William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

John legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Es kann etwas schwieriger werden, das ist wahr. Es ist aber ebenso wenig garantiert, dass es in jedem Fall so wird. Ihr erfreut Euch bester Gesundheit, das ist Euch von großem Vorteil." begann John langsam. Eine Schwangerschaft in diesem Alter war nicht ohne Risiko und er würde stets ein Auge auf Joanna haben, damit alles gut ging, aber er wollte ihr nicht unnötig Sorgen machen.
"Wenn Ihr Euch schont und ich regelmäßig nach Euch und dem Kind sehe, sollte es zu keinen Problemen kommen. Macht Euch keine Sorgen." Wenn sie sich unnötig den Kopf darüber zerbrach, brachte das höchstens noch Probleme mit sich.

 

Joanna nickte langsam und atmete durch. "Wenn Ihr das sagt. Ich werde mir Mühe geben Eure Anweisungen zu befolgen. Aber diese Nachricht muss ich dennoch erst einmal verdauen. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet."
Sie legte kurz die Hand auf ihren Bauch und erhob sich dann.
"Nun, ich sollte es wohl meinem Mann sagen. Er wird außer sich sein. Ob vor Freude oder Sorge kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall werdet Ihr mir dabei helfen dürfen, dabei ich nicht wahnsinnig werde, weil er sich um mich sorgt."

 

"Das glaube ich Euch sofort." erwiderte John, der auch wirklich nicht erwartet hätte Joanna noch einmal bei einer Schwangerschaft zu helfen. Aber manchmal hielt Gott noch immer so einige Überraschungen bereit.
John lächelte aufmunternd. "Er wird Euch sicher in Watte packen wollen, aber ich denke, wenn der erste Schrecken überwunden ist, wird er sich freuen. Er liebt ja schließlich jedes einzelne Eurer Kinder, da wird er sich über ein weiteres ebenso freuen."

 

Joanna hatte beschlossen, ihren Mann nicht mehr länger warten zu lassen. Sie wollte ihm jetzt sagen, was sie wusste, lange würde sie es ohnehin nicht für sich behalten können.
Sie klopfte an und trat dann in Williams Arbeitszimmer ein, um zu ihm hinüber zu gehen. "Ich habe Neuigkeiten....ich komme gerade von John.", erzählte sie.
"Hast du einen Moment Zeit oder bist du sehr beschäftigt?" Das wollte Joanna ihm schließlich in RUhe sagen, nicht zwischen Tür und Angel.

 

William sah auf als es an der Tür klopfte und bat den Besuch herein. Er lächelte als er Joanna erkannte. "Was verschafft mir denn die Ehre, meine Schöne?" begrüßte er sie und stand auf, um ihr einen Kuss zu geben.
"Für dich habe ich immer Zeit, das weißt du doch." erwiderte er und sah sie dann ernst an. Joanna sah nicht unbedingt glücklich aus und wenn sie sagte, sie käme von John ... "Ist alles in Ordnung? Warum warst du bei John, wegen deiner Magenschmerzen? Was hat er gesagt?" fragte er in wenig beunruhigt und legte die Arme um sie. Hoffentlich ging es ihr gut.

 

Joanna erwiderte seinen Kuss und schmiegte sich für einen Moment an ihn. "Ja, ich war deswegen bei John. Und ich muss dir etwas sagen."
Sie seufzte leise und lächelte dann ein wenig schräg. "Ich weiß jetzt, warum ich zugenommen habe und im Moment so seltsame Gelüste mich überkommen....John hat mich darauf aufmerksam gemacht, ich habe nur nicht damit gerechnet."
Joanna sah ihn aufmerksam an.
"Ich bin schwanger..."

 

William sah Joanna misstrauisch an. Das klang nicht, als hätte sie gute Nachrichten für ihn. "Nun sag schon, was ist los? Was hast du?" fragte er fast etwas ungehalten, ehe er im nächsten Moment erstarrte.
Er blinzelte irritiert und versuchte zu begreifen, was Joanna da gerade gesagt hatte.
"Du bist was?" fragte er dann verblüfft und schüttelte den Kopf. "Aber wie ... ich dachte ... das kann nicht sein." murmelte er und spürte, wie sich ein Knoten in seinem Magen festsetzte. In Joannas Alter war eine Schwangerschaft noch gefährlicher als ohnehin schon und wenn er daran dachte, was Jane zugestoßen war ...

 

Joanna sah ihn abwartend an, um zu beobachten, wie er reagierte. Und die Reaktion fiel auch fast genauso aus, wie sie sich das gedacht hatte.
Sanft strich sie ihm über die Wange.
"Ich erwarte ein Kind.", wiederholte Joanna dann langsam. "Ich hätte auch nicht damit gerechnet, nach all dieser Zeit. Aber es ist so. John sagt zwar, ein gewisses Risiko besteht, aber wenn ich mich schone und er ein Auge auf mich hat, wird es schon gut gehen. Und ich muss sagen...jetzt, da der erste Schock überwunden ist, freue ich mich darauf."
Auch, wenn sie genau wusste, was in seinem Kopf vorging.

 

William starrte Joanna noch immer ungläubig an und brachte kein Wort mehr heraus. Irgendwann schüttelte er aber dann doch den Kopf. "Das ist ... unglaublich." murmelte er und zog Joanna vorsichtig in seine Arme.
Wenn da nicht diese unbändige Angst in ihm toben würde, würde er sich ja ebenfalls freuen, aber so fiel es ihm wahnsinnig schwer.
"Es tut mir Leid. Ich sollte mich darüber freuen, aber ich mache mir einfach Sorgen." erklärte William leise und sprach ganz bewusst nicht aus, dass er gerade nur noch daran denken konnte, was Jane passiert war.

 

Joanna schmiegte sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. "Das ist es wohl...aber es scheint, dass Gott unsere Familienplanung noch nicht für abgeschlossen hält. Mach dir nicht allzu viele Sorgen, William. Ich weiß, es ist ein Risiko. Aber du wirst ohnehin gut auf mich aufpassen, also schone ich mich und lasse mir von John helfen. Du denkst an Jane, nicht wahr? Das kann immer passieren, weißt du. Es hätte auch bei Edward damals passieren können. Wenn Gott es für richtig hält, wird alles gut gehen. Und wenn nicht...dann sehen wir weiter. Aber ich habe inzwischen einige Schwangerschaften hinter mir, keine war über die Maßen kompliziert. Warum sollte sich das ändern? Mir geht es sehr gut, ich bin gesund. Zerbrich dir nicht den Kopf und versuche dich wenigstens ein wenig zu freuen."

 

"Ja, scheinbar hält er für uns noch etwas bereit." murmelte William und strich Joanna über den Rücken ehe er nickte. "Ich weiß, aber dennoch ... Janes Tod ist gerade mal ein halbes Jahr her und sie war gesund und munter. Ich will gar nicht darüber nachdenken." er seufzte leise und gab Joanna dann einen langen Kuss.
"Aber selbstverständlich freue ich mich über das Kind. Ich muss nur meine Sorgen noch ein wenig in den Griff bekommen. Ich möchte einfach nicht, dass dir etwas geschieht."
Andererseits hatte Eleonore auch mit vierzig Jahren noch ein Kind bekommen und das ohne Schwierigkeiten, wieso sollte es bei Joanna nicht ebenso laufen?

 

Joanna nickte langsam. "So ist es wohl. Aber immerhin hat er uns nicht vergessen." Sie musste lächeln und strich ihm durch den dunklen Schopf. "Solche Dinge passieren nun einmal und oft verstehen wir nicht warum. Doch ändern können wir unser Schicksal ohnehin nicht. Selbst wenn mir etwas passieren sollte...du hast noch die Kinder und irgendwann sehen wir uns wieder. Ich werde immer bei dir sein, im Herzen. Egal, wo ich bin. Und ich freue mich auf dieses Kind. Wir sollten es als Geschenk ansehen, dass es uns noch einmal vergönnt wird Nachwuchs zu bekommen."
Joanna gab ihm einen langen Kuss.
"Es wird schon gut gehen..."

 

William musste bei Joannas Worten schwer schlucken. "Red nicht so." murmelte er leise. "Es wird schon gut gehen ... es muss gut gehen. Ich kann dich jetzt noch lange nicht gehen lassen." erklärte William mit heiserer Stimme. Allein die Vorstellung daran trieb ihn in den Wahnsinn.
Er schloss kurz die Augen und legte dann eine Hand auf Joannas Bauch, ehe er sie wieder ansah. "Wir bekommen noch ein Kind ..." murmelte William und lächelte leicht. "Ich liebe dich, Joanna." erklärte er und erwiderte ihren Kuss liebevoll.

