William und Joanna ~ 1170

:RIichard:

Im ersten Moment war der Drang der Warnung zu folgen beinahe übermächtig, doch ein einziger Blick auf Beatrice bestärkte ihn darin standhaft zu bleiben. Er konnte Beatrice doch jetzt nicht im Stich lassen, er war doch so froh, dass er sie hatte.
"Das kann ich nicht.", erwiderte Richard ernst, auch wenn er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Er hätte lieber selbst mit William geredet. "Ich weiß, wie man sich benimmt!", protestierte er und griff dann nach Beatrices Hand. "Sie ist mir so wichtig und ich habe sie sehr gerne. Und ich...ich meine es ganz ernst! Ich kann jetzt nicht einfach abhauen und sie im Stich lassen. Und ich kann auch nicht einfach die Finger von ihr lassen."
Beatrice drückte dankbar Richards Hand und funkelte ihren Vater an, während sie energisch den Kopf schüttelte.
"Nein! Hör auf damit, Papa. Du machst mich lächerlich! Ich bleibe bei Richard!"
Und sie hatte auch nicht vor das zu ändern, da konnte ihr Vater sich auf den Kopf stellen! Und ihre Mama würde sowieso hinter ihr stehen, da war sie ganz sicher.

William schürzte spöttisch die Lippen. "Du meinst es ganz ernst? Das ist ja interessant. Richard, falls dir das nicht bewusst ist, ihr seid beide noch halbe Kinder, also erzähl mir nicht, dass du es ernst meinst." grollte er wütend und musste seine Aufmerksamkeit dann zwangsläufig wieder auf Beatrice richten.
"Beatrice, ich bitte dich, geh auf dein Zimmer oder meinetwegen zu deiner Mutter ... wir reden später darüber." bat er dann ein wenig sanfter, denn seiner Tochter konnte er schließlich nicht böse sein. "Und wir beide" fuhr er dann schärfer fort und sah Richard wieder an. "gehen jetzt zu deinem Vater."

:RIichard:

"Ich bin kein Kind mehr! Und Beatrice auch nicht!", widersprach Richard energisch. "Und ich meines wirklich ernst, ich will sie heiraten!" Aber er wusste ja, dass William wenn es um seine Tochter ging ohnehin sehr empfindlich reagierte. Er hätte sie einfach nicht sehen dürfen... Entsetzt schaute Richard ihn an. Das würde nicht gut gehen. Sein Vater würde ihm so nicht einfach erlauben Beatrice zu heiraten. Schon gar nicht, wenn William so dagegen war.
"Nein! Bitte lasst meinen Vater da raus." Er hatte ohnehin nicht das Gefühl, dass sein Vater ihn wirklich liebte. Warum also sollte er ihm diesen Wunsch erfüllen?
Auch Beatrice hatte Angst, dass ihr Vater ernst machen würde. Und dass er sie wegschickte, war wirklich nicht in ihrem Sinne. "Nein Papa, ich will nicht gehen. Ich bin kein kleines Kind mehr, das geht mich doch auch etwas an. Wenn du ihn zum König bringst, dann will ich auch mitgehen. Richard hat doch gar nichts falsch gemacht."

William lachte trocken auf. "Heiraten? Du bist doch noch völlig grün hinter den Ohren, erzähl du mir nichts vom heiraten." William verengte die Augen zu Schlitzen und sah Richard zornig an. "Und da du noch in keinster Weise unter Beweis gestellt hast, dass du Mann genug bist und Verantwortung übernehmen kannst, was bringt dich dazu zu glauben, dass ich dir meine Tochter anvertrauen würde?" fragte er dann und ein gefährliches Lächeln trat auf seine Lippen. "Ach und wieso? Ich denke, er hat genauso gut ein Recht darauf zu erfahren, was hier vor sich geht." erklärte William dann.
Bei Beatrices Worten musste er dann stark an sich halten, um nicht ausfallen zu werden. "Nichts falsch gemacht?" echote er dann. "Natürlich hat er etwas falsch gemacht. Er hätte die nicht anfassen dürfen, er hätte dich nicht küssen dürfen." stellte er klar und ließ den Blick kurz zwischen den beiden hin und her gleiten. "Na gut, dann gehen wir erst einmal zu deiner Mutter." entschied William dann und warf Beatrice einen Blick zu. "Und dann werde ich alleine zu deinem Vater gehen, Richard, da du offensichtlich nicht Mann genug bist allein mit mir dort hin zu gehen."

