William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Josephine

Josephine lachte leise. "Ach was. Aber als Eltern müssen wir nun einmal ab und zu Entscheidungen treffen, die die Kinder im ersten Moment nicht sonderlich gut finden. Das hast du doch bisher aber immer gut hinbekommen, es wird dir auch jetzt gelingen ihm den Sinn dahinter klar zu machen. Und wenn er erst einmal darüber hat nachdenken können, wird er sicher begeistert sein. Rob ist doch immer gern für ein Abenteuer zu haben und so musst du es ihm auch verkaufen."
Josephine gab Robert noch einen Kuss. "Da könntest du recht haben. Und nun geh und bring es hinter dich." forderte sie Robert sanft auf. "Aber Robert, vergiss nicht zu lächeln. Wenn du so grießgrämig zu ihm gehst, weil du dich vor dem Gespräch fürchtest, wird Rob gleich auf stur schalten." erinnerte sie ihn mit sanftem Spott.

Robert atmete tief durch und schalt sich einen Narren, dass er wirklich Angst vor dem Gespräch mit seinem Sohn hatte. Er liebte Rob über alles und er wollte keinen Streit mit ihm, ihn nicht verletzen. Er wollte nur sein Bestes.
Als er den Stall betrat, schaute er sich suchend um und strich seinem Hengst dabei flüchtig über die samtene Nase. Und er hatte Recht behalten, Rob saß bei seinem Pony in der Box und träumte vor sich hin. Mit einem Lächeln trat Robert an die Tür.
"Genießt du die Ruhe, Rob?"

Rob

Rob hatte den Vormittag mit seinem Training verbracht und sich nun die Zeit genommen, sich ein wenig zu seinem Pony zu setzen. Er wollte ihm dabei zusehen, wie es sein Heu verputzte und den kleinen Kerl dann auf die Koppel bringen, außerdem war er hier um diese Zeit immer schön ruhig und er konnte dem Trubel der Burg ein wenig entkommen.
Er sah auf als die vertraute Stimme seines Vaters von der Boxentür her erklang. Er nickte und lächelte leicht. "Ja, hier ist es mittags immer so friedlich und ich wollte warten bis ich ihn auf die Wiese bringen kann." erklärte er seinem Vater bereitwillig.

Robert lächelte sanft. Sein Sohn war ihm so ähnlich, wie oft hatte er die Nähe seines Ponys gesucht, als er klein gewesen war. Und Stormy bekam heute noch sein Gnadenbrot hier, wie sein Vater es ihm versprochen hatte. Robert sah immer noch regelmäßig nach seinem kleinen Freund.
"Warum kommst du nicht mit mir zu den Fohlen? Nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Und wenn wir zurück sind, hat dein Pony fertig gefressen und du kannst ihn hinaus lassen. Was hältst du davon?", bot er seinem Sohn schließlich an.
Das war vielleicht der richtige Weg.

Rob

Robs Augen leuchteten auf und er nickte eifrig, riss sich jedoch zusammen und stand langsam auf, um seinen kleinen Freund nicht bei seiner Mahlzeit zu erschrecken. "Sehr gerne." erklärte er bereitwillig. Die Fohlen sah er sich immer überaus gerne an. Am liebsten würde er jeden Tag Stunden dort am Zaun stehen und beobachten wie sie über die Wiese tollten. Es war einfach ein toller Anblick.
Rob klopfte sich etwas Stroh von den Sachen, strich seinem Pony noch einmal über den Hals und lächelte. "Ich komme gleich wieder, versprochen." murmelte er und verließ dann die Box, um zu seinem Vater zu treten.

Robert lächelte zufrieden, als er die Freude in den Augen seines Sohnes erkennen konnte. Wie ähnlich er ihm selbst doch war..
"Dann komm, lass uns gehen..", forderte er ihn auf. Gemeinsam besahen sie sich den Nachwuchs dieses Jahres und Robert musste feststellen, dass sie Fohlen wirklich gut gelungen waren. Und es schien allen ganz gut zu gehen. "Sie sehen gut aus, nicht wahr?"
Gemeinsam mit Rob lehnte er schließlich am Zaun. "Weißt du, ich wollte sowieso mit dir reden. Ich hätte einen Vorschlag für dich. Ein kleines Abenteuer, wenn du so willst. Denkst du, du willst es dir anhören?" Er musste sich wirklich mit viel Fingerspitzengefühl hier heran tasten, damit er seine Sohn nicht von sich weg trieb.

