William und Joanna ~ 1170

"Das waren noch die Nachwirkungen." Grinste William und ließ seine Finger dann langsam die Narbe nachfahren. Hin und wieder, gerade wenn das Wetter wechselte, zog es noch, besonders in seiner Schulter und er wurde daran erinnert, dass man ihn um ein Haar aufgeschlitzt hätte.
"Ich liebe dich, Joanna." murmelte er und gab ihr einen Kuss. Er liebte sie, er liebte es, wenn ihre Hände zärtlich über seinen Oberkörper fuhren und es bescherte ihm noch immer ein Kribbeln im ganzen Körper, wenn Joannas Hände über seine Narben strichen. Dort war er doch noch ein klein wenig empfindlich.
"Hoffen wir, dass es nun aber bei den vorhandenen Narben bleibt. Für meinen Geschmack sind es mittlerweile mehr als genug." bemerkte er dann, ehe er sich langsam auf das Bett sinken ließ, um sich Joannas Händen anzuvertrauen.
"Und auch, wenn du vielleicht nicht überzeugt bist, aber ich hätte dich auch geheiratet, wenn du nicht schwanger geworden wärst." murmelte er während er die Arme verschränkte und seinen Kopf darauf ablegte.

"Ich verstehe." Joanna grinste flüchtig, wurde dann aber wieder ernster und nickte. "Ich dich auch...Es sind mehr als genug, also pass auf dich auf. Ich will keine neuen Narben mehr finden, du gefällst mir so am Besten wie du jetzt bist."
Sie ließ sich neben ihm auf die Bettkante sinken und lächelte dann, ehe sie ihre Massage begann. Sie liebte diese innigen Stunden mit ihrem Mann sehr und sie war sehr froh, dass sie ihm auch etwas bedeuteten. Dass er ihre Nähe genoss und sich gerne von ihr ein bisschen von Sorgen ablenken ließ.
"Ich weiß....aber Edward hat dir den Schubs gegeben, den du gebrauchst hast um mit Henry zu reden, mein Lieber. Wer weiß, wann du mich sonst geheiratet hättest? Aber so ist es doch gut gelaufen. Und unsere Hochzeit war so ungewöhnlich, dass ich mich immer wieder an sie erinnere und doch nicht ein Detail vergesse. Es war trotz der Umstände schön."

„Tue ich das?“ fragte William mit einem leicht spöttischen Grinsen. „Freut mich, dass du das auch nach sieben Jahren Ehe noch so siehst.“
Im nächsten Moment biss er sich kurz auf die Unterlippe als Joanna einen besonders verspannten Muskelstrang erreichte. Es war wirklich wieder einmal Zeit geworden, dass sie seine Rückenmuskulatur ein wenig lockerte, denn hin und wieder hatte er sogar Kopfschmerzen bekommen, wenn er zu lange in irgendwelchen Verhandlungen gesessen oder viel über verschiedenen Verträgen gebrütet hatte.
William verzog kurz das Gesicht. „Wenn man das so hört, klingt es trotzdem danach als hätte ich es nur getan, weil du schwanger geworden bist.“ beschwerte er sich. „Und ich hätte dir wirklich lieber eine andere Hochzeit geboten, eine die dir auch wirklich gerecht geworden wäre.“

"Natürlich tust du das. Sonst wärst du nicht immer noch so begehrenswert für mich." Joanna lächelte und fuhr mit ihrer Tätigkeit fort. Über die Jahre war sie darin geschickter geworden. "Meine Güte, du bräuchtest mal wieder ein bisschen mehr Bewegung, so wie du dich anfühlst. Über den Winter wirst du immer zu sehr mit Arbeit überschüttet."
Aus dem gemeinsamen, ruhigen Winter vor dem Kamin war nur bedingt etwas geworden, aber es war in Ordnung. Immerhin hatte er sich Zeit für sie genommen, war da gewesen.
"Auch wenn es danach klingen mag...ich weiß ja, dass du mich schon da geliebt hast und mich heiraten wolltest. Aber da warst du eben ein bisschen...träge. Du brauchtest nach der Sache mit Isabel eben einen Anstoß."
Sie lächelte sanft und strich seine Wirbelsäule entlang. "Ich weiß. Aber ich brauchte keine große Hochzeit. Sie ist mir gerecht geworden, weil ich sehr glücklich damit war. Es war auch so der schönste Tag in meinem Leben. Und weißt du warum? Weil du mich geheiratet hast. Weil ich wusste, dass wir jetzt endlich den Rest unseres Lebens zusammen sein würden. Keiner würde uns mehr so leicht trenne können."

