William und Joanna ~ 1170

Constance lachte als John sie so stürmisch küsste und überglücklich in die Arme nahm. "Ja, ich bin mir ganz sicher. Ich habe extra länger gewartet bis ich es dir gesagt habe." erklärte sie lächelnd.
Sie legte zufrieden eine Hand auf ihren Bauch. "Ungefähr im vierten Monat. So wie der Hunger mittlerweile kommt, wird es wohl nicht mehr lange dauern bis man etwas sehen kann." Constance lachte leise und lehnte sich gegen ihren Mann. Besonders in der letzten Woche hatte sie schon Sorgen gehabt, dass ihm etwas auffallen würde, denn sie hatte begonnen überdurchschnittlich viel zu essen und das würde sich auch bald sichtbar niederschlagen.
"Endlich haben wir auch wieder Glück." murmelte sie zufrieden und schloss für einen Moment die Augen.

"Du solltest mit so etwas gleich sagen, Constance.", tadelte John leicht, war aber viel zu glücklich um ihr böse deswegen zu sein. "Dann...ist die gefährlichste Zeit schon beinahe vorbei. Ich bin ganz sicher, dass diesmal alles gut wird. Und dass Cathie diesmal ein Geschwisterchen bekommt. Sie wird eine tolle große Schwester sein."
Er gab ihr einen Kuss. "Ja, der Hunger...ich habe schon begonnen mich zu wundern.", meinte er lachend. "Aber darauf bin ich nicht gekommen. Ich dachte einfach, jetzt da dein Fasten ein Ende hat, hättest du einfach nur Hunger."
Er legte die Hand an Constances Wange. "Ja, endlich...es wurde Zeit. Weiß jemand davon?", fragte er schließlich leise. Er war so glücklich. Er liebte seine Frau so sehr und endlich würden sie das ersehnte zweite Kind bekommen.

"Ich wollte mir erst ganz sicher sein bevor ich dir einen Floh ins Ohr setze." erwiderte sie und lächelte glücklich. "Oh, ich bin mir ganz sicher, dass dieses Mal alles gut geht." erwiderte sie. Auch wenn das vielleicht ein wenig naiv war, doch nun, da sie ihre Beichte hinter sich hatte, war sie deutlich entspannter, was ihren bevorstehenden Nachwuchs anging.
Dann musste Constance lachen und tippte John auf die Brust. "Werd ja nicht frech. Ich habe eine Berechtigung so viel zu essen." Ihre Hand glitt zärtlich über den noch flachen Bauch bei dem sie nur eine leichte Wölbung wahrnehmen konnte, weil sie wusste, dass dort ein kleiner Mensch in ihr heran wuchs. "Immerhin muss ich nun für zwei essen."
Dann schüttelte sie den Kopf. "Du bist der erste, dem ich es erzählen wollte."

"Wie rücksichtsvoll von dir..:", flüsterte John lächelnd in ihr Ohr und gab ihr erneut einen Kuss. "Du kannst dir auch sicher sein und du kannst so viel essen wi du willst, mich stört das herzlich wenig. Ich freue mich so sehr darauf, dass ich diesmal von Anfang an bei dir sein kann. Bis zum Schluss. Schließlich hat Beckett mir diese Gelegenheit das letzte Mal genommen."
Er war gerade ziemlich zufrieden mit seinem Leben.
"Das ist schön. Ich dachte nur, du hättest es vielleicht Joanna schon erzählt. Ihr teilt doch sonst fast alles. Aber umso mehr freut es mich, dass es zumindest jetzt ein süßes Geheimnis zwischen uns ist. Aber wahrscheinlich kann ich es kaum abwarten es jemandem mitzuteilen."
John schüttelte über sich selbst den Kopf und lachte leise. "Ich bin noch genauso verliebt in dich wie am ersten Tag. Was würde ich ohne dich nur machen? Ich liebe dich..:"

Constance grinste und gab John einen Kuss. "Das ist gut, dann kannst du mir nachher ja noch etwas schönes zu essen holen." neckte sie ihn und schmiegte sich in seine Arme.
"Nein, dieses Mal wissen es nur wir beide. Aber ich denke nicht mehr lange, dann wird es ohnehin jeder sehen, der Augen im Kopf hat." bemerkte sie und gab John einen Kuss. "Ohne mich würdest du verzweifeln und ein einsames, langweiliges Leben leben ... mir würde es nämlich genau so gehen ohne dich."
Wie froh sie doch war einen solch liebevollen, zuvorkommenden Ehemann zu haben bei dem sie sich rundum geborgen fühlen konnte. Und das auch ... oder gerade während ihrer Schwangerschaft. Ein Umstand, der auch nicht selbstverständlich war.

