William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Beatrice nickte. "Das dachte ich mir." Sie lehnte sich an Richards Brust und seufzte tief. "Manchmal frage ich mich, wie Gott einem Kind so etwas zumuten kann. Aber das ist auch müßig. Er muss es durchmachen, ob wir es wollen oder nicht."
Sie lauschte Richards Worten. "Das ist eine gute Wahl. Die Beiden sind recht gutmütig, es könnte funktionieren. Und in ein paar Jahren kann er ein Pferd bekommen, dass Ed für ihn ausgebildet hat. Ich denke schon, dass es klappen wir. So schlecht macht er sich ja nicht. Du willst nicht wirklich, dass er diesen Weg weiter geht?"

Richard war unendlich erleichtert, dass Beatrice seine Umarmung nicht nur zuließ, sondern sich auch gegen ihn lehnte. Das war durchaus ein positives Zeichen, das ihn hoffen ließ.
Er legte die Stirn in Falten und hob leicht die Schultern. "Ich frage mich des Öfteren, ob Gott sich mit uns nicht ein paar schlechte Scherze erlaubt." gab er zurück und nickte dann. "Beides sind ausgeglichene Tiere, ruhig, aber nicht stur und gut geritten. Sie sind auch beide nicht allzu groß, so dass Jonathan keine Schwierigkeiten damit kriegen sollte."
Bei Beatrices Frage stieß Richard geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen hervor. "Du etwa?" antwortete er zunächst mit einer Gegenfrage. "Ich mache mir einfach Sorgen. Wenn es so weiter geht, wird er eines Tages vor mir stehen und fordern, dass er Ritter werden darf und das ..." Richard stockte und dachte einen Moment lang über seine nächsten Worte nach, bevor er fort fuhr. "Und das bereitet mir regelrecht Angst. Natürlich will ich, dass er so normal wie möglich aufwächst, aber machen wir uns nichts vor, es ist eine erhebliche Einschränkung nur eine Hand zu haben. Besonders wenn er Ritter werden möchte." Richard strich Beatrice gedankenverloren eine Haarsträhne hinter das Ohr und starrte dann aus dem Fenster. "Ich möchte einfach nicht riskieren, dass ich meinen Sohn deshalb irgendwann zu Grabe tragen muss." murmelte er.

Beatrice lächelte knapp. "Ja, das frage ich mich auch. Aber wir können nur unser Bestes geben um ihm zu helfen. Ich denke, wir müssen einfach abwarten, wie der Tag morgen verläuft, wie Jonathan mit den Pferden zurecht kommt."
Sie seufzte schwer und schüttelte leicht den Kopf. "Ich fühle mich nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, aber ich will ihm nicht im Weg stehen, wenn es sein Traum ist." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Was hat er in deinen Augen für eine Alternative? Außer dem Kloster? Viele Ritter verlieren in der Schlacht einen Arm und verrichten ihren Dienst weiterhin. Aber ich kann dich verstehen. Ich...ich will ihn auch nicht in Gefahr wissen."

Richard rieb sich über die Schläfe und seufzte. Alan hatte ihm die gleiche Frage gestellt ... was, wenn kein Ritter? "Es muss ja nicht gleich das Kloster sein." murmelte Richard. "Aber würde er Geistlicher werden, wäre mir deutlich wohler in meiner Haut. Allerdings will ich ihn auch nicht drängen etwas zu tun, was er nicht will ... nur leider sehe ich darüber hinaus auch keine wirklich angemessene Alternative."
Immerhin war Jonathan nicht irgendein Junge. Zwar hatte er zwei ältere Brüder und damit war die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwann als Richards Erbe dastehen würde, recht gering, aber dennoch ... er war und blieb nun einmal der Sohn des zukünftigen Herzogs von Aquitanien.
Richard schloss für einen Moment die Augen und zog Beatrice etwas enger an sich. "Ich wünschte wirklich das Leben wäre für ihn leichter. Gerade, wenn er eine weltliche Laufbahn bestreiten will, wird er noch häufig an seine Grenzen stoßen." An Grenzen, die andere nicht hatten und die für Jonathan deshalb umso frustrierender waren.

