William und Joanna ~ 1170

Hatte William sich gerade noch vorgenommen Marian eine saftige Standpauke zu halten, so verschwand von einer Sekunde auf die nächste jeglicher Ausdruck aus seinem Gesicht und er starrte sie einfach nur noch verblüfft an. Sie und Jasper?
William blinzelte irritiert, ehe er dann doch seine Sprache wieder fand. "Das ist nicht gerade das, was ich unter einem guten Vorbild für meine Kinder verstehe." bemerkte er etwas schroff. "Du solltest ihn heiraten Marian." fuhr er dann fort und klang nun bei weitem nicht mehr so abweisend.
"Allerdings nur, wenn das dafür sorgt, dass du dich wieder voll und ganz auf die Kinder konzentrierst, solange sie dir anvertraut sind." William runzelte kurz die Stirn und sah die Kinderfrau dann nachdenklich an und wartete auf ihre Reaktion.

Marian

Marian knetete verlegen die Hände auf ihrem Schoß und sagte erst einmal nichts. Auf seine Worte hin stiegen ihr die Tränen in die Augen und sie ließ den Kopf hängen. "Ich weiß, deshalb habe ich auch niemandem etwas davon erzählt.. Aber...An mir liegt es nicht, Mylord. Ich bin als Ehefrau für ihn nicht gut genug. Er will mich nicht heiraten. Er will mich nicht haben. Und wenn ich ihn überhaupt noch sehen will, muss ich das akzeptieren. Und wenn...wenn es Folgen hat, muss ich auf Eure Großzügigkeit vertrauen und hoffen, dass Ihr mich nicht entlasst."
Schließlich brauchte sie das Geld, das sie verdiente. Sie musste ja von irgendetwas leben und ihre Familie waren Bauern.
"Ich würde mich immer gut um die Kinder kümmern, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Er hat mich heute überredet ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen, weil wir die letzten Tage keine Gelegenheit hatten uns zu sehen. Und da...da bin ich eben schwach geworden. Ich werde achtsamer sein."

William zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, unterdrückte jedoch den Drang Marians Worte zu kommentieren. So war das also ... Na warte, Bursche. Dich werde ich mir schon noch vornehmen.
Wenn William etwas nicht leiden konnte, dann waren es unehrenhafte Ritter in seinem Gefolge. Und das was Jasper da mit Marian trieb, war keineswegs in seinem Sinne ... zumal die Arme das auch nicht verdient hatte.
"Sie einfach zu, dass das nie ... nie wieder vorkommt. Haben wir uns verstanden?" fragte er dann ernst und strich seinem Jüngsten einmal lächelnd über den Kopf, ehe er sich daran machte Marian wieder mit Elias alleine zu lassen.
An der Tür hielt William jedoch noch einmal inne. "Marian ..." begann er nachdenklich. "Wie gut kommst du mit dem Gold aus, das du für deine Arbeit bekommst?" fragte er dann nachdenklich.

Marian

"Ja, ich verspreche es. Es wird nicht wieder vor kommen. Aber Mylord, sagt ihm nicht, dass ich mit Euch geredet habe. Dann..dann wird er mich gar nicht mehr sehen wollen.", bat Marian schließlich, ehe sie den nächsten Löffel Brei aufnahm und Elias in den Mund schob, der bereits angefangen hatte zu quengeln, seinen Vater aber schließlich fröhlich angestrahlt hatte.
Als William sich noch einmal zu ihr umwandte, huschte ein leichtes Lächeln über ihre Lippen. "Ihr bezahlt mich gut. Ich komme über die Runden ohne mich darum sorgen zu müssen, dass ich irgendwann nichts mehr zu essen habe. Ich kann sogar einen Teil meiner Familie geben. Und dafür bin ich Euch sehr dankbar. So viel Glück hat nicht jeder. Und ich habe noch dazu eine Arbeit, die mir Spaß macht. Macht Euch keine Sorgen, ich komme gut zurecht. Wirklich."

