William und Joanna - ab 1183

Ela


Ela hob die Augenbrauen. "Aber wieso nicht? Ihr seid doch ein stattliches Kerlchen, warum solltet Ihr Schwierigkeiten mit Frauen haben? Es ist beinahe schade, dass Ihr noch unerfahren seid. Aber ich bin sicher, er macht sich nur ein wenig Sorgen."
Ela lachte auf. "Ich schätze, das gehört zu meinem Beruf. Ich gebe nicht so leicht auf und ich habe das Gefühl, dass Ihr anders seid. Das finde ich sehr interessant."
Ihre Augen leuchteten triumphierend auf, als er ihr einen Becher Wein einschenkte. Dankbar nahm sie ihn und trank einen Schluck.
"Wie kommt es, dass Euer Vater denkt, Ihr würdet diese Sache hier nicht allein hinbekommen, sondern benötigtet einen Schubs von ihm? Seid Ihr so unerfahren oder weiß Euer alter Herr nur nichts von Euren...Taten?"

Gabriel

"Ich habe keine Schwierigkeiten mit Frauen." erwiderte Gabriel entschieden. "Ich halte nur nichts davon von einem Bett ins nächste zu springen, wie mein Vater es immer getan hat." Das brachte ja doch nichts als Ärger.
Gabriel verdrehte die Augen. "Mein Vater misst andere gern an sich selbst und mit seinen Bettgeschichten kann ich nun wirklich nicht mithalten." erklärte er und nahm gerade einen Schluck Wein als Elas nächste Worte ihm die Röte in die Wangen trieb und er sich um ein Haar verschluckt hätte.
Gabriel starrte in seinen Becher hinab und rang etwas um seine Fassung. "Es ... es gibt da nichts zu wissen." räumte er etwas heiser ein. Für ihn war das an sich kein großes Drama, er war ja letztlich auch erst 14 Jahre alt ... sicher, seine Freunde begannen allmählich hier und da mit ihren Eroberungen zu prahlen, das war in ihrem Alter wohl normal, aber Gabriel fand nicht, dass er so unfassbar spät dran war. Außerdem hatte er ja nun auch Giulia kennegelernt, es war also nicht so als hätte er kein Interesse an diesen Dingen.
"Aber selbst wenn bräuchte mein Vater davon auch nichts zu erfahren. In diesen Dingen will ich mir an ihm wirklich kein Beispiel nehmen." erklärte Gabriel schließlich ein wenig ruppig und sah dann zögerlich wieder auf.

Ela


"Das ist eine kluge Einstellung, will ich meinen. Wenn mehr Männer so denken würden, gäbe es weniger Frauen, die meinem Gewerbe nachgehen. Behaltet sie bei, das ist...weise. Es bringt weniger Ärger mit sich. Ihr müsst nicht mit seinen Bettgeschichten mithalten, Ihr seid noch jung."
Ela lächelte verständnisvoll. "Das ist nichts, wofür Ihr Euch schämen müsst. Ihr habt noch Zeit, Ihr seid wirklich sehr jung. Bis Ihr heiratet, wird wohl auch noch etwas Zeit ins Land gehen. Immerhin seid Ihr nicht völlig abgeneigt, Ihr interessiert Euch wenigstens ein wenig. Aber Ihr spart Euch für die richtige Frau auf, ist es nicht so?", riet sie mit funkelnden Augen. "Habt Ihr sie schon getroffen, die richtige Frau?"
Ela neigte den Kopf.
"Von mir wird niemand etwas erfahren. Ich halte es mit Diskretion...egal, was hier passiert und was nicht.", versprach sie dann.

Gabriel

"Das werde ich, keine Sorge." Zumal er im Moment ja doch nur Giulia im Kopf hatte, wie sollte er sich da auf andere Frauen einlassen?
Gabriel biss sich auf die Unterlippe und zögerte mit seiner Antwort. Es war ein so furchtbar privates, intimes Thema und sie beide kannten sich überhaupt nicht. "Ihr macht Euch über mich lustig." bemerkte er dann. Sich aufsparen für die Richtige ... er konnte das Gelächter darüber schon genau in seinen Ohren hören.
Gabriel sah Ela an, runzelte leicht die Stirn. Wie kam sie eigentlich auf die Idee, dass er ihr diese Dinge erzählen würde? Doch noch viel wichtiger war: was für ein Narr war er, dass er sogar damit begonnen hatte, ihr diese Dinge anzuvertrauen?
Gabriel schluckte, dann nickte er langsam und zuckte zugleich mit den Schultern. "Ich ... ich denke schon. Aber es ist nicht so leicht, ich kann sie nicht einfach heiraten oder sowas ..." Vermutlich würde Giulia sich ebenfalls über ihn lustig machen, wenn sie heraus fand, dass er sie gerne heiraten wollte.

