich dir nicht die Zeit geben würde, die du willst und brauchst. Auch wenn ich das lange nicht auf diese Art wahr haben wollte, aber ich bin auch nur ein Mann und ich liebe und begehre dich, aber das heißt doch nicht, dass ich dir böse bin, wenn du aus irgendeinem Grund nicht willst. Ich habe mich durchaus im Griff. Es ist nur...vierzig Tage sind so lange."
John folgte ihr und legte die Hände auf ihre Schultern.
"Constance...du weißt doch, dass ich alles für dich tun würde. Natürlich bin ich geübt darin und ich kann damit leben. Ein bisschen frustriert vielleicht, aber das ist doch nichts, was mich völlig aufbringen würde. Ich weiß, warum du es tust und das heiße ich auch gut. Mir wäre eine andere Buße lieber gewesen, aber ich akzeptiere es.", sagte er sanft.

"Was wäre dir denn lieber gewesen? Wenn ich bis nach Jerusalem hätte pilgern müssen?" erwiderte sie eine Spur schärfer. Dann seufzte sie leise und versuchte sich ein wenig zu beruhigen. "Ja, du wirst es ohnehin akzeptieren müssen, denn ich bin fest entschlossen diese vierzig Tage hinter mich zu bringen. Ich brauche das John. Ich habe das viel zu lange schon mit mir herum getragen." Constance fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen. "Und auch, wenn du das wahrscheinlich nicht so siehst bin ich Owen ausgesprochen dankbar für diese Buße ... er hätte mir sonst etwas auferlegen können, schwer genug ist mein Vergehen immerhin."

"Natürlich nicht! Außerdem glaubst du doch nicht, dass ich dich hätte alleine gehen lassen?" John schüttelte den Kopf. "Ich weiß, dass du fest entschlossen bist und das ist auch gut so. Wenn du es brauchst, um mit dir selber ins Reine zu kommen, ist es eben so. Ich finde nicht, dass dein Vergehen so schwer ist, du hattest schließlich keinen anderen Weg. Aber trotzdem...es ist doch nun einmal so und das ist für mich in Ordnung. Ich...ich habe doch nur kurz geäußert, dass es schrecklich für mich ist, auf dich verzichten zu müssen. Aber das bedeutet doch nicht...dass ich das nicht mit dir durchstehen will. Ich liebe dich doch, das weißt du..."
John schaute sie fast ein bisschen flehentlich an. "Das heißt doch nicht, dass ich dir da im Weg stehen will oder sauer auf dich bin. Es ist einfach die Situation, die mich ein bisschen frustriert. Aber wir schaffen das schon, Constance, da bin ich ganz sicher."

"Ich weiß, dass ich es schaffe. Ich kann nur für dich hoffen, dass du mit deiner Überzeugung ebenfalls Recht behältst." erwiderte Constance mit hochgezogenen Augenbrauen.
Dann legte sie die Hände auf Johns Oberkörper und ihr Blick wurde wieder milder. "Ich liebe dich." erklärte sie ruhig und gab John dann einen lang anhaltenden Kuss. "Und nur weil wir das Bett nicht miteinander teilen werden, heißt das ja nicht, dass wir nicht trotzdem schöne Stunden gemeinsam verbringen können." gab sie zu bedenken und schmiegte sich dann wieder an ihn.
"Mir ist das wirklich wichtig, John." fuhr sie ernst, aber ruhig fort. "Ich weiß, dass ich das damals nicht hätte tun dürfen, aber es war der einzige Ausweg den ich gesehen habe. Und als ich hörte, wie Robin seine Beichte auf dem Totenbett ablegte ... da wusste ich, dass ich richtig gehandelt hatte." Sie schwieg einen Moment und atmete leise aus. "Und dieses Gefühl habe ich immer noch und ich weiß nicht, ob sich daran etwas ändern wird. Doch ich hoffe, dass diese Buße mir hilft mich Gott in dieser Sache wieder näher zu bringen und dass ich selbst mit diesem Kapitel abschließen kann."

