William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Richard stöhnte genüsslich auf. Das hier war wahrlich eine willkommene Abwechslung zwischen all dem Papierkram und durchaus etwas, womit er heute nicht gerechnet hatte. Aber Alan brachte ihn nun einmal immer wieder in Versuchung und besonders, wenn er wütend wurde, war der Grad zwischen Zorn und Lust unglaublich schmal, so dass sein Ärger nur zu leicht in das Gegenteil umschlug.
Als Alan mit einem Mal inne hielt, runzelte Richard irritiert die Stirn. "Alan, warum zum Teufel -" begann er heiser, brach jedoch ab als er den Kopf drehte und gleichzeitig Beatrices Stimme hörte.
Richard fluchte und machte sich eilig von Alan los, um sich die Hose wieder hoch zu ziehen.
"Bea ..." begann er ein wenig verzweifelt, weil er wusste, dass er nichts sagen konnte, was in dieser Situation nun helfen konnte. "... es ... es tut mir Leid." erklärte Richard und spürte, wie er rot wurde - einer der seltensten Momente in denen ihm so etwas passierte.
Rasch schloss er seinen Gürtel und trat auf Beatrice zu. "Ich hätte nicht ... verzeih mir." murmelte er betreten. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand kommen würde." bekannte Richard und schluckte schwer. Das würde ihrer Ehe alles andere als gut tun, so viel war sicher.

Beatrice schluckte schwer, als Richard sie entdeckte, fluchte und sich in Entschuldigungen flüchtete. Das war alles zu viel. Niemals hatte sie ihn in so einer Situation zu Gesicht bekommen wollen. "Das hilft mir auch nicht wirklich weiter....Nein, du hättest nicht. Wenn du solche Dinge schon ausleben musst, dann schließ wenigstens die Tür ab und sorg dafür, dass nicht jeder die Gelegenheit hat es mitzubekommen. Oder es sehen zu müssen."
Wie rot er wurde...so hatte sie ihn noch nie gesehen und in einer anderen Situation wäre sie sicher amüsiert gewesen.
"Nein...dein Kopf stellt offenbar das Denken ein, weil das Blut woanders hin geht.", bemerkte sie sarkastisch und wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen.

Richard stöhnte leise. "Bea, es tut mir Leid. Normalerweise bin ich nicht so unvorsichtig." erwiderte er und strich sich die etwas feuchten Haare aus der Stirn.
Bei ihren nächsten Worten senkte er betroffen den Blick und schwieg. Was hätte er dazu auch noch sagen sollen? Immerhin hatte sie ja Recht. Es war unverzeihlich von ihm gewesen und obendrein unglaublich gefährlich. Wäre nun jemand anderes herein gekommen - nicht auszudenken, was dann alles passiert wäre. Die Folgen wären fatal gewesen.
Allerdings war die jetzige Situation auch nicht angenehmer. Im Gegenteil, sie schmerzte Richard zutiefst, weil er wusste, wie sehr er Beatrice damit verletzt hatte.

"Normalerweise hilft dir nicht viel, Richard. Ein Mal kann einmal zu viel sein. Das ist verantwortungslos, was glaubst du, wie die Kinder leiden müssten, wenn es jemand erfährt? Wenn ich es schon dulde, pass wenigstens auf."
Beatrice schlug die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg in die Kapelle. Womit hatte sie das nur verdient? Sie hatte es großartig vergessen können und sich einfach nur um ihre Kinder gekümmert. Jetzt würde sie dieses Bild auf ewig vor ihrem inneren Auge haben müssen. Das war grauenhaft.
Warum musste er ihr das antun? Warum konnte er nicht einfach etwas besser aufpassen? Nicht auszudenken, wenn irgendjemand es erfuhr.

Da Richard nichts weiter einfiel, das er hätte sagen können, schwieg er nur und rührte sich auch dann nicht vom Fleck als die Tür krachend vor ihm in die Angel fiel. Es dauerte noch einige Augenblicke bis er schließlich laut fluchend mit der Faust gegen die Tür schlug.
"Das darf doch nicht wahr sein!" Er lehnte die Stirn gegen die Tür und verharrte so einen Moment, dann drehte er sich herum und sah zu Alan hinüber.
"Das hätte nicht passieren dürfen ..." murmelte Richard und ließ sich gegen die Tür fallen, lehnte sich dagegen und schloss einen Moment die Augen. "Ich bin so ein Idiot!" fluchte er wütend auf sich selbst. "Ich hätte es wirklich besser wissen müssen."

