William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Humphrey

Humphrey grinste zufrieden als er seine Hose noch einmal zurecht rückte und auf das Weib hinunter sah mit dem er sich in den letzten Tagen ganz vortrefflich vergnügt hatte. Es würde nicht mehr lange so weiter gehen können, denn es war genau so, wie er gesagt hatte, sie konnten nicht noch ein Maul durchfüttern, aber ein paar Tage würden wohl noch drin sein, bevor er das Täubchen wieder fliegen lassen musste.
"Was is, willste was essen?" fragte er schließlich und nickte kurz in Richtung des kleinen Feuers in der Mitte ihres Lagers. "Bin sicher, dass die Suppe gleich fertig is. Immer noch nich son feiner Fraß, wie du n wohl gewohnt bist, aber füllt den Magen."

 

Joanna hatte beschlossen, nicht mehr mit ihrem Peiniger zu sprechen, um ihm keine Angriffsfläche zu geben. Als er heute von ihr abließ, drehte sie ihm wortlos den Rücken zu und rollte sich zusammen, schloss die Augen. Sie hatte inzwischen so viel geweint, sie hatte einfach keine Tränen mehr. So fühlte es sich zumindest an.
Sie wollte nichts essen, ihr war übel. Sie wollte einfach nur schlafen. Seit sie hier war, hatte sie nur einen Kanten Brot gegessen, aber sie wollte nicht mehr. Sie wollte die Welt hier aussperren und nichts mehr sehen, nichts mehr hören.

Humphrey   

Humphrey zuckte mit den Schultern. "Dann halt nich. Aber wenn du so weiter machst, verhungerste noch, irgendwann musste was essen." erinnerte er sie und ging zum Feuer hinüber an dem Tom und zwei der Jungs saßen und Betty dabei zusahen, wie sie die Suppe zubereitete. Er würde das Weib fürs erste in Ruhe lassen, vielleicht heute Abend sich nochmal mit ihr vergnügen.
William hatte seit zwei Tagen kein Auge zu gemacht. Sie hatten Joanna am ersten Tag nicht mehr finden können, ehe es dunkel geworden war und Geoffrey ihn schließlich überzeugt hatte, dass es nichts half weiter zu suchen ehe es wieder hell wurde. Und auch gestern hatten sie keine Spur finden können ...
Jetzt allerdings war jede Faser seines Körpers bis zum Zerreißen gespannt. Die Hunde, die sie dabei hatten, schienen irgendetwas in der Nase zu haben und William betete unablässig zu Gott, er möge ihnen endlich Glück schenken. Er musste Joanna einfach finden.
Ein Ast knackte und kurz vor ihm trat ein junger Mann aus dem Gebüsch, denn Geoffrey vorgeschickt hatte. "Ein Lager, Mylord." erklärte er mit gedämpfter Stimme und deutete nach vorn. "Ein paar Männer und zwei oder drei Frauen, sie scheinen keine nennenswerten Waffen zu haben. Ein paar Knüppel konnte ich sehen und zwei von ihnen trugen einen Dolch, das wars. Und sie scheinen völlig ahnungslos."
William kaute auf seiner Unterlippe herum und sah seinen Kundschafter ernst an. "Ist sie ..."
Der junge Mann hob ein wenig unsicher die Schultern. "Ich kam nicht nah genug ran, Mylord, aber ... ich glaube sie ist da, ja."

 

Joanna ignorierte ihn weiter. Sie wollte nichts essen, nahm seit drei Tagen nur etwas Wasser zu sich. Sie wusste, dass sie inzwischen sehr geschwächt war, aber vielleicht würde er sie ja in Ruhe lassen, wenn sie nicht auf der Höhe war.
Die Erschöpfung forderte schließlich ihren Tribut und sie döste ein. Der Mistkerl würde sie ohnehin wecken, wenn er etwas von ihr wollte.
Geoffrey hatte sich wahrlich bemüht seinen Herrn ein wenig zu beruhigen, auch wenn er sich insgeheim sehr viel Sorgen um Lady Joanna machte. Sie war nun schon so lange verschwunden. Wenn sie wirklich irgendwo lag? Der Wald war riesig.
Doch nun hatten sie ein Lager entdeckt und der Kundschafter schien auch Joanna gesehen zu haben. "Das ist gut, Mylord. Dann lebt sie. Was habt ihr vor?"

