William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Elizabeth

"Nein, das sind wir nicht. Aber es ist ungerecht, dass du mit zweierlei Maß misst.", erwiderte Elizabeth aufmüpfig. "Es ist ja nicht so, dass ich jedem daher gelaufenen Typ gestatte mich anzufassen. Es war einfach aus dem Moment heraus. Und außerdem habe ich mich ihm nicht hingegeben. Es ist doch eigentlich auch egal, wenn du ihn jetzt nach Hause schickst. Dann wird es ohnehin keiner erfahren und wiederholen können wir es auch nicht. Und wenn ich ihn wiedersehe, bin ich fünfzehn und dann darf ich ihn ja auch endlich heiraten."
Sie fand zwar nicht, warum die Ehe ihrer Mutter ein Argument war, aber darüber schwieg sie lieber, bevor er die Frist verlängerte.

 

"Ich messe mit dem Maß, das mir richtig erscheint, Elizabeth, und du hast meine Entscheidungen nicht in Frage zu stellen." erwiderte William beinahe gelassen.
"Richtig, dann wird es niemand erfahren und ihr werdet es nicht wiederholen, genau deshalb schicke ich ihn ja auch wieder nach Hause." bemerkte er und legte die Stirn in Falten. "Und wie es dann mit euren Heiratsplänen weiter geht, werden wir dann sehen. Euer Verhalten hat mich nicht unbedingt überzeugt, wenn ich ehrlich sein muss." Im Gegenteil. Roger hatte immerhin noch rechtzeitig begriffen, wann er hatte einlenken müssen, aber seine Tochter stellte ihren Sturkopf gerade einmal wieder meisterhaft unter Beweis - etwas, das William nicht unbedingt davon überzeugte, dass sie schon erwachsen und reif genug war.

Elizabeth

Elizabeth warf ihrem Vater einen beleidigten Blick zu. Sie fand es unfassbar ungerecht, wie er seine Meinung änderte, wie es ihm gerade passte.
"Und wann darf ich ihn wiedersehen? Wann gehen wir wieder an den Hof?", fragte sie schließlich. Wenn er schon von hier fort musste, wollte sie ihn wenigstens bald wieder sehen. "Was soll das heißen, wie es weiter geht? Sobald ich fünfzehn bin, werden wir heiraten. Dann bin ich endlich seine Frau und niemand kann mehr etwas dagegen sagen, wenn er mich küsst. Wovon überzeugt? Du kannst mich doch nicht ewig hinhalten. Ich will nicht als alte Jungfer enden. Irgendwann wird Roger das alles auch zu viel werden, Papa! Du hast gesagt, wenn ich fünfzehn bin, darf ich ihn heiraten."

 

William starrte seine Tochter einen Moment ungläubig an. Er konnte kaum glauben, dass sie jetzt, nachdem er gerade erst entschieden hatte, Roger wegzuschicken, schon wieder fragte, wann sie ihn sehen durfte. Das war an Dreistigkeit kaum noch zu übertreffen.
Statt jedoch aus der Haut zu fahren, zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab. "Oh, frag doch einmal deine Mutter, was sie davon hält, wenn ich in Kürze mal wieder auf ein Pferd steige um bis nach London zu reiten." erwiderte William ruhig, verengte dann aber die Augen. "Bist du auf den Kopf gefallen oder einfach nur so unverschämt, dass es dir egal ist?" fragte er schneidend. "Ich schicke ihn weg, damit du ihn so schnell nicht wieder siehst und falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen ist, kann ich ohne Krücke nicht einmal mein Gemach durchqueren, also werden wir sicher so schnell auch nicht an den Hof reisen."
William schloss die Augen. Bitte Gott, schenk mir Geduld mit dem törichten Kind. Nur dieses eine Mal.
"Du bist vierzehn Jahre alt, Elizabeth, von einer alten Jungfer also mehr als weit entfernt, also rede nicht einen solchen Unsinn." erwiderte William trocken. "Das sagte ich, aber zu dem Zeitpunkt ging ich auch noch davon aus, dass ihr beide vernünftig seid. Allerdings habt ihr mir nun doch das Gegenteil bewiesen - du ganz besonders." stellte er fest und sah Elizabeth mit festem Blick an. "Auch dir will ich einen guten Rat geben: schlag ihn dir aus dem Kopf."

