William und Joanna ~ 1170

"Sie ziert sich nur ein wenig, damit du ihr mehr Aufmerksamkeit schenkst." erklärte Constance und schmiegte sich dann an ihren Mann als dieser sie in die Arme nahm. Es war gut einfach nur seine Nähe genießen zu können. Besonders in der anstrengenden Zeit der Schwangerschaft, die ja gerade erst begonnen hatte.
Sie lächelte und gab John einen Kuss. "Das muss es wohl. Allerdings bin ich mehr als froh, dass du auf mich gewartet hast. Du hast mir wirklich wieder einen Sinn in meinem Leben geschenkt." Etwas, wovon sie schon nicht einmal mehr geträumt hatte bevor sie John getroffen hatte.
Immerhin war ihr Ruf in Surrey recht eindeutig gewesen, denn Robin hatte irgendwann keinen Hehl mehr daraus gemacht, dass er sich nahm was er seiner Meinung nach verdient hatte.

"Man sollte meinen, sie bekäme von dir genug Aufmerksamkeit, so oft wie sie dir Gesellschaft leistet." Aber John hatte sie ja deshalb seiner Frau geschenkt. Damit sie nicht alleine war, wenn er arbeitete und damit sie in der schweren Zeit nach der Fehlgeburt ein kleines Wesen zum umsorgen gehabt hatte. Es hatte ihr sehr gut getan und das tat es noch. Die Nähe der gutmütigen Hundedame war für Constance immer recht entspannend und sie fühlte sich nie einsam.
"Ich schätze, Gott hat uns diesen Weg vor die Füße gelegt, damit wir einander kennenlernen. Zumindest gefällt mir dieser Gedanke ziemlich gut, findest du nicht auch? Du hast mir gezeigt, dass es noch andere Dinge gibt im Leben als nur Arbeit und Gott. Das Gefühl eine Familie zu haben ist wunderschön"

"Von mir, ja. Aber nicht von so einem gut aussehenden, lieben Mann wie dir. Kein Wunder, dass sie eifersüchtig wird." erwiderte Constance lächelnd und gab John einen Kuss.
Sie legte den Kopf an seine Schulter und schloss kurz die Augen. "Ja, doch, das hört sich mehr als gut an." erwiderte sie. "Auch wenn Gott uns ruhig schon ein klein wenig eher hätte zusammen führen können. Doch ich bin dankbar dafür, dass er es überhaupt getan hat. Und das wir nun eine so wundervolle Familie haben."
Ja doch, Constance war mehr als glücklich mit der Wendung, die ihr Leben genommen hatte, darüber dachte sie immer wieder mal nach. "Ich liebe dich, John." murmelte sie zufrieden.

Es war noch kühl draußen, aber Joanna genoss es trotzdem, mit Filou einen langen Spaziergang zu machen. Der Hund hatte über den Winter wieder mehr Probleme mit schmerzenden Knochen gehabt, doch jetzt schien es ihm besser zu gehen und er lief beschwingt mit dem Schwanz wedelnd ein Stückchen vor ihr her. Viel war geschehen über den Winter, John hatte erstaunt festgestellt, dass Constance Zwillinge erwartete, Chouchou war ein ganzes Stück gewachsen und ein bisschen aufmüpfig geworden, wie es junge hengste eben manchmal waren und die Welpen waren inzwischen kaum mehr Welpen, sondern hatten beinahe die Größe ihrer Eltern erreicht. Und ihr Hund sah bis auf ein paar weiße Tupfen exakt aus wie Filou, was ihr besonders gefiel. Das war der Grund, warum sie ihn ausgesucht hatte.
Joanna hing ihren Gedanken über das kommende Jahr ein wenig nach und achtete nicht wirklich auf den ihr so bekannten Weg, als sie eine Bewegung im Augenwinkel ausmachte. Stirnrunzelnd sah sie hinüber und wurde im ersten Moment kalkweiß. Roger...wie..? Dann aber konnte sie nur über sich selbst den Kopf schütteln.
"Was für ein Unsin...", murmelte sie leise. "Du bekommst noch Verfolgungswahn, Joanna." Ihr erster Ehemann war seit vielen Jahren tot, sie selbst hatte seine Leiche gesehen.
Und dann war die Gestalt auch schon wieder fort, hätte genauso gut ein verwehtes Blatt sein können. Ein wenig belustigt über sich selbst pfiff sie nach Filou, um nach Hause zurückzukehren und William etwas Gesellschaft zu leisten. Lächerlich, jetzt hatte sie schon Wahnvorstellungen.

