William und Joanna ~ 1170

"Mylord, ich lebe jetzt mehr als ein Jahr mit Eurem neuen Priester, glaubt Ihr ernsthaft, ich hätte noch irgendeine Hoffnung, dass Ihr ihn fortschickt? Die hatte ich nach zwei Wochen schon aufgegeben. Dennoch hat er es nicht geschafft mich von sich zu überzeugen und ich bin anderer Meinung als Ihr. Ich bin mir nicht so sicher, dass man ihm so bedingungslos trauen sollte. Über seine Vergangenheit wisst Ihr gar nichts!" Und es kränkte ihn doch ziemlich, dass er damals völlig Rechenschaft über sein Denken und Tun sowie sein vollständiges Leben hatte ablegen müssen, bevor William auch nur in Betracht gezogen hatte ihn einzustellen - und das auch nur aufgrund von Joannas Fürsprache und weil er ihm das Leben gerettet hatte. Er hatte sich das Vertrauen seines Herrn über Jahre hinweg mühsam erarbeiten müssen und Owen, Owen kam hier her und William war bereits nach zwei Wochen bereit gewesen die Hand für ihn ins Feuer zu legen. Ohne jeglichen Druck von Joanna. Irgendetwas schien er falsch zu machen.
Er seufzte leise.
"Ich danke Euch wirklich, dass Ihr mir Eure Hilfe anbietet. Aber...was sollte es nützen Euch mit meinem Gejammer zu langweilen? Es wird sich nichts ändern, bis die vierzig Tage abgelaufen sind. Es ist einfach nur alles ein bisschen viel. Erst Constances Fehlgeburt, dann war sie so lange so abweisend und in sich gekehrt in ihrer Trauer. Und dann, dann kommt Owen und wir geraten ständig aneinander. Und jetzt muss Constances Vergangenheit hochkommen...sie wacht regelmäßig schreiend aus Albträumen auf und bis ich sie beruhigt habe, damit sie wieder schlafen kann, dauert auch eine Weile. Sie fastet, sie lebt enthaltsam und verschwindet zweimal am Tag um mit Owen zu beten. Und ich, ich komme mir ein bisschen allein gelassen vor. Aber was soll ich machen? Ich liebe sie. Ich hoffe einfach, dass es besser wird, wenn die Zeit endlich um ist. Ich war ja schon immer genügsam, es wird schon wieder werden. Irgendwie...bis dahin gehe ich meiner Arbeit nach, verbringe Zeit mit Cathie und halte den Mund, wenn ich es besser tun sollte. Mehr kann ich nicht tun."

William knirschte leise mit den Zähnen. "Ihr habt Recht." stimmte er John dann zu. "Ich weiß so gut wie nichts über seine Vergangenheit und vielleicht war das ein Fehler von mir, doch ich vertraue ihm keinesfalls bedingungslos. Ich habe ihn und seine Arbeit beständig im Blick." erwiderte William. "Hört, ich weiß, dass Ihr enttäuscht von meiner Entscheidung seid und das tut mir Leid. Ich habe Euch seiner Zeit vor den Kopf gestoßen, etwas, das ich so keineswegs beabsichtigt hatte." räumte William gedämpft ein.
Dann kam ein knappen Lachen über seine Lippen. "John, wie viele Jahre hört Ihr Euch nun schon mein Gejammer an? Da werde ich es wohl auch ein paar Wochen überstehen. Und selbst, wenn es nichts großes verändert, es wird Euch besser gehen, wenn Ihr darüber sprecht. Ich kann und will Euch zu nichts zwingen, aber nehmt Euch meinen Rat zu Herzen, ihr solltet darüber sprechen. Und wenn das momentan mit Constance nicht möglich ist, dann bitte, tut es mit mir."

