William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Josephine

Josephine erhob sich auf Marguerites Zeichen hin und hielt für einen Sekundenbruchteil den Atem an, ehe sie nickte. "Vor meiner Hochzeit war ich eine Zeit lang hier." erklärte sie langsam. Sie musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber verschweigen konnte sie Marguerite letztlich natürlich auch nicht, wer sie war.
Sie ließ sich neben Marguerite nieder und lächelte leicht. "Nun, ich bin in der Normandie geboren und liebe das Land und hier am Hofe bin ich recht gern. Nur vermisse ich meine Kinder doch sehr, aber die beiden sind noch recht klein und die Reise wäre zu anstrengend gewesen." Zumindest war das der offizielle Grund, weshalb sie Rob und Joanna in Cornwall gelassen hatten. Henry war allerdings ein weitaus wichtigerer Faktor dabei gewesen.

Marguerite

Marguerite musterte die junge Frau erneut. Sie kam einfach nicht darauf, woher sie Josephine kannte. Sie kannte auch diesen Namen...
"Ihr seid noch nicht so lange verheiratet, nicht wahr? Aus der Normandie...schön. Ihr könnt Euch glücklich schätzen, zwei gesunde Kinder zu haben. Wie alt sind sie? Ich beneide Euch.."
Wie gern wäre sie ebenso glücklich.
"Sie ausgerechnet hierher zu bringen, wäre wohl auch für das Wohl der Kleinen nicht sehr förderlich gewesen.", bemerkte sie spöttisch.
Schließlich fiel der Groschen und ihre Stirn legte sich in Falten. "Ihr...Ihr wart die Hure meine Mannes....daher kenne ich Euch. Von diesen ganzen elenden Festen."

Josephine

Josephine nickte langsam. "In diesem Jahr werden es erst zwei Jahre." bestätigte sie und neigte dankbar den Kopf. "Ich danke Euch, Majestät. Ich bin auch sehr froh, dass es beiden gut geht. Mein Sohn ist zwei Jahre alt und meine Tochter fast ein halbes Jahr." erklärte Josephine.
Sie setzte gerade zu einer Erwiderung auf Marguerites Bemerkung an, als diese schließlich doch zu begreifen schien. Und da war es auch wieder, dieses Wort ... Hure. Zweifellos würde sie das noch bis ans Ende ihrer Tage verfolgen.
Rasch senkte Josephine den Blick und nickte schließlich. "Ich war eine Zeit lang seine Geliebte, das ist richtig, Majestät." bestätigte sie und spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Jetzt würde sich entscheiden, ob der Entschluss herzukommen richtig oder falsch gewesen war.

Marguerite

Marguerite nickte langsam. "Dann hoffe ich, dass Ihr mehr Glück mit Euren Kindern habt als ich.", erklärte sie mit einem Seufzen. Sie vermisste ihren Kleinen immer noch so sehr. Wie sehr sie sich doch ein Kind wünschte...aber vielleicht, wenn Philippe nun wieder bei ihr war...
Marguerite riss sich aus ihren Gedanken.
"Ich wusste, ich kenne Euch.", murmelte sie. "Nun, vielleicht sollte ich Euch dankbar sein. So hatte ich wenigstens eine Zeit lang meine Ruhe vor ihm. Leider ist er jetzt auf die Idee gekommen, dass er seine Frau doch anziehender findet. Und er will auf Biegen und Brechen einen Erben...leider kann ich ihm das nicht erfüllen..."

Josephine

Josephine fühlte sich reichlich unwohl in ihrer Haut, sah dann jedoch überrascht auf. Sie sollte ihr dankbar sein? Sie musterte die Königin nachdenklich und legte dann den Kopf ein wenig zur Seite. "Mit Verlaub, Majestät, ich denke nicht, dass es Eure Schuld ist." erwiderte sie dann.
"Der König hat noch keinerlei Nachkommen und - verzeiht, wenn ich so gerade heraus spreche - an Frauen hat es ihm dabei nicht gemangelt. Auch ich habe erst von meinem Gemahl ein Kind empfangen, keines von Henry." Und dabei hatte dieser irgendwann darauf bestanden, dass sie weder Kräutertrank noch andere Mittel bemühte, um eine Schwangerschaft zu verhüten. Ein Bastard ist immer noch besser als gar kein Kind. hatte er ihr irgendwann einmal erklärt, als er genügend getrunken hatte, um sich wieder einmal über Marguerite bei ihr zu beschweren.