"Im Winter bietet es sich einfach mehr an, da ich nicht so viel draußen machen kann, so früh wie es dunkel wird." bemerkte William und sog im nächsten Augenblick scharf die Luft ein als Joanna eine besonders hartnäckige Verspannung löste.
Als sie ihm schließlich zum Abschluss über den Rücken strich, lächelte William und drehte sich herum, so dass er Joanna zu sich hinab ziehen konnte. "Hm, und das klingt so als wärst du ausgesprochen genügsam ... solange du mich hast." neckte er sie und gab ihr einen Kuss, ehe er die Arme um sie legte und sie noch dichter an sich zog.
"Habe ich dir heute schon gesagt, dass du die schönste Frau der Welt bist und ich dich über alles liebe? Ich wüsste gar nicht, wo ich heute ohne dich wäre ..."

"Ja, da hast du wohl Recht. Was nichts daran ändert, dass du Uriel öfter bewegen solltest. Er ist schon wieder ungenießbar und die Stallburschen drücken sich wo es geht davor, ihn aus seiner Box holen und auf die Koppel bringen zu müssen. Ardeur ist ja Gott sei Dank pflegeleichter."
Joanna erwiderte den Kuss, verschränkte die Arme auf seiner Brust und stützte den Kopf darauf.
"Bin ich das etwa nicht?", fragte sie grinsend.
"Ich denke, manchmal bin ich sehr genügsam." Sie gab ihm erneut einen Kuss. "Das hört man gerne...Wo du ohne mich wärst....hmm..ich denke, du hättest die langweilige Tochter irgendeines politisch günstigen Earls geheiratet, mit ihr einen Erben in die Welt gesetzt und du würdest so viel wie möglich Zeit weg von Zuhause verbringen, damit du deine langweilige Frau nicht ertragen musst, die dir deshalb auch noch jammernd in den Ohren liegt. Ich denke, mein Lieber, du hast es verdammt gut getroffen.", erklärte sie lachend.

William verzog das Gesicht und nickte dann. "Ja, vermutlich sollte ich das. Ich habe ihn in letzter Zeit wirklich etwas vernachlässigt." Und das würde er am besten gleich ab Morgen ändern. Ardeur war pflegeleicht, den Fuchs konnte man ohne Probleme auch anderen erfahrenen Reitern anvertrauen, doch Uriel hatte sich auch im Alter nicht verändert und war noch genau so sturköpfig wie früher. Der Rappe wusste ganz genau, wenn er in seiner Nähe oder gar auf seinem Rücken duldete und wen nicht.
Dann musste er lachen und gab Joanna einen Kuss. "Ja, auch damit hast du wohl recht. Ich würde mich sicherlich deutlich weniger zu Hause aufhalten." Der einzige Grund dafür wären wohl die Kinder gewesen, aber eine andere Frau hätte ihm niemals ein solches Gefühl vermitteln können, wie Joanna es tat.

