William und Joanna ~ 1170

Joanna legte den Arm um seine Taille und schmiegte den Kopf an seine Schulter. "Und ich will auch nicht, dass du das irgendwann bereust. Ich habe ein bisschen überreagiert, ich weiß...es tut mir leid. Aber im Moment... Und auch wenn es mir nicht gefällt, ich will nicht, dass du mir das irgendwann vorwirfst. Ich will nicht, dass du mich irgendwann dafür hasst. Wenn dir so viel daran liegt....dann behalt den Jungen hier."
Sie seufzte leise.
"Ich liebe dich doch auch, William. Und deshalb ist das so schwer für mich. Aber ich würde niemals wollen, dass du meinetwegen auf so viel verzichtest. Wenn es dir eben wichtig ist..."
Joanna schloss die Augen, als seine Hand über ihren Bauch strich. "Ich hasse es, wenn wir streiten."

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zog William Joanna auf seinen Schoß und gab ihr einen leichten Kuss. "Ich danke dir." murmelte er leise und strich ihr über die Wange und löste dann den Schleier aus ihren Haaren. "Und du kannst dir kaum vorstellen, wie sehr ich es hasse, wenn wir streiten." erklärte William und gab Joanna einen weiteren Kuss.
"Wir sollten einfach aufhören das zu tun ... aber vermutlich haben wir beide dafür zu große Dickköpfe als dass wir das so einfach könnten." mutmaßte er dann grinsend.

Ungeduldig packte Joanna einige Sachen zusammen, ging dann aber immer wieder zum Fenster hin um hinaus zu sehen. Sie mussten doch endlich kommen, das konnte doch nicht so lange dauern!
Heute würde nach einem langen Jahr endlich Robert heimkommen und dann in den nächsten Tagen mit ihnen in die Normandie aufbrechen. Simon begleitete ihn her und Joanna freute sich wahnsinnig die Beiden wiederzusehen. Vor allem natürlich ihren Stiefsohn.
Die Aufregung um Philippe hatte sich inzwischen gelegt und Joanna nahm einfach zur Kenntnis, dass William Zeit mit ihm verbrachte. Solange sie sich nicht mit ihm auseinander setzen musste, sollte es ihr Recht sein.
"Ach...wo bleiben sie denn nur?", murmelte sie unwirsch. Ihre Augen leuchteten freudig auf, als am Horizont endlich das erste Pferd erschien. Sofort ließ sie alles stehen und liegen um hinunter in den Hof zu eilen. Es war schon recht kühl, aber das merkte sie in ihrer Aufregung nicht einmal.

Williams Blick war immer wieder mal von seinen Papieren zum Fenster gewandert und ein Grinsen umspielte seine Lippen als er Joanna in den Hof eilen sah. Er schüttelte belustigt den Kopf und stand auf, um ebenfalls hinunter zu gehen.
Als er neben Joanna trat, legte er ihr einen Mantel um die Schultern, den er mit hinunter gebracht hatte. "Du solltest besser aufpassen, nicht, dass du dich noch erkältest. Immerhin braucht unser Nachwuchs eine gesunde Mutter." murmelte er, gab ihr einen Kuss auf die Wange und strich sanft mit einer Hand über ihren Bauch, während er den Arm um sie legte.
Aber er verstand nur zu gut, weshalb Joanna so aufgeregt war, er freute sich ebenfalls unheimlich darauf endlich seinen Sohn wieder zu sehen. Letztlich war das eine Jahr zwar schnell vergangen, doch trotzdem ...

Joanna lächelte und lehnte sich an William, als er ihr den Mantel umgehängt hatte. "Dafür habe ich doch dich. Du passt doch auf mich auf. Auf uns...So schnell erkälte ich mich schon nicht."
Sie gab ihm einen Kuss und bedachte ihn mit einem liebevollen Blick. "Du bist trotzdem ein Schatz. Was würde ich nur machen, wenn ich dich nicht hätte?" Auch, wenn er ihr manchmal auf die Nerven ging, sie liebte ihn auch für seine Fürsorge ihr und den Kindern gegenüber. Er war immer so darauf bedacht, dass es ihnen gut ging.
"Ich bin so aufgeregt.", gab sie schließlich zu. "Wie er sich wohl verändert hat? Ob er sehr gewachsen ist? Oh, ich habe Robert so sehr vermisst." Der Junge hatte von Anfang an den Weg in ihr Herz gefunden und war so schnell wirklich ihr Sohn geworden, ob sie ihn nun ausgetragen hatte oder nicht. Sie liebte ihn wie alle ihre Kinder und für die Kleineren war er immer ein so toller großer Bruder gewesen...
"Ich kann es kaum erwarten. Und Simon habe ich auch schon ein Jahr nicht gesehen."