"Constance...du kennst mich doch. Du weißt doch, dass ich das ernst meine, wenn ich dir so etwas sage." John zog sie wieder in seine Arme und fest an sich. "Ich weiß...und ich freue mich über jede Stunde mit dir sehr, Constance. Ich vermisse es einfach nur, das ist alles. Schließlich hast du mir damals ziemlich eindrucksvoll gezeigt, wie schön es sein kann. Aber ich meinte es ernst. Ich kann verzichten, das habe ich mein Leben lang getan."
Er lächelte leicht. "Und ich weiß auch, dass es dir wichtig ist. Gott wird sehen, dass du dich bemühst. Und wenn das geschafft ist, wird die Vergangenheit dich in Ruhe lassen. Und beide...und dann, dann werden wir noch glücklicher sein als vorher. Und vielleicht bekommen wir dann auch irgendwann wieder Nachwuchs. Vierzig Tage...ich habe es fünfzehn Jahre lang geschafft, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Soll ich mit dir fasten? Vielleicht ist es dann leichter?"

Constance zog eine Augenbraue in die Höhe und sah John skeptisch an. "Damals?" wiederholte sie. "Ich hoffe für dich, mein Lieber, dass ich das nicht nur damals, sondern auch heute noch tue. Sonst wirst du bald länger als vierzig Tage nicht mehr in den Genuss davon kommen." mahnte sie ihn spöttisch.
Dann strich sie ihm über die Wange und lächelte sanft. "Das ist wirklich lieb von dir, aber das brauchst du nicht. Außerdem ist es für mich noch mehr Beweis, dass ich es kann, wenn du nicht auch noch fastest." erwiderte sie zärtlich und gab ihm einen Kuss. "Immerhin musst du meinetwegen ja schon vierzig Tage enthaltsam leben." erinnerte sie ihn neckend.

"Natürlich tust du das, jedes Mal...", erwiderte John lächelnd. "Aber du wirst mir bestimmt zugestehen, dass das erste Mal sich ganz besonders intensiv eingeprägt hat. Schließlich war es für uns Beide etwas Neues."
Und er würde es niemals vergessen. Sie waren noch mehr zusammen gewachsen und eigentlich stritten sie auch eher selten. Dazu verstanden sie sich einfach viel zu gut. Nur manchmal hatte die Vergangenheit eben noch ein klein wenig Einfluss. Oder ein gewisser rothaariger Priester.
"Wenn du meinst. Es würde mir wirklich nichts ausmachen, weißt du. Wenn du deine Meinung änderst, sagst du es mir einfach." Er lachte leise und strich durch ihr blondes Haar.
"Nicht wahr? Siehst du mal, was ich alles für dich tue. Nicht, dass ich eine andere Wahl hätte, aber der gute Wille zählt." John küsste sie lange und lächelte sie dann an.
"Ich würde es immer wieder tun. Du betonst ja immer, wie stark ich bin, da muss ich das ja locker durchhalten."

"Da hast du dich aber gerade noch einmal so gerettet." bemerkte Constance lachend. Ja, ihr erstes gemeinsames Mal war in der Tat etwas besonderes gewesen. Für John, weil er zuvor als Priester gar keine Erfahrungen in solchen Dingen gesammelt hatte und für Constance, weil sie über mehr als genug Erfahrung verfügte, diese aber keineswegs freiwillig gemacht hatte.
"Ja, du bist mein starker, gutaussehender Mann ... etwas besseres als dich hätte ich mir nie zu träumen erhofft." bemerkte Constance und küsste John liebevoll. In seinen Armen fühlte sie sich jedes Mal aufs Neue geborgen und wollte ihn am liebsten auch nie wieder los lassen.