Elizabeth

Elizabeth verdrehte leicht die Augen. Es war ja wohl offensichtlich, was sie meinte. "Ich meinte doch auch nicht jetzt gleich. Soo lange wirst du auch nicht mehr mit der Krücke laufen müssen. Du bist sicher bald wieder auf den Beinen.", erwiderte sie zuversichtlich. "Und dann musst du sicher bald wieder kurz zu Henry um ihm deine Aufwartung zu machen. Dann kann ich dich doch begleiten.", erklärte sie. Sie überging seine Frage nach ihrer Unverschämtheit einfach. Sie wollte einfach nur mit ihrem Liebsten leben, was war daran so schwer?
"Aber ich bin im heiratsfähigen Alter und das weißt du auch.", sagte sie dann. "Ich bin vernünftig. Gut, das eben war nicht vernünftig...aber es kommt auch nicht wieder vor." Und dann sagte ihr Vater diesen einen Satz.
"Warum soll ich ihn mir aus dem Kopf schlagen?", fragte sie entsetzt. "Ich liebe ihn doch, Papa! Ich kann ihn mir nicht aus dem Kopf schlagen und ich will auch nicht." Sie warf ihm einen flehentlichen Blick zu.

 

William zog es vor dieses Gerede über eine Reise an den Hof lieber unkommentiert zu lassen. Das führte ohnehin zu nichts, so viel war klar.
Im nächsten Moment hätte er um ein Haar aufgelacht, beherrschte sich jedoch und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Wenn du vernünftig wärst, hättest du schon längst aufgehört mit mir auf so unsinnige Art und Weise zu diskutieren." bemerkte William nur und schüttelte dann langsam den Kopf.
"Das solltest du, weil ich denke, dass es keine gute Idee ist, euch heiraten zu lassen." erklärte er dann. "Nicht so, wie ihr euch jetzt benommen habt, wie dreist ihr unter meiner Nase meine Regeln gebrochen habt in der Hoffnung ich würde es nicht merken und vor allem nicht, nachdem du mir jetzt so einen Aufstand hier gemacht hast. Du solltest lernen, dass dein Verhalten Konsequenzen mit sich trägt, Elizabeth, und in diesem Fall wirst du sie auch tragen müssen."

Elizabeth

Elizabeth schüttelte den Kopf und die Tränen schimmerten in ihren Augen. "Du sagst mir, dass ich ihn nicht heiraten darf? Das kann nicht dein Ernst sein! Das kannst du nicht machen! Du zerstörst mein Leben!" Woher nahm er das Recht, selbst zu heiraten, wen er liebte und ihr verbot er es? "Du kannst mir nicht verbieten ihn zu lieben! Warum darf jeder heiraten, wen er liebt, nur ich nicht? Du bist so gemein!"
Joanna indes zögerte ganz leicht. "Ist das nicht ein bisschen zu hart?", flüsterte sie William leise ins Ohr. Ihre Tochter tat ihr wirklich leid...
Elizabeth wischte einige Tränen von den Wangen. "Du hast versprochen, dass ich ihn heiraten darf, wenn ich endlich fünfzehn Jahre alt bin!"

 

William wollte eigentlich vermeiden, noch mehr Schwäche zu zeigen, doch da sein Kopf wieder merklich zu pochen begann, rieb er sich schließlich doch über die Schläfe, ehe er seine Tochter wieder ansah.
"Wenn du meine Entscheidung für falsch erachtest, dann beweis es mir. Beweis mir, dass du erwachsen und vor allem vernünftig genug bist und dann reden wir noch einmal darüber." entschied William schließlich.
"Und ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre es nun, wenn du nicht schon wieder widersprichst, sondern diese Chance akzeptierst, das Beste daraus machst und jetzt gehst." Bevor ihn endgültig die Kräfte verließen oder er einbrach, weil er seine Tochter nicht weinen sehen konnte.

Elizabeth   

Elizabeth biss sich auf die Unterlippe. "Und wie soll ich es dir beweisen?" Wie sollte sie das anstellen, wenn Roger ging? Sie wollte doch vernünftig und erwachsen sein, aber ihr Vater würde das nie so sehen und sie ewig warten lassen.
Sie rang mit sich, warf ihrem Vater einen beleidigten Blick zu und verschwand dann aus dem Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu.
Joanna seufzte. "Setz dich, William. Du sollst dich nicht überanstrengen.", forderte sie ihn auf. "Was hast du vor? Sie wird es nicht lange durchhalten auf ihn zu verzichten. Wir müssen sie im Auge behalten. Aber meinst du nicht...wir waren vielleicht ein bisschen hart?"

 

William seufzte leise. "In dem du einmal tust, was man dir sagt, Kind." erwiderte er nur und wartete bis die Tür krachend hinter Lizzy ins Schloss gefallen war. Es hätte Joannas Aufforderung danach gar nicht mehr bedurft, da es ihn freiwillig zurück in seinen Sessel zog.
Für einen Moment vergrub William das Gesicht in den Händen, dann sah er wieder zu Joanna auf. "Ich weiß es nicht. Ich war naiv genug, um zu glauben, dass sie sich benehmen würden bis Lizzy 15 ist, ich muss erst einmal darüber nachdenken, was ich nun tun sollte." erwiderte er und verzog die Lippen zu einem müden Lächeln. "Ich war so hart, wie ich sein musste, das weißt du. Wenn du anderer Meinung gewesen bist, hättest du sie besser nicht her gebracht. Du wusstest, wie ich reagieren würde."

 

Joanna nickte langsam und setzte sich auf die Sessellehne. "Es war vermutlich einfach ein Fehler ihn so lange hier zu lassen, nur weil wir unserer Tochter etwas Gutes tun wollten. Sie ist einfach noch nicht reif genug um die Tragweite solcher Dinge abschätzen zu können. Roger wird die Beherrschung verloren und sie ein bisschen verführt haben. Ich glaube ihnen zwar, dass sie nicht das Bett geteilt haben, aber dennoch...von sich aus wäre Lizzy auf die Idee nicht gekommen."
Sie legte den Kopf schief und eine Hand auf seinen Rücken.
"Ja, ich weiß. Ich spreche auch nicht davon ihn wegzuschicken. ich denke eher daran ihnen eine Hochzeit zu versagen, auch wenn sie fünfzehn wird. Aber du hast recht...ich habe sie hergebracht, damit sie lernen, dass man sich an gewisse Regeln halten muss. So sehr ich sie auch liebe und vor allem beschützen möchte, auch unsere Tochter muss Grenzen lernen, da uns das bisher offenbar misslungen ist."

 

William nickte. "Gut möglich. Fest steht, dass mir ein solcher Fehler nicht noch einmal unterlaufen wird. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen, ich weiß schließlich, wie es mir in Rogers Alter ging." bemerkte William und seufzte leise.
"Die Hochzeit ganz abzusagen, mag ein Fehler sein, aber momentan kann ich einer Heirat auch nicht guten Gewissens zustimmen. Es ist, wie ich zu Lizzy sagte: sie muss mir erst beweisen, dass sie vernünftig genug ist." Dann legte William den Kopf ein wenig in den Nacken und schloss die Augen. "Das ist uns wahrlich misslungen." murmelte er. "Ich wollte nie so ein Vater werden, wie der meine und habe alles getan, um anders zu sein und nun muss ich feststellen, dass ich auf meine Art und Weise aber ebenfalls ein miserabler Vater bin."

 

Joanna seufzte. "Ja, das wusstest du wohl. Und es ist nicht so, dass ich ihn gar nicht verstehen kann. Schau dir unser Mädchen an, sie wird langsam zu einer wunderhübschen jungen Frau. Kein Wunder, dass er kaum widerstehen konnte."
Das war ja das Schlimme. Sie hatte Verständnis für Beide, hielt ihr Handeln aber dennoch für falsch.
"Ja, ich weiß...sie ist einfach zu jung, sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt. Ich denke, wenn die Beiden sich eine Weile nicht sehen, wird es besser werden."
Sanft strich sie ihrem mann durch die dunklen Locken. "Red keinen Unsinn...du bist kein miserabler Vater. Schau dir Robert und Beatrice an, wie wundervoll die Beiden sich entwickelt haben. Du bist vielleicht ein bisschen zu nachgiebig mit deinen Töchtern, aber das ist nicht verwerflich. Lizzy ist eben einfach nur....unsere Tochter. Und leider hat sie eine noch größeren Sturkopf als wir Beide und mein Temperament dazu."

 

William musste gegen seinen Willen lächeln. "Ja, das wird sie. Noch ein wenig mehr Zeit und sie ist wirklich eine bildhübsche Frau." bemerkte er nicht ohne Stolz. "Ganz so, wie ihre Mutter." fügte er hinzu und gab Joanna einen sanften Kuss auf die Wange.
Dann lachte er kurz auf. "Vielleicht hast du ja Recht. Aber es hilft alles nichts, wir werden uns ein paar Gedanken machen müssen, wie es weiter gehen soll mit unserem Sturkopf. Aber vorher will ich mich ein wenig ausruhen und etwas essen." entschied William dann als sein Magen sich mit einem leisen Knurren bemerkbar machte.