Marguerite

Marguerite sah die junge Frau überrascht an. "Das...ist allerdings auch mein Gedanke dahinter, mittlerweile. Aber ich bin klug genug es nie wieder auszusprechen.", erklärte sie dann langsam.
"Er hat sich über mich beschwert, nicht wahr? Dass ich ihm kein Kind schenke." Sie seufzte leise. "Dabei war ich schwanger..."
Allerdings nicht von Henry. Doch obwohl Josephine aus Cornwall kam, wusste sie nicht, was diese wusste. Sie konnte ihr daher solche Dinge nicht sagen. Wenn Henry das erfuhr...
"Ich weiß nicht, ob es Zufall ist oder nicht, dass er noch kein Kind hat. Keinen Bastard... Es ist nicht so, dass ich kein Kind möchte. Aber nicht um jeden Preis."
Nicht, wenn sie sich dafür versklaven musste. Und Henry war auf dem besten Wege dahin.

Josephine

Josephine sah die Königin einen Moment lang etwas betroffen an, dann nickte sie langsam. "Das hat er. Wann immer seine Zunge locker genug war." Und das war häufig der Fall gewesen, wenn Henry nach ihr geschickt hatte.
Josephine hob die Schultern. "Wer weiß, was die Zukunft in dieser Hinsicht noch bringt. Aber wie ich bereits sagte, ich glaube nicht, dass der Fehler bei Euch liegt. Zwar wird er das nie zugeben und vermutlich auch vor den Augen der meisten anderen wird es nicht so sein, aber wenigstens könnt Ihr Euch das immer wieder ins Gedächtnis rufen. Auch wenn es kein wirklicher Trost sein mag."
Josephine war lange Zeit davon ausgegangen, dass sie selbst nie in ihrem Leben Mutter werden würde und nun hatte sie bereits zwei Kinder zur Welt gebracht und das dritte wuchs in ihrem Leib heran. Vielleicht gab es auch für Marguerite noch Hoffnung.

Marguerite

"Das dachte ich mir. Es gab Zeiten, da hat er sich nicht einmal in der Öffentlichkeit mit solchen Äußerungen zurück gehalten. Warum sollte er es seinen Geliebten gegenüber dann nicht tun?"
Marguerite seufzte leise und verschränkte die Arme nachdenklich vor der Brust.
"Aber Ihr habt recht. Ich kann es mir wenigstens immer wieder sagen, wen Henry mir wieder das Gegenteil vorwirft. Im Stillen..."
Wenn sie doch nur irgendwann Mutter sein dürfte...
"Es ist nur sehr deprimierend, immer von allen die Schuld zugewiesen zu bekommen, wenn man sich selbst doch so sehr ein Kind wünscht."

Josephine

Josephine lächelte leicht. "Ich kann Euch verstehen. Es ist nicht leicht, wenn alle Welt einen mit schiefen Blicken mustert und einem Vorwürfe macht, ganz gleich welcher Art." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Marguerite aufmunternd an. "Aber nehmt es nicht noch schwerer, ich weiß, dass es schwierige Zeiten für Euch sein müssen, aber irgendwann werdet Ihr sicher auch belohnt. Seht mich an, ich habe nun einen wundervollen Gemahl gefunden und bereits zwei Kinder - weder das eine noch das andere habe ich je gewagt für mich zu erhoffen."

Marguerite

Marguerite nickte und erwiderte ihr Lächeln. "Es ist lieb von Euch, dass Ihr mich aufmuntern wollt. Aber Ihr wart frei. Ich werde niemals frei sein, solange Henry lebt. Ich bin an ihn gebunden, damit muss ich leben. Aber man lernt, sich damit zu arrangieren..."
Was blieb ihr auch Anderes übrig? Wenigstens hatte sie jetzt Philippe wieder. Das machte es ein bisschen einfacher.
"Doch ich sollte Euch nicht mit meinen Sorgen belasten, deswegen seid Ihr ja nicht hier." Aber es würde sicherlich gut tun eine Freundin zu haben, mit der sie über gewisse Dinge reden konnte.
"Wie lange werdet Ihr am Hof bleiben?"