"Da du ihn mich ja nicht reiten lässt, musst du das wohl.", erklärte Joanna lächelnd. William weigerte sich immer noch standhaft es sie mit dem Rappen versuchen zu lassen, obwohl sie sicher war, dass er sie inzwischen gut genug kannte um sie zumindest nicht einfach abzuwerfen.
"Ich freue mich so darauf zu sehen, wie Chouchou gewachsen ist. Er wird bestimmt einmal ein sehr gutes Pferd. Wir müssen nur sehen, ob er eher nach seinem Vater oder nach seiner Mutter kommt."
Sie legte den Kopf auf seiner Brust ab und schloss die Augen. "Ja, das glaube ich gern. Und es macht mich sehr stolz, dass du es meinetwegen tust. Dass du dich so anders verhältst als so viele andere Männer. Auch, wenn sie alle den Kopf über uns schütteln, ich würde es nie mehr anders haben wollen. Ich liebe dich schließlich mehr als alles andere."

"Und das werde ich dich auch nach wie vor nicht." entschied William mit mildem Lächeln. "Mag sein, dass er friedlich bleibt, aber ich möchte es mit dir wirklich nicht ausprobieren. Sobald Chouchou alt genug ist, wirst du dich an ihm versuchen dürfen, das verspreche ich dir, aber Uriel bleibt außen vor." er gab ihr entschuldigend einen Kuss und strich ihr sanft über den Rücken.
Für einen Moment schwieg William, dann begann er zu lächeln. "Du hast mich eben stark verändert. Früher bin ich auch nicht anders gewesen als andere." erinnerte er sie und küsste sie erneut. "Um die Neider zu zitieren, du scheinst mich verhext zu haben."
William lachte leise und schüttelte den Kopf. Er wusste, wie sehr über ihn und sein Verhalten geklatscht wurde, wie gerne man über Joanna tratschte, weil diese mehr von ihrem Mann hatte als sonst üblich war. Aber das war ihm gleich, da er genau wusste, dass es der pure Neid war, der aus ihnen sprach.

"Schade, ich hätte das gerne für dich übernommen.", meinte Joanna bedauernd, hatte sich insgeheim aber längst damit abgefunden. Er weigerte sich schließlich seit Jahren sie ihn reiten zu lassen.
"Aber darauf lasse ich mich ein. Schließlich ist der Kleine unser Traum gewesen, aber...dein Geschenk. Ich setzte mich auf seinen Rücken, wenn du ihn vorher ausprobiert hast.", erklärte sie grinsend, malte dann aber nachdenklich Kreise auf seine warme Haut.
"Ich weiß...und manchmal frage ich mich, was genau an mir so anders ist, dass es dich so fesselt, dass du so viel für mich aufgibst und änderst. Ich bin eigentlich nur eine ganz normale Frau. Es könnte einem fast schwindelig werden, wenn man daran denkt, dass ich als Tochter eines einfachen Ritters geboren worden und jetzt mit dem Lordkanzler von England verheiratet bin. Es ist erstaunlich...Manchmal habe ich mich gefragt, was wohl aus mir geworden wäre, wenn Beaumont länger gelebt hätte. Oder wir uns nie begegnet wären."

William sah Joanna einen Moment lang schweigend an. "Im Sommer." erklärte er dann. "Im Sommer, wenn er ausgelastet ist. Aber ich warne dich, du wirst keinen einzigen Trabtritt mit ihm Reiten und ich werde dich notfalls auch führen, wenn du dich nicht von alleine daran hältst." schrieb er ihr vor und verengte die Augen ein wenig, so als wolle er ihr drohen.
Er war verrückt, dass er ihr das anbot, aber was tat er nicht alles für sie ...
Dann grinste er spöttisch. "Aber du hattest keinen größtmöglichen Erfolg. Um ganz an die Spitze zu kommen, hättest du dir meinen werten Cousin schnappen müssen." neckte er sie dann, ehe er wieder ernst wurde und die Stirn runzelte. "Nun, dann hätten wir uns vermutlich erst zu spät kennen gelernt. Wenn überhaupt." mutmaßte er und dachte darüber nach, wie anders sein Leben dann wohl verlaufen wäre. Es wäre um eine ganze Menge leerer gewesen.