William hatte den Vormittag über im Stall zugebracht, sich um seine Pferde gekümmert und hatte etwas trainiert. Nun saß er seit gut zwei Stunden wieder in seinem Arbeitszimmer, hatte bereits zwei Boten empfangen und brütete nun über den Pergamentrollen, die sie ihm gebracht hatten. Da war es ihm eine willkommene Abwechslung als sich die Tür öffnete und Filou freudig bellend herein stürmte, gefolgt von Joanna, die hinter sich die Tür schloss.
William beobachtete lächelnd wie sein junger Rüde sich erhob und seinen Vater schwanzwedelnd begrüßte. Der Hund war den Tag über mit William draußen gewesen und hatte es vorgezogen bis eben eine Runde auf seiner Decke zu schlafen.
William stand auf, um Joanna einen Schritt entgegen zu kommen und begrüßte sie mit einem liebevollen Kuss.
"Na, wart ihr beide schön spazieren?" fragte er und legte einen Arm um ihre Taille.

Joanna lächelte, als Filou sich ungestüm durch die Tür quetschte, kaum, dass sie sie einen Spalt geöffnet hatte, widmete sich dann aber ganz der Begrüßung ihres Mannes.
Sie erwiderte seinen Kuss sanft und legte die Arme um seinen Hals. "Ja. Es ist zwar kühl, aber eigentlich ganz schön draußen. Wir waren schön ausgiebig unterwegs. Aber irgendwie scheint mir die Ruhe nicht zu bekommen.", berichtete sie belustigt. "Ich dachte eben tatsächlich, ich hätte Roger gesehen. Mein Kopf hat mir da einen ganz schönen Streich gespielt. Vielleicht, weil heute sein Todestag ist, möglich kann es sein."
Joanna schüttelte grinsend den Kopf.
"Und was hast du Schönes getrieben?"

William zog die Augenbrauen in die Höhe und legte Joanna eine Hand auf die Stirn. "Nicht, dass du mir krank wirst!" scherzte er dann und gab ihr einen Kuss. "Ich hoffe doch aber sehr, dass du nicht beginnst deinen toten Gatten zu sehen, weil ich dir nun doch nicht mehr genüge?" spottete er sanft und strich Joanna zärtlich über die Wange.
"Ich war heute morgen bei den Pferden und habe mir Zeit genommen meine drei alle einmal wieder selbst zu reiten." erzählte er dann. "Und nun sitze ich wieder hier und mache mir Gedanken über Steuerabgaben, Zölle und Handelsverträge ...." er seufzte theatralisch, lachte dann aber und gab Joanna noch einen Kuss. "Du siehst, du kommst gerade richtig."

Joanna lachte auf und brachte William mit einem langen Kuss zum Schweigen. "Unsinn. Wie könntest du mir nicht genügen? Und es geht mir blendend, also keine Sorge. Alles ist bestens. Ich denke, die Erinnerung hat mir einen Streich gespielt."
Sie freute sich, dass William sich wieder wohler in seinem Zuhause fühlte und sich wieder die Zeit nahm selbst zu reiten. "Ja, ich sehe, ich komme genau richtig. Aber ich freue mich schon auf den Sommer, wenn wir Chouchou anreiten können. Im Moment scheint er ganz schön frech zu werden, er hat..."
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie und Joanna hob eine Augenbraue. "Erwartest du jemanden?", fragte sie, da öffnete sich von selbst die Tür und sie starrte den Besucher mit schreckgeweiteten Augen an, während sie haltsuchend an William lehnte.
"Das ist....unmöglich..."