Josephine

Josephine unterdrückte mit Mühe ein Auflachen "Frei? Verzeiht mir, Majestät, aber ich war alles andere als frei. Ich war dem Wohl und Wehe Eures Gemahls schonungsloser ausgeliefert als Ihr Euch vorstellen mögt." erwiderte sie und lächelte dann leicht. "Macht Euch keine Gedanken. Ich bin gut im zuhören und wenn es Euch hilft, höre ich mir gerne Eure Sorgen an." entgegnete Josephine.
Nachdenklich hob sie die Schultern. "So lange wie es eben sein muss, aber der Kinder wegen nicht länger als nötig." Und vor allem, weil sie bereits das dritte Kind erwartete und sie außer Henrys Reichweite sein wollte, bevor sie wirklich sichtlich rund wurde.

Marguerite

"Das schon, aber Ihr hättet einfach gehen können. Das ist mir nicht möglich. Aber sei es drum...Ich bin froh, dass Ihr mir nicht übel nehmt, dass ich Euch mit meinen Sorgen belastet habe."
Das war nicht selbstverständlich.
"Nicht länger als nötig...auch wegen meinem Gemahl, nicht wahr? Es ist furchtbar wie sehr er alles im Griff hat, ob nun anwesend oder nicht."
Auch sie kam ja nicht von ihm los. Das war unmöglich.
"Dann hoffe ich, dass Ihr doch noch eine Weile bleibt. Und vielleicht wollt Ihr mich ja einmal wieder besuchen kommen und mir Gesellschaft leisten, dann bin ich nicht so allein."

Henry

Henry hatte sich vor dem Kamin nieder gelassen, sich von seine Diener etwas Wein einschenken lassen und wartete nun darauf, dass sein Besuch eintraf. Er hatte nach Robert schicken lassen, um mit diesem ein paar Worte wechseln zu können - allein und ohne, dass irgendjemand ihnen dabei zuhörte.
Auch wenn ihn diese Sache mit Josephine noch immer störte, half all sein Unmut auch nicht weiter, er brauchte den Jungen, das war selbst Henry klar. Wenn er es sich jedoch nicht völlig mit ihm verspielen wollte, musste er langsam aber sicher etwas unternehmen und heute Abend gedachte er den ersten Schritt dafür zu unternehmen.
Als es klopfte, bedeutete er dem Diener zu öffnen und Robert und ihn dann allein zu lassen.
Henry erhob sich von seinem Platz und lächelte leicht. "Mylord, es freut mich, dass Ihr kommen konntet." begrüßte er Robert und bedeutete ihm dann sich zu setzen.

Robert klopfte leicht an und wartete darauf, dass ihm geöffnet wurde. Er verneigte sich leicht vor dem König und lächelte distanziert.
"Wenn der König ruft, Sire, wer wäre ich mich zu widersetzen? Aber ich hoffe, es wird nicht allzu lange dauern, meine Gemahlin erwartet mich. Sie ist recht einsam hier."
Robert setzte sich und schlug die Beine übereinander.
"Was ist es, dass Ihr mit mir zu besprechen wünscht, Sire?"
Jetzt war er wirklich gespannt.

Henry

Henry nickte auf Roberts Bemerkung hin nur knapp. Ihm lag eigentlich etwas auf der Zunge, doch wenn er das nun aussprach konnte er sein Vorhaben, sich mit Robert besser zu stellen, gleich wieder vergessen. Stattdessen lächelte er nur verständnisvoll. "Ihr hättet Eure Kinder mitbringen können, dann wäre sie sicher nicht so einsam, nicht wahr? Aber seis drum, ich werde mich bemühen, es kurz zu halten." versicherte er dann. "Etwas Wein?" bot er seinem Gegenüber dann an und griff nach Karaffe und Becher ohne eine Antwort abzuwarten. Robert würde nicht ablehnen, war es doch eine große Ehe den Wein vom König selbst eingeschenkt zu bekommen.
Henry hielt ihm den Becher hingegen und lächelte unverbindlich. "Nun, es ist weniger etwas zu besprechen ..." begann er und lehnte sich wieder zurück. Er atmete tief durch und fuhr dann fort. "Ich schulde Euch viel eher eine Entschuldigung." erklärte Henry dann ernst. "Ganz gleich wie es um meine Gefühle für Eure Gemahlin bestellt ist, ich hatte kein Recht so mit ihr zu sprechen, wie ich es getan habe. Verzeiht mir. Es fällt mir nur nicht ganz leicht, mich damit abzufinden, dass Ihr sie geehelicht habt ... ich hatte sie immer gerne um mich." stellte Henry dann offen fest.