"Ohne mich wären dir so manche Sorgen erspart geblieben ... aber noch viel mehr Freuden." murmelte er leise und legte auch den zweiten Arm um sie. Dann lachte er leise. "Keine Sorge, er wird schon nicht größer sein als du. Er wird sich sicherlich verändert haben, aber er ist auch immer noch unser kleiner Junge. Mach dir keine zu großen Sorgen."
William bemühte sich Joanna möglichst zu beruhigen, wenn gleich er selbst auch ein wenig nervös war. Doch schließlich hatte das Warten ein Ende und die Reiter auf die sie beide gewartet hatten, kamen in den Hof.
Ein zufriedenes Grinsen machte sich auf Williams Lippen breit, als er seinen Sohn auf seinem Pferd entdeckte und ein gewisser stolz machte sich in ihm breit. Ja, das war sein Junge.

"Da hast du eindeutig Recht.", erwiderte Joanna grinsend und lehnte sich zurück an seine muskulöse Brust. Seine Nähe dämpfte ihre Aufregung ein wenig und ließ sie noch mehr die kühlen Temperaturen vergessen, denn er strahlte eine angenehme Wärme ab.
"Ich hoffe, du hast recht. Ich will meinen Jungen auch wieder erkennen, wenn er vor mir steht."
Ein freudiges Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht, als sie Robert zu Gesicht bekam. Sie konnte es kaum erwarten, dass er vom Pferd stieg und zu ihnen kam, denn sie wollte ihn nicht dadurch blamieren, dass sie ihm entgegen lief um ihn zu umarmen. Außerdem verhinderten das auch Williams starke Arme, die um ihre Mitte lagen.
"Er ist gewachsen...", stellte sie fest. "Ein ganzes Stück sogar. Und er sieht gut aus. Ob er uns wohl vermisst hat?" Gerade in der ersten Zeit hatte sie sich damit geplagt, ob er denn wohl Heimweh hätte und wie es ihm ging. Aber offenbar war es Alais gelungen ihn zu trösten, wenn es denn nötig gewesen war.

William lachte leise. "Mit Sicherheit genauso viel wie wir ihn. Aber das wird er vermutlich nicht zugeben wollen, immerhin will er ja erwachsen sein." murmelte William grinsend und löste sich dann von Joanna als Robert zu ihnen hinüber kam. Man sah dem Jungen an, dass er am liebsten gelaufen wäre, es sich jedoch insgeheim verbot und mühsam beherrscht langsam zu ihnen kam.
"Na Junge, du bist ja ein ganzes Stück gewachsen." begrüßte ihn William noch aus einigen Schritten Entfernung und überließ es dann erst einmal Joanna den Jungen in den Arm zu nehmen und ausgiebig zu begrüßen.

"Ja, das will er...sie werden einfach viel zu schnell groß. Er hätte auf ewig der kleine süße Junge bleiben können, als der ich ihn kennengelernt habe. Ich werde niemals vergessen, wie er seine kleinen Hände auf meinen Bauch gelegt hat, als ich mit Edward hochschwanger war und wir aus Frankreich zurückgekehrt sind."
Der Kleine hatte es ihr so einfach gemacht ihn zu lieben. Als Robert auf sie zu kam, strahlte sie und ging ihm einige Schritte entgegen. Als sie ihn erreichte, nahm sie ihn erst einmal in die Arme und drückte ihn fest an sich, gab ihm einen Kuss auf den Schopf. "Endlich bist du wieder Zuhause. Wir haben dich alle so sehr vermisst..."
Sie seufzte zufrieden und fuhr ihm durch das dunkle Haar. "Wie war es bei Simon? Hast du viel gelernt und auch auf das gehört, was er gesagt hat, Robert?"
Am Anfang hatte sie gedacht, das Jahr würde niemals um gehen. Und jetzt, jetzt stand er wieder vor ihnen. Endlich...

"Ja, das war eine schöne Zeit ... aber heute ist es nicht minder schön. Immerhin haben wir seit dem noch einige wundervolle Kinder dazu bekommen." murmelte William zufrieden und beobachtete dann die Szene zwischen Joanna und Robert.
Robert wurde im ersten Moment ein wenig rot als er einen Kuss bekam, schluckte den falschen Stolz dann jedoch herunter und umarmte seine Stiefmutter glücklich. "Ich euch auch, aber das darfst du keinem verraten! Besonders nicht Beatrice!" bat er sie dann eindringlich. Wenn seine große Schwester das hörte, würde sie ihn damit höchstens aufziehen.
Dann nickte er eifrig. "Ja, es war ganz toll bei Simon!" erklärte er dann glücklich und nicht ohne stolz, denn er kam sich nun viel erwachsener vor, da er es geschafft hatte ein Jahr ohne seine Eltern auszukommen.

Joanna lachte auf und drückte Robert noch einmal fest an sich. "Versprochen, ich verrate es niemandem." Wie schön es doch war, dass er ihr so vertraute. Sie liebte ihre Kinder so sehr...allesamt.
"Das ist schön. Ich habe gehofft, dass du dich bei Simon wohl fühlst und dass Alais dir ein bisschen Trost spenden kann, wenn du dich am Anfang allzu sehr nach Zuhause sehnst. Du bist so groß geworden, du willst mir doch nicht so bald über den Kopf wachsen, oder?"
Sie lächelte glücklich und ließ Robert dann los, damit er seinen Vater auch begrüßen konnte. Endlich war die Familie wieder vollständig. Sie musste sich um den Jungen keine Sorgen mehr machen.
Dann sah sie sich Simon gegenüber und umarmte ihn ebenfalls.
"Simon, wie schön dich mal wieder zu sehen! Wie geht es euch Beiden in Surrey? Läuft alles gut? Warst du mit Robert zufrieden?"

Roberts Augen weiteten sich kurz, dann schüttelte er den Kopf. "Noch nicht!" erklärte er dann entschlossen. Als seine Mutter ihn dann los ließ, wandte er sich seinem Vater zu.
William schloß seinen Sohn ebenfalls lächelnd in die Arme, klopfte ihm jedoch nur kurz auf den Rücken und löste sich dann wieder von ihm. "Ich bin wirklich stolz auf dich Junge. Ein Jahr lang warst du weg. Ich bin wirklich gespannt, was du zu erzählen hast und was Simon so zu dir sagt. Ich hoffe, ich höre keine Klagen?"
Robert schüttelte den Kopf. "Niemals! Ich habe immer getan, was Simon mir gesagt hat."

Simon legte die Arme um Joanna und lächelte zufrieden. Endlich sah er seine Freundin einmal wieder. "Euer Junge war wunderbar, ein kleiner Prachtkerl ist das." erklärte er und nickte dann. "Alles gut. Zum perfekten Glück fehlt nun nur noch ein weiteres Kind, aber wer weiß, vielleicht empfängt Alais mich ja mit guten Nachrichten, wenn ich nach Hause komme."

Joanna umarmte Simon fröhlich. Sie hatte ihren besten Freund wirklich vermisst und es war so schade, dass sie ihn kaum noch sah. Doch sie war froh, dass sie wenigstens wusste, dass es ihm gut ging.
"Ja, das ist er. Ich habe ihn so vermisst. Es ist so ungewohnt die Kleinen in die weite Welt zu entlassen. Sie werden viel zu schnell groß, das wirst du auch noch feststellen mit euren Kleinen."
Joanna seufzte leise und lächelte dann zufrieden. "Das ist gut. Kommt ihr über Winter in die Normandie oder bleibt ihr Zuhause? William möchte diesmal gern an den Hof, also habe ich nachgegeben." Sie schaute ihn einen Moment an, dann grinste sie. "Ach weißt du, das kann schneller gehen, als man denkt." Joanna legte vielsagend die Hand auf ihren Bauch, dem man noch nicht unbedingt ansah, dass sie ein Kind erwartete. Und unter dem Mantel schon gar nicht.
"Du wirst schon sehen. Ihr seid noch so jung, ich bin sicher, ihr bekommt bald nochmal Nachwuchs."