Rob

Als sie bei der Koppel angekommen waren auf der die Stuten mit ihren Fohlen die Sonne genossen, kletterte Rob rasch am Zaun hinauf, um sich auf die oberste Latte zu setzen, damit er noch etwas besser sehen konnte.
Er nickte und lächelte. "Sehr gut. Schau mal der Dunkle da vorne, er bekommt ganz helle Mähne und Schweif, er wird bestimmt ein Schimmel." erklärte Rob möglichst fachmännisch und sah seinen Vater dann überrascht an. Bei dem Wort Abenteuer leuchteten seine Augen einmal mehr auf und er nickte. "Natürlich." erwiderte er aufgeregt. "Anhören kostet mich ja nichts." bemerkte er grinsend.

Robert grinste flüchtig und nickte. "Da hast du recht. Er wird mal ein prächtiger Schimmel werden, da bin ich ganz sicher. Gefällt er dir? Du hast ein gutes Auge für Pferde, mein Junge.", lobte er seinen Sohn stolz. Nun kam der brenzlige Teil.
"Schlaues Kerlchen." Er fuhr ihm durch den Schopf. "Nun ja, deine Mutter und ich dachten, du würdest vielleicht gern noch etwas mehr lernen und weiter kommen, damit du einmal ein guter Ritter wirst. Du bist inzwischen alt genug, also haben wir überlegt, dich eine Weile zu einem alten Freund zu schicken. Ich bin auch dort ausgebildet worden damals, es hat sehr viel Spaß gemacht und Simon ist ein guter Mann. Was meinst du, das klingt doch gut, oder?"

Rob

Rob nickte überzeugt. "Ja, sehr. Er ist kräftig für sein Alter und kann schnell laufen. Außerdem ist er sehr wendig, wenn er mit den anderen spielt. Und hübsch ist er." erwiderte Rob, der den kleinen Schimmel von Anfang an in sein Herz geschlossen hatte. Er hoffte wirklich, dass sein Vater und Philippe sich entscheiden würden ihn zu behalten.
Aufmerksam hörte er seinem Vater zu und legte dabei die Stirn in Falten. Er sollte wo anders hingehen? Bei dem Gedanken spürte er wieder diesen Knoten im Magen, der sich seit seiner Prügelei mit David regelmäßig bemerkbar machte. "Simon ..." wiederholte Rob nachdenklich. "Er ist der Earl of Surrey, oder? Du hast von ihm erzählt." überlegte er laut. Er konnte sich daran erinnern den Namen schon gehört zu haben, aber er kannte diesen Simon nicht.
Nachdenklich wiegte Rob den Kopf hin und her. Eigentlich wollte er hier nicht weg ... "Warum jetzt?" fragte er dann ein wenig skeptisch.

"Wenn du willst, gehört er dir.", folgte Robert einer spontanen Eingebung. "Er wird noch vier Jahre brauchen, bis er soweit ist, dass du ihn reiten kannst. Aber bis dahin bist du zu groß für dein Pony und hättest einen Nachfolger. Ein Ritter braucht schließlich ein Pferd, nicht wahr?", fragte er lächelnd.
"Genau, gut aufgepasst. Er ist der Earl of Surrey und mit Johns Schwester verheiratet. Und ein sehr guter Freund deiner Großmutter. Simon ist wirklich ein guter Kerl, ich war damals ein Jahr dort, da war ich noch jünger als du. Mir hat es wirklich gut getan, ich bin selbstständiger geworden."
Robert legte den Kopf schief.
"Warum nicht jetzt, Rob? Was spricht dagegen? Ich halte es für eine gute Idee. Du wirst dort selbstbewusster werden und viel lernen können. Du bist alt genug, oder meinst du nicht?"