William nickte nachdenklich. "Nun gut." murmelte er und verabschiedete sich dann.
Er war ganz bewusst auf Marians Bitte nicht eingegangen, denn sein Entschluss Jasper zur Rede zu stellen, stand bereits fest. So leicht würde der Kerl ihm nicht davon kommen.
William brauchte auch nicht allzu lange suchen bis er Jasper in der Küche gefunden hatte, während dieser gerade zu Abend aß.
Mit einem schwer zu deutenden Lächeln ging er zu seinem Ritter hinüber, legte eine Hand auf dessen Schulter und setzte sich dann neben ihn auf die Bank.
Dann wollen wir dir doch einmal auf den Zahn fühlen.
"Gut, dass ich Euch treffe, Jasper." begrüßte er seinen Ritter freundlich und griff nach einem Apfel, der in einer Schale auf dem Tisch lag. "Sagt, Ihr seid doch noch ledig nicht wahr? Habt Ihr derzeit irgendwelche Pläne dies zu ändern? Ich wüsste da nämlich eventuell jemanden, der eine sehr viel versprechende Partie für Euch abgeben würde." begann William und wartete gespannt auf Jaspers Reaktion. Wenn ihm etwas an Marian lag, dann würde er auf Williams Vorschlag nicht allzu glücklich reagieren.

Jasper

Jasper hob eine Augenbraue, als der Earl of Cornwall sich zu ihm setzte und ihn so merkwüdrig lächelte. Normalerweise hatt er nicht so sehr engen Kontakt mit seinem Dienstherrn. Seine Anweisungen gab ihm eher Geoffrey.
"Ja, ich bin nicht verheiratet.", bestätigte er ein wenig misstrauisch. "Ich weiß nicht, eigentlich bin ich recht zufrieden so, wie es gerade ist. Ich habe im Moment kein Verlangen nach einer Ehefrau." Schließlich würde Marian dann nicht mehr nur eine Liebschaft sein, sondern er würde dann zum Ehebrecher werden, das wäre noch viel schlimmer für sie Beide.
"EIne viel versprechende Partie? Wen? Und wie kommt Ihr ausgerechnet auf mich? Es gibt sicher Männer von höherem Stand für eine so vielversprechende Partie."
Und eigentlich...eigentlich wollte er ja auch Marian nicht aufgeben. Sie war ein nettes Mädchen, sie war lebenslustig und sie war ihm zugetan. Aber heiraten konnte er sie nun einmal nicht. Sein Vater würde ihn enterben. Und das war ein Opfer, das er eigentlich nicht bringen wollte.

"Aber wäre es nicht ausgesprochen vielversprechend eine vernünftige Frau zu heiraten? Ihr müsst hin und wieder doch recht einsam sein, oder? Außerdem seid Ihr doch im besten Alter, Jasper!" versuchte William den jüngeren Ritter zu überzeugen.
"Nein, nein, Ihr missversteht mich. Sie ist die perfekte Partie für Euch! Ich habe sie gesehen und musste direkt an Euch denken. Ich seid doch ein zuverlässiger, ehrenhafter Mann. Ich bin ausgesprochen zufrieden mit Eurer Arbeit und dem was Ihr leistet. Ich wäre froh, wenn ich in dieser Sache vermitteln könnte. Was meint Ihr?" William lächelte aufmunternd und es gelang ihm sogar das Lauernde aus seinem Blick soweit zu verbannen, dass es Jasper unmöglich auffallen konnte.

Jasper

"Schon...Aber einsam bin ich nun wirklich nicht. Ich habe meine Familie, meine Freunde und..." Wie sollte er das nun formulieren? Am Besten gar nicht. "Es gibt immer jemanden, der die Einsamkeit vertreibt."
Jasper wurde sein ungutes Gefühl über das Angebot seines Earls nicht los, aber seinen Vater würde eine solche Partie natürlich sehr erfreuen. "Wenn Ihr meint...Aber Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wer sie ist. Wer ist diese Frau, dass Ihr dabei an mich denken musstet`? Was ohne Zweifel eine große Ehre ist, versteht mich nicht falsch. Das kommt alles ausgesprochen überraschend."
Und er hätte bei einer solchen Hochzeit ein ausgesprochen schlechtes Gewissen Marian gegenüber. Sie bedeutete ihm ja schon etwas, aber sie war eben nur eine Bauerstochter.

