William und Joanna - 1180

William hatte sich ein wenig hingelegt und mit Joanna im Arm war er auch rasch ein wenig eingeschlafen. Etwas, das dringend notwendig gewesen war, denn als er aufwachte, waren die Kopfschmerzen wieder verschwunden und er fühlte sich deutlich besser.
Es war nicht mehr allzu viel Zeit bis sie gemeinsam zu Abend essen wollten, doch William wollte vorher noch mit John sprechen, also stand er wenig später vor dessen Gemach und klopfte an die Tür in der Hoffnung, dass er den Arzt dort auch vorfinden würde.

John hatte den Nachmittag damit verbracht, in aller Ruhe seine Kinder zu begrüßen und schon einmal ein paar Dinge auszupacken. Besonders Constance war überaus glücklich ihre Kinder wieder in den Armen zu halten und festzustellen, dass auch Johnny sich nicht so verändert hatte, dass sie viel verpasst hätte. Gegen Abend hatte John sich für ein paar Minuten vor den Kamin gesetzt um etwas Ruhe zu finden. Die Reise war anstrengend gewesen und steckte Constance und ihm doch in den Knochen. Er war überrascht, als es klopfte und bat den Besuch herein.
"William! Was führt dich denn heute noch zu mir?"

William trat ein als er von drinnen Antwort erhielt und fand seinen Freund vor dem Kamin sitzend vor. Er setzte sich zu John und seufzte leise. "Ich wollte mit dir über Edward reden." erklärte William ernst.
Er lehnte sich ein wenig zurück und schlug die Beine übereinander. "Joanna hat Will bei Josephine abgeholt und ist dort Julia und ihrem Sohn - Edwards Sohn - begegnet. Sie hat den Kleinen sofort erkannt und von Julia alles erfahren." berichtete William und rieb sich über das Kinn. "Joanna hat es mir dann berichtet, ehe Edward herein geplatzt kam."
William bedachte John mit einem langen Blick, ehe er fort fuhr. "Du wusstest scheinbar schon eine ganze Weile von der Sache ... willst du mir davon erzählen und etwas Licht ins Dunkle bringen?"

John hob eine Augenbraue. Daher wehte also der Wind. William wusste Bescheid und schien nicht wirklich begeistert zu sein - was zu erwarten gewesen war.
"Du weißt also endlich Bescheid...", sagte er und seufzte erleichtert. "Ich habe Edward den Dolch an die Kehle gesetzt...Entweder er sagt es dir selbst oder ich tue es. Offenbar hat das leider nicht so gut funktioniert, wie ich gehofft hatte, wenn ihr es doch anders erfahren habt. Edward ist ein furchtbarer Dummkopf."
John nickte. "Ja, ich wusste schon länger davon. Das Ganze mit den Beiden ging schon länger...als Julia ihr drittes Kind bekam, konnte der Wirt nicht lang genug seine Finger bei sich lassen. Sie wurde krank und bekam Fieber. Edward hat es irgendwie herausgefunden und mich geholt. Er hat mich da mit hinein gezogen, obwohl ich nicht wollte. Eine Weile danach habe ich sie sozusagen in flagranti erwischt, als ich nach dem Kind sehen wollte. Ich habe Beiden ins Gewissen geredet, lange und immer wieder, aber erfolglos. Edward hat mich angefleht Stillschweigen zu bewahren, wegen Julia und den Kindern. Nur deswegen habe ich mich dazu breitschlagen lassen. Ich wusste auch, dass sie vermutlich ein Kind von Edward erwartete, aber sicher konnten wir uns natürlich nicht sein. Es konnte genauso gut von Tom sein. Edward hatte mich gebeten ein Auge auf sie zu haben, während er am Hof war. Ich habe Julia etwas lesen und schreiben gelehrt und dabei immer einmal auf ihre Schwangerschaft geachtet. Als der Kleine dann kam, hatte er rote Haare...Tom war furchtbar wütend und wollte ihn erschlagen, also habe ich ihn mitgenommen. Constances Schwangerschaft war zu lange her, also gab es für den Säugling nur eine Möglichkeit: Amélie. Sie hat ihn gestillt, bis Julia ihn wieder zu sich holen konnte. Was nun ja offenbar während unserer Abwesenheit passiert ist. Ich habe auch erst vorhin erfahren, dass Tom tot ist und Edward sich wohl verlobt hat. Ich wollte dir die Sache nicht verschweigen, mein Freund, verzeih mir. Aber das war nicht meine Entscheidung. Edward musste es dir sagen. Ich hätte damit viel zu große Konsequenzen ausgelöst, ich wollte dafür die Verantwortung nicht tragen."