Ela


Elas Augen weiteten sich ein wenig. "Aber nein, Gabriel. Ich mache mich nicht lustig, im Gegenteil. Ich bewundere das sehr, in meinem Gewerbe ist das doch etwas, das gar keinen Platz findet. Es ist ein bisschen erfrischend, solche Tugend noch zu finden. Bewahrt die Reinheit Eures Herzens noch ein wenig, hm?" Ela  lächelte interessiert.
"Das ist gut, wenn Ihr sie gefunden habt. Setzt alles daran sie für Euch zu gewinnen, Ihr solltet die Liebe bewahren. Aber....warum könnt Ihr sie nicht heiraten? Ist sie nicht Eures Standes oder hat sie nichts für Euch übrig?"

Sie war neugierig darauf, was diesen jungen Burschen so bewegte. Seine Augen waren ein wenig melancholisch, das beschäftigte sie.

Gabriel

Gabriel musste gegen seinen Willen schmunzeln. "Nun, das wäre auch sehr merkwürdig, nicht wahr? Romantik ist ja nicht käuflich." Allein der Umstand, dass man für diese Liebesdienste bezahlte, raubte ihm jeglichen Charme, fand Gabriel. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass der bloße fleischliche Akt so berauschend war, wenn keinerlei Gefühle im Spiel waren.
Gabriel seufzte leise. "Sie ist nicht wirklich interessiert an mir. Außerdem wäre sie auch nicht bereit ihr Heimatland auf Dauer zu verlassen und -" Gabriel stockte und sah Ela forschend an. Was wenn ... "Wieso wollt Ihr das eigentlich alles wissen?" fragte er langsam. "Woher weiß ich, dass mein Vater Euch nicht auch noch für ganz andere Dinge bezahlt. Mich auszuhorchen womöglich?" Gabriel traute ihm durchaus zu, dass er auf diese Art und Weise von diesem 'Geschenk' noch profitieren wollte, um ein paar Informationen zu bekommen, die sein Sohn ihm sonst verwehrte.

Ela


"Ja, das ist wohl leider so. Aber manche Männer geben sich trotzdem Mühe, wisst Ihr. Ich freue mich immer darüber, wenn sie ein wenig freundlich und zuvorkommend zu mir sind. Das zeigt mir, dass es auch anständige Männer gibt. Und es vermittelt mir ein klein bisschen Gefühl für....Romantik."
Elas Miene verfinsterte sich für einen Moment. "Das wisst Ihr nicht. Aber wenn Ihr denkt, ich würde meine Versprechen nicht halten, weil ich eine Dirne bin, dann seid Ihr nicht der Mann, für den ich Euch hielt.", erwiderte sie ein wenig gekränkt.
"Ich habe auch Ehre im Leib, Gabriel. Ich will es wissen, weil es mich interessiert und weil solche....normalen Dinge in meinem Leben einfach nicht vorkommen. Ich höre gerne Geschichten aus dem alltäglichen Leben. Außerdem mag ich Euch gern, deshalb gönne ich Euch, dass Ihr eine Frau heiratet, die Ihr in Euer Herz lassen könnt."

Gabriel

Gabriel betrachtete Ela und fühlte sich mit einem Mal unwohl in seiner Haut. Was bewegte einen Menschen dazu solch einer Tätigkeit nachzugehen? Was war geschehen, dass Ela so ihr Leben finanzieren musste?
Doch ehe er sich weiter Gedanken darüber machen konnte, wurde er ein wenig blass und hob abwehrend die Hände. "Verzeiht, ich wollte Euch nicht kränken, wirklich nicht! Ich ... es ist einfach so, dass ich meinem Vater in dieser Hinsicht so ziemlich alles zutraue. Er will unbedingt wissen wie es um mein Liebesleben bestellt ist. Ich wollte Euer Wort wirklich nicht in Zweifel ziehen."
Er sah Ela zögerlich an. "Dafür dass wir uns gerade erst ein paar Minuten kennen, seid Ihr ... ausgesprochen nett zu mir. Schließt Ihr die Menschen immer so schnell in Euer Herz?" fragte er mit einem kleinen Lächeln. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das in ihrem Beruf so praktisch war.

