William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

William Marshal

William Marshal wusste, dass der Lordkanzler über sein Anliegen überrascht sein würde, aber er musste es einfach versuchen. Das Mädchen hatte ihn schon fasziniert, als sie noch klein gewesen war und seither war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Immer wieder waren sie sich begegnet und jedes Mal hatten diese blauen Augen ihn fasziniert, die so ähnlich und doch so verschieden von denen ihrer Zwillingsschwester waren.
"Ja." Er schluckte schwer. "Ich weiß, es kommt vielleicht überraschend. Aber ich möchte Euch um die Erlaubnis bitten, Lady Isabella den Hof machen zu dürfen."

 

William konnte die Aufregung seines Gegenübers förmlich greifen - ein Umstand, der fast schon amüsant war, wenn man bedachte, wer da gerade vor ihm saß. Andererseits war der Marshal auch nicht mit irgendeinem Anliegen zu ihm gekommen, sondern mit einem, das William kurz die Sprache verschlug.
"Isabella?" wiederholte William und kam sich dabei ein wenig albern vor, aber er musste diese Neuigkeiten erst einmal verarbeiten. "Ihr tragt Euch mit dem Gedanken meine Tochter zu ehelichen, Marshal? Ist sie nicht ein wenig jung für Euch?" Wenngleich William natürlich wusste, dass das kaum eine Rolle spielte.
Im Grunde stellte er diese Frage auch nur, um etwas Zeit zu gewinnen, damit er weiter nachdenken konnte.
Isabella war vierzehn ... und er wusste nur zu gut, wie es das letzte Mal geendet hatte, als er seiner damals vierzehnjährigen Tochter verboten hatte sich auf den Mann einzulassen, der sie hatte haben wollen. Zwar war Isabella keineswegs Elizabeth, aber dennoch ... und obendrein war William Marshal eine gute Partie, was also sollte dagegen sprechen, wenn das Mädchen einverstanden war?

William Marshal

Marshal hatte befürchtet, dass der Earl diese Frage stellen würde. "Ja, Lady Isabella. Und ich würde sie gern heiraten, wenn sie mich haben möchte. Sicher, sie ist sehr jung, aber...um ehrlich zu sein...sie hat mich schon fasziniert, als ich sie das erste Mal hier sah. Als wir Euren Sohn abholten... Und sie ist eine wirklich hinreißende, junge Frau geworden. Wer weiß, wie lange ich noch lebe? Ich möchte die Gelegenheit nutzen, solange sie da ist statt die Chance verstreichen zu lassen. Und sie ist heiratsfähig, oder nicht?"
Er räusperte sich ein wenig verlegen. Wie konnte er auch offen zugeben, dass er eigentlich völlig vernarrt in das Mädchen war ohne sie wirklich zu kennen?
"Natürlich würde ich erst eine angemessene Zeit um sie werben, dann kann sie entscheiden, ob sie mich heiraten möchte."

 

William schwieg und hörte seinem Gegenüber aufmerksam zu, musste dann jedoch kurz lachen. "Ich bitte Euch, Ihr seid zehn Jahre jünger als ich, Marshal, also redet hier lieber nicht vom Sterben." riet er ihm dann und lehnte sich etwas zurück.
William dachte einen Moment lang nach und musterte den Mann vor sich dabei genau, ehe er nickte. "Das ist sie." bestätigte er und ließ noch einen kurzen Augenblick verstreichen, ehe William erneut nickte. "In Ordnung, Ihr sollt Eure Chance bekommen." erklärte William dann und hob die Hand, um einer Erwiderung direkt Einhalt zu gebieten. "Aber es liegt alleine bei meiner Tochter, ob sie Euch später heiraten wird oder nicht. Ist sie einverstanden, kann meinetwegen eine Verlobung stattfinden, aber die Heirat nicht bevor Isabella fünfzehn Jahre alt ist. Seid Ihr geduldig genug um so lange zu warten?" fragte William ein wenig herausfordernd.