Joanna seufzte zufrieden und kuschelte sich ein wenig mehr an ihren Mann. Es war ein schöner Sommerabend, das Fenster war geöffnet und sie genossen zusammen noch ein wenig die Ruhe. Filou lag halb zwischen und halb auf ihnen und döste genüsslich vor sich hin. Der Hund liebte es einfach, wenn er bei ihnen sein konnte. Seine beiden Söhne hatten sich in der Ecke auf ihrer Decke zusammen gerollt und ihrem Vater das Feld überlassen.
"Wir sollten mal wieder im See schwimmen gehen...", schlug Joanna gerade vor. "Es ist so schön warm und die Pferde könnten auch etwas Bewegung gebrauchen. Espérance ist schon wieder viel zu kugelig und das ganz ohne Fohlen. Wann löst du eigentlich dein Versprechen ein und lässt mich Uriel ausprobieren?"
Joanna lächelte. "Ich freue mich schon, wenn Chouchou alt genug ist."
Doch die Ruhe sollte nicht lange anhalten. Es klopfte und Peter kam nach einer Aufforderung herein. "Mylord, Mylady...ein Bote vom König."

William kraulte beiläufig Filou hinter dem Ohr, während er Joanna zu hörte und dann nickte. "Das können wir gerne in den nächsten Tagen tun." Dann grinste er breit und stupste Joanna auf die Nase. "Beschwer dich darüber nicht bei mir, das ist ganz deine Sache. Uriel sieht momentan ausgesprochen gut aus, wenn ich mich einmal selber loben darf. Und Ardeur natürlich sowieso. Aber weißt du was, ich glaube ich werde bei unserem nächsten Ausritt Cuivre mal wieder mit nehmen. Der alte Herr kommt sonst noch auf den Gedanken, dass er hier nicht mehr gebraucht wird." sinnierte William und seufzte dann. "Jaja, schon gut. Nächste Woche in Ordnung? schlug er Joanna vor, denn dass er da nicht mehr drum herum kommen würde, war klar.
Als sie dann jedoch unterbrochen wurden, zog William die Augenbrauen in die Höhe und sah Peter ein wenig überrascht an. "Tatsächlich? Nun, dann schick ihn herein." befahl er und Peter verschwand mit einem Nicken wieder.
Kurz darauf trat ein Mann ein, den William schon öfter am Hofe gesehen hatte, dessen Name ihm aber nicht sofort einfallen wollte. "Nun, was gibt es denn, dass unsere Majestät Euch hier her schickt und Ihr nicht einmal bis zum Morgen warten könnt, wie es angemessen wäre, sondern unsere Abendruhe stört?" fragte William und klang dabei ganz bewusst ein wenig ungehaltener. Der Bote sollte Henry ruhig berichten, dass sein Lordkanzler nicht gerade erfreut gewesen war.

"Ich weiß, aber ich komme einfach zu nichts mehr. Die Kinder fordern meine Aufmerksamkeit und dann musste ich noch für Constance da sein. Du siehst, ich bin eine vielbeschäftigte Frau und leider bleibt meine Süße da manchmal etwas auf der Strecke. Nun ja..." Joanna zog eine Flunsch. "Nächste Woche erst? Du wirst dich doch wohl nicht drücken wollen? Glaub mir, wenn dir etwas dazwischen kommt, reite ich ihn allein, das ist dir klar, oder?", erklärte sie dann grinsend, wurde aber schließlich wieder ernst, als der Bote hereinkam und von William so unfreundlich begrüßt wurde. Etwas, das sie mit einem überraschten Blick quittierte.
"Verzeiht, Mylord...aber ich tue nur meine Pflicht. Es lag nicht in meiner Absicht zu stören, aber der König wünscht, dass ich die Nachricht sofort überbringe. Das war seine Anweisung, es obliegt demnach nicht meiner Entscheidungsgewalt bis morgen zu warten. Aber ich möchte Euch nicht weiter belästigen. Ich werde morgen wieder mit Eurer Antwort abreisen, wenn Ihr beliebt."

