William und Joanna ~ 1170

"Meine Güte, dann steck dir meinetwegen Petersilie in die Ohren! Stell dich nicht so an, William. Constance geht es wirklich nicht gut und sie ist meine Freundin. Sie war oft genug für mich da, jetzt muss ich auch mal für sie da sein. Sie braucht jetzt ein bisschen Beistand."
Joanna schüttelte verständnislos den Kopf und widmete sich ganz ihrem Besuch. Sanft drückte sie Constance auf einen Stuhl und bot ihr etwas zu trinken an.
"Du störst nicht, Constance. Ich habe dir gesagt, du kannst jederzeit zu mir kommen. Es wird wieder besser werden, wenn er irgendwann zurückkommt. Du musst dir einfach vor Augen halten, dass Robin tot ist. Er kann dir nichts mehr anhaben und John wird dich nicht einmal mehr berühren, wenn du es nicht willst. So wie ich ihn einschätze, bin ich mir da ziemlich sicher."
Joanna strich Constance sanft über die Wange. "Dir kann nichts passieren. Du bist hier in Cornwall sicher."

Constance nahm dankend das Wasser entgegen und starrte schweigend auf den Becher hinab, während Joanna erzählte. Als ihre Freundin endete, seufzte sie leise und sah wieder auf. "Er muss einfach wieder kommen, Joanna." erzählte sie dann leise. "Ich ... ich brauche ihn hier. Und Cathie auch. Ich liebe ihn doch ..." murmelte Constance.
Am liebsten hätte sie William jetzt sofort gebeten nach John zu suchen, doch sie konnte sich gerade noch zurück halten. Immerhin war es mitten in der Nacht und sie konnte ja schon froh sein, dass sie überhaupt hatte hier her kommen dürfen. Morgen würde sie dann ihre Bitte äußern und hoffen, dass William John schnell finden würde.

Joanna lächelte gutmütig. "Ich weiß..und er wird wieder kommen, ganz sicher. Er liebt dich doch genauso sehr, ohne dich kann er auch nicht mehr. Und ohne Cathie auch nicht. Mach dir keine Sorgen. Ich bin ganz sicher, wir werden ihn finden. Er kann ja nicht weit gekommen sein. So gerne reitet er ja auch nicht. Und ich kann mir denken, wohin er gegangen ist."
Joanna stand auf und setzte sich zu William auf die Bettkante. Er schlief nicht, da war sie ganz sicher und jetzt sah sie es auch. Sie gab ihm zur Besänftigung einen Kuss.
"Liebster...würdest du dich morgen vielleicht auf die Suche machen um John zurückzuholen? Ich denke, er wird in seinem alten Kloster sein, das ist nicht so weit. Aber er wird hier gebraucht und ich fürchte, dass er völlig überreagiert in seinem Entsetzen über sich selbst. Würdest du das tun? Er ist doch dein Freund."

Constance lächelte etwas traurig. "Ja, vermutlich hast du auch damit recht. Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll ... du tust so viel für mich." bedankte sie sich bei Joanna, ehe diese zu ihrem Mann hinüber ging.
William seufzte leise als Joanna neben ihm auf die Bettkante sank. Er wusste was nun kommen würde. "Mach dir keine Sorgen, ich werde mich gleich morgen früh darum kümmern." erwiderte er dann und griff kurz nach Joannas Hand. "Aber nur, wenn ich meine Frau bald wieder in meinem Bett habe und meinen benötigten Schlaf bekomme." fügte er dann leicht grinsend hinzu.
Johns Verschwinden hatte auch ihn nicht unbewegt gelassen und so zerbrach er sich bereits den ganzen Abend den Kopf über das Problem.

