William und Joanna - 1180

Beatrice biss sich auf die Unterlippe. "Du warst stundenlang nicht auffindbar....Alan war auch schon hier und hat dich verzweifelt überall gesucht. Hat er dich gefunden? Wir haben uns noch eine Weile über Jonathan und seine Fortschritte unterhalten. Es scheint gut zu funktionieren.", sagte sie dann leise.
"Ich erwarte doch nichts Unmögliches und ich erwarte nicht, dass du den ganzen Tag hier sitzt. Aber es wäre schön, wenn du wenigstens ab und zu vorbei kämst und dir etwas Zeit nimmst."
Sie hatte keine Freundin hier zum reden. Sie beschäftigte sich doch nur mit den Kindern oder saß allein hier herum. Für alles Andere war sie mittlerweile zu schwerfällig.
"Zu was bin ich denn im Moment noch gut? Ich kann nichts tun, außer die Kinder ein bisschen zu unterhalten. Und es ist so langweilig..."

"Ja, hat er. Kaum, dass ich aus dem Sattel gestiegen bin und er hat mir auch gesagt, dass du wartest." erwiderte Richard. "So? Und was sagst du? Ich habe den beiden gestern zugesehen und fand, dass es schon sehr gut aussah."
Richard sah Beatrice einen Moment lang an, dann legte er die Arme um sie und strich zärtlich über ihren Bauch. "Du bist zu so vielem gut." murmelte er leise und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. "Ohne dich an meiner Seite könnte ich abends kein Auge zumachen. Und wenn ich morgens aufwache und dich neben mir sehe, habe ich das Gefühl, mein Herz müsse überlaufen vor Liebe." erklärte Richard leise. Seine Hand strich über Beatrices runden Bauch und er musste lächeln. Bald würde ihre Familie um ein Kind reicher werden.

"Ja, ich habe ihm mein Leid geklagt. Ich glaube, das war ihm ein bisschen peinlich. Aber er kam eben zur falschen Zeit vorbei und hat meine schlechte Laune abbekommen." Beatrice lächelte leicht. "Es klingt gut, was er berichtet hat. Er denkt, dass Jonathan auch bald schon frei reiten wird in Trab und Galopp. Er macht sich wohl ziemlich gut und das Pony ist ein Glücksgriff."
Beatrice schmiegte sich in Richards Arme und schloss die Augen, als er über ihren Bauch strich. "Du kannst wirklich gut Komplimente machen...", murmelte sie.
"Es ist nur so langweilig den ganzen Tag hier zu sitzen, ohne mit jemandem reden zu können."

Richard nickte versonnen. "Ja, ich glaube, Jonathan bekommt das alles besser hin als wir befürchtet haben." bemerkte er und lachte dann leise. "Nicht wahr? Aber gib es zu, deshalb liebst du mich ja auch so." neckte er sanft und küsste Beatrice zärtlich. "Bald ist das Kind da und dann kannst du auch wieder die Gegend unsicher machen, nur noch ein wenig Geduld." murmelte Richard und lächelte sanft. "Und sobald du das Kleine für ein paar Stunden alleine lassen kannst, werden wir einen Ausritt machen. Nur wir zwei und das in aller Ruhe." schlug er dann vor.

"Das denke ich auch. Vielleicht kann er doch noch ein normales Leben führen. Und wenn er so weiter macht, werden ihm auch die Leute egal sein, die über ihn spotten. Ihm fallen so viele neue Dinge ein..." Beatrice lächelte sanft. "Das tue ich...ich liebe dich so sehr. Ich habe nur das Gefühl mich zu Tode zu langweilen hier. Ich habe ja kaum jemanden zum Reden außer dir. Irgendwie sind die Frauen hier etwas scheu und trauen sich nicht wirklich in Kontakt mit mir zu treten."
Sie seufzte, nickte dann aber zufrieden.
"Oh ja...das wäre wirklich toll. Zeit für uns Beide alleine..."

