William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Robert seufzte leise und wandte sich seiner Frau zu, die neben ihm ritt. "Ich würde vorschlagen, wir machen in dem Wirtshaus da vorne Rast und übernachten dort. Das Wetter wird schlechter, bald wird es nicht mehr nur nieseln. Dann sind wir bis auf die Haut durchnässt. Außerdem will ich dich nicht in Gefahr bringen, wenn hier irgendwelches Gesindel herum schleicht. nein, wir reiten dorthin, essen etwas Warmes und schlafen endlich wieder in einem warmen Bett. Was hältst du davon, Liebes?"
Robert wusste, dass Josephine die Kinder sehr vermisste. Ihm ging es nicht anders, aber sie hatten einvernehmlich beschlossen, dass Rob und Joanna in Cornwall bei ihren Großeltern besser aufgehoben waren. Bei Henry wusste man nie...Dort waren die Kinder wenigstens sicher.

Josephine

Josephine hatte sich auf dem letzten Stückchen der Reise zunehmend unwohler gefühlt. Nicht nur, weil sie das erste Mal länger von ihren Kindern getrennt war und diese fürchterlich vermisste und weil es seit kurzer Zeit nun auch noch nieselte, sondern weil ihr dieser Teil der Normandie auf verhasste Art und Weise vertraut war. Das hier war die Gegend in der sie groß geworden war und bisher hatte sie tunlichst vermieden Robert davon zu erzählen. Deshalb wurde sie auch ein wenig blasser als er vorschlug im Wirtshaus einzukehren und die Nacht dort zu verbringen, statt die Zelte aufschlagen zu lassen.
"Wollen wir nicht vielleicht noch einen Ort weiter Reiten? So schlimm ist der Regen doch gar nicht. Und wie kann ich in deiner Nähe denn nicht sicher sein?" Sie lächelte leicht. Nein, dort einzukehren war vielleicht keine so gute Idee ... allerdings wollte sie Robert auch nicht auf die Nase binden, dass sie ausgerechnet in diesem Wirtshaus als junges Mädchen begonnen hatte zu arbeiten. Und das hier alles seinen Lauf genommen hatte.

Robert legte die Stirn in Falten. "Warum? Es wird dunkel. Es ist klüger, möglichst rasch ein sicheres Plätzchen aufzusuchen. Und noch lieber eines, in dem es warm und trocken ist und gutes Essen gibt. Ich möchte nicht, dass du dich erkältest. Wir sind doch nur noch wenig vom Wirtshaus entfernt. Warum sollten wir weiterreiten und hoffen, bald wieder eines zu finden? Nein, ich denke, wir kehren am Besten dort ein. Was hast du gegen das Wirtshaus?"
Irgendwie benahm Josephine sich seltsam. vielleicht war es wirklich nur die Reise, aber er würde seine Frau in jedem Fall im Auge behalten.

Josephine

Josephine seufzte leise. Natürlich ließ Robert sich nicht mit solchen Ausreden abspeisen und im Grunde waren seine Argumente ja auch die vernünftigeren. Sie würde nicht umhin kommen ein wenig mit der Sprache herauszurücken, wenn sie ihn doch noch davon abhalten wollte.
"Robert, die Gegend hier ist nicht sonderlich einladend ... und das Wirtshaus hier nicht den besten Ruf. Wir sollten wirklich noch einen Ort weiter reiten. So weit ist es bis dahin auch gar nicht ..."

Robert hob eine Augenbraue. "Ach?" Das überraschte ihn nun wirklich. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Josephine wusste mehr, als sie ihm sagen wollte. Doch warum war sie nicht ehrlich?
"Und woher willst du das wissen, holdes Eheweib? Du kennst dich doch gar nicht hier aus. Oder etwa doch?"
Robert zügelte seinen Hengst ein wenig und verengte die Augen leicht.
"Josephine, jetzt hör auf mit diesem Spielchen. Was ist los? Warum willst du in Wirklichkeit nicht dort hinein? Woher kennst du dieses Gegend?"