:RIichard:

Richard knirschte mit den Zähnen. Wie konnte William ihm unterstellen, er sei nicht Manns genug für Beatrice? "Ich komme mit zu Vater, Mylord. Auch, wenn es mir lieber gewesen wäre das nicht tun zu müssen, denn mein Vater wird mich ohnehin nicht anhören. Er wird Euch entsprechen und darum ist es sinnlos. Aber wenn Ihr darauf besteht, werde ich mitkommen. Sei es auch nur um Euch zu beweisen, dass ich keine Angst vor ihm habe und durchaus Manns genug bin.", erklärte Richard höflich und tauschte einen besorgten Blick mit Beatrice.
Die allerdings hatte mit einem Mal wieder Hoffnung geschöpft. Ihre Mutter würde ihren Vater ganz sicher zur Vernunft bringen! Das war deutlich besser als gleich zum König zu gehen.
"Es ist doch meine Sache, wer mich anfassen darf und wer nicht, Papa! Aber gut, gehen wir zu Mama."
Die würde ihnen wenigstens den Rücken stärken, sie hatte ganz viel Verständnis für sie beide. Egal, wie sehr ihr Vater sich aufregen würde. Und deshalb drückte die beruhigend Richards Hand, als sie sich auf den Weg machten.
So einfach würde sie nicht nachgeben, schließlich hatte sie den Sturkopf ihres Vaters geerbt.

William zog eine Augenbraue leicht in die Höhe und nickte knapp als Richard sich schließlich doch bereit erklärte mit zu Henry zu gehen. Insgeheim zollte er dem Jungen sogar ein klein wenig Respekt.
Ihm lag ein bissiger Kommentar auf der Zunge, doch er schluckte ihn herunter, um Beatrice nicht noch mehr zu verärgern und machte sich stattdessen mit den beiden auf den Weg zu Joanna, um Beatrice dort abzuliefern. Unterwegs achtete er ganz genau darauf, dass die beiden die Finger von einander ließen bis sie schließlich ihr Gemach erreicht hatten.
Die Tür war kaum hinter William ins Schloss gefallen, da gab er Richard einen kleinen Stoß, so dass dieser einen Schritt in Richtung Joanna machen musste. "Wusstest du davon?" fragte er direkt und seine Stimme ließ keinen Zweifel an seiner Gereiztheit.

Joanna sah überrascht auf, als sich die Tür öffnete und William in Begleitung von Richard und Beatrice hereinkam. Der Gesichtsausdruck und auch das recht grobe Verhalten ihres Mannes ließ bei ihr keine Fragen mehr offen. Es war für sie im ersten Moment klar, dass er von der beginnenden Verliebtheit zwischen den Beiden Wind bekommen hatte. Dass ihm das so gar nicht gefiel, verwunderte sie herzlich wenig, denn schließlich ging es um sein kleines Mädchen, das erwachsen wurde und die ersten Erfahrungen mit der Liebe machte. Aber wenn sie Beatrice so betrachtete sah sie ganz deutlich, dass aus dem kleinen Mädchen längst eine junge Frau geworden war. Das wusste sie auch schon seit einer ganzen Weile, denn egal um was es ging, wenn es Frauenthemen betraf, war sie stets die erste Ansprechpartnerin ihrer Tochter und darauf war sie ausgesprochen stolz.
"Oh, du hast es also mitbekommen?", fragte sie seelenruhig und völlig gelassen. Sie war sich natürlich dessen bewusst, dass William ziemlich sauer sein und auch dementsprechend reagieren würde, aber in dieser Sache würde sie ihn schon ausbremsen. Schließlich ging es um eine junge Liebe. Sie wollte, dass Beatrice es besser hatte als sie. Sie hatte schließlich mit dreizehn Roger de Beaumont heiraten müssen. Aber wenn Beatrice Richard liebte und Richard Beatrice...dann sollte es so sein.
"Natürlich weiß ich es. Warum regst du dich auf? Das ist doch schön. Ich freue mich für sie."

William knirschte wütend mit den Zähnen. Natürlich. Eigentlich hatte er keinen Zweifel daran gehegt, dass Joanna von den beiden wusste ... wahrscheinlich hatte Beatrice es ihr sogar direkt erzählt.
"Du freust dich?" zischte er wütend. "Ich weiß ja nicht, was du so schön daran findest, dass die beiden sich zusammen im Stroh vergnügen. Lass das noch ein bisschen länger so gehen und der Bengel hier wird nicht mehr nur seine Finger nicht bei sich behalten können." brauste er wütend auf und schob Richard zu dem nächsten freien Stuhl hinüber und drückte ihn hinunter, damit er ihn wenigstens von Beatrice fern hatte.
William trat auf Joanna zu bis sie kaum noch eine Armeslänge von einander entfernt waren und runzelte die Stirn. "Es ist mir egal, ob er ein verfluchter Prinz ist oder sonst irgendwer. Ich werde trotzdem nicht zulassen, dass er meine Tochter zu seiner Hure macht, weil er sich nicht beherrschen kann. Und komm mir nicht damit, dass das nicht passieren wird!" fuhr er Joanna wütend, aber mit gedämpfter Stimme an. "Du weißt so gut wie ich, dass es für Richard ganz andere Pläne geben wird. Vielleicht mit einer Spanierin oder idealerweise noch eine zweite von Louis' Töchtern als Braut für einen englischen Prinzen. Die beiden werden nicht heiraten. Und schau dir seinen Vater an. Du weißt genau, was der treibt, sobald ihm eine Frau gefällt. Aber das werde ich nicht zulassen."

Joanna hörte sich seine Schimpftirade eine ganze Weile schweigend an, dann erhob sie sich und verschränkte die Arme. "Es reicht.", sagte sie scharf. "Ja, ich freue mich für die Beiden, weil Liebe etwas Wunderschönes ist. Es spricht nicht wirklich für dich, dass du deiner Tochter nicht vertraust. Ich tue das. Ich habe mich ausführlich mit ihr unterhalten und ich vertraute auf ihren Verstand, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten bringen wird. Sie weiß genau, was das bedeutet. Außerdem unterstellst du Richard gerade, dass er nicht einmal ein Mindestmaß an Anstand besitzt und das traue ich ihm durchaus zu. Gegen einen Kuss ist wohl nichts einzuwenden. Er will sie heiraten, das ist mehr, als man von manchem Mann behaupten kann." Zum Beispiel von dir damals. "Er wird sie nicht zu seiner Hure machen. Sie bedeutet ihm etwas. Gerade du müsstest das doch verstehen können, findest du nicht auch? Willst du Beatrice lieber mit irgendeinem alten Earl verheiraten? Denk daran, was du versprochen hast." Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. Du hast versprochen, dass sie heiraten darf, wen sie liebt...
"Ich traue den Beiden sehr wohl zu es dabei zu belassen, bis sie verheiratet sind. Zudem sind Beide sehr jung, daher wird das wohl nicht so ablaufen, wie du es dir in deinen Horrorvorstellungen ausmalst, William. Henry hört auf deinen Rat. Und wenn du ihn beeinflusst, wird er sicher zustimmen. Er hört auf dich. Und dann gibt es da ja auch noch Jane. Pläne lassen sich leicht ändern, noch ist nichts vereinbart. Und gerade du solltest auch wissen, dass der Vater nicht so sein muss wie der Sohn. Sein Vater war ein Casanova, aber das muss Richard nicht auch sein. Du kannst es einfach nur nicht verkraften, dass dein kleines Mädchen erwachsen wird! Willst du nun, dass sie glücklich wird oder nicht? Sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen und wenn sie ihn nun einmal liebt, ebenso wie er sie...Willst du dir wirklich vorwerfen lassen nicht alles versucht zu haben um deine Tochter glücklich zu machen, William? Willst du das? Willst du, dass sie das erleben muss, was ich durchgemacht habe seit ich dreizehn war?"