"Ich weiß, dass das nicht Eure Absicht war. Vielleicht ist es kindisch von mir, Mylord, aber manchmal frage ich mich, was an ihm ist, dass Ihr so leicht bereit seid ihm zu glauben und mir nicht, als Ihr mich eingestellt habt. Ohne dass ich Euch meine Lebensgeschichte dargelegt habe, wolltet Ihr das nicht einmal in Betracht ziehen! Und das gibt mir doch zu denken. Aber selbst wenn ich enttäuscht bin...was nutzt es mir denn? Owen bleibt, also lohnt es dich nicht, sich darüber aufzuregen. Diese Nerven kann ich mir eigentlich sparen."
Erneut zeigte sich ein kurzes, wehmütiges Lächeln auf seinen Lippen. "Vorher konnten wir immer über alle reden...egal über was, sie hat einfach zugehört. Und jetzt kann ich problematische Dinge kaum mehr mit ihr sprechen ohne dass sie sich direkt persönlich angegriffen sieht." John hob leicht die Schultern. Es war ja schön, dass ihm jemand zuhörte, aber mit William hatte er nicht gerechnet.
"Ich liebe sie wirklich mehr als alles Andere, aber im Moment macht sie es mir wirklich nicht leicht."John verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie weiß auch ganz genau, dass ich Owen nicht mag und dennoch redet sie mit ihm über alles und sucht beständig seine Nähe. Ich vermisse sie einfach, meine Constance. Ich vermisse alles....Ich hoffe es geht vorbei. Wenigstens haben wir Cathie...ohne sie wäre alles viel schwerer, so kann ich zumindest Zeit mit ihr verbringen."

William ersparte es John und sich noch etwas dazu zu sagen und seufzte statt dessen leise. "Es scheint mir eine schwere Phase für sie zu sein. Und ich vermute, dass Constance so sehr darauf konzentriert ist mit sich selbst zurecht zu kommen, dass sie für anderes einfach kein Gespür mehr hat. Ich bin sicher, wenn sie ihre Buße hinter sich gebracht hat und mit sich selbst ins Gleichgewicht gekommen ist, wird sich das wieder ändern. So wie ihr sie liebt, so liebt sie Euch. Egal wie schwer es gerade sein mag."
William legte nachdenklich die Stirn in Falten und überlegte einen Moment ehe er fort fuhr. "Vielleicht braucht sie gerade jemanden, der ... nicht ganz so involviert ist. Ihr habt großes Verständnis für sie und den Fehler, den sie gemacht hat. Das ist ihr sicher eine große Hilfe, doch gleichzeitig braucht sie die Bestätigung, dass es ein Fehler war und dass sie diesen wieder gut zu machen hat - und es auch kann. Und das bekommt sie gerade von Owen.
Es mag ein wenig naiv von ihr sein, aber es ist einfach daran zu glauben, dass eine Sünde abgegolten ist, sobald man eine gewisse Buße geleistet hat." mutmaßte William und lehnte sich zurück.
"Wisst Ihr ... ich habe vor langer Zeit aufgehört zu zählen, wie viele Männer unter meinem Schwert gefallen sind und über die Zahl derer, die allein durch mein Kommando und meine Entscheidungen umkamen ... über die möchte ich nicht einmal nachdenken. Und was tue ich nach einer Schlacht? Ich bitte Gott um Verzeihung und versuche mir einzureden, dass ich das tun musste. Und ich bringe eine Buße hinter mich, damit ich sagen kann, mein Fehler wäre bereinigt. Und trotzdem verfolgen mich die Geister derer, die durch mich ihr Leben ließen noch immer. Und trotzdem empfange ich nach jeder Schlacht eine neue Buße, weil ich der Meinung bin, so damit wenigstens ein Stück weit abzuschließen.
Man versteht so ein Verhalten nicht, wenn man es selbst nicht erlebt hat, John. Man versteht es nicht, weil es irrational ist. Aber es ist in dem Moment die einzige Hoffnung, die man hat. Das mit einer simplen Buße alles ausradiert wird."