"Na, das klingt beruhigend." bemerkte William grinsend, ehe er ein wenig verwundert zur Tür sah. "Nicht wirklich, aber heute reichen sich die Leute hier ohnehin die Klinge in die Hand."
Vermutlich noch irgendein Bote, der noch mehr Arbeit für ihn hatte ...
Im nächsten Augenblick runzelte William jedoch die Stirn. Es war mehr als lange her, dass er diesen Mann das letzte Mal gesehen hatte ... dennoch war er sich recht sicher wen er da vor sich hatte. Zumal Joannas Reaktion ihn darin bestätigte. Aber sie hatte Recht ... das war unmöglich.
"Wer seid Ihr und was wollt Ihr hier, dass Ihr nicht einmal eine Antwort abwarten könnt, wenn Ihr anklopft?" fragte William ein wenig kühl und musterte den Ankömmling kritisch. Wie konnte das sein? Wo kam dieser Kerl mit einem Mal her ... nach über 15 Jahren?

Roger

Joanna schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, war kreidebleich geworden. Sie kannte diesen Mann und hatte gehofft, ihn nie wieder zu sehen. Er war doch tot! Warum stand er hier, zwar deutlich älter, aber doch lebendig vor ihnen? Das war eine Katastrophe. Sie brachte kein Wort heraus und fürchtete sehr, dass ihre Beine gleich nachgeben würden, deshalb klammerte sie sich angsterfüllt an Williams Hand. Das durfte nicht sein. Doch es war so.
"Wer ich bin? Das müsstet Ihr doch wissen, Junge. Wir standen uns oft genug gegenüber. Mein Name ist Roger de Beaumont, Earl of Warwick. Und ich bin hier, weil ich mein Weib zurück will. Ich hörte, sie sei nun hier zu finden. Und daher...komme ich gleich her. Offensichtlich bin ich des Königs Boten zuvor gekommen, der Euch vorwarnen sollte.", erklärte Roger grinsend. Er hatte harte Jahre hinter sich, aber seine junge Frau war immer noch eine Augenweide, wie er feststellte, und daher freute er sich schon darauf sie mit nach Warwick zu nehmen, ob sie nun wollte oder nicht.

William drückte Joannas Hand und zog sie ein klein wenig enger an sich, während er seinen Gegenüber musterte.
"Das kann nicht sein, alter Mann." erwiderte William nüchtern, auch wenn sein Herz langsam zu rasen begann. "Roger de Beaumont hat vor vielen Jahren das Zeitliche gesegnet. Wer immer Ihr also sein mögt, der alte Earl of Warwick seid Ihr sicher nicht." fügte er scharf hinzu. "Und dementsprechend werdet Ihr einen Teufel tun und nicht einmal daran denken meine Frau auch nur anzufassen."
In William kochte die Wut bereits so stark, dass er sich den Kerl am liebsten direkt vorgeknüpft hätte. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen nach so langer Zeit einfach aufzutauchen und auch noch Ansprüche zu stellen?
Und dann auch noch dieses spöttische Grinsen, dass sich nun auf seinen Lippen ausbreitete!

Roger

Joanna hätte am liebsten den Kopf unter irgendeinem Kissen vergraben und wäre nie wieder hervor gekommen. Das war ein einziger Alptraum! Warum musste Roger nun hier auftauchen? Warum? "Aber du bist....tot!"
Roger schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.
"Wie ihr seht, lebe ich noch. Meine Missgeburt von Sohn hat vor fünfzehn Jahren versucht mich um die Ecke zu bringen, als ich aus dem Krieg heim kam. Hat mich bewusstlos ins Meer geworfen, aber zu seinem Pech hat mich jemand aufgegabelt." Und dann hatte er lange in Frankreich gelebt, ohne wirkliche Erinnerung. Als sie dann wieder kam, war der Hass Tag für Tag größer geworden. Und irgendwann hatte er endlich die Mittel gehabt nach England zu reisen, die Lage auszukundschaften und sich zum König zu begeben.
"Ich bin der alte und der neue Earl of Warwick, Cornwall. Und ich will meine Frau mit nach Hause nehmen, wo sie vor Jahren einfach gegangen ist. Schließlich ist unsere Ehe gültig, ich bin nicht tot und sie war keine Witwe, als sie Euch geheiratet hat. Eure Ehe hat keinen Bestand und Eure Kinder sind Bastarde.", erklärte Roger nicht ohne Genugtuung.
"Nein...nein, das ist nicht wahr.", flüsterte Joanna völlig verstört. Das konnte alles nicht sein.