 

William biss die Zähne so fest aufeinander, dass seine Kiefermuskeln bretthart wurden. Einen Augenblick schwieg er, den Blick in Richtung des Lagers gerichtet, dann sah er Geoffrey an. "Wir werden uns das genauer ansehen." erklärte er angespannt. "Ich will, dass alle dort drin am Leben bleiben, noch wissen wir immerhin weder ob Joanna tatsächlich da ist, noch was vorgefallen ist." Aber William schwor jetzt schon blutige Rache, sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt worden sein. "Nehmt sie fest, dann sehen wir weiter." entschied William und wartete einen Moment, damit Geoffrey die Männer einweisen konnte, dann gab er das Zeichen und trieb Ardeur an, um durch das Unterholz bis zu dem Lager zu gelangen.
Er selbst überließ es Geoffrey und seinen Männern, die herunter gekommenen Gestalten festzusetzen, die dort am Feuer saßen und durch das Lager eilten, er selbst suchte die Stätte hektisch nach einer ganz bestimmten Person ab.
Und dann setzte sein Herz aus. Dort lag sie ... zusammengekauert, lag sie dort und rührte sich nicht und William musste zugeben, dass er noch nie im Leben solch eine Angst verspürt hatte als in den Momenten, in denen er Ardeur ein wenig zu grob anhielt, aus dem Sattel sprang und zu Joanna rannte.
Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und drehte sie panisch zu sich herum, fürchtete sich davor, dass sie zuspät gekommen waren.
"Joanna." rief er mit sorgenvoller Stimme und griff sie an den Schultern. "Joanna, komm schon, wach auf. Lass mich hier nicht allein." Sie durfte nicht tot sein, das war nicht möglich. "Joanna!"

 

Joanna war eingeschlafen und bekam nichts von dem mit, was um sie herum passierte. Erst als eine Hand sie umdrehte und ein wenig rüttelte, öffnete sie blinzelnd die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, wo sie war und was passierte. Sie war immer noch im Wald in diesem Lager, aber es war nicht ihr Entführer der sich über sie beugte.
"William?", flüsterte sie. Es musste ein Traum sein, wenn ihr Mann hier war. Doch auch nachdem sie blinzelte, verschwand er einfach nicht. Es war wirklich real...
Die Tränen kullerten ihr über die Wangen. "William...Du bist wirklich gekommen..." Sie konnte ihn noch nicht einmal umarmen, denn er hatte wieder Füße und Handgelenke gefesselt. Aber sie freute sich so unfassbar ihn zu sehen.

 

Eine Welle der Erleichterung schlug über William zusammen als Joanna die Augen aufschlug und seinen Namen flüsterte. Egal in welchem Zustand sie war, sie war wenigstens noch am Leben!
"Ja, ja, ich bin es. Ich bin hier." flüsterte er, zog dann seinen Dolch und durchschnitt die Seile mit denen Joanna an Händen und Füßen grob gefesselt worden war. Er schloss kurz die Augen als er ihre wunden Hand- und Fußgelenke sah, steckte den Dolch weg und zog sie dann in seine Arme.
Endlich, endlich hielt er sie wieder fest.
"Mein Gott, ich habe mir solche Sorgen gemacht." wisperte er und strich ihr durch die Haare. "Aber du lebst ... du bist am Leben und ich habe dich gefunden."
Er hörte, dass seine Männer hinter ihm die Bewohner des kleinen Lagers zusammen trieben und vermutlich gerade fesselten, doch noch hatte sein Hass auf sie die Oberhand noch nicht übernommen, noch war er einfach nur erleichtert Joanna wieder zu haben und wollte sie um keinen Preis wieder hergeben.

 

Joanna registrierte gar nicht richtig, was passierte, aber sie war wirklich dankbar, dass William sie von den Fesseln befreite. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Er war wirklich hier. Was würde er nur denken, wenn er erfuhr, was hier alles passiert war? Er würde sie sicher nicht mehr anfassen wollen...sie nicht mehr lieben wie vorher.
Doch jetzt war sie erst einmal erleichtert, dass die Hölle ein Ende hatte. Sie schmiegte den Kopf an seine Brust und schloss die Augen.
"Ich dachte, ich muss sterben...."
Aber jetzt würde wenigstens für den Moment alles wieder gut sein.