"Die Beiden sind noch sehr klein, die Reise wäre zu anstrengend gewesen. Und sie sind bei ihren Großeltern ausgezeichnet aufgehoben.", erwiderte Robert und nahm den Becher entgegen. "Ich danke Euch." Irgendetwas führte Henry doch im Schilde. Überrascht hob er eine Augenbraue, als Henry sich tatsächlich entschuldigte. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet.
"Ich verzeihe Euch. Aber ich hoffe, dass dergleichen nicht wieder vorfällt. Sie ist meine Gemahlin und als solche verdient sie Respekt. Ich weiß, dass es vorher anders war, aber Zeiten ändern sich. Allerdings wäre ich der Letzte, der nicht verstehen könnte, warum man sie gerne um sich hatte. Ich hätte sie sonst nicht geheiratet. Ich hoffe, Ihr werdet Euch nun langsam damit arrangieren können.."

Henry

Henry nickte langsam. Ihm war durchaus bewusst, dass das nicht der Hauptgrund dafür gewesen war, die Kinder in Cornwall zu lassen, aber darüber wollte er nun sicher nicht diskutieren. "Nun, vielleicht bringt Ihr sie ja das nächste Mal mit, ich würde mich freuen sie einmal kennen zu lernen." erwiderte er stattdessen freundlich.
Zufrieden bemerkte er den überraschten Ausdruck auf Roberts Gesicht. Genau so hatte er sich das vorgestellt. "Man legt nur schwer alte Gewohnheiten ab, aber ich will mich bemühen es möglichst umgehend zu tun. Ich respektiere Eure Entscheidung und unter uns gesprochen, bewundere ich Euren Mut. Nicht viele wären so für eine Frau eingetreten." erklärte Henry und hob den Becher, um Robert leicht zuzuprosten, ehe er trank. "Ich wünsche Euch noch viel Freude in Eurer Ehe und dass Ihr weiterhin mit Kindern gesegnet seid. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie gerne ich hin und wieder mit Euch tauschen würde." bemerkte Henry mit einem schiefen Lächeln.

Robert nickte langsam. "Ja, vielleicht. Wir werden sehen." Wenn es das nächste Mal gab. Er hatte nicht vor, ständig an den Hof zu kommen.
"Ich danke Euch. Ihr habt Recht und kaum jemand konnte es verstehen. Aber ich stelle immer wieder fest, dass es sich gelohnt hat. Und ich liebe meine Frau über alles."
Deshalb hatte er sie ja auch geheiratet. Er hob ebenfalls den Becher, um Henry zuzuprosten und trank dann einen Schluck.
"Danke für Eure guten Wünsche, ich hoffe, sie werden sich erfüllen. Doch, ich kann es mir vorstellen, Sire. Aber ich bin sicher, irgendwann werdet Ihr auch Kinder haben und eine erfüllte Ehe führen. Die Königin benötigt sicher nur noch ein wenig Zeit."
Immerhin musste er Henry jetzt ja gut zureden.