"Ich verstehe. Aber es ist doch etwas ganz anderes, wenn jeden Abend jemand auf einen wartet. Und wenn man schließlich eine Familie gründet. Diese Chance solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen, Jasper." erwiderte William munter und biss dann in den Apfel, den er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte.
Er schluckte den Bissen hinunter, ehe er wie beiläufig Jaspers Frage beantwortete. "Oh, es ist Marian, unsere Kinderfrau. Ihr habt sie bestimmt schon das ein oder andere Mal gesehen." erwiderte er und biss erneut herzhaft in den Apfel, ehe er Jasper ansah. Dieses Mal lag etwas lauerndes in Williams Blick, während er weiter kaute und auf die Reaktion seines Ritters wartete.
"Und, was meint Ihr?"

Jasper

"Ja, das mag sein. Wer wüsste das besser als Ihr?" Jasper wurde aus seinem Dienstherrn nicht schlau. Warum schien er es unbedingt darauf anzulegen ihn zu verheiraten? Als William dann aber schließlich mit dem Namen seiner so guten Partie herausrückte, begegnete seine Kinnlade beinahe dem Erdboden. "Marian?", wiederholte er ungläubig. "Natürlich kenne ich sie. Aber wie kommt Ihr darauf, dass sie eine so ausgesprochen gute Partie wäre? Ihre Eltern sind Bauern. Mein Vater würde mich enterben, wenn ich sie heirate.", protestierte er und schüttelte den Kopf. "Macht Ihr Euch über mich lustig, Mylord?"
Seine Augen verengten sich ein wenig, als der Groschen fiel. "Sie hat mich Euch geredet, nicht wahr? Was fällt Ihr eigentlich ein?" Das ging den Earl nun wirklich nichts an.

Während William Jasper zuhörte, verfinsterte sich seine Miene langsam und er legte den Apfel zur Seite. Als Jasper schließlich begriff, brachte der Ritter das Fass unweigerlich zum Überlaufen.
Ehe er irgendwie reagieren konnte, hatte William ihn hart am Kragen gepackt. "Jetzt hör mal zu, Freundchen." zischte William wütend. "Du hast heute dafür gesorgt, dass Marian nicht bemerkt hat, dass mein Sohn krank geworden ist. Ein Fehler, der sie beinahe ihre Arbeit hier gekostet hätte. Also solltest du jetzt besser mal ganz still sein und mir aufmerksam zu hören, immerhin bist du dafür verantwortlich!" fuhr er den Ritter an.
"Dein Vater könnte stolz auf dich sein, wenn du genug Mumm in den Knochen hast, um eine Frau mit einer vernünftigen Mitgift zu heiraten, deren Herkunft etwas schlichter ist als deine, aber dafür einiges im Kopf hat. Einen Grund dich zu enterben hätte er allerdings - und dazu würde ich ihm sogar persönlich raten - wenn du ein ehrloser Feigling bist, der eine aufrichtige Frau, die dich obendrein noch liebt, obwohl du das gar nicht verdient hast, hin hältst und sie in Schwierigkeiten bringst. Und wenn du darauf hin aus meinem Dienst entlassen wirst und so schnell keinen neuen Platz bei irgendeinem Grafen bekommst." knurrte William wütend.
"Also frage ich dich: was fällt dir eigentlich ein?"

Jasper

Jasper schnappte erschrocken nach Luft, als der Earl ihn am Kragen packte und so wütend anfuhr. "Etwas schlichter? Meine Familie wird mich für verrückt erklären, wenn ich ihnen eröffne, dass ich ein Bauernmädchen heiraten will! Daran ändert auch nichts, dass sie ein nettes Mädchen ist und etwas im Kopf hat.", würgte er hervor.
"EIne vernünftige Mitgift, die meinem Vater passt, hat sie auch nicht zu bieten. Sie hätte sich nie in mich verlieben dürfen, das bringt nichts Gutes mit sich. Ich mag sie wirklich sehr, aber es gibt einfach keine Zukunft für uns. Und ich gebe zu, ich hätte das Ganze längst beenden müssen, aber dazu war es einfach zu schön in ihrer Nähe. Ich werde sie in Ruhe lassen, Mylord. Ich gebe Euch mein Wort."
Wieder meldete sich das schlechte Gewissen. Eigentlich hatte Marian ihm ja durchaus den Kopf verdreht, aber er wagte es einfach nicht für diese Liebe einzustehen und verleugnete sie stattdessen. Aber es war besser so, er wollte sich mit seinem Vater nicht anlegen. Mit dem wollte er es sich lieber nicht verderben, schließlich war das seine einzige Chance zu Besitz zu kommen. Marian konnte keine Mitgift aufbringen, die ihm das ermöglichte.