Beatrice nickte. "Ich kann dich verstehen. Aber er ist so ehrgeizig, ich glaube nicht, dass das sein Weg ist. Aber noch ist er zu klein um das zu sagen. Vielleicht...vielleicht solltest du ihm jemanden suchen, der ihm die Politik ein wenig näher bringt. Mein Vater kämpft auch schon lange nicht mehr in jedem Scharmützel. Er ist als Lordkanzler mehr mit Verwaltungsdingen beschäftigt."
Sie lächelte. "Das wird er tun. Aber mit ein bisschen Rückhalt wird er diese Grenzen überwinden. Und er ist ohnehin noch zu jung. Wir müssen abwarten, was die Zeit bringt. Für Jonathan ist allein das Erfolgserlebnis mit dem neuen Pferd schon viel wert."

Richard nickte nachdenklich. "Ja, vielleicht wäre das keine schlechte Idee. Wenn er noch ein klein wenig älter ist, könnte das sicher interessant werden für ihn. Und er könnte sich auch in rechtlichen Dingen weiterbilden."
Richard lächelte leicht und nickte noch einmal. "Ja, und diesen Rückhalt soll er bei uns auch finden." Immerhin liebte er seinen Sohn von ganzem Herzen. Vielleicht sogar noch mehr, weil er ihn anfangs zunächst abgelehnt hatte, aber dann begriffen hatte, wie kostbar dieses Kind eigentlich war ... und was für ein wundervollen Charakter der kleine Junge hatte.
Richard beugte sich etwas zu Beatrice hinab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich liebe dich, Beatrice." murmelte er leise.

Beatrice strich Richard über den Arm. "Na siehst du....die Welt ist nicht nur schwarz und weiß. Vielleicht finden wir noch einen Weg für ihn, der ihn zufrieden stellt."
Sie lächelte dankbar. "Ich bin so froh, dass du heute so sprichst. Er hat es mehr als verdient ein gutes Leben zu führen. Es war gut, dass wir ihn nicht ins Kloster gegeben haben. Er braucht unsere Liebe noch mehr als seine Geschwister, wo schon die anderen Kinder so grausam sein können. Dabei ist er so ein liebes Kind."
Sie hob den Blick. "Ich weiß. Und ich liebe dich auch. Sonst würde ich das alles doch nicht mittragen. Sonst wäre ich nicht mehr hier."

"Ich ebenfalls. Ich bin überaus froh, dass du mir die Augen geöffnet hast." erwiderte Richard und lächelte sanft. "Der Junge ist ein Geschenk, ganz gleich mit was für Einschränkungen Gott ihn uns geschickt hat ... oder vielleicht gerade deswegen nur umso mehr."
Richard legte eine Hand an Beatrices Wange als sie zu ihm aufsah und lächelte ein wenig traurig. "Und ich frage mich jeden Tag aufs Neue, womit ich jemanden wie dich eigentlich verdient habe." erwiderte Richard und gab ihr einen sanften Kuss.
Ohne Beatrice wäre sein Leben so unglaublich leer und dabei verlangte er ihr so unsagbar viel ab, es war wirklich ein Wunder, dass sie noch immer bei ihm war und noch nicht längst die Sachen gepackt hatte.

"Er lehrt uns die Welt mit anderen Augen zu sehen, Richard. Vielleicht ist das der Grund, warum Gott ihn uns so geschickt hat. Irgendwann wird er für seine Mühen belohnt werden, davon bin ich überzeugt." Beatrice ließ zu, dass er sie küsste.
"Nun, du scheinst irgendetwas richtig gemacht zu haben." Sie lehnte sich etwas mehr an ihn. "Ich bin unschlüssig, wie diese ganze Sache weitergehen soll. Aber irgendwie wird es schon gehen. Lass uns einfach ein bisschen Zeit...es ist nicht so leicht für mich mit all dem fertig zu werden."