"Für dich doch immer, meine liebste Constance.", erwiderte John grinsend und vergrub die Finger in ihrem Haar. "Natürlich wird es bald jeder sehen. Und dann wird jeder sehen, wie gut dir die Schwangerschaft steht. Du blühst noch mehr auf, als du es sonst tust."
Er küsste sie sanft und nickte schließlich. "Ja, das würde ich. Ich würde mir Williams Eheprobleme ansehen und immer noch nicht nachvollziehen können, wie es ist, eine Familie zu haben. Wie es sich anfühlt eine Frau zu lieben. Ich hätte viele Erfahrungen nicht gemacht und viele wunderschöne Momente mit dir nicht erlebt. Darum wäre es wirklich schade gewesen.", erklärte er liebevoll.
"Und was hältst du nun von einem kleinen Spaziergang? Immerhin regnet es heute einmal nicht.", schlug er dann vor und legte ihr den Arm um die Schultern.

"Sehr schade, das ist wahr." stimmte sie ihm zu und legte eine Hand an seine Wange. "Ich würde mich freuen. Wir sollten das Wetter ausnutzen solange es gut ist."
Ein Spaziergang, um mit John alleine zu sein, kam ihr gerade recht. So konnten sie die gute Nachricht noch ein wenig hüten und sich gemeinsam auf den Familienzuwachs freuen. "Ich bin schon gespannt, was es wird." murmelte Constance nachdenklich und legte eine Hand auf den Bauch. Ein Junge wäre schön ... dann hätte sie John endlich einen Erben schenken können. Sie wusste zwar, dass ihm das nicht so wichtig war, aber es würde sie beide freuen, wenn es klappte.

Joanna war den ganzen Tag bei den Kindern oder im Stall gewesen, damit sie wie gewünscht William nicht über den Weg lief. Es verletzte sie sehr, aber sie konnte ihn natürlich verstehen. Sie hätte es ihm früher sagen sollen, aber sie hatte nunmal Angst vor seiner Enttäuschung und seiner Verachtung gehabt.
Nun am Abend lag sie im Bett, den Rücken seiner - allerdings noch leeren - Seite des Bettes zugewandt und versuchte erfolglos einzuschlafen, bevor er kam. Sie wollte heute Abend nicht mehr diskutieren, sie wollte ihm seine Ruhe lassen. Nur ihre Gedanken ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Ihr stand wohl eine recht schlaflose Nacht bevor..
Und wo blieb er?

William hatte bereits am Nachmittag begonnen dem Wein zu zusprechen und war heute Abend irgendwann mit Geoffrey und zwei seiner anderen Ritter regelrecht versackt. Irgendwann hatten sie sich jedoch alle entschieden ins Bett zu gehen und auch William hatte schließlich sein Gemach erreicht - auch wenn er etwas länger gebraucht hatte als sonst.
Lediglich die Glut im Kamin, die zu dieser Jahreszeit nie ganz ausging, erleuchtete den Raum noch ein wenig als er eintrat, Joanna war also bereits im Bett.
Bemüht leise zu sein, zog William sich ein wenig umständlich die Klamotten aus und nahm dann noch einen letzten tiefen Schluck aus der Weinkaraffe, die er mitgenommen hatte, ehe er sich ins Bett legte. Ganz unbewusst legte er den Arm um Joanna und zog sie an sich, betont vorsichtig, um sie nicht aufzuwecken.

Als William herein kam, entspannte sie sich zunächst ein wenig. Wenigstens blieb er nicht ganz weg, dann stand es nicht ganz so schlimm um sie beide, wie sie befürchtet hatte. Sie hörte zu, wie er sich seiner Kleider entledigte und nahm überrascht wahr, wie er sie an sich zog. Bedeutete das nun, er hatte ihr schon verziehen? Er war bereit ihr zu vergeben und ihre Verfehlung einfach hinzunehmen?
Sie schluckte ein wenig gerührt, hielt dann aber inne. Sie vernehm, dass er sehr, sehr stark nach Wein roch und ihre Laune sank schlagartig. Bewusst hatte er ihr nicht vergeben, er war einfach nur betrunken und erinnerte sich vermutlich gerade nicht mehr an ihren Streit. Es war nichts geklärt..
Joanna seufzte und löste sich ein Stück weit aus seinen Armen. "Du stinkst nach Alkohol...und nicht zu wenig. Nicht gerade angenehm.", erklärte sie leise.