Rob

Rob starrte seinen Vater verblüfft an und war für einen Moment sprachlos. Hatte er sich gerade verhört oder hatte sein Vater ihm gerade sein Lieblingsfohlen angeboten. "Du willst ihn mir schenken?" fragte er fast heiser vor mühsam gebändigter Freude. "Das wäre wundervoll!" erklärte Rob und sah zu dem Fohlen hinüber. Sein eigenes Pferd, das war eine großartige Aussicht.
Rob blinzelte kurz und wog seine nächsten Worte ab. Ihm lag einiges auf der Zunge, zum Beispiel, dass sein Vater ihn nur wegen seiner Prügelei mit David weg schicken wollte. Und, dass er ihn weg haben wollte, um mehr Zeit für Isaac zu haben. Aber Rob schluckte das hinunter, wenngleich der Knoten in seinem Magen dadurch nur noch größer zu werden schien.
"Ich bin selbstständig." erwiderte er dann. "Und selbstbewusst auch. Ich kann doch auch hier lernen, oder nicht?" Er schob die Unterlippe ein wenig vor als sein Vater auf sein Alter anspielte. Das war nicht fair. "Natürlich bin ich alt genug, aber warum muss ich dafür weg gehen?"

Robert lächelte. Vielleicht begriff sein Sohn dann, dass er ihn nicht weniger liebte als seine Geschwister. "Ja, das will ich. Ich denke, er wäre bei dir in guten Händen. Aber ich erwarte, dass du dich gut um ihn kümmerst und du musst ihm noch einen Namen geben."
Robert konnte seinem Sohn ansehen, dass es in ihm arbeitete und seufzte lautlos. "Man lernt aber viel mehr, wenn man sich in einem neuen Umfeld beweisen muss, Rob. Wo niemand dich kennt und du neu anfangen musst. Dir fällt nichts in den Schoß, man muss es sich erarbeiten, wenn man weiter kommen will. Und ich denke, das würde dir gut tun. Es ist ja nicht für immer, nur für eine Weile. Probier es doch wenigstens aus und gib dem ganzen eine Chance, dann wirst du feststellen, dass es nicht so schlimm ist."

Rob

Rob strahlte glücklich. "Ich werde sehr gut auch ihn acht geben!" versprach er und grinste dann. "MacGrey." erklärte er und sah kurz zu dem Fohlen ... zu seinem Fohlen hinüber. Im Gefolge seines Großvaters war ein Ritter, der ursprünglich aus Irland kam und Rob hatte sich einmal mit diesem über seinen komischen Namen unterhalten. Der Ritter hatte im erklärt, dass die Silbe Mac, mit der sein Name begann, 'Sohn von' bedeutete. Und das Fohlen war immerhin der Sohn des Schimmelhengstes hier aus der Zucht.
Rob zögerte. Ihm gefiel diese Aussicht nicht allzu sehr, er wollte nicht nach Surrey. Er kaute auf seiner Lippe herum und sah seinen Vater dann wieder an. "Ich kann doch zu Onkel Richard und Tante Beatrice gehen, oder nicht? Da kann ich auch viel lernen und Onkel Richard ist immerhin auch ein Prinz!" antwortete Rob als würde das schon alles erklären. "Und da kann ich zusammen mit Guillaume und Stephan alles lernen was ich wissen muss." Er mochte seine Cousins sehr gerne, wenn gleich sie ein klein wenig älter waren als er, aber nicht zu sehr, so dass sie gut miteinander spielen konnten. "Ich würde viel lieber dort hin gehen." erklärte Rob und lächelte leicht. Ja, der Gedanken gefiel ihm schon besser.

"MacGrey...ein guter Name. Ich hoffe, er wird unserer Zucht und seinem Vater Ehre machen. Doch noch hat er ja ein paar Jahre Zeit groß und stark zu werden. Dann werden wir sehen, wie es mit ihm weitergeht."
Robert unterdrückte ein Stöhnen und verzog das Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. Diese Frage hatte er befürchtet. "Aber dort kennen sie dich doch trotzdem, oder? Ich denke, du lernst in Surrey noch mehr. Außerdem ist dein Onkel im Moment wenig Zuhause und könnte sich daher auch nicht um deine Ausbildung kümmern. Dass Richard ein Prinz ist, ändert doch gar nichts."
Robert seufzte.
"Ich hätte aber lieber, dass du nach Surrey gehst. Versuch es doch wenigstens, Rob. Ich bin sicher, es wird dir gefallen." Und außerdem wird dich dort auch niemand ärgern.

Rob

"Das wird er bestimmt, da bin ich mir ganz sicher!" erwiderte Rob voller aufkommendem Besitzerstolz.
Rob hob eine Hand ein wenig und machte eine abwiegende Handbewegung. "Aber nur Onkel und Tante und die Kinder. Der Rest nicht." gab er zu bedenken. "Außerdem hätte ich dann jemanden in meinem Alