William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

William ignorierte seine Tochter und wartete bis Roger sich zurück gezogen hatte. Immerhin wusste der Kerl, wann es besser war nicht weiter aufzubegehren.
Erst als sie alleine waren sah er Lizzy wieder an. "Na los, deine Mutter ist in unserem Gemach, ich denke wir sollten eine Unterhaltung führen. Und zwar nicht hier, wo uns jeder sehen und hören kann." erklärte William und schob seine Tochter sachte, aber doch bestimmt in Richtung Burg.
Innerlich kochte er vor Wut, doch er wusste genau, dass er warten musste bevor er sein endgültiges Urteil fällte. In dieser Sache musste er sich mit Joanna einig sein, sonst würde er Lizzy nur noch mehr Möglichkeiten geben, um seine Grenzen zu übergehen.

Elizabeth   

Lizzys blaue Augen sprühten vor Zorn, als sie ihren Vater mit eine finsteren Blick bedachte. Das durfte doch alles nicht wahr sein. "Du wirst mir doch sowieso nur wieder die selben Vorhaltungen machen wie das letzte Mal.", erwiderte sie wütend, machte sich von seinem Griff los, behielt aber die eingeschlagene Richtung bei. "Ich kann alleine laufen, ich bin kein Kleinkind!", begehrte sie auf. Aber vielleicht würde ihre Mutter ihr ja beistehen, die kämpfte immer für die wahre Liebe.
Joanna war indes sehr überrascht, ihre Tochter und ihren Mann eintreten zu sehen. Vor allem Elizabeths Gesicht verhieß ihr nichts Gutes.
"Was ist passiert?"

 

"Die selben Vorhaltungen, aber dieses Mal mit anderen Konsequenzen." versprach William kalt und ging hinter Lizzy her, um sie nach drinnen zu geleiten.
Er schloss die Tür des Gemaches hinter ihnen und warf einen Blick zu Joanna. "Drei Mal darfst du raten mit wem und vor allem wie ich unsere Tochter gerade im Garten gefunden habe." erklärte er und sah seine Tochter dann auffordernd an. "Na los, erzähl schon. Dann bringen wir es schneller hinter uns." Zweifellos würde Lizzy die Gelegenheit nutzen und sich über ihn aufregen, aber momentan war ihm das wirklich egal. William war zutiefst enttäuscht darüber, dass seine Tochter seine Worte so sehr mit Füßen trat und ihm so wenig Respekt entgegen brachte.

Elizabeth   

"Wie darf ich das verstehen? Zimmerarrest? Gestehst du mir noch eine Bibel zu, damit ich Benehmen lerne", fragte Lizzy ein wenig spöttisch. Joanna hob eine Augenbraue und schaute ihre Tochter fragend an. Diese verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich habe nur meinen Liebsten begrüßt. Ein einziger Kuss, ich verstehe nicht, warum Papa so engstirnig ist, wenn es um Roger geht. Niemand war im Garten, niemand hat es gesehen und trotzdem regt er sich wieder so auf. Ich sehe das Problem nicht. Es wird ja wohl erlaubt sein ihn zu begrüßen. Und da ich ihn ohnehin heiraten will, ist es doch egal, ob ich ihn küsse oder nicht.", erwiderte sie voller Zorn, aber mit mühsam beherrschter Stimme.
Joanna seufzte. "Ach Kind...hast du beim letzten Mal keine Lehre gezogen?"

 

"Selbst das wäre bei dir wohl vergeblich." grollte William ließ sich aber von seiner Tochter nicht weiter provozieren und wartete bis sie bei Joanna waren.
William tauschte einen langen Blick mit seiner Gemahlin. "Das ist ganz und gar nicht egal. Warum will das denn nicht in deinen Kopf. Ihr könnt nicht in aller Öffentlichkeit tun als würdet ihr schon vermählt sein. Egal, ob ihr allein wart, ich habe euch auch überraschen können und damit jeder andere hier."
William schüttelte den Kopf. "Wieso musst du nur jede Regel, die ich aufstelle mit Füßen treten?"

