William und Joanna ~ 1170

"Ich hoffe es so sehr, Papa.", seufzte Beatrice leise. "Ich mag ihn doch so gerne..." Sie freute sich, als er ihr sagte, dass er stolz auf sie war, dachte aber zugleich darüber nach, warum ihr Vater plötzlich doch Verständnis hatte.
"Wie war das damals, als du meine Mutter geheiratet hast? Hast du Mama sehr vermisst? Warum hast du das eigentlich gemacht? Sie geheiratet? Ich weiß inzwischen, wie es damals war...Mama hat es mir erzählt, weißt du. Ich habe sie danach gefragt, ich habe gehört wie die Leute über euch geredet haben. Und sie reden wirklich viel über euch, als ob sie nichts sonst zu tun hätten. Es ist wirklich erbärmlich.", erzählte sie.
"Danke, Papa...für alles. Du kannst es ja wenigstens versuchen. Vielleicht lässt Henry sich ja erweichen."
Sie lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

William schwieg eine Weile und überlegte, wie er diese Frage ab besten beantworten konnte. Das sie irgendwann kommen würde, war nur verständlich gewesen, trotzdem war es etwas, was zu erklären ihm schwer fiel.
"Warum ich das getan habe ... nun, dein Großvater war nicht gerade ein sehr verständnisvoller Mann, wenn es um solche Dinge ging. Er war immer ausgesprochen ehrgeizig, wenn es um meine Zukunft ging und wollte für mich genau das, was alle erwartet haben. Das ich die Tochter eines hochrangigen Earls heirate. Und ich war damals nicht in der Lage ihm zu widersprechen ... ich hätte alles aufgeben müssen, wenn ich mich ihm widersetzt hätte und dazu war ich einfach ..." William zögerte einen Moment, dachte über eine andere Wortwahl nach, resignierte dann jedoch. "zu schwach."
William fuhr Beatrice über die Wange und lächelte leicht. "Deine Mutter war einen gute Frau, Beatrice. Aber das hat trotzdem nichts daran geändert, dass ich Joanna unglaublich vermisst habe und das jeden Tag. Aber trotzdem bereue ich das nicht alles, denn sonst hätte ich dich nicht, meine Süße." er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und war mehr als froh, dass er mit seiner Tochter wieder im Reinen war.
"Vielleicht. Ich werde versuchen, was ich kann." versprach er ihr noch einmal.

"Aber du hast sie schließlich doch geheiratet. Es ist merkwürdig, aber ich kann dich verstehen. Ich könnte euch auch nicht einfach den Rücken kehren. Ich würde euch alle so vermissen. Dich, Mama, aber auch meine Geschwister. Ich hab euch doch alle so lieb. Und es ist gut, dass du Mama geheiratet hast, wenn du sie so sehr liebst. Es ist sicher sehr schlimm von jemandem getrennt zu sein, den man so sehr liebt. Deshalb hoffe ich sehr, dass ich das nicht erleben muss..."
Sie legte den Kopf nachdenklich schief. "Manchmal...manchmal frage ich mich, wie sie war. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern und ich weiß auch kaum noch, wie sie ausgesehen hat.", meinte sie betrübt. "Dabei tut mir das so leid und ich fühle ich schuldig, weil ich sie vergesse....es ist nur...schon so lange her."

"Das hoffe ich auch." erwiderte William und musste im nächsten Moment schlucken. Er hatte lange nicht mehr mit jemandem über Isabel gesprochen, das letzte Mal wohl mit Joanna und auch das war bereits lange her. Er atmete leise aus und bedachte seine Tochter mit nachdenklichem Blick. "Du siehst ihr ausgesprochen ähnlich. Bis auf deine Augen. Aber sonst ... umso größer du wirst, desto mehr erinnerst du mich an sie." begann er langsam. "Sie war eine herzensgute Frau und eine wundervolle Mutter. Du und Robert, ihr wart ihr ein und alles. Sie wäre sicher froh, dass Joanna sich so gut um euch kümmert an ihrer Stelle."
Dann schüttelte er sanft den Kopf. "Du brauchst dich nicht schuldig fühlen. Du warst immerhin noch klein als sie gestorben ist und ob wir wollen oder nicht, Vergessen gehört zum älter werden dazu. Weißt du, in Truro gibt es noch ein Gemälde ... es ist kurz nach Roberts Geburt entstanden, mit uns vieren darauf. Ich kann es dir gerne zeigen, wenn wir wieder zurück sind."