William hörte John aufmerksam zu und seufzte leise. Diese Geschichte war doch wirklich zum Verrückt werden. "Ich wünschte, du hättest mir eher etwas davon gesagt." murmelte William. Dann hätte er vielleicht noch irgendetwas unternehmen können, aber jetzt ... jetzt war seine einzige Möglichkeit zu Handeln, Edward Oxford noch etwas vor zu enthalten.
William fuhr sich durch die dunklen Haare und nickte langsam. "Ich will dir deswegen nicht gram sein, es reicht schon, wenn ich mich mit meinem Sohn überwerfe. Aber ich wäre dir dankbar, wenn du das nächste Mal gleich mit solchen Dinge zu mir kommst." entgegnete William.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt noch mit dem Bengel machen soll. Heiraten wird er das Mädchen so oder so. Das einzige, womit ich noch Einfluss auf ihn nehmen kann, ist Oxford. Ich werde Henry über Edwards Pläne informieren und mich dafür aussprechen dem Jungen die Grafschaft noch nicht zu geben ... nicht jetzt, wo er wieder einmal bewiesen hat, wie unvernünftig er noch ist."

"Ich wollte es dir auch sagen. Aber Edward hat mich gegen meinen Willen da hinein gezogen und mir dann Vorwürfe gemacht, als ich dir die Wahrheit sagen wollte. Das Mädchen wäre vermutlich von ihrem Ehemann tot geschlagen worden, wenn ich den Mund aufgemacht hätte. Ich weiß nicht, wie sie es so lange geheim halten konnten...aber sie konnten es."
John seufzte leise. "Ich bin froh, dass du mir nicht böse bist. Ich hoffe wirklich, dass es kein nächstes Mal geben wird. Ich bin ehrlich gesagt froh, wenn Edward verheiratet ist und uns keinen ärger mehr mit Frauengeschichten macht.", erwiderte John schließlich ein wenig erleichtert.
"Das ist vermutlich die einzige Möglichkeit. Edward ist erwachsen, viel Handhabe hast du nicht mehr. Er ist leider nicht mehr der kleine Junge, dem man das Reiten verbieten kann zur Strafe. Aber unvernünftig ist er dennoch."

William hob abwehrend die Hand. "Schon in Ordnung, wir lassen es einfach auf sich beruhen. Ich weiß, dass du stets bemüht bis nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Vermutlich hätte ich in deiner Lage ganz ähnlich gehandelt."
William lachte trocken. "Glaub mir, ich auch. Und ich bin einmal mehr froh darüber, dass James eine geistliche Laufbahn eingeschlagen hat ... wenigstens ein Sohn, der mir in dieser Hinsicht kein Kopfzerbrechen bereitet."
Seufzend nickte William und rieb sich über das Kinn. "Das ist wohl wahr. Er mag zwar älter geworden sein, aber er benimmt sich noch immer wie ein kleiner Junge in manchen Dingen."