William biss wütend die Zähne aufeinander und bedachte Joanna mit einem vernichtenden Blick. Dass er von ihr keine Unterstützung erhalten würde, war ohnehin klar gewesen.
"Jane ist aber nicht seine Mutter. Das ist nach wie vor Eleonore. Und die beiden hören nur auf meinen Rat, wenn er auch sinnvoll erscheint. Wie bitte soll ich denn argumentieren? Wie soll ich ihnen klar machen, dass das Glück meiner Tochter wichtiger ist als die Geschicke unseres Landes ... wichtiger als Tausende von Menschenleben, die auf dem Spiel stehen, wenn Henry und Louis sich wieder einmal in den Haaren haben. Richards Hochzeit ist von großer Wichtigkeit, dass kann ich nicht einfach so übergehen, selbst wenn ich wollte." bemerkte William bissig.
Das war doch Irrsinn. Wenn er logisch über die Sache nachdachte, würde er Henry sogar davon abraten Richard mit Beatrice zu vermählen. Auch wenn Richard nicht der Kronprinz war, so war er doch nach dem jungen Henry der nächste Anwärter auf den Thron.
Und auch wenn William mehr als ehrgeizig war, was seinen Erfolg und den seiner Kinder anging - nach der Krone zu streben war mehr als anmaßend.
"Nur weil sie diesen Thor nicht heiraten kann, heißt das auch noch lange nicht, dass ich sie mit irgendjemand anderem willkürlich verheirate. Ich bin nicht wie dein Vater, Joanna."

"Das nicht, aber Jane hat großen Einfluss auf Henry, wie du sehr wohl weißt. Außerdem ist die Braut seines Bruders doch eine von Louis' Töchtern, oder nicht? Denkst du nicht das genügt? Er ist nicht Thronfolger...Und ich bin mir sicher, dass sie nicht ganz kaltherzig sein werden. Beatrice ist eine sehr gute Partie für Richard und außerdem bindet Henry dich damit an sich. Mit einer zusätzlichen Verbindung an seine Familie..."
Joanna schüttelte den Kopf.
"Sie liebt ihn aber, diesen Thor...und du weißt genauso, dass sie nicht ewig unverheiratet bleiben kann..." Joanna hoffte sehr, dass es noch einen Weg für Richard und Beatrice gab. Sie ahnte nämlich, was andernfalls die Folgen wären. Wenn die Liebe zwischen ihnen tatsächlich mehr als eine Schwärmerei war, würden sie sich nicht einfach damit zufrieden geben. Beatrice mit ihrem Dickschädel schon gar nicht. Und dann...dann würde sie doch noch seine Geliebte werden. Es gab nichts Erniedrigenderes als den Mann, den man liebte, nur heimlich sehen zu können, jederzeit mit der Gefahr der Entdeckung leben zu müssen.
"Ich weiß, dass du nicht bist wie mein Vater...ich mache mir Sorgen um ihre Zukunft, William. Und sie liebt ihn, siehst du das denn nicht? Wenn du es irgendwie möglich machen kannst, tu es. Du willst doch, dass sie glücklich wird. Und ich wünsche mir einen leichteren Weg für sie."