 

William drückte Joanna fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Alles wird gut." murmelte er beruhigend und schüttelte den Kopf. "So einfach lasse ich dich nicht sterben, härst du? Ich brauche dich doch noch!" Wenngleich er selbst genau diese Sorge gehegt hatte. Doch ausnahmsweise war Gott zumindest so gnädig gewesen und hatte sie ihm lebend wieder zurück gebracht.
"Joanna, ich bin so froh, dich gefunden zu haben. Als dein Pferd alleine zurück kam ... du kannst dir nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe." flüsterte er leise.
Das Theater um sie herum interessierte ihn gerade nicht. Er würde später mit diesen widerwärtigen Kreaturen abrechnen, jetzt ging es nur um Joanna.

 

Joanna schüttelte leicht den Kopf und jetzt stiegen doch die Tränen in ihre Augen. Sie schämte sich so sehr... "Du brauchst mich jetzt nicht mehr..."
Er würde sie von sich stoßen, weil sie beschmutzt war. Wie würde er sie jetzt auch noch ertragen wollen? Sie konnte es ja selbst nicht.
"Wenigstens ist Cäsar heil zurück gekommen...." Sie hatte schon befürchtet, irgendwelchen Tieren in die Hände gefallen zu sein.
Am liebsten würde sie nie wieder aufstehen. Hier zu sitzen und von William im Arm gehalten zu werden war gerade sehr angenehm.

 

William lachte trocken und ohne Belustigung auf und schüttelte den Kopf. "Aber was redest du denn da? Natürlich brauche ich dich. Das habe ich, das tue ich und das werde ich bis zu meinem letzten Atemzug." Er küsste Joanna erneut auf die Stirn. "Red nicht solchen Unfug." schalt er sie sanft, ehe er nickte. "Das ist er, Gott sei Dank. Dadurch konnten wir gleich am ersten Tag nach dir suchen ... wenngleich wir ja leider wenig erfolgreich waren." Erst heute hatten sie sie finden können und William schmerzte es in der Seele Joanna so zu sehen.
Vorsichtig löste er seinen eigenen Mantel und legte ihn Joanna um die Schultern, die immerhin nur mit einem Unterhemd bekleidet war. Zwar hatten sie keinen Winter mehr, aber warm war es noch lange nicht. "Hier, dir muss doch kalt sein ..." murmelte er und schloss sie wieder fest in die Arme nachdem er sie in seinen Mantel gehüllt hatte. "Kannst du aufstehen?" Er wollte gerne so schnell wie nur eben möglich hier weg.

 

"Aber du wirst mich jetzt nicht mehr haben wollen, wo er doch..." Der Rest des Satzes ging in einem Schluchzen unter. Sie konnte es nicht aussprechen, dann würde es erst wirklich Gewissheit werden. Sie wollte nicht, dass William sie mit Verachtung ansah, aber sie musste es ihm sagen. Sie konnte ihn nicht anlügen.
Sie hatten sie erst heute gefunden, aber sie hatten sie gleich gesucht. Wer wusste schon, wie lange dieses Martyrium sonst gedauert hätte?
Dankbar zog sie mit zitternden Fingern den Mantel enger um sich, nickte dann. "Ich denke schon." Sie versuchte auf die Beine zu kommen, aber nach drei Tagen an dieser Stange versagten ihre Beine den Dienst und sie knickte gleich wieder ein.

 

"Wo er doch ... was?" fragte William verständnislos bis er begriff und das Entsetzen in seine Augen trat. "Nein." murmelte er heiser und sein Blick huschte zu den Gefangenen, die seine Männer in der Mitte zusammengetrieben und gefesselt hatten. Was hatte er sich eigentlich vorgemacht? Dass Joanna hier drei Tage lang einfach nur herumgelegen und in Ruhe gelassen worden war? Nein, sicher nicht. Dennoch hatte er es nicht glauben wollen.
Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und im nächsten Augenblick stand der blanke Hass in seinen Augen. "Wer? Welcher von ihnen?" fragte er mit gepresster Stimme.
Als Joanna versuchte aufzustehen und gleich wieder zusammen sackte, fing er sie auf und hielt sie fest, half ihr dabei auf die Beine zu kommen. "Sag mir wer von ihnen." forderte er leise, aber eindringlich, während William sie auf den Beinen hielt, damit sie erst einmal ihr Gleichgewicht wieder finden konnte.