Josephine

Josephine sah ertappt zu Boden und atmete dann geräuschvoll wieder aus, ehe sie den Blick hob und Robert ein wenig unsicher ansah. "Ich ... bin in dieser Gegend aufgewachsen, Robert. Deshalb kenne ich mich hier aus." erklärte sie dann. "Und ich kenne auch das Wirtshaus von damals. Wer weiß, vielleicht hat es sich ja geändert und es macht sicher einen Unterschied, ob man als junges Mädchen alleine dort ist oder als verheiratete Frau mit Gemahl, aber ... ich fühle mich bei dem Gedanken daran einfach nicht sonderlich wohl." gestand sie dann leise.
Aber vielleicht erkannte sie ja auch niemand und sie würden die Nacht unbehelligt dort verbringen können.

Robert sah Josephine erstaunt und auch ein klein wenig enttäuscht an. "Du hast hier gelebt? Und das sagst du mir erst jetzt?"
Er schüttelte langsam den Kopf. "Wovor hast du denn Angst, Liebes? Dass ich mich für dich schäme, wenn dich jemand erkennt? Würde ich das tun, hätte ich dich nicht geheiratet. Du hast dich rein gewaschen von deinen Sünden und bist nun eine anständige Frau. Also mach dir kein Sorgen. Lass uns jetzt einfach in Ruhe da hinein gehen."
Robert legte den Kopf schief.
"Lebt deine Mutter noch hier in der Gegend?", fragte er leise.

Josephine

Josephine sah Robert betreten an. "Es tut mir Leid." murmelte sie. "Es ist nur ... ich verbinde mit dieser Gegend nicht unbedingt eine allzu schöne Kindheit." Es war nicht so, dass sie stolz erzählen würde hier gelebt zu haben. Besonders wenn sie bedachte, dass fast jeder in ihrem Gefolge aus besseren Verhältnissen stammte ...
Josephine hob die Schultern. "Ich weiß nicht ... vielleicht gibt es hier auch niemanden mehr, der mich erkennen würde, aber trotzdem." Sie schenkte Robert ein sanftes Lächeln. "Ich bin ein dummes Huhn, ich weiß doch, dass du dich nie für mich schämen würdest."
Dann biss sie sich auf die Unterlippe und starrte Robert einen Moment schweigend an. Ihre Mutter ... "Ich ... ich weiß es nicht." gestand sie dann leise. "Aber ich glaube schon."

"Es ist in Ordnung. Aber ich möchte, dass du mir die Wahrheit sagst, auch über solche Dinge. Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst.", erklärte Robert sanft.
"Wir werden jetzt da hinein gehen und die Nacht verbringen. Und wenn dich jemand erkennt, werde ich dich einfach freudestrahlend als meine Frau vorstellen. Also mach dir keine Sorgen, du bist jetzt Jemand. Kein Niemand mehr."
Er überlegte einige Minuten schweigend, während sie sich dem Wirtshaus näherten. "Würdest du sie gern wiedersehen und ihr sagen, was aus dir geworden ist? Wir könnten morgen hinreiten, wir Beide. Bevor es weiter geht..."

Josephine

"Ja, ich weiß. Es war dumm von mir, dir nicht gleich alles zu sagen." gestand Josephine sich ein und nickte dann langsam. Sie war kein Niemand mehr ... und keiner dort drinnen konnte ihr irgendetwas anhaben. Dennoch schlug ihr das Herz bis zum Hals als sie sich dem Wirtshaus näherten und schließlich davor Halt machten.
Josephine glitt aus dem Sattel und überließ ihr Pferd einem der Ritter, die sie begleiteten und trat zu Robert. Sein Vorschlag sorgte dafür, dass sich ihre Augen einen Moment überrascht weiteten. "Ich ..." begann sie stockend und kaute auf ihrer Unterlippe herum. "Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Meine Mutter ist ... ein wenig schwierig." Und insgeheim fürchtete Josephine sich vor der Reaktion ihrer Mutter.