Richard konnte nur zustimmend nickten. "Das wird er. Und solange er Menschen um sich hat, die ihn lieben und ihm Rückhalt geben, wird er zu einer starken Persönlichkeit heranwachsen, der mit solchem Spott umzugehen lernt."
Dann seufzte Richard leise. "Wenn das Kind da ist und du wieder beweglicher bist, wirst du den werten Damen hier schon zeigen, was in dir steckt." erwiderte er und gab Beatrice noch einen Kuss. "Du brauchst dringend ein paar gute Freundinnen hier. Ich will nicht, dass du hier immer alleine herum sitzt, wenn ich keine Zeit habe. Wie soll das denn aussehen, wenn ich länger einmal unterwegs bin?" Er strich Beatrice über die weichen goldenen Locken. "Aber eins nach dem anderen, erst einmal unser reizendes Kind, dann Zeit für uns zwei ..."

"Das glaube ich auch. Und es würde mich freuen, wenn es so wird. Er wird seinen Weg gehen und sich seine Träume vielleicht doch noch erfüllen können. Ich bin gespannt, wie Alan im Schwertkampf mit ihm voran kommt."
Beatrice nickte langsam. "Aber Freundschaft kann man nicht erzwingen. Es wird schwierig Freunde zu finden, die keine Scheu vor mir haben. weil ich deine Frau bin. Und ich muss Vertrauen haben können."
Manchmal vermisste sie ihre Schwestern, mit denen sie immer hatte reden können.
"Es ging bisher auch immer, wenn du länger fort warst. Nicht sehr gut, aber es ging. Es kratzt immer sehr an mir, wenn du bei Alan bist...vielleicht gerade deshalb, weil ich in der Zeit alleine sein muss mit den Kindern. Ich habe zu viel Zeit darüber nach zu denken. Aber ich freue mich auf Zeit für uns..."

"Ja, das bin ich auch. Aber bis dahin dauert es zum Glück ja noch ein wenig, gerade haben sie mit dem Reiten ja genug zu tun." erwiderte er lächelnd. Dann erstarb sein Lächeln und Richard seufzte leise. "Aber es wird doch wohl irgendjemanden geben ... ich meine, nur weil du meine Frau bist, meiden dich doch nicht alle ..." Richard runzelte ein wenig verzweifelt die Stirn. Es belastete ihn irgendwie, dass Beatrice hier scheinbar so keinen Anschluss fand, da er sich dann noch mehr in der Pflicht sah, ihr möglichst viel Zeit von seinem Tag zu widmen. Er traute sich ja so kaum noch einmal einen Abend mit seinen Freunden zu verbringen, wenn er wusste, dass Beatrice in der Zeit alleine in ihrem Zimmer saß.
Im nächsten Moment zuckte Richard innerlich zusammen, hatte sich jedoch gut genug im Griff, um lediglich kurz zu blinzeln. Es kratzt immer sehr an mir, wenn du bei Alan bist.
Wieder setzte dieses Gefühl ein, was fast an Fluchtinstinkt grenzte und Richard hatte das dringende Bedürfnis sich einfach zu verziehen, zwang sich jedoch dazu sitzen zu bleiben. "Ich ..." begann er, brach aber ab, weil er keine Ahnung hatte, was er nun sagen sollte. Stattdessen biss er die Zähne aufeinander und senkte fast verlegen den Blick. Er fühlte sich jedes Mal unwohl in seiner Haut wenn sie auf dieses Thema zu sprechen kamen. "Es tut mir Leid, dass ich dich hier allein sitzen lasse." murmelte er schließlich. Was wollte sie denn hören? Dass er nicht mehr zu Alan gehen würde? Das hatten sie ja bereits versucht und sie wussten beide, wie es geendet hatte ...

Beatrice seufzte und schaute ihn zweifelnd an. "Vielleicht ist es nicht deswegen. Vielleicht ist es, weil ich Engländerin bin. Keine Ahnung...aber ich komme nicht an sie heran. Aber vermutlich muss ich damit selbst klar kommen...du kannst mir schließlich keine Freunde zaubern."
Beatrice sah ihn an und schüttelte den Kopf. "Ich weiß, dass du genug zu tun hast und auch gern einmal etwas ohne mich machst. Das sollst du auch, ich glaube, es ginge nicht gut, wenn wir permanent aufeinander hocken würden. Aber...ich...ich weiß doch auch nicht. Vielleicht bin ich einfach zu merkwürdig für sie."
Und sie war so oft traurig, weil sie wusste, dass sie für Richard zur Belastung wurde. "Es muss dir nicht leid tun...es ist ja nicht deine Schuld. Du kannst nicht immer bei mir sitzen. Mir tut es leid, dass ich ein Klotz an deinem Bein werde...."