John nickte. "Es ist nicht einfach, wenn nicht nur das eigene Leben daran hängt. Außerdem wärst du nicht so unbeschwert auf diese Reise gegangen. Darum sei froh, dass du es jetzt erst erfahren hast."
Er musste lächeln. "Ja, eine geistliche Laufbahn erspart dir solche Dinge. Sei dankbar dafür. Aber ich weiß nicht...ich glaube, Edward könnte noch vernünftig werden, wenn er sich jetzt plötzlich als Vater von vier Kindern betätigen muss. Er wird noch lernen, dass Verantwortung etwas Andres ist als das, was er dafür hält."
John legte den Kopf zur Seite. "Hast du schon mit Julia gesprochen? Gabriel gesehen? Ich denke, sie stellen keine sehr großen Ansprüche an dein Entgegenkommen."

"Dein Wort in Gottes Ohr, John. Ich hoffe, er lernt es möglichst schnell, das würde uns allen eine Menge Ärger ersparen." bemerkte William und schüttelte dann den Kopf. "Nein, Joanna hat sie bereits getroffen, aber ich noch nicht. Ich wollte mir das für Morgen aufheben, dann habe ich schon einmal über die Sache geschlafen und bin vielleicht etwas entspannter, wenn ich ihr gegenüber trete. Das Mädchen hat wohl wahrlich genug mitgemacht, da muss sie meinen Groll Edward gegenüber nicht auch noch mit tragen." erklärte William.
Außerdem änderte es auch nichts mehr, wenn er Julia heute schon aufsuchte, deshalb wollte er es lieber langsam angehen.

John lachte leise. "Irgendwann muss ja auch Edward es lernen. Irgendwann muss selbst dieser Kindskopf erwachsen werden. Und dann wirst du vielleicht ein ruhigeres Leben haben."
Er nickte langsam. "Ja, das ist vielleicht nicht schlecht. Sie macht sich sicher große Sorgen, was du zu ihr sagst. Sie ist nicht verkehrt, aber Edward hätte sie früher heiraten sollen. Schon damals. Dann wäre ihr einiges erspart geblieben. Sie hat deine Wut nicht verdient."
John lächelte. "Ich würde dir ja etwas Wein anbieten für deine Nerven, aber damit kann ich leider nicht dienen." Seit er damit so ein Problem gehabt hatte, war bei ihnen nur etwas Wein zum auswaschen von Wunden vorhanden.

William hatte reichlich schlecht geschlafen, aber dennoch was es die richtige Entscheidung gewesen mit dem Besuch bei Julia bis zum nächsten Tag zu warten. So hatte er noch einmal über alles nachdenken können und würde sich dem Mädchen gegenüber in jedem Fall im Griff haben.
Er hatte sich nicht nehmen lassen mit Joanna und den Kindern zusammen zu frühstücken, war nun aber aufgebrochen und stand wenig später vor dem Haus, das Philippe ihm als das gezeigt hatte, in dem Julia mit den Kindern wohnte.
William atmete tief durch, klopfte an und wartete dann auf eine Antwort von drinnen.

Julia

Julia hatte nicht sehr gut geschlafen, wusste sie doch, dass die Ruhe am gestrigen Nachmittag nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen war. Sie wusste nicht, wie es weitergehen würde mit Edward und ihr, aber es half ja nichts sich den Kopf zu zerbrechen.
Sie hatte ihre Kinder mit aufgesetzter Fröhlichkeit mit Frühstück versorgt und sorgte ein wenig für Ordnung.
"Thomas, hör auf deinem Bruder den Haferbrei ins Gesicht zu schmieren.", tadelte sie ihren Ältesten gerade, als es klopfte. So alleine ohne Mann war es wirklich nicht einfach mit vier Kindern. Sie stand auf, um die Tür zu öffnen, glaubte allerdings, es sei vielleicht Amélie, die dann und wann vorbei schaute.
Sie erstarrte regelrecht, als sie plötzlich vor Edwards Vater stand. "Mylord..", hauchte sie schockiert und knickste leicht.
"Wollt Ihr...herein kommen?"