"Das war es." Robert lächelte sie aufmunternd an. Niemand in diesem Wirtshaus würde ihm etwas zu sagen haben. Er machte sich darum auch keine Sorgen um Josephine. Es würde schon alles gut gehen.
Robert trat neben seine Frau und legte den Arm um ihre Taille. "Es war nur eine Idee.", erklärte er. "Überleg es dir einfach bis morgen und dann sagst du mir, wie du entschieden hast. Und nun komm. Lass uns hinein gehen."
Er selbst freute sich unheimlich auf ein gutes Bier und etwas warmes zu essen.

Josephine

Als Robert einen Arm um ihre Taille legte, nutzte Josephine die Gelegenheit, um sich noch einmal an ihn zu schmiegen. "Ich werde darüber nachdenken." versprach sie und gab Robert einen Kuss. "Ich bin mir nur nicht sicher, ob ihr Empfang sonderlich überschwänglich ausfallen wird. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen ..." Und ihre Mutter würde zweifelsohne falsche Schlüsse ziehen, was ihre Hochzeit anging. Sie würde Josephine unterstellen Robert nur wegen seines Erbes um den Finger gewickelt zu haben, das wusste sie jetzt schon.

Robert nickte langsam. "Gut. Aber es ist ja auch egal, wie sie uns empfangen würde. Es ging mir nur darum, dass sie weiß, was aus dir geworden ist. Du kannst es dir ja überlegen."
Es war ihm völlig egal, wie ihre Mutter über ihn dachte. Wenn sie nicht in der Lage war für ihre Tochter zu sorgen, hatte sie auch nicht viel Anteilnahme verdient.
Gemeinsam betraten sie den Schankraum und Robert schaute sich neugierig um. Der schlechte Ruf des Gasthauses war von Josephine sicherlich nur erfunden worden, denn es war gut besucht und die Gäste wirkten zufrieden.
Sie setzten sich an einen Tisch und der Wirt persönlich kam zu ihnen. Er schaute ein wenig skeptisch, schien sich aber nicht an Josephine zu erinnern.
"Wir hätten gern einen Krug Wein. Aber keinen Essig, Wirt. Und etwas zu essen."

Josephine

Josephine nickte und lächelte dann sanft. "Ich liebe dich." murmelte sie leise und gab Robert noch einen Kuss, ehe sie sich bei ihm einhakte und an seiner Seite das Wirtshaus betrat. Ihr schlug das Herz dabei bis zum Hals und sie krallte sich womöglich ein wenig zu sehr an Roberts Arm fest, doch dieser ließ keinen Ton verlauten.
Es war hier noch ziemlich genau so, wie Josephine es in Erinnerung hatte und sie fühlte sich reichlich elend als sie sich an einem Tisch niederließen. Ohne Robert an ihrer Seite, hätte sie schon längst die Flucht ergriffen. So aber blieb sie sitzen und warf dem Wirt nur einen kurzen Blick zu als er sich näherte, hielt den Blick aber fest auf die Tischplatte vor ihnen gerichtet als er an den Tisch trat und Robert Wein und Essen bestellte.
Josephine griff nach Roberts Hand und drückte sie leicht. Erst als der Wirt wieder ging ohne einen Ton zu ihr zu sagen, entspannte sie sich ein wenig und ließ vorsichtig den Blick durch den Raum gleiten.
"Es hat sich nicht viel verändert seit ich von hier fort bin." stellte sie leise fest.