"Das ist gar kein Problem, Constance...du bist doch meine Freundin, du hast mir auch schon so oft beigestanden. Und ihr seid mir alle drei sehr ans Herz gewachsen, ihr gehört doch schon fast zur Familie.", sagte Joanna lächelnd. Sie drückte sanft Williams Hand. "Ich danke dir, William. Keine Sorge, du kannst gleich weiterschlafen." Sie gab ihm erneut einen dankbaren Kuss und ging dann zu Constance hinüber.
"Du wirst sehen, bald hast du John wieder. William wird ihn finden und ihm den Kopf waschen. Und jetzt geh wieder ins Bett und versuch noch etwas zu schlafen. Wie wäre es, wenn du deine Hündin mit ins Bett nimmst? Ausnahmsweise versteht sich. Sie wird sich freuen und du bist nicht allein. Und wenn sie besitzergreifend wird...nun, dann muss John sich eben seinen Platz im Bett zurückerobern. William hat das schon ein paar Mal hinter sich."
Sie grinste flüchtig. "Mach dich nicht verrückt. Es wird alles wieder gut. Und du brauchst jetzt etwas Ruhe."

Constance war unglaublich erleichtert als William sich bereit erklärte John zu suchen. Wenn jemand in der Lage war ihren Mann zu finden und heim zu holen, dann William.
"Ich danke euch beiden für eure Mühen. Ich bin so froh, dass ich hier her gekommen bin damals. Hier ist es wie in einer großen Familie." bemerkte Constance und fühlte sich selbst gleich um einiges besser. John würde wieder kommen und sie selbst würde schon einen Weg finden, um mit ihm umzugehen.
Um einiges ruhiger stand Constance nun wieder auf und umarmte Joanna dankbar. "Ich werde mir Mühe geben." versprach sie und lächelte müde.
Vielleicht konnte sie Cathie ja jetzt noch zu sich holen. Die kleine würde wahrscheinlich nicht einmal wach werden, wenn Constance sie aus ihrem Bettchen hob und sie war zuversichtlicher, dass sie nun ruhiger würde schlafen können.

Joanna erwiderte ihre Umarmung und wünschte Constance dann noch eine gute Nacht, ehe sie die Tür hinter ihrer nächtlichen Besucherin schloss. Sie seufzte leise und legte sich zu William ins Bett um sich wieder in seine Arme zu kuscheln. "Sie tut mir so leid...", murmelte Joanna leise. "Du musst John klar machen, dass er hier gebraucht wird. Dass Constance ihn jetzt braucht. Ich kann ja verstehen, dass er sich im Moment sehr unter Druck gesetzt fühlt und über sich selbst so erschrocken ist wie du damals...aber seine Frau braucht ihn jetzt mehr denn je. Und sie wird ihm verzeihen, da bin ich mir so sicher. Ich hoffe so sehr, dass es bei den Beiden wieder besser wird...ausgerechnet die Beiden, deren Ehe doch immer so harmonisch war. Gott erlaubt sich wirklich einen üblen Scherz mit den Beiden."
Und sie hätte so gern mehr für Constance getan als nur zuzuhören.

William legte die Arme um Joanna als diese wieder zurück ins Bett kam und seufzte leise. "Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern. Ich werde ihn schon wieder her bringen und wenn ich ihn notfalls gefesselt aufs Pferd binden muss." William verzog kurz das Gesicht. Er war von Johns Handeln nicht gerade begeistert und war durchaus darauf bedacht ihn schnellst möglich wieder her zu holen.
Sobald er erst einmal wieder hier war, konnte man dann weiter sehen, wie die beiden wieder zueinander finden würden. Aber wenn er sich jetzt irgendwo im Kloster versteckte half das keinem weiter, so viel stand fest. Vor allem für Constance würde es das nur noch schlimmer machen.

Joanna schmiegte den Kopf an Williams Brust und schloss die Augen. "Ja, das ist gut. Mach ihm klar, dass Constance ihn vermisst und dass es so nicht weitergehen kann. Seine Frau braucht ihn jetzt und er kann nicht vor seinen Problemen davon laufen. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Er ist doch sonst nicht so verantwortungslos."
Sie seufzte leise und gab ihrem Mann schließlich einen sanften Kuss.
"Ich bin froh, dass ich dich habe, habe ich dir das heute schon gesagt? Und es tut gut, dass wir im Moment erst einmal Ruhe haben, dass wir einmal nicht streiten."
Sie lächelte und legte sich wieder hin.
"Gute Nacht..."