"Einverstanden." Joanna strahlte ihn an und bedankte sich mit einem Kuss. "Du bist so süß...du kannst mir einfach nichts abschlagen, oder?" Sie lachte leise. Über die Sache mit dem Trab ließ sich sicher noch reden, wenn es soweit war, aber sie war schon froh, dass er es überhaupt erlaubte. "Ich hätte Henry haben können, das weißt du doch. Aber ich wollte nicht. Ich wollte nur dich allein."
Sie lächelte erneut. "Ja, das ist wahr."
Einen Moment überlegte sie und seufzte dann. "Was tun wir jetzt mit dem angefangenen Nachmittag? Redest du mit Henry? Bleibst du noch etwas bei mir? Redest du mit Beatrice? Das ist auch sehr nötig, das weißt du. Oder hast du bessere Vorschläge? Ich bin ganz Ohr...Ich muss nur zwischendurch nochmal nach Elias sehen..."

William runzelte die Stirn. "Noch ein Grund weshalb die Leute denken, du hättest mich verhext." brummte er, gab erwiderte den Kuss dann jedoch lächelnd. "Ich würde die Welt für dich anhalten, wenn es sein müsste. Das weißt du doch." murmelte er gegen ihre Lippen.
Dann lachte er leise. "Du hast also den weniger erfolgreichen, dafür aber besser aussehenden - ganz zu schweigen von meinen besseren Fähigkeiten im Bett - aus der Familie gewählt ... weise Entscheidung, meine Liebe."
William zog Joanna zu sich, so dass sie auf ihm lag und sah zu ihr hinauf. "Was hältst du davon, wenn wir einfach noch eine halbe Stunde oder auch etwas länger hier liegen bleiben? Und dann holen wir unseren kleinen, süßen Elias und wir drei verbringen noch etwas Zeit miteinander. Und dann kann ich mir immer noch überlegen in welche Löwenhöhle ich mich zu erst wagen will heute Abend."

"Vielleicht habe ich das ja? Aber verrat mich nicht, du willst mich schließlich noch länger bei dir haben.", neckte Joanna. "Die Leute denken viel, aber nicht einmal ein Viertel davon ist wahr. Umso besser, sollen sie ein wenig rätseln, ganz wie sie wollen. Wir sollten ihnen nicht den Spaß nehmen."
Im nächsten Moment lachte sie auf. "In der Tat. Aber wir sind auch gar nicht von uns selbst überzeugt, nicht wahr? Ich weiß indes, dass es wirklich eine weise Entscheidung war. Das weiß ich jeden Tag, wenn ich dich ansehe..."
Sie legte die Hände auf seine Schultern und erwiderte liebevoll den sanften Blick aus seinen dunklen Augen. "Davon halte ich sehr viel. Und ich freue mich über den gemeinsamen Nachmittag. Hast du deine Mutter eigentlich gefragt wegen der grünen Augen? Ich bin in diesem Punkt ziemlich neugierig, es würde mich interessieren. Ach, weißt du schon das Allerneuste?"
Joanna hob spöttisch die linke Augenbraue. "Ich habe dich betrogen und hintergehe dich hinterhältig, lüge dich jeden Tag an. Elias ist nicht dein Sohn, er hat ja - so ungewöhnlich! - grüne Augen, deshalb kann es ja nur so sein. Ich dachte, ich sollte dich davon in Kenntnis setzen.", erzählte sie grinsend. "Bevor du es von Anderen erfährst."