Hal

Hal blieb im Burghof stehen und atmete erst einmal tief durch. Hier sollte er sein Ziel also erreicht haben. Er ließ den Blick schweifen und gönnte sich damit auch einen Moment Ruhe, denn die Reise hier her war nicht gerade leicht gewesen, war er immerhin zu Fuß unterwegs gewesen, was mit unter recht beschwerlich war, aber in seinen Augen auch eine gewisse Bereicherung darstellte.
Er war bereits durch die Ortschaft gekommen und dort hatte man ihm gesagt, dass man den berühmten Arzt des Earl mit größter Wahrscheinlichkeit in der Burg finden würde. Hal hatte sich noch die Zeit genommen auf dem Weg hier her die Kirche zu begutachten, die gerade hier gebaut wurde und musste zugeben, dass er durchaus beeindruckt gewesen war. Sobald der Bau fertig sein würde, würde er Gott wahrlich ein Denkmal setzen.
Ein wenig unschlüssig machte er ein paar Schritte und sah sich suchend nach jemandem um, der ihm möglicherweise weiter helfen konnte.

Cathie

Cathie war auf dem Weg zum neuen Kräutergarten ihres Vaters gewesen um ihn ein wenig zu gießen, als sie im Innenhof der Burg über einen fremden Mann stolperte, der offensichtlich eine längere Reise hinter sich hatte, so staubig wie er war. Sie zögerte kurz, sprach ihn dann aber doch an, da sie seine suchende Miene kaum übersehen konnte.
"Gott zum Gruße, Master, kann ich Euch behilflich sein?", fragte sie freundlich. "Ihr wirkt, als würdet Ihr etwas suchen."
Cathie lächelte sanft und musterte den Mann neugierig. Wer er wohl war? Ein Priester, schien ihr. So deutete sie zumindest seine einfache, aber gute Kleidung und das Kreuz um seinen Hals.

Hal

Hal wurde ein wenig aus den Gedanken gerissen als neben ihm eine sanfte Stimme erklang und sich erkundigte, ob er Hilfe brauchte. Er wandte den Kopf und schenkte der jungen Frau ein freundliches Lächeln. "Gott zum Gruße. Das ist gut möglich, dass Ihr das könnt, Mylady." erwiderte er und verneigte sich knapp. "Ich bin auf der Suche nach einem Mann, der hier als Arzt tätig sein soll. John heißt er ... wisst Ihr, wo ich ihn finden könnte?" fragte Hal hoffnungsvoll.
Er wäre überaus dankbar, wenn er hier nun rasch zu seinem Ziel kam, denn allmählich war er es Leid durch die Gegend zu laufen und in einem fort in staubiger Kleidung zu stecken. Andererseits war auch das eine Prüfung, die er bestehen musste und so musste er sich besser in Geduld üben und viel mehr dankbar dafür sein, dass er überhaupt heile hier angekommen war.

Cathie

Cathies Lächeln wurde breiter. Ein Mann also, der ihren Vater suchte. Jetzt wurde sie wirklich neugierig. "Was wollt Ihr von ihm, Master? Seid Ihr krank oder verletzt?", fragte sie unschuldig und musterte ihn prüfend, ehe sie beschloss, ihn nicht so sehr auf die Probe zu stellen.
Der arme Mann war sicherlich erschöpft und er machte einen freundlichen Eindruck, er wollte ihrem Vater sicher nichts Böses.
"Ich weiß, wo er sich aufhält. Und ich könnte Euch zu ihm bringen, wenn Ihr möchtet. John de Warenne ist mein Vater.", klärte sie ihn dann auf.

Hal

Hal lächelte leicht. "Nun, meine Füße und mein Rücken schmerzen in der Tat etwas, doch das sind eher Dinge, die der langen Reise geschuldet sind und sich beheben lassen in dem ich mich ein wenig ausruhe. Um Eure Frage zu beantworten, Mylady, ich bin weder krank, noch verletzt, ich interessiere mich viel mehr für das, was Euer Vater alles zu Stande bringt. Sein Ruf eilt ihm Voraus und ich würde ihn nur zu gerne einmal kennen lernen." Und hoffentlich von seinem Wissen profitieren können. Hal würde einiges dafür geben bei diesem Mann eine Zeit lang in die Lehre gehen zu können, aber das musste er ja nicht jedem gleich auf die Nase binden.
Im nächsten Moment sah er die junge Frau ein wenig verdutzt an, lachte dann jedoch erfreut auf. "Tatsächlich. Wahrlich, Gott scheint mir also gleich die richtige Dame geschickt zu haben." bemerkte er zufrieden. "Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Ihr mich zu Eurem Vater bringen würdet, Mylady de Warenne." erklärte Hal dann.