Robert lächelte seiner Frau aufmunternd zu und erwiderte den Druck ihrer Hand. Im Moment sah es ja nicht danach aus, als würde sich jemand an Josephine erinnern.
Er war recht entspannt und freute sich sehr auf das Abendessen. Hoffentlich war das Essen annehmbar...
"Das tun solche Wirtshäuser meistens nicht. Entspann dich...dir passiert nichts. Ich bin bei dir, mein Engel.", sagte er leise und wartete darauf, dass der Wirt das Essen brachte.
Als dieser an den Tisch trat um den Wein vor ihnen abzustellen, blieb sein Blick ein wenig länger an Josephine hängen.
Er stützte eine Hand auf den Tisch und das war der Moment, wo Robert wirklich froh war, dass nur Philippe an ihrem Tisch saß. "Josephine?", fragte er leise. "Bist du das wirklich?"

Josephine

Josephine atmete leise aus. "Ja, das bist du ... sonst wäre ich auch schon längst über alle Berge." Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln und heftete den Blick auf Philippe, der ihr gegenüber saß, als der Wirt erneut an ihren Tisch trat.
Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und Josephine hatte das Gefühl als würde er bis in ihr Innerstes hinein sehen. Dann wurde sie blass. Wie hatte sie glauben können, dass er sie nicht erkennen würde? Immerhin hatte sie Jahre hier gearbeitet.
Sie biss sich auf die Unterlippe und umklammerte Roberts Hand mit eisernem Griff, ehe sie nickte. "Das bin ich wohl, Ben." erwiderte sie, riss sich zusammen und sah dem Wirt nun direkt in die Augen. "Überrascht mich zu sehen, was?"

Robert behielt den Wirt genau im Auge und ließ sich auch nicht anmerken, dass Josephine ihm beinahe die Hand brach, so angespannt hielt sie seine Hand umklammert.
Ben warf einen Blick hinter sich und setzte sich dann kurzerhand zu ihnen. "Das bin ich in der Tat, Mädchen. Wie kommst du hier her? Wie ist es dir denn ergangen?", wollte er wissen, hielt aber glücklicherweise die Stimme gesenkt.
Robert räusperte sich. "Meine Frau und ich sind nur auf der Durchreise nach Rouen."

Josephine

Josephine hob leicht eine Augenbraue als Ben sich einfach an ihren Tisch setzte, musste dann jedoch schmunzeln. Der Wirt war noch ganz genau so geschwätzig, wie er es früher schon gewesen war ...
Sie lockerte den Griff um Roberts Hand und entspannte sich ein wenig. Von Ben hatte sie nichts zu befürchten, nur sollte einer ihrer alten Freier hier sein, könnte das unangenehm werden.
Josephine schenkte Robert ein sanftes Lächeln als dieser Bens Frage kurz angebunden beantwortete und strich ihrem Gemahl dann beruhigend über den Oberschenkel.
"Wie du siehst ganz gut, will ich meinen." erwiderte Josephine dann als Bens Blick nun etwas eindringlicher auf Robert lag. Zufrieden lächelte sie als die Augen des Wirtes sich ein wenig weiteten und er Josephine wieder ansah. "Besonders wohl besser als dir, wenn ich mir so ansehe, wie rund du geworden bist." neckte sie den Wirt schließlich und hakte sich demonstrativ bei Robert ein.

Robert entspannte sich wieder ein wenig, als Josephines Hand über seinen Oberschenkel wanderte. Offenbar war das Treffen mit dem Wirt für sie nicht so schlimm.
"Offensichtlich.", bemerkte Ben gerade mit leichtem Staunen. "Dass du mir mal als verheiratete Frau begegnen würdest..."
Er lachte auf und strich sich über den ausladenden Bauch. "Oh doch, Mädchen, alles nur ein Zeichen von Wohlstand. Wenn man es sich leisten kann...Es stört mich nicht und mein Weib auch nicht. Aber jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Erzähl mir doch mal, wie es dir ergangen ist. Wir haben uns manchmal gefragt, wohin es dich verschlagen hat, nachdem du uns verlassen hattest."