"Selbst wenn ich wollte, könnte ich dich wahrscheinlich nie verraten." erwiderte William und gab ihr lächelnd einen Kuss. Er war froh darum, dass ihre Ehe etwas so besonderes war. Und dass überall über sie getratscht wurde, bestätigte ihn nur noch einmal darin das Richtige getan zu haben.
"Ich sage nur die Wahrheit." warf William ein, musste im nächsten Moment jedoch leicht schlucken. William war alles andere als nah am Wasser gebaut, aber Joannas Worte rührten ihn doch zumindest etwas. Er legte seine Hände an ihre Wangen und gab ihr einen lang anhaltenden Kuss. "Jeden einzelnen Tag. Und jeden einzelnen Tag liebe ich dich mehr und mehr." erwiderte er und fuhr mit seinen Fingern durch ihre roten Locken.
"Noch nicht, aber ich werde es bei der nächsten Gelegenheit gleich nachholen." versprach er ihr und grinste dann. "Stell dir vor, du kommst zu spät. Ich habe schon heraus gefunden, dass du mich hinter gehst und mir ein Kind unterschieben willst, dass nicht meins ist." erwiderte William spöttisch und schüttelte dann den Kopf. "Nein, selbst wenn ich misstrauischer wäre ... ein so wundervolles Kind wie unser Elias kann nur von uns sein."

"Ich würde dich schon rechtzeitig daran hindern." Ihre Augen schlossen sich halb und sie seufzte leise. "Ich dich auch." Sie war so glücklich und alles...alles war so perfekt, wie sie es sich nie erträumt hatte. Sie hatte sich immer eine schöne Zukunft ausgemalt, doch das was sie jetzt hatte, war besser. Viel besser. Sie erwiderte seinen Kuss gerne und schloss nochmals die Augen. "Gut..."
Sie öffnete eines davon wieder und schaute ihn grinsend an.
"Wie tragisch...dabei wollte ich dir das doch selbst beibringen. Ich hoffe doch, du verzeihst mir mein Verhalten. Ich werde es auch nie wieder tun." Sie strich ihm durch die dunklen Locken. "Natürlich ist er das. Und er hat eindeutig deine Locken geerbt. Ebenso wie deinen Sturkopf, deine Ungeduld und dein Temperament, glaub mir."
Joanna küsste ihn erneut und seufzte.
"Zu schade, dass ich nicht darf...ich hätte den Nachmittag ausgesprochen gern anders mit dir verbracht. Aber es dauert ja nicht mehr lange..."

Siehst du, das kommt davon, wenn man mir Dinge verschweigt. Früher oder später finde ich alles heraus." neckte William und legte eine Hand an ihre Wange. "Dir würde ich wohl alles verzeihen." fügte er dann deutlich ernster hinzu.
Doch allein der Gedanke an seinen kleinen Sohn ließ William wieder lächeln. "Er ist und bleibt eben mein Junge." erwiderte er zufrieden. William liebte alle seine Kinder, daran gab es keinen Zweifel. Aber der kleine Elias ... auf seinen jüngsten war er gerade mächtig stolz.
Grinsend ließ William den Kopf in die Kissen sinken. "Bald, meine Schöne, bald. Und ich verspreche dir, wenn es soweit ist, widme ich dir einen ganzen Tag. Ich werde sämtliche Arbeit Arbeit sein lassen und nur für dich da sein." sagte er ihr zu und ließ seine Lippen dann ihren Hals hinab wandern. Ja, das würde ihm auch sehr gefallen.

"Ja, leider...du bist einfach zu klug für mich. Ich hätte dir das gleich sagen sollen." Joanna grinste und gab ihm einen Kuss. "Gut zu wissen." Sie wusste längst, dass William lange nicht so nachtragend war wie sie. Sie brauchte ein wenig länger, damit sie ihm verzieh, wenn sie wirklich sauer war. Aber William konnte ihr einfach nie lange böse sein. Sie gab ihm allerdings auch selten Grund dazu.
"Ja, das ist er. Und ich bin sehr sicher, dass alle unsere Kinder dich einmal sehr stolz machen werden. Als Lordkanzler ebenso wie als künftiger Großvater. Ich bin sicher, du wirst das ganz toll machen. Man sollte kaum glauben, dass zwischen Beatrice und Elias dreizehn Jahre liegen. Dann komme ich mir so alt vor. Aber als ich das gesagt habe, hat Beatrice mich ganz süß angeschaut und gesagt, dass ich doch gar nicht alt bin. Ich wüsste gar nicht mehr, was ich eigentlich ohne die Kinder den ganzen Tag machen würde."
Ihr Blick wurde schließlich erstaunt. "Tatsächlich? Das wirst du tun? Ich bin begeistert! Das wird mir sehr gefallen."

