William und Joanna ~ 1170

Constance schmiegte sich an John als dieser den Arm um sie legte und lachte. "Ja, es ist wirklich noch da. Und so schön, wie eh und je." stimmt sie ihm zu. Sie hätte sich ebenfalls keinen schöneren Ort zum Leben und Kinder groß ziehen vorstellen können. Sie freute sich schon darauf, wenn Cathie alt genug war, um wirklich lange Spaziergänge oder mal einen Ausritt mit ihr in dieser schönen Gegend zu machen.
Dann lächelte sie glücklich und gab John einen Kuss auf die Wange. "Ich bin mit meinem wundervollen Ehemann an dem wundervollsten Ort der Welt, wie könnte es mir da nicht besser gehen?" fragte sie und legte den Kopf an seine Schulter, um den Blick auf das Meer zu richten. Dieser Moment entschädigte sie beinahe völlig für die anfänglich schlechte Nacht, die sie gehabt hatte. Und nachdem sie in Johns Armen wieder eingeschlafen war, hatte sie auch kein Albtraum mehr heimgesucht.

John legte auch noch den zweiten Arm um seine Frau und genoss einen Moment einfach nur die Stille hier, die sie umfing und die nur vom Rauschen des Meeres und vom Kreischen der Möwen durchbrochen wurde.
"Ich liebe dich..."
Er lächelte und gab ihr einen Kuss.
"Das ist schön. Ich war schon froh, als du heute heute Nacht so ruhig weitergeschlafen hast. Wenn es dir besser geht, können wir ja Cathie abholen, wenn wir wieder Zuhause sind." Man merkte Constance im Moment schließlich kaum an, dass sie gestern noch so mit ihren Erinnerungen zu kämpfen gehabt hatte. Und die Kleine würde es erst recht nicht bemerken.

Als sie beide nach Hause kamen hatten sie Cathie abholen wollen, doch diese war noch so vertieft in ihr Spiel mit den Zwillingen, dass sie sich entschieden hatten, die Kleine erst am Abend abzuholen. Und da John nun noch eine Stunde Unterricht mit den Älteren geplant hatte, hatte Constance sich auf den Weg zur Kapelle gemacht in der Hoffnung Owen dort anzutreffen.
Sie hatte das Bedürfnis mit ihm darüber zu sprechen, zum einen, da er ihr kirchlicher Beistand war, zum anderen weil er für sie immer großes Verständnis gehabt hatte und wann immer sie ihn sprechen wollte, hatte er sich Zeit genommen.
Sie fand Owen in seinem kleinen Arbeitszimmer, das direkt an die Kapelle anschloss und trat langsam an ihn heran. "Verzeiht, Pater, ich wollte Euch nicht stören, aber falls Ihr Zeit habt, würde ich gerne mit Euch sprechen."

Owen sah auf, als ihn jemand ansprach. Als er bemerkte, dass es Constance war, schenkte er ihr ein kleines Lächeln und bot ihr einen Stuhl ein. "Ihr stört nicht, keine Sorge. Setzt Euch doch. Wie kann ich Euch weiterhelfen, Constance?"
Es war fast ein wenig seltsam, dass John ihn so verabscheute, seine Frau aber seinen Rat suchte und das regelmäßig. Aber er mochte die junge Frau, die immer freundlich zu jedermann war und so freute er sich über ihre Besuche. Schließlich hatte er meistens einen Ratschlag für sie, der ihr irgendwie weiterhalf.
"Ich hoffe, es ist nichts passiert?"
Doch wahrscheinlicher war es, dass sie noch einmal über ihren unerfüllten Kinderwunsch sprechen wollte. Er hatte ihr schon oft gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Aber er wusste, dass das leichter gesagt war als getan. "Was bedrückt Euch?"