Ela


Ela winkte ab und entspannte sich ein wenig. "Schon in Ordnung, ich sollte nicht so empfindlich sein. Ich kann verstehen, dass Ihr Eurem Vater nicht über den Weg traut dahingehend.  Aber er sorgt sich nur um Euch und er ist natürlich neugierig. Seid ihm nicht gram deswegen. Das ist sicher das Los aller Väter. Ich weiß nicht Recht, mein Familienleben war nicht mit Eurem zu vergleichen, denke ich."
Sie lächelte sanft.
"Nein, eigentlich nicht. Aber ich habe eine wirklich gute Menschenkenntnis, ich kann recht schnell einschätzen, ob ich einen guten oder schlechten Menschen vor mir habe. Und ich mochte Euch gleich gern, deshalb nehme ich Anteil an Eurem Leben. Außerdem habe ich eine Schwäche für Liebesgeschichten. Vielleicht, weil ich selbst nie eine erleben würde."

Gabriel

Gabriel musste grinsen. "Tja, wisst Ihr, das könnte daran liegen, dass mein Familienleben mit einem anderen vergleichbar ist. Es war und naja, ist eigentlich immer noch, ziemlich verkorkst." bemerkte er und griff wieder nach seinem Becher, um einen Schluck Wein zu trinken.
"Gute Menschenkenntnis ist viel wert, in allen Belangen des Lebens will ich meinen." erwiderte Gabriel, dann wurde sein Blick eine Spur trauriger. "Das klingt sehr ... traurig." murmelte er und sah Ela beklommen an. Hatte nicht jeder Mensch, der es sich wünschte, das Recht darauf eine Liebesgeschichte zu erleben?
"Wieso ... ich meine, wie seid Ihr zu Eurer ... Tätigkeit gekommen? Wenn Euch die Frage nicht zu nahe tritt." fragte Gabriel schließlich leise.

Ela


"Ach, ich denke, beschweren könnt Ihr Euch nicht. Es mag nicht immer alles glatt laufen und ihr manchmal Differenzen haben, aber letztlich liebt Ihr Euch doch alle, oder nicht?", fragte Ela lächelnd. "Meinem Vater war ich....einfach nicht so wichtig, nur ein Maul zu stopfen. Aber meine Mutter war immer gut zu uns. Ein bisschen verkorkst ist wohl jede Familie."
Sie seufzte leise und neigte den Kopf. Das war nicht unbedingt ihr Lieblingsthema. "Nein, das tut sie nicht, das...kann ich mir auch garnicht leisten. Naja, wisst ihr....ich habe früh gelernt, dass man sich überlegen sollte, auf wen man sich einlässt. Ich lernte einen jungen Mann kennen, einen Kaufmannssohn. Er versprach mir das Blaue vom Himmel und ich junges, naives Ding war verliebt wie ein Backfisch. Naja, ich war dumm...und ich habe mich schwängern lassen. Mein Vater hat mich vor die Tür gesetzt. Pater Philipp hat mir....einen Ausweg vermittelt. Ich kam zu Ron. Ron hat dafür gesorgt, dass ich mein Kind bekommen kann und dann bin ich bei ihm geblieben. Ich habe ein angenehmes Dach über dem Kopf, immer etwas zu essen und mit meiner....Tätigkeit habe ich ein gutes Auskommen. Ron ist gut zu uns, hält uns aufdringliche Freier vom Leib und sorgt für unser Wohl. Ich kann also zufrieden sein. Mein kleines Mädchen bekommt im Kloster eine gute Ausbildung, ich habe mich nicht zu beklagen.", berichtete sie lächelnd. "Es ist eine Geschichte, wie sie oft passiert, aber nicht jede hat so viel Glück wie ich."