Elizabeth

Elizabeth verschränkte die Arme erneut vor der Brust. "Es hätte aber außer dir keinen interessiert! Nur dich.Ich trete deine Regeln nicht mit Füßen! Aber bezüglich Roger sind sie unsinnig! Du verbietest mir ihn zu heiraten, obwohl wir schon lange Monate auf eine Verlobung warten und es kommt kein Zeichen des Entgegenkommens von dir. Ich habe ihn vermisst und ich liebe ihn, also darf ich ihn ja wohl auch dementsprechend begrüßen. Es ist mir völlig gleich, wer uns dabei sieht, solange ich nur bei ihm sein darf. Warum kannst du mich nicht loslassen? Warum zögerst du so lange mit einer Verlobung? Da ist das Alter nun wirklich kein Grund, Prinz Henry war noch ein kleines Kind, als er verlobt wurde!", protestierte sie. Und es wurmte sie, dass er ihren Geschwistern alles durchgehen ließ und nur ihr so strenge Regeln auferlegte.

 

Williams Augen blitzten wütend auf. "Ich denke, so unsinnig sind sie wohl kaum. Ich habe dir gesagt, dass ich im Frühjahr bereit bin einer Verlobung zuzustimmen und dann alles weitere folgen kann. Von verbieten kann hier nicht die Rede sein. Meine Voraussetzung war lediglich, dass ihr euch bis dahin so benehmt, wie man es zu erwarten hatte - vor allem in der Öffentlichkeit. Und unter Öffentlichkeit verstehe ich alles, was nicht abgeschottet von aller Augen hinter Schloss und Riegel stattfindet."
Wenn das überhaupt noch möglich war, verfinsterte sich Williams Miene noch weiter. "Prinz Henry wurde auch geschlagen, wenn er nicht gespurt hat, willst du wirklich die Erziehung der königlichen Kinder gegenüber der deinen bevorzugen? Glaub mir, damit willst du nicht argumentieren, denn dann würdest du auch keinen englischen Grafensohn heiraten können, sondern wärst schon seit Jahren an einen Franzosen vergeben. Ich glaube, auch das ist wenig in deinem Sinne." fuhr William sie an und sah dann zu Joanna hinüber. Er war schließlich nicht mit Lizzy hier her gekommen, um sich jetzt alleine mit seiner Tochter zu streiten, sondern um mit seiner Gemahlin eine Entscheidung zu treffen.

Elizabeth   

"Nein, das hast du nicht gesagt! Du hast gesagt nächstes Jahr. Und wenn er dich im Frühjahr fragt, hast du wieder eine andere Ausrede. So war es die ganze Zeit schon. Du kannst mich einfach nur nicht loslassen! Bei Beatrice ging das nur schneller, weil sie heimlich geheiratet hat. Vielleicht sollte ich das ja auch tun." Sie bedachte ihren Vater mit einem bösen Blick. "Es war keine Menschenseele dort im Garten und im Winter ist es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass dort jemand vorbei kommt. Du tust wirklich so, als hätten wir uns mitten in die Halle gestellt!" Und was hinter Schloss und Riegel passiert ist, willst du auch gar nicht wissen.
"Nein, will ich nicht. Aber es ging mir auch nur um das Alter, nicht um meine Erziehung. Ja, da hast du recht, ich will ohnehin nur Roger."
Joanna beobachtete die Szene aufmerksam. Sie wusste, dass ihr Mann einen bestimmten Zweck damit verfolgte, dass er Lizzy hergebracht hatte. Fragend suchte sie seinen Blick. "Was hast du jetzt vor?", fragte sie schließlich. "So kann es schließlich nicht weitergehen. Es kann nicht angehen, dass man euch Beide nur zu tadellosem Benehmen kriegt, indem man euch voneinander trennt."

 

William gab ein verärgertes Brummen von sich, dann verengten sich seine Augen und er bedachte seine Tochter mit einem scharfen Blick. "Tu es und du brauchst mir nie wieder unter die Augen treten." zischte er wütend. Das war zwar eine leere Drohung, da er es ohnehin nicht ertragen könnte seine Tochter nicht mehr zu sehen, aber dennoch, er war es einfach Leid.
Er sah zu Joanna hinüber und legte die Stirn in Falten. "Ich habe genug von diesem Theater. Es kann nicht angehen, dass meine Tochter mich wie selbstverständlich an der Nase herum führt und der Meinung ist, sie müsse keinen Deut auf meine Worte geben. Ich habe das letzte Mal klar gemacht, was ich davon halte und nun werde ich die entsprechende Konsequenz ziehen müssen." entgegnete William.
William sah seine Gemahlin noch einen Moment schweigend an, dann wandte er sich zu Elizabeth um. "Eigentlich hätte ich das schon beim letzten Mal tun sollen, aber ich dachte, dass eine Chance gerechtfertigt sei und ich habe dich hier mit her genommen, obwohl ich wusste, dass Roger uns ein Vater hier sind, weil ich dachte, dass es dich freuen würde - und dass du aus deinen Fehlern gelernt hast. Aber ganz offensichtlich ist das nicht der Fall also wirst du mit den Folgen leben müssen." erklärte William hart. "Du wirst ihn nicht heiraten. Und solltest du dich auf den Kopf stellen, meine Erlaubnis hast du heute verspielt indem du mir bewiesen hast, wie wenig Respekt du vor mir hast."