Constance nickte dankbar und setzte sich auf den angebotenen Platz. Sie faltete die Hände im Schoß zusammen und suchte nach dem richtigen Anfang. "Nun wo fange ich an ..." murmelte sie nachdenklich und starrte auf die hölzerne Tischplatte vor sich. Wenn sie Owen erzählte was gestern geschehen war, würde sie ihm auch von ihrer Vergangenheit erzählen müssen.
"Gestern hat mich ... meine Vergangenheit wieder eingeholt, obwohl ich dachte, dass ich alle Erinnerungen daran zurück gelassen hatte." erklärte Constance langsam und hob den Blick, um Owen anzusehen. "Es war ... ein einfacher Satz, den John gesagt hatte. Bedeutungslos an sich, aber ... aber sein Bruder hat diesen Satz früher immer gesagt." fuhr sie fort und schluckte dann. Es fiel ihr schwer den nächsten Schritt zu machen und von Robins Taten zu erzählen und so verfiel sie für den Moment in Schweigen und versuchte sich die Worte zurecht zu legen, um sie dann einfach vortragen zu können.

Owen beobachtete Constance aufmerksam. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie etwas belastete und wenn er konnte, würde er ihr auch gern dabei helfen es loszuwerden. Nur ob er das konnte, wusste er noch nicht.
"Und was an diesem Satz war so furchtbar, dass es Euch so berührt? Warum verstört Euch die Erinnerung an ihn und an Johns Bruder so sehr? Was hattet Ihr denn mit ihm zu schaffen?"
Constance und Johns Bruder...sie hatte ihm zwar von ihrer Zeit in Surrey erzählt, aber keine Details, er konnte nur erahnen, was vorgefallen war.
"Und wie kommt Ihr nun damit zurecht, dass es Euch wieder einholt?"
Er wusste nicht genau, was sie von ihm wollte..vielleicht einfach nur jemanden, der ihr zuhörte? Ob das bei John nicht so gelang?

"Ich ..." Constance atmete tief durch und riss sich dann zusammen. "Er hat mich in sein Bett geholt, wann immer er wollte." erzählte sie dann mit dünner Stimme und ihre Finger verkrampften sich in dem Stoff ihres Kleides.
"Bis gestern dachte ich, ich hätte das hinter mir gelassen, aber diese Worte ... Ihr wisst, dass mich die Fehlgeburt immer noch sehr beschäftigt und ich ... ich konnte in dem Moment die ganzen Erinnerungen an ihn nicht mehr zurück halten."
Constance fuhr sich unbehaglich mit der Hand über den Arm, bemühte sich jedoch weiter hin den Blick auf Owen gerichtet zu lassen. Sie musste sich dieser Sache stellen und das ging nun einmal nur, wenn sie darüber sprach.

Owen musste erst einmal schlucken. Das kam nun überraschend und es schockierte ihn. Gleichzeitig hatte er plötzlich ein anderes Bild von John, denn dass er Constance trotzdem geheiratet hatte, zeigte ihm durchaus, dass er sie nicht wegen einer möglichen Schwangerschaft geheiratet hatte. Außer...
"Oh...und...weiß John davon? Oder vertraut Ihr nur mir das an?" Er wusste nicht genau, wie er damit umgehen sollte, aber ihre Worte bestätigten ihn in der Vermutung, dass das alles irgendwie mit ihrer Fehlgeburt zusammenhing.
"Ich verstehe...Nun, ich sagte Euch schon einmal, ich glaube nicht, dass Eure Vergangenheit irgendeinen Einfluss auf Eure Fehlgeburt hatte. Sonst hättet Ihr doch zuvor nicht Cathie bekommen. Ihr macht Euch einfach zu viele Sorgen. Wenn die Zeit reif ist, wird es schon wieder soweit sein."