Cathie

"Ich bin sicher, Ihr könnt Euch bald ausruhen. Wir haben sicherlich ein Gästezimmer für Euch frei. Ihr interessiert Euch als für die Heilkunde meines Vaters? Nun Ihr, habt Glück, dass er heute Zuhause ist. Oft genug ist er unterwegs...ob auf der Baustelle der Kirche und des Hospitals oder im Dorf."
Cathie lächelte zurück.
"So scheint es wohl. Ich werde Euch zu ihm bringen. Folgt mir nur, dann könnt Ihr ihn kennenlernen. Aber verratet mir doch Euren Namen, damit ich Euch vorstellen kann.", bat sie ihn und setzte sich dann in Bewegung. Sie war wirklich gespannt, was Ihr Vater zu diesem Mann sagen würde.

Hal

"Das klingt wirklich verlockend, ich danke Euch." erwiderte Hal und nickte. "Ja, sehr sogar. Ich habe schon viel von Eurem Vater gehört und möchte mich gerne selbst von seinen Fähigkeiten überzeugen."
Im nächsten Moment bemerkte er sein Versäumnis und neigte leicht den Kopf. "Verzeiht, Mylady, mein Name ist Hal de Bayeux." erklärte er und folgte der jungen Dame dann neugierig. Die Müdigkeit und seine schmerzenden Füße waren vergessen und auch der Staub auf seiner Kleidung spielte keine Rolle mehr. Gleich würde er sein Ziel erreicht haben und vor dem Mann stehen für den er diese Reise auf sich genommen hatte und von dem er sich eine ganze Menge erhoffte.

Cathie

Cathie führte den Fremden zu den Gemächern ihrer Eltern. John hatte noch ein wenig über den Bauplänen für das Hospital gebrütet, aber niemanden mehr erwartet. So war er auch überrascht, als es klopfte und seine Tochter herein trat. Er runzelte irritiert die Stirn. Normalerweise klopfte Cathie nie an.
Da erst entdeckt er den Mann, der ihr folgte und erhob sich langsam vom Tisch.
"Vater, das hier ist Hal de Bayeux. Er ist hergereist um dich kennenzulernen, weil er von deiner Heilkunst gehört hat."
John hob eine Augenbraue, nickte dem Fremden aber freundlich zu.
"Nun, ich bin John de Warenne. Ihr habt mich also gefunden. Setzt Euch. Kann ich Euch etwas anbieten? Ihr seht nach einer längeren Reise aus. Was führt Euch zu mir?"

Hal

Hal schenkte der jungen Dame ein Lächeln und neigte den Kopf als sie ihn in das Gemach ihres Vaters führte. "Ich danke Euch, Mylady." Dann wandte er sich dem Mann zu, der der Grund für seine Reise war. John de Warenne. Hal konnte nicht anders als glücklich zu lächeln und verneigte sich fast ehrfürchtig.
"Mylord, es ist mir eine Ehre Euch kennen zu lernen." erklärte er und folgte dann der Aufforderung sich zu setzen. "Oh, etwas Wasser wäre überaus großzügig." erwiderte Hal und atmete tief durch als er die Füße endlich ein wenig ausstrecken konnte.
"Wie Eure Tochter ja bereits sagte, habe ich einiges von Euren Fähigkeiten als Arzt gehört und war fasziniert von dem, was ich da hörte. Ich wollte Euch gerne kennen lernen und ... wenn diese Bitte nicht allzu vermessen ist, Euch fragen, ob Ihr mich für eine Zeit lang als Lehrling annehmen würdet." erklärte Hal ohne Umschweife sein Anliegen. "Es wäre mir eine Ehre bei Euch lernen zu dürfen."