"Ich werde mich schon darum kümmern." versicherte William ihr noch einmal und strich ihr zärtlich über den Rücken. "Nein, heute noch nicht. Aber es ist immer wieder schön zu hören." erwiderte er grinsend und gab Joanna seinerseits einen Kuss.
Joanna hatte recht, es war mehr als angenehm, dass bei ihnen dieses Mal alles ausgesprochen harmonisch verlief und sich derzeit auch nichts ankündigte, was diesen Frieden stören könnte.
Vielleicht hatten sie ja wirklich Glück und durfte einfach eine Zeit lang genießen, dass sie sich hatten.
"Ich liebe dich, meine Schöne." murmelte William ihr ins Ohr, ehe er den Kopf wieder in das Kissen sinken ließ, um weiter zu schlafen.

"Tu das..." Joanna war durchaus zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde John davon zu überzeugen nach Hause zu kommen. Immerhin konnte William sehr überzeugend sein, wenn er wollte. Das brachte schon sein Beruf mit sich...
"Ich dich auch..." Sie küsste ihn sanft auf die Wange, kuschelte sich dann in einer bequemeren Position an ihn und schloss ebenfalls wieder die Augen, um den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen.
So war es wirklich gut zwischen ihnen. Kein Streit, sie waren gesund, den Kindern ging es gut und sie waren Zuhause. Zusammen. Das tat ihnen nach der letzten Zeit gut, auch wenn sie sicher war, dass Beatrice Richard sehr, sehr vermisste. Aber irgendwie würde es schongelingen, die Beiden zu vereinen. Vielleicht konnten sie Richard ja einfach für ein paar Tage einladen.
Aber erst, erst musste John zurückkommen.

Williams erster Weg führte ihn direkt in das nahe gelegene Kloster. Nachdem er gehört hatte, dass John seine Kutte mitgenommen hatte, war das einfach der logischste Anlaufpunkt, um ihn zu suchen.
Er wurde bei seiner Ankunft vom Abt des Klosters empfangen und man kümmerte sich umgehend um sein Pferd. Es dauerte auch nur wenige Minuten, dann wusste William was er brauchte. Er hatte recht gehabt, John war hier her gekommen. Also machte er sich auf den Weg, um seinen Freund aufzusuchen.
Er fand John auch an dem Ort, den der Abt ihm genannt hatte und trat an ihn heran. "Was macht Ihr nur für Dinge?" fragte William und seine Stimme klang dabei ruhig und hatte beinahe etwas sanftes an sich.

John hatte in dieser Nacht kaum geschlafen und hatte deshalb schon lange innere Ruhe im Gebet gesucht. Die Stille tat ihm gut, das spürte er durchaus. Aber trotzdem nagte bohrend das schlechte Gewissen an ihm und er wusste nicht, wie Constance ihm das jemals verzeihen sollte. Wieder kniete er in der Kapelle und bat darum, dass er nicht so werden möge wie sein Bruder.
Als er plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich hörte, schloss er die Augen. Natürlich. Es war ja klar gewesen, dass William ihn nicht einfach in Ruhe lassen würde.
"Ich tue meiner Frau weh und werde immer mehr wie mein Bruder, das tue ich...", erwiderte John leise. Wie sollte das nur jemals wieder gut werden? Er konnte sich ja selbst nicht verzeihen. Er war entsetzt, dass er die Beherrschung so hatte verlieren können.

William setzte sich hinter John auf eine der harten Holzbänke und verschränkte die Arme vor der Brust. "Und Ihr lasst Eure Frau genau in dem Augenblick alleine in dem sie Euch am dringendsten benötigt." fügte er dann im selben ruhigen Tonfall Johns Worten hinzu.
Es würde sicher nicht ganz leicht werden John davon zu überzeugen, dass er gerade genau das falsche tat. Aber William war fest entschlossen hier nicht wieder ohne John weg zu reiten. Koste es, was es wolle.
Er würde weder seinen Freund aufgeben, noch zu lassen, dass Constance auf ihren Ehemann verzichten musste. Ganz egal, was es ihn kosten würde.