 

Joanna fühlte sich nur noch schlechter, als sie sein Entsetzen sah. Sie hätte es ihm nicht sagen sollen, aber spätestens, wenn er die blauen Flecke an ihren Brüsten und ihren Oberschenkeln zu Gesicht bekommen hätte, hätte er gewusst, was passiert war. Was dieser Kerl mit ihr getan hatte...Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so gedemütigt gefühlt.
Sie konzentrierte sich erst einmal darauf mit Williams Hilfe halbwegs sicher auf ihren eigenen Beinen zu stehen, klammerte sich an ihm fest.
Erst dann war sie in der Lage ihm eine Antwort zu geben. Sie schaute ihn kurz an und senkte dann den Blick. "Ihr Anführer....der mit den rötlichen Haaren."

 

William hielt Joanna fest in seinen Armen und schloss kurz die Augen. "Oh Gott, Joanna, es tut mir so Leid." murmelte er und sah sie wieder an. "Verzeih mir, wir hätten schon viel eher hier sein müssen, ich hätte es verhindern müssen ..." Er hätte sie beschützen müssen.
Williams Blick suchte die Gestalten ab und blieb dann auf dem Mann hängen, den Joanna zweifellos meinte. Sein Blick verfinsterte sich und der Hass stieg in ihm auf, bereit sich seinen Weg zu suchen, doch noch konnte er nicht, noch musste er auf Joanna aufpassen.
"Komm, ich nehme dich mit auf Ardeur." murmelte William leise und führte sie ganz langsam und vorsichtig von dem Lager zu Ardeur hinüber, der zusammen mit ein paar der anderen Pferde an der Seite angebunden war. "Geoffrey!" William rief seinen Ritter im Gehen zu sich. Er sollte bei Joanna bleiben, während er einen ersten Blick auf dieses Pack warf, ganz besonders auf diesen Bastard, der gewagt hatte seine Frau anzufassen.

 

"Das ist nicht deine Schuld....es ist meine. Ich hätte nicht alleine ausreiten dürfen, nur weil mir langweilig war. Ich habe mich so sicher gefühlt, ich war in diesen Wäldern so oft allein reiten und es ist nie etwas passiert. Ich bin fast nie jemandem begegnet.", erklärte Joanna aufgelöst. "Das ist alles meine Schuld." Früher hätte er das Lager gar nicht finden können ohne zu wissen, wo es sich befand.
Sie ließ sich von William langsam zu Ardeur führen, wo Geoffrey schließlich ihren anderen Arm ergriff, um sie zu stützen.
"Keine Sorge, Mylord, ich passe auf sie auf. Wenn Ihr erlaubt, Mylady..." Joanna warf Geoffrey einfach nur einen verzweifelten Blick zu und ließ sich dann von ihm zum nächsten Baum führen, um sich zu setzen und einen Schlauch Wasser gereicht zu bekommen.
So konnte sie trinken und sich ausruhen, solange William sich um die Strauchdiebe kümmerte.

 

William schüttelte ein wenig verzweifelt den Kopf. "Ich hätte besser auf dich Acht geben sollen." Wenn er ihr doch nur geraten hätte Geoffrey mitzunehmen ... so hätte sie ausreiten können, wäre aber nicht ganz allein gewesen, aber er war ja so stur gewesen und hatte gedacht, wenn solle sie mit ihm raus gehen.
Als Geoffrey zu ihnen kam und ihm mit Joanna half, nickte William dankbar und küsste Joanna noch einmal auf die Wange. "Ich bin gleich wieder bei dir, Liebste." flüsterte er und ließ sie nur unwillig wieder los, doch er musste nun erst einmal etwas anderes erledigen.
Kaum hatte Joanna sich gesetzt und William sich abgewandt, wurde sein Blick düster. Er ging mit eiligen Schritte hinüber zu der Stelle an der die Gefangenen auf die Knie gezwungen worden waren und trat zielstrebig vor den Mann, den Joanna als ihren Peiniger benannt hatte. William sah dem Dreckskerl einen Moment direkt in die Augen, dann ballte er die Hand zur Faust und schlug mit solcher Wucht zu, dass man das Brechen der Nase nur allzu deutlich hören konnte. "Du widerlicher Bastard, wie konntest du wagen meine Frau anzufassen?" zischte er wütend und trat dem Kerl dann gezielt in die Magengrube, so dass er vorne überkippte noch ehe er sich von dem Schlag ins Gesicht erholt hatte.