"Sie hätte -" William stockte vor Wut mitten im Satz und im nächsten Moment hatte Jasper sich einen gehörigen Faustschlag eingefangen. Der Ritter wäre haltlos nach hinten gekippt, wenn William ihn nicht nach wie vor festgehalten hätte.
"Du bist ein unfassbar widerlicher Feigling! Du hast nicht das geringste bisschen Ehre im Leib und von Mut wollen wir nicht einmal sprechen." fuhr William ihn gereizt an.
"Du Dummkopf! Wenn du dich ein bisschen mehr für sie eingesetzt hättest, hätte ich dafür gesorgt, dass sie eine Mitgift erhält, die vermutlich sogar die Besitztümer deines Vaters übersteigen. Aber du Hund hast ja nichts besseres zu tun als den Schwanz einzuziehen, um zu versuchen deine Haut zu retten!"
William versetzte ihm einen Stoß und ließ ihn los, so dass Jasper rücklings über die Bank nach hinten fiel.
"Und du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dich noch länger in meinen Diensten haben will, wenn du so mit einer treuen Seele wie Marian umspringst?" William erhob sich und sah auf seinen Ritter hinunter.
"Ich will nicht dein Wort, dass du sie in Ruhe lässt. Ich hätte dein Wort gewollt, dass du sie zur Frau nimmst und sie glücklich machst. Aber dazu scheinst du mir ja nicht im Stande zu sein, du feiger Dreckskerl."

Jasper

Jasper zuckte bei jedem Wort ein wenig mehr zusammen und blieb schließlich auf dem Boden liegen, als William ihn von sich gestoßen hatte. Er legte einen Moment die Hände vors Gesicht. Plötzlich schien alles verloren. Marian, seine Arbeit, sein Ansehen bei seinem Vater. Er hatte nichts mehr. "Ihr kennt meinen Vater nicht.", murmelte er.
"Ich weiß, dass ich ein Feigling bin. Aber ich habe es ihm noch nie recht machen können, wenn ich jetzt Marian heirate, wird meine Familie mich verstoßen. Ich mag sie wirklich, aber...das ist alles so kompliziert. Für sie wäre ein anderer Mann einfach besser gewesen."
Japser schloss die Augen und atmete durch. "Es war die ganze Zeit eben...so schön einfach. Ohne irgendwelchen Zwang, ohne Verpflichtungen. Könnt Ihr das nicht verstehen? Nein, Ihr mit Euren Wertvorstellungen wahrscheinlich nicht."
Jasper setzte sich halb auf und seufzte. "Wann soll ich meine Sachen packen?"

William starrte Jasper an und in seinen Blick mischte sich neben dem Zorn nun auch der pure Unglaube. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Dieser Idiot.
"Du begreifst es immer noch nicht, oder?" knurrte William, packte Jasper am Kragen und zog ihn wieder auf die Beine. "Ich kenne deinen Vater nicht, aber ich kannte meinen. Und ich habe den Fehler begangen und habe mich ihm untergeordnet. Wenn dich irgendjemand verstehen kann, dann bin das wohl ich, du Hohlkopf."
William lockerte den Griff um Jaspers Kragen ein wenig, ließ ihn aber noch nicht ganz los.
"Liebst du sie?" fragte er dann ernst und fixierte Jasper ganz genau.

Jasper

Jasper schluckte erst einmal, als er sich plötzlich so dicht William gegenüber sah. "Natürlich..."; erinnerte er sich schließlich. Man hörte doch Geschichten vom Herrn von Cornwall, dass dieser erst eine Andere geheiratet hatte, bevor er schließlich Lady Joanna zur Frau genommen hatte. "Ihr habt Lady Joanna auch nicht geheiratet, weil Euer Vater es so wollte? Dann wart Ihr aber ebenso ein Feigling wie ich!", platzte es aus ihm heraus. "Oh...verzeiht, Mylord.", fügte er kleinlaut hinzu. Das hätte er nicht sagen dürfen, das machte alles nur schlimmer.
Er begegnete Williams Blick und die Antwort lag mehr als klar vor ihm.
"Ja...ich liebe sie.", sonst hätte er sich doch gar nicht rechtfertigen müssen.