John schüttelte den Kopf. "Was Constance jetzt ganz sicher nicht braucht, bin ich. Ich hätte sie fast geschlagen, Mylord. Ich bin im Moment viel zu unbeherrscht." Er legte die Hände auf seine Oberschenkel und seufzte dann. "Außerdem streiten wir ohnehin nur noch, wenn wir zusammen sind. Was hat es da für einen Sinn zurückzukommen?"
Und solange er sich nicht im Griff hatte und sie nicht aufhörte Owen zu verehren und ihm Vorwürfe zu machen, war es nicht ratsam zurück zu kommen. Er konnte so nicht weitermachen. Er liebte sie so sehr, aber im Moment wusste er nicht mehr weiter.
"WIe soll sie mir jemals verzeihen, wenn ich mir selbst nicht verzeihen kann?"

William schüttelte langsam den Kopf. "Ihr habt sie nicht gesehen. Sie ist kaum mehr als ein Häufchen Elend. Als sie vergangene Nacht an unsere Tür klopfte konnte man ihr nur zu gut ansehen, dass sie rein gar nicht mit Eurer Abwesenheit zurecht kommt. Mag sein, dass es für euch beide zusammen momentan nicht leicht ist, aber getrennt ist es noch viel schlimmer." erwiderte William.
"Glaubt mir, John, egal was Ihr getan habt, Eure Frau möchte nichts lieber als Euch wieder zurück zu bekommen. Und Ihr solltet auch Eure Tochter nicht vergessen! Cathie versteht die Welt nicht mehr seit ihr Vater einfach abgereist ist ohne sich von ihr zu verabschieden." führte William ernst aus. "John, Ihr solltet nicht hier sein. Ihr werdet andernorts gebraucht."

"Soll ich etwa warten, bis ich sie ernsthaft verletze? Ich erinnere sie ständig an Robin, ich werde immer mehr wie er! Ich muss etwas dagegen tun, bevor ich noch schlimmer werde."
John wandte den Kopf und sah William zum ersten Mal an. "Außerdem... Ich weiß, dass Cathie mich braucht und ich vermisse sie, aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Constance gibt mir jeden Tag das Gefühl, dass sie mich nicht braucht. Sie verehrt Owen, verbringt viel mehr Zeit mit ihm als mit mir und ich bekomme ständig Vorwürfe zu hören. Ich weiß nicht, wie ich es ihr recht machen soll. Und jetzt, jetzt wird sie noch zusätzlich Angst vor mir haben. Sie wird fürchten, dass ich wieder die Beherrschung verliere und sie verletze...Ich weiß nicht, wo ich sein sollte. Nirgendwo vermutlich...was wollt Ihr hier? Ich wäre nicht hier, wenn ich es nicht für besser erachten würde. Ich liebe Constance sehr und ich will ihr um keinen Preis wehtun, aber genau das habe ich getan. Und wenn ich wegen eines kleinen Streits die Beherrschung verliere, verdiene ich es auch nicht eine Frau wie sie zu haben, so schwer es im Moment auch sein mag."

William seufzte leise. "Glaubt Ihr ernsthaft, dass Ihr noch ein einziges Mal Hand an Constance legen würdet? Seht Euch doch an!" forderte William ihn auf. "Ihr seid ein Wrack. Ich weiß genau wie Ihr Euch fühlt und vertraut mir, das alleine reicht schon um zu verhindern, dass so etwas nochmal geschehen wird."
William schüttelte den Kopf. "Was denkt Ihr eigentlich von Eurer Frau? Constance liebt Euch über alles und jeden Tag, den Ihr fort seid bereitet Ihr ihr größere Qualen als mit sämtlichen eurer Streitereien zusammen genommen. Mag sein, dass sie gerade viel Zeit mit Owen verbringt, um ihre Beichte abzuleisten, aber das wird in wenigen Tagen vorbei sein. Und denkt Ihr wirklich, dass sie Euch jemals den Rücken zu kehren würdet? Ihr habt ein reichlich schlechtes Bild von Eurer Frau, wenn Ihr ihr so etwas zu traut." er schnaubte leise und bedachte John mit harten Blick. "Ich kann Euch sagen, wo Ihr sein solltet! Zu Hause bei Frau und Kind um zu bereinigen was Ihr angerichtet habt! Stattdessen zieht Ihr den Schwanz ein wie ein geprügelter Hund, so als hätte man Euch weh getan und verkriecht Euch hier, um im Selbstmitleid zu versinken. Wacht auf, John!"