Roger

Für einen Sekundenbruchteil war William die Luft weg geblieben, dann hatte er sich wieder im Griff und schüttelte den Kopf. "Nein." erwiderte er entschlossen.
Roger zog eine Augenbraue in die Höhe und lächelte spöttisch. "Nein?" wiederholte er. "Junge, das ist nichts, worüber ich zu diskutieren gedenke." erwiderte er selbstgefällig.
William hingegen starrte ihn mit hasserfülltem Blick an. "Damit wir uns richtig verstehen, alter Mann. Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Joanna mitnehmt. Sie gehört hier her an meine Seite. Wenn Euch das nicht passt, müsst Ihr damit selbst zurecht kommen. Und versucht es gar nicht erst, ich werde schon einen Weg finden, um es zu verhindern." drohte William entschlossen.
Und wenn er den Fehler von Beaumonts Sohn korrigieren musste in dem er Roger selbst bei Seite schaffte ...

Roger

Joanna schloss die Augen und vergrub das gesicht an Williams Schulter. Sie wollte Roger nicht sehen, nicht hören und schon gar nicht woltle sie wieder mit ihm leben. Sie war so unglücklich damals gewesen und er war ein alter Mann. Was sollte sie mit einem alten Mann wie ihm? Sie hatte ihre große Liebe doch schon gefunden, hatte wunderbare Kinder mit William. Nie hatte sie geglaubt, man könne die Gültigkeit ihrer Ehe anzweifeln.
"Sie gehört zu mir, denn sie ist mein angetrautes Weib seit fast zwei Jahrzehnten und dieses Recht wird mir jeder Priester bestätigen, ganz einfach. Es gibt nichts, womit Ihr mich hindern könntet. Ihr braucht es gar nicht erst zu versuchen. Und wenn Ihr zum Mörder werdet, verliert Ihr sie ebenso, weil Ihr hängen werdet. Also hört auf mit dem Unsinn. Die Kinder könnt Ihr behalten, Joanna nehme ich jetzt mit. Pack deine Sachen, Weib."
Joanna verkrampfte sich völlig, drehte sich aber langsam um und schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. "Nein. Ich komme nicht mit dir. Ich lebe hier. Ich liebe meinen Mann und meine Kinder. Mein Mann bist nicht du, ich habe William geheiratet."

William verengte zornig die Augen. "Zwei Jahrzehnte? So ein Unsinn!" begehrte er auf. "Ihr wart seit über 15 Jahren nicht mehr für sie da, ich denke nicht, dass Ihr irgendwelche Ansprüche erheben könnt."
Roger maß ihn mit einem verächtlichen Blick und machte einen Schritt nach vorne. "Allerdings! Ihr werdet mich nicht -" ehe er den Satz vollendet konnte, trat William vor Joanna und versperrte ihm somit den Weg.
"Ihr werdet nur eine einzige Sache tun. Und das ist von hier verschwinden." grollte William zornig. "Ihr befindet Euch auf meinem Grund und Boden und ich befehle Euch zu verschwinden. Solltet Ihr Euch dem widersetzten, habe ich jedes Recht Euch fest nehmen zu lassen, also seht zu, dass Ihr mir aus den Augen kommt."
Er machte noch einen Schritt auf Roger zu und maß ihn mit hasserfülltem Blick. "Und das sofort!"

Roger bedachte die Beiden vor sich voller Zorn, straffte dann aber die Schultern. Natürlich hatte William das Recht ihn von seinem Boden zu verweisen, aber... "Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich werde schon einen Weg finden um zu meinem Recht zu kommen." Er würde ganz einfach den Bischof anrufen, auf dass dieser entscheiden möge, welche Ehe denn gültig war. Und dann, dann würde er Joanna mit nach Warwick nehmen und sich nehmen, was ihm zustand.
Schließlich brauchte er ja einen Erben und da Joanna gezeigt hatte, dass sie gesunde Kinder zur Welt bringen konnte - Söhne zur Welt bringen konnte....
"Ich werde gehen, aber Ihr werdet mich schneller wieder sehen, als Euch lieb ist. Und dann, dann hole ich mir mein Weib."
Als die Tür sich hinter ihm schloss, stand Joanna eine Weile wie erstarrt da, dann begannen die Tränen zu laufen.