"Meinst du? Ich denke, das wäre sie...schließlich hat Mama nie einen Unterschied zwischen uns und ihren leiblichen Kindern gemacht. Sie hat sich immer Mühe mit uns gegeben, obwohl ich es ihr am Anfang so schwer gemacht habe."
Beatrice hörte ihrem Vater neugierig zu und nickte dann. "Ja...ich würde es wirklich gerne sehen. Ob ich ihr tatsächlich so ähnlich sehe...Schade, dass sie so früh sterben musste. Ich hätte sie gerne besser kennengelernt. Aber es ist ja nicht so, dass ich keine Mutter habe. Ich vergesse oft, dass Joanna gar nicht meine leibliche Mutter ist. Sie versteht mich immer."
Beatrice liebte ihre Stiefmutter sehr und darum war sie auch froh, dass ihr Vater sie geheiratet hatte, nachdem sie ihre Mutter verloren hatte. Zumindest sah sie das jetzt so.
"Vermisst du sie manchmal? Obwohl du Mama liebst?"

William grinste kurz. "Ich bin wirklich froh, dass ihr beiden euch nun doch so gut versteht. Am Anfang hast du von Joanna ja rein gar nichts wissen wollen." Dann wurde er schlagartig wieder ernst und nickte langsam. "Ja, das ist schade." stimmte er ihr leise zu. Auch wenn er mit Joanna alles hatte was er wollte und vollkommen glücklich war, so schmerzte der Gedanke an Isabels Tod doch immer noch. Auch, wenn es schwer zu erklären war, so hatte er seine erste Frau schließlich auch aufrichtig geliebt und der Verlust von ihr und dem Kind gleichzeitig hatte William damals nur schwer verkraften können.
William zögerte, nickte dann jedoch langsam. "Das tue ich. Das was ich jetzt habe, euch Kinder und Joanna an meiner Seite, das ist alles was ich immer wollte und ich würde es nie wieder ändern wollen. Doch trotzdem war deine Mutter eine liebenswerte Frau, die immer einen kleinen Platz in meinem Herzen haben wird. Schließlich habe ich sechs Jahre meines Lebens mit ihr verbracht und sie hat mir zwei wundervolle Kinder geschenkt."

"Ich weiß...ich war einfach sauer, weil ich dachte, sie nimmt dich mir auch noch weg, nachdem meine Mutter schon nicht mehr da war. Ich war der Meinung, dass sie ohnehin niemand ersetzen konnte. Außerdem war ich wohl ein bisschen beleidigt, weil Robert Herakles reiten durfte und ich nicht. Dabei war ich ja selber schuld damals."
Beatrice schüttelte über sich selbst den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf seine Worte.
"Hm...aber vielleicht war es einfach so vorherbestimmt. Es wird schon seinen Grund gehabt haben."
Sie seufzte leise und sah ihren Vater an, lächelte dann leicht. "Irgendwann will ich auch Kinder haben. Aber ich glaube, ich könnte nicht eine halb so gute Mutter sein wie Mama. Ich bin viel zu ungeduldig dazu."

"Du bist ein kleines, weises Mädchen, weißt du das?" William lächelte und schüttelte ein wenig ungläubig den Kopf. "Vielleicht hast du recht, ja. Vielleicht musste das alles so kommen. Aber wie dem auch sei, ändern können wir ohnehin nur noch, was vor uns liegt."
Bei ihren nächsten Worten lachte William nervös auf. "Wenn irgendwann noch mindestens zehn Jahre weit weg ist, dann können wir darüber reden." erwiderte er. Allein die Vorstellung Großvater zu werden, machte ihn unruhig. "Aber du wirst eine fabelhafte Mutter werden, glaub mir. Bis dahin wirst du noch einiges gelernt haben und mit deinen Kindern wirst du schon so geduldig sein, wie nötig."
William lächelte und strich ihr über die Haare. "Hauptsache, du bleibst immer ein klein wenig immer mein kleines Mädchen."

Beatrice lachte. "Bin ich das? Das habe ich bestimmt von meiner Mutter. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass es irgendeinen Sinn hat. Gott denkt sich etwas dabei..." Und sie hatte Vertrauen zu Gott, schließlich hatte er ihr eine wundervolle Familie geschenkt und viele Geschwister, die sie allesamt liebte.
"Zehn Jahre vielleicht nicht, aber ich schätze schon, dass es noch eine Weile dauert. Also mach dir keine Sorgen.", tröstete sie ihren Vater lächelnd. "Ich hoffe es. Aber ich denke, du wirst ein ebenso geduldiger und liebevoller Großvater sein, wenn es denn einmal so weit ist. Du wirst ihnen noch weniger widerstehen können als uns. Und ich verspreche dir, ich werde immer ein bisschen dein kleines Mädchen sein."
Beatrice grinste ihn an, wurde dann aber ernster.
"Papa, weißt du, was man über Mama und Elias redet? Schön ist es nicht, ich habe heut morgen wieder eine der Mägde gehört..."

"Solange du mir noch ein paar Jährchen Zeit gibst ... da wäre ich dir wirklich dankbar für. Noch fühle ich mich, weiß Gott noch nicht alt genug, um Großvater zu werden." Aber seine Tochter hatte recht, sobald er sein erstes Enkelkind auf dem Arm halten durfte, würde er hoffnungslos dahin schmelzen. Und insgeheim freute er sich auch bereits darauf.
Dann verdunkelten sich Williams Augen schlagartig für einen Moment und er biss die Zähne aufeinander. "Ja das weiß ich." erwiderte er und nickte knapp. Das war ein Gerücht, dass er wirklich als lästig empfand. "Aber gibt nichts darauf, Liebes. Das ist purer Unsinn und die Leute, die so etwas erzählen, haben einfach nicht genug zu tun." fuhr er dann fort und lächelte wieder.
Allerdings würde er gewissen Personen gegenüber wohl noch einmal deutlich machen müssen, was er von dieser Art von Klatsch hielt.

"Das kann ich nicht zwingend beeinflussen, aber ich werde mir Mühe geben. Allerdings wirst du dich nie alt genug fühlen um Großvater zu werden. Solange, bis deine Enkel da sind."
Beatrice schüttelte den Kopf und seufzte. "Ich weiß, dass es Unsinn ist. Aber ich finde es ungerecht. Mama kann doch nichts dafür." Das ärgerte sie wirklich und sie hatte heute Morgen wirklich an sich halten müssen, damit sie die Magd nicht angefahren hatte, die sie gehört hatte. Ihre Stiefmutter liebte ihren Vater viel zu sehr, als dass sie ihm so etwas antun könnte. Man brauchte sie nur zusammen zu sehen, dann wusste man das. Sofort. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum die Anderen so neidisch waren.
"Du solltest einmal etwas zu ihnen sagen. Es kann so doch nicht weiter gehen. Sowas würde Mama nie tun."

William seufzte theatralisch und zog Beatrice noch einmal eng an sich. "Himmel, meine süße, kleine Tochter wird erwachsen." brummte er und schüttelte dann lächelnd den Kopf. "Unglaublich, wie schnell das passiert ist."
Dann nickte er ernst. "Ja, vielleicht sollte ich das wirklich tun. So kann es in der Tat nicht weiter gehen." Immerhin war Joanna in der Tat nicht diejenige von ihnen beiden, die wenn überhaupt Anlass zu solchem Tratsch gab. Dass er und Eleonore eine Nacht zusammen verbracht hatten, war schließlich auch nicht geheim geblieben, obwohl es eigentlich niemand laut ausgesprochen hatte. Das war der Teil am Hofe, der William maßlos anwiderte ... allerdings war das kein reines höfisches Phänomen. Geklatscht und getratscht wurde so ziemlich überall und William fragte sich immer wieder, woher die Leute die Zeit für solche Dinge nahmen.