"Woher wollt Ihr das wissen? Ich war noch nie wie Ihr. Ich ertrage mich ja selbst nicht mehr." In gewisser Weise mochte William vielleicht recht haben, aber das änderte nichts daran, dass er sich reichlich unverstanden fühlte. Er war völlig durcheinander, weil er einerseits Verachtung für sich selbst fühlte, Constance vor sich selbst beschützen wollte und andererseits irgendwo doch verärgert war, weil Constance ihn so weit gebracht hatte.
"Ich weiß, dass sie mich liebt und dass sie mir nicht den Rücken kehren würde. Und ich würde so gerne alles rückgängig machen, aber ich kann nicht. Dabei tut es mir doch so leid...Aber was ist, wenn es nochmal soweit kommt? Wenn sie mich soweit bringt, dass ich die Beherrschung verliere? Ich fühle mich im Moment manchmal, als wäre sie mit Owen verheiratet. Das ist nicht schön...Ich halte wirklich lange den Mund, aber irgendwann kann ich das einfach nicht mehr. Was würdet Ihr denn tun, wenn Eure Frau Stunden mit einem Mann verbringen würde, der offensichtlich mehr als fasziniert von ihr ist? Würdet Ihr das gutheißen? Ich mag es nicht. Ich will nicht so reagieren, aber ich kann nicht anders. Und wie soll ich garantieren, dass ich es nicht wieder tue, wenn sich absolut nichts ändern wird, wenn ich zurückkomme? Ist es da nicht besser, ich halte mich von ihr fern, solange sie diese Buße tut? Was ratet Ihr mir denn?"

"Natürlich wart Ihr noch nie wie ich. Ihr seid immer schon ein deutlich besserer Mensch gewesen als ich." erwiderte William. Dann fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte kurz den Kopf. "Darf ich Euch an Simon erinnern? Ich war damals der festen Überzeugung Joanna würde mich mit ihm betrügen. Ich habe mich zu einem völligen Narren gemacht damit und hinter her eingesehen, dass ich mit meinem Verhalten schlichtweg an ihr gezweifelt habe. Und das zu unrecht. Selbst wenn Simon andere Absichten gehabt hätte, ich hätte mich seiner Zeit voll und ganz auf Joanna verlassen können und kann es auch jetzt noch."
William sah John einen Augenblick schweigend an, ehe er fort fuhr. "Das fragt Ihr noch? Seht zu, dass Ihr diese Kutte los werdet, steigt aufs Pferd und kommt mit mir zurück, um Euch der Sache zu stellen! Es ist wirklich niemandem geholfen, wenn Ihr einfach wortlos weg bleibt, glaubt mir."

"Ein besserer Mensch? Nun, das sieht jetzt ja gerade nicht so aus, oder?", erwiderte John kopfschüttelnd. William stellte sich das so einfach vor. Wie sollte er einfach heimkommen und tun, als wenn nichts gewesen wäre? Das war unmöglich.
"Versteht mich nicht falsch, ich würde Constance niemals unterstellen, dass sie mich betrügt. Aber deshalb muss ich trotzdem die Vorstellung nicht mögen, dass sie stundenlang bei einem Mann ist, der sie anhimmelt. Und nein, ich bilde mir das nicht ein, anders wäre es mir nämlich auch lieber."
John senkte den Kopf. "Und wie soll ich das anstellen? Constance hat keinen Grund mir zu verzeihen. Ich habe alles kaputt gemacht. Ich kann nicht einfach zurückkommen."
Natürlich, er hatte einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler und es tat ihm wahnsinnig leid...aber trotzdem würde er nicht einfach so weitermachen können, selbst wenn Constance ihm verzieh. Er hielt es einfach nicht mehr aus.