Dieses Mal musste William auflachen. "Mich an ihn binden? Das soll ein Scherz sein, oder?" fragte er spöttisch. "Ich bezweifle, dass das möglich ist, Joanna. Abgesehen davon, dass ich sein Cousin bin und ihm eine Menge verdanke, habe ich einen Eid geschworen - noch mehr kann er mich gar nicht an sich binden." Er schüttelte schroff den Kopf. "Glaubst du etwas, ich sorge mich nicht um ihre Zukunft? Ich ..." er brach ab und drehte sich dann zu den beiden herum, die schweigend die Szene zwischen Joanna und ihm beobachteten. "Beatrice, geh ... auf dein Zimmer oder such deine Geschwister. Und du" William bedachte Richard mit einem wütenden Blick. "scher dich zum Teufel. Und ich warne dich Freundchen, wenn ich dich heute nur noch ein einziges Mal in ihrer Nähe sehe, dann brauchst du dir auch nie wieder Hoffnungen auf irgendetwas zu machen. Also sie zu, dass du Land gewinnst." fuhr er Richard zornig an, ehe er sich wieder Joanna zu wandte. Ihm war wohler, wenn sie diese Diskussion führte ohne dass die Kinder dabei waren.
"Das hier ist schlichtweg unvernünftig. Und du weißt wo das hinführen wird, wenn es so weiter geht und Henry sich ebenfalls gegen eine Hochzeit ausspricht." William fuhr sich unruhig mit der Zunge über die Lippen. "Und ich werde sicher nicht zulassen, dass meine Tochter sich schlussendlich doch noch zu einer Hure machen lässt."

Joanna schwieg, bis die Kinder verschwunden waren und seufzte dann leise. "Natürlich sorgst du dich um sie. Aber ich kann sie verstehen. Und durfte dich auch nicht heiraten. Meine Güte, William...du solltest in diesem Sinne alles versuchen. Wenn Henry nicht zustimmt und es zwischen den Beiden wirkliche Liebe ist und nicht nur eine Schwärmerei - und ich denke, das ist es - dann wird sie einen Weg finden auch ohne Eheschließung. Sie ist nicht wie ich damals. Sie würde nicht ins Kloster gehen, sie würde bleiben und sich zu seiner Mätresse machen lassen. So einfach aufgeben wird sie nicht. Und dann erreichst du genau das, was du nicht wolltest. Also ich bitte dich, versuch alles, was du kannst. Sonst wiederholt sich alles. Ich will einfach nur ihr Bestes. Und sei nicht so gemein zu Richard. Er sammelt auch seine ersten Erfahrungen und er ist bis über beide Ohren in unsere Beatrice verliebt. Für ihn ist es auch schwer. Für ihn wird es die selbe Situation sein wie für dich damals."
Joanna legte ihm die Hand auf den Arm.
"Und akzeptiere, dass sie erwachsen wird. Hast du sie dir mal angeschaut? Sie ist eine Frau. Kein Mädchen mehr. Wir können tun, was in unserer Macht steht, aber ihre Erfahrungen muss sie letztendlich selbst machen."

"Meine Tochter wird keine Hure." presste William erneut hervor und fuhr sich mit leicht zitternder Hand über das Gesicht. "Ich vermeide sie mir anzusehen und das festzustellen." erwiderte er dann trocken. Natürlich sah er das, er war ja nicht blind. Aber sie war doch trotzdem erst dreizehn ... sein kleines Mädchen.
"Ich weiß nicht, ob ich Henry gegenüber etwas bewirken kann ... ob ich das überhaupt will." William ging zu dem Stuhl hinüber auf dem kurz zuvor noch Richard gesessen hatte und ließ sich schwer darauf sinken. Das war ihm alles zu viel. Und allein der Gedanke an die bevor stehende Diskussion mit Henry ... Er stöhnte leise und fuhr sich mit den Fingern durch die schwarzen Locken.
"Warum hast du mir nicht davon erzählt? Warum hast du gewartet bis ich die beiden selber im Stroh finde?" fragte er dann mit leichtem, resignierenden Unterton.