"Ich dachte du schläfst." murmelte William als Joanna sich mit einem Mal aus seiner Umarmung befreite und ein Stück von ihm abrückte. Bei ihren Worten schnaubte William belustigt und schüttelte den Kopf. "Ach komm, stell dich nicht so an. So viel haben wir gar nicht getrunken." erwiderte er und legte seinen Arm erneut um Joanna.
Er wusste gar nicht, wieso sie sich so anstellte. Es waren doch nur zwei, drei Krüge und sie waren immerhin zu viert gewesen. So schlimm konnte es gar nicht sein.
Zudem konnte sie doch eigentlich froh sein, wenn der Alkohol gerade seinen Ärger im Zaum hielt und er nicht noch endlose Diskussionen mit ihr führte.

"Es ist heute zu viel passiert, als das ich einfach so schlafen könnte.", murmelte Joanna leise. Einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie ihn einfach gewähren lassen sollte. Aber seine Worte halfen ihr dabei eine Entscheidung zu treffen. "Ich stelle mich nicht an. Du riechst wie ein ganzes Weinfass, William. Das zeigt mir, dass du eindeutig zu viel getrunken hast.", erwiderte sie ein wenig verärgert und kehrte ihm wieder den Rücken zu. Es war schlimm genug, dass sie stritten, jetzt musste er sich deswegen auch noch so betrinken, dass ihm alles relativ gleichgültig war.
"Und so wie du riechst, werde ich wohl auch noch eine Weile keinen Schlaf finden."
Immerhin hatte er sich trotzdem noch einigermaßen im Griff.

William ließ sich mit unzufriedenem Grunzen auf den Rücken fallen als Joanna sich erneut von ihm los machte. "Ach komm ... es war wirklich nicht so viel, wenn ich es dir doch sage." brummte er und stützte sich dann erneut auf seinem Ellenbogen ab, um sich über Joanna zu lehnen.
"Wir haben einfach nur da gesessen, geredet und vielleicht ein ... zwei Krüge Wein geleert." versuchte er sich raus zu reden und strich Joanna zärtlich über den Oberarm. "Komm, lass uns diesen ganzen Unsinn einfach vergessen, ja?"
Er hatte auf diese ganze Szene ohnehin keine Lust. Viel lieber wollte er sich noch einen netten Abend mit seiner Frau machen. Alles andere war zweitrangig. Auch ihr unsinniger Streit von heute Mittag.

"Es war offensichtlich genug. Ich kenne dich, es waren sicherlich nicht nur ein, zwei Krüge. Es war mehr und deshalb kannst du auch nicht mehr klar denken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das alles einfach vergessen willst, so bist du nämlich sonst auch nicht. Und so wütend wie du heute Mittag warst, erst recht nicht."
Natürlich sehnte sie sich danach sich mit ihm zu versöhnen, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass das heute Abend der richtige Weg war. Als er sich über sie beugte und ihr über den Arm strich, seufzte sie. "William...du würdest nie so reden, wenn du nüchtern wärst. Du solltest dich lieber hinlegen und schlafen. Das würde deinem Akoholpegel besser tun als mit mir zu diskutieren."
Aber sie hatte soe eine Ahnung, dass das in seinem Zustand nicht wirklich in seinen Kopf reinging.

"Natürlich kann ich noch klar denken!" protestierte William, auch wenn der Protest angesichts seiner eher schweren Zunge sich selbst zu Nichte machte. "Ach heute Mittag ... heute Mittag habe ich überreagiert. Ich war wütend und vielleicht auch etwas eifersüchtig auf Roland, auch wenn das noch vor unserer Zeit war ... heute Mittag war dumm von mir." brummte William unzufrieden.
Dann huschte ein kurzes Grinsen über seine Lippen. "Ich wüsste noch was anderes, was meinem Alkoholpegel gut tun würde." erklärte er und beugte sich zu Joanna hinunter, um ihr einen Kuss zu geben.
Er hasste es, wenn sie sich so über seinen Weinkonsum ausließ ... so schlimm war es ja nun wirklich nicht. Und sie sollte lieber froh sein, dass er nicht mehr wütend war.

