William und Joanna ~ 1170

William strich Joanna über die Wange und nickte langsam. "Ich denke, der Kerl ist ganz in Ordnung. Er hat sich wirklich bemüht und auch so macht er einen aufrichtigen Eindruck. Wenn du einverstanden bist, will ich ihm eine Probezeit gewähren." entschied William und gab Joanna einen Kuss.
An einem anderen Tag hätte er sich vielleicht gewundert, dass Joanna ihre Meinung so schnell gewechselt hatte, aber heute beließ er es einfach dabei, zumal er sich gerade fühlte als könne er die nächsten zwei Stunden durch schlafen.
Er zog Joanna etwas enger an sich und küsste sie erneut. "Ich liebe dich, meine Schöne." murmelte er zufrieden und schloss für einen Moment die Augen.

Joanna stand in der Box ihrer Stute und bürstete mit langen Strichen deren dunkles Fell. Sie hatte ein wenig Zeit und so wollte sie sich wieder etwas mehr Espérance widmen. "Und nächsten Sommer, nächsten Sommer schauen wir mal, wie sich dein Sohn so anstellt.", erzählte sie leise und tätschelte der Rappstute den Hals.
Sie war ein bisschen entspannter geworden, schließlich hatte Roland ja nun, was er wollte. Eine Anstellung in Truro, die ihm ein gutes Auskommen sicherte, solange er keine Fehler machte, schließlich wollte William ihn erst auf Probe behalten.
Und vielleicht, vielleicht war damit ja auch alles gut und sie hatte wieder Ruhe, brauchte keine Angst mehr zu haben.
Sie seufzte leise und steckte Espérance ein Stückchen Karotte zu.

Roland

Als Roland den Stall betrat und Joanna in der Box ihrer Stute entdeckte, zögerte er einen Moment, dann ging er hinüber und lehnte sich an die Boxentür. "Eine schöne Stute habt Ihr da." bemerkte er, ließ den Blick jedoch, solange Joanna sich noch nicht zu ihm umgedreht hatte, nicht über die Stute, sondern über Joanna gleiten.
Er erinnerte sich noch ganz gut an die Ereignisse von damals. Auch wenn sie jetzt so abweisend zu ihm war, seiner Zeit war er Joanna durchaus willkommen gewesen. Und Roland konnte sich eigentlich nur schwer vorstellen, dass sich daran tatsächlich etwas geändert hatte.

Joanna fuhr unmerklich zusammen, als hinter ihr Rolands Stimme erklang. Seit er hier war, fühlte sie sich verfolgt und es war nicht gerade angenehm, erpresst zu werden. Und schon gar nicht, vor William Geheimnisse haben zu müssen.
Sie biss die Zähne zusammen und wandte dann kurz den Blick. "Ja, in der Tat. Espérance war ein Geschenk meines Mannes.", erklärte sie und richtete den Blick wieder auf das dunkle Fell, um ihm Gleichgültigkeit zu signalisieren.
"Was wollt Ihr?"
Wenn er sie doch nur in Ruhe lassen würde, wo er nun doch hatte, was er gewollt hatte. ABer nun stand es ihm frei sich hier zu bewegen, wie er wollte und damit würde sie ihm ständig über den Weg laufen.

Roland

"Euer Gemahl hat wirklich einen guten Geschmack." bemerkte Roland und meinte diese Antwort durchaus doppeldeutig. Er für seinen Teil hätte durchaus nichts dagegen Joanna noch einmal in seinem Bett wieder zu finden. Zwar war sie mittlerweile keine 15 Jahre mehr, doch die Zeit hatte ihrem Körper nicht gerade zum Nachteil gereicht. Obwohl sie dem Lordkanzler ja doch schon einige Kinder geschenkt hatte, hatte Joanna nach wie vor eine gute Figur ...
"Was ich will? Oh, ich habe Euch hier gesehen und wollte einfach nur ein wenig mit Euch plaudern. Der alten Zeiten willen, Ihr wisst schon." erklärte er dann lächelnd.