 

"Natürlich wird es das. Wir müssen nur zuversichtlich sein, William. Ich glaube nicht, dass du mich gehen lassen müssen wirst. Wir werden zusammen alt und grau werden, da bin ich mir sicher."
Wie sehr sie diesen Mann doch liebte...Nein, sie würde es wirklich nicht über das Herz bringen ihn allein zu lassen, wusste sie doch, wie sehr er darunter leiden würde.
Er hing an ihr ebenso wie sie an ihm. Sie genoss es, seine Hand auf ihrem Bauch zu spüren und legte die Ihre darüber.
"Das tun wir. Ich liebe dich auch, William. Mehr als alles Andere."
Und das war auch gut so.

 

"Um keinen Preis der Welt werde ich dich gehen lassen." murmelte William, der sich allmählich wieder fasste. Seine Hand auf Joannas Bauch und der Gedanke daran, dass dort ein weiteres, wundervolles Kind heran wuchs, sorgte dafür, dass er sich wieder in den Griff bekam.
Er lächelte und nickte dann. "Mehr als alles andere." wiederholte er leise, dann zog er Joanna in beide Arme und lachte leise. "Ein Kind. Das hätte ich weiß Gott nie erwartet. Denkst du, du schaffst es, mir noch einen kleinen Jungen zu schenken? Noch eine Tochter ertrage ich glaube ich nicht." scherzte er dann.

 

"Ich denke nicht, dass du das musst." Joanna erwiderte sein Lächeln und fühlte sich vollkommen glücklich in seinen Armen.
"Glaube mir, ich habe auch nicht erwartet, dass ich noch einmal Mutter werden würde...Deshalb bin ich auf diese Idee gar nicht erst gekommen. Ein Junge? Das musst du mit Gott klären, mein Lieber, darauf habe ich nun wirklich keinen Einfluss."
Sie lachte leise.
"Du willst nur kein Mädchen, weil du sie dann auch irgendwann verheiraten müsstest."

 

William grinste breit. "Erwischt." gestand er dann. "Es ist so unfassbar schwer sie gehen zu lassen. Ich weiß, dass ich es muss, aber wenn ich könnte, würde ich sie einfach hier behalten." bemerkte William lächelnd. "Und sollten wir nun noch eine Tochter bekommen, dann habe ich die nächsten fünfzehn Jahre immer noch keine Ruhe, dabei hatte ich mich schon damit arrangiert, dass Sophie die letzte sein wird."
William strich Joanna über den Rücken und küsste sie noch einmal liebevoll. "Du schaffst es immer noch mich zu überraschen." murmelte er gegen ihre Lippen. "Wie weit bist du denn schon?"

 

Joanna lächelte und legte ihm die Hand an die Wange. "Ich verstehe dich. Aber warte ab, vielleicht wird es ja noch ein Sohn. Mach dir nicht so viele Sorgen. Ich hatte mich ja auch damit abgefunden, nur noch eine Enkel um mich zu haben, wenn Sophie erwachsen wird."
Dass es jetzt anders war, erstaunte sie einerseits, freute sie aber auch. Sie liebte ihre Kinder so sehr.
"Natürlich. Deshalb liebst du mich doch auch so. Es wäre ja langweilig, wenn immer alles so verliefe, wie man es geplant hat."
Joanna legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Ich weiß es nicht genau...ich denke, im vierten oder Anfang des fünften Monats...Ich habe einfach nicht auf die Zeichen gehört."

 

William lächelte schief. "Ich werde mir Mühe geben. Aber ich warne dich, du wirst dich in nächster Zeit nur schwer vor mir retten können, ich will immerhin, dass es dir gut geht." neckte er seine Frau und nickte dann. "Das klingt gut. Dann habe ich ja auch noch etwas Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich doch noch einmal Vater werde. Eigentlich ein wundervoller Gedanke." stellte William lächelnd fest.
Es würde wundervoll sein, noch einmal einen kleinen Sohn oder eine kleine Tochter in den Armen zu halten.