Gabriel

"Das schon, ja. Aber wir haben eine ziemlich bizarre Familienkonstellation zu bieten. Mein Vater war ... naja, im Gegensatz zu mir ist er ausgesprochen fleißig in unterschiedlichen Betten gewesen. Ich habe eine ganze Schar von Geschwistern, aber tatsächlich sind es alles Halbgeschwister ... von ganz verschiedenen Müttern." erklärte Gabriel und seufzte leise. Und dieses Zusammensetzung hatte auch häufig genug für Ärger gesorgt, wenn er bedachte, wie sein Vater und Helene oft gestritten hatten.
Von dem was Ela dann erzählte, war Gabriel so getroffen, dass er sich auf den nächst besten Stuhl sinken ließ. Er starrte sie an und dachte unweigerlich an seine Mutter. Wie leicht hätte auch sie so enden können nachdem sein Vater sie erst mit ins Heu genommen und dann sitzen gelassen hatte. Er schauderte bei dem Gedanken daran. "Das ist ... furchtbar." wisperte er und musste schwer schlucken.
Sicher hatte er schon oft genug Bettler auf den Straßen gesehen, ihnen auch immer etwas zugesteckt, aber es war ein Unterschied ob man solches Elend sah und weiter gehen konnte oder ob so eine traurige Geschichte nun hier in seinem Gemach angekommen war und er sich ihr nicht entziehen konnte.
Gabriel fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. "Aber ... du könntest doch sicher auch etwas anderes arbeiten? Es muss doch ... grauenvoll sein sich für Geld Männern hingeben zu müssen."

Ela


"Das ist wirklich ein wenig bizarr. Aber freut Euch, Geschwister sind etwas Wundervolles. Auch, wenn es nur Halbgeschwister sind. Familienbande sind stark, haltet daran fest. Sie lieben Euch sicher nicht weniger, nur weil ihre Mutter eine Andere war als Eure."
Ela seufzte leise und schüttelte den Kopf. "Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Es geht mir gut, ich bin zufrieden, keine Sorge. Glaub mir, mit meiner Vergangenheit stellt mich niemand ein. Und wenn doch, würde ich ausgesprochen bald wieder im Bett meines Dienstherren landen. Alles würde von vorn beginnen. Ich möchte das nicht noch einmal durchmachen. Und wenn ich heirate? Einen Bauern, bei dem ich schuften und jedes Jahr ein Kind bekommen muss? Wer sonst würde mich wollen? Nein, wirklich nicht, Gabriel. Und so grauenvoll ist es auch nicht. Man gewöhnt sich daran, es gibt wie gesagt auch sehr angenehme Freier. Sie sind nett und ich habe das Glück, ein bisschen wählerisch sein zu dürfen."

Gabriel

"Ja, das sind sie in der Tat. Und sie liegen mir auch wirklich sehr am Herzen. Ganz besonders zu meiner älteren Schwester habe ich eine enge Verbindung. Die anderen ... sehe ich so selten." Erklärte Gabriel langsam. Er bedauerte das durchaus, aber auch das schien zu ihrem Familienleben zu gehören ... sie waren immer schon irgendwie verteilt gewesen.
Nachdenklich fuhr Gabriel sich über das Kinn. "Du könntest hier anfangen, auf der Burg." wandte er ein. Ihm fiel überhaupt nicht auf, dass sie beide von der förmlichen Anrede weg gekommen waren. Es fühlte sich bei diesem Thema irgendwie ganz selbstverständlich richtig an auch die vertraulichere Abrede zu nutzen. "Oder du kommst mit nach Winchester, ich bin sicher mein Onkel kann eine helfende Hand in seinem Haushalt noch gebrauchen. Ich könnte ihn fragen."
Gabriel sah zu Ela auf. "Man gewöhnt sich daran? Aber ..." Ihm fehlten irgendwie die Worte und in seinem Kopf herrschte solches Chaos, dass er Probleme hatte zu erkennen, was er tatsächlich dachte und fühlte.
Er machte eine matte Geste. "Setz dich doch, hm?"