William verneigte sich leicht vor Julia und nickte dann. "Sehr gerne." erwiderte er und folgte ihrer Aufforderung und betrat das kleine Häuschen. Es war geräumig genug, damit Julia mit den vier Kindern darin gut unterkam und sie schien sich durchaus ein wenig Mühe gemacht zu haben, um es nett her zu richten.
Er ließ den Blick über die drei Kinder am Tisch schweifen. Die beiden Jungen versuchten gerade mit ihren Löffeln eine Art Schwertkampf auszutragen und das Mädchen, das gerade so über die Tischplatte gucken konnte, lachte bei dem Anblick ihrer Brüder vergnügt.
Unweigerlich musste William schmunzeln und er wandte sich zu Julia um. "Eigentlich wollte ich mit Euch sprechen, aber wie mir scheint, bin ich gerade in einen hitzigen Zweikampf geplatzt." bemerkte er amüsiert.

Julia

Julia trat zur Seite und ließ den Earl ein. Sie fühlte sich nicht ganz wohl dabei, denn es war schließlich nur ein bescheidenes Häuschen, das sie hier bewohnten. Aber sie war zufrieden, mit ein wenig Mühe war es sehr gemütlich geworden und die Kinder fühlten sich wohl.
Allerdings war es ihr doch etwas peinlich, dass die Kinder sich nicht gerade von ihrer besten Seite zeigten. "Thomas, Jonah! Es reicht jetzt." Es überraschte sie aber, dass dies den Earl eher zu amüsieren schien.
"Ja, sie sind manchmal etwas übermütig...Es ist fast unmöglich sie zu bändigen, wenn sie dieser Stimmung sind." Und in diesen Situationen wünschte sie sich Edward herbei, der sicher besser durchgreifen konnte als sie.
"Wollt Ihr Euch trotzdem setzen? Ich..." Unsicher schaute sie kurz zu Boden. "Ich kann Euch leider nicht viel anbieten." Wein hatte sie nicht hier und Wasser war kaum angemessen.

William lächelte und nickte. "Ja, so sind sie wenn sie klein sind. Aber glaubt mir, auch wenn sie größer werden ... es sind dann keine Haferbreikämpfe mehr, doch die Kinder halten einen weiter in Atem." erwiderte er und nickte erneut. "Gern, aber macht Euch keine Umstände Julia, ich habe gerade erst ausgiebig gefrühstückt. Bändigt ruhig erst einmal Eure Söhne und wenn ihr dann einen Moment für mich habt, wäre das schon ausreichend."
Und vor allem, wenn sie ihm dann Gabriel zeigen würde. William war mittlerweile wirklich neugierig auf das kleine Kind.

Julia

"Daran zweifle ich keine Sekunde. Es wird noch sehr aufregend werden.", erwiderte Julia mit einem leichten Lächeln. "Ich bin gleich für Euch da, Mylord." Sie widmete sich ihren Kindern und schickte sie zum Spielen, nachdem diese ihr Frühstück beendet hatten. Aliz schloss sich ihnen fröhlich an und eilte auf kurzen Beinen hinterher zu der Ecke des Hauses, die Julia für das wenige Spielzeug der Kinder hergerichtet hatte. Aber die kleinen Holzfiguren beschäftigten die Kinder immer sehr ausgiebig.
"Ihr wollt sicher gern Gabriel sehen, nicht wahr?", fragte sie ein bisschen schüchtern, ging dann zur Wiege hinüber und nahm den Kleinen auf den Arm, kehrte zögernd zu William zurück.
"Das ist...Edwards Sohn."

William beobachtete Julia im Umgang mit ihren Kindern und musste feststellen, dass es keinen besseren Zeitpunkt hätte geben können, um her zu kommen. Der Anblick der jungen Mutter mit den drei Kindern war wirklich aufschlussreich und er musste sich jetzt bereits Joannas Beurteilung anschließen, Julia war ein nettes Mädchen.
Als die kleinen nun zum Spielen verschwanden und Julia sich an ihn wandte, nickte er. "Das ist einer der Gründe, weshalb ich gekommen bin." bestätigte William und wartete bis Julia den Kleinen geholt hatte.
einen Moment lang betrachtete er seinen Enkel aufmerksam, dann seufzte er leise. "Ja wahrlich, das ist er." murmelte er leise und sah Julia dann wieder an. "Dürfte ich ihn einmal nehmen?"