William Marshal

Marshal grinste flüchtig, "Wie Ihr wünscht, Mylord." Er wollte unbedingt dieses Mädchen haben, da war ihm der Preis, noch ein wenig warten zu müssen, bei Weitem nicht zu hoch.
Er lauschte William aufmerksam und nickte schließlich dankbar. "Ich danke Euch, Mylord, Ihr werdet diese Entscheidung nicht bereuen. Ich werde erst einmal eine angemessene Weile um sie werben und wenn sie dann möchte, kann eine Verlobung stattfinden. Ich bin selbstverständlich gewillt zu warten bis sie fünfzehn ist.", erwiderte er überzeugt.
Mit ein bisschen Wartezeit konnte er leben und er hoffte, dass Isabella ihn wirklich haben wollte. Aber er war dem Ziel ein gutes Stück näher gekommen, indem er gewagt hatte ihren Vater zu fragen.
"Ich danke Euch wirklich sehr.", sagte er strahlend.

 

William nickte. "Ich bin mir sicher, dass ich sie nicht bereuen werde. Ihr seid ein anständiger Mann, ich weiß also, dass ich mich auf Euer Wort verlassen kann. Den Rest wird meine Tochter entscheiden müssen, Ihr werdet Euch also bei Ihr ins Zeug legen müssen, nicht bei mir." erwiderte William und musste unwillkürlich ein wenig lächeln.
Er hätte nichts gegen diese Verbindung, hatte er Joanna gegenüber in dieser Richtung ja bereits einmal einen entsprechenden Kommentar fallen gelassen, wenngleich damals auch mehr im Scherz, da er nicht erwartet hatte, dass der Marshal sich wirklich für Isabella interessieren würde. Aber da er nun wusste, wie die Dinge standen, war er sich recht sicher, dass sein Gegenüber nicht auf taube Ohren stoßen würde ... seine Tochter hatte schon lange etwas für William Marshal übrig, soviel wusste sogar William. Allerdings würde er das jetzt noch nicht preisgeben, das sollte der Gute schon selbst heraus finden.
"Nun denn, ich freue mich Euch als Gast hier in Cornwall begrüßen zu dürfen. Ich werde umgehend ein Gemach für Euch vorbereiten lassen, wo Ihr nächtigen könnt und wenn Ihr mögt, könnt Ihr heute Abend mit mir und meiner Familie zu Abendessen, es würde mich sehr freuen." erklärte William dann. Und er selbst würde nun wohl zunächst einmal Joanna aufsuchen müssen, um ihr zu erklären, dass er gerade die Hand ihrer Tochter so gut wie vergeben hatte ohne sie einzuweihen.

William Marshall

"Es freut mich, dass Ihr so eine hohe Meinung von mir habt." Marshall grinste glücklich. "Und wie ich mich ins Zeug legen werde, schließlich möchte ich die edle Dame für mich gewinnen. Ich hoffe sehr, dass mir das gelingen wird."
Er war vollauf zufrieden mit diesem Gespräch, das besser kaum hätte laufen können. Zwar war es hart, noch so lange warten müssen, bis er sie heimführen konnte, aber er musste sie ohnehin erst einmal von sich überzeugen. Und das würde sicherlich nicht ganz einfach werden, immerhin träumte sie sicher von jemandem, der nur ein paar Jährchen älter war als sie. Nicht so wie er...Er war schon Anfang Dreißig und somit mehr als doppelt so alt wie sie. Dennoch hatte das Mädchen ihn verzaubert.
"Ich danke Euch, Mylord. Sehr gern werde ich Eurer Einladung zum Essen folgen."
Er verneigte sich tief, um sich dann zurückzuziehen.

 

Nachdem ein Diener den Marshal zu seinem Gemach geleitet hatte, hatte William noch einen Moment an seinem Schreibtisch gesessen und tief durchgeatmet. Er hoffte, dass Joanna diese Entwicklung gut aufnehmen würde ...
Schließlich gab er sich einen Ruck und verließ sein Arbeitszimmer, um seine Gemahlin in ihrem Gemach aufzusuchen, wo sie mit den drei Jüngsten die Zeit verbrachte. William betrat das Gemach und wurde gleich als erstes von Elias und Sophie in Beschlag genommen. Lachend ließ er sich in die Hocke sinken, um seinen beiden Kindern ein wenig Zeit zu widmen, dann schickte er sie wieder zurück zu ihrem Spiel, damit er Joanna begrüßen konnte, die den kleinen Will auf dem Arm hielt.
Er gab ihr einen zärtlichen Kuss und nahm Joanna den Jungen ab, ließ sich dann neben ihr nieder. "Du wirst nicht erraten, wer gerade bei mir war."