John seufzte schwer und nickte knapp. "Ja, wahrscheinlich habt Ihr recht und sie wird sich bald wieder fangen. Trotzdem ist es manchmal etwas schwer zu glauben, dass sie mich wirklich so liebt, wie ich dachte...so sehr, wie ich sie liebe. Dennoch..wir haben Schlimmeres erlebt, ich werde das hier mit ihr zusammen auch noch schaffen. Ich kämpfe schließlich nicht umsonst um sie."
Er wiegte nachdenklich den Kopf hin und her.
"Nun, das mag es sein...aber trotzdem redet sie darüber nicht mit mir. Wenn ich etwas sage, wirft sie mir vor, ich würde ihr nicht beistehen und ihr in den Rücken fallen. Ich verstehe sie nicht, aber offensichtlich versteht Ihr sie ja besser als ich. Bin ich dazu einfach nur zu dumm? Ich hatte Constance einfach für weniger naiv und viel realistischer gehalten....Es wird nicht ausradiert, das kann mir niemand erzählen. Eine Sünde ist doch viel mehr als nur ein einfacher Verstoß gegen die Regeln, der mit einem Tadel wieder gut ist. Aber ich gebe zu, ich kann das nicht so ganz verstehen. Und ich...ich bin enttäuscht, dass ich mit meiner Frau nicht mehr so reden kann wie am Anfang. Dass uns gerade das gegenseitige Verständnis völlig fehlt. Sie versucht ja auch nicht zu verstehen, warum ich Owen nicht mag. Und er, er ist zu ihr immer ausgesucht freundlich und ich streite mich mit ihm. Ich habe wirklich keine Lust mehr, ich hätte gern einfach meine Ruhe."

William fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Bart. "Zweifelt nicht an ihr. Und erst recht nicht an ihrer Liebe zu Euch." mahnte er John dann. "Sie liebt Euch mehr als alles andere, sonst hätte sie sich niemals Euch anvertraut. Nicht mit dem was sie erlebt hat. Es ist eine schwere Zeit, das glaube ich Euch gerne, aber Ihr dürft mir vertrauen, wenn ich sage, dass es sich lohnen wird." versuchte William seinen Freund ein wenig aufzumunternd.
William schüttelte langsam den Kopf. "Das hat nichts mit Dummheit von Euch zu tun. Aber auch nichts damit, dass Constance nicht realistisch genug ist. Es ist ..." William zögerte einen Moment und suchte nach den richtigen Worten, um diesen Umstand zu erklären. "Es mag ein Stück weit Verzweiflung sein. Man tut etwas, obwohl man selbst genau weiß, dass es nicht den gewünschten Effekt bringen wird. Aber trotzdem tut man es ... weil man sich schließlich irgendwie Hoffnung bewahren muss."
William lächelte kurz als er John ansah. "Lasst den Kopf nicht hängen. Bald sind die vierzig Tage vorbei und Ihr werdet sehen, danach werdet ihr beide wieder zueinander finden."

"Ich zweifle nicht an ihrer Liebe...nicht wirklich. Im Moment...ist es einfach nur etwas schwer für mich damit zurecht zu kommen. Und damit, dass sie so viel Zeit mit Owen verbringt. Das gefällt mir nicht, aber davon abbringen lässt sie sich einfach nicht."
John seufzte leise.
"Ich hoffe, Ihr habt Recht...es sind nicht einmal zwei Wochen vergangen und ich habe das Gefühl gleich wahnsinnig zu werden. Aber immerhin habe ich noch Cathie, sie lenkt mich etwas ab. Es tut mir gut, wenn ich Zeit mit ihr verbringe, sie ist immer so fröhlich."
Er lächelte leicht.
"Aber ich danke Euch für Euren Zuspruch, im Moment kann ich das wirklich gut gebrauchen. Ausnahmsweise einmal."

William sah John ernst an. "Einen Rat will ich Euch noch geben ... versucht ja nicht sie davon abzuhalten. Ich habe damals mit Simon einen ähnlichen Fehler gemacht und es hat sehr an meiner Ehe gezerrt. Auch wenn es hart für Euch ist, für den Moment müsst Ihr das wohl oder übel einfach akzeptieren."
William erwiderte das Lächeln und nickte langsam. "Ich bin froh, wenn ich ausnahmsweise einmal etwas für Euch tun konnte. Ihr wisst, dass Ihr jederzeit zu mir kommen könnt, wenn Ihr reden wollt?" William war sehr wohl an seinem Freund gelegen und er wollte, dass dieser auch diese schwere Phase mit seiner Frau gut überstand. Die beiden hatten es wirklich verdient.