Frustriert fuhr Henry sich durch das Gesicht und ließ sich im Stuhl zurücksinken. Louis machte ihn noch wahnsinnig mit seinen Forderungen, denn er musste immer auf der Hut sein, dass der Franzose nicht irgendetwas falsch interpretieren und ihm einen Strick daraus drehen konnte. Er hatte auch ohne diese Pestbeule genug Probleme.
Er wäre jetzt viel lieber bei Jane und würde mit ihr und Harry ein paar angenehme Stunden verbringen. Oder nur mit Jane...im schönen, warmen Bett, ja, das würde ihm ausgesprochen gut gefallen.
Aber leider hatte er viel zu viel Arbeit um sich jetzt schon lösen zu können und William hatte ja gemeint, sich in letzter Zeit so viel Zeit für seine Frau nehmen zu müssen. Wenn er das machen würde, würde er zu hören bekommen, er würde seine Pflichten für Jane vernachlässigen, das gehöre sich ja nicht. Manchmal war er ein bisschen neidisch.

William atmete tief durch ehe er an die Tür klopfte und auf Henrys Antwort wartete.
Heute war ganz eindeutig nicht sein Tag. Erst erwischte er Richard und Beatrice im Stroh, dann musste er die Auseinandersetzung mit seiner Tochter beilegen und nun stand ihm die wohl größte Schwierigkeit bevor - Henry davon zu überzeugen, dass Richard in Beatrice eine gute Partie finden würde.
"Ich muss dir ein paar Minuten deiner Zeit stehlen." begrüßte William seinen Cousin und ließ sich dann ihm gegenüber am Schreibtisch nieder. "Was ist los? Du siehst nicht gerade aus als wäre dir gerade ein großer Fang gelungen." fragte William dann jedoch zunächst, da Henry aussah als wäre ihm mindestens eine Laus über die Leber gelaufen.

Henry sah auf, als William schließlich eintrat und hob eine Augenbraue. Er hatte so das Gefühl, dass ihm nicht gefallen würde, was William ihm mitzuteilen hatte. Hoffentlich nicht noch mehr schlechte Nachrichten, die konnte er wirklich nicht gebrauchen.
"Meinetwegen, das lenkt mich hiervon wenigstens ab...was gibt es denn?"
Er seufzte leise und winkte ab.
"Ach, Louis mal wieder...es ist furchtbar mit ihm korrespondieren zu müssen. Er legte ja jedes Wort auf die Goldwaage und fasst alles als Beleidigung auf. Ich wäre gerade viel lieber bei Jane als mich damit herumzuschlagen. Aber was bleibt mir schon übrig? Ich kann mir nicht solche Freiheiten nehmen wie du."

William lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du könntest schon, nur du willst nicht. Wenn nicht du, wer kann sich denn sonst so etwas erlauben? Aber du legst in dem Punkt offensichtlich großen Wert darauf, was man über dich sagt." spöttelte William ein wenig wurde dann aber wieder ernst. "Und wo wir gerade beim Tratsch sind - ich finde es absolut inakzeptabel, was für Gerüchte über Joanna wegen Elias im Umlauf sind. Ich werde in Zukunft hart durchgreifen, wenn mir so etwas zu Ohren kommt ... nur um dich vorher informiert zu haben." teilte er Henry dann mit, ehe er zu seinem eigentlichen Anliegen kam.
"Allerdings bin ich wegen etwas anderem her gekommen ... hast du Richard heute schon gesehen?" fragte William. Er zweifelte zwar stark daran, aber er wollte auf Nummer sicher gehen, nicht dass Henry schon irgendwelche Dinge erfahren hatte.

"Nun ja, es wäre wohl etwas unpassend, wenn ich mich vor der Arbeit drücke. Außerdem bleibt dann alles liegen und ich muss es morgen machen, auch nicht sehr reizvoll, findest du nicht auch?"
Henry hob eine Augenbraue und nickte dann bedächtig. "Wegen der Augen meinst du? Ich weiß auch nicht, was die Leute sich so anstellen. Es könnte ihnen völlig egal sein. Tu, was du für richtig hältst in dieser Sache, du hast meine Unterstützung, wenn du sie brauchst. Ein gewisses Ausmaß an Gerüchten ist normal, gerade bei der Frau des Lordkanzlers, aber es gibt Grenzen. Aber deshalb bist du nicht hier, oder?"
Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute William skeptisch an.
"Nein, habe ich nicht...ich hatte noch keine Zeit heute. Aber warum willst du das wissen? Hat der Junge etwas angestellt? Ich hoffe, nichts allzu schlimmes."