Elizabeth

Elizabeth erwiderte den Blick vollkommen unbeeindruckt. "Wenn du meinst." Das würde er ohnehin nicht aushalten. Ihr Vater liebte sie. Joanna seufzte schwer. "Ja, das ist wahr. So wenig es mir auch gefällt, irgendwann muss es ein Ende haben. Vielleicht war ich doch zu nachlässig in meiner Erziehung." Dabei hatte sie gedacht, es wäre ihr trotzdem gelungen ein anständiges Mädchen aus Elizabeth zu machen, aber sie wusste, Lizzy war ihr selbst einfach furchtbar ähnlich. Und zum ersten Mal konnte sie ihre Mutter ein bisschen verstehen.
Als ihr Vater diese verhängnisvollen Worte aussprach, wich sämtliche Farbe aus Elizabeths Gesicht. "Das kannst du nicht machen!", begehrte sie auf. "Du hast mir versprochen, dass ich einen Mann heiraten darf, den ich will. Das ist so unfair! Meine Schwester heiratet hinter deinem Rücken, das ist völlig in Ordnung! Mein Bruder heiratet eine Hure, das ist auch in Ordnung! Und ich wollte den ganz normalen Weg gehen und darf nicht, nur weil ich ihn geküsst habe? Als ob du ein Engel warst, bevor du Mama geheiratet hast!", rief sie wütend. "Wie kannst du mir das antun, wenn du behauptest, dass du mich liebst?"

 

William nickte langsam während Joanna sprach. In dieser Sache mussten sie sich einig sein, sonst würde es keinerlei Wirkung haben, so viel stand fest.
Als Elizabeth dann aufbegehrte zuckte Williams Hand so schnell in die Höhe, das er sich nur im letzten Moment noch aufhalten und den Arm wieder senken konnte, sonst hätte er seiner Tochter die erste Ohrfeige ihres Lebens verpasst.
"Das hatte ich versprochen, aber als ich dieses Versprechen getätigt habe, bin ich davon ausgegangen, dass du mich respektierst und dich daran hältst, wenn ich dir sage, dass du noch etwas zu warten hast. Aber du hast mir heute vor Augen geführt, dass du mich scheinbar nicht im Geringsten achtest, wenn du denkst, du kannst dich über meine Worte hinweg setzen ohne dass ich es merke. Und was deine Geschwister getan haben, spielt hier keine Rolle, hier geht es um dich und darum, dass du selbst deine Chance verspielt hast. Ich habe dir die Möglichkeit geboten ihn im nächsten Jahr zu heiraten, wenn du gewartet hättest, aber das hast du nicht. Das hier ist nicht allein meine Schuld, Elizabeth, also hüte dich davor es so aussehen zu lassen, als wärst du an deinem Schicksal unschuldig." William verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich liebe dich sehr wohl, deshalb liegt es mir auch so am Herzen, wie dein Leben verläuft, das wirst du hoffentlich eines Tages begreifen."

Elizabeth

Elizabeth wusste genau, dass ihr Vater kurz davor stand die Beherrschung zu verlieren. Aber sie hatte keine Angst, sie war einfach nur wütend und enttäuscht.
"Aber ich habe doch gewartet. Ich habe schon lange gewartet und ich hatte Geduld. Aber du verstehst mich einfach nicht. Du machst ein Drama daraus, denn egal, ob mich jemand hätte sehen können: es hat mich keiner sehen. Und deshalb ist es doch völlig egal! Du tust so als hätte ich mir da im Garten sämtliche Kleider vom Leib gerissen!" Sie trat einen Schritt vor. "Doch, es spielt eine Rolle! Weil du ihnen alles durchgehen lässt und mich wegen so einer Kleinigkeit verurteilst! Du zerstörst mein Leben! Ich liebe ihn doch, wie kannst du mir einfach verbieten ihn zu heiraten? Du hast dir selber auch genommen, was du wolltest? Warum willst du unbedingt verhindern, dass ich glücklich werde? Nein, das hier werde ich nie begreifen!"