"Ich finde es übrigens sehr nett, dass du mich damit auch einer Hure gleichstellst.", bemerkte Joanna eine Spur kühler. "Bevor du mich geheiratet hast, war ich deine Hure, also solltest du vielleicht nicht mit Steinen werfen. Was willst du tun, wenn sie ihn nicht heiraten kann? Sie einsperren, damit sie sich nicht mehr zu nahe kommen? Sie doch verheiraten? Ich habe keine Ahnung, wie du verhindern willst, dass sie ihn sieht. Und wenn sie ihn liebt, wird sie sich nicht davon abhalten lassen. Sie ist dir sehr ähnlich, mein Lieber."
Joanna seufzte leise. "Also tu, was du kannst. Wenn du deine Tochter glücklich sehen willst, dann solltest du es zumindest versuchen. Ich will nicht, dass sie so lange warten muss wie ich."
Sie ging zu ihm hinüber und begann ihm die Schultern zu massieren, damit er sich beruhigte. "Weil ich es Beatrice versprochen habe. Sie ist im Vertrauen zu mir gekommen und hat es mir erzählt, aber sie wollte nicht, dass ich es dir sage. Sie wusste ganz genau, dass du so reagieren wirst. Und da ich will, dass sie auch weiterhin mit ihren Problemen zu mir kommt, werde ich ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Ich denke, das kannst du verstehen."

William knirschte mit den Zähnen. "So meinte ich das nicht ..." brummte er. "Außerdem war das immerhin ein bisschen anders ... ich habe schließlich zu dem Zeitpunkt bereits fest vorgehabt dich zu heiraten. Wenn Richard einer anderen versprochen wird, kann er sich auf den Kopf stellen, doch solange Henry lebt, wird er daran nichts ändern können."
William seufzte leise. "Wenn sie ihn nicht heiraten kann, wird sie irgendwann heiraten müssen ... ich will sie dazu wirklich nicht zwingen, aber ... Richard ist ein Hitzkopf, wenn sie seine Mätresse wird, wer weiß wie lange das gut geht. Und ist sie einmal soweit, dann hat sie für die Zukunft ein riesiges Problem."
William schloss die Augen als Joanna begann seine Schultern zu massieren und stöhnte leise. "Du hättest es mir sagen sollen ... ich hätte den Jungen vorhin beinahe grün und blau geschlagen vor Wut." brummte er dann leise.

"Ich denke, Richard hat auch vor sie zu heiraten. Wenn sein Vater sich nicht querstellt. Und hoffen wir, dass Henry ein Einsehen hat und Herz zeigt. Richard kann nichts dafür, William. Er kann nichts dafür, dass er als Prinz geboren wurde und damit nicht heiraten kann, wen er will. Ich denke, du solltest nicht so hart zu ihm sein. Er ist auch unglücklich damit."
Joanna wusste genau, wovor William Angst hatte.
"Ich weiß...und genau das will ich verhindern. Du hast versprochen, dass sie den Mann heiraten darf, den sie liebt. Also versuch doch wenigstens es zu ermöglichen. Und wage es nicht sie zu verheiraten, wenn sie nicht will. Dann bekommst du ein Problem mit mir. Ich will auch nicht, dass sie seine Mätresse wird. Aber ich setze meine Prioritäten anders. Zuerst soll sie glücklich sein. Ich weiß, dass sie damit ein Problem bekommt. Aber noch ist nicht alles verloren. Und wenn sie das wirklich will, kannst du sie nicht daran hindern, William."
Sie strich ihm sanft durch das Haar und gab ihm einen Kuss.
"Ich konnte es dir nicht sagen, solange Beatrice damit nicht einverstanden war. Sie hatte Angst, dass du genau so reagierst. Und lass das bitte nicht an Richard aus."

William hielt die Augen geschlossen und seufzte. "Aber er nimmt mir mein Mädchen weg." grollte er leise. Wenn Richard weiter zu Beatrice stehen würde, würde das früher oder später Ärger geben. William würde ihr den Gefallen tun und versuchen Henry zu überzeugen, aber wenn er ehrlich zu sich war, sah er in dieser Sache schwarz.
Und dann würde es unweigerlich dazu kommen, dass Beatrice sich gegen seinen Willen auf Richards Seite schlug, egal ob verheiratet oder nicht.
William fuhr sich unwohl mit der Hand über die Brust, hatte er doch das Gefühl, dass sich in ihm alles zusammen ziehen würde und ihm die Luft abgeschnürt wurde. "Warum kann sie nicht einfach fünf oder sechs Jahre alt bleiben?" nuschelte er, ehe er sich für einen Moment von Joanna durch einen Kuss ablenken ließ. "Ich kann sie doch keinem Mann anvertrauen ... wer weiß, was Richard mit ihr noch alles anstellt ..."