Julia

Julia nickte. "Natürlich dürft Ihr." Vorsichtig übergab sie Gabriel seinem Großvater und beobachtete ihn ein bisschen verunsichert. Sie wusste nicht recht, was der Earl von ihr wollte. Aber immerhin hatte er sie noch nicht so angefahren wie seine Frau am Vortrag. Vielleicht war er ja wirklich ganz nett und hatte gar nichts gegen sie.
"Ja...Er ist seinem Vater wirklich ausgesprochen ähnlich. Ich bin gespannt, ob er das im Wesen auch sein wird." Julia setzte sich dem Earl gegenüber.
"Weshalb seid Ihr noch gekommen, Mylord?"

William hielt seinen Enkel einen Moment lang schweigend, dann schüttelte er kurz den Kopf. "Betet zu Gott, dass er charakterlich mehr nach Euch kommt, Ihr werdet ein leichteres Leben haben, glaubt mir." erwiderte er und sah dann wieder zu Julia. "Ich wollte mit Euch sprechen. Den Vortrag darüber, wie unvernünftig Ihr und mein Sohn gewesen seid, spare ich mir, den habt Ihr ja schon zu hören bekommen, dennoch sollt Ihr wissen, dass ich ein solches Verhalten bei Gott nicht begrüße. Ich werde gerne vorher über bestimmte Vorgänge informiert." erklärte William und strich dem kleinen Gabriel über die Wange.
"Aber nun bin ich um einen Enkel reicher und werde bald eine neue Schwiegertochter in meiner Familie begrüßen dürfen, also will ich diese vorher auch kennen lernen." fuhr er fort und lehnte sich etwas zurück.
"Mein Sohn ist wirklich ein gewaltiger Dummkopf, aber fest steht, dass er in Euch aufrichtig verliebt ist und das will bei ihm wirklich etwas heißen. Ihr müsst also etwas ganz besonderes sein, Julia." bemerkte William lächelnd.

Julia

"Das sollte ich vermutlich wirklich tun. Es ist wirklich nicht ratsam sich Edwards Hitzkopf für den Charakter seines Kindes zu wünschen. Aber vielleicht hat Gott sich ja dafür entschieden, ihm nur das Aussehen seines Vaters zu geben."
Julia nickte langsam. "Ja, Eure Gemahlin hat mir diesen Vortrag bereits zukommen lassen und ich bin sehr dankbar, dass Ihr auf eine Wiederholung verzichtet. Es war nicht geplant, dass das alles so seinen Weg geht und dann auch noch während Eurer Abwesenheit. Edward...Edward wollte es Euch sagen, sobald Ihr zurück seid."
Julia wurde ein wenig rot. "Es tut mir leid, dass Ihr mich nicht vorher kennenlernen konntet. Diese Verlobung hat auch mich überrascht, aber ich konnte einfach nicht ablehnen."

William nickte langsam. "Natürlich konntet Ihr das nicht. Es ist nicht so, als würde ich Eure Position nicht verstehen, dennoch - zumindest was meinen Sohn angeht, finde ich die Sache höchst unverantwortlich. Er hätte das alles anders angehen müssen." William seufzte und betrachtete den kleinen Jungen in seinem Arm. "Aber nun hat es sich nun einmal so ergeben und ich werde ihn ohnehin nicht von dieser Hochzeit abhalten können. Ich hoffe allerdings, dass Ihr wisst, was das alles für Euch bedeutet. Es wird nicht unbedingt leicht für Euch an seiner Seite werden." bemerkte er. "Ein Grund mehr, weshalb es wichtig ist, dass Ihr um Hilfe bittet, wenn Ihr welche benötigt. Mir gefällt zwar nicht, wie Edward die Dinge handhabt, aber Ihr und Gabriel gehört nun zu meiner Familie und daher will ich, dass es Euch gut geht. Wenn Ihr also Schwierigkeiten habt, zögert nicht damit um Unterstützung zu bitten."

Julia

Julia seufzte leise. "Ist es vermutlich auch, wenn man es von außen betrachtet. Unverantwortlich..." Sie atmete durch. "Es ist nun einfach wie es ist, ändern lässt sich an der Situation nichts mehr, aber ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr Gabriel und mich so selbstverständlich aufnehmt. Ich weiß, dass es für mich nicht einfach werden wird. Auch deshalb gehe ich Josephine etwas zur Hand, damit ich wenigstens ein paar Dinge lerne, die ich später brauchen werde."
Julia neigte mit einem dankbares Lächeln den Kopf. "Ich danke Euch wirklich...Ich werde mich melden, wenn etwas ist. Aber im Moment geht es mir und den Kindern gut. Edward bezahlt ein Kindermädchen, damit ich dann und wann zu Josephine kann."

William musste lächeln. "Nun, vielleicht gelingt es Euch ja ein wenig Vernunft in meinen Sohn zu bringen, ich bin daran ja offensichtlich gescheitert." bemerkte er und erhob sich, um Julia den Jungen wieder zu geben. "Er ist wirklich ein niedliches Kind und es würde mich freuen ihn und Euch öfter bei uns zu sehen." erklärte William und seufzte dann leise.
"Auch wenn Edward Euch vermutlich anderes berichtet hat, ich bin kein Unmensch. Ich mache mir einfach nur Sorgen um meine Kinder und deren Zukunft, das werdet Ihr wohl besser verstehen können als er."
William trat wieder einen Schritt zurück und lächelte leicht. "Ich danke Euch, dass Ihr Euch Zeit für mich genommen habt, Julia."

Julia

Julia lachte leise. "Ich kann es versuchen, aber Wunder vollbringen kann ich leider nicht. Edward ist eben Edward." Sie nahm ihren Sohn wieder entgegen und lächelte. "Sehr gerne, Mylord. Ich bin sowieso öfter bei Josephine...da ist es kein Umweg."
Und der Earl war so ganz anders, als sie geglaubt hatte. Er war so freundlich zu ihr und wollte sie trotz ihres Standes in seiner Familie willkommen heißen. Wie sehr sie sich doch darüber freute...
"Ich glaubte auch nicht, dass Ihr ein Unmensch seid. Ich hatte nur Sorge, wie Ihr auf mich reagieren würdet. Aber ich kann sehr gut verstehen, dass Ihr Euch Sorgen macht. Ich habe schließlich vier Kinder. Ich nehme mir auch gerne wieder Zeit für Euch. Kommt uns besuchen, wann immer Ihr wollt. Das Chaos scheint Euch ja nicht zu stören."

James

James schlug das Buch zu in dem er gerade gelesen hatte und stand auf, um es an seinen Platz zurück zu bringen. Er hatte sich wieder einmal in die Bibliothek verkrochen und darüber hinweg völlig die Zeit vergessen. Nun lag ein ganzer Stapel Bücher auf seinem Tisch, die er jetzt nach und nach alle wieder wegstellen musste.
Er hatte den Besuch seiner Eltern sehr genossen, es hatte ein wenig Abwechslung in seinen Alltag gebracht, aber er freute sich auch darüber, jetzt die Nase wieder in die Bücher stecken zu können, so oft und solange er wollte. Heute war er sogar fast alleine in der Bibliothek gewesen, aber das war ihm auch durchaus Recht. Zwar sollte in dem großen Saal stets Ruhe herrschen, aber wenn viele Leute da waren, war doch immer ein gewisser Geräuschpegel vorhanden.
James ging zwischen den Regalen entlang und atmete tief durch, er liebte den Geruch hier drinnen, so viele Bücher ... so viel Wissen.
Er blieb vor dem Regal stehen aus dem er vorhin das Buch geholt hatte und schloss für einen Moment die Augen. Seine Finger strichen sanft über den ledernen Einband, fuhren über die eingravierten Buchstaben ... ja, hier fühlte er sich wohl.