William und Joanna - ab 1171 bis 1172

William verengte zornig die Augen als sein Sohn hinter den Strohballen hervor kam und die perfekte Unschuldsmiene zur Schau trug. "Was zum Teufel fällt dir Bengel eigentlich ein, he?" fuhr er den Jungen wütend an. William war nass bis auf die Haut und das Bad vom Morgen hätte er sich genauso gut auch sparen können ... er kochte vor Wut.
"Schlimm genug, dass ich mir schon kurz nach meiner Rückkehr die Klagen über dich anhören musste, aber das hier schlägt dem Fass den Boden aus." knurrte er wütend. "Was denkst du dir bei diesem Unsinn eigentlich?"
Er packte seinen Sohn am Arm und zog ihn etwas zu sich heran, um sicher zu gehen, dass Edward sich nicht gleich wieder aus dem Staub machte. "Und du solltest jetzt besser eine sehr gute Entschuldigung parat haben, Freundchen."

Edward behielt mühsam seine Unschuldsmiene bei. "Welche Klagen? Ich habe doch gar nichts getan." Es war ja klar gewesen, dass seine Mutter das Ganze nicht als erledigt ansehen würde, sondern auch noch seinem Vater davon erzählen musste.
Edward überlegte rasch, ob es klüger war zu leugnen oder vielleicht doch lieber zu gestehen. Er suchte nach Worten, die einigermaßen glaubwürdig nach einer Entschuldigung klangen.
"Das war doch nicht für dich bestimmt! Ich wusste doch nicht, dass du zum Stall wolltest. Tut mir leid..."; versuchte er schließlich sein Glück. Vielleicht kam er ja noch einmal davon...

"Du weißt ganz genau wovon ich spreche, also versuch dich da ja nicht heraus zu reden." zischte William und schob Edward zur Tür. "Es ist mir völlig gleich für wen dieser Eimer bestimmt war oder nicht! Du solltest eigentlich genau wissen, dass du so etwas nicht tun darfst. Und jetzt rein mit dir und zwar zügig." knurrte er und dirigierte seinen Sohn aus dem Stall hinaus.
Er würde ihn mit nehmen, damit er nicht gleich sofort wieder verschwand, während William sich umzog und dann würde der Kleine schon noch sein blaues Wunder erleben.
"Wie kommst du eigentlich dazu solche dummen Streiche zu spielen? Du benimmst dich wirklich wie ein Tölpel." brummte William verärgert.

Edward schluckte und beschloss, dass jede Gegenwehr keinen Sinn machen würde. Sein Vater war nun wirklich wütend, er wusste, dass er sich in acht nehmen musste. Also ging er schweigend weiter., bis sein Vater ihn erneut etwas fragte. Es war wirklich nicht klug sich jetzt aus dem Staub zu machen.
"Das war doch nur...das war für den Stallburschen gedacht. Der ärgert mich immer und da wollte ich es ihm heimzahlen. Er hat es verdient. Ich konnte das doch nicht wissen.", rechtfertigte Edward sich. Außerdem hatte er jetzt einmal Zeit mit seinem Vater allein...auch, wenn dieser nun mit schimpfte.

"Der -" begann William, brach dann jedoch ab und gab seinem Sohn einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. "Ich glaube es ja nicht! Du bist wirklich unmöglich." brummte er und schwieg dann jedoch bis sie Williams Gemach erreicht hatten und er hinter ihnen die Tür geschlossen hatte.
"Du setzt dich jetzt an den Tisch und wartest gefälligst bis ich mich umgezogen habe. Wo hast du dieses widerliche Zeug eigentlich her?" fragte William verstimmt und hatte schon so eine Ahnung, wie sein Sohn daran gekommen war.
Leise fluchend zog er Tunika und Hemd aus und verwünschte den Jungen dafür, dass die frisch gewaschenen Sachen nun erst einmal wieder gründlich gereinigt werden mussten. Er schnappte sich ein frisches Hemd und zog es sich über den Kopf während er zum Tisch zurück kehrte und sich gegen die Tischkante lehnte.
"Und nun erklärt du mir bitte einmal, was dieser ganze Unfug soll, den du in letzter Zeit wieder treibst! Und wie kommst du eigentlich dazu dich deiner Mutter zu widersetzen, wenn sie dir etwas verbietet?"