Richard schluckte schwer. Warum konnte denn nicht einfach einmal alles in Ordnung sein und sie beide konnten glücklich werden? "Vielleicht sollten wir, wenn das Kind da ist, einmal wieder in die Normandie ... wir kommen ein wenig raus, du kannst andere Leute kennen lernen und vermutlich ist deine Schwester auch dort. Ich müsste ohnehin einmal wieder mit meinem Bruder sprechen." schlug er dann vor. Es löste zwar ihr Problem nicht, aber brachte wenigstens ein wenig Abwechslung. Richard wünschte sich nichts sehnlicher als dass Beatrice sich hier wohl fühlte, dass es ihr zu Hause war und sie nicht nur Familie, sondern auch Freunde hier hatte. Er liebte Aquitanien und seine Menschen, schon von klein auf hatte seine Mutter ihm diesen Landstrich besonders ans Herzen gelegt und das hatte er verinnerlicht. Dass nun ausgerechnet seine Liebste hier so unglücklich zu sein schien, nagte heftig an ihm, zumal er keine Lösung dafür vor Augen hatte.
"Es ist meine Schuld." erwiderte Richard. "Wenn ich nicht noch ... andere Interessen hätte, hätten wir doch dieses Problem gar nicht." murmelte er und starrte auf seine Füße hinab. "Du bist kein Klotz an meinem Bein. Das warst du nie und das wirst du auch nie sein. Ich liebe dich doch." erklärte Richard dann und sah nun doch wieder zu Beatrice auf, wenn gleich ein wenig zögerlich. Es fiel ihm schwer mit ihr über Alan und seine Gelüste zu reden, weil er wusste, wie sehr sie das verletzte und was sie für ihn alles opferte.

Beatrice nickte und zwang sich zu einem Lächeln. "Das ist eine gute Idee...dann sehe ich auch, wie es Isabella geht und kann einmal mit ihr reden, wie wohl sich sich in ihrer Ehe fühlt. Vielleicht ist sie ja mittlerweile auch schwanger."
Sie biss sich auf die Lippe und konnte doch nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Traurig legte sie die Hände auf ihren runden Bauch. "Es ist nicht deine Schuld. Du kannst einfach nicht anders und...das ist ja auch in Ordnung. Das Problem, dass ich einsam bin, hätten wir trotzdem. Ich habe nur das Gefühl, dass ich immer mehr zur Last werde. Du hast ein schlechtes Gewissen, sobald du woanders bist. Das sollte nicht so sein. Ich würde das gerne ändern, aber ich weiß nicht wie...vielleicht mögen die Leute hier mich einfach nicht. Vielleicht halten sie mich für ungeeignet an deiner Seite. Ich will doch einfach nur glücklich sein, aber alles, was ich tue, mache ich falsch."

"Sie wird sich sicher auch freuen, dich zu sehen. Die Normandie ist für sie schließlich auch eine recht neue Erfahrung, zumindest an der Seite ihres Gemahls." erwiderte Richard.
Im nächsten Moment wurde ihm beinahe übel als er die Tränen in Beatrices Augen sah. "Nein ... Liebes, bitte, wein nicht." murmelte er verzweifelt und legte die Arme um sie. "Es ist nicht in Ordnung. Das hier ... das ist nicht das, was ich dir versprochen habe. Ich habe dir versprochen immer für dich da zu sein und jetzt bereite ich dir ständig nur Kummer." Richards Stimme klang rau und er spürte den Kloß in seinem Hals stecken. Er wollte sie so nicht sehen, er wollte, dass sie glücklich war!
Vielleicht sollte er doch noch einmal mit Alan sprechen und etwas Abstand von ihm gewinnen. Zumindest in körperlichen Belangen. Es konnte nicht sein, dass Beatrice die Einzige war, die Abstriche machte in ihrer Ehe.
"Das glaube ich nicht. Und wenn sie das wirklich denken, dann sind sie alle miteinander Dummköpfe, denn niemanden hätte ich lieber an meiner Seite als dich." wisperte Richard und schmiegte sich an seine Frau. Eine Hand ließ er sanft über ihren Bauch wandern. Sie trug sein Kind, er konnte sie nicht einfach all diesem Ungemach aussetzen, das war nicht richtig.

