William und Joanna ~ 1170

William knirschte wütend mit den Zähnen. Dass Henry nicht unbedingt Verständnis haben würde, hatte er erwartet, aber diese Reaktion stieß William doch sauer auf. "Also liegt es einzig und allein an meiner Tochter, wenn die beiden nicht glücklich werden?" fragte er lauernd.
Er lehnte sich zurück und gab ein verächtliches Schnauben von sich. "Und du tanzt natürlich bereitwillig nach Louis' Pfeife. Ich dachte eigentlich immer, du hättest etwa mehr Rückrat, um dich auch einmal gegen seinen Willen zu stellen." provozierte er dann ein wenig weiter. Es machte ihn wütend, dass Henry dieses Thema so einfach von sich schob und nicht einmal einen längeren Gedanken daran verschwendete. "Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, wen du außer Louis bei dieser ganzen Sache noch verärgerst, wenn du nicht einmal über die Möglichkeiten nachdenkst." hielt er ihm vor.

"Nein. Ich denke durchaus, dass Richard genauso sprunghaft ist. Es kann genauso gut sein, dass sein Interesse bald nachlässt und er sich dann wünscht, er hätte nicht so sehr darauf beharrt. Ich habe nicht gesagt, dass es an deiner Tochter liegen muss, also."
Henry wusste ganz genau, warum William jetzt so widersprüchlich zu seinen vorherigen Aussagen handelte. Er wollte einfach nur seiner Tochter jeden Wunsch erfüllen, egal, was es kostete. Und das konnte Henry einfach nicht so hinnehmen und vertreten.
"Ich tanze nicht nach Louis' Pfeife, William.", erwiderte Henry scharf. "Aber ich werde keinen Krieg heraufbeschwören, der viele Männer das Leben kosten und die Staatskasse schröpfen wird, um den Schwärmereien zweier Halbwüchsiger Nahrung zu geben. Du als mein Lordkanzler solltest außerdem zuerst an England denken. Ich kann hier nicht tun und lassen, was ich will, ich muss schon ein bisschen Rücksicht auf die Belange meines Landes nehmen."
Er schüttelte den Kopf. "Auch, wenn du verärgert bist, ich kann es nicht ändern, es tut mir leid. Ich würde dir gerne helfen, aber ich muss andere Prioritäten setzen. Sollte die Ehe allerdings wider Erwarten nicht zustande kommen, werde ich noch einmal darüber nachdenken."

William lachte trocken. "Das ist Unsinn und das weißt du auch! Louis würde keinen Krieg riskieren, nur weil diese angedachte Verlobung nicht zustande kommt! Nicht solange Henry mit seiner Tochter verheiratet ist." erwiderte William hartnäckig.
"Ich verstehe nicht, warum du es nicht einmal in Betracht ziehst! Du würdest dir damit auf jeden Fall einiges bei deinem Sohn verspielen, wenn du es jetzt so einfach abtust. Ich beschwöre dich Henry, ist dir dein Familienfrieden nicht wichtig? Du weißt, dass der Junge ohnehin Probleme mit dir hat, wieso kommst du ihm in dieser Sache nicht ausnahmsweise einmal entgegen?" hakte er dann weiter nach.
William wusste, dass es aussichtslos war, doch ganz so einfach wollte er nicht nachgeben, so viel stand fest.

"Ich möchte kein Risiko eingehen. Wenn Henry etwas passiert, dann haben wir ein ziemlich großes Problem." Henry hasste es, dass William so hartnäckig war. Das konnte doch nicht wahr sein!
"Mein Sohn hasst mich ohnehin, darauf kommt es doch jetzt auch nicht mehr an.", meinte er schließlich trocken. "Ich habe dir schonmal gesagt, ich bin nicht gewillt sämtliche meiner Pläne wegen ein paar jugendlichen Schwärmereien auf Eis zu legen. Das ist es einfach nicht wert. Mein Familienfrieden ist mir wichtig, aber Richard wird schon einsehen, dass es eben nicht immer so geht, wie man sich das gerade vorstellt. Und wenn man von all dem einmal absieht, wird er in nächster Zeit ohnehin nicht viel Zeit für eine Frau haben, er wird einige Dinge zu tun bekommen. Du willst sicher nicht, dass deine Tochter die ganze Zeit allein ist. Was also willst du noch? So wird sie nur noch unglücklicher, ich bewahre sie vor Enttäuschungen. Und jetzt wäre ich dir dankbar, wenn du mich damit nicht noch länger aufhältst, meine Entscheidung steht."

William verengte die Augen ein wenig. Henry war in dieser Sache ganz offensichtlich entschlossen nicht von seiner Meinung abzurücken. "Dann wundere dich aber nicht, wenn du es dir nicht nur mit deinem Sohn verscherzt." erwiderte er kühl und stand dann ruckartig auf. "Ich würde womöglich um Verzeihung bitten, doch mir tut allenfalls Leid, dass ich meine Zeit mit dir verschwendet habe. Viel Erfolg noch bei deinen restlichen wichtigen Aufgaben."
Dann wandte William sich ab und ging zur Tür. Sein Puls raste und er fragte sich, wann er wohl wütender gewesen war, heute morgen oder doch viel eher jetzt nach dieser Diskussion mit Henry.

Joanna seufzte leise und strich Beatrice durch den blonden Schopf. Sie hatte ihre weinende Tochter im Arm und versuchte ihr so gut wie möglich Trost zu spenden. Natürlich würde Beatrice sich davon in ihrer Liebe nicht beeinflussen lassen, aber es war für sie ein Schlag ins Gesicht, dass sie Richard nicht heiraten durfte. Dass Henry sich so dagegen sträubte.
Sie war so enttäuscht und Joanna konnte das verstehen. So hatte sie sich damals auch gefühlt. Genau so zurückgestoßen.
"Lässt Henry sich wirklich gar nicht umstimmen?", fragte Joanna ihren Mann leise. Sie hatte unglaubliches Mitleid mit Beatrice und streichelte beruhigend über deren Rücken.
"Er ist ein Idiot.." Und vor allem war sie wütend auf ihn. Das war doch einfach nur Sturheit von ihm.

William war elend zu Mute als er seine Tochter so beobachtete und der Zorn machte sich in ihm breit. Auch wenn er nicht bestrebt war Beatrice zu verheiraten, es schien genau das zu sein, was sie sich wünschte - mit Richard zusammen sein zu dürfen. Und das wurde ihr verwährt. William biss die Zähne aufeinander und schüttelte kurz den Kopf. "Ich fürchte nicht." erwiderte er gedrückt. Das war doch alles ...
Er ballte die Hände zu Fäusten und stand auf. "Wir werden abreisen." entschied er dann. Immerhin hatten sie leicht die Möglichkeit sich hier zurück zuziehen ohne direkt nach England zurück zu müssen. "Ich werde Richard anbieten mitzukommen, an mir soll es nicht liegen, aber ich werde nicht länger hier bleiben." Mochte gut sein, dass er jetzt gerade etwas über reagierte, doch William hatte genug.

"Warum ist er denn so stur in diesem Punkt? Das Glück seines Sohnes kann ihm doch nicht so völlig gleichgültig sein." Joanna seufzte leise und küsste Beatrice auf die Stirn. Irgendeinen Weg musste es doch geben...irgendeinen.
Williams Entschluss überraschte sie, aber sie stimmte zu. Für sie alle war es besser so...auch, wenn sie sehr erstaunt war, dass er Richard mitnehmen wollte.
"Einverstanden. Du bleibst ja trotzdem in Henrys Nähe, falls etwas Wichtiges sein sollte." Schließlich war ihr Schlösschen hier in der Normandie ja gut geeignet für solche Zwecke.
"Richard wird sicher mitkommen wollen. Wenn Henry sich nicht querstellt...vielleicht sollte er ihn davon gar nicht unterrichten."
Beatrice seufzte in ihren Armen und warf ihrem Vater einen liebevollen Blick zu. "Danke, Papa..." Er würde Richard nur ihretwegen mitnehmen. Auch wenn er zuerst so dagegen gewesen war, jetzt stand er so hinter ihr.

"Ich weiß es auch nicht." murmelte William und schüttelte den Kopf. Natürlich, es gab genügend Argumente, die dafür sprachen Richard mit Alix zu verheiraten. Aber es war keineswegs so unmöglich dieses Unterfangen abzusagen, wie Henry tat.
"Falls irgendwas wichtiges sein sollte, soll Henry selber sehen, wie er zurecht kommt." brummte William zornig und trat dann zu Beatrice um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Für dich würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, mein Engel. Das weißt du doch. Auch wenn ich manchmal etwas überreagiere." murmelte er, ehe er wieder einen Schritt zurück machte.
"Ich werde Henry informieren und alles nötige für eine Abreise vorbereiten lassen. Und dann werde ich Richard suchen."

"Auch gut...dann haben wir noch etwas Zeit für uns, bevor es zurück nach England geht. Dann muss ich mir auch nicht mehr diese dämlichen Unterstellungen anhören.", erwiderte Joanna zufrieden.
Beatrice hatte sich wieder gefangen und lächelte tapfer. "Frag ihn...ich bin sicher, er wird mitkommen wollen. Er hat keine Angst vor dem Zorn seines Vaters.", sagte sie leise.
"Ich gehe und packe meine Sachen..."
Joanna sah ihr seufzend nach, als sie die Tür hinter sich schloss. "Sie tut mir so leid...ich hatte gehofft, ihr Schicksal wäre ein Anderes als meines...aber offenbar habe ich mich da geirrt."

Kaum war die Tür hinter Beatrice ins Schloss gefallen, griff William nach dem fast leeren Wasserkrug auf dem Tisch - und warf ihn wütend gegen die nächste Wand. "Das ist doch zum Verrückt werden!" begehrte er wütend auf. "Dieser sture Bock! Er weiß genauso gut wie ich, dass es nicht unmöglich wäre einzulenken." grollte William zornig und stützte sich dann auf dem Tisch ab. "Er ist sowas von ... ich hatte gedacht, dass er sich vielleicht durch Jane ein wenig ändert, aber das war ja offensichtlich auch nicht der Fall."
William ballte die Hand zur Faust und schüttelte den Kopf. Er hatte eigentlich keine Lust jetzt noch einmal zu Henry zu gehen, aber er musste ihn über seine Abreise informieren, da blieb ihm keine andere Wahl.

Joanna zuckte leicht zusammen, als der Krug krachend an der Wand zerschellte. "William..", mahnte sie leise. "Das bringt doch nichts. Du hast vorhin im Übrigen die selben Argumente gebracht wie er dir gegenüber, also beschwer dich darüber jetzt nicht. Aber ich gebe dir recht, er hätte wissen müssen, wie es ist, wenn man diejenige, die man liebt, nicht heiraten kann. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum er es seinem Sohn so schwer macht. Da braucht er sich nicht zu wundern, wenn Richard sch von ihm abwendet und ihn hasst...Auch Jane ist nicht allmächtig. Ich glaube nicht, dass sie ihn umstimmen könnte."
Joanna seufzte leise und stand auf, um ihren Mann zu umarmen.
"Wir schaffen das schon irgendwie...wir haben noch alles geschafft. Es muss irgendeinen Weg für sie geben."

"Es tut mir Leid, aber das musste sein ..." erwiderte William eine Spur ruhiger. "Das weißt du." Immerhin war es nicht das erste Mal, dass er Dinge durch den Raum warf, weil sein Temperament mit ihm durch ging. Im Gegensatz zu seinem Cousin erlaubte er sich solche Aussetzer jedoch nur in Joannas Nähe und nicht in aller Öffentlichkeit.
"Ich weiß. Das ist ja genau das, was ich dir vorhin versucht habe zu erklären ... ich mache das hier auch nur, weil ich weiß, wie es Beatrice sonst geht. Ich kann sie so nicht sehen ... so wie eben. Das hat sie nicht verdient. Und wenn ich dafür meine Meinung ändern muss, dann ist das wohl so."
William atmete tief durch als Joanna ihn umarmte und legte dann seinerseits seine Arme um sie. "Irgendwie wird es schon werden, ja ..."

"Ja, ich weiß, dass du gerne die Einrichtung zerstörst, wenn du wütend bist. Aber das macht es auch nicht besser." Joanna lächelte sanft und strich ihm über die Wange. "Das weißt du. Aber du tust es trotzdem. Ich kenne dich gar nicht anders."
Sie schmiegte den Kopf an seine Brust, als er die Arme um sie legte und seufzte erneut. "Ja...du liebst sie sehr, es ist kein Wunder, dass du alles für sie tun willst. Sie ist eben deine Tochter..."
Und sie konnte sich der Loyalität ihres Vaters immer sicher sein. Wie sehr hätte Joanna sich das von ihrem Vater auch nur ein einziges Mal gewünscht.
"Wir finden einen Weg, du wirst schon sehen, Liebster. Auf dass es ihnen nicht so ergeht wie uns. Wir standen allein. Doch sie werden von uns Unterstützung bekommen. Was ist mit Eleonore? Wird sie hinter ihrem Sohn stehen?"

"Ein bisschen schon." erwiderte William lächelnd und gab Joanna einen Kuss. "Sie ist und bleibt mein kleines Mädchen, egal ob sie erwachsen wird, heiratet und Kinder bekommt. Ich würde wirklich alles für sie tun ... ich war so stolz als ich sie das aller erste Mal in den Armen hielt. Dieses kleine süße Mädchen. Und von dem Tag an bin ich jeden Tag noch stolzer auf sie geworden. Ich lasse nicht zu, dass sie wegen Henry unglücklich wird."
William zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht genau. Sie liebt Richard, er ist ihr absoluter Liebling und ich kann mir vorstellen, dass sie ihm entgegen kommt wo sie nur kann ... und wenn es in dieser Sache nur ist, um Henry eins auszuwischen."

"Du besserst dich tatsächlich. Siehst du, es ist gar nicht so schlimm, dass sie erwachsen wird. Deine Panik, die seit Jahren in dir wächst, ist völlig unnötig gewesen." Joanna grinste ihn an. "Du kannst auch stolz auf sie sein. Sie ist eine wundervolle junge Frau geworden. Und ich bin stolz auf dich, dass du das endlich siehst und jetzt so gelassen damit umgehst."
Zur Belohnung schenkte sie ihm einen langen Kuss.
"Ja, ich glaube auch das Eleonore auf Richards Seite stehen wird. Das macht es einfacher. Wir sorgen schon dafür, dass es anders gehen wird als bei uns. Dass sie nicht so leiden müssen. Ich wünsche es mir so."
Sie lächelte leicht.
"Und jetzt komm, lass uns alle Vorbereitungen treffen. Und ich verspreche dir, wir werden dort ein paar sehr schöne Tage verleben."

William schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen, ehe er das zweite Mal an diesem Tag an Henrys Tür klopfte. Dieses Mal war er jedoch entschlossen die Unterhaltung deutlich kürzer zu gestalten, denn er hatte mit seinem Cousin nichts mehr zu diskutieren. Er war lediglich gekommen, um ihn zu informieren, dass er abreisen würde. Und das so schnell wie möglich.
Das würde Henry ohne Frage wohl nicht gefallen, aber wenn William hier blieb, würde er wahnsinnig werden. Er brauchte Ruhe, um diese Situation irgendwie zu durchdenken und einen Ausweg zu finden. Auch wenn dieser Henry womöglich nicht gefiel.
Als von drinnen eine Antwort kam, öffnete er die Tür und trat ein. Gedanklich redete er sich noch einmal gut zu, dass er auch wirklich ruhig blieb, ehe er seinem Cousin gegenüber trat.
"Ich wollte dich nur darüber in Kenntnis setzen, dass wir abreisen werden. Wenn wir es schaffen, gleich morgen. Ansonsten übermorgen." erklärte William mit ruhiger, aber distanzierter Stimme.

Henry forderte den Besucher ein wenig genervt zum Eintreten auf um dann allerdings festzustellen, dass seine Laune sich durch Williams Anwesenheit nicht gerade besserte. Nach noch so einer Auseinandersetzung hatte er so gar kein Verlangen.
"Du willst was?", fragte er dann aufgebracht. "Du willst hier einfach verschwinden und den Problemen aus dem Weg gehen? Ich brauche dich hier."
Henry knirschte mit den Zähnen. "Wohin gehst du? Zurück nach England oder bleibst du in der Normandie? Meine Güte, nur weil ich nicht deiner Meinung bin, kannst du doch nicht einfach abhauen und das auch noch von heute auf morgen!"

William schnaubte herablassend, sparte sich jedoch einen Kommentar zu Henrys ersten Worten. "Wir werden vorerst in der Normandie bleiben. Wann ich nach England übersetzen werde, weiß ich noch nicht, aber das spielt auch jetzt keine Rolle."
William verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Doch das kann ich sehr wohl. Und tu nicht so entsetzt, das hast du dir immerhin selbst zuzuschreiben. Irgendwann bekommt man nun einmal etwas zurück für das was man tut, manchmal früher, manchmal später."
William ließ die Arme wieder sinken und machte einen Schritt in Richtung Tür. "Es gibt ohnehin nichts womit du mich aufhalten könntest, also lassen wir das."

"Warum habe ich mir das selbst zuzuschreiben? Nur, weil ich deinen Wünschen nicht entsprechen möchte. Du stellst dich ganz schön an, William. Es kann eben nicht alles so gehen, wie deine Tochter sich das wünscht."
Henry schüttelte den Kopf, resignierte aber dann. Wenn William sich etwas so in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich kaum mehr davon abbringen. Und heute schon gar nicht.
"Gut, dann geh eben...aber ich weiß trotzdem nicht, was du für ein Problem hast. Bist du beleidigt,weil ich deine Tochter nicht als die beste Partie für Richard erachte? Ich hätte nicht gedacht, dass du deinen Stolz über alles stellst. Meine Güte..."
Er verdrehte die Augen.
"Wenn du meinst, dann verschwinde schon...du lässt dich ohnehin nicht aufhalten."

William hatte sich schon abgewandt als Henrys Worte ihn inne halten ließen und er sich noch einmal umdrehte. Er verengte die Augen und ging zu Henry zurück, maß ihn mit einem verächtlich Blick als er die Hände auf der Tischplatte abstützte und sich über den Tisch beugte. "Im Gegensatz zu dir, ist es nicht mein Stolz, der mich voran treibt, sondern das Wohlergehen meiner Tochter und nebenbei bemerkt auch das deines Sohnes."
William schüttelte leicht den Kopf. "Du tust so als würdest du das alles nur zu Gunsten Englands machen, dabei wissen wir beide, dass das nicht stimmt. Du bist ein elender Egoist, denn wenn du nur wolltest, könntest du diese Situation zur Zufriedenheit aller lösen ohne Louis vor den Kopf zu stoßen. Du widerst mich an Henry." erklärte William verächtlich und drehte sich um und ging zur Tür.