Mit gerunzelter Stirn und missbilligender Miene hatte Robert sich auf den Weg zu seinem Vater gemacht, da er noch einige Dinge mit ihm zu besprechen hatte. Er übernahm im Moment noch nahezu alle Aufgaben, die sein Vater sonst selbst erledigte und brachte nur die wirklich wichtigen Dinge zu ihm. Doch diesmal ärgerte ihn die ankommende Botschaft gewaltig.
Er klopfte und trat dann ein. "Vater...wie geht es dir? Besser, hoffe ich? Ich habe hier einige Sachen, die du dir ansehen solltest. Aber der König ist einmal mehr der Gipfel..." Robert hob ein Pergament und winkte leicht damit.
"Er erhebt eine neue Steuer und wir sollen zahlen. Um die Kriegskassen zu füllen...Das ist vollkommen überzogen! Es wird vorerst keinen Krieg geben und wird den englischen Adel noch mehr ausbluten."

 

William war am Morgen mit Joanna und den Kleinen im Garten gewesen. Während Sophie und Elias eine Weile herum getobt waren, hatte er stolz seinen Jüngsten auf dem Arm gehalten und einfach nur die Zeit mit seiner Familie an der frischen Luft genossen bis auch die zwei wieder zurück gekommen waren und er ihnen eine Geschichte erzählt hatte.
Nun saß er allerdings wieder in seinem Gemach und versuchte sich irgendwie die Zeit zu vertreiben als er klopfte und Robert herein kam. William lächelte zufrieden über die Ablenkung und wies auf den Stuhl ihm gegenüber. "Setzt dich doch, Junge." forderte er Robert auf und nickte dann. "Es wird von Tag zu Tag besser, aber diese fürchterliche Krücke wird wohl noch ein kleines Weilchen mein Begleiter sein und dafür sorgen, dass ich Tag für Tag weiter außer Form komme." Schließlich tat er nichts weiter als herum zu sitzen und einmal am Tag ein wenig vor die Tür zu gehen.
William zog eine Augenbraue in die Höhe. "So?" Verwundert nahm er Robert das Pergament ab und begann zu lesen.
Langsam legte er die Stirn in Falten und unterdrückte ein Seufzen. Das Schreiben klang in der Tat nicht allzu vielversprechend, aber im Grunde hatte Henry durchaus Recht mit seiner Forderung. William wusste schließlich nur zu gut, wie es um die königlichen Kassen bestellt war und es war noch gar nicht allzu lange her, da hatte er selbst Henry ins Gewissen geredet, dass sie irgendetwas unternehmen mussten.
Er ließ das Pergament sinken und seufzte nun doch leise. "Die Kassen der Krone sind leer, Robert. Wenn Henry den Winter überstehen will und dann im Frühjahr noch genug Mittel zur Verfügung haben will, um den Frieden in England und vor allem auf dem Festland zu sichern, bleibt gar keine andere Möglichkeit." erwiderte er dann ruhig.

Robert seufzte und setzte sich schließlich, beobachtete seinen Vater intensiv. "Ach es wird schon werden, du wirst sehen, bald bist du wieder völlig auf Der Höhe und hängst uns alle ab.", versuchte er seinen Vater aufzumuntern, wurde dann aber wieder ernst.
"Doch. Würde Henry etwas sparsamer mit seinen Mitteln um sich werfen, wäre es nicht notwendig noch mehr Steuern von uns zu fordern. Uns geht es gut, aber anderen Earls nicht. Henry wird es soweit treiben, bis er uns alle geschröpft hat. Er will die Kuh melken und zugleich schlachten. Das wird nicht Funktionieren.", erwiderte er skeptisch.