"Unfug" erwiderte William. "Das wirst du schön bleiben lassen. Nur keine Sorge, ich stehe zu meinem Wort." versprach er und gab ihr einen Kuss.
Es hätte ein so angenehmer Abend werden können ...
William verdrehte kurz die Augen. "Schon gut, schon gut. Ihr könnt ja wahrlich nichts dafür. Nun, dann her mit der Nachricht." forderte William den Boten auf und nahm das Pergament entgegen. Er entfaltete es und überflog die Zeilen. Stirnrunzelnd hielt er das Pergament so, dass auch Joanna es lesen konnte und las es selbst noch einmal in Ruhe.
"Er will mich also in London sehen ..." murmelte William schließlich und sah den Boten an. "Lasst Euch ein Zimmer geben und Essen und Trinken. Ich werde Euch später meine Antwort übergeben und Ihr könnt morgen aufbrechen, wenn es Euch beliebt." forderte er den Mann zum Gehen auf.

"Na gut, ich nehme dich beim Wort."
Joanna folgte dem Gespräch mit dem Boten schweigend und lehnte sich dann ein wenig zu William hinüber um mitlesen zu können. Ihre Miene verfinsterte sich sofort und sie wartete nur noch, bis der Bote sich verneigt hatte und gegangen war.
"Wir waren doch gerade erst am Hof...solange sind wir noch gar nicht daheim! Ich will nicht, dass wir schon wieder fort gehen. Ich will nicht nach London. Die Kinder haben sich gerade erst wieder eingelebt.", protestierte sie.
"Was bildet Henry sich eigentlich ein? Erst stellt er sich so gegen dich in der Sache mit Beatrice und Richard und dann sollst du auch noch springen, wenn er ruft? Das kann doch nicht sein Ernst sein! Und deiner auch nicht."
Sie wollte nicht schon wieder fort von hier...

William zog eine Augenbraue empor als Joanna so aufbrausend reagierte. "Woher willst du eigentlich wissen, was mein Ernst ist?" fragte William sie, während er sich vorbeugte und das Pergament an die Flamme der Kerze hielt, die auf dem Tisch stand.
Schweigend beobachtete er wie das Schriftstück in Flammen aufging und ließ den letzten glühenden Rest auf den Boden fallen, um ihn auszutreten, damit er sich nicht noch die Finger daran verbrannte.
"Henry kann von mir aus bleiben wo der Pfeffer wächst." erklärte William und lehnte sich zurück, um seinen Arm wieder um Joanna zu legen. Er gab ihr einen Kuss und legte den Kopf ruhig in den Nacken, ganz so als wären sie überhaupt nicht gestört wurde.
Henry würde schon noch sehen, was er davon hatte, ihn so vor den Kopf zu stoßen. Er mochte vieles für Henry tun ohne zu hinterfragen, ob es gerechtfertigt war, doch dieses Mal war Henry wirklich mehr als undankbar gewesen und dafür bekam er nun die Quittung.

Joannas Augen weiteten sich, als er Henrys Brief einfach in die Flammen hielt und verbrannte. Sie musste zugeben, sie hatte William unterschätzt. Aber sie liebte ihn gerade nur umso mehr.
"Was hast du mit meinem Mann gemacht?", fragte sie lachend und gab ihm einen Kuss. "So gefällst du mir schon viel besser. Henry soll endlich einmal sehen, was er an dir hat. Aber er weiß es nicht zu schätzen, Pech für ihn. Jetzt haben wir erst einmal etwas von dir."
Joanna lächelte und küsste ihn erneut.
"Ich bin ausgesprochen stolz auf dich. Was meinst du, ist Filou gnädig mit uns und lässt noch etwas Anderes zu als faul hier zu liegen?" Schließlich schien sich der Hund auf ihrem Schoß ziemlich wohl zu fühlen.