Ela


"Das ist gut. Und die Anderen....vielleicht solltest du sie einfach mal besuchen. Dann würdest du sie sehen. Warum seid ihr so weit weg voneinander? Wäre es nicht einfacher, sie würden hier aufwachsen? Oder sind sie schon so alt, dass sie eigene Familien haben?"
Ela war sehr überrascht, als Gabriel ihr das Angebot machte. "Und du fragst mich, warum ich so nett zu dir bin? Das ist ein sehr großzügiges Angebot. Aber im Haushalt eines Bischofs? Oh nein, da ist der Ärger vorprogrammiert. Ich bin dir wirklich dankbar, aber ich denke, vorerst bleibe ich dort, wo ich bin. Es geht mir gut und Ron war gut zu mir. Es wäre nicht fair, ich jetzt im Stich zu lassen." Und sie wollte auf der Burg nicht zum Freiwild für aufdringliche Ritter werden, die glaubten, bei ihr umsonst auf ihre Kosten kommen zu können.
Sie setzte sich dankbar und nahm noch einen Schluck Wein. "Das tut man wirklich, auch wenn es dir schwer vorstellbar erscheint."

Gabriel

Gabriel grinste schief. "Ja, das würde ich gerne, aber sie leben etwas verteilt über England und ich kann auch nicht einfach so hin und her reisen. Meine älteren Brüder sind beide wohl auf bestem Wege dahin eigene Familien zu gründen. Thomas hat bereits geheiratet, allerdings wird er wohl bald auch nach Oxford zurück kommen und hier bleiben. Jonah hingegen ist nur drei Jahre älter als ich, er steckt also noch mitten in seiner Ausbildung. Und die Kleinen ... tja, da wird es kompliziert. Zwei von ihnen sind bei ihrer Mutter in Kent und die zwei anderen bei deren Mutter in Wales ..." Gabriel zuckte leicht mit den Schultern. Er hatte ja gesagt, dass es eine etwas verquere Situation war.
Er zog eine Augenbraue leicht in die Höhe. "Du warst schon nett zu mir bevor ich solch ein Angebot gemacht habe." gab er schmunzelnd zu bedenken. "Naja, gut, das ist vermutlich wahr, aber ... hier könntest du arbeiten. Es würde keinen Ärger geben. Vielleicht denkst du einfach mal drüber nach." schlug Gabriel dann lächelnd vor.
Er beobachtete wie Ela an dem Wein nippte und seufzte leise. "Tja, vermutlich bin ich einfach hoffnungslos naiv ..." murmelte er. Es reicht, wenn in der Hochzeitsnacht eine Jungfrau im Bett ist hatte sein Vater ihm vorgehalten und Gabriel verfolgten diese Worte ein wenig. Waren seine Ansichten in dieser Sache wirklich so absonderlich?

Ela


"Nun, dann wirst du sicher wenigstens einen Teil deiner Geschwister weiter sehen. Freu dich darauf, das wird dir gut tun. Und vielleicht hast du dann auch Gelegenheit wieder eine bessere Beziehung zu deinem Bruder aufzubauen."
Ela lächelte. "Und wer weiß, wofür es gut ist, überall Geschwister zu haben, hm? Ich werde über dein Angebot nachdenken, wirklich. Aber das ist nichts, was ich so rasch entscheiden kann. Trotzdem, vielen Dank für deine Freundlichkeit."
Sie beugte sich vor und legte die Hand auf seine. "Nein, das bist du nicht. Nur...unschuldig, auch im Geiste. Tugendhaft. Ich mag das an dir, ich begegne selten Männern wie dir.  Aber es ist ein sehr faszinierender Charakterzug."
Ela neigte den Kopf. "Ein kleines bisschen Naivität erhellt uns auch manchmal die Welt, weißt du."

Gabriel

"Ja, wer weiß. Ich werde die Zeit, die ich mit ihnen gemeinsam habe auf jeden Fall genießen." erklärte er lächelnd und nickte dann als Ela erklärte, sie würde zumindest über sein Angebot nachdenken. "Gut. Und wann immer du dir überlegen solltest, dass du mit deiner derzeitigen Tätigkeit aufhören willst, komm zu mir und ich helfe dir." versprach Gabriel und musste dann grinsen. "Und wenn du hier auf der Burg anfängst, wirst du auch nicht im Bett deines Dienstherren landen. Mein Vater ist so vernarrt in seine Frau, dass er es nie wagen würde eine andere anzufassen und sein Nachfolger ... nun, der bin immerhin ich."
Gabriel sah ein wenig überrascht auf seine Hand hinab auf der nun Elas schlanke Hand lag. Er atmete verstohlen durch, dann ließen ihre Worte ihn lächeln und er drehte die Hand herum, so dass er ihre ergreifen konnte. "Du lässt das ausgesprochen gut klingen. Alle anderen würden wohl sagen, ich sei prüde und naiv." bemerkte er, doch zu seiner eigenen Überraschung war seine Stimme frei von Bitterkeit. "Tugendhaft, das klingt wirklich sehr gut." murmelte er. Tugendhaftigkeit war immerhin etwas, das von einem Ritter erwartet wurde.