 

"Das dachte ich mir schon. Aber wir haben ja auch noch John, der dich auf den Boden zurückholen kann, wenn es zu schlimm wird.", erwiderte sie und küsste ihn sanft.
"Es geht mir wirklich gut, William. Und du hast noch Zeit, in der Tat. Auch wenn ich denke, dass ja jemand recht bald munter werden wird. Es ist wirklich ein schöner Gedanke nochmal ein Kind zu haben."
Joanna lächelte zufrieden und schmiegte sich wieder an ihn, den Kopf an seine Schulter gelegt und die Augen geschlossen.
"Diesmal wirst du mich ja hoffentlich auch nicht allein lassen..."

 

"Der arme John, was er schon alles mit mir hatte erdulden müssen." erwiderte William amüsiert. Er küsste Joanna zärtlich. "Wirklich schön." murmelte er und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich habe keineswegs vor dich alleine zu lassen. Jetzt erst Recht nicht." erklärte er und löste sich von Joanna.
"Gib mir einen Moment, um einen Brief fertig zu schreiben, dann mache ich für heute Feierabend und wir lassen es und den Rest des Tages gut gehen. Robert kann den Rest heute für mich erledigen."

 

Joanna lächelte leicht. "Er kennt es ja bereits und ich glaube, in gewisser Weise liebt er seine Rolle dabei auch. Es gehört mittlerweile einfach zu ihm. Und da er einer deiner treuesten Freunde ist sowieso. Das hätte ich mir nie träumen lassen, als ich ihn hergeholt habe, damit er dir das Leben rettet."
Und wie dankbar sie John seitdem schon oft gewesen war...
"Das ist gut. Robert macht das sicher gern, es ist ja bestimmt nicht mehr so viel. Siehst du, langsam lernst du den Vorteil eines erwachsenen Sohnes zu schätzen."
Sie freute sich darauf, den Rest des Tages mit William zu verbringen.
"Aber du weißt, dass wir kein Risiko mehr eingehen sollten, nicht wahr?" Sie war nicht sicher, ob es klug war, das Bett noch miteinander zu teilen.

 

"Ja, ohne John wäre ich schon reichlich aufgeschmissen gewesen. Ich werde ihm für immer dankbar sein für alles, was er bisher für uns getan hat. Nie hätte ich daran gedacht jemals solch einen Freund in ihm zu finden, aber ich bin froh, dass du ihn hergeholt hast." erwiderte William.
Dann lachte er laut. "Ja, ich lerne es sehr zu schätzen. Und Robert profitiert auch eine Menge davon." Dann grinste William und zog Joanna noch einmal an sich. "Liebes, ich weiß die Zeit mit dir auch außerhalb des Bettes zu genießen, keine Sorge. Wir werden vorsichtig sein. Und ich bin es ja gewohnt während einer Schwangerschaft auf dich zu verzichten." beruhigte er Joanna dann.

 

Joanna lachte. "So ist es. Aber siehst du, ich habe oft gute Ideen. Ich bin froh, dass John sein Glück gefunden hat und weiterhin hier ist. Vieles wäre anders gelaufen, besäße er mehr Ehrgeiz und hätte er den Platz als Earl of Surrey eingenommen. John ist ein guter Mann."
Sie strich William mit der flachen Hand zärtlich über die Brust.
"Siehst du, das sagte ich dir ja. Es ist eine Entlastung. Und natürlich weiß ich, dass du die Zeit auch anders mit mir zu nutzen weißt. Aber normalerweise hatten wir immer noch etwas länger Zeit miteinander. Dieses Mal wäre das allerdings wohl nicht besonders klug."

 

William nickte. "In der Tat. Kaum auszudenken, wo wir heute ohne ihn wären." Dann begann William zu grinsen und strich Joanna über den Rücken. "Ja, ja, du hattest natürlich wie immer Recht, meine Schöne." erwiderte er und ließ Joanna nun endgültig los. "Und nun lass mich schnell den Brief fertig schreiben und wir können die Zeit zusammen genießen."
William ging zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich, um die Feder in die Hand zu nehmen. Der Tag hatte wahrlich eine überraschende Wendung genommen, da konnte er nicht einfach länger als nötig hier sitzen bleiben.