"Es ist wirklich schön, dass du das sagst und ich würde mich ausgesprochen gerne mit dir vertragen, aber noch schöner wäre das Ganze, wenn du so nüchtern wärst, dass ich dir das auch wirklich glauben könnte." Natürlich sagte man, dass Betrunkene die Wahrheit sprachen, aber für sie war es erst eine Versöhnung, wenn er dabei auch klar bei Verstand war.
Sie hob eine Augenbraue, als er plötzlich begann Andeutungen zu machen und seufzte schwer. Jetzt wurde er auch noch aufdringlich. Sie ließ ihn in seinem Kuss einen Moment lang gewähren, schob ihn dann aber sanft von sich und drückte ihn in die Kissen.
"Nicht heute Abend, Liebster, Du schmeckst auch sehr nach Wein und ich fürchte auch, dass du heute nicht mehr zu allzu viel im Stande bist. Also lass es lieber. Wenn du mich morgen noch willst,bin ich da auch noch hie, keine Sorge." Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Du solltest jetzt schlafen, mein Lieber."

"Du kannst es mir jetzt genauso gut glauben." widersprach William entschlossen.
Bei ihrem nächsten Kommentar schnaubte William verächtlich und rappelte sich wieder auf. "Ich bitte dich. Nur weil ich etwas getrunken habe, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht in der Lage wäre dir eine schöne Nacht zu bereiten."
Irgendwas lief hier gerade gewaltig schief ... so hatte er sich das nämlich ganz und gar nicht vorgestellt.
"Morgen, morgen, morgen ..." brummte William unzufrieden und versuchte sein Glück noch einmal in dem er die Lippen dieses Mal über Joannas Hals wandern ließ. "Heute wäre doch viel besser." murmelte er zärtlich.

"Nun ja, ich bin der Meinung, dass das schon nicht mehr unter 'etwas' fällt.". William war völlig betrunken und auf keinen Fall würde sie ihn so noch auf Menschen loslassen. Auch sie selbst brauchte so nicht zwingend seine Gesellschaft.
"Nein, das glaube ich dir ja auch. Aber mir wäre es ohne Weingeschmack und vor allem ohne Lallen deutlich lieber und angenehmer. Und da du ja möchtest, dass es schön wird, musst du dich wohl etwas gedulden.", erklärte Joanna ruhig und verdrehte leicht die Augen, als er sich erneut ihrer bemächtigen wollte. "Heute wäre nicht besser! Bist du taub, William? Ich will jetzt nicht. Warte bis morgen", sagte sie eine Spur schärfer.
"Du kannst gerade niemanden zufriedenstellen außer dich selbst und du wirst einen großen Kater haben." Erneut drückte sie ihn in die Kissen. "Schlaf gut...schlaf endlich, das ist ein gut gemeinter Rat.", murmelte Joanna dann in sein Ohr.

"Unsere Meinungen gehen dabei offensichtlich stark auseinander ... du warst doch gar nicht dabei, du hast doch keine Ahnung wie viel ich getrunken habe." protestierte William noch einmal und knirschte dann verärgert mit den Zähnen als Joanna ihn erneut abwimmelte.
Als Joanna ihn erneut in die Kissen drücke, griff er rasch nach ihren Handgelenken und hielt sie einen Moment lang fest. Seine Augen funkelten verärgert als er Joanna zu sich heran zog.
"Bei deinem Verhalten fällt es mir ausgesprochen schwer mich zufrieden zu stellen." erwiderte er leise und klang dieses Mal beinahe vollständig nüchtern ehe er Joanna los ließ und sich ohne ein weiteres Wort auf die Seite drehte und ihr somit den Rücken zuwandte.

"Scheinbar tun sie das. William...ich kenne dich gut genug und ich weiß, wann du mehr als nur ein bisschen getrunken hast. Ich merke es dir deutlich an.", sagte Joanna sanft, erstarrte dann aber, als er nach ihren Handgelenken griff. Für einen Moment wusste sie nicht, was er tun würde, so betrunken wie er war. Da war so viel Ärger in seinen Augen, Ärger über sie, darüber, dass sie ihn abwies.
"Ich..." Joanna verstummte und sank ein wenig zusammen, als er ihr den Rücken kehrte. Wie ein Häufchen Elend saß sie neben ihm und spürte die brennenden Tränen aufsteigen. Warum musste das alles so kompliziert sein? Nur wollte sie eben nicht mit ihm schlafen, wenn er nicht wenigstens halbwegs nüchtern war und noch wahr nahm, was er eigentlich tat. Aber wenn sie ihren Stolz dahingehend überwunden hätte, wäre es für sie vielleicht nicht so schön gewesen wie sonst, aber er wäre nicht so sauer auf sie wie jetzt.
Und dann hatte er auch noch so..so normal geklungen bei seinen letzten Worten. Natürlich war ihr Verhalten nicht richtig gewesen, aber es tat ihr doch leid. Sie wollte ihn nur nicht verlieren, sie liebte ihn doch so sehr und deshalb tat es auch so weh, wenn sie Streit hatten.