 

William musste grinsen. "Darauf verlasse ich mich fest. Aber bis ich euch wieder abhängen kann, wird wohl noch einiges an Zeit vergehen. Erst einmal muss ich wieder ordentlich laufen können und dann langsam anfangen zu trainieren."
William strich sich über das Kinn. "Es wäre schön, wenn es so einfach wäre, aber das ist es leider nicht. Nach der Rebellion der Prinzen füllen sich die Kassen der Krone nur sehr langsam wieder und haben noch immer einen sehr kritischen stand, viel hat Henry nicht zur Verfügung. Hier in England mag das weniger problematisch sein, aber ich will mir lieber nicht vorstellen, was passiert, wenn die Wölfe auf dem Festland diese Chance wittern." Auch, wenn Henrys Söhne gelobt hatten, das Schwert nicht mehr gegen ihren Vater zu heben, traute William ihnen dennoch einiges zu. Und von Louis von Frankreich ganz zu schweigen.
"Die Steuer wird sicher nicht von allzu langer Dauer sein. Aber momentan ist es durchaus die richtige Entscheidung von Henry und wir werden unseren Teil dazu leisten."
Zwar würde William von den Einsparungen nicht begeistert sein, aber es würde sie nicht in Schwierigkeiten bringen, so viel war sicher.

"Abwarten. Solche Dinge gehen meistens doch schneller als man befürchtet. Mach Dir keine Sorgen.", erwiderte Robert mit einem flüchtigen Lächeln.
"Würde Henry seiner neuen geliebten weniger Geschenke machen und seine mühen darauf ausrichten, dass der Handel dieses Landes in Schwung zu bringen statt Kriege zu führen. Er sollte sich lieber darum bemühen die diplomatischen Beziehungen zum Festland zu verbessern."
Seine Miene verdüsterte sich.
"Es War ja klar, dass du auf seiner Seite bist. Du findest ja für alle seine Entscheidungen eine Rechtfertigung. Ich halte es dennoch für falsch."

 

William nickte knapp. "Hoffen wir das du Recht behältst." Mittlerweile war er allerdings auch weit davon entfernt sich noch Sorgen zu machen. Er wusste, dass er bei John in den besten Händen war und Joanna wachte penibel darüber, dass er sich genug Ruhe gönnte, der Heilungsprozess ging also gut voran, dauerte nur leider in Williams Augen immer noch deutlich zu lange.
William zog eine Augenbraue in die Höhe. "Du kannst Henry nun wirklich nicht vorwerfen, dass er verschwenderisch sein." bemerkte er und seufzte leise. "Das sagst du so leicht - diplomatische Beziehungen verbessern. Was glaubst du, was wir ständig versuchen zu tun, nur leider ist das nicht ganz so einfach. Wir bräuchten eine starke Eheverbindung, um das Band zu festigen, aber nachdem Johanna Anfang des Jahres mit Wilhelm von Sizilien verheiratet wurde, bleibt als einziger noch John übrig und der Bengel ist gerade mal zehn Jahre alt und derzeit bietet sich keine wirklich gute Partie an." Dass Henry auch auf ihn zugekommen war, in der Hoffnung, William würde vielleicht eine seiner Töchter nach Frankreich verheiraten, verschwieg er seinem Sohn ganz bewusst.
William legte die Stirn in Falten. "Ah, und was genau willst du mir damit sagen?" fragte er skeptisch. "Ich finde keine Rechtfertigungen, ich beziehe lediglich Position und trete für die Entscheidungen Henrys ein, die ich für richtig halte. Auch, wenn dir das in diesem speziellen Fall nicht gefallen mag."

"Doch das kann ich. Henry hat diese Mätresse, die er mit Geschenken überhäuft. Er hat unzählige Pferde, die er eigentlich nicht braucht. Und du denkst, Henry sei nicht verschwenderisch? Also ehrlich. .. wenn es um ihn geht, bist du manchmal wirklich blind."
Er seufzte ungeduldig. "Es gäbe mit Sicherheit eine passende Partie für John. Bei Henry hat den König dass Alter auch nicht gekümmert. ", widersprach Robert.
"Das Sind doch alles nur ausreden. Diese Steuer ist eine Farce. Hernry wird es soweit treiben, bis der Adel sich gegen gegen ihn erhebt. "
Robert verschränkte die arme vor der Brust. "Ja das tust du. Aber bei allem Respekt, du bist völlig blind vor Loyalität zu Henry!"