"Ich will sie nicht von ihrer Buße abhalten. Ich habe ihr gesagt, dass ich hinter ihr stehe, wenn sie das machen will. Aber es fällt mir trotzdem schwer das so hinzunehmen, wie ich es sollte. Nun ja...es wird schon irgendwie wieder werden. Und wenn dann alles wieder gut wird, soll es mir recht sein. Dann werden wir auch wieder glücklicher miteinander werden...wir müssen einfach diese Zeit überwinden...und das schaffen wir auch noch."
John schenkte William ein dankbares Lächeln.
"Ich weiß, danke. Und wenn ich es nicht mehr aushalte, werde ich darauf zurückkommen. Aber vorerst...wird es schon gehen. Solange Owen sich wenigstens ein bisschen zurückhält und meiner Frau keinen Unsinn erzählt."
Er hob leicht die Schultern.
"Wir werden sehen..."

Owen atmete leise aus und folgte Constance mit dem Blick als sie sich auf dem Weg machte, um von der Kapelle zurück zum Haus zu gelangen. Sie war wirklich eine bemerkenswerte Frau und er erwischte sich bei dem Gedanken daran, dass es beinahe schade war, dass die vierzig Tage ihrer Buße nun bald schon vorbei waren. Die beiden hatten viel Zeit miteinander verbracht und Owen hatte Constances Gesellschaft immer sehr genossen. Er konnte nun schon eher nachvollziehen, was John an ihr fand.
Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen und er schalt sich selbst einen Dummkopf, dass er über solche Dinge nachdachte. Aber Owen musste zugeben, dass er in mancher Hinsicht einiges von Constance gelernt hatte.

John seufzte missmutig, als er feststellte, dass er Constance nur um wenig verpasst hatte. Eigentlich hatte er sie abholen wollen um ihr seinen guten Willen zu zeigen, aber sie war schon fort und so musste er nun natürlich Owen begegnen. Was er aber sah, gefiel ihm gar nicht und dagegen musste er auch sofort vorgehen.
"Ihr solltet ihr nicht mit einem solchen Blick nachsehen, sie ist verheiratet.", bemerkte er ein wenig spitz. "Und Ihr Priester." Und Ihr betont ja immer, dass Ihr es keinesfalls ablegen würdet, dass die Liebe zu einer Frau eine Schwäche ist, die es als Priester zu bekämpfen gilt.
"Und glücklicherweise besteht sehr bald auch keine Notwendigkeit mehr, dass sie so viel Zeit mit Euch verbringt. Schließlich will sie Euch sicher nicht in Versuchung führen."
Dieser Blick...so verträumt. Es wurmte ihn, dass Constance teilweise mehr Zeit mit Owen verbrachte als mit ihm und ein anderer Mann sollte sie auch nicht so anfassen sollen. Das war etwas, was ihm gar nicht gefiel.
"Nun denn, ich werde meiner Frau wohl folgen müssen, eigentlich wollte ich sie abholen."

Owen hatte John erst bemerkt als es schon zu spät war und drehte sich betont langsam gänzlich zu ihm herum. "Mir ist sehr wohl bewusst, dass sie das ist, genauso wie ich keine Sekunde an meinem Amt zweifle. Doch Ihr solltet mit Euren Unterstellungen vorsichtiger sein." erwiderte Owen kühl und runzelte die Stirn.
"Ich denke, es bleibt ganz und gar Eurer Gemahlin überlassen wann sie weiterhin wie viel Zeit hier in Gottes kleinem Haus verbringt. "Außerdem wüsste ich nicht, wieso sie mich in Versuchung führen sollte. Wie Ihr schon richtig bemerkt habt, bin ich Priester ... ich habe kein Interesse an Eurer Frau. Jedenfalls nicht auf die Art und Weise, die Ihr hier andeutet." entgegnete Owen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ja, tut das nur. Nicht, dass sie Euch noch verloren geht auf den hundert Metern zum Haus." bemerkte er dann etwas spöttisch.