Edward zuckte nur leicht zusammen und senkte dann doch ein wenig schuldbewusst den Kopf. Das war aber auch blöd gelaufen...warum hatte es ausgerechnet seinen Vater treffen müssen?
"Naja, aus der Küche...woher sonst? War nicht schwer..."
Der Junge wartete ein wenig nervös auf die Rckkehr seines Vaters. So wütend hatte er seinen Vater wohl noch nie erlebt. Das war furchtbar und er hatte durchaus Respekt.
Edward schluckte erneut. "Was denn? Es ist einfach lustig, wie sie reagieren...wie die dicke Frau geschrieen hat, als sie die Maus gesehen hat. Das war einfach lustig. Und ich widersetze mich Mama doch gar nicht. Ich habe den Hausarrest nur ein bisschen...verkürzt. Es war so langewieilig.", protestierte er.

"Einfach lustig, ja?" fragte William und schüttelte den Kopf. "Ist dir eigentlich bewusst wer du bist? Du solltest eines Tages, wenn du alt genug bist Oxford bekommen, du bist der Sohn des Lordkanzlers und Earl of Cornwalls ... du bist niemand, der Frauen Frösche und Mäuse zusteckt und andere aus Rache mit Dreckwasser übergießt." brummte William. "Ich weiß schon, warum ich dich dieses Mal noch nicht mitgenommen habe." bemerkte er und wusste, dass er besonders mit den letzten Worten seinen Sohn traf.
"Verkürzt nennst du das? Ich dachte eigentlich, dass du eine gute Erziehung genossen hättest und wüsstest, dass du deine Mutter zu respektieren hast, aber scheinbar ist es damit doch nicht so gut bestellt, wie ich gedacht hatte."

"Ich weiß, dass ich mama zu respektieren habe und das tue ich auch, aber ihre Strafen sind sinnlos und langwelilig. So schlimm war das doch gar nicht mit den Fröschen und trotzdem will sie mir eine Woche verbieten reiten zu gehen!" Edward verfiel eine Weile in trotziges Schweigen, bis sein Vater ihm deutlich zu verstehen gab, dass er ihn ganz absichtlich nicht mitgenomen hatte.
"Ich weiß auch, warum du mich nicht mitgenommen hast. Weil dir Robert viel wichtiger ist! Sogar Philippe ist dir wichtiger. Ich bin schon fast zehn Jahre alt, aber trotzdem bringst du mir überhaupt nichts bei. Ich muss immer noch nur bei den Kleinen sitzen. Und Zeit für mich allein hast du auch nie.", entgegnete er schließlich bockig. Er musste seinen Vater immer mit seinen Geschwistern teilen und das gefiel ihm nicht. Als er noch klein geesen war, war das anders gewesen, aber jetzt? Und alle nahm er mit irgendwohin...nur er musste immer bei den Kleinen und seiner Mutter bleiben. Das war einfach nicht gerecht.

William runzelte die Stirn. "Strafen sind nicht dazu da, dass du sie spannend findest, sondern um dir zu zeigen, dass du nicht tun und lassen kannst was du willst. Will das einfach nicht in deinen Kopf hinein?" fragte William verärgert und starrte seinen Sohn im nächsten Moment beinahe fassungslos an.
"Und genau mit deinem kindischen Verhalten beweist du wieder und wieder, dass du bei den Kleinen noch besser aufgehoben bist." erwiderte William bissig. "Ich habe auf einer Reise wie der letzten einfach keine Zeit mich mit deinen Kindereien auseinander zu setzen und kann auch nicht ständig das Kindermädchen für dich spielen, weil du sonst nur Dummheiten anstellen würdest! Robert weiß wie er sich zu benehmen hat, deshalb durfte er mich begleiten. Und Philippe ist mein Knappe, natürlich nehme ich ihn dann mit. Das hat aber rein gar nichts damit zu tun, dass mir die beiden wichtiger sind. Ich liebe dich genauso, nur musst du mir auch beweisen, dass du in der Lage bist dich zusammen zu reißen, wenn du mitkommen willst."

"Aber eine Woche für ein paar Frösche ist einfach zu viel! Das ist ungerecht." Edward verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte gewusst, dass sein Vater ihn nicht verstehen würde. Und warum auch? Er hatte ja genug Geschwister, die keinen Ärger machten.
"Ich weiß auch, wie man sich benimmt. Aber du hättest mich trotzdem nicht mitgenommen, auch wenn ich mich tadellos benommen hätte.", behauptete er finster. "Du hast nie Zeit für mich, Papa. Sogar mit Philippe verbringst du mehr Zeit als mit mir, nur weil er älter ist. Das ist einfach...unfair. Ich kann mich zusammen reißen. Aber du hast mich auch noch nie mitgenommen, damit ich es beweisen konnte. Ich muss immer bei Mama zurück bleiben. Ich bin doch kein Baby mehr!"