 

"Das was du da aufzählst, dürfte wohl kaum merklich ins Gewicht fallen." erwiderte William ein wenig reserviert, dann strich er sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ich habe nie behauptet, dass Henry das Alter stört, aber er will für John eine herausragende Ehe schließen. Henry bekommt England und die Normandie, Richard Aquitanien und Geoffrey mit seiner Heirat die Bretagne, nur John geht bisher noch leer aus und das will Henry natürlich ändern." erwiderte William und runzelte die Stirn. "Oder würde es dir gefallen, wenn ich eine deiner Schwestern nach Frankreich verheirate, damit wir die Beziehungen stärken? Oder vielleicht sogar nach Deutschland?" fragte William und verengte dann leicht die Augen. "Das wird nicht passieren, dafür werde ich schon sorgen." entgegnete William schließlich.
Im nächsten Moment starrte er seinen Sohn jedoch beinahe fassungslos an. William biss die Zähne aufeinander und musterte Robert schweigend, ehe er eine passende Antwort parat hatte. "Davon kann wohl kaum die Rede sein. Aber in einem Punkt hast du zumindest Recht, ich weiß, wem meine Loyalität gehört. Nicht nur, dass wir durch das Blut verbunden sind, ich habe Henry auch einen Treueid geleistet und an den halte ich mich auch." erwiderte William ein wenig schroff. "Ich würde mich deshalb keineswegs als blind bezeichnen."

"Da sagst du. Aber es gibt sicher noch mehr Abgründe, in dieHenry das dringend nötige Geld wirft. Ich will nicht sicher,ob ich das überhaupt so Genau wissen will."
Er knirschte leicht mit den Zähnen. "Nein, das wäre mir nicht lieber. Aber dann soll Henry seinen Sohn eben mit einer Spanierin verheiraten. Irgendjemand wird schon eine passende Tochter haben." Er erhob sich wütend und trat einen Schritt weiter.
"Es ist ein Unterschied, ob ich weiß, wo meine Loyalität hin gehört oder ob ich die Fehler des anderen vor lauter Treue nicht mehr sehe.", erklärte Robert scharf
"Mein Treueeid bindet aber nicht meinen Verstand so wie bei dir. " Das War vielleicht nicht gerade gerecht, aber er War einfach so wütend!

 

William schüttelte leicht den Kopf. "Mit einer Spanierin? Und dann? Was denkst du, soll uns das bringen?" fragte William und sah ein wenig überrascht zu Robert auf, als dieser aufstand und einen Schritt näher kam. "Was redest du denn? Ich bin mir Henrys Schwächen sehr gut bewusst, dass da nichts mit meiner Loyalität zu tun." knurrte er und erhob sich - zu rasch und vor allem ohne seine Krücke zu nehmen.
William zuckte zusammen als er das verletzte Bein belastete und musste sofort nach dem Tisch vor ihm greifen, um sich abzustützen. Schließlich griff er nach seiner Krücke und richtete sich ein wenig schwer atmend auf.
"Was willst du damit behaupten? Dass ich falsche Entscheidungen treffe? Ich tue immer das, was für uns, unsere Grafschaft und das Königreich am besten ist!" erwiderte William heftig.

Robert

"Ob Spanierin oder Deutsche, es ist doch egal. In jedem Fall würde Frankreich einen wichtigen Bündnispartner verlieren, sollten wir eines der beiden Reiche an uns binden können.", erklärte Robert schließlich ungehalten. Der Schluss lag doch wohl nahe!
"Du bist dir seiner Schwächen bewusst, aber trotzdem versuchst du immer in jeder Situation eine Entschuldigung für ihn zu finden! Weil du ihn wie einen Bruder liebst. Und du weißt selbst, dass es so ist.", stellte er dann fest und beobachtete mit einer Spur Sorge, wie die Entrüstung seinen Vater zu einer unbedachten Handlung bewegte. So wartete er erst einmal ab, bis der Earl wieder sicher stand, ehe er fortfuhr. Er stritt nicht gern mit seinem Vater, aber diese Sache machte ihn wütend. Er fand nicht, dass Henry eine solche Steuer rechtfertigen konnte. Ebenso wie einige andere Dinge in der letzten Zeit. Der König ließ nach...und seine Widersacher würden es bald bemerken.
"Ich behaupte gar nichts. Ich bin nicht blind. Du triffst meistens die richtige Entscheidung, in dieser Sache aber finde ich sie falsch. Wir bräuchten das Geld an anderer Stelle dringender um unsere Bauern über den Winter zu bringen. Die Ernte war schlecht, die Kirche, die du bauen willst, verschlingt Unsummen Geld und nächstes Jahr müssen wir Schlachtvieh zukaufen. Und trotzdem unterstützt du mit Feuereifer Henrys unsinnige Steuern! Soll er selbst schauen, woher er das Geld für seine Feldzüge kriegt. Er wird uns damit in den Ruin treiben, jedes Jahr will er mehr und das weißt du genauso! Du willst es nur einfach nicht sehen, wegen Henry!"