"Nun, Euer Blick verrät Gegenteiliges. Ihr wirkt ziemlich fasziniert. Aber sei es drum. Das ist nur eine Warnung. Lasst die Finger von Constance, dann bekommen wir keine Schwierigkeiten. Sie verbringt hier nur so viel Zeit, weil Ihr es ihr auferlegt habt und sie sich daran halten möchte um sich rein zu waschen."
John bedachte Owen mit einem scharfen Blick.
"Das hat nichts damit zu tun, dass sie verloren gehen könnte, aber stellt Euch vor, ich würde auch gern einmal Zeit mit meiner Frau verbringen.", erklärte er finster."und das wrtde ich jetzt auch tun. Entschuldigt mich."

Owen kräuselte spöttisch die Lippen. "Ja, Eure Frau ist eine faszinierende Persönlichkeit. Allerdings empfinde ich das auf der schlichten menschlichen Ebene so. Keine Sorge, Ihr braucht nicht um Euren Platz bangen." bevor er weiter sprach, verengte er die Augen zu Schlitzen und schnaubte herab lassend. "Und drohen braucht Ihr mir erst recht nicht."
Owen machte einen halben Schritt zurück und ließ den Blick einmal an John hinab und wieder hinauf wandern. "Ja, tut das. Dann habe ich wenigstens meiner Ruhe von Euren sinnlosen Eifersüchteleien."

John knirschte mit den Zähnen. "Ich habe sicherlich keinen Grund auf Euch eifersüchtig zu sein.", erwiderte er scharf und wandte sich dann ohne weitere Worte ab um Constance zu folgen.
Das ging so eindeutig nicht weiter, Owen trieb den Keil nur noch tiefer zwischen sie und das war gar nicht gut. Er brauchte Constance doch so sehr, was sollte er ohne sie machen?
Bald hatte er Constance gefunden und musste sich sehr zusammenreißen, um nicht gleich etwas zu sagen. Aber wahrscheinlich würde sie ihm das ohnehin anmerken.
"Wie geht es dir, Constance? Alles in Ordnung? Ich wollte dich abholen, aber du warst schon fort..."

Constance drehte sich lächelnd um als sie Johns Stimme hinter sich hörte. "Oh, das ist lieb von dir." Sie legte eine Hand auf seine Brust und gab ihm einen Kuss.
"Mir geht es gut, besonders da mein werter Ehemann mich jetzt gefunden hat." neckte sie ihn liebevoll und legte die Arme um ihn. "Wie war dein Tag? Hast du etwas spannendes zu erzählen?" fragte sie neugierig.
Sie wusste, dass John noch immer große Probleme mit ihrer Buße hatte und sie spürte auch jetzt, dass er eigenartig angespannt war. Aber vielleicht hatte das ja ausnahmsweise einmal nichts mit ihr oder mit Owen zu tun.

Schon als Constance ihn so fröhlich begrüßte, beschloss er, dass er das Thema Owen noch ein wenig aufschieben würde. Gerade jetzt wollte er die Stimmung nicht zerstören, sie war doch gerade so entspannt und sie stritten sich nicht. Und Streit würde er dadurch provozieren, so viel stand fest. Das wollte er jetzt nicht...Lieber erwiderte er ihren Kuss und schloss sie ebenfalls in die Arme.
"Nein, es ist alles in Ordnung. Die Kinder sind fleißig und freuen sich am schönen Wetter, solange sie können. Und Beatrice vermisst Richard sehr. Am liebsten würde sie an den Hof reisen, aber ihr Vater stellt sich da verständlicherweise quer.", erzählte er.
"Und was hast du heute so gemacht? Ist Cathie bei Joanna und den Zwillingen?"
Er lächelte leicht.
"Ich dachte, wir könnten noch ein bisschen den Abend genießen und einen Spaziergang machen."

Als John seine Arme ebenfalls um sie legte, seufzte Constance zufrieden und schmiegte sich an ihn. "Das freut mich. Nur dass Beatrice so leiden muss ... das Mädchen tut mir wirklich Leid." erwiderte sie nachdenklich. Sie würde sich für Beatrice wirklich freuen, wenn sie einfach mit dem Mann zusammen sein konnte in den sie sich verliebt hatte.
Dann lächelte sie zufrieden. "Ich war lange mit Cathie unterwegs ehe ich sie zu Joanna gebracht habe. Ich wollte sie eigentlich gerade abholen, aber gegen einen Spaziergang nur mit dir hätte ich auch nichts einzuwenden." erwiderte Constance lächelnd und gab John noch einen Kuss.

"Ich weiß...aber William tut ja, was er kann, nachdem er das Ganze endlich akzeptiert hat. Und ich schätze Richard auch nicht so ein, dass er sich leicht umstimmen lässt. Er wird zu Beatrice halten, ganz bestimmt. Sie wird ihr Glück schon finden. Und sie ist ein starkes Mädchen, wie ihre Stiefmutter."
John legte seinen Arm um ihre Schultern und seufzte leise. "Das ist gut. Cathie wird dir sicher nicht böse sein, wenn sie ein wenig länger mit den Zwillingen spielen kann. Schließlich sind sie ja beste Freundinnen, oder nicht?" John setzte sich in Bewegung und seufzte lautlos. Wie sollte er ihr nur sagen, dass er nicht wollte, dass sie Owen weiter als Beichtvater hatte. Dieser Waliser sollte ja die Finger von seiner Frau lassen!

Constance nickte. "Ja, zum Glück hat sie einen Vater, der hinter ihr steht, auch wenn er anfangs nicht allzu glücklich darüber war." pflichtete Constance ihm bei. Sie hoffte, dass es sich für Cathie einmal leichter ergeben würde. Immerhin wünschte sie ihrer Tochter nur das Beste und eine glückliche Zukunft.
"Oh, ich glaube eher das Gegenteil wird der Fall sein. Sie wird sich sicher freuen." bemerkte Constance grinsend und ging dann eine kleine Weile schweigend neben John her, ehe sie stehen blieb und nach seinen Händen griff.
"Was ist los, John?" fragte sie ernst und sah ihren Mann abwartend an. Irgendwas war los, das merkte sie ganz deutlich und sie wollte, dass John aussprach, was ihn beschäftigte.

John seufzte leise, als Constance ihn aufhielt und ihn ansah. Natürlich..."Du kennst mich einfach viel zu gut, nicht wahr?" Einen kurzen Moment wandte er nervös den Blick ab, fasste sich dann aber wieder. "Auch, wenn du mich vermutlich nun steinigen wirst....aber ich möchte nicht, dass Owen weiter dein Beichtvater ist."
John hob vorsorglich eine Hand um ihrem Einwand zuvor zu kommen. "Hör mir erst zu...nicht, weil ich ihn von Anfang an nicht mochte. Ich habe ihn vorhin gesehen...wie er dir nachgeblickt hat. Und glaub mir, das war...Faszination in seinem Blick. Er...er mag dich mehr, als er sollte. Und ich denke nicht, dass du ihn noch mehr in Versuchung führen solltest, schließlich bist du unerreichbar für ihn. Ich will nicht, dass du ihm durch deine Nähe Hoffnungen machst.", erklärte er leise und bereitete sich schon auf den unausweichlichen Protest vor.

"Natürlich tue ich das." erwiderte sie lächelnd. Im nächsten Augenblick gefror das Lächeln jedoch auf ihren Lippen und Constance ließ Johns Hände los. "Du möchtest nicht, dass Owen länger mein Beichtvater ist?" wiederholte sie einsilbig mit einer Spur von Unglauben. Sie wusste ja, dass er Owen nicht mochte, doch dass John so weit gehen würde, hätte sie nicht erwartet. Immerhin wusste er doch, wie wichtig ihr diese Sache war und dass sie Owen in dieser Hinsicht vertraute.
"Das ist doch Unsinn." widersprach sie Johns Behauptung dann. "Wir verstehen uns einfach gut. Er weiß, dass du und ich zusammen gehören und sich daran nie etwas ändern wird. Also selbst, wenn er wie du sagst solche Gefühle haben sollte ... er wird sich keine Hoffnungen machen deswegen." erwiderte Constance entschlossen.
Sie hatte nicht vor auf Grund von Johns Eifersucht sich einen neuen Beichtvater suchen zu müssen.