 

William schloss die Augen. Geduld war nie seine Stärke gewesen und das hier, stellte ihn auf eine besonders harte Probe, vor allem, da er die Reise nach London noch beinahe in jedem Knochen spürte. Im Grunde war er zu früh hergekommen, aber er hatte Edward sehen wollen, hatte sich überzeugen wollen, dass sein Sohn auf dem Wege der Besserung war. Und er hatte Elizabeth mitgenommen, um ihr einen Gefallen zu tun.
William öffnete die Augen wieder und sah seine Tochter an. "Es hätte euch aber jemand sehen können, wenn ihr noch länger dort gestanden hättet. Und hier geht es um das Prinzip. Was ihr getan habt, gehört sich nicht in der Öffentlichkeit und ich hatte es obendrein verboten. Dennoch hast du ihn geküsst. Und weiß der Himmel, was ihr hinter verschlossener Tür schon alles getrieben habt, wenn ihr nicht einmal in der Öffentlichkeit in der Lage seid einen Kuss zurück zu halten." erwiderte William mit beherrschter, kalter Stimme.
Seine Augen blitzten auf, ehe er sie zu schmalen Schlitzen verengte. "Ehe ich mir genommen habe, was ich wollte - wie du es so schön ausdrückst - habe ich vorher meine Pflicht erfüllt und getan, was man von mir verlangt hat." Auch wenn er darauf nicht unbedingt stolz war, er hatte es dennoch getan. "Und danach habe ich deine Mutter auch erst geheiratet nachdem ich die Erlaubnis des Königs hatte. Warum begreifst du stures Kind einfach nicht, dass ich lediglich von dir verlange, dass du mir Respekt erweist und dich einmal in deinem Leben daran hältst, was ich dir sage?"

Elizabeth   

Elizabeth seufzte und verdrehte die Augen. "Es hat uns aber niemand gesehen, Papa! Wir haben gar nichts getrieben..." Das stimmte zwar nicht so richtig, aber ihr Vater musste nicht alles wissen.
"Ich wollte meine Pflicht erfüllen und eine gute Partie heiraten! Aber du lässt mich nicht! Wieso soll ich dir Respekt erweisen, wenn dir völlig egal ist, was ich will? Immer soll ich warten und jetzt darf ich ihn gar nicht heiraten? Du bist so ungerecht."
Joanna atmete durch und trat zwischen die Beiden, ehe die Situation gänzlich aus dem Ruder laufen konnte. Sanft legte sie ihrem Mann kurz die Hand auf die Schulter.
"Es reicht jetzt. Elizabeth, wir sind deine Eltern und du hast unsere Entscheidung zu akzeptieren. Wenn dein Vater dich für zu jung hält, ist es so. Und du musst lernen dich an die Regeln zu halten. Wenn Roger dich wirklich lieben würde, hätte er sich um deinetwillen beherrscht. Er ist wahrlich alt genug dazu.", erklärte Joanna.
Elizabeth stiegen die Tränen in die Augen, als ihre Mutter sich auch gegen sie stellte. "Ich hasse euch!", schrie sie und drückte sich an ihren Eltern vorbei durch die Tür. Das war so ungerecht!

 

William öffnete den Mund, wenngleich er allmählich nicht mehr wusste, was er noch sagen sollte, als Joannas Hand sich auf seine Schulter legte. Beinahe dankbar schloss William den Mund wieder und schwieg, während Joanna in den Streit einschritt.
Ihm war übel und er blieb noch genau so lange auf dem gleichen Fleck stehen bis die Tür hinter Elizabeth ins Schloss fiel, dann hinkte er zu dem nächst besten Stuhl hinüber und ließ sich darauf nieder. Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Elizabeths letzte Worte waren ihm durch Mark und Bein gegangen. Geräuschvoll atmete er aus, hielt die Augen aber weiterhin geschlossen.
"Sag mir bitte, dass das die richtige Entscheidung war." bat er Joanna dann und schlug die Augen auf, um seine Gemahlin anzusehen. "Oder wenigstens die notwendige ..."