"Sei nicht albern." Joanna lachte leise und legte tröstend die Hand auf seine, die auf seiner Brust lag."Er nimmt sie dir nicht weg. Beatrice wird immer deine Tochter bleiben und sie wird dich immer lieben. Du gewinnst einen Schwiegersohn, wenn sie heiratet, du verlierst nicht deine Tochter.", erklärte Joanna sanft.
"Sie wird eben erwachsen. Das ist der Lauf der Dinge, sie kann nicht fünf Jahre alt bleiben. Sie verliebt sich. Sie sammelt Erfahrungen. Das muss sie auch, das ist gut so."
Joanna legte die Arme um seinen Hals und schmiegte ihre Wange an seine. "Doch, das kannst du. Und irgendwann wirst du müssen. Du kannst sie nicht festhalten. Lass sie los...sie muss selber Dinge erleben dürfen. Sie ist verliebt, sie ist eine junge Frau. Sie träumt vom Heiraten und irgendwann von einer Familie. Verstehst du das? Du wolltest doch auch damals deinen eigenen Weg gehen. Nur weil sie ein Mädchen ist, ist das doch nicht anders."

"Und was ist, wenn ich ihr die Hochzeit nicht ermöglichen kann? Sie wird mich dafür hassen ..." murmelte William. Denn selbst wenn er es bei Henry versuchte, für Beatrice würde er wohl trotzdem derjenige sein, der ihrem Glück im Wege stand.
William zog Joanna zu sich auf den Schoß und legte die Arme um sie. "Aber sie ist nicht irgendein Mädchen, sie ist mein kleines Mädchen ... ich muss sie doch vor dem ganzen Unheil da draußen beschützen."
William seufzte leise und gab Joanna einen flüchtigen Kuss.
"Bring mich auf andere Gedanken, ja? Das hier wird mich wohl schon noch um so manche Nacht bringen, da will ich nicht jetzt auch schon die ganze Zeit darüber grübeln."

"Sie wird dich nicht hassen. Nicht, wenn du es wenigstens versuchst und solange du hinter ihr stehst, bei dem was sie tut. Sie brauchte unsere Unterstützung jetzt. Mach dir nicht solche Sorgen." Joanna schmiegte sich an ihn und lehnte ihren Kopf an seinen. "Ich weiß...aber so klein ist sie nicht mehr und du kannst sie nicht vor allem beschützen. Auch wenn ich weiß, dass du das gerne tun würdest."
Sie lächelte leicht und gab ihm ebenfalls einen Kuss.
"Ich werde es versuchen, mein Liebster. Aber ich schätze, ich sollte mir heute etwas Besonderes ausdenken, da die bewährte Methode zu deiner Ablenkung noch ausfällt. Noch müssen wir ja enthaltsam leben, aber nicht mehr lange.", tröstete sie ihn und fing ihn stattdessen in einem längeren Kuss.
Es war erst einige Tage her, dass sie Elias zur Welt gebracht hatte und es war besser für sie, wenn sie noch ein, zwei Tage wartete bis sie auch wirklich völlig wiederhergestellt war. Sie war nur sehr froh, dass William in diesem Punkt Verständnis hatte, denn am Allerwenigsten wollte er riskieren, dass ihr etwas passierte.
"Aber ich bin sicher, mir fällt etwas ein. Was hältst du von einer ausgiebigeren Massage?", fragte sie dann. "So wie früher, weißt du noch?" Joanna lächelte verträumt. "Da hattest du noch den Verband um die Schulter und ich habe mich gefragt, wie du dich so überhaupt bewegen konntest ohne dass dir alles weh tat."