 

Joanna hatte ihre Zeit ihren Kindern gewidmet und sie bei ihrem Spiel beobachtet, während sie den Jüngsten auf dem Schoß hatte. Sie lächelte zufrieden, als William eintrat, sich Sophie und Elias widmete und sie dann mit einem Kuss begrüßte.
Bereitwillig überließ sie ihm den kleinen William und lehnte sich dann leicht an seine Schulter. "Nein, vermutlich werde ich es nicht erraten. Also spann mich nicht so auf die Folter. Wer war es? Irgendetwas Wichtiges, so wie du klingst. Dabei dachte ich, es wäre endlich Ruhe eingekehrt."
Aber inzwischen sollte sie sich daran gewöhnt haben, dass bei ihnen niemals Ruhe herrschte. Irgendetwas war immer.

 

William schnitt eine Grimasse. "Du hättest mir ja durchaus den Gefallen tun können und es wenigstens versuchen." neckte er sanft und strich seinem Sohn durch die Haare. "Unser Namensvetter war bei mir." erklärte er, den Blick noch immer auf Will gerichtet. "Er hat mich gebeten, Isabella den Hof machen zu dürfen." fuhr er fort und sah Joanna wieder an. "Ich habe ihm gesagt, er solle sein Glück versuchen, aber die Entscheidung hängt einzig und allein von Isabella ab, wenn sie nicht will, hat er die Finger von ihr zu lassen."
William atmete leise aus. "Ich denke, das war durchaus in deinem Sinne, oder?"

 

Joanna grinste. "Ach, ich hätte es doch sowieso nicht erraten. Das nächste Mal werde ich es trotzdem versuchen, ja?", erwiderte sie tröstend und lachte leise. "Sieh an, was wollte William Marshall denn von dir?" Sie legte die Stirn in Falten und lauschte William aufmerksam.
Ihre Miene verfinsterte sich kurz, dann nickte sie. "Ja, da hast du recht. Allerdings finde ich Isabella ist auch noch zu jung zum heiraten, sie ist erst vierzehn. Für William Marshall hat sie zwar etwas übrig, aber dennoch...wenigstens ist er ein anständiger Kerl. Meinst du, er akzeptiert ein Nein?"
Sie seufzte. "Es ist merkwürdig...wir haben damals schon festgestellt, dass die Beiden sich gut verstehen, da war Isabella noch ein Kind. Und nun bittet er um ihre Hand?"

 

William nickte zustimmend. "Das denke ich auch. Deshalb habe ich ihm gesagt, dass einer Verlobung nichts im Wege steht, wenn Isabella sich einverstanden erklärt, die Hochzeit aber erst stattfinden kann, wenn sie fünfzehn ist. Er war einverstanden, wichtig war es ihm überhaupt die Möglichkeit zu bekommen." William musste lächeln. "Er wird ein Nein akzeptieren müssen. Aber irgendetwas sagt mir, dass es soweit nicht kommen wird. Er ist ein anständiger Mann und eine gute Partie und die beiden hegen doch schon lange Sympathien füreinander. Wenngleich ich nicht gedacht hätte, dass Marshal auch so denkt, ich dachte die Schwärmerei ginge einzig von Isabella aus."

 

Joanna nickte langsam. "Gut. Wenn er so vernünftig ist, bin ich zufrieden. Wenn man an Roger denkt, ist das ja nicht allzu selbstverständlich." Und auf diesen Kerl war sie alles Andere als gut zu sprechen, schließlich hatte er ihr ihre Tochter genommen und dafür gesorgt, dass Lizzy niemals eine ehrbare Frau sein würde. Sie wusste, wie schwer das für ihre Tochter noch werden würde.
"Nein, ich glaube auch fast nicht, dass es dazu kommen wird. Isabella immer etwas für ihn übrig, schon als sie ihm damals diese Blume geschenkt hat. Und offensichtlich hat er sie auch nicht vergessen. Ich meine, warum auch nicht, sie ist ein bildschönes Mädchen geworden."
Und die Zwillinge ähnelten ihr selbst sehr. "Isabella ist vernünftig, ich weiß auch nicht, woher sie ihren ruhigen Charakter hat. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es genau das ist, was Marshall anzieht."