"Er hat sie selbst gezogen und eingeritten. Er hielt sie einfach für geeignet.", erwiderte Joanna, bewusst auf seine Zweideutigkeit nicht eingehend. Es war lange her mit ihnen und damals hatten sie sich gut verstanden. Joanna hatte sich verstanden gefühlt und endlich einmal respektiert und geachtet. Es war eine Flucht aus ihrer Ehe mit Roger gewesen, in der sie nie wirklich glücklich gewesen war. Aber letztendlich hatte sie sich dafür doch geschämt.
Und sie hatte gehofft, diese Zeit hinter sich gelassen zu haben. Wer hätte sie denn auch erinnern sollen? Niemand außer ihm war in der Lage dazu. Und Roger hatte glücklicherweise niemals davon erfahren, dass sie bei einem Anderen Trost gesucht hatte.
"Nein, weiß ich nicht. Ich wüsste nicht, was es da zu plaudern gäbe. Außerdem habt Ihr mich erpresst, warum also sollte ich mit Euch noch reden wollen?"

Roland

"Autsch." Roland fasste sich an die Brust als wäre er getroffen und verzog das Gesicht. "Wie könnt Ihr so herzlos zu mir sein? Habt Ihr denn in den letzten 18 Jahren nicht zwischen durch auch einmal an mich gedacht? Ich habe Euch ja kaum vergessen können, meine Liebe." erklärte er mit möglichst charmanter Stimme.
"Wirklich schade, dabei hatte ich doch so gehofft ..." er ließ den Satz unvollendet und sprach ganz bewusst nicht aus auf was er gehofft hatte. Solche Dinge waren für den Moment noch besser in seinem Kopf aufgehoben.

Joanna atmete langsam aus und drehte sich wieder zu ihm um. Was bildete er sich eigentlich ein? "Das hat nichts mit Herzlosigkeit zu tun. Ihr erpresst mich mit dem, was Ihr wisst und das gibt mir keinen Grund mich mit Euch unterhalten zu wollen. Ich habe kaum an Euch gedacht und ich will es auch nicht. Ihr wisst genau, dass es damals höchstens eine kleine Schwärmerei war. Ich habe Euch vor allem in den letzten Jahren so ziemlich völlig vergessen." Vor allem, seit sie William begegnet war und gelernt hatte, was Liebe wirklich bedeutete.
"Was habt Ihr gehofft?", fragte sie misstrauisch, lachte dann aber auf. "Dass ich mich nochmal auf Euch einlasse? Sicherlich nicht. Ich liebe meinen Mann und meine Kinder über alles, das würde ich niemals aufs Spiel setzen."

Roland

"Oh, Euch erpressen? Es tut mir Leid, wenn Ihr das glaubt, so sollte es keineswegs aussehen." bemerkte er scheinheilig und öffnete dann die Boxentür, um einzutreten.
"Aber, aber" begann er lächelnd. "Ihr würdet das doch nicht aufs Spiel setzen. Das würde ich doch auch nie von Euch verlangen. Es muss doch niemand erfahren." schlug er vor. "Der arme Roger würde davon heute doch immer noch nichts wissen, wäre er noch am Leben. Wieso sollte es dieses Mal nicht auch so sein? Ich werde schweigen wie ein Grab, das verspreche ich Euch." versicherte Roland.
Er persönlich hätte absolut nichts dagegen einzuwenden ... das Risiko würde er für Joanna nur zu gern noch einmal in Kauf nehmen.

"Es sollte nicht so aussehen?", wiederholte Joanna ungläubig. "Wie denn sonst, wenn Ihr mir droht meinem Mann von uns zu erzählen, wenn ich Euch nicht eine Stelle verschaffe?" So langsam machte er sie wirklich wütend. Wie sollte das denn noch weitergehen? Es wurde immer offensichtlicher, worauf er eigentlich aus war. Und sie war so hilflos. Joanna machte einen Schritt zurück, um Distanz zwischen sie zu bringen und auch Espérance beäugte den Besucher sehr skeptisch, denn schließlich wirkte ihre Herrin nicht gerade entspannt.
Als er weitersprach, hatte Joanna ihn schließlich geohrfeigt.
"Was bildet Ihr Euch eigentlich ein? Seid Ihr taub? Ich sagte, ich liebe meinen Mann. Ich würde ihn niemals betrügen und schon gar nicht mit jemandem wie Euch! Also lasst mich gefälligst in Ruhe!", fauchte sie.