Henry

Henry musste lächeln. "Ja, das tut Ihr, nicht wahr? Und sie Euch, dass kann ich Ihr bereits auf den ersten Blick ansehen. Ich habe sie nie so glücklich gesehen, wie mit Euch." stellte Henry fest und trank einen Schluck, während er über Roberts Worte nachdachte. Dann schüttelte er schließlich den Kopf.
"Nein, ich denke, das letzte was Marguerite benötigt ist noch etwas mehr Zeit, solange es Zeit mit mir ist." Er hob leicht die Schultern. "Sie ist ein hübsches Mädchen und hat ein gutes Herz, aber ... wir beide sind einfach nicht füreinander geschaffen. Und ganz gleich was ich jetzt noch anstelle, ich kann die Fehler, die ich bisher in meiner Ehe begangen habe nicht mehr rückgängig machen."
Henry musterte Robert über den Rand seines Bechers hinweg als er einen weiteren Schluck nahm. "Ich denke, ich kann mich darauf verlassen, dass all das unter uns bleibt, nicht wahr, Cornwall? Ich brauche Männer an meiner Seite auf die ich mich verlassen kann und ich denke, Ihr würdet genau der Richtige sein."

Robert musste unwillkürlich lächeln. "Sie ist eine wundervolle Frau. Und das Beste, was mir je passiert ist. Sie wird einmal Cornwall sehr gut an meiner Seite führen können. Gerade weil sie über eine andere Lebenserfahrung verfügt, hat sie einen anderen Blickwinkel."
Robert lauschte dem König und hatte fast ein wenig Mitleid. Er wusste, was Henry Marguerite angetan hatte, aber offenbar schien dieser das zu bereuen. Doch vielleicht war es dafür zu spät.
"Manche Menschen passen eben nicht zusammen. Doch Ihr werdet sicher das Beste daraus machen. Vielleicht wird sie irgendwann bereit sein dich auf Euch einzulassen."
Er legte den Kopf ein wenig zur Seite, trank einen Schluck Wein und nickte dann.
"Das könnt Ihr. Ihr könnt Euch auf mich verlassen, solange ich mich nicht deswegen gegen meine Familie stellen muss."

Henry

Henry seufzte leise und schüttelte dann den Kopf. "Ich glaube kaum, dass es je soweit kommen wird. Ich habe schon oft genug darüber nachgedacht, diese Ehe aufzulösen, um unserer beider Willen, aber selbst wenn ich wirklich wollte, könnte ich nicht. Ein elender Teufelskreis." brummte Henry und lächelte dann jedoch. "Das ist gut zu hören. Wir könnten es zusammen weit bringen, schätze ich. Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Ihr geeignet dafür wärt, Eurem Vater nicht nur in Cornwall zu folgen, sondern auch als Lordkanzler, sobald das in meiner Entscheidungsgewalt liegt ... was würdet Ihr davon halten?"
Henry wusste, was er da für ein Angebot unterbreitete und das es jetzt noch nicht mehr als bloße Worte waren, aber dennoch, allein, dass er diese Überlegungen äußerte, würde ihm einiges einbringen.
Dann legte er die Stirn in Falten. "Doch wo wir gerade von Familie sprechen ... wie steht Ihr zu Eurem Halbbruder?" erkundigte Henry sich langsam. "Ich war zugegebener Maßen überrascht als Marguerite ihn weg geschickt hat, hatte ich doch immer den Eindruck, sie würde viel von ihm halten." Fast zu viel für seinen Geschmack ...

"Ja, manchmal kann man eben nicht so, wie man möchte. Euer Vater hat sicher auch schon öfter über diese Möglichkeit nachgedacht und konnte nicht." Robert war nur immer froh, dass er solche Probleme nicht hatte.
"Das könnten wir. Lordkanzler?" Robert beugte sich überrascht vor. Das war nun ein Angebot, mit dem er nicht gerechnet hatte. Natürlich wollte er seinem Vater Ehre machen und in dessen Fußstapfen treten, aber auch nicht zu jedem Preis.
"Ein großzügiges Angebot, Sire, dass ich zu gegebener Zeit in Betracht ziehen werde. Allerdings erst nach dem Tode meines Vaters. Dennoch bin ich dankbar für Euer Vertrauen."
Er musste wirklich auf der Hut bleiben. Und dieser Gedanke rechtfertigte sich auch sogleich.
"Mein Halbbruder? Ich liebe meinen Halbbruder wie meine übrigen Geschwister auch. Wir sind in den letzten Jahren zusammen aufgewachsen. Ich weiß nicht genau, warum die Königin ihn weggeschickt hat. Aber ich weiß, dass Philippe auch Cornwall wiedersehen wollte."
Schlau, Henry...