Alan

Alan hatte die Szene schweigend betrachtet und schnürte nun bedächtig seine Hose wieder zu, während Richard sich aufregte.
"Reg dich nicht so auf. Es könnte schlimmer sein. Immerhin war es nur deine Frau und keiner der anderen Ritter oder eines deiner Kinder. Beatrice hat doch nur gesehen, was sie ohnehin schon wusste. Sie wird sich bald wieder beruhigen, keine Panik. Es war einfach nur ein Schock für sie im ersten Moment. So wütend war sie doch gar nicht.", erwiderte Alan gelassen und versuchte Richard so zu beruhigen.

Richard lachte trocken auf. "Das wäre ja noch schöner gewesen." brummte er und fuhr sich über das Gesicht. "Wütend genug. Alan, es ist eine Sache, ob sie weiß, was wir tun oder ob sie es zu sehen bekommt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das so einfach wieder bei Seite schieben kann."
Richard seufzte leise. "Ich sollte ihr erst einmal etwas Zeit geben, während dessen sehe ich nach einem Pferd für Jonathan. Und danach suche ich Beatrice." entschied Richard und ging zum Schreibtisch. Dort nahm er seinen Becher mit Wein und leerte ihn mit einem großen Zug.
"Und du ... zieh dich an und sieh zu, dass du verschwindest." erwiderte Richard und gab Alan dessen Hemd, das er ihm vorhin ausgezogen hatte.
Er klopfte seinem Freund kurz auf die Schulter. "Aber glaub wegen dieser Sache ja nicht, dass ich vergesse, was du mir schuldest!" erklärte Richard und wandte sich dann zur Tür.

Alan

"Ach, ich glaube, du machst dir zu viele Sorgen. Sie wird das schon zu nehmen wissen, sie ist doch eine starke Frau. Sie beruhigt sich schnell wieder, du wirst sehen." Aber er nickte und zog sich sein Hemd wieder über den Kopf. "Guter Plan, das wird das Beste sein. Keine Sorge, ich halte mich bedeckt. Wir sehen uns ja morgen zu Jonathans Training. Ich bin gespannt auf das neue Pferd und hoffe, dass er damit gut zurecht kommt."
Er lachte leise. "Keine Sorge, ich werde es auch nicht vergessen. Bei nächster Gelegenheit holen wir das nach - bei abgeschlossener Tür und ohne Unterbrechung durch deine Frau."

Mary

Mary stand mit gemischten Gefühlen vor dem Zimmer, das Gerard sich mittlerweile als Arbeitszimmer eingerichtet hatte. Er übernahm immer mehr Aufgaben von seinem Vater und so war es nur nahe liegend gewesen, dass er sich ein extra Zimmer dafür hergerichtet hatte, um nicht ständig in ihrem Gemach oder bei seinem Vater sitzen zu müssen.
Ihr großer Streit über die Einstellung einer Amme war nun zwei Wochen her und heute hatte Mary sich überwunden und ihre kleine Tochter der Amme das erste Mal zu Stillen überlassen. Ein Umstand, der Gerard sicher erfreuen würde, der sie jedoch noch ein wenig wehmütig stimmte.
Sie seufzte und versuchte sich an einem Lächeln, ehe sie an die Tür klopfte und auf Antwort von drinnen wartete.

Gerard

Gerard sah auf, als es klopfte und lächelte zufrieden, als seine junge Frau eintrat. Er legte die Feder hin und stand auf, um sie mit einem Kuss zu begrüßen. Es war für sie Beide angenehmer, dass er nun hier arbeitete. Denn dann konnte er seine Arbeit hinter sich lassen, wenn er abends zurück ins gemeinsame Gemach kehrte. Dann konnte er sich seiner Frau und der kleinen Tochter widmen, die er mittlerweile doch ein klein wenig lieb gewonnen hatte.
"Meine Liebste...welch angenehme Überraschung, wie schön dich zu sehen. Was führt dich her? Ist alles in Ordnung?" Er war wirklich dankbar, dass Mary ihm seinen Ausbruch verziehen hatte. Er wollte ihr ja nicht wehtun.