William nickte knapp. "Ich danke dir. Normalerweise lasse ich die Leute einfach reden, aber sonst ging es auch mehr um meine Fehler, nicht um Joannas. Und das ist einfach eine unerhörte Unterstellung."
Dann seufzte William leise und grinste schief. "Wie man es nimmt." bemerkte er. "Es scheint ganz so, als hätten sich dein Sohn und meine Tochter nahezu unsterblich ineinander verliebt." William musste sich dabei wirklich bemühen nicht spöttisch zu klingen, denn so sehr er es Beatrice gönnt, gerade was Richard anging, war er sich nicht sicher, ob der junge Bursche wusste, was er da eigentlich sagte.
"Ich habe die beiden heute zusammen im Stroh erwischt, wie sie sich geküsst haben." fuhr William fort und entschied dann erst einmal Henrys Reaktion abzuwarten, ehe er zu weiteren Planungen kam.

"Natürlich ist es das. Gerade Joanna...es ist einfach nur der Neid. Sie gönnen ihr keinen Mann wie dich. Aber du bekommst das schon in den Griff, da bin ich ganz sicher."
Im nächsten Moment fiel Henry beinahe die gerade ergriffene Feder wieder aus den Fingern und er starrte William überrascht an. "Bitte? Richard und Beatrice? Ist der Junge denn wahnsinnig geworden? Dass er sich deiner Tochter nicht nähern sollte, hätte ihm klar sein müssen. Im Stroh? Meine Güte, da sind sie ja schon ganz schön weit..."
Er schüttelte den Kopf.
"Unsterblich verliebt...Sie sind dreizehn, das ist einfach nur eine Schwärmerei, ein kleiner Flirt." Henry verzog unwillig das Gesicht. "Was hast du jetzt vor?"

William zog ein wenig spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. "Er scheint sich seinen Vater als Vorbild zu nehmen." erwiderte er spöttisch, ehe er wieder ernst wurde und mit den Schultern zuckte. "Die beiden scheinen es wirklich sehr ernst miteinander zu meinen. Ich habe mich mit ihnen unterhalten und ... auch wenn sie erst 13 sind, sie waren ziemlich überzeugt voneinander." fügte William hinzu und überlegte, wann er das Wort Hochzeit fallen lassen konnte und wann besser nicht.
Schließlich entschied er sich doch dafür einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. "Dein Sohn hat sogar das Wort Heirat in den Mund genommen." berichtete William und lehnte sich dann wieder zurück, um die Reaktion seines Cousins genau zu beobachten.

"Möglich...aber ich habe einen Sinneswandel erfahren, also." Henry war allerdings ziemlich erstaunt, wie ernst sein dreizehnjähriger Sohn es zu meinen schien. Beatrice musste ihm ganz schön den Kopf verdreht haben, das stand fest. "Tatsächlich? Erstaunlich...das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Deine Tochter scheint sehr anziehend auf ihn zu wirken. Dass er sie gleich heiraten will..."
Henry schüttelte leicht den Kopf.
"Er sollte aufhören solchen Unsinn zu reden, er weiß ganz genau, dass es für ihn andere Pläne gibt. Pläne, die ich nicht gedenke zu ändern, solange es England nicht nützt. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat. Mach dir keine Sorgen, ich mich darum kümmern, dass er die Finger von ihr lässt.", versprach er dann.
"Er wird sie nicht in Schwierigkeiten bringen."

William schnalzte leise mit der Zunge. Das war genau das, was er erwartet hatte. "Damit wir uns nicht missverstehen, Henry ... mir liegt in der Tat nichts daran, dass der Junge etwas dummes tut und meine Tochter in Schwierigkeiten bring, aber mir ist auch nicht daran gelegen, die beiden von einander zu trennen." erklärte er dann ruhig.
"Ich weiß, dass es nicht deinem ursprünglichen Plan entspricht und dass ich dir selbst vor noch nicht allzu langer Zeit vorgeschlagen habe Richard mit Alix zu vermählen, aber ... vielleicht sollten wir diese Pläne noch einmal überdenken.
Es würde dem Reich nicht schaden, wenn diese angedachte Heirat nicht zu Stande käme, immerhin ist Henry mit Marguerite vermählt, du hast also dein Bündnis mit Frankreich bereits."