Ein Lächeln machte sich kurz auf Constances Lippen breit, das fast mitleidig wirkte. "Er ist mein Mann, Pater. Ich liebe ihn über alles und ich könnte ihm so etwas nie vorenthalten. Er wusste es bereits vor unserer Hochzeit." erklärte sie Owen den Umstand dann.
Dann presste sie kurz die Lippen aufeinander und nickte. "Ja, das sagtet Ihr bereits. Aber ... aber was, wenn Gott mich damit daran erinnern wollte, dass ich mein Glück nicht für allzu selbstverständlich halten sollte? Dass es da immer noch etwas gibt, für das ich Buße leisten müsste." fuhr sie nun deutlich leiser fort. "Johns Bruder ist damals an einem Fieber gestorben. Und wäre das nicht geschehen ... er hätte mich wahrscheinlich nie in Ruhe gelassen." Constances Stimme war kaum mehr als ein Flüstern als sie die Finger wieder ineinander verschränkte. "Und ich war froh, dass er tot war. Dass dieser Widerling endlich gestorben war."

"Es hätte mich auch gewundert, wenn Ihr es ihm verschwiegen hättet.", murmelte Owen leise. Er legte die Stirn in Falten, als sie weiter sprach. Das wurde alles immer verworrener und er verstand nicht, wofür sie denn noch zu büßen haben sollte. Schließlich aber weiteten sich seine Augen wieder.
"Ihr...Ihr wisst, dass Ihr so nicht sprechen dürft. Das ist Sünde, Constance."; mahnte er eindringlich. Einem Anderen den Tod zu wünschen..."Egal, was er getan hat. Es ist Gottes Sache darüber zu richten, nicht die Eure. Doch ich denke, dafür habt Ihr bereits gebüßt. Genug Zeit ist vergangen. Doch Ihr solltet weiter dafür beten, dass Gott Eurer Bitte entspricht. Mit solchen Äußerungen solltet Ihr aber vorsichtig sein, Constance. Er wird für seine Sünden büßen."

Constance senkte den Blick etwas und nickte. "Ich weiß, Pater." erwiderte sie bedrückt. Auch wenn sie nicht sagen konnte, dass sie es bereute ... sie war nach wie vor erleichtert über die Tatsache, dass Robin tot war.
Sie schluckte schwer und versuchte wieder aufzusehen. Das hier würde Owen sicher nicht gerne hören, aber sie musste es mit ihm besprechen ... "Pater ... versprecht Ihr mir, dass Ihr das, was ich Euch erzähle vertraulich behandelt? Wie bei der Beichte?" fragte sie dann ein wenig unsicher. Sie musste sicher gehen, dass Owen niemandem etwas davon erzählte, sonst konnte sie ihm nicht anvertrauen, was ihr eigentlich auf der Seele brannte.

Owen hob eine Augenbraue und fragte sich unwillkürlich, was denn noch folgen konnte, dass sie so verunsicherte. "Nun...gut. Ihr habt mein Wort. Wenn Ihr auch bereit seid dafür Buße zu tun, wenn es wirklich so schlimm ist, wie es gerade scheint. Ich werde niemandem erzählen, was Ihr mir anvertraut.", versprach er schließlich.
Owen legte den Kopf ein wenig zur Seite und nickte schließlich auffordernd.
"Nun denn, was habt Ihr so Schreckliches auf dem Herzen? Ich höre Euch gern zu." Owen wartete ab. Constance würde schon die richtigen Worte finden, so viel stand fest, wenn sie reden wollte.

"Ich danke Euch." erwiderte Constance und atmete tief durch. Sie musste das erzählen, nur dann würde sie endlich zur Ruhe kommen. "Ich sagte Euch, dass er an einem Fieber gestorben ist. Meine Aufgabe ... ich war dafür verantwortlich ihn zu pflegen, aber ... ich konnte das nicht." erzählte sie dann. "Jedes Mal kam mir der Gedanke, dass ich ihn gesund pflegen würde und das nur, damit er sich weiter an mir vergriff."
Constance spürte, wie die Tränen in ihren Augen schimmerten, doch entschlossen nicht zu weinen, verkrampfte sie die Hände in dem Stoff ihres Kleides und biss die Zähnen aufeinander. Dieses Mal würde sie stark bleiben! Wenigstens dieses eine Mal.