 

Joanna schloss kurz die Augen und seufzte vernehmlich. Dann folgte sie ihrem Mann und stellte sich hinter ihn, legte die Hände auf seine Schultern.
"Es war eine schwere Entscheidung, aber ich fürchte auch, dass sie notwendig war. Wir können sie nicht tun lassen, was sie möchte. Und auch, wenn sie jung und ungestüm ist, hätte Roger dem widerstehen müssen. Er ist alt genug und sollte es besser wissen. Das zeigt mir nur, dass er nicht genug für sie sorgen kann. Irgendwann wird Lizzy das auch einsehen..."
Joanna küsste ihren Mann auf die Wange.
"Ich fürchte, ich habe versagt. Ich hatte gehofft, ich hätte sie zu einem anständigen Mädchen erzogen, das seine Eltern respektiert."

 

William nickte langsam. Ohne Joanna hätte er das gerade nicht durch halten können, dann wäre er sicher doch eingeknickt und hätte nachgegeben, aber es war einfach notwendig gewesen.
Er griff nach Joannas Armen und zog sie kurzer Hand auf seinen Schoß. "Es ist nicht deine Schuld." erwiderte er und gab ihr einen langen Kuss. "Wenn dann haben wir beide gemeinsam versagt." fuhr er fort und legte die Arme um sie. "Sie hat einfach zu viel von uns beiden abbekommen ..." William seufzte und lehnte sich etwas zurück. "Sie ist unsere erste gemeinsame Tochter, es fiel mir von Anfang an schwer ihr Grenzen zu setzen." murmelte er. Bei Beatrice war das ganz anders gewesen. Isabel hatte mit Argusaugen über das Mädchen gewacht und William war in den ersten Jahren eigentlich kaum etwas von der Erziehung der Kleinen zugefallen. Bei Lizzy war er anders mit eingebunden gewesen, hatte es selbst so gewollt und wann immer ihn dieses süße Mädchen angelächelt hatte, hatte er nicht anders gekonnt als ihr jeden Wunsch zu erfüllen.
"Ich glaube, ich sollte mich ein wenig ausruhen. Die Reise steckt mir doch noch in den Knochen." murmelte William schließlich.

 

Joanna seufzte und erwiderte Williams Kuss, legte die Arme um seinen hals. "Ja, das hat sie wohl...aber ich dachte, sie würde wenigstens darauf vertrauen, dass wir ihr Bestes wollen. Dieser Junge hat ihr den Kopf völlig verdreht. Ich wusste, warum ich von Anfang an kein gutes Gefühl bei diesem Kerl hatte. Nun stiehlt er uns unsere Tochter. Ich hoffe sehr, dass Lizzy irgendwann Einsicht zeigt."
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. "Ich habe mich bemüht ihr Grenzen zu setzen, aber es scheint nichts genutzt zu haben. Nun, wir müssen abwarten....abwarten, ob Lizzy sich beruhigt und sie baldmöglichst zurück nach Cornwall bringen. und du hast recht, du solltest dich etwas hinlegen. DU bist noch nicht wieder gesund, du hinkst wieder mehr als Zuhause. Du musst dich schonen."

 

"Ja, das hatte ich auch gehofft, aber scheinbar ja vergebens." seufzte William und strich Joanna über die Wange. "Ich hatte gedacht, dass er sich schon zu benehmen wisse. Dass er sich zusammen reißt, wenn ihm etwas an ihr liegt, aber da habe ich mich wohl ebenfalls getäuscht."
Dann huschte ein schiefes Grinsen über Williams Lippen. "Deinem Auge entgeht auch nichts, oder?" bemerkte er mit sanftem Spott und küsste Joanna sachte. "Ich weiß, ich hätte warten sollen, aber ich wollte den Jungen sehen." entgegnete William und atmete geräuschvoll aus. "Hast du ein wenig Zeit, um mir Gesellschaft zu leisten? In deiner Gegenwart entspanne ich mich immer noch am besten und Entspannung habe ich wohl wirklich bitter nötig." bemerkte William dann.

 

"Ja, manchmal hat Gott eben andere Dinge mit einem vor." Ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben. "Ich kenne dich lange genug, du kannst vor mir nichts verbergen. Und deshalb möchte ich, dass du nun das Bein hochlegst dich dich schonst."
Sie lächelte und küsste ihn sanft.
"Ja, ich kann dich ja verstehen. Und ich habe Zeit, bis ich nachher zu Edward gehe. Ich werde mich ein wenig zu dir legen und wir werden ein paar entspannte Stunden haben. Nach dem Schrecken müssen wir nun Beide erst einmal zur Ruhe kommen."
Und hoffen, dass Lizzy keine Dummheiten machte.