Josephine

Josephine schürzte die Lippen und sah den Wirt herausfordernd an. "Verheiratete Frau und Mutter." klärte sie Ben dann auf und musste unweigerlich grinsen. "So so, dann scheint es hier ja nach wie vor gut zu laufen, wenn dein Bauch der Maßstab dafür ist." gab Josephine spöttisch zurück, sah den Wirt im nächsten Moment jedoch tadelnd an. "Du bist wie immer viel zu neugierig, Ben!" bemerkte sie ein wenig spitz, jedoch keineswegs böswillig.
Seine Bitte ließ Josephine allerdings ein wenig unwohl werden. Das was Ben von ihr hören wollte, waren unter anderem Dinge, die sie noch nicht einmal Robert genau erzählt hatte und vor allem Dinge, an die sie eigentlich gar nicht zurück denken wollte.
"Nun, ich habe ... Sébastien eine Weile begleitet bis wir nach Rouen gekommen sind, weil er sich dem Gefolge des jungen Königs anschließen wollte." erzählte Josephine dann langsam. "Irgendwann hat der König ihn dann auf eine Reise geschickt von der er nicht zurück kam und ich habe mich entschieden in Rouen zu bleiben, wo hätte ich sonst auch hin gesollt? Und dort gab es immerhin genug Arbeit für mich." Josephine hatte es während des Erzählens vorgezogen Ben anzusehen, um ja Roberts Blick nicht begegnen zu müssen. Ihr wäre es lieber, wenn er das gar nicht hören würde, auch wenn sie wusste, dass für ihn das Jetzt zählte und nicht die Vergangenheit.
Josephine atmete leise aus, dann huschte ein Grinsen über ihre Lippen. "Und in Rouen ist schließlich der König auf mich aufmerksam geworden. Das hättest du nicht gedacht, was?" fragte sie Ben dann in spöttischem Tonfall, wurde dann jedoch wieder ernst und strich Robert sanft über den Arm. "Aber das Beste ist mir erst passiert als ich Robert kennen gelernt habe." Nun sah sie ihren Gemahl auch wieder an und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln.

"So? Tatsächlich...das sieht man dir aber nicht an, Liebes. Und du weißt doch, wenn ich nicht neugierig wäre, wäre das schlecht fürs Geschäft." Ben grinste Josephine an und beugte sich dann ein wenig vor, um ihre Geschichte zu hören.
"Gott hab ihn selig.", seufzte Ben schließlich. "Die Besten gehen immer zuerst. Aber der König ist wirklich auf dich aufmerksam geworden? Nun, bei deinem Aussehen wundert mich das nicht. Du warst schon früher das hübscheste Mädchen hier."
Robert spannte sich leicht an und er wusste genau, dass Josie seinem Blick absichtlich auswich. Warum hatte sie ihm solche Dinge nie erzählt? Warum musste er das so erfahren? Er hatte gewartet, weil er sie nicht drängen wollte...und jetzt erzählte sie es diesem Wirt so unbefangen. Und wer zur Hölle war Sébastien?
Er lächelte nur flüchtig, als sie ihn erwähnte und stand auf. "Ich werde noch einmal nach den Pferden sehen, bis das Essen kommt. Du bist ja gut aufgehoben.", bemerkte er und steuerte schließlich die Tür an. Sollte sie doch erst einmal ihre Geschichte fertig erzählen.
Ben sah Robert nur flüchtig nach. "Und wie kam es, dass er dich geheiratet hat?"