"Ihr...konntet es nicht?" Owen musste das erst einmal begreifen, was sie ihm da gerade mitteilte. Das war unglaublich. Sie hatte einem Kranken die Hilfe verweigert und ihn sterben lassen? Oder...
"Habt Ihr jemand Anderen mit dieser Aufgabe betraut? Dann ist es doch nicht so verwerflich, wenn Ihr eine Aufgabe weitergebt. Das...habt Ihr doch, oder nicht?"
Denn andernfalls war sie beinahe eine Mörderin. Das passte nicht so Constance, die sonst doch immer so gütig war. Nein, nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Aber andererseits wäre sie wohl kaum so nervös und mitgenommen, wenn es nur so belanglos wäre...
"Oder...nicht?"

In Constance kochten die Schuldgefühle hoch als sie Owens Stimme vernahm, aber wahrscheinlich war das genau was sie hören musste. Sie musste diesen Tadel durchstehen und sie musste büßen für das, was sie getan hatte, nur dann würde sie vermutlich endlich Frieden mit der Vergangenheit schließen können.
Unruhig sah sie auf ihre Hände hinab und drehte an dem Ring, den John ihr vor drei Jahren an den Finger gesteckt hatte und der seit dem ihr beständiger Begleiter war.
Als sie wieder aufsah, kämpfte sie noch stärker mit den Tränen als zuvor, suchte jedoch Owens Blick, ehe sie den Kopf schüttelte.

Ihr Kopfschütteln schockierte ihn dann endgültig. "Ihr habt einen Menschen...verrecken lassen?! Ohne Hilfe und ungetröstet, ohne geistlichen Beistand?"
Owen legte die Hand vor den Mund und schüttelte fassungslos den Kopf. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. "Vielleicht hattet Ihr doch recht und diese Verfehlung ist der Grund für Eure Unfruchtbarkeit. Egal, was er getan hat, Ihr habt Euch über Gott hinweg gesetzt! Wundert es Euch da, dass er Euch zürnt?"
Auch, wenn er normalerweise eher sanftmütig und auch ein sehr verständnisvoller Geistlicher war, im ersten Moment war er nun doch sehr entsetzt von ihrem Verhalten.
"Ihr hättet ihn auch eigenhändig töten können, das Ergebnis und die Last auf Eurer Seele ist nur unwesentlich geringer. Ihr werdet eine harte Buße tun müssen um Euch reinzuwaschen. Vielleicht ist Gott Euch dann auch wieder gnädig."

Constance schloss kurz die Augen bevor sie leise antwortete. "Ein Priester kam kurz bevor er starb, um ihm die Beichte abzunehmen ... er hat kein Wort über mich verloren. Er sagte, er hätte nichts weiter getan, was er bereute und was nicht zu recht geschehen war." kam es fast wie in Trance über ihre Lippen. Jedoch verschwieg sie Owen, dass sie Robin in dem Augenblick den Tod noch mehr gewünscht hatte als je zuvor.
Im nächsten Augenblick weiteten sich Constances Augen ein wenig und sie biss sich auf die Unterlippe, senkte den Blick etwas und mahnte sich zur Ruhe. Immerhin hatte Owen Recht und das hatte sie die ganze Zeit ja bereits mit sich herum getragen.
"Aber wieso gab Gott mir dann nicht die Kraft dazu ihn trotz allem zu versorgen? Wenn es nicht der einzige Weg war, um ihm endlich zu entkommen ..." flüsterte sie leise.