William knirschte kurz mit den Zähnen und erwogt Jasper noch einmal Bekanntschaft mit seiner Faust machen zu lassen, entschied sich dann jedoch dagegen und grinste stattdessen leicht. "Genau so ist es. Und weil ich so ein Feigling war und weil ich Marian ausgesprochen hoch schätze, will ich verhindern, dass du Dummkopf den gleichen Fehler wie ich machst." erklärte William und bei Jaspers nächsten Worten hätte er beinahe erleichtert geseufzt.
"Wenn dem so ist, will ich, dass du deinen Mut zusammen nimmst und die Frau ehelichst, die dir dein Herz als die Richtige zeigt. Ihr beide habt hier eine sichere Anstellung und Marians Mitgift erwähnte ich bereits ... selbst wenn dein Vater also kein Verständnis für dich haben sollte, brauchst du dir keine Sorgen machen."

Jasper

Jasper blinzelte verwirrt. Vor einigen Minuten noch hatte er geglaubt, alles verloren zu haben und nun bot William ihm eine solche Chance. Er musste nur mit seinem Vater reden und selbst wenn dieser ihn nicht verstand...er würde genug Geld haben um mit Marian ein kleines Häuschen zu beziehen und seine Familie ernähren zu können.
"Ich...ich danke Euch, Mylord.", stotterte er überwältigt. "Ich...werde mit Marian reden. Und mit meinem Vater. Auch wenn ich da nicht viel Hoffnung habe. Aber diese Sache mit Eurem Sohn...es tut mir leid. Ich werde sie nicht mehr von der Arbeit abhalten."
In Zukunft würden sie ja auch genug Zeit haben um sich ohne Versteckspiel zu sehen. Das würde wahrlich schön werden, das konnte er sich gut vorstellen. Und er würde alles tun um wieder gut zu machen, wie er Marian behandelt hatte. Schließlich hatte er sich in letzter Zeit verhalten, als sei sie einfach nur irgendeine Frau, die ihm gelegentlich das Bett wärmte.

William runzelte kurz die Stirn. "Das hoffe ich doch. Und du solltest lieber dafür beten, dass der Junge wieder gesund wird. Andernfalls hast du das zu verschulden." bemerkte er nüchtern und ließ Jasper nun endlich los.
Er klopfte seinem Ritter kurz auf die Schulter. "Rede heute Abend mit Marian, sobald sie mit der Arbeit fertig ist. Ich denke, das wird ihr den Tag retten." Immerhin hatte die Kinderfrau sich große Vorwürfe wegen ihres Fehlers gemacht.
William griff nach seinem Apfel und verabschiedete sich dann von Jasper. John würde mittlerweile sicher noch einmal bei James gewesen sein und er wollte so schnell wie möglich zurück zu Joanna und dem Jungen, um zu sehen, wie es ihm ging.

Joanna sah auf, als William zurückkehrte und schaute ihn erwartungsvoll an. "Was hat sie gesagt? Du warst lange weg.", fragte sie leise. "John kommt später noch einmal vorbei. Er hat ihm Wadenwickel gemacht und wenn er wach ist, soll er viel trinken. Ansonsten können wir erst einmal nur abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Und hoffen, dass das Fieber bald sinkt.", erklärte sie unaufgefordert und strich James zart über die Wange.
James durfte einfach nichts passieren. Sie hatte doch nicht so gekämpft, als sie ihn ausgetragen hatte, damit er jetzt keine drei Jahre alt wurde. Ihr armes Kind sollte leben und ein schönes Leben verbringen dürfen. Nur ruhig, Joanna...es wird schon wieder sinken, wenn Johns Mittel anschlagen.
"Ich mache mir solche Sorgen um ihn.", murmelte sie schließlich.