"Es freut mich das zu hören, aber ein Lord bin ich nun wirklich nicht. Nur ein einfacher Arzt und Lehrer." Den Titel hatte er bereitwillig an seinen Schwager abgetreten und es keinen Tag bereut. John schenkte seinem Gast etwas Wasser ein und stellte den Becher vor ihm auf dem Tisch ab. Das alles überraschte ihn doch ziemlich.
"Verzeiht mir die Frage, aber von wem habt Ihr von mir gehört? Woher kennt Ihr mich? Ich hoffe, derjenige hat nicht völlig übertrieben.", wollte John zunächst wissen, beugte sich dann aber erstaunt vor. "Ihr wollt, dass ich Euch als Lehrling nehme?" Damit hatte er nicht gerechnet. "Nun, bevor ich das entscheide, wäre es ganz hilfreich, wenn Ihr mir etwas über Euch erzählt."

Hal

Hal blinzelte überrascht. "Wisst Ihr denn gar nicht, wie bekannt Ihr seid?" fragte er ein wenig verblüfft. "Besonders wenn man sich einmal in Hofnähe aufhält, hört man von Euch, aber ich habe auch in einem Kloster über Eure Heilkünste gehört." Hal lächelte leicht. "Ihr seid ein Phänomen, Master John, und der ein oder andere sagt, dass Eure Fähigkeiten nur noch von den Ärzten aus dem Orient übertroffen werden."
Der junge Priester nickte eifrig. "Es wäre mir eine wahre Herzensangelegenheit bei Euch in die Lehre gehen zu dürfen." erklärte Hal lächelnd. "Natürlich, gern. Wie Eure Tochter schon sagte, mein Name ist Hal de Bayeux. Mein Vater ist der Graf von Bayeux und ich habe das mehr oder weniger zweifelhafte Glück sein vierter Sohn zu sein - meinem Vater war es also nur Recht als ich erklärt habe, dass ich Geistlicher werden möchte." berichtete Hal und nahm zwischen durch immer mal einen Schluck Wasser. "Ich habe meine Ausbildung in der Normandie begonnen und kam dann in den Genuss ein Jahr lang in Paris zu leben und die dortige Universität zu besuchen. Von dort kam ich nach Oxford, wo ich mein Studium beendete und für eine Weile in einem kleinen Kloster einkehrte. Allerdings habe ich keine Gelübde abgelegt, ich glaube nicht, dass ich zum Mönch geboren bin, viel mehr habe ich mich immer als Kanoniker gesehen.
Allerdings habe ich oft genug feststellen müssen, dass Gebete zu Gott nicht das alleinige Mittel sind und ich möchte gerne mehr lernen, um den Menschen helfen zu können. Ich will ihnen nicht nur seelischen Beistand geben können, sondern ihnen ebenfalls helfen können, wenn sie mit körperlichen Gebrechen zu mir kommen."

"Um ehrlich zu sein, nein. Es verblüfft mich das zu hören und die Herrschaften übertreiben gern einmal. Ich bemühe mich nur, den Menschen zu helfen, soweit es in meiner Macht steht. Es geht mir nicht um persönlichen Ruhm.", erklärte John freundlich. Er hatte noch nie nach persönlicher Macht oder großem Ansehen gestrebt. Für ihn war es viel mehr Lohn, wenn er sehen konnte, dass Menschen, die er geheilt hatte, ihr Leben wieder genießen konnten. Und er hatte ja auch seine Familie. Das genügte ihm völlig.
Aber der junge Priester machte einen recht guten Eindruck auf ihn und schien seiner Einstellung gar nicht so unähnlich zu denken.
"Paris...wahrlich ein Glück. Viele kluge Köpfe lernen und lehren an der dortigen Universität." Er hatte es immer bedauert, dass es ihn nie dorthin verschlagen hatte. "Oxford habe allerdings auch ich besucht und ich habe es genossen dort zu studieren. Nun, Ihr habt eine kluge Einstellung, das muss man Euch lassen. Die Heilkunst zu lernen scheint Euch sehr am Herzen zu liegen." Er überlegte kurz. "Na gut...wenn Ihr damit leben könnt, dass ich ein abtrünniger Priester bin, werde ich Euch gern einige Dinge beibringen."