Mary

Mary trat ein und musste doch lächeln als Gerard sich erhob und zu ihr kam, um sie zu begrüßen. Sie erwiderte seinen Kuss und strich ihm flüchtig über den Arm.
"Alles in Ordnung, keine Sorge." erwiderte sie. "Ich ... ich wollte dir nur sagen, dass ich Leanna bei ihrer Amme gelassen habe. Ich dachte mir, dass dich das interessieren würde." Immerhin hätte Gerard das Mädchen zum Stillen am Liebsten direkt einer Amme überlassen, aber sie hatten nun letztlich einen Kompromiss gefunden. Und heute hatte sie ihn eingehen müssen und hatte ihre Tochter der Amme überlassen, die sie ausgesucht hatten. Ein merkwürdiges Gefühl und daher hoffte sie nun darauf, dass Gerards Freude über diesen Umstand groß genug war, um sie zu beruhigen.

Gerard

Gerard hob überrascht die Augenbrauen. Er hatte damit gerechnet, dass Mary sich noch lange schwer tun und es herauszögern würde, Leanna einer Amme zu überlassen.
"Wirklich?" Er legte die Hände an ihre Arme und lächelte sie an, küsste sie auf die Stirn. "Ich bin stolz auf dich. Du wirst sehen, es wird nicht so schwer werden und du wirst dich damit abfinden. Leanna wird es nicht schaden, sie wird dich trotzdem lieben. ich freue mich, dass du dich überwunden hast. Wirklich...das ist wunderbar."
Er lächelte und küsste sie sanft. "Und wir Beide können uns in ein paar Tagen daran machen ein weiteres Kind zu zeugen."

Mary

Mary musste lächeln als sie die Freude in Gerards Gesicht sah. "Wirklich." bestätigte sie. "Ich dachte mir, dass ich sie nun bei unserer Amme lasse, damit diese sich kümmern kann." Wenngleich Mary es am liebsten selbst getan hätte.
So aber musste sie ihren Stolz herunter schlucken und lächeln als wäre nichts weiter geschehen. Sie erwidere Gerards Kuss und sah in dessen Augen, wie sehr ihn diese Neuigkeit wirklich freute. Sie nickte und strich Gerard über die Wange. "Der Weg steht uns nun frei, wir können uns also an den nächsten Nachwuchs machen, sobald du möchtest."
Mary war gar nicht böse darum, wenn er noch ein paar Tage verstreichen lassen wollte, denn so konnte sie sich auch noch ein wenig erholen. Außerdem war es für ihren Körper durchaus eine Umstellung Leanna nicht mehr zu stillen, das musste sie auch zunächst verarbeiten.

Gerard

"Das ist sehr gut. Du wirst sehen, du sorgst doch umsonst. Sie wird ausgezeichnet auf Leanna achten und sich um sie kümmern.", beruhigte er seine Frau und strich über ihre Oberarme. "Ich freue mich darauf...ich habe dich vermisst. Und ich hoffe, dass es das nächste Mal ein Sohn wird." Er lächelte sanft. "Aber ein paar Tage können wir ruhig noch warten, damit du wieder ganz auf der Höhe bist. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht."
Er liebte seine Frau sehr, also wollte er auch auf sie acht geben.
"Und was machen wir mit dem schönen Tag nun?"

Mary

Mary atmete leise aus und nickte dann. "Das hoffe ich. Aber ich denke, es wird schon klappen. Sie kommt bisher gut mit Leanna zurecht ... du hast sie gut ausgesucht." erklärte Mary dann und schmiegte sich an Gerard als er ihr über die Oberarme strich. "Und ich mich erst." murmelte sie ein wenig nachdenklich. "Du ... du wirst dann jetzt nicht mehr zu diesen ... Frauen gehen, oder?" fragte Mary dann leise. Es war nicht einfach gewesen zu akzeptieren, dass Gerard so selbstverständlich zu einer Dirne ging, wenn ihm gerade der Sinn danach stand, während sie schwanger gewesen war. Es gab einfach ein paar Dinge bei denen sie deutlich merkte, dass sie anders aufgewachsen war als die meisten Menschen.
Sie hauchte Gerard einen Kuss auf die Lippen und lächelte dankbar. "Das ist lieb von dir." erwiderte Mary und fühlte sich einmal mehr darin bestätigt, wieso sie diesen Mann so liebte. "Nun, das kommt ganz darauf an, wie viel du noch zu tun hast." erklärte sie und streckte sich ein wenig in seinen Armen. "Ich für meinen Teil würde ja liebend gerne einmal wieder ausreiten." Etwas, das sie nun lange nicht hatte tun können und wonach sie sich doch durchaus gesehnt hatte, auch wenn das für Gerard vermutlich eher unverständlich war.