Josephine

"Mutter zweier wundervoller Kinder." erwiderte Josephine lächelnd. "Ja ja, du alter Schwätzer." stichelte Josephine dann, ließ Bens Kommentar zu Sébastien aber einfach so stehen. Stattdessen wurde sie ein klein wenig rot und lächelte fast verlegen. "Alter Charmeur. Geh lieber deiner Frau Komplimente machen." riet Josephine dem Wirt dann und spürte, wie Robert neben ihr unruhig wurde.
Sie wusste schon, dass ihnen noch eine ausführliche Diskussion bevorstehen würde ... als er jedoch aufstand, wurde sie ein wenig blass. "Robert, bleib doch hier ..." bat sie ihn leise. Er war wütend auf sie, sonst würde er nicht gehen und das behagte ihr ganz und gar nicht. Sie warf einen verzweifelten Blick zu Philippe hinüber, der nur mit den Schultern zuckte und Robert nachsah, dann sah sie langsam wieder zu Ben hinüber.
"Wir haben uns ineinander verliebt ..." Sie sah auf ihre Hände hinab und lächelte fast ein wenig traurig. Sie liebte Robert so unendlich und nun hatte er sie hier sitzen lassen, weil sie so dumm gewesen war, ohne Rücksicht auf ihn Ben von allem zu erzählen. "Und er hat sich schließlich für mich entschieden und das obwohl seine Familie dagegen war." fügte Josephine dann leise hinzu.

"Meine Frau kennt meine Komplimente ja schon.", erklärte Ben gut gelaunt, während Robert Josephine einen undeutbaren Blick zu warf. "Ich bin ja gleich wieder zurück...", erwiderte dieser, ehe er die Tür hinter sich schloss. Das war ihm einfach zu viel. Wenn Ben merkte, dass er von all dem nichts wusste, würde er ihn wirklich für dumm halten. Vielleicht zurecht. Denn Robert wurde gerade klar, dass er über seine Frau im Grunde nicht viel wusste.
Währenddessen geriet Ben wirklich ins Staunen. "Du hattest wirklich Glück, scheint mir. Du bist die Einzige von hier, die so eine Zukunft bekommen hat. Und so wie er auftritt, ist er auch kein Bauer, was..."

Josephine

Josephine sah Robert nach und seufzte leise. Dieser Blick ... das hier hatte ihn wirklich getroffen. Sie nagte kurz an ihrer Unterlippe und nickte dann schließlich. "Das hatte ich wirklich." bestätigte sie und lächelte wieder sanft. "Gott hätte mir kein schöneres Geschenk machen können."
Josephines Augen funkelten amüsiert als sie erneut nickte. "Da hast du Recht." bestätigte sie und sah Ben herausfordernd an. "Wenn du deinen Mund einmal geschlossen halten kannst, Ben ..." legte sie ihm nahe und hob mahnend den Finger, auch wenn sie wusste, dass sie sich zumindest in diesem Punkt auf den Wirt verlassen konnte, wenn er sich nicht geändert hatte. "Sein Name ist Robert of Cornwall, wenn dir das etwas sagt." erklärte Josephine mit gedämpfter Stimme und erhob sich dann allerdings.
"Und ich denke, ich sollte einmal nach ihm sehen. Wie wäre es, wenn du in der Zeit unser Essen holst, bevor es kalt wird, Ben?" forderte sie den Wirt mit einem Augenzwinkern auf und wandte sich dann zur Tür, um Robert zu folgen. Sie musste vor dem Essen wenigstens kurz noch einmal mit ihm reden. Das ausführliche Gespräch musste bis später warten, aber sie wollte jetzt keine unnötig angespannte Stimmung beim Essen haben.

Ben hob eine Augenbraue und pfiff leise durch die Zähne. " Natürlich sagt mir das etwas. Einen großen Fisch hast du dir da geangelt, Liebes. Ich freue mich für dich. Weißt du...schau doch mal bei deiner Mutter vorbei...sie ist einsam geworden.", gab er ihr noch mit auf den Weg, ehe er sich erhob. "Schon gut, schon gut. Ich seh nach eurem Essen, keine Sorge.", erklärte er, ehe er sich entfernte.
Robert hatte indes nach den Pferden gesehen und sie gut versorgt vorgefunden. Doch seine Gedanken waren ganz woanders.
Warum hatte sie ihm nicht gleich die Wahrheit gesagt?