 

William verzog das Gesicht. "Lass uns bloß nicht von diesem Kerl anfangen." Allein, wenn er diesen Namen hörte, bekam er schon schlechte Laune.
Dann jedoch musste er wieder lächeln. "Ja, die beiden scheinen sich tatsächlich nicht vergessen zu haben. Wenn Isabella einwilligt, soll es mir Recht sein. William Marshal ist ein aufrichtiger Mann und weiß, wie er das Leben zu nehmen hat und kann Isabella einiges bieten." Dann begann William zu lachen und strich seinem Sohn durch die wuscheligen Locken. "Das weiß ich auch nicht. Sie ist eine Tochter, wie man es sich nur wünschen kann, ruhig, aber nicht schüchtern, wohl erzogen, ... manchmal frage ich mich, ob sie wirklich unser Kind ist." scherzte William und gab Joanna einen Kuss. "Ich habe den Marshal zum Essen heute Abend eingeladen. Er wird wohl nun für einige Zeit unser Gast sein, damit er sich ein wenig um Isabella bemühen kann."

 

"Nein, lieber nicht, sonst vergeht dir der Appetit für heute Abend schon vorsorglich, fürchte ich.", stimmte Joanna ihm zu und blieb lieber bei dem angenehmeren Thema. "Es wäre nahezu ein Wunder, wenn eines unserer Kinder tatsächlich eine normale Ehe mit einer mehr als guten Partie eingehen würde. Das glaube ich erst, wenn sie verheiratet sind."
Joanna lachte. "So ist es. Aber da Mary so sehr ist wie ich und die Beiden gleichzeitig in meinem Bauch herangewachsen sind, schätze ich, besteht kein Zweifel, dass sie unsere Tochter ist. Offenbar vereint sie ausnahmsweise einmal nur unsere guten Seiten in sich. Wenigstens eine Tochter...Wie Sophie sich entwickelt, werden wir noch sehen."
Sie erwiderte seinen Kuss und nickte dann. "Ja, ich schätze, das wird das Beste sein. Dann werde ich ihn mir heute Abend einmal genauer ansehen, unseren zukünftigen Schwiegersohn."

 

William nickte. "Und nicht nur für heute Abend, sondern wohl eher für den Rest der Woche." William drehte sich schon bei dem Gedanken an Norfolk und Lizzy der Magen um. Es war ihm noch immer unbegreiflich wie sich die Dinge so hatten entwickeln können und bisher hatte er seiner Tochter auch noch keinesfalls verziehen.
Dann grinste er zufrieden und legte einen Arm um Joanna. "Oh und unsere guten Seiten zusammen machen sich wirklich hervorragend. Ich glaube, die beiden werden sehr glücklich miteinander." bemerkte William vergnügt. "Was hältst du davon, wenn wir mit den Kindern noch ein wenig raus gehen? Ich habe meine Arbeit nun ohnehin unterbrochen, da kann ich sie auch bis Morgen ruhen lassen und die Zeit mit euch genießen."

Isabella

Isabella hatte einen Spaziergang unternommen um nachzusehen, ob die Äpfel an dem kleinen Apfelbaum im Garten schon reif waren. Ein wenig sauer waren sie noch, hatte sie feststellen müssen. Aber sie freute sich schon darauf, wenn sie reif wurden.
In Gedanken schlenderte sie den ordentlichen Kiesweg entlang, als ihr in der Ferne eine Gestalt entgegen kam, mit der sie hier nicht gerechnet hatte. Sie erkannte ihn dennoch sofort und errötete ganz leicht. William Marshall... Sie hatte diesen Mann auf Anhieb gemocht und er war freundlich zu ihr gewesen, schon als Kind. Er war einer der wenigen, der sie problemlos von ihrer Zwillingsschwester unterscheiden konnte. Selbst ihre Geschwister hatten manchmal Schwierigkeiten damit.
Als sie einander erreichten, knickste sie höflich. "Mylord Marshall, was für eine Freude Euch in Cornwall zu sehen."