"Vermutlich werden wir ebenfalls am Hof sein, du wirst mich also den ganzen Winter über ertragen müssen. " lachte Simon und ließ dann den Blick Joannas Hand folgen. "Wirklich? Lass sehen!" forderte er sie ein wenig aufgeregt auf und wartete darauf, dass Joanna den Mantel etwas zurück schlug und er somit ihren leicht gewölbten Bauch sehen konnte. "Tatsächlich, das ist ja wunderbar. Ich freue mich für euch!" erklärte er aufrichtig. Er wusste wie vernarrt Joanna in ihre Kinder war und konnte sich vorstellen, wie groß die Freude bei ihr und bei William gewesen war als sie eine erneute Schwangerschaft festgestellt hatte.
"Ihr beiden seid ja nach wie vor ziemlich fleißig, was?" scherzte er dann und legte Joanna eine Hand auf die Schulter.

"Oh wie schön!", freute Joanna sich über seine Ankündigung, dass sie ebenfalls am Hof sein würden. Das war eine Gelegenheit für sie, ihren besten Freund öfter zu sehen und auch mal wieder mit Alais zu sprechen, die sie ja auch sehr ins Herz geschlossen hatte.
Lachend öffnete Joanna den Mantel ein Stückchen, damit Simon einen Blick auf ihren Bauch werfen konnte. Seit er bei Elizabeth so in ihrer Nähe gewesen war, verband sie etwas ganz Besonderes. Gerade dann, wenn sie schwanger war.
"Wir haben uns auch sehr gefreut. Beatrice und Robert sind jetzt so groß, dass sie mir auch mal zur Hand gehen können, im Moment ist es verhältnismäßig ruhig. Gute Bedingungen."
Als er sie so neckte, gab sie ihm einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. "Du wirst schon noch sehen, mein Lieber. In zehn Jahren siehst du das anders." Joanna schüttelte lächelnd den Kopf.
"Ich wollte immer eine große Familie. Und nachdem es bei James so schwierig war, bin ich ganz froh, dass ich jetzt etwas länger Pause hatte. Aber jetzt bin ich sehr glücklich. Bald bin ich ohnehin zu alt. Ich darf gar nicht daran denken, dass ich theoretisch in ein, zwei Jahren Großmutter werden könnte. Eine merkwürdige Vorstellung. Sei froh, dass du noch etwas Zeit hast."

Simon grinste breit. "Das mag sein. Aber dein Traum von einer großen Familie scheint ja in Erfüllung zu gehen. Das wird dann immerhin euer achtes Kind, nicht?"
Großmutter. Das klang in Simons Ohren ausgesprochen eigenartig. Sie waren doch selbst noch gar nicht so alt ... "Weißt du, sobald du Großmutter wirst, bekommst du von mir etwas geschenkt, etwas ganz besonderes. Das verspreche ich dir."
Simon grinste und strich Joanna über den Arm. "Damit du an dem Tag etwas hast über das du selbst dich freuen kannst." Immerhin würde an dem Tag nicht Joanna mehr im Mittelpunkt sehen.

"Da hast du Recht. Aber nicht meine achte Schwangerschaft, also sind wir eigentlich gar nicht so fleißig, nicht wahr?" Joanna grinste. Immerhin hatte sie Beatrice und Robert nicht selbst zur Welt gebracht.
"Und ich bin glücklich wie es ist. Ich liebe meine Kinder sehr." Dann aber legte sie den Kopf schief und schaute ihn skeptisch an. "So, so...du willst mir etwas schenken, wenn ich Großmutter werde? Am Ende werde ich dann mit Geschenken überhäuft, schließlich hat William mir versprochen, sich etwas überaus Romantisches für mich auszudenken, wenn wir zehn Jahre verheiratet sind. Dabei ist das so gar nicht seine Stärke."
Joanna schüttelte leicht den Kopf.
"Sei nicht so frech! Ich werde mich über meine Enkelkinder riesig freuen! Es wird nur seltsam sein, dass meine Kleine erwachsen geworden ist und selbst Mutter wird. Irgendwann wird es so kommen. Und dann muss ich William von Dummheiten abhalten.", erklärte sie überzeugt. "Aber ich werde dich nicht davon abhalten mir Geschenke zu machen.", schloss sie grinsend.