Kaum dass die Tür hinter Beaumont ins Schloss gefallen war, hatte William die Tür auch bereits wieder geöffnet und erteilte Peter, der draußen gewartet hatte, klare Anweisungen, um Beaumont vor die Tür zu setzten. William würde nicht dulden, dass dieser Kerl auch nur einen Fuß wieder auf seinen Grund und Boden setzte.
Dann eilte er zu Joanna zurück und schloss sie in die Arme, genau in dem Moment in dem ihr die Tränen über die Wangen liefen. "Ganz ruhig." murmelte er, auch wenn sein eigenes Herz raste als würde es gleich aus seinem Brustkorb herausspringen wollen. "Ich werde nicht zulassen, dass er dich auch nur mit einem einzelnen Finger berührt."

Joanna vergrub das Gesicht an Williams Schulter und schlang die Arme um ihn, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Er versicherte ihr zwar, dass er sie beschützen würde und sie vertraute ihm in diesem Punkt auch. Dennoch war es ein absoluter Schock für sie, ihrem ersten Ehemann gegenüber zu stehen.
"Das kann doch nicht sein...", schluchzte sie auf. "Ich habe doch seine Leiche gesehen. Mit eigenen Augen. Er war so lange verschwunden, er muss doch tot sein! Das ist unmöglich. Warum jetzt? Jetzt, wo alles endlich einmal gut ist. Warum können wir nicht einmal unsere Ruhe haben? Warum nicht? Ich will nicht zurück zu ihm. Er ist ein alter Mann, er ist widerlich. Ich will nicht weg von dir! Und meine Kinder sind doch keine Bastarde, das kann doch nicht sein!"

"Sch, sch" William strich Joanna beruhigend über den Rücken. "Du musst nicht zu ihm zurück, du wirst hier bleiben. Mach dir keine Sorgen. Ich lasse nicht zu, dass du uns weg genommen wirst." erklärte William entschlossen und gab Joanna einen Kuss.
Irgendeinen Weg würde er schon finden. Und wenn Beaumont verschwinden musste ... oder sie selbst England verlassen mussten. Es war ihm egal, solange seine Familie zusammen blieb.
"Ich werde umgehend an Henry schreiben. Und an den Bischof von York, seit Becket nicht mehr in England ist, ist Roger de Pont der höchste Bischof im Lande. Mit dieser Sache kann Beaumont nicht durch kommen, das ist unmöglich."
Blieb nur zu hoffen, dass Henry auch bestrebt war sich für ihn einzusetzen. Immerhin hatte sich ihr Verhältnis seit der Sache mit Beatrice und Richard etwas abgekühlt.

"Ich hoffe es so. Sonst war doch alles umsonst." Sonst hatte sie so lange um William gekämpft um ihn schließlich doch noch zu verlieren. "Ich will euch nicht verlieren. Was...was tun wir, wenn er damit durchkommt und der Bischof unsere Ehe für ungültig erklärt? Was tun wir dann? Er wird sein Recht einfordern und niemand wird ihn daran hindern, wenn er her kommt und mich mitnehmen will. Ich weiß nicht, was ich machen soll...Ich habe solche Angst, dass er damit durchkommt. Ihr seid doch alles, was ich habe!"
Joanna schniefte leise.
"Ich hoffe, du kannst etwas erreichen..."
Vielleicht würde Henry ihnen ja helfen können. "Und....und wir sollten vielleicht Owen und John fragen, wie die Kirche unsere Lage einschätzt. Vielleicht können sie uns helfen."

William atmete geräuschvoll aus. "Was wir in dem Fall machen, erfährst du falls es soweit kommen sollte." erwiderte er dann. Zunächst wollte er über diese Möglichkeiten gar nicht sprechen.
Er legte die Hände an Joannas Wangen und sah sie ernst an. "Hör zu, er wird dich nicht mitnehmen. Egal was passiert, du wirst nicht zu ihm zurück müssen. Eher gebe ich alles auf, was wir hier haben, bevor ich dich ihm übergebe. Hörst du? Das wird nicht passieren." wiederholte William eindringlich.
William fuhr sich mit der Hand über das Kinn. "Pass auf, du bleibst hier ... schließ die Tür ab, sobald ich weg bin, nur für den Notfall. Ich werde Owen und John vorbei schicken und sicher gehen, dass niemand diesen Kerl wieder hier herein lässt. Danach komme ich wieder her und schreibe den Brief an Henry. Ein Bote von ihm scheint ja offensichtlich schon auf dem Weg zu sein."