"Na wenn du meinst." erwiderte William recht ruppig, ehe er seine Konzentration etwas anderem widmete. Er schloss die Augen und versuchte zu verdrängen, dass Joanna gerade neben ihm saß und weinte. Denn auch, wenn sie versuchte möglichst leise zu sein, so war doch für William eindeutig, dass ihr bereits wieder die Tränen über die Wange liefen. Dieses leise Schluchzen war ein eindeutiges Zeichen.
Und für einen Moment kämpfte William hart mit sich, um sich nicht zu ihr umzudrehen, um sich zu entschuldigen. Aber dieses Mal widerstand er der Versuchung und blieb einfach liegen. Er schloss die Augen und versuchte ein wenig zu schlafen. Vielleicht sah die Welt morgen ja schon wieder ganz anders aus.

Joanna versuchte recht erfolglos, ihre Tränen wieder einzudämmen und so legte sie sich schließlich ebenfalls hin und erstickte ihr Schluchzen in ihrem Kissen. Jetzt war alles nur noch schlimmer. Er war so kalt zu ihr, so abweisend. Sie erkannte ihn kaum wieder. Aber daran war sie wohl selber Schuld. Warum hatte sie es ihm nicht früher gesagt?
Und so lag sie jetzt hier dicht bei ihm und fühlte sich weiter von ihm entfernt als jemals zuvor. Warum konnte nicht einfach alles wieder gut sein? Sie wünschte es sich doch so sehr. Es tat ihr so leid.
Sie seufzte leise und schloss die Augen, wusste aber schon genau, dass sie heute Nacht kaum schlafen würde. Dazu bedrückte sie die Eiszeit zwischen ihnen viel zu sehr. Wenn er ihr doch nur verzeihen könnte...

Als William aufwachte hatte es gerade erst zu dämmern begonnen und so lag das Zimmer noch fast in völliger Dunkelheit. Er atmete geräuschvoll aus und drehte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und beobachtete Joanna, die endlich einmal ein wenig schlief. Er hatte die Nacht über sehr unruhig geschlafen und dadurch war ihm nicht entgangen, dass auch Joanna offensichtlich kaum ein Auge zugemacht hatte.
Zufrieden bemerkte er, dass sich seine Kopfschmerzen in Grenzen hielten und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Joanna. Nachdenklich stützte er sich auf seinem Ellenbogen ab und sah auf sie hinunter ... sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief.
Er wollte ihr ja wirklich gerne verzeihen, aber irgendetwas in ihm regte sich noch dagegen. Immerhin hatte sie ihm damit nicht unbedingt einen Vertrauensbeweis erbracht.

Irgendwann kurz vor der Dämmerung war Joanna nach einer schlaflosen Nacht doch noch eingenickt. Ihr Schlaf war allerdings nicht sehr tief und so erwachte sie bald wieder. Sie fühlte sich gerädert, aber an der Ursache für all dies war sie auch selbst Schuld. Sie öffnete blinzelnd die Augen und sah sich direkt William gegenüber, der auf sie herab sah.
Einen kurzen Moment erwiderte sie seinen Blick, dann wandte sie ihren rasch ab. Er war schließlich immer noch wütend auf sie und das wohl zurecht. Sein Versöhnungsversuch heute Nacht war ja nur dem Alkohol zu verdanken gewesen und wohl nicht wirklich ernst gemeint. Sie hatten gerade einmal einen Tag Streit, aber ihr kam es schon vor wie eine Woche. Sie vermisste ihn jetzt schon so sehr.
"Guten Morgen..", murmelte sie leise.

Als Joanna wach wurde und ihn ansah, erwiderte William den Blick ernst, seufzte dann innerlich jedoch auf als sie sich sofort wieder abwandte. "Bist du nicht einmal mehr in der Lage mir in die Augen zu sehen?" fragte er fast ein wenig gereizt.
Es fiel ihm so schon nicht leicht seine Wut einfach so davon zu wischen, doch wenn Joanna auch noch wie ein geprügelter Hund reagierte, machte ihn das eher noch wütender als dass es sein Mitleid erregte.
Er wollte ja, dass sie wieder miteinander ins Reine kam, dass sie wieder glücklich zusammen waren ... aber ganz so leicht wie er sich das vorgestellt hatte, war es nun einmal nicht.