 Humphrey

Joanna schüttelte nur den Kopf, schwieg aber und ließ sich von ihm auf die Wange küssen, ehe er verschwand. Sie wusste, was er wohl vor hatte und normalerweise hätte sie ihn davon abgehalten. Doch jetzt war es ihr egal. Dieser Kerl hatte den Tod verdient für das, was er ihr angetan hatte. Sie würde William nicht hindern seine Rache zu nehmen. Er würde sie rächen.
Es wäre ihr wohl eine Genugtuung gewesen, die Angst in Humphreys Augen zu sehen. Der Mann, der auf ihn zu kam, wirkte äußerst bedrohlich und dieser Eindruck bestätigte sich im nächsten Moment, als er ihm die Nase brach.
Humphrey heulte auf, der Laut ging aber in ein Röcheln über, als William ihn in den Magen trat und er vorne über kippte.
"Zur falschen Zeit am falschen Ort...wollte auch nurn bissel Spaß haben. Was ist sie auch alleine unterwegs?", keuchte er.

 

"Zur falschen Zeit am falschen Ort?" wiederholte William ungläubig. "Du verfluchter Dreckskerl!" William packte den Kerl am Kragen, damit er den Kopf nickt wegdrehen konnte und schlug erneut zu. "Was fällt dir ein ... ein bisschen Spaß! Und dafür vergreifst du dich an einer wehrlosen Frau?" Wieder krachte seine Faust mitten in das Gesicht dieses Widerlings, dieses Mal ließ William ihn aber los, so dass er von dem Schlag nach hinten fiel.
Voller Hass und Verachtung sah er auf ihn hinab, dann blickte er auf und schluckte. So wütend wie er war musste er sich jetzt beherrschen. "Seht zu, dass ihre Fesseln fest sitzen und uns ja keiner abhanden kommt. Ich will sie noch heute Abend im Tower in Ketten sehen." entschied William dann.
Er würde später herausfinden, ob nur dieser eine Kerl Joanna etwas angetan hatte und würde den Rest der Bande dann vor ein ordentliches Gericht bringen. Aber dieser Kerl gehörte ihm ... ihm ganz alleine. Aber nicht hier und nicht jetzt.
William beugte sich hinab, packte ihn am Kragen und zog ihn so weit an sich, dass ihre Gesichter nur noch eine Armeslänge voneinander entfernt waren. "Du wirst noch bereuen, was du getan hast, das schwöre ich dir. Ich werde dich leiden lassen und das lange. Du hast dir den falschen ausgesucht, um Spaß zu haben." versprach William ihn und stieß ihn dann grob von sich.
"Los, ich will hier weg. Seht zu, dass dieser Abschaum hier in die Gänge kommt." forderte er und wandte sich ab, um wieder zu Joanna zurück zu kehren, die bei Geoffrey saß und wartete.

 Humphrey

Humphrey zog es vor lieber nicht mehr zu antworten, selbst wenn er es mit Mühe noch gekonnte hätte. Blut lief über sein Gesicht und die Schläge des Ankömmlings verursachten ihm höllische Schmerzen. Wie hatten die nur so unbemerkt das Lager entdecken können?
Allerdings nahm er die Drohung durchaus ernst. Er würde leiden müssen, offenbar mochte dieser Kerl sein Weib wirklich. Nun, bei diesen Vorzügen nicht verwunderlich. Aber der Tower machte ihm wirklich Angst.
Joanna hatte nur am Rande mitbekommen, was sich bei den Gefangenen abgespielt hatte. Sie wollte es gar nicht sehen. Sie wollte einfach nur zurück nach Hause.
Sie sah William müde entgegen, als er zu ihnen zurückkehrte. Sie würde reiten müssen....es würde wohl schmerzhaft werden, denn alles tat ihr weh, aber besser als hier verweilen zu müssen. Da nahm Joanna das gern in Kauf.