"Nein, es scheint mir gerade angemessen, denn immerhin hast du ja bis heute noch nichts daraus gelernt." erwiderte William hart und maß seinen Sohn mit düsterem Blick. Seine Augen verengten sich ein wenig und er trat einen Schritt auf Edward zu. Er wusste schon ganz genau wie er diesem kleinen Sturkopf beikommen würde. Niemand ging so mit ihm um und schon gar nicht sein kleiner Sohn.
"So, du willst dich also beweisen, ja?" fragte er scharf. "Du willst also etwas zu tun bekommen, womit du mir zeigen kannst, dass ich dich mitnehmen soll? Ist es das, was du willst?"
Er bedachte Edward mit einem forschenden Blick und wartete die Reaktion seines Sohnes ab. Wenn er mehr Verantwortung haben wollte, dann sollte er sie bekommen. Der Kurze würde schon sehen, was er davon hatte.

Edward schrumpfte unter den harten Worten seines Vaters ein wenig zusammen und zog es vor zu schweigen. Natürlich wusste er genau, warum er die Strafe bekommen hatte, aber es hatte einfach solchen Spaß gemacht und hatte die Langeweile vertrieben. Es war ja niemand da gewesen um etwas zu spielen. Und mit seinen kleinen Schwestern kam das ja gar nicht in Frage.
Edward kaute unruhig auf seiner Unterlippe und warf seinem Vater dann einen skeptischen Blick zu. Natürlich war es das, was er wollte. Sich beweisen zu können. Auch, wenn es ihm lieber gewesen wäre, sein Vater hätte ihn auch so mitgenommen, weil er ihn für geeignet hielt. "Ja! Ich kann mich zusammen reißen, wenn ich will."

William atmete tief durch als er seinen Sohn so vor sich sah und musste sich ernsthaft dazu zwingen jetzt nicht einfach nachzugeben. Der Junge erinnerte ihn im Moment einfach viel zu sehr an sich selbst, aber er konnte ihn auch nicht einfach so ungestraft davon kommen lassen. Edward musste begreifen, dass er gewisse Pflichten trug, gerade wenn er wollte, dass man ihm Zugeständnisse machte.
"Gut." murmelte William und musterte seinen Sohn aufmerksam. "Dann will ich dich morgen früh vor Sonnenaufgang vor den Stallungen sehen, verstanden?" hakte William nach. Er würde schon genug finden, um den Jungen von früh bis spät zu beschäftigen und dann würde er schon merken, dass er seine Energie besser nicht in dumme Streiche verschwenden sollte.

Edward verstand zwar nicht recht, was sein Vater damit bezwecken wollte ihn vor den Stallungen zu sehen, aber da er unbedingt beweisen wollte, was er wert war, würde er sein Misstrauen einfach niederkämpfen und kommen. Es musste einfach klappen, damit sein Vater etwas mehr Anerkennung zeigte.
"Ich werde da sein, ich habe verstanden.", erklärte er dann entschlossen. Hoffentlich nutzte sein Vater diese Gelegenheit nicht, um ihn nachträglich noch für seine Streiche zu bestrafen. Vor allem für den mit dem Eimer würde er wohl büßen müssen...Aber er wollte doch so gerne zeigen, was in ihm steckte

William hatte nun erste Mühe sich ein Lächeln zu verkneifen und nickte stattdessen einfach. "Gut, ich hoffe, ich kann mich darauf verlassen." erklärte William nun mit etwas milderer Stimme. "Aber ganz so leicht kommst du nicht davon, Freundchen. Du wirst meine Sachen jetzt eigenhändig zur Wäscherin bringen und ihr erklären, wieso sie die Sachen nun schon wieder waschen muss. Und danach gehst du direkt zu deiner Mutter und entschuldigst dich für den Ärger den sie deinetwegen hatte."
William legte seinem Sohn eine Hand auf den Kopf und zerzauste ihm die roten Locken.
"Und keine dummen Streiche mehr, ist das klar?" fragte er mit mildem Lächeln.

Edward seufzte lautlos und nickte. "Natürlich." Schließlich war das eine Chance, die er nicht einfach so verstreichen lassen würde. Er musste sich wirklich seinem Vater beweisen. Er senkte den Kopf, als sein Vater ihn doch noch bestrafte. Das gefiel ihm zwar nicht, aber da musste er wohl durch. Das war nur so peinlich, die Wäscherin würde sicher auch mit ihm schimpfen.
Edward verzog das Gesicht. "Na gut." Sich bei seiner Mutter zu entschuldigen würde nicht schwer werden, sie war ohnehin nie lange böse und hatte Verständnis für ihn.
"Ja, Vater.", erklärte er schließlich. Er wollte schließlich nicht noch mehr Ärger.