Roland

Roland wich überrascht einen Schritt zurück als Joanna ihn ohrfeigte. Damit hatte er nicht unbedingt gerechnet ... das fünfzehnjährige Mädchen, das er von früher kannte, war zwar nicht weniger aufsässig gewesen, allerdings hatte sich das nie gegen seine Person gerichtet.
"Nun, offensichtlich scheint Ihr hingegen Euren guten Geschmack verloren zu haben." erwiderte Roland trocken und ließ sie dann stehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass er heute nicht zum Zug kommen würde und er wollte es sich besser nicht völlig verspielen. "Aber Ihr solltet noch einmal darüber nachdenken, Ihr verpasst etwas." erinnerte er sie als er die Box verlassen hatte und sich auf den Weg nach draußen machte.

"Im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass ich endlich an gutem Geschmack gewonnen habe. Ich könnte mir keinen besseren Mann vorstellen.", erwiderte Joanna heftig und sah ihm nach, als er verschwand, um sicherzugehen, dass er auch wirklich fort war. Langsam ließ sie sich ins Stroh sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Ach, Espérance...was soll ich nur tun?" Wie sollte sie hier nur wieder raus kommen? Sie würde ihn nie mehr los werden, es sei denn, sie sagte William die Wahrheit. Und das würde sie nicht tun, solange sie nicht unbedingt dazu gezwungen war.
Ob er sich mit irgendetwas zum gehen bewegen lassen würde? Wohl eher nicht. Er wollte sie, das war nur zu offensichtlich. Offenbar spekulierte er darauf, dass sie ihm immer noch willig zur Verfügung stand. Aber sie war nicht mehr fünfzehn Jahre alt.

Als William an diesem Abend auf dem Weg zu Joanna war, hatte er sich fest vorgenommen mit ihr zu sprechen. Seit einiger Zeit benahm sie sich schlichtweg merkwürdig und er wollte endlich wissen was los war. Zumal er sich selbst keinerlei Schuld bewusst war und wenn es an ihm lag, wollte er wissen, was es war.
Als er das Gemach betrat ging er zu Joanna hinüber und begrüßte sie mit einem sanften Kuss, ehe er sich setzte und sie auf seinen Schoß zog. Seine Lippen wanderten über ihren Hals bis hin zu ihrem Ohr, wo er verharrte. "In Ordnung, und nun erzählst du mir, was mit dir los ist." erklärte er leise. "Du bist in letzter Zeit ausgesprochen merkwürdig. Denkst du, dass mir das nicht auffällt? Was ist es? Liegt es an mir?" fragte er dann und sah Joanna abwartend an.

Joanna hatte sich eigentlich auf einen entspannten Abend mit ihrem Mann gefreut, nachdem sie sich ständig Gedanken über die Zukunft machte. Doch William machte ihr einen dicken Strich durch die Rechnung, als er mit ihr sprechen wollte. Sie hatte so gehofft, sie würde sich einigermaßen unauffällig benehmen. Zumindest so, dass es ihm nicht auffiel. Im Nachhinein war das ziemlich naiv von ihr. Sie kannten einander schon so viele Jahre, natürlich merkte er, dass sie angespannt war.
Und nun stand sie unter dem Druck, eine möglichst glaubhafte Ausrede zu erfinden. "Was soll mit mir los sein? Es ist wirklich nichts. Inwiefern merkwürdig?", fragte sie dann. "Nur das Wetter schlägt mir ein bisschen aufs Gemüt. Es regnet ständig, man kann nur selten raus..ich mag das nicht. Ich wünsche mir immer, der Sommer würde länger dauern. Also an dir liegt es sicher nicht."
Hoffentlich gab er sich damit zufrieden.

William zog die Augenbrauen die Höhe. "Das glaubst du doch selbst nicht." erwiderte er trocken. "Ich weiß, dass das Wetter schlecht ist, aber ich weiß auch, dass dich das noch nie so mitgenommen hast. Außerdem steckt da mehr dahinter. Also was ist los?" fragte er ernst. Langsam machte er sich wirklich Sorgen, denn wenn Joanna ihm nicht einmal erzählen wollte, was los war, war es erst recht eine ernste Sache.
"Du weißt doch eigentlich, dass wir über alles reden können." erinnerte er sie und gab ihr einen aufmunternden Kuss auf die Wange.