"Dann weißt du mehr als ich.", gab Henry kalt zurück. "Nicht Stolz ist Grund meines Handelns. Ob du es glaubst oder nicht, ich will einfach nur einen Krieg verhindern und England die bestmöglichste Position verschaffen. Also hör auf damit, mir etwas zu unterstellen."
Er verschränkte die Arme.
"Du bist verantwortungslos! Du verlangst von mir alles hinter die Wünsche eines kleinen Mädchens zu stellen. Wirf mir nicht vor, ich sei egoistisch. Ich habe keinen persönlichen Grund eine solche Ehe zu verhindern. Ich habe tatsächlich das Wohl meines Volkes im Sinne. Aber da du es ohnehin nicht glaubst, kannst du genauso gut gehen. Du weißt ja auch so genau, wie sich Louis zufrieden stellen lässt."; spottete er. "Verschwinde einfach..."

William verengte die Augen zu Schlitzen und maß Henry mit verächtlichem Blick. "Ich bin keineswegs verantwortungslos. Ich habe dir bereits erklärt, dass es keinen Nachteil für England hätte die beiden zu verheiraten. Und wenn du nicht in der Lage bist Louis zu erklären, wieso eine Vermählung vorerst reichen muss ... was ist mit Geoffrey? Du hast schließlich nicht nur einen Sohn gezeugt, den du noch munter verheiraten kannst." erwiderte William bissig.
Dann stockte William kurz der Atem und hätte er nicht am anderen Ende des Raumes gestanden, hätte er Henry jetzt eine Ohrfeige verpasst. "Pass ja auf, was du sagst." zischte er zornig. Louis war noch immer sein wunder Punkt und solche Bemerkungen wie Henry sie gerade gemacht hatte, waren etwas, womit William rein gar nicht umgehen konnte und wollte.
"Wunder dich ja nicht, wenn du mit deinem Handeln doch noch einen Krieg losbrichst. Vielleicht nicht mit Frankreich, aber mit deiner eigenen Familie." erwiderte William dann wieder eine deutliche Spur kühler.

"Ich will es Louis nicht erklären! Ganz einfach deshalb, weil für England eine weitere Verbindung zu Frankreich genau das ist, was es noch weiter stärken wird. Das wird uns dauerhaft Frieden bringen. Selbst wenn er eine seiner Töchter in Gefahr bringt und ihr ihr Schicksal egal sein sollte, nicht bei zweien. Das macht das Bündnis deutlich stabiler. Richard ist nach Henry der Nächste in der Thronfolge. Warum also sollte Louis sich mit Geoffrey zufrieden geben, wenn Richard dem Thron näher steht?"
Henry gab einen verächtlichen Laut von sich.
"Warum sollte ich aufpassen? Was sonst, hm? Du gehst doch sowieso schon! Und warum sollte ich Krieg mit meiner Familie bekommen? Nun gut, vielleicht mit dir, weil du die Wahrheit in meinen Worten nicht sehen willst. Vielleicht mit Richard, weil ich seine Träumereien nicht unterstützen möchte."

William verzichtete darauf die Diskussion um eine mögliche Alternative zu Richard fortzuführen. Stattdessen fuhr er sich rasch mit der Zunge über die Lippen und überlegte eine Sekunde, ob er wirklich aussprechen sollte, was er wusste.
"Mit mir, vielleicht. Mit Richard, ganz sicher. Aber hast du auch schon einmal weiter gedacht? Was ist mit Eleonore? Du weißt wie sie zu Richard steht ... und über euer Verhältnis brauchen wir gar nicht erst reden. Und hast du Henry eigentlich schon einmal zugehört? In seinem Trotz, weil er zu nichts kommt, beginnt er langsam das ganze Gold zu verprassen, was du ihm zur Verfügung stellst, damit er wenigstens einen Lebensstil führen kann, den er einem König offenbar gleichsetzt. Und Geoffrey ... Geoffrey hat die undankbare Ehre, der mittlere Sohn zu sein - wie du schon sagst, ehe er an der Reihe ist, gibt es noch Henry und Richard. Und tu nicht so, als hättest du dich um den Jungen mal außerordentlich bemüht ..."
William schüttelte langsam den Kopf. "Sei vorsichtig, Henry, du bist dabei deine ganze Familie gegen dich aufzubringen. Und das soll keine Drohung sein, sondern lediglich eine Warnung."