"In der Tat." grinste William und verschwendete kurz einen Gedanken daran, wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihm tatsächlich solche Neuigkeiten eröffnen würde. Keine Frage, er würde toben, würde denjenigen zur Rechenschaft ziehen, der sich an seiner Frau zu schaffen gemacht hatte ... aber ihr ... nein, Joanna konnte er einfach nicht allzu lange böse sein. Zu groß war seine Angst sie wieder zu verlieren als dass er ihr lange grollen konnte. Die Zeit in der sie getrennt gewesen waren, hatte ihn auf jeden Fall gelehrt, jede Minute mit ihr unendlich viel mehr wert zu schätzen.
"Großvater" wiederholte William langsam und verzog das Gesicht. "Du kannst dich immerhin soweit glücklich schätzen, dass ich der ältere von uns beiden bin. Wenn man über mein Alter spricht, dann ist es bald nicht mehr Anfang 30, sondern viel mehr auf die 40 zugehend." William runzelte die Stirn. "Natürlich tue ich das. Klingt das so absonderlich? Außerdem ... ich profitiere ja ebenfalls in hohem Maße davon." bemerkte er dann grinsend.

"Na und? Was macht das schon...nicht zu alt.", tröstete Joanna ihn und legte sich wieder neben ihn um sich in seine Arme zu kuscheln. Nach einer Weile hatte sie eine bequeme Position gefunden und beschloss, diesen Platz erst einmal nicht mehr zu verlassen. Es war gerade gut so, das wollte sie noch etwas genießen.
"Nun, dass du dir den ganzen Tag frei nimmst, obwohl du viel Arbeit hast, ist doch durchaus etwas ungewöhnlich. Aber ich freue mich natürlich darüber sehr. Vielleicht können wir ja dann morgens länger liegen bleiben, wenn die Kinder uns lassen und den Tag schön gemütlich beginnen. Nur wir Beide. Das würde mir gefallen."

William atmete tief durch, klopfte an die Tür und trat ein als schließlich eine Antwort kam. "Ich muss mit dir reden." begann er, noch ehe die Tür hinter ihm zugefallen war. Am liebsten wäre er einfach noch liegen geblieben. Hätte Joanna weiterhin in den Armen gehalten und die Zeit genossen, aber das ging nicht mehr, er hatte etwas unternehmen müssen. Er musste versuchen seiner Tochter eine Zukunft zu schaffen.
Also war er her gekommen, obwohl es eins der letzten Dinge war, die er hatte tun wollen.
"Es tut mir Leid, dass ich vorhin so reagiert habe." fuhr er fort und ließ sich seiner Tochter gegenüber nieder und griff nach ihrer Hand. "Ich mache mir nur Sorgen um dich, ich will, dass es dir gut geht und dass dir kein Unglück geschieht. Und ich weiß, dass ich dir mehr vertrauen sollte, aber es ist schwer für mich, dass du plötzlich nicht mehr das kleine Mädchen bist, dem ich noch die Welt erklären musste."

Beatrice sah auf, als ihr Vater eintrat. Sie hatte gewusst, dass ihr dieses Gespräch noch bevorstand, aber eigentlich war sie ganz froh gewesen, dass ihre Mutter schon zuvor mit ihm geredet und ihn hoffentlich besänftigt hatte. Es schien zumindest so, als wäre sie bei diesem Unterfangen erfolgreich gewesen, so ruhig, wie er zu ihr sprach.
Beatrice sah ihn an und ließ ihm auch ihre Hand. "Ich weiß, Papa. Aber ich bin eben kein kleines Mädchen mehr. Du kannst mich nicht vor jedem Risiko beschützen und ich...ich will eben Richard. Verstehst du? Du weißt doch wie das ist...du würdest Mama doch auch niemals aufgeben, sondern um sie kämpfen."
Beatrice schüttelte leicht den Kopf. "Ich kann solche Entscheidungen selber treffen, du kannst mir vertrauen, Papa. Warum sollte ich etwas tun, von dem ich nicht sicher bin, ob es wirklich gut ist für mich? Du musst mir die Welt nicht erklären...höchstens, warum sie manchmal so ungerecht ist. Glaubst du wirklich nicht, dass es eine Chance für uns gibt?"