"Das stimmt. Aber sie ist überglücklich an William Marshals Seite. Sie ist so verliebt. Ebenso wie ich. Ich freue mich wirklich für sie."
Beatrice schmiegte sich in Richards Arme und schloss die Augen. Sie fühlte sich geborgen bei ihm und auch deshalb verzieh sie ihm einfach immer alles. Sie liebte diesen Mann mit jeder Faser, sie konnte ihn niemals verlassen.
"Siehst du...ich mache dir das Leben schon wieder schwer...", schniefte sie. "Es tut mir leid. Ich kann irgendwie nicht anders. Heute ist nicht mein Tag. Du bist doch immer für mich da...du bereitest mir nicht nur Kummer. Du bereitest mir genauso viele schöne Momente."
Sie atmete durch. "Meinst du? Ich weiß einfach nicht, wie ich an sie heran kommen soll. Meine Zofe hat Zuhause selbst noch Kinder zu versorgen. Sie ist ein nettes Ding, aber hat keine Zeit für große Plaudereien außerhalb der Arbeit. Sonst habe ich mit den Leuten eher wenig zu tun. Vielleicht könnte einer deiner Vasallen seine Tochter herschicken...irgendetwas. Ich weiß auch nicht."

"Du machst mir mein Leben nicht schwer, du machst es erst lebenswert." entgegnete Richard entschieden. "Ohne dich würde mir so viel fehlen, was mir so wahnsinnig wichtig, was mir am Herzen liegt und ohne das ich nicht vernünftig weiter leben könnte."
Er streichelte versonnen Beatrices runden Bauch und nickte dann. "Ja, warum eigentlich nicht. Ich könnte mich umhören, der ein oder andere wäre sicher interessiert daran seine Tochter herzu schicken. Wenn du das möchtest, kümmere ich mich darum und dann können wir gemeinsam auswählen, wer her kommt." schlug Richard vor und gab Beatrice einen sanften Kuss. "Aber erst einmal bringst du unser Kind zur Welt. Und bis dahin werde ich jede freie Minute bei dir sein, das verspreche ich dir." Und vielleicht sollte er Alan in der Zeit für einen Botengang weg schicken, damit er gar nicht erst in Versuchung kam, sondern sich einzig und allein Beatrice widmete.

Robert saß in seinem Arbeitszimmer und erledigte ein wenig Papierkram. Er freute sich schon auf den Nachmittag mit seinen Kindern, als es energisch klopfte, dann polterte. Ein wenig erstaunt bat er den Besuch herein und war sofort auf den Beinen, als Philippe einen ziemlich schmutzig und zerlumpt aussehenden Mann vor sich her schob in das Arbeitszimmer.
"Was hat das zu bedeuten, Phil?", fragte er skeptisch.
"Wen bringst du mir und warum?"

Philippe

Schon der Weg von den Koppel bis zu Roberts Arbeitszimmer hatte gereicht, um Philippes Nerven deutlich zu strapazieren. Dieser Dreckskerl, den er dabei erwischt hatte, wie er sich ausgerechnet mit Roberts Hengst aus dem Staub hatte machen wollen, hatte tatsächlich die ganze Zeit über noch versucht zu verschwinden, doch letztlich hatte er nachgeben müssen und so schob Philippe ihn nun unsanft in Roberts Arbeitszimmer und versetzte dem Kerl noch einen letzten Stoß zwischen die Schulterblätter, so dass er strauchelte und vor Robert auf die Knie fiel.
"Ich dachte mir, dich würde vielleicht interessieren, dass dieser Kerl hier ein reges Interesse an deinem Pferd gezeigt hat. Offenbar war Chataîgnier in seinen Augen genau das richtige Pferd für ihn." erklärte Philippe und verzog angewidert das Gesicht.