Henry

Henry nickte. "Das hat er wohl. Nur wenigstens hat er im Vergleich zu mir von meiner Mutter einige Nachkommen geschenkt bekommen." er seufzte leise. Wenn er nicht bald einen Sohn bekommen würde, würde er noch wahnsinnig werden. Bis auf weiteres war Richard sein Erbe und Henry hatte eigentlich nicht vor, seinem Bruder alles zu vermachen. Er wollte, dass seine eigenen Kinder irgendwann in seine Fußstapfen traten.
Dann grinste er zufrieden. "Weise gesprochen. Aber es freut mich, das Ihr mein Angebot nicht direkt ablehnt. Ihr erscheint mir zweifelsohne als geeignet. Ihr könnt es in meinen Diensten noch weit bringen, das verspreche ich Euch." sicherte Henry ihm zu, ehe er sich zurück lehnte und aufmerksam Roberts Worten lauschte. Er legte die Stirn in Falten und dachte sorgfältig nach, ehe er knapp nickte. "Verzeiht, wenn meine Frage dreist erscheinen mag, aber Ihr haltet ihn also für einen aufrichtigen Menschen? Ich versuche mir einfach einen Reim darauf zu machen, weshalb er so überstürzt aus Marguerites Diensten ausgeschieden ist. Zuvor ist mir nichts über ihn zu Ohren gekommen und dass er so eilig nach Hause wollte, war mir auch nicht bekannt. Ihr seid also sicher, dass nichts vorgefallen sein könnte? Wie Ihr wisst, ist meine Gemahlin mir gegenüber ja leider nicht allzu offen, aber wenn etwas geschehen ist, würde ich davon doch gerne in Kenntnis gesetzt sein."

Robert nickte langsam. "Das ist in der Tat richtig. Aber Ihr dürft die Hoffnung nicht aufgeben, Sire. Irgendwann wird die Königin sicher wieder ein Kind empfangen. Sie bedarf sicherlich nur noch ein wenig der Erholung."
Weit bringen...ob es so ratsam war, sich ausgerechnet Henrys Wohlwollen zu sichern? Das brachte ihm nichts, wenn er erneut gegen seinen Vater rebellieren sollte. Doch für den Moment war es besser so. Noch kostete es ihn nichts Henry die Treue zu halten. Das würde er aber nur tun, solange er seine Familie dafür nicht verraten musste.
"Ja, das tue ich. Mein Bruder ist ein guter Mann. Ich denke nicht, dass hier etwas vorgefallen ist. Aber wisst Ihr, seine Mutter lebt in Cornwall und war in letzter Zeit nicht immer wohlauf. Möglicherweise hat sich ihr Zustand verschlechtert und er wollte deshalb abreisen. Ich habe davon nur nicht viel mitbekommen, weil ich in letzter Zeit nicht viel in Truro unterwegs war. Zu viel Arbeit in der Burg und zu wenig Gelegenheit mit meinem Bruder zu sprechen."
Mein Gott, jetzt lüge ich auch noch meinen König für dich an, Philippe...

Henry

Henry nippte an seinem Wein während er Robert zuhörte und runzelte nachdenklich die Stirn. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass Robert schlecht von seinem Bruder sprechen würde, dennoch war es ihm wichtig gewesen auch diese Möglichkeit auszunutzen. Sicher würden die beiden Brüder über dieses Gespräch miteinander reden und sollte Philippe doch irgendetwas angestellt haben, dann würde er zweifelsohne ein wenig nervös werden. Und in dem Fall gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder er reiste wieder ab, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen oder er würde früher oder später unvorsichtig werden und einen Fehler machen. War er allerdings doch unschuldig, so würde es keine weiteren Folgen haben.
"Ich danke Euch für Eure Einschätzung, Mylord." erwiderte Henry schließlich wohlwollend. "Ich habe versprochen Euch nicht länger als nötig aufzuhalten und daran will ich mich auch halten. Aber vielleicht finden wir Morgen ja erneut Gelegenheit zusammen einen Becher Wein zu trinken." er lächelte und erhob sich dann. "Bestellt Eurer Gemahlin Grüße von mir und macht Euch mit ihr noch einen schönen Abend." Henry legte Robert kurz die Hand auf die Schulter. "Bis Morgen."