Ela


Ela lachte leise. "Das ist gut zu wissen, ich werde es nicht vergessen und in meine Überlegungen einbeziehen, keine Sorge. Aber es ist...beruhigend zu wissen, dass ich diese Möglichkeit habe. Denn eines Tages werde ich ohnehin zu alt sein."
Sie war froh, dass er ihre Hand nahm und drückte sie leicht. "Es ist doch auch etwas Gutes. Nur weil man nicht in jedes Bett springt, muss man doch nicht prüde sein. Es ist schließlich auch das, was die Priester verlangen. Lass dich nicht vom Gerede beeindrucken und bleib einfach, wie du bist. Das ist doch gut so." Ela leerte ihren Becher und erhob sich.
"Ich sollte langsam gehen. Solltest du Rat suchen, darfst du dich gern an mich wenden, jederzeit. Ich revangiere mich für dein wunderbares Angebot. Ich würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen, Gabriel, auch wenn du meine Dienste nicht in Anspruch nehmen möchtest."
Ihre Augen funkelten amüsiert auf. Wenigstens ein kleines bisschen Stoff zum Nachdenken wollte sie ihm geben und so küsste sie ihn auf den Mund, ehe sie sich zum Gehen wandte.

Gabriel

Gabriel fand ihr Lachen schön, es klang fröhlich und vor allem ehrlich. Er nickte bedächtig. "Hier wird immer ein Platz für dich sein, wenn du möchtest." versicherte er noch einmal, dann grinste er leicht. "Danke. Es tut gut, so etwas zu hören, weißt du?" Seinen Freunden gegenüber konnte er solche Dinge kaum aussprechen, sie würden nicht verstehen, was in ihm vorging und sein Vater machte sich darüber ja ohnehin schon lustig.
Gabriel nickte und wollte gerade etwas antworten als Ela sich mit funkelnden Augen zu ihm herab beugte und ihm einen Kuss gab. Vollkommen überrumpelt davon saß er da und hätte beinahe zu spät reagiert, denn sie wandte sich schon zum Gehen, hatte die Tür beinahe erreicht, da riss Gabriel sich aus seiner Starre, stellte den Becher eilig beiseite und sprang auf.
"Ela!" Er folgte ihr eilig, griff sachte nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten und gleichsam zu sich herum zu drehen. Als sie sich wieder gegenüber standen und in die Augen sahen, fehlten ihm für einen Moment erneut die Worte. Viel zu viel gab es da, was in seinem Kopf rumorte.
"Danke." erklärte er schließlich leise, aber voller Aufrichtigkeit.

Ela


"Ich danke dir, Gabriel." Ela zwinkerte ihm zu. "Dabei solltest du es öfter hören. Aber weißt du, wenn deine Freunde dich aufziehen, kannst du sie ja an mich verweisen. Ich werde ihnen schon sagen, dass ich dich kenne und viel Spaß mit dir hatte.", versprach sie gut gelaunt.
Als er sie noch einmal aufhielt, legte sie die Hand für einen Moment auf seine Brust und lächelte. "Sehr gern, Gabriel. Wann immer du mich brauchst, werde ich da sein."
Und sie hatte das Gefühl, dass es der Anfang einer langen und guten Freundschaft sein würde. Das, was sie heute Nacht begründet hatten, würde ihnen Beiden noch helfen können. Und sie mochte den jungen Mann. Wenn er eines Tages Oxford bekam, machte sie sich wahrlich keine Sorgen um die Grafschaft. Er würde sie gut und umsichtig leiten. Oft waren die Männer die besseren, die viel zweifelten.
Sie löste sich von ihm und schlüpfte durch die Tür.