Joanna gab sich wirklich Mühe sich zu beruhigen und auf seine Worte zu hören, doch im Hinblick auf ihre vorhergehende Begegnung fiel ihr das noch etwas schwer. Immerhin hatte sie gerade ihren totgeglaubten ersten Ehemann getroffen.
"Ja...ich bin froh, dass ich dich habe. Ohne dich...würde ich durchdrehen. Das alles macht mich völlig wahnsinnig. Nach achtzehn Jahren...."
Sie schluckte und schloss einen Moment die Augen.
"Ich bleibe hier. Ich werde tun, was du sagst. Ich hoffe, dieser Alptraum ist bald vorbei." Sie waren doch gerade so glücklich gewesen.
"Komm bald zurück, bitte...ich brauche dich. Ich..ich habe Angst. Ich will nicht, dass das alles geschieht." Und wieder zu Roger zurück zu müssen, war eine absolute Horrorvorstellung.

William zog sie noch einmal an sich und gab ihr einen Kuss. "Ich werde gleich wieder zurück sein." versprach er und machte sich dann auf den Weg um John und Owen zu finden und sie zu Joanna zu schicken.
Er brauchte auch nicht lange um die beiden zu finden und nur wenig später besprach er mit Geoffrey alle Sicherheitsvorkehrungen. Zum einen sollte Beaumont nicht wieder herein gelassen werden, sollte er irgendwo in der Nähe gesehen werden, war William sofort zu informieren. Nachdem Geoffrey mit dieser Aufgabe betreut war, fühlte William sich gleich ein wenig besser und so machte er sich wieder auf den Weg zum Gemach, wo John und Owen bereits mit Joanna zusammen saßen.
"Geoffrey kümmert sich um alles." erklärte er als er die Tür hinter sich schloss und zu Joanna hinüber ging, um sie in den Arm zu nehmen. "Alles wird gut, das wirst du schon sehen." flüsterte er, ehe sein Blick zu John und Owen hinüber glitt.
"Wie stehen die Chancen, dass wir das ganze ohne große Probleme lösen können?"

Joanna seufzte schwer und stützte den Kopf in die Hände. John und Owen überlegten sich bereits eine mögliche Lösung, hatten ihr aber bisher nicht viel Hoffnung machen können.
Als William zurückkehrte, schmiegte sie sich mitgenommen an seine Brust und genoss die Sicherheit, die er ihr bot. Wenigstens ein bisschen Halt in dieser Situation, in der sie das Gefühl hatte sich im freien Fall zu befinden.
John wiegte ein wenig nachdenklich den Kopf hin und her. "Das ist nicht so einfach zu sagen. Ich müsste mich erst mit dem gesamten Ausmaß beschäftigen und darüber nachdenken, wie wir eine Lösung finden könnten. Wie wir argumentieren könnten, damit es den Bischof überzeugt."
Owen seufzte leise und nickte schließlich.
"Dem muss ivh mich leider anschließen." Joanna fuhr sich mit der Hand über die Augen. "Dann wäre ich euch dankbar, wenn ihr gemeinsam eine Lösung suchen würdet.", sagte sie leise und wusste, dass sie damit keine Begeisterung ernten würde.

William nickte gedankenverloren. Mit so etwas hatte er gerechnet. Als Joanna ihre Bitte äußerte sah er die beiden Männer vor sich an und wartete auf deren Reaktionen. Zwar brachen sie nicht gerade in Begeisterung aus, doch William hatte mit deutlich mehr Ablehnung gerechnet. Ihm war vor einiger Zeit schon einmal aufgefallen, dass John und Owen sich zumindest nicht mehr ganz so vehement angingen, wenn sie nicht einer Meinung waren ... wer weiß, vielleicht würden die zwei ja doch noch einen Weg finden, um miteinander zurecht zu kommen.
"Es wäre mir wirklich eine Herzensangelegenheit. Ich werde Joanna nicht an Beaumont übergeben, egal was für ein Urteil gefällt wird. Allerdings wird das im schlimmsten Fall natürlich entsprechende Konsequenzen haben und ich wäre froh, wenn ich diese mit Eurer Hilfe umgehen könnte." erklärte William langsam.
Allmählich wurde ihm angesichts des Ausmaßes dieser Sache wirklich übel ...