Simon zog eine Augenbraue in die Höhe und lachte dann. "Er will was?" fragte er belustigt und ließ den Blick zu William hinüber gleiten. "Nimm mir das nicht übel, Joanna, aber alleine wird er das nie hin bekommen. William ist doch so gar nicht der Typ für Romantik." amüsierte Simon sich.
Dann legte er Joanna den Arm um die Schultern und wies mit dem Kopf Richtung Eingang. "Aber wollen wir nicht rein gehen? Die Reise war durchaus länger und zudem war es recht kühl unterwegs. Ein kleines Feuer und etwas zu Essen wäre gar keine so schlechte Idee." Zumal Simon sicher war, dass besonders Robert Hunger hatte, auch wenn er es vielleicht nicht zugab.

Joanna hob lächelnd die Schultern. "Nun, er hat es versprochen, also gehe ich davon aus, dass er es halten wird. Zur Not soll er sich Hilfe suchen. Ich denke, dass er John fragen wird, denn der hat ihm trotz seiner Vergangenheit bei solchen Dingen Einiges voraus. Er hätte keine Probleme mit einer Überraschung für Constance."
Das war einfach von Anfang an so gewesen. William hatte noch nie eine sonderlich romantische Ader gehabt, das hatte man ja an seinem Heiratsantrag gesehen. Aber sie nahm ihn auch mit seinen Schwächen, sie wusste ja, dass er sie liebte und alles für sie tun würde. "Es sei denn, er vergisst unseren Hochzeitstag.", gab sie zu Bedenken, schüttelte dann aber über sich selbst den Kopf.
"Natürlich, verzeih mir. Ich war so begeistert davon euch Beide wieder zu sehen nach dem langen Jahr. Natürlich gehen wir rein und suchen euch etwas zu essen.", antwortete Joanna und setzte sich mit ihm in Bewegung. Sie war aber auch nicht verwundert, dass Robert und Simon drinnen sofort von Roberts Geschwistern empfangen wurden und besonders Elizabeth freute sich wahnsinnig über Simons Besuch. Aber sie war enttäuscht, dass er seine Tochter nicht mitgebracht hatte.

Die Abreise in die Normandie war schon in greifbare Nähe gerückt und in Truro herrschte reges Treiben, um alle Vorbereitungen zu treffen.
Auch William war in den letzten Tagen kaum zur Ruhe gekommen und nun lag noch ein besonders schwieriges Thema vor ihm. Er musste mit Joanna über Philippe reden. Sie hatte versucht den Jungen so gut es ging zu meiden und das Anliegen mit dem er nun an sie herantreten würde, entsprach dieser Taktik so gar nicht.
Er schloss die Tür hinter sich und ging zu Joanna hinüber, legte die Arme von hinten um sie herum und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Du weißt, dass du nicht so viel tun sollst. Überlass das doch deiner Zofe." rügte er sie liebevoll, da ihm die Stapel an Kleidung auf dem Bett aufgefallen war. "Oder glaubst du etwa, sie wird deine Sachen nicht richtig einpacken, hm?"

Joanna überlegte gerade, was sie am Besten hier ließ und was sie mitnahm, vor allem aber, wie es sich am Besten verstauen ließ. William unterbrach ihre Überlegungen, als er sie in seine Arme zog und ihr einen Kuss gab.
"Ach William...ich bin schwanger, nicht krank. Das hier ist doch gar nicht so anstrengend. Meine Sachen packe ich am Liebsten selbst, außerdem braucht Marian Hilfe bei den Sachen der Kinder und das erledigt sie gerade.", erklärte sie, genoss aber die Pause, die Williams Kommen ihr verschaffte. Sie würde wirklich froh sein, wenn sie endlich in der Normandie angekommen waren und sie die Schifffahrt ohne größere Übelkeitsattacken überstanden hatte.
"Und deine Sachen müssen auch noch eingepackt werden, William. Es ist nicht mehr lange, in ein paar Tagen geht es los. Das scheint außer mir niemand wirklich ernst zu nehmen. Und ich denke auch nicht, dass du hier bist um mir deine Hilfe dabei anzubieten, nein?", fragte sie lächelnd.