William seufzte als er seinen Sohn so vor sich sah und warf schließlich doch alle Vorbehalte über Bord und hob den Jungen hoch, um ihn auf den Arm zu nehmen. "Du bist ein unverbesserlicher Kindskopf, weißt du das?" murmelte er und strich Edward durch die roten Locken. "Aber ich bin froh, dass du trotzdem darauf geachtet hast, deine Mutter und deine Schwestern sicher vom Hof des Königs hier her zu bringen. Das hast du gut gemacht."
William lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dieser kleine Schelm wusste genau, dass niemand zu lange böse auf ihn sein konnte. Und das erinnerte William noch mehr an sich selbst. "Willst du mir heute Abend vor dem Essen noch zeigen wie du mit deinem Pony voran kommst?" fragte William und unterbreitete seinem Sohn damit ein Friedensangebot. Edward hatte immerhin nicht ganz unrecht, William nahm sich momentan viel Zeit für seine beiden ältesten Söhne und er blieb etwas auf der Strecke.

Edward war erleichtert, als sein Vater ihn auf den Arm nahm und ihm eine Versöhnung anbot. Er lehnte den Kopf für einen Moment gegen dessen Schulter und seufzte leise. Doch er war sehr glücklich über das Lob seines Vaters. "Ich musste sie doch beschützen, schließlich war ich aus der Familie der Älteste.", erklärte er.
Als sein Vater dann beschloss ihm Zeit zu widmen, war Edward selig und strahlte glücklich. "Au ja." Das war etwas nach seinem Geschmack, denn mit seinem Pony klappte es wirklich gut. Er konnte immer besser alles umsetzen, was er wollte und meistens tat sein kleiner Wallach auch das, was er wollte.
"Ich hab dich lieb, Papa."

"Das warst du." bestätigte William. "Und du hast deine Sache wirklich gut gemacht." Er lächelte als sein Sohn so begeistert reagierte und drückte ihn noch einmal liebevoll an sich. "Ich dich auch." murmelte William und setzte Edward dann auf dem Boden ab.
"So und nun sieh zu, dass du deine Aufgaben erledigt bekommst, damit wir nachher noch genug Zeit für dich und dein Pony haben. Wenn heute Mittag die anderen eintreffen, wird es erst einmal eine Menge zu tun geben." riet William seinem Sohn und lächelte.
Wenn der Junge sich später einmal im Griff haben würde, würde er wirklich ein feiner Kerl werden, so viel stand fest. Aber bis dahin hatten sie noch einen langen Weg vor sich.

Am nächsten Morgen hatte Edward sich tatsächlich vor Sonnenaufgang aus dem Bett gequält und stand nun verschlafen vor den Stallungen. Er rieb sich müde die Augen und gähnte ausgiebig, ehe er sein Pony begrüßte und auf seinen Vater wartete. Er würde ihm schon zeigen, was in ihm steckte und vielleicht nahm er ihn dann ja das nächste Mal mit.
Es war schön gewesen, am Abend so viel Zeit mit seinem Vater ganz allein zu verbringen und das hatte ihm wahrlich gefehlt. Und er hatte ihn auch ausgiebig gelobt, weil er so große Fortschritt mit seinem Pony gemacht hatte.
Edward lächelte flüchtig und verschränkte fröstelnd die Arme. Man spürte, dass es auf den Winter zuging.

William hatte am Fenster gesessen und auf den Hof hinunter gestarrt, der durch das dämmrige Licht nur mäßig erhellt wurde. Zufrieden hatte er die kleine Gestalt seines Sohnes zu den Stallungen huschen sehen, er hatte sich also tatsächlich dazu durch gerungen. William selbst hingegen hatte noch eine Weile am Fenster gewartet bis der schließlich kurz bevor die ersten Sonnenstrahlen über die Dächer fielen an den Stallungen an kam. Er warf Edward einen Mantel zu, da er irgendwie geahnt hatte, dass der Junge nicht warm genug angezogen sein würde. "Du warst pünktlich, sehr schön." lobte er ihn knapp und drückte Edward drinnen einen Eimer in die Hand. "Du weißt wie viel Hafer die Pferde bekommen?" fragte er den Jungen mit hochgezogener Augenbraue.