William Marshal

William hatte sich das Gemach zeigen lassen, das ihm für seinen Aufenthalt hier zur Verfügung stand und hatte seine Sachen dort ausgepackt. Da jetzt jedoch noch mehr als genug Zeit bis zum Abendessen war, hatte er sich entschieden sich die Beine noch ein wenig zu vertreten und sich im Garten um zusehen.
Wie sich herausstellte, war das genau die richtige Entscheidung gewesen, denn niemand anderes als Isabella kam ihm mit einem Mal entgegen.
Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer und in Gedanken schalt er sich selber einen Dummkopf, dass er sich allein von ihrem Anblick so aus der Fassung bringen ließ, aber aus dem kleinen reizenden Mädchen war mittlerweile einfach eine hinreißende junge Dame geworden, die sein Herz mit nur einem Wimpernschlag erobern konnte.
Als sie vor ihm knickste, verneigte William sich tief und griff dann nach ihrer Hand, um einen Kuss hinauf zu hauchen. "Die Freude ist ganz meinerseits, Mylady, Ihr seht hinreißend aus." erklärte er aufrichtig und schenkte ihr ein warmes Lächelnd. "Ich bin froh Euch hier zu begegnen, bin ich doch, um ehrlich zu sein, nur Euretwegen her gekommen." bekannte William dann auch ohne Umschweife. Wieso sollte er seine Absichten zurück halten? Er war ein Mann, der seine Karten offen auf den Tisch legte, wenn es angemessen war und er sah keinen Grund, wieso er Isabella nicht direkt erklären sollte, weshalb er hier war.

Isabella

Isabella schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, als er ihre Hand küsste. Seine Berührung jagte ein Kribbeln durch ihren Arm und sie bedauerte es fast, dass er sie wieder los ließ.
"Ich danke Euch, Mylord." Dass sie hübsch war, wusste sie, aber sie bekam es von einem Mann wie Marshall nun wirklich nicht alle Tage zu hören und es sorgte dafür, dass ihre Wangen sich leicht röteten. Dann aber malte sich Erstaunen auf ihr Gesicht.
"Meinetwegen? Aber warum seid Ihr denn meinetwegen hier, Mylord? Habe ich etwas Falsches gesagt bei unserer letzten Begegnung?"
Nicht, dass sie den Marshall gekränkt hatte...

William Marshal

William beobachtete die junge Dame aufmerksam und so entging ihm die leichte Röte nicht, die sich auf ihre Wangen legte als er ihr ein Kompliment machte. Dieser Anblick sorgte dafür dass ihm ganz warm ums Herz wurde, sie war wirklich eine atemberaubende junge Frau geworden.
Dann musste er lächeln. "Oh nicht doch, ganz im Gegenteil, Ihr habt genau das richtige gesagt." erwiderte er sanft. Er zögerte kurz und gab sich dann aber einen Ruck. "Mylady, ich habe mit Eurem Vater gesprochen und die Erlaubnis erbeten, Euch den Hof machen zu dürfen." erklärte William dann. "Ihr habt mich seit unserer ersten Begegnung an gefesselt und ich kann und will Euch einfach nicht vergessen." fuhr er fort und Sah kurz ein wenig verlegen zu Boden. Dann erinnerte er sich an etwas und fasste unter seine Tunika und holte etwas hervor, dass er stets sorgsam aufbewahrt hatte und heute mit sich herum trug, für den Fall, dass genau diese Gelegenheit kam. Vorsichtig faltete er das Tuch auseinander. "Erinnert Ihr Euch noch daran, wie Ihr sie mir gegeben habt?" fragte er leise und zeigte Isabella die Blume, die sie ihm einmal überreicht hatte und die er sorgfältig getrocknet hatte, um sie aufzubewahren.

Isabella

Isabella schaute Marshall aufmerksam an und war mehr als erstaunt, als er schließlich mit der Wahrheit heraus rückte. "Ihr wollt mir den Hof machen?"
Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte eher geglaubt, er würde nur das kleine Mädchen in ihr sehen, dass ihn aus der Ferne anhimmelte.
"Ihr überrascht mich. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich Euer Interesse wecken würde, Mylord. Ich bin sehr jung im Vergleich zu Euch." Sie hätte gedacht, das würde ihn stören.
Ihre Augen begannen zu strahlen, als er das Tuch hervorzog und den Inhalt offenbarte. Die Blume..."Ihr habt sie tatsächlich aufgehoben?" Sie konnte gar nicht sagen, wie sehr sie sich darüber freute. "Wie könnte ich das vergessen? Seit jenem Tag schon bewundere ich Euch sehr...Ich hätte nicht gedacht, dass es Euch so wichtig ist."
Und sie schmolz wirklich dahin unter dieser Geste. Wie feinfühlig dieser Mann doch war...