Owen seufzte leise auf. "Wenigstens etwas..." Wenigstens hatte sie den Mann nicht ohne Beichte sterben lassen - auch, wenn dieser seine Sünden offenbar nicht gebeichtet hatte. Und am Bestehen dieser Sünden hegte er keinen Zweifel, schließlich würde Constance ihren eigenen Ruf wohl kaum so beflecken, wenn es nicht die Wahrheit war. In diesem Punkt glaubte er ihr vollkommen.
Doch sie hatte ihn sterben lassen, womöglich hätte man dem Mann helfen können. Gleichgültig, was er getan hatte, es war eine Sünde.
"Gottes Wege sind unergründlich. Vielleicht eine weitere Probe Eurer Güte und Mildtätigkeit? Die Ihr dieses Mal nicht bestanden habt?", vermutete er. "Vielleicht hat er Euch einen Weg gezeigt, aber Ihr wolltet ihn nicht sehen? Ich war nicht dabei, ich kann es nicht sagen. Aber wenn Ihr fortan demütig und gottesfürchtig lebt und für Eure Sünden büßt, bin ich sicher, dass er Euch vergeben wird.", fuhr er dann freundlicher fort. "Ich werde über ein passendes Maß nachdenken und Euch dann mitteilen, Constance. Ich bin ganz sicher, Ihr werdet es schaffen Euch zu läutern."

Constance schloss für einen Moment die Augen. Sie schluckte leicht und richtete den Blick wieder auf Owen. "Ich will jede Buße tun, die Ihr mir auferlegt, Pater, wenn sie mir hilft mich von meinen Sünden rein zu waschen. Nur" sie zögerte einen Moment, überdachte ihre Worte noch einmal. "Gott kann in die Herzen der Menschen sehen, nicht wahr? Er wird also erkennen, wie ich tatsächlich darüber fühle und ich weiß nicht, ob ich seinen Ansprüchen je gerecht werden kann. Ich weiß nicht, ob ich dafür stark genug bin."
Sie würde nie bereuen, dass sie Robin hatte sterben lassen, das wusste sie, denn hätte sie sein Leben gerettet, wäre das ihre zur Hölle geworden und das hätte sie nicht länger aushalten können.

Owens Züge wurden ein wenig weicher. "Ihr seid eine starke Frau, Constance. Ich bin sicher, wenn Ihr Euch Mühe gebt, werdet Ihr Gott gerecht werden. Er wird erkennen, dass es Euch durchaus belastet, was Ihr getan habt und er wird die Gründe erkennen, darüber urteilen. Und dann werdet Ihr irgendwie schon zu spüren bekommen, ob er Eure Buße annimmt und ob er Euch vergibt. Aber Gott ist gütig und er weiß, dass wir Menschen fehlen."
Owen lächelte leicht.
"Gebt Euch Mühe und Ihr werdet sehen, Ihr werdet dafür belohnt werden. Ich werde versuchen eine Buße zu finden, die angemessen ist, aber nicht zu streng." Schließlich hatte Constance Grund gehabt und sich darum aus einer Schwäche heraus zu dieser Tat verführen lassen.

Langsam zeichnete sich auf Constances Lippen ein leichtes Lächeln ab und sie griff nach Owens Hand, die auf dem Tisch ruhte. "Ich danke Euch, Pater." erwiderte sie und war nun um einiges erleichterter. Sie hatte befürchtet, dass er ihr mehr zürnen würde und sie vielleicht doch noch in Schwierigkeiten geriet, doch was Owen vorhatte, war nur in ihrem Sinne. Sie wollte eine Buße leisten, um sich endlich rein zu waschen von dieser Dunkelheit.
"Habt Ihr ... wisst Ihr bereits, was Ihr mir als Buße auferlegen werdet?" fragte Constance dann, nun deutlich ruhiger als noch wenige Minuten zuvor. Sie hatte Recht damit behalten zu Owen zu gehen. Er war ihr stets ein gütiger Beistand gewesen und würde es auch in dieser Situation sein.