"Woher willst du das wissen? Du weißt nicht, was in seinem Kopf vorgeht! Wenn er sich doch Hoffnungen macht, weil wir in letzter Zeit öfter streiten? Für ihn ist es mehr, sei versichert. So verträumt, wie er dir nachgesehen hat...Und du wirst wohl verstehen, dass ich nicht will, dass du Zeit mit einem Mann verbringst, der so offensichtlich in dich verliebt ist.", erklärte John und riss sich zusammen, damit er nicht lauter wurde, weil sie ihn nicht zu verstehen schien.
"Constance, du kannst dir jeden Priester suchen...jeden! Warum unbedingt Owen? Ich bitte dich...geh doch zu Bruder Jonathan im Dorf..." Er schüttelte den Kopf.
"Ich bitte dich...oder glaubst du, ich denke mir das aus, damit du nicht mehr zu ihm gehst? Hältst du mich für so niederträchtig? Ich weiß, was ich gesehen habe, Constance."

"Aber du weißt es natürlich?" erwiderte Constance fast etwas schnippisch. Sie war enttäuscht, dass John jedes Mal, wenn er auf Owen traf mit etwas neuem aufkam, um sie davon abzubringen nicht mehr bei ihm in die Beichte zu gehen.
"Ich will aber nicht jedes Mal ins Dorf laufen müssen, um meinen Priester zu sehen." erwiderte sie dann ernst. "Außerdem verstehe ich mich mit Owen gut und er steht mir bei so gut es ihm möglich ist. Zudem wirst du nicht verhindern können, dass wir uns hier ständig über den Weg laufen oder willst du etwa, dass ich auch seine Messen nicht mehr besuche? Es macht also keinen wirklichen Unterschied, ob ich nun auch noch zu ihm in die Beichte gehe oder nicht."
Dann seufzte sie leise. Die ehrliche Antwort war, dass sie es nicht wusste. Sie wusste nicht, ob sie ihm glaubte oder nicht. Ob sie ihm nicht mittlerweile sogar zutraute, dass John bewusst mehr aus einem einfachen Blick machte, um einen Grund zu haben ...

"Ich weiß, was ich sehe. Und ich traue mir durchaus eine gewisse Menschenkenntnis zu.", erwiderte John eine Spur schärfer. Warum verstand sie ihn denn nicht? Was war denn so verwerflich daran, wenn er einen Priester, der so offensichtlich von seiner Frau beeindruckt war, nicht in ihrer Nähe haben wollte? Gerade jetzt, wo es zwischen ihnen sowieso so schon so schwierig war..."Siehst du, das ist der Grund, warum ich nichts sagen wollte. Weil ich nicht schon wieder mit dir streiten wollte wie so oft in letzter Zeit. Das ist doch nicht mehr normal!"
John schüttelte den Kopf. "Nein, aber in der Messe bist du auch nicht mit ihm allein, Constance. Ich finde das ist ein ziemlich gewaltiger Unterschied. Und mich stört die Vorstellung, dass du mit ihm allein bist. Du bist in letzter Zeit fast mehr bei ihm als bei mir! Meinst du vielleicht, mir gefällt das? Ich würde mich deutlich wohler fühlen, wenn du dich nicht unbedingt mit ihm verbrüdern würdest." Es verletzte ihn sowieso schon, dass es ihr so gleichgültig war, ob er Owen mochte oder nicht. Sie fiel ihm in den Rücken, seine Meinung war egal. Manchmal hatte er ohnehin das Gefühl, dass ihr im Moment so Einiges wichtiger war als er. "Doch davon lässt du dich ja nicht abbringen, nicht einmal mir zuliebe."
Als sie nur seufzte, ihm aber keine Antwort gab, kochte die Wut endgültig in ihm hoch. Was dachte sie eigentlich? Dass er mit sich alles machen ließ?
"Du schweigst? Du glaubst mir nicht? Vielen Dank auch für dein Vertrauen, Constance, wirklich. Wenn du wirklich glaubst, ich würde das mutwillig erfinden, dann kennst du mich schlechter, als ich dachte. Aber mach doch was du willst, das tust du doch ohnehin immer! Oh, nein...ich vergaß. Du tust genauso sehr, was Owen will. Was jeder Andere von dir will. Nur was ich will, das ist dir egal. Irgendwann ist es auch einmal genug!"