Diese Reaktion hatte Joanna befürchtet. Aber was sollte sie ihm denn auch sagen? Die Wahrheit kam gar nicht in Frage. Also musste sie wohl einfach hoffen, mit ihrem Sturkopf durchzukommen.
"Naja, ich werde auch älter.", erwiderte sie mit einem leichten Lächeln. "Es steckt nichts dahinter, William. Wirklich nicht. Ich weiß, dass ich mit dir reden kann, das hast du mir schon oft genug gezeigt. Aber es ist nichts, worüber ich zu reden hätte. Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Lass uns lieber über etwas Anderes reden, ja? Ich hatte einfach nur auf einen schönen, gemütlichen Abend mit dir gehofft. Wäre das nicht eine Idee?"

William sah Joanna an und schüttelte dann den Kopf. "Hör zu. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen, ich weiß, dass mit dir irgendetwas los ist. Also erzähl mir einfach was es ist und gut. Aus einem gemütlichen Abend wird sonst heute nichts mehr." erklärte er und setzte Joanna wieder neben sich ab, um aufzustehen.
Er wollte keinen Zweifel daran lassen, dass er es ernst meinte. Er würde nicht nachgeben, ganz egal wie sehr sie sich um eine Antwort drückte und wie sie versuchte aus der Sache heraus zu kommen.
"Umso mehr du mir ausweichst, desto eher bekomme ich das Gefühl, dass es etwas wichtiges ist. Also raus damit."

Doch auch, wenn sie noch so sehr der Antwort auswich, er wollte es wissen und trieb sie mehr und mehr in die Ecke, setzte sie unter Druck. Und langsam sah sie keinen Ausweg mehr, aber es ihm zu sagen kam nicht in Frage.
"Ich sagte doch schon, es ist nichts. Was soll ich dir denn sagen? Soll ich etwas erfinden?", antwortete Joanna leicht gereizt. "Ich weiche dir nicht aus, ganz einfach. Es gibt nichts, über das ich mit dir reden will."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. "Was ist denn daran bitte so schwer zu verstehen?" Sie hatte solche Angst davor, dass William den wahren Grund für ihr Verhalten herausfand. Sie musste sich unbedingt mehr Mühe geben.

William runzelte die Stirn und hob einen Finger. "Aha. Es gibt nichts worüber du mit mir reden willst" wiederholte er ihre Worte und betonte das letzte ganz besonders. "Es gibt also sehr wohl etwas, du willst es mir nur nicht sagen." bemerkte er ein wenig beleidigt.
"Joanna, egal was es ist, sag es mir. Ich bitte dich. Was habe ich falsch gemacht? Irgendwas muss doch sein, dass du mit mir nicht sprechen willst. Ich weiß aber nicht was es ist. Und solange ich das nicht weiß, kann ich mich weder dafür entschuldigen, noch kann ich etwas ändern." stellte William fest. "Ich bitte dich. Sprich." beharrte er weiter und hoffte, dass seine Frau endlich mit der Sprache heraus rückte. Dieses Verhalten machte ihn noch wahnsinnig.

Joanna stand auf und warf ihm einen scharfen Blick zu. "Meine Güte, wie oft soll ich es denn noch sagen? Es liegt nicht an dir, du musst dich weder entschuldigen noch ändern. Wenn es so wäre, würde ich es schon sagen. Lass mich damit einfach in Ruhe, ich bitte dich. Ich sagte doch, es gibt nichts zu reden, also akzeptier das bitte. Geh mir nicht auf die Nerven."
Sie seuzfte und schüttelte den Kopf. "Du musst immer alles haargenau wissen, oder? Warum nimmst du nicht einfach hin, dass ich jetzt nicht mit dir reden will? Es gibt nichts zu reden. Ich wollte einfach nur einen ruhigen Abend mit dir. Aber du gibst ja einfach keine Ruhe! Ich habe nichts mit dir zu besprechen und du wirst auch heute nichts von mir hören, was deine Neugier befriedigt. Also musst du damit leben. Gib Ruhe oder ich gehe gleich schlafen."