Hal

Hal konnte nicht anders als kurz erfreut in die Hände zu klatschen. "Wahrlich, Ihr übertrefft meine Erwartungen bei weitem!" bemerkte er beinahe entzückt. "Ich habe gehört, dass Ihr bescheiden seid, aber es gibt auf der Welt viele Männer, denen man so etwas nachsagt, weil es als christliche Tugend gesehen wird. Sieht man diesen Menschen jedoch in die Augen, weiß man genau, wie weit es wirklich um ihre Bescheidenheit bestellt ist. Aber Ihr ..." Hal schüttelte den Kopf. "Ich freue mich einmal mehr, diese Reise angetreten zu haben."
Hal nahm einen großen Schluck Wasser und seufzte zufrieden. Allein hier zu sitzen, seine Kehle befeuchten zu können und mit dem Mann zu sprechen wegen dem er durch das halbe Land gereist war, erfüllte ihn schon ungemein.
"In der Tat, sowohl Paris als auch Oxford sind wundervolle Orte für wissbegierige Menschen. Ich habe die Zeit dort sehr genossen, aber ich freue mich mindestens genauso sehr darauf in Gottes Namen auf dieser Erde walten zu können." Aufmerksam beobachtete er seinen Gegenüber als dieser kurz in ein nachdenkliches Schweigen verfiel, dann leuchteten Hals Augen auf, er stellte den Becher bei Seite und lehnte sich vor, um Johns Hand zu ergreifen. "Ich danke Euch!" erklärte er inbrünstig. "Ich ahnt gar nicht, wie sehr ich mich über diese Möglichkeit freue." Seine größte Sorge war gewesen, hier anzukommen und enttäuscht zu werden, doch all die Angst war unberechtigt gewesen.

John lachte leise. "Ihr übertreibt. Aber Ihr habt Recht, es gibt viele Menschen, die nicht so sieht, wie sie zu sein scheinen. Man muss sie aufmerksam beobachten um herauszufinden, was sie wirklich denken.", erwiderte er.
"Ja, es ist sehr erfüllend, Gottes Werk zu tun und den Menschen seine Schöpfung näher zu bringen. Ich war immer sehr gerne Priester. Es hat mir Spaß gemacht, die Menschen zu betreuen. Aber dann lernte ich meine Frau kennen und so helfe ich den Menschen nur noch als Arzt und tue so Gottes Werk. Außerdem unterrichte ich die Kinder des Earl. Das bereitet mir viel Freude."
John lächelte. "Ich habe schließlich nichts zu verlieren, nicht wahr? Da es momentan nicht danach aussieht, als würden meine Söhne in meine Fußstapfen treten, freue ich mich über die Möglichkeit mein Wissen weiter zu geben."

Hal

Hal grinste zufrieden. "Seht Ihr, genau das meine ich." bemerkte er amüsiert und lauschte Johns Worten dann interessiert. Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er sich etwas zurück lehnte. "Ich hoffe, Ihr stellt mir Eure Gemahlin bei nächster Gelegenheit vor. Ich bin gespannt darauf die Frau kennen zu lernen, die Euch zu einem solchen Wandel angeregt hat." erklärte Hal, klang dabei aber keineswegs abwertend, sondern viel eher fasziniert. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es auf der Welt eine Frau gab für die er selbst sein Priesteramt aufgeben würde.
Hal schlug die Beine übereinander und nickte eifrig. "In der Tat. Und vielleicht gewinnen wir ja beide an dieser Sache. Wenn es irgendetwas gibt, was ich für Euch im Gegenzug tun kann, wäre es mir eine Freude, wenn Ihr es mir sagt."

John grinste zurück. "Ausgesprochen gern. Warum kommt Ihr nicht heute Abend zum Essen? Dann könnt Ihr sie und wir können Euch etwas näher kennenlernen. Außerdem wisst Ihr ja einer solchen Reise sicherlich etwas Gesellschaft zu schätzen. Was haltet Ihr davon?"
Er war sich mittlerweile bereits sicher, dass die Zusammenarbeit mit dem jungen Priester ihm Spaß machen würde. Hal ähnelte ihm in jungen Jahren sehr.
"Das könnte ich mir gut vorstellen. Und wenn mir etwas einfällt, werde ich es Euch wissen lassen. Doch sagt mir...in welchen Bereichen der Heilkunst habt Ihr schon Erfahrung? Damit ich Euch einschätzen kann...eine gewisse Erfahrung werdet Ihr bereits haben, oder nicht? Dass sich Euer Wunsch nach mehr Wissen so entwickeln konnte..."