William Marshal

William lächelte und nickte dann. "Das will ich." bestätigte er und zog dann eine Augenbraue in die Höhe. "Mag sein, dass uns einige Jahre trennen, aber für mich stellt das kein Problem da ... für Euch etwas?" fragte er, wenngleich er Isabella ohnehin ganz anders einschätzte.
Williams Blick wurde zärtlich als er sah, wie sehr Isabella sich über die aufgehobene Blume freute. "Sie lag mir am Herzen wie kaum etwas anderes, hat sie mich doch immer an Euch erinnert. Seit wir uns das erste Mal begegnet sind, habt Ihr mich fasziniert, Mylady, und mit jedem Jahr, das ins Land gezogen ist, konnte ich Euch weniger vergessen. Ich musste einfach herkommen und herausfinden, wie es um Euch bestellt ist." Ob sie das gleiche für ihn empfand, wie er für sie.

Isabella

Isabella schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Nein, keineswegs. Ich dachte nur, Ihr wünscht Euch eine erfahrenere Gemahlin an Eurer Seite. Schließlich bin ich in Euren Augen noch ein Kind." Sie kannte im Prinzip nichts. Sie hatte nie einen Haushalt geführt, war noch nie einem Mann nahe gewesen. Aber er mochte sie...
"Ich habe oft an Euch gedacht seit diesem Moment und es hat mich fasziniert, dass Ihr mich als einer der Wenigen außer meinen Eltern so leicht von meiner Schwester unterscheiden könnt. Ihr hattet nie Zweifel, dass ich es bin."
Isabella erwiderte seinen Blick. "Ich habe Euch auch nie vergessen.", sagte sie leise. Und sie konnte es kaum fassen. Es war sozusagen ein Kindheitstraum gewesen einmal William Marshal zu heiraten und seine Lady zu sein. Dieser Traum rückte nun in greifbare Nähe, er schien sie zu wollen.

William Marshal

William schüttelte den Kopf. "Ihr seid perfekt so wie Ihr seid." erklärte er und zögerte kurz, dann steckte er die Blume wieder vorsichtig ein und bot Isabella seinen Arm an. "Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und ein Stück mit mir spazieren gehen?" fragte er dann.
Und als er ihr so den Arm anbot stellte William fest, dass sie sogar noch hübscher geworden war als beim letzten Mal und vor allem als er es sich ausgemalt hatte. Sie war nun wirklich kein kleines Mädchen mehr, sondern eine junge Frau ... die Knospe war zu einer wundervollen Blüte geworden.
"Es ehrt mich, dass Ihr scheinbar so viel an mich gedacht habt." erwiderte William zufrieden. "Ich werde einige Zeit hier bleiben und Ihr könnt Euch in der Zeit Gedanken darüber machen, ob Ihr mich denn haben wollen würdet oder nicht." erklärte er und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Jetzt wo er ihr wieder gegenüber stand, war William sich recht sicher, dass sie ja sagen würde. Und das ließ sein Herz höher schlagen, wie das eines verliebten Jungen, der das erste Mal ein Mädchen zu Gesicht bekommt.

Isabella

Isabellas Wangen röteten sich leicht und legte schließlich federleicht die Hand auf seinen Arm. "Sehr gern, Mylord." Sie freute sich darauf ihm Gesellschaft zu leisten und so konnte sie in aller Ruhe entscheiden, ob sie ihn wirklich heiraten wollte.
"Das werde ich tun. Mir Gedanken machen, meine ich. Aber ich denke, Eure Chancen stehen mehr als gut." Sie lachte fröhlich auf und setzte sich in Bewegung. Wie schön... Dieser Tag konnte wirklich perfekt werden und sie freute sich darauf Mary davon zu erzählen. Marshall wollte sie heiraten und gab sich wirklich Mühe sie zu umgarnen. Sie war gespannt, wohin das noch führen würde.
"Ich freue mich sehr, dass Ihr hier seid..."