Owen lächelte leicht und drückte sachte ihre Hand. "Das ist meine Aufgabe, es gibt nichts zu danken, Constance."
Ja, was würde er ihr als Buße auferlegen? Das war eine Frage, mit der er sich noch auseinandersetzen musste und die er nicht sofort entscheiden wollte, um kein ungerechtes Urteil zu fällen.
"Noch nicht, ich werde es Euch morgen mitteilen. Ich möchte zuerst darüber nachdenken, was angemessen erscheint. Aber stellt Euch auf viele Gebete ein...und darauf, dass Ihr womöglich auf ein paar Dinge verzichten müsst. Dennoch, genau weiß ich es noch nicht. Ich möchte nicht jetzt etwas entscheiden, dass ich hinterher für unangemessen halte. Darum gebt mir Zeit darüber nachzudenken. Aber keine Angst, ich werde Euch nicht auf eine Pilgerreise schicken und auch nichts verlangen, was Ihr nicht zu leisten vermögt. Ich denke, Ihr werdet sie akzeptieren können. Schließlich wollte Ihr ja auch frei von Eurer Last sein."

"Trotzdem habt Ihr meinen Dank." erwiderte Constance lächelnd und nickte dann. "Was immer Ihr mir auferlegt, ich werde es annehmen." versprach sie dann. Ungemein beruhigte sie, dass Owen keine Pilgerreise für sie im Sinn hatte. Das würde eine Anstrengung werden, die sie alleine nicht im Stande zu vollbringen war.
Constance ließ seine Hand los und erhob sich, knickste leicht vor ihm. "Ich werde Euch morgen besuchen, um zu erfahren, was Ihr für angemessen entschieden habt." erklärte sie dann und fühlte sich bereits jetzt viel leichter und ruhiger als bei ihrer Ankunft hier in der Kapelle.
Auch wenn John im Streit mit Owen lag, ihr war der Pater ein guter Ratgeber geworden und sie war froh, dass er trotz ihres Fehlers so milde entschied und einen gerechten Weg zu finden gesuchte.

Owen hatte in der Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht, welche Buße für Constance in Frage kam. Er fand es diesmal nicht leicht, denn man durfte nicht unberücksichtigt lassen, welches Leid Robin of Surrey ihrer Seele angetan hatte. Sie hatte sonst keinen Weg gesehen ihm endlich zu entkommen.
Und heute, heute erwartete sie seine Entscheidung. Sie war nervös, das sah er ihr sofort an, als sie zu ihm kam. Er lächelte sie aufmunternd an, wurde dann aber wieder ernst und sammelte sich.
"Nun, Constance, ich habe lange nachgedacht, bis ich zu einer Entscheidung gekommen bin. Ihr sollt vierzig Tage lang fasten und enthaltsam leben sowie jeden Tag am Morgen und am Abend hier Eure Gebete sprechen. Die Messe und die Beichte besucht Ihr ja ohnehin. Aber ich denke, das wird Buße genug sein für Euer Tun. Ihr seht, ich berücksichtige dabei durchaus die Umstände. Vierzig Tage in tiefster Demut, dann werdet Ihr geläutert sein, wenn es Gott gefällt. Und dann denke ich, wird auch Eurem Glück nichts mehr im Wege stehen.", erklärte er leise.

Constance war unruhig als sie Owen nun gegenüber stand und sein Urteil erwartete. Sie war bereit alles anzunehmen, was er ihr auferlegte, denn immerhin wog ihre Tat nicht gerade leicht und sie war sicher, dass Owen gerecht urteilen würde.
Als er dann verkündete, was sie zu tun hatte, schloss sie kurz erleichtert die Augen. 40 Tage ... eine lange Zeit um zu Fasten, doch sie war mehr als zuversichtlich diese Tage zu bestehen. Die Frage war nur, was John wohl dazu sagen würde ...
Ein dankbares Lächeln huschte über ihre Lippen und ehe sie sich selbst daran hindern konnte, umarmte Constance Owen kurz.
"Ich danke Euch Pater für diese gerechte Buße, die Ihr mir auferlegt. Ich werde sie annehmen und so ausführen, wie Ihr es mir vorgeschrieben habt." versicherte sie dann.