Nun riss William endgültig der Geduldsfaden und er stand ruckartig auf und griff John am Kragen. Nicht zu fest, aber doch so energisch, dass der andere nicht zurück weichen konnte. "Und jetzt hört Ihr mir einmal ganz genau zu!" forderte er John hart auf. "Eure Frau hat mitten in der Nacht an unsere Tür geklopft, weil sie es alleine nicht ausgehalten hat ohne Euch und weil sie panische Angst hat, dass Ihr sie verlassen könntet. Ihr wisst besser als ich, was Constance in ihrem Leben alles durchgemacht hat! Und Ihr wart der erste und einzige Mensch, der Ihr wieder einen Halt und einen Sinn gegeben hat. Und jetzt wollt Ihr sie fallen lassen, nur weil Ihr mit Eurem Gewissen nicht zurecht kommt? Ihr müsst Euch dieser Sache stellen John! Ihr könnt das nicht einfach vor Euch her schieben, denn je länger Ihr Constance jetzt im Stich lasst, desto schwerer wird es später für Euch sie zurück zu bekommen.
Gerade würde sie alles, wirklich alles tun, um Euch wieder zu bekommen! Wenn Ihr Euch davor aber drückt und weg bleibt ... glaubt mir, solche Gefühle sind zerbrechlich. Und wenn sie nicht einmal mehr darauf zurück greifen kann, dass Ihr nach einem Streit mit Ihr darüber redet, dann werdet Ihr es tatsächlich erreicht haben, dass sie Euch nie wieder richtig vertrauen wird."
William nahm eine Hand von Johns Kragen und legte sie auf seine Schulter.
"Kommt mit mir zurück." bat er ihn eindringlich.

John musste gestehen, William konnte einem wirklich Angst machen, wenn er so wurde. Aber das Schlimmste war, dass William recht hatte mit dem, was er sagte. Vielleicht musste er einfach mit Constance reden. Aber was, wenn dadurch alles nur schlimmer wurde? Nun, andererseits...er konnte sich tatsächlich nicht ewig hier verkriechen. Das würde nichts ändern und immerhin hatte er in der Nacht hier in der Stille ein bisschen zur Ruhe kommen können. Wenigstens ein bisschen Ordnung im Chaos seiner Gedanken. Immer noch hatte er Zweifel daran, dass es mit Constance so bald wieder werden würde wie früher. Aber was wollte er schon tun? Er musste es einfach versuchen. Und normalerweise war er auch kein Feigling. Vielleicht, wenn sie ihm verzieh und er ihr sagte, was ihn so verletzte, vielleicht konnten sie es ja doch ändern.
Er atmete langsam aus und seine Schultern sanken herab.
"Na gut..."

Auf Williams Lippen lag ein Lächeln noch ehe die Worte über Johns Lippen kamen, denn man konnte bereits an seiner Körpersprache sehen, dass der Widerstand einbrach. Bereitwillig nahm William auch die zweite Hand von Johns Kragen und klopfte seinem Freund zufrieden auf die Schulter.
"Na bitte, geht doch. Und nun kommt. Ich habe versprochen, so schnell wie möglich zurück zu sein - und das nicht ohne Euch." erklärte William grinsend und schob John sanft, aber bestimmt in Richtung Ausgang. Innerlich fiel ihm eine Tonnenschwere Last vom Herzen, weil er es geschafft hatte, ihn zu überzeugen. Andernfalls wäre es sehr unbequem geworden und das hätte möglicherweise auch niemandem geholfen.

"Und wie konntet Ihr das versprechen, wenn Ihr nicht wusstet, ob ich mich überzeugen lassen würde? Ein Risiko, findet Ihr nicht?" John schaute WIlliam nachdenklich an, ließ sich dann aber ohne größeren Widerstand aus der Kapelle bugsieren. Zuerst allerdings würde er etwas anderes anziehen. Eine Kutte eignete sich doch nur bedingt zum reiten, selbst wenn es nicht weit war.
Und dann würde er den Brüdern danken, dass sie ihn trotz seiner Abwendung vom Orden so freundlich aufgenommen hatten, damit er Ruhe finden konnte.
"Eine Weile werdet Ihr Euch schon noch gedulden müssen. Aber dann komme ich mit Euch...herrje, sie wird mich umbringen."
Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass das Gespräch deutlich schwerer werden würde als alle zuvor.