Gerard

"Natürlich habe ich das, du hast sie dir ja auch vorher angesehen und sie hat deinem strengen Urteil stand gehalten. Sie wird sich liebevoll um die Kleine kümmern. Und du musst sie ja nicht ständig abgeben. Sie soll die Kleine nur stillen und aufpassen, wenn du es brauchst.", erwiderte Gerard sanft und schaute Mary nachdenklich an, dann schüttelte er den Kopf. "Nein. Ich habe doch gesagt, ich tue das nur, solange ich dich nicht haben kann. Es hat nichts zu bedeuten, nur körperlich."
Gerard erwiderte ihren Kuss und nickte.
"Nun gut, wenn meine Liebste gern ausreiten möchte, dann tun wir das..."

Mary

Mary erwiderte Gerards Blick und nickte dann. "Ja, das hast du. Ich ... ich wollte es nur noch einmal hören." erklärte sie und strich Gerard durch die Haare. "Ich muss mich einfach noch daran gewöhnen, es ist ein merkwürdiges Gefühl. Nimm es mir nicht übel."
Im nächsten Moment begannen ihre Augen vor Freude zu strahlen. "Wirklich? Du hast Zeit?" Mary lachte auf und schlang ihre Arme um Gerards Hals, küsste ihn stürmisch und legte den Kopf an seine Schulter. "Oh wundervoll! Du glaubst gar nicht, wie sehr ich das vermisst habe!" Endlich wieder auf einem Pferd sitzen zu können und die Natur genießen.

Beatrice hatte sich nun zurückgezogen, nachdem sie eine Weile in der Kapelle gesessen und nachgedacht hatte. Es war ein Schlag ins Gesicht für sie, ihren Ehemann mit seinem Liebhaber so zu sehen. Es weckte wieder die alten Zweifel in ihr. Sie hatte sein Tun geduldet, weil sie ihn nicht verlieren wollte und die Kinder ihren Vater dringend brauchten. Aber das hier ließ sie darüber nachdenken, ob diese Entscheidung wirklich so weise war. Sie verstand einfach immer noch nicht, warum er das brauchte. Warum sie ihm nicht genügen konnte.
Beatrice saß nun auf der Fensterbank und sah nach draußen, die Knie angezogen und die Arme darum gelegt. Glücklicherweise hatte sie eine Weile Zeit für sich. Die brauchte sie nun auch zum nachdenken.

Richard hatte wie versprochen nach einem Pferd für Jonathan gesucht. Er hatte sich mit seinem Stallmeister beraten und einige Tiere angesehen und letztlich zwei ausgesucht, die sein Sohn am morgigen Tag ausprobieren sollte, um selbst zu entscheiden, welches er reiten wollte.
Und nun stand ihm der schwere Gang zu Beatrice bevor. Er wusste noch immer nicht, was er zu ihr sagen sollte, aber irgendwie musste er das versuchen zu klären. Wenn sie beide sich deshalb nun aus dem Weg gehen würden, würde nur eine unnötige Kluft entstehen, die immer tiefer wurde.
Richard betrat das Gemach und fand Beatrice dort in der Fensterbank sitzend vor. Langsam ging er zu ihr hinüber und blieb neben ihr stehen, wagte sich jedoch nicht, sie anzufassen.
"Bea, es tut mir wirklich Leid, was passiert ist. Ich weiß, dass ich nichts sagen kann, was das ganze ungeschehen oder auch nur besser macht, aber ..." Richard schüttelte den Kopf. "Es war ein Fehler von mir, ich hätte mich nicht so hinreißen lassen dürfen, dann wäre das auch nicht passiert." Er seufzte leise und fuhr sich durch die roten Locken. "Ich war nur so ... wütend und dann ist die Stimmung plötzlich umgeschlagen. Ich wollte doch nicht, dass du das sehen musstest."

Beatrice sah kurz auf, als sich die Tür öffnete. Sie hatte geahnt, dass Richard irgendwann auftauchen würde. Er wollte nicht, dass sie ihm aus dem Weg ging und das Ganze noch mehr zwischen ihnen stand, als es das ohnehin schon tat.
"Natürlich wolltest du das nicht, aber passiert ist es trotzdem.", erwiderte sie ernst. "Wie kannst du nur so unvernünftig sein? Du darfst dich nicht so hinreißen lassen, Richard. Das ist gefährlich. Wenn dich jemand Anders gesehen hätte...das wäre furchtbar gewesen. Wütend ist bei dir offenbar etwas Anderes als bei mir."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kann es einfach nicht verstehen...ich kann nicht verstehen, wie dir das gefallen kann. Warum du es brauchst. Wie stellst du dir das vor? Soll ich jetzt einfach weitermachen, als hätte ich nie etwas gesehen?"