William nickte langsam und ließ sich neben James auf dem Bett nieder. Kurz beobachtete er seinen Sohn, der in einen halbwegs ruhigen Schlaf gefallen war, ehe er Joanna antwortete.
"Sie hatte Jasper für eine Stunde getroffen, während Edward und James zusammen gespielt hatte und Robert gebeten auf die zwei zu achten." erklärte er langsam. "Es tat ihr furchtbar Leid und sie hat versprochen, dass es nicht wieder vorkommen wird."
William seufzte leise. "Ich habe mir anschließend Jasper auch noch vorgenommen."
Dann legte er einen Arm um Joannas Taille und gab ihr einen Kuss. "Ich mir auch." gestand er leise. "Aber es wird sicher schon wieder werden."

"Sie hat was?", fragte Joanna ungläubig. "Sie hat sich mit einem deiner Ritter vergnügt und dafür die Kinder vernachlässigt? Und du lässt das auch noch durchgehen? Ihr Versprechen muss gar nichts heißen. Es hätte zu spät sein können, wenn James uns nicht gefunden hätte!", protestierte sie, zügelte sich dann aber mit Rücksicht auf ihren Sohn. "Wer weiß, ob sie sich nicht wieder hinreißen lässt? Ich verstehe sie nicht. SIe ist doch sonst so zuverlässig gewesen. Und Jasper...ob das wohl fruchtet?"
Joanna lehnte sich seufzend an William an und schloss einen Moment die Augen. "Ich hoffe es so sehr. Wo kann er das denn her haben? Normalerweise achtet Marian doch auf darauf, dass die Kinder warm genug angezogen sind, wenn sie mit ihnen raus geht. Ebenso wie ich. Ich hatte immer das Gefühl sie liebt die Kinder. Aber jetzt...und ich hoffe so sehr, er wird wieder gesund."
Sie würde dafür beten, denn sie würde es nicht ertragen noch ein Kind zu verlieren.

"Das wird sie nicht, glaub mir. Sie war am Boden zerstört als ich sie damit konfrontiert habe." versicherte William ihr. "Außerdem wird sie in Zukunft keinen Grund mehr haben, den Kerl heimlich zu treffen ... die beiden werden heiraten." erklärte er dann und strich Joanna beruhigend über den Rücken.
"Es wird alles wieder gut werden. John hat mir schon zweimal das Leben gerettet, da wird er auch für James etwas finden, was ihm hilft. Da bin ich sicher." Und auch, wenn er sich große Mühe gab auf ihren Arzt zu vertrauen, so machte er sich doch nicht weniger Sorgen um seinen Sohn.
Nachdenklich sah er auf den Jungen hinab und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. "Was machst du nur für Sachen, kleiner Mann?"

"Wird sie nicht?" Joanna hob überrascht eine Augenbraue. "Heiraten...Lass mich raten, das hast du eingefädelt? Ich hoffe, dass das nicht ihre Arbeit beeinflusst. Aber gut. Sie leistet seit Jahren gute Arbeit für uns und wenn sie irgendwann selber schwanger wird, werden wir sie schon entlasten können. Danach kann sie ihre Kinder ja einfach mitbringen, mich stört das nicht, solange sie ihre Arbeit gut macht."
Joanna seufzte leise. "Ja, ich weiß. Ich zweifle auch nicht an Johns Fähigkeiten, aber es ist einfach...ich will mein Kind nicht verlieren. Und er glüht immer noch so. Es ist so schwer ihn so zu sehen."
Wenn natürlich auch Johns Heilmittel nicht sofort anschlugen, sondern erst Wirkung entfalten mussten. "Geht es den Anderen wenigstens gut? Nicht, dass noch ein Kind krank wird."

William lächelte kurz. "Möglich wäre das." gab er zu und schüttelte dann den Kopf. "Das glaube ich kaum. Im Gegenteil, dadurch wird sie keinen Grund mehr haben sich mit ihm während ihrer Arbeit zu treffen."
Dann nickte William und gab Joanna einen Kuss. "Ich weiß, mir geht es genauso." murmelte er und nickte dann. "Die anderen sind in Ordnung. Beatrice und Robert sind draußen bei ihren Pferden, die Zwillinge sind zum Spielen mit Cathie bei Constance und die anderen sind bei Marian." erzählte er dann.
Bevor er wieder zurück gekommen war, hatte er sich noch einmal versichert, dass es den anderen auch wirklich gut ging ... nur um ganz sicher zu gehen.