William lächelte traurig und strich Beatrice über die Haare, ließ seine Hand dann einen Moment an ihrer Wange liegen. "Nein, das bist du wirklich nicht mehr." stimmte er ihr zu. "Und ich weiß, dass du einen genau so großen Sturkopf hast wie ich und deshalb nicht einfach so aufgibst." er seufzte leise und drückte sanft ihre Hand.
"Ich weiß es nicht." antwortete er dann mit belegter Stimme. "Richard ... für ihn gibt es Pläne, verstehst du? Ich selber habe Henry noch vor einem halben Jahr einige Vorschläge unterbreitet, die gut für unser Reich wären. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich in der Lage sein werde, ihn umzustimmen. Aber ich werde es versuchen. Ich werde mit Henry sprechen und sehen, was ich tun kann." versprach er Beatrice dann.
"Komm her, ja?" bat er sie dann auf seinen Schoß. Er wollte sein Mädchen nochmal in den Arm nehmen, bevor er sich endgültig mit dem Gedanken abfinden musste, dass sie erwachsen wurde.

Beatrice lächelte leicht. Sie war sehr froh, dass ihr Vater nun doch solches Verständnis für sie hatte und so sanft sprach, dabei hatte sie gedacht, dass er immer noch sehr wütend sein würde. Offensichtlich hatte ihre Mutter gute Arbeit geleistet und ihren Vater besänftigt.
"Ich weiß...und ich bin wirklich dankbar, dass du es wenigstens versuchst. Du musst ihn einfach umstimmen, Papa. Ich will niemanden heiraten, den ich nicht liebe."
Sie ließ sich entgegenkommend auf seinem Schoß nieder und legte die Arme um seinen Hals, lehnte den Kopf an seinen. "Papa...ich gehe dir doch nicht deshalb verloren. Du bist doch immer noch mein Papa und ich hab dich sehr lieb."
Eine Weile schwieg sie, dann grinste sie ihn an.
"Mama hat dich ziemlich gut im Griff, oder? Dass sie es tatsächlich geschafft hat dich zu beruhigen..ich dachte, du wärst immer noch wahnsinnig sauer auf mich. Auf uns."

William seufzte leise. "Das wirst du nicht müssen. Ich ... weiß nur nicht, ob ich dafür sorgen kann, dass du denjenigen heiratest, den du liebst." erwiderte er gedrückt und lächelte dann matt als Beatrice seiner Bitte nachkam und sich auf seinen Schoß setzte. Er legte die Arme um seine Tochter und zog sie einen Moment an sich, strich ihr sanft durch die langen blonden Haare.
"Ich bin wirklich stolz auf dich, meine Große." murmelte er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Und Isabel wäre das auch.
William musste lachen als Beatrice ihn so frech angrinste und ihn auf seine Schwäche ansprach. "Deine Mutter hat schon immer einen sehr starken Einfluss auf mich gehabt." erwiderte er lächelnd. "Aber auf dich war ich zu keiner Zeit wütend. Höchstens auf Richard. Aber lassen wir das. Ich werde versuchen was ich kann, um damit mein Verhalten hoffentlich wieder gut machen zu können."
William bekam immer noch Herzrasen, wenn er daran dachte, dass Beatrice tatsächlich bald heiraten könnte, doch es half schließlich alles nichts. Wenn er es sich mit seiner Tochter nicht verderben wollte, musste er mit Herny sprechen.