Roberts Miene verfinsterte sich und er sah ein wenig angeekelt auf den Kerl zu seinen Füßen hinab, der nur von Phil daran gehindert wurde wieder aufzustehen.
"Chataîgnier? Aber du hast ihn rechtzeitig erwischt, oder? Geht es ihm gut?" Robert trat einen Schritt näher.
"So...was hast du mit meinem Pferd zu schaffen? Was fällt dir ein? Und hast du auch einen Namen?"
Er war wirklich gespannt, was sich dahinter verbarg.

Philippe & Jeff

Philippe nickte grimmig. "Keine Sorge, der Kerl hatte nicht einmal Zeit das Tor noch zu öffnen. Chataîgnier geht es gut, ich habe ihn aber vorsorglich in den Stall bringen lassen. Nur um sicher zu gehen. Und die Koppeln werden heute auch gründlich bewacht, wer weiß, ob der Kerl noch Komplizen hatte.."
Jeff hatte sich bei dem Sturz sein eines Knie angeschlagen und versuchte nun wieder aufzustehen, doch der Ritter hinter ihm, trat ihm erneut unsanft zwischen die Schultern, so dass er mit einem leisen Keuchen zurück sank und knien blieb. Trotzig sah Jeff zu dem Kerl auf, zu dem er gebracht worden war ... ein Bursche, der sicher noch grün hinter den Ohren war, gerade erst zum Mann geworden ... Jeff verengte trotzig die Augen.
"Von irgendwas muss ich ja leben." erwiderte er bissig. "Ihr feinen Schnösel habt immerhin genug, da fällt ein Gaul doch überhaupt nich auf."

"Gut. Ich danke dir. Es wäre auch für unsere Zucht ein großer Verlust gewesen, hätten wir ihn verloren. Abgesehen von mir..."
Robert verschränkte die Arme und sein Blick wurde finster, als er den Kerl fixierte, der so trotzig zu ihm aufsah und sich mit allen Mitteln widersetzte.
"Dann such dir anständige Arbeit, davon kannst du auch leben. Das ist kein Grund mein Pferd zu stehlen. Und glaube mir, bei uns fällt ein Gaul sehr wohl auf. Und das sofort. Abgesehen davon...was willst du mit einem Hengst wie ihm? Er ist nicht folgsam wie ein Lamm. Er hätte dich abgeworfen, wenn du versucht hättest mit ihm zu fliehen - vor was auch immer. Verkaufen lässt sich ein so auffälliges Pferd auch nur schwer. Wie ist dein Name?"

Philippe & Jeff

"Ach ja? Und wo soll ich die finden?" erwiderte Jeff düster. Es gab nicht gerade viele Leute, die Hilfe brauchten und die auch noch dafür zahlten, wenn man mit anfasste. Und hier in der Gegend schon gar nicht. Außerdem nahm ihn so wie er aussah ja ohnehin niemand, die redeten ja nicht einmal mit ihm.
Jeff grinste müde und entblößte dabei einige Zahnlücken. "Ich hätt den schon im Griff gehabt." entgegnete er überzeugt. "Und ich kenn genuch, die n paar nette Taler für son Pferd gezahlt hätten. Hätte mich mehrere Wochen durchgebracht, der Gaul."
Als der Kerl ihn erneut nach seinem Namen fragte, schürzte Jeff die Lippen. "Ich hab keinen wichtigen Namen wir Ihr, spielt also keine Rolle. Kann ja nich jeder so hochgeborn sein." erklärte er und spuckte diesem eingebildeten Bengel dann vor die Füße.
Philippes Reaktion folgte auf dem Fuße und er verpasste dem Kerl vor ihm einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf. "Reiß dich zusammen, du Widerling oder ich schmeiß dich direkt in den Kerker." knurrte er wütend und sah zu Robert hinüber. "Soll ich ihn weg bringen? So ein missratener Dummkopf ist es doch gar nicht wert."