"Ich wäre mir da nicht so sicher ..." seufzte William und strich Joanna über die Wange. "Sie ist ja jetzt schon wütend auf mich. Und wenn ich dann nicht in der Lage bin, ihr die Hochzeit mit Richard zu ermöglichen ..." William zuckte mit den Schultern und legte dann den Kopf an Joannas. "Die Kinder treiben mich irgendwann noch ins Grab." brummte William verdrossen. Wenn er nur daran dachte, was ihm alles noch bevor stand, da wurde ihm Angst und Bange.
Er legte eine Hand auf Joannas, nun wieder flachen Bauch und lächelte leicht. "Ja, ein wenig müssen wir uns wohl noch gedulden. Aber eine Massage klingt viel versprechend." bemerkte er und verzog dann kurz das Gesicht. "Oh, mir hat so ziemlich alles weh getan zu der Zeit. Aber ich war der Meinung, dass ich dich möglichst beeindrucken musste, weshalb ich die Zähne zusammen gebissen habe." erklärte William lachend und gab Joanna einen Kuss.

"Herrje, wundert dich das? Sie ist wütend auf dich, weil du sie und vor allem Richard so angegangen bist und so tust, als wäre sie ein kleines Kind, dass nicht selbst entscheiden könnte, was es will. Und weil du gar nicht erst versuchen wolltest ihr zu helfen. Aber sie beruhigt sich schon wieder. Du solltest einfach noch einmal in Ruhe mit ihr reden."
Joanna lächelte sanft und schüttelte den Kopf. "Aber ohne sie wärst du auch nicht glücklich, schließlich liebst du jedes von ihnen von ganzem Herzen."
Sie legte die Hand auf seine. "Nicht mehr lange.", versprach sie. "Dafür, dass du mich beeindrucken wolltest, hast du dich aber ganz schön angestellt damals.Du hast gefragt, ob ich dich umbringen möchte."
Sie lachte leise und erhob sich von seinem Schoß, ließ seine Hand aber nicht los, sondern zog ihn mit sich. "Na los....", forderte sie ihn mit einer Kopfbewegung Richtung Bett auf und begann ihn von Wams und Tunika zu befreien.

"Das werde ich ... aber nun erst einmal genug von den Kindern, bitte." bat William und ließ sich dann von Joanna in die Höhe ziehen. "Mich angestellt? Darf ich dich daran erinnern, dass ich damals beinahe gestorben wäre? Ich denke nicht, dass ich mich angestellt habe." neckte er sie und ließ dann zu, dass sie seinen Oberkörper von seinen Sachen befreite.
William griff nach Joannas Hand und legte diese dann auf seine nackte Brust. "Ich wäre beinahe gestorben und du warst der einzige Grund weshalb ich überlebt habe." murmelte er und zog Joanna dann für einen Kuss an sich.
Zur Erinnerung an diese Zeit war ihm noch immer eine große Narbe geblieben, die von seiner Schulter bis hinunter zur Leiste ging, so stark war er damals verletzt wurde. Zwar war diese Narbe nicht die einzige an seinem Körper, doch ohne Zweifel eine der beiden, die ihn am meisten gekostet hatten.

"Als ich dich massiert habe, wärst du nicht mehr beinahe gestorben. Oder willst du unterstellen, dass ich so schlecht massiere? Dabei hast du dich wirklich angestellt, mein Lieber. "
Joannas Lächeln vertiefte sich ein wenig. Sie konnte seinen steten Herzschlag unter ihrer Handfläche fühlen, ebenso wie die lange Narbe, die inzwischen zwar verblasst, aber doch noch deutlich zu erkennen war.
"Und ich habe jeden Tag gehofft und gebetet, dass du überleben und gesund werden würdest, obwohl es nicht immer danach aussah. Ich konnte mich einfach nicht von dir fernhalten, es war unmöglich für mich."
Sie genoss seinen Kuss und seufzte dann leise.
"Es ist schon so lange her, beinahe unglaublich. Es ist ohnehin verrückt, dass wir jetzt so glücklich sind, obwohl wir schon so viel erlebt haben. Und ohne Edward wäre es vielleicht gar nicht soweit gekommen."
Schließlich hatte William sich erst so unter Zugzwang gefühlt und mit Henry geredet, als sie schwanger geworden war. Ansonsten hätte es wohl noch länger gedauert, bis er sie geheiratet hätte.