William lachte zufrieden und zog Joanna etwas enger an sich. "Nun, ich denke, unser guter König hat einmal eine Lektion verdient. Soll er doch in seiner Arbeit versinken. Wenn er Wert auf meine Hilfe legt, muss er sich schon einiges kosten lassen." erklärte William grinsend und erwiderte Joannas Kuss.
"Oh, da bin ich mir ziemlich sicher. Spätestens wenn ich dich von deinem Kleid befreie, wird er genervt sein und freiwillig das Feld räumen." verriet William ihr und küsste sie erneut, während er den lockeren Zopf löste, den Joanna sich heute Abend gemacht hatte.
William strich mit den Fingern sanft über Joannas Wange und ließ seine Lippen dann folgen.
"Du hättest mit einer anderen Antwort von mir für Henry gerechnet, nicht wahr?" fragte er ein wenig amüsiert zwischen zwei Küssen.

"Das sehe ich ganz genauso. Henry sollte sich vorher überlegen, was er tut."
Joanna lächelte und legte den Kopf an seine Schulter, während sie seine Küsse genoss und seine Finger sanft durch ihr rotes Haar strichen. Wie sie ihn doch liebte...
Sie schloss die Augen für eine Weile, öffnete sie dann aber wieder.
"Ehrlich gesagt habe ich das. Du bist Henry immer so treu ergeben gewesen, dass du alles für ihn getan hast, egal, was er wollte. Es überrascht mich wirklich, dass du ihn so gleichmütig auflaufen lässt. Aber es gefällt mir. Ich bin froh, so haben wir endlich mal eine Weile noch mehr von dir. Du hast Zeit für die Kinder, die Tiere und vor allem für mich."
Sie lächelte ihn an und strich einige Strähnen aus seiner Stirn.
"Ich liebe dich.", flüsterte sie und beugte sich noch ein wenig zu ihm vor. Filou öffnete missmutig ein Auge, als er in seiner bequemen Position gestört wurde und schnaufte genervt. Er hätte viel lieber noch eine Weile seine Ruhe gehabt, aber seine Menschen konnten ja nie voneinander lassen.

"Oh, keineswegs gleichmütig ... aber dieser Thor hat mich wirklich wütend gemacht mit seinem Verhalten. Er wird schon sehen, was er davon noch alles hat." bemerkte William grinsend.
Henry hatte ihn oft genug vor den Kopf gestoßen, doch William war immer wieder zurück gekehrt und hatte seinen Ärger hinunter geschluckt - fast wie ein Hund, der seinem Herren voll und ganz ergeben war - doch nun war Schluss damit. Genug war genug. Wenn es um seine Kinder ging, verstand William absolut keinen Spaß.
"Und ich dich erst." murmelte William und stand auf, um Joanna hoch zu heben. Vorher musste er allerdings Filou noch dazu auffordern, zumindest seinen Kopf von Joannas Schoß zu nehmen und alleine auf seinem Platz zurück zu bleiben. Grinsend hob William Joanna schließlich hoch, um sie zum Bett hinüber zu tragen.
"Weißt du meine Schöne, ich finde, es ist ein richtig guter Abend bisher ... und er verspricht noch deutlich besser zu werden."

"Natürlich wird er das...Er wird sich selbst verfluchen. Henry merkt immer erst, was er hatte, wenn er es nicht mehr hat. Aber ich bin sicher, Jane wird dazu beitragen ihm die Augen dich betreffend zu öffnen. Sie will schließlich auch noch etwas von ihm haben neben der ganzen Arbeit. Und Harry auch..."
Joanna grinste, als William sie einfach hochhob und Filou von ihrem Schoß verscheuchte. Der Hund wirkte ziemlich pikiert und sah ihnen missmutig nach, blieb aber liegen und schloss dann wieder die Augen. Joanna legte die Arme um Williams Hals und gab ihm einen langen Kuss. "Ich finde auch, dass der Abend recht vielversprechend begonnen hat. Wir sollten dafür sorgen, dass unsere Erwartungen sich auch erfüllen."
Sie lächelte zufrieden und machte sich langsam an seinen Knöpfen zu schaffen.