"Du hättest hier nachfragen können, ich höre die Leute zumindest an, wenn sie ein Anliegen haben. Ob ich sie nun einstellen will oder nicht. Und da ich dein Gesicht nicht kenne, hast du das nicht getan. Wir brauchen immer jemanden, der anpacken kann.", erwiderte Robert kühl. "Überschätze dich nicht. So einfach wird man ein solches Pferd nicht los. Und erst hättest du einmal von hier weg kommen müssen."
Robert zuckte nicht mit der Wimper, als der Kerl ihm vor die Füße spuckte und Philippe ihm dafür sogleich einen Schlag verpasste.
"Nein, vielleicht nicht. Aber ich bevorzuge es zu wissen, wie ich jemanden ansprechen kann, wenn ich etwas will." Er überlegte kurz und umrundete den mann einmal.
"Warte noch einen Moment, Phil...ich habe irgendwie das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt. Warum wolltest du fort von hier, Namenloser? Und von was hast du bisher gelebt?"

Jeff

Jeff schnaubte. "Hättet einen wir mich ja eh nich eingestellt." erwiderte er. "Seht mich doch an, sowas passt doch gar nich in Euer feines Heim."
Jeff biss die Zähne aufeinander als er einen Schlag auf den Hinterkopf bekam, der ihm für einen Moment ein dumpfes Rauschen in den Ohren bescherte. Dann folgte er mit dem Blick dem feinen Bengel, der einmal um ihn herum ging und ihn dabei betrachtete als wäre er ein Stück Vieh auf der Wiese.
"Weils hier nichts zu holen gibt, darum." brummte Jeff. "Wollt mein Glück wo anders versuchen, hier lebts sich ja doch nur von ner Hand in den Mund." erklärte er und kratzte sich am Kinn. "Bisher? Von dem was mir so inne Hände fiel." brummte Jeff und zuckte mit den Schultern.

"Woher willst du das wissen? Auch aus einem Rohdiamanten kann man etwas machen. Wer weiß, was sich unter der schmutzigen Fassade verbirgt? Aber nun hast du versucht mein Pferd zu stehlen....Nun sag mir, was soll ich mit dir tun? Dir die Hand abhacken lassen, wie es sich für einen Dieb gehört? Was meinst du?"
Robert blieb wieder vor ihm stehen und verengte die Augen ein wenig. Irgendetwas war faul an diesem Kerl, auch wenn es nur ein Bauchgefühl war.
"Wenn es hier nichts zu holen gibt, was ist dir dann in die Hände gefallen? Ist es das wirklich oder hast du nachgeholfen?"

Jeff

Jeff wurde blass und starrte auf seine Hände hinab. Die Vorstellung auch nur eine von ihnen zu verlieren, bereitete ihm eine drückende Übelkeit in der Magengegend.
Einen Moment lang schwieg er, dann sah er wieder trotzig auf. "Na viel wars nich, sonst würd ich nich so aussehn." erwiderte Jeff. "Man muss halt sehn wo man so bleibt." Er würde den Teufel tun und diesem Bengel erzählen, wie er oft genug nachgeholfen hatte! Dann würde er hier auf keinen Fall mehr lebend raus kommen. Sollte er ihn doch für den versuchten Diebstahl von dem Gaul bestrafen, aber danach würde er vielleicht nochmal davon kommen.
Aber einen Mörder ... nein, den würde der Grünschnabel nicht einfach laufen lassen, also hütete Jeff seine Zunge.

Robert unterdrückte ein finsteres Lächeln. Die Vorstellung schockte den Kerl also wirklich. Normalerweise ließ er eher Gnade vor Recht ergehen und sein Vater tadelte ihn, dass er zu gutherzig war. Aber er dachte immer daran, dass es einen Grund für das Verhalten geben musste.
"Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann."
Robert suchte Philippes Blick. Er hatte da so einen vagen Verdacht.
"Sag, Bruder...meinst du, Tom wurde seiner Wertsachen? Oder glaubst du, er war tatsächlich ohne alles unterwegs?", fragte er harmlos.