William starrte Joanna irritiert an. Was war das denn? So kannte er sie überhaupt nicht ... "Weißt du" begann er langsam und fuhr sich nachdenklich mit der Hand über den Bart. "ich habe da noch ein paar Papiere in meinem Arbeitszimmer liegen, die meine Aufmerksamkeit benötigen. Vielleicht sollte ich den Dingen einfach nachgehen heute Abend und du hast deine Ruhe vor mir. Denn du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir jetzt noch einen normalen, ruhigen Abend miteinander verbringen können, oder?"
Selbst wenn er sich Mühe geben würde, es war hoffnungslos. Er wusste, dass irgendetwas los war, aber sie wollte ihm nichts erzählen, das machte ihn wahnsinnig.
"Falls du noch nicht schläfst, wenn ich fertig bin, sehen wir uns nachher ja nochmal." erwiderte er dann trocken und ging zur Tür.

Auch wenn Joanna Streit mit ihm sonst wirklich sehr verabscheute, heute war sie froh, dass er ihr lieber aus dem Weg ging und sie nicht mehr weiter drängte, auch wenn er jetzt wohl beleidigt war.
"Nein, nicht wirklich. Dann geh und kümmer dich um deine Arbeit, davon will ich dich sicher nicht abhalten.", antwortete sie spitz und wandte sich ab um ins Bett zu gehen. Doch so wirklich einstellen wollte sich der Schlaf nicht. Im Gegenteil. Am liebsten hätte sie einfach nur geweint, weil sie aus dieser Lage nicht mehr herauskam. Sie konnte ihm das doch nicht sagen. Jetzt war es zwar auch nicht besser, aber wenigstens verachtete er sie nun nicht so, wie er es tun würde, wenn er die Wahrheit wüsste. Sie musste sich einfach mehr Mühe geben. Vielleicht gab es ja auch einen Weg...sie musste Roland einfach fragen, was er dafür wollte, dass er verschwand.

Roland

Das Wetter war für einen einfach Herbsttag recht angenehm und deshalb saß Roland draußen vor den Ställen. Heute war es an ihm sämtliches Sattelzeug zu kontrollieren, eine Arbeit, die normalerweise den Knappen zufiel, aber der Lordkanzler bestand darauf, dass er sämtliche Aufgaben durchlief, damit dieser sehen konnte, wie fähig Roland in sämtlichen Bereichen war.
Ein wenig irritiert sah er auf als er Schritte näher kommen hörte und Joanna erkannte. Das war allerdings unerwartet. Er hatte bereits einen Kommentar auf den Lippen, schluckte ihn dann jedoch wieder hinunter. Vermutlich wollte sie gar nicht zu ihm, sondern einfach nur in den Stall.

Joanna fühlte sich ganz und gar nicht wohl bei der Sache, aber eigentlich blieb ihr gar keine Wahl, wenn sie diesen Zustand beenden wollte. So ging es nicht weiter. Ihre Ehe würde so oder so darunter leiden. Sie seufzte leise und hielt auf Roland zu, um mit ihm zu reden.
"Habt Ihr einen Moment Zeit für mich?"; fragte sie schließlich ohne irgendeine Begrüßung. Sie sah sich kurz um, ob jemand in der Nähe war und begann dann erst zu sprechen. "So geht es nicht weiter. Was wollt Ihr dafür, dass Ihr von hier verschwindet und nicht wieder kommt? Dafür, dass Ihr unser kleines geheimnis mit Euch nehmt und einfach vergesst?"
Sie hoffte so sehr, dass er darauf eingehen würde. So schätzte sie ihn zumindest ein..

Roland

Roland lächelte. "Für Euch doch immer, Mylady." bot er sich an und hob dann die Augenbrauen. "Wieso sollte ich hier wieder weg wollen? Ich habe hier eine gute Arbeit gefunden, genau das, was ich gesucht habe. Ich wüsste nichts, das mich dazu verleiten könnte das hier wieder aufzugeben ... zumal ich keinen Grund dazu sehe. Niemand weiß von uns und das kann von mir aus auch so bleiben, wenn ich nur weiter hin hier arbeiten darf." erklärte Roland gelassen.
Er saß hier eindeutig am längeren Hebel, denn Joanna würde dieses Geheimnis nie offenbart haben wollen. Und sollte sie es ihrem Mann doch freiwillig erzählen ... nun, dann musste er halt seine Sachen packen und gut. Aber er hatte es zumindest versucht.