"Das nicht, aber trotzdem solltest du dir nicht zu viel Stress machen." entgegnete William und strich sanft über Joannas leicht gerundeten Leib. "Immerhin ist das nicht gut für unseren Nachwuchs, nicht wahr?"
Dann grinste er spöttisch und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Also bitte, meine Sachen zu packen dauert doch nur einen Augenblick. Ich bin da nicht so wie du." neckte er und gab Joanna einen Kuss, ehe er leise seufzte und nickte.
"Da hast du leider recht ... ich muss mit dir über Philippe reden." begann er dann ohne große Umschweife, das hätte ohnehin keinen Zweck gehabt.
"Ich habe überlegt, ob er mit uns in die Normandie reisen könnte. Von dort kann er dann wieder zurück zu seiner Mutter. Ich kann ihn schlecht alleine hier lassen und die Gelegenheit wäre doch günstig, da wir ohnehin übersetzen ... was meinst du?"

"Ich weiß...Ich passe schon auf uns auf, keine Sorge. Und mir geht es gut, wirklich.", beruhigte Joanna ihn lächelnd. Diese Fürsorge hatte ihr bei James so gefehlt. Es war einfach wunderschön, wenn sie sich gemeinsam auf das Kind freuen konnten.
"Du bist nicht so wie ich? Nein, bist du dich. Ohne mich würde alles im Chaos versinken und wir hätten die Hälfte vergessen, wenn wir in der Normandie ankommen. Und ich will dich mal sehen, wenn eines der Kinder nicht schlafen kann, weil das Lieblingsspielzeug daheim vergessen wurde."
Joanna wurde eine Spur ernster, als William das Thema wechselte und mit seinem Anliegen heraus rückte. Sie hob eine Augenbraue, als Philippes Name fiel. Das hier würde ihr sicherlich nicht gefallen, gleich, was jetzt kam.
"Du willst ihn mitnehmen?", fragte sie ungläubig. "So viel zum Thema ein paar Tage...", murmelte sie säuerlich. "Was ich meine, ist erstens sowieso unerheblich, weil es wenig andere Möglichkeiten gibt und zweitens weißt du ganz genau, was ich davon halte. Ich gehe dem Jungen aus dem Weg und lasse dich damit in Ruhe. Wie soll ich das auf einem Schiff tun? Verrätst du mir das? Du weißt, dass das nicht gut geht."

William lachte und strich Joanna über die Wange. "Ja, und wahrscheinlich hast du damit sogar recht." bemerkte er amüsiert, wurde dann durch ihren Themenwechsel wieder ernst.
William runzelte die Stirn und sah Joanna nachdenklich an. "Es ist schade, dass du das immer noch denkst." erwiderte er trocken und ließ die Arme sinken. "Ein Wort von dir und ich werde zusehen müssen, dass der Junge anderweitig in die Normandie kommt. Ich will nicht mit dir über Sinn und Unsinn des ganzen diskutieren, sondern einfach nur ein Ja oder Nein von dir. Philippe weiß ohnehin, dass du ihn nicht ausstehen kannst, wenn gleich nicht wieso, es wird also keine Überraschung sein, wenn ich ihn anderweitig in die Normandie bringen lasse." erklärte William ernst.

"Es ist aber Unsinn, ihn anderweitig in die Normandie bringen zu lassen, wenn wir ohnehin dorthin reisen. Deshalb muss es mir nicht gefallen, oder?" Joanna verschränkte die Arme. Es war, als würde er sie erpressen, denn sie wusste genau, dass er sauer sein würde, wenn sie sich sträubte ihn mitzunehmen.
"Was soll ich denn sonst denken? Soll ich mich über seine Anwesenheit freuen? Es ist nicht so, dass ich den Jungen nicht ausstehen kann, aber ich mag seine Anwesenheit nicht. Vor allem nicht, woran er mich erinnert. Du machst es dir mal wieder ganz schön einfach. Wenn ich nein sage, bin ich ohnehin wieder die Böse."
Joanna ging zum Bett hinüber und begann damit, ein paar von Williams Hemden zusammen zu legen, während sie nachdachte. "Meinetwegen nimm ihn mit.", sagte sie dann schließlich. "Aber ich werde nicht auf ihn aufpassen, der Junge obliegt einzig und allein deiner Verantwortung, damit das klar ist."