Roger

Roger konnte kaum eine Minute still sitzen. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht besser aufgepasst hatte, aber als er Lizzy gesehen hatte, hatte er alles um sich herum vergessen. Und nun das ... ausgerechnet ihr Vater hatte sie sehen müssen und so wie er geklungen hatte, verhieß das nun nichts Gutes. Und wenn ihm der Rückhalt des Lordkanzlers fehlte, konnte er die Heirat mit Lizzy vergessen. Sein eigener Vater war ja noch immer gegen diese Verbindung.
Roger fuhr sich unruhig mit den Fingern durch die Haare und sprang überrascht auf als es kurz klopfte und sich dann die Tür zu seinem kleinen Gemach öffnete.
Mit wenigen Schritten war er bei der Tür als er Lizzy erkannte, zog sie hinein und schloss die Tür hinter ihnen zu. "Wie geht es dir?" fragte er besorgt und schloss sie fest in seine Arme. "Was hat dein Vater gesagt?"

Elizabeth

Elizabeth hatte einfach Roger sehen müssen. Es ging nicht anders, auch wenn ihr Vater sie dann vielleicht bestrafen würde. Sie hatten nicht viel Zeit.
Als sie eintrat und er sie in die Arme schloss, brach die Wut in sich zusammen und sie begann zu weinen. Das war alles so furchtbar. Vor ein paar Wochen war ihre Welt doch noch völlig in Ordnung gewesen...
"Ich hasse meine Eltern! Mein Vater hat gesagt, ich darf dich nicht heiraten! Aber ich will dich heiraten, egal, was sie auch sagen. Roger...lass es uns tun. Such uns einen Priester, der uns traut. Es ist mir völlig egal, was meine Eltern dann tun, solange ich nur bei dir sein darf."

Roger

Es brach Roger fast das Herz als Lizzy in seinen Armen zu weinen begann. Und im nächsten Moment sank sein Mut rapide. Das klang gar nicht gut, wenn der Earl es verboten hatte, dann - "Wir sollen was?" fragte er entgeistert und starrte Lizzy verblüfft und besorgt zugleich an.
"Lizzy, das ... das geht nicht. Das können wir nicht tun." murmelte er besorgt. "Dein Vater bringt mich um, wenn das heraus kommt. Und von meinem will ich gar nicht erst sprechen." Der war ja schließlich so schon gegen eine Heirat und das ganze dann auch noch heimlich?
Roger war blass geworden und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. "Beruhig dich doch erst einmal wieder, Liebes. Vielleicht ... vielleicht klärt sich ja alles wieder. Und wenn ich mich vor deinem Vater auf die Knie werfen muss. Lass uns erst einmal eine Nacht darüber schlafen, dann überlegt er es sich sicher anders. Du sagst doch immer, dass er dir alles verzeiht."

Elizabeth

Elizabeth schluchzte leise und sah ihn unglücklich an. "Warum geht es nicht, Roger? Ich habe keine Angst vor meinem Vater und vor deinem auch nicht. Ich will nur deine Frau werden. Er wird dich schon nicht umbringen, wenn er weiß, dass ich dann glücklich bin, wenn du endlich mein Ehemann bist."
Sie schaute ihn flehend an. "Bitte, Roger...Mein Vater meint es diesmal wirklich ernst, das ist nicht gut. Er wird mir das nicht verzeihen, wir haben noch nie so gestritten. Das ist unsere einzige Möglichkeit zusammen zu sein. Wir schaffen das zusammen...er wird mich bald wegschicken, aber ich will nicht. Und ich werde ohnehin nicht schlafen können, da nutzt es mir nichts eine Nacht darüber zu schlafen.", erklärte sie leise.

Roger

Roger bedachte Lizzy mit einem verzweifelten Blick. "Himmel, das solltest du aber." murmelte er. "Mein Vater wird mich enterben und davon jagen, wenn er in guter Stimmung ist. Wenn nicht wird er mich in Ketten legen und grün und blau schlagen vor Wut ... und was er dir antun würde, will ich mir lieber gar nicht ausmalen. Lizzy, glaub mir, mit dem Alten willst du dich nicht anlegen."
Roger strich Lizzy über die Wange und rang mit sich, versuchte fieberhaft einen Ausweg zu finden, aber es gab einfach keinen, ganz egal was er versuchen würde. Sie konnten nur warten und hoffen ... "Lizzy, es tut mir Leid, aber das können wir nicht machen." Ihr Vater war der Lordkanzler, mit dem konnte Roger sich einfach nicht anlegen, das war unmöglich.