Levi

Levi musste an sich halten, um nicht ständig breit zu grinsen als er zu Miriams Gemach kam. Als sie draußen das erste Mal auf Adam und die Hunde getroffen waren, hatte Levi sehr wohl bemerkt, wie sehr vor allem einer der Welpen Miriam aufgeheitert hatte. Und nun war es für eben diesen Wurf an der Zeit von der Mutter getrennt zu werden. Einige der Welpen blieben hier auf der Burg, andere wurden verkauft und Levi hatte mit Adam gesprochen und sich den Welpen ausgesucht, der zuvor so zielstrebig zu Miriam gelaufen war.
Und eben diesen Welpen hatte er nun dabei als er an die Tür klopfte. Es war ein wenig umständlich die Tür zu öffnen und hinter sich wieder zu schließen mit diesem Fellknäul auf dem Arm, aber Levi bewerkstelligte es irgendwie und stand kurz darauf in Miriams Gemach.
"Sieh mal, ich habe jemanden mitgebracht." erklärte er zufrieden.

Miriam


Miriam hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, am Morgen einen kleinen Spaziergang zu machen und langsam bekam sie ein klein wenig mehr Selbstvertrauen. Sie wagte sich immer mehr hinaus und nahm nicht mehr vor jedem Schatten reißaus.
Als sie nun wieder an ihrem Lieblingsplatz in der Fensternische saß und auf den Hof hinaus blickte, klopfte es und Levi kam herein. Sie war nicht überrascht, denn er besuchte sie oft. Als sie jedoch aufsah, breitete sich aus Ausdruck von Überraschung und Freude auf ihrem Gesicht aus und sie sprang auf.
"Oh Levi, du hast ihn mitgebracht!" Begeistert kam sie näher und streichelte durch das wuschelige Fell. Sie mochte diesen Hund so gern, der es ihr leicht machte, ihre Seele zu öffnen und ohne Angst zu sein. Schon draußen war er ihr als Einziger völlig offen entgegen gekommen und so hatte sie ihn ins Herz geschlossen. Aber sie fürchtete die Begegnung mit Adam, daher hatte sie sich nie gewagt die Welpen zu besuchen.

"Er ist so wundervoll."

Levi

Levi wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte als Miriam aufsprang, die Augen leuchtend vor Freude. "Das habe ich." erwiderte Levi und ging in die Hocke, um den jungen Hund abzusetzen. "Hier, ich setze ihn ab, dann könnt ihr euch ausgiebig begrüßen." Und der Kleine schien auch genau das vor zu haben, denn er bestürmte Miriam sofort freudig und erhoffte sich ganz offensichtlich ausgiebige Streicheleinheiten von ihr.
"Nicht wahr? Und du solltest ihm einen Namen geben. Das hat so ein wundervoller Geselle verdient, denkst du nicht?" schlug Levi lächelnd vor. Schon als Miriam und der Welpe sich das erste Mal begegnet waren, hatte Levi eigentlich gewusst, dass er diesen Hund um jeden Preis für sie bekommen musste. Und es war nicht allzu schwer gewesen, Adam hatte bereitwillig zugestimmt ihm den Welpen zu verkaufen und so hatte Levi ihn heute gleich mitnehmen können.

Miriam


Miriam ging ebenfalls in die Hocke, um den kleinen Hund freudig zu begrüßen. Er war auch völlig begeistert und bestürmte sie regelrecht. Sie fuhr lachend durch das dichte, gescheckte Fell und war zum ersten Mal seit Langem völlig unbeschwert. Sie vergaß, was passiert und warum sie hier war, es gab für den Moment nur noch sie und den Hund und Levi, dem sie aber so traute, dass er sie nicht aus dem Konzept brachte. "Ich kann ihm doch nicht einfach einen Namen geben, Adam hat sicherlich etwas dagegen. Nachher wird der arme Kleine sich noch einmal umgewöhnen müssen, das will ich ihm doch nicht zumuten." Wenn sie ihm aber einen Namen geben dürfte, wüsste sie schon, wie sie ihn nennen würde.

"Danke, Levi...ich habe ihn vermisst, aber ich habe mich nicht getraut ihn zu besuchen. Ich...wollte Adam nicht alleine begegnen." Sicher war er ein anständiger Kerl, aber noch war sie einfach nicht so weit. Sie wollte nicht wieder einen großen Fehler machen und zu leichtsinnig sein.