 

William warf den Gefangenen noch einen letzten verächtlichen Blick zu, dann kehrte er endgültig zu Joanna zurück und half ihr auf die Beine. "Du kommst zu mir auf Ardeur und ich werde gut auf dich aufpassen, hörst du?" murmelte er leise und schloss sie noch einmal fest in die Arme. "Und zu Hause wird dann ein heißes Bad und Essen auf dich warten und danach kannst du dich ausruhen." versprach er ihr und signalisierte Geoffrey mit einem Kopfnicken ihm zu helfen.
Er stieg selbstzuerst aufs Pferd und Geoffrey half Joanna dabei vor William aufs Pferd zukommen, wo dieser den Arm um sie legte und schützend an sich zog. "Es wird nicht mehr lange dauern, dann sind wir wieder zu Hause."

 

Joanna seufzte leise. "Ja..." Aber sie war sehr dankbar dafür, dass er sie in die Arme nahm und ihr Sicherheit gab. Er würde sie beschützen, da war sie sicher.
"Das klingt gut. Ich bin...völlig erschöpft." Sie konnte einfach nicht mehr, zu viel war passiert. Sie ließ sich von Geoffrey helfen und schmiegte sich an William, als sie vor ihm auf dem Sattel saß. "Aber Zuhause sind wir doch gar nicht...London ist nicht mein Zuhause. Aber es ist wohl besser so. Ich muss...erst einmal wieder auf die Reihe kommen, ehe die Kinder mich sehen."
Darüber war sie ganz froh. Dass die Kinder nicht da waren.

 

William musste gegen seinen Willen lächeln. "Immerhin bist du noch spitzwindig genug." bemerkte er sanft und gab Joanna einen Kuss auf die Wange. "Es mag nicht unser zu Hause sein, aber immerhin ein Ort an den man sich zurück ziehen und sich ausruhen kann." Und an dem man sicher war.
William war darauf bedacht zwar zügig voran zu kommen, aber ein Tempo einzuschlagen, dass für Joanna halbwegs bequem war. Er spürte förmlich, wie schlecht es ihr ging als er sie in den Armen hielt und er wollte ihr nicht noch weiteres Unbehagen bereiten.
Deshalb war er auch heilfroh als sie nach einer halben Ewigkeit endlich in den Burghof ritten und sowohl Bad, als auch Essen und das Bett für Joanna in greifbare Nähe gerückt waren.
Er erteilte Geoffrey ein paar Anweisungen, damit dieser sich erst einmal um dieses Verbrecherpack kümmern konnte. Er selbst würde zunächst nur für Joanna da sein und später ... später würde er sich diesen verfluchten Bastard vornehmen.

 

Joanna lächelte schwach und schloss die Augen. "Das ist richtig. Zurückziehen und ausruhen." Danach sehnte sie sich nun wirklich. Das war wirklich eine schöne Aussicht. Sie döste ein wenig an William Brust und so bekam sie die Hälfte des Rittes nicht wirklich mit. Dafür war sie auch dankbar, denn angenehm war es nicht wirklich.
Doch schließlich kamen sie an und Joanna war erleichtert den Ritt geschafft zu haben. Aber sie wollte die Gefangenen nicht mehr sehen. Sie konnte es nicht ertragen Humphrey anzusehen, davon wurde ihr unfassbar übel.
"Lass uns gehen..."

 

William nickte und legte einen Arm um Joanna, um sie nach drinnen zu führen. Er hatte unten schon einen Diener voraus geschickt, damit dieser das Wasser vorbereiten konnte und Essen bringen würde.
Als sie das Gemach erreichten, öffnete William die Tür und wartete bis Joanna eingetreten war, dann folgte er ihr nach drinnen. "Komm, ich helfe dir aus deinen Sachen." bot er sich an und nahm ihr zuerst seinen Mantel ab. So konnte sie schon einmal das zerschlissene Unterhemd los werden, das sie noch trug und hoffentlich war das Wasser bald heiß.
Er strich Joanna über die Wange und sah sie mit sanftem Blick an. "Jetzt wird alles wieder gut." murmelte er und schloss sie in die Arme. "Jetzt wo ich dich wieder habe ... ich hatte solche Angst um dich." gestand William leise.