"Aha...", machte Henry entgeistert. Damit hatte er nun auch nicht gerechnet. "Ich dachte eher, du würdest Richard dafür meucheln wollen, dass er deine kleine Tochter angefasst hast, so wie du an deinen Kindern hängst. Warum willst du sie nicht trennen? Du weißt ganz genau, dass es völlig unsinnig wäre, die Beiden zu verheiraten. Eine noch engere Verbindung zu mir brauchst du nicht mehr, du kannst Beatrice mit irgendeinem mächtigen Grafensohn verheiraten, dir stehen da alle Möglichkeiten offen. Für Richard ist eine Vermählung mit Alix das Richtige. Henry könnte etwas zustoßen und was ist dann? Dann bekomme ich ernsthafte Probleme mit Louis. Er wird seine Tochter sicher nicht einfach hier lassen. Was glaubst du denn, was ihn dann noch hält? Warum sollte er sich dann an unsere Vereinbarungen halten? Du siehst, ein Verzicht könnte sehr wohl Nachteile für uns haben. Richard ist so gut wie verlobt mit ihr. William, du willst deiner Tochter immer jeden Wunsch erfüllen, das weiß ich schon längst, aber ich bin nicht gewillt dem zuzustimmen, es tut mir leid. Ich kann ihn nicht einfach zu seinem Vergnügen heiraten lassen. Er ist ein Prinz, er hat gewisse Pflichten und Opfer zu erbringen gehört dazu.", beschied er dann.

William seufzte innerlich auf. Genau das hatte er geahnt. Und genau diese Reaktion hatte er von Henry aber auch erwarten müssen, ja hätte ihn bis vor kurzem noch für verrückt erklärt, hätte er anders reagiert.
"Wozu sollte ich das? Ich habe eine solche Heirat nicht nötig, das weißt du genau. Besonders, wenn du meinem Wunsch nachkommst und mir Oxford überlässt, sobald die Zeit reif ist. Es spielt keine Rolle wen sie heiratete - das einzige, was ich dabei also im Sinn haben muss, ist, dass sie glücklich wird. Und scheinbar wird sie das mit deinem Sohn." entgegnete William. "Und du weißt, dass das albern ist. Sollte Henry tatsächlich etwas zu stoßen ... Louis hat keinen Grund etwas zu unternehmen. Du hast deinen Teil der Abmachung gehalten und für den Tod deines Sohnes wärst du schließlich nicht verantwortlich. Es hätte keine Nachteile für England! Und denk doch einmal an dich und Jane ... Außerdem" William lehnte sich nach vorne und fixierte Henry mit festem Blick. "wird es ein Problem geben, wenn du deine Zustimmung nicht gibst. Die beiden sind sturköpfig genug als dass sie sich weiter sehen werden ... und wo das irgendwann endet, kannst du dir ja sicher denken. Und dann, dann wirst du mit mir ein großes Problem bekommen, Henry, das schwöre ich bei Gott."

Natürlich hast du das nicht, deshalb sage ich es ja. Aber es ist unsinnig. Richards Hochzeit könnte England deutlich weiter voran bringen. Sie wird glücklich mit Richard? Wie lange denn? Zwei Wochen? Du weißt genau wie ich wie sprunghaft so junge Mädchen sind, also mach dich deswegen nicht zum Idioten."
Henry schüttelte den Kopf. Er verstand die Welt nicht mehr. Bis vor ein paar Wochen hatte William ihm noch selbst erzählt, wie wichtig Richards Hochzeit für Englands Wohlergehen war.
"Louis, sucht nur einen Weg um mir eins auszuwischen. Er wartet nur auf einen Moment, indem ich nachlasse und nicht mehr alles versuche. Außerdem ist die Verlobung schon fast ausgehandelt und ihre Mitgift wird bedeutend sein."
Seine Augen verengten sich ein wenig wütend. "Mit dem Unterschied, dass ich Jane nicht geheiratet habe." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Mal nicht den Teufel an die Wand. Dann musste du eben besser auf sie aufpassen. Ich wüsste auch nicht, warum wir Beide ein Problem miteinander bekommen sollten. Wenn deine Tochter wirklich so dumm ist sich in Schwierigkeiten zu bringen...das ist sicher nicht meine Schuld! Und bald sind wir wieder in England, da sind die Beiden sowieso getrennt."