Edwards Miene hellte sich auf, als sein Vater endlich kam. Er war gespannt, was er heute beweisen sollte und vor allem wie. Warum war es so wichtig, dass er früh aufstand?
Er lächelte leicht über das Lob seines Vaters, schaute diesen im nächsten Moment aber entgeistert an, als er ihm einen Eimer in die Hand drückte. "Ähm...ich denke schon.", erwiderte Edward vorsichtig und ein wenig skeptisch. Er würde doch nicht nicht....doch. Ganz einfach. Sein Vater spannte ihn zum Füttern der Pferde ein und wollte, dass er die selbe Arbeit wie ein Stallbursche machte. Was er damit zeigen wollte, wusste Edward nicht, aber etwas sagte ihm, dass es vielleicht klüger war zu tun, was von ihm verlangt wurde.
"Warum denn, Papa?", riskierte er schließlich eine Frage.

"Sehr gut, dann leg mal los. Ich denke, die Tiere haben Hunger." bemerkte William und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die Wand, um seinen Sohn bei seinem Tun zu beobachten. "Warum du das tun sollst? Ganz einfach. Die Pferde müssen versorgt werden und da die Stallburschen heute Morgen frei haben, bleibt das an uns hängen." erklärte William gelassen. "Und du solltest dich mit dem Hafer lieber beeilen, es wartet noch eine ganze Menge mehr Arbeit hier drinnen auf uns."
Grinsend schob er Edward in Richtung der Haferkiste und griff dann selbst nach einer Heugabel, um den Tieren frisches Heu vor die Boxen zu legen.
Edward würde sich gleich sicher noch wünschen, noch etwas mehr Hafer zum Füttern gehabt zu haben, denn sobald die Pferde gefressen hatten, mussten sie nach draußen, damit die Boxen sauber gemacht werden konnten - auch eine Arbeit bei der William vor hatte, den Jungen einzuspannen.

Edward bedachte seinen Vater mit einem entgeisterten Blick, erinnerte sich dann aber an seine guten Vorsätze und begann widerwillig mit der Arbeit. "Und warum haben sie alle gleichzeitig frei? Wäre es nicht besser, wenn sie abwechselnd frei hätten? Dann müssten wir die Pferde nicht versorgen.", fragte er schließlich nachdenklich nach, füllte aber dennoch gewissenhaft jede Futterkrippe mit Hafer und streichelte seinem Pony noch einmal über die Nase.
"Mehr Arbeit?", seufzte Edward scjhließlich. "Was denn?" So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte gehofft, irgendetwas Spannendes machen zu können. Aber immerhin verbrachte er so Zeit mit seinem Vater allein. Auch wenn er neidisch darüber nachdenken musste, dass seine Geschwister alle noch im Bett lagen und selig schliefen.

William bedachte seinen Sohn mit einem spöttischen Blick, wartete dann jedoch bis Edward alle Tiere mit Hafer versorgt hatte und lehnte sich gegen die Boxentür von Cuivre, der genüsslich seinen Hafer fraß. "Sie haben heute Morgen alle gleichzeitig frei, damit du etwas lernen kannst." erklärte William amüsiert.
Dann musterte er seinen Sohn mit einem langen, ernsten Blick. "Du hattest auf etwas anderes gehofft, stimmts? Hast dir wahrscheinlich ausgemalt, wie wir ausreiten gehen oder auf dem Platz trainieren, nicht wahr?" erwiderte William zunächst. "Was denkst du wohl, was Philippe den halben Tag über tut, wenn er mich als mein Knappe auf eine Reise begleitet, hm? Ich verrate es dir, genau das hier." William machte eine vage Handbewegung, die den Stall einschloss. "Er versorgt unsere Reitpferde, gibt Acht darauf, dass sie alle gesund sind und das die Ausrüstung nach wie vor in Ordnung ist." erklärte William ernst. "Und den Rest des Tages verbringt er entweder im Sattel, erledigt Botengänge für mich oder sorgt für das Essen, wenn ich jemanden empfange." er verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Daran ist nichts glanzvolles, Edward. Und du solltest dir zweimal überlegen, ob du ihn darum beneidest oder nicht. Aber es sind Dinge, die getan werden müssen, gerade wenn wir unterwegs sind. Außerdem" William nahm ein Halfter von dem Haken und drückte es seinem Sohn in die Hand. "solltest du alles kennen, womit du umgehst. Wenn du reiten willst, musst du wissen was ein Pferd benötigt. Wenn du mit einem Schwert kämpfen willst, musst du es zuvor poliert haben, um jede Scharte darin zu kennen. Erwachsen werden heißt nicht, dass man nur ruhmvolle Taten vollbringt, es heißt vor allem, das man hart für jeden Schritt arbeiten muss, den man nach vorne machen will. Wenn du später Oxford haben willst, musst du ein fähiger Anführer sein. Und nur derjenige ist fähig, der genau weiß, was für Aufgaben er verteilt, der genau weiß, was es bedeutet jede einzelne Aufgabe selbst getan zu haben."