Richard senkte den Blick. "Ich weiß. Es war unverantwortlich von mir und glaub mir, noch einmal wird so etwas nicht vorkommen." Aber das änderte natürlich nichts daran, dass sie Alan und ihn zusammen gesehen hatte.
Richard schluckte schwer. "Ich weiß nicht, ich ... es ist nun mal so. Ich kann dir nicht sagen, wieso." murmelte er. Wenn er wüsste woher diese Empfindungen kamen, hätte er ja schon längst etwas dagegen unternommen.
Richard schwieg einen Moment lang. Ja, wie stellte er sich das vor? Darauf wusste er zugegebener Maßen auch keine Antwort, denn letztlich hing es davon ab, ob Beatrice gewillt war, ihm noch einmal zu verzeihen. "Ich habe keine Ahnung, Bea. Sag mir, was ich tun soll, ich tue es ..." murmelte er und warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Er wusste hier einfach nicht mehr weiter.

Beatrice nickte. "Das hoffe ich für dich. Denn sollte das jemals jemand erfahren, Richard, dann gnade dir Gott." Sie seufzte leise und überlegte einen Moment schweigend. "Mit solchen Aktionen machst du es mir immer noch schwerer das zu tolerieren. Ich hatte mich gerade damit abgefunden, da führst du mir so etwas vor Augen."
Sie biss sich kurz auf die Unterlippe. "Ich weiß es auch nicht. Lass mir einfach ein bisschen Zeit mich damit abzufinden und diese Bilder zu verarbeiten. ich glaube, mehr kannst du nicht tun. Ich wollte eigentlich zu dir, um mit dir über Jonathan zu sprechen...Er war ein wenig niedergeschlagen."

Richard hielt den Blick gesenkt, war gleichzeitig jedoch unglaublich glücklich darüber, dass Beatrice ihm ganz offensichtlich eine Chance geben wollte, sonst würde sie anders reagieren.
Dankbar griff er daher nach dem Strohhalm, den sie ihm förmlich hin hielt. "Er hat dir erzählt, dass er mit dem Pony nicht mehr weiter kommt, nicht wahr?" erwiderte Richard. "Ich komme gerade aus dem Stall, ich habe zwei Pferde ausgesucht, die in Frage kommen und die er Morgen ausprobieren soll. Er braucht ein anderes Reittier, wenn er noch weiter kommen will." erklärte Richard leise.
Zwar behagte ihm der Weg, den sein Sohn einschlug, ganz und gar nicht, aber was sollte er schon tun? Wenn er ein Verbot aussprechen würde, würde es den Jungen vermutlich nur noch mehr reizen und er würde sich heimlich an all dem versuchen.

Beatrice schüttelte leicht den Kopf. "Für solche Feststellungen ist er noch zu klein, Richard. Er ist doch erst fünf. Er hat mir nur erzählt, dass Whisper nicht das tut, was er gerne möchte und was Alan von ihm verlangt, so sehr er sich auch anstrengt. Er war ziemlich traurig darüber und hat tapfer gegen die Tränen gekämpft. Alan hat ihm wohl gesagt, dass er ein anderes Pferd organisiert, aber Jonathan hat Angst, dass du Whisper verkaufst. Er sagt, das Pony kann ja nichts dafür..." Sie schluckte schwer. "...dass er ein Krüppel ist.", fügte sie leise hinzu.
"Aber du hast dich ja schon darum gekümmert, dass er vielleicht den Spaß am Reiten behält. Was für Pferde hast du ausgesucht?"

Richard presste für einen Moment die Lippen aufeinander. Schon wieder wurde er belehrt und schon wieder hatte es regelrecht den Anschein als hätte er so gar keine Ahnung, was seinen Sohn anging.
Richard nickte langsam. "Alan hat es mir erzählt." erklärte er und musste dann ebenfalls schlucken. Er überwand sich und legte die Arme um Beatrice, die es mindestens genauso sehr schmerzte, dass ihr Sohn so leiden musste.
"Den kleinen Rappen mit dem Stern und den zwei weißen Füßen und den schlanken Fuchs mit der breiten Blesse." berichtete er leise. "Er soll die zwei ausprobieren und aussuchen, welches er reiten möchte. Sollte es wider Erwarten mit keinem von beiden klappen, suchen wir etwas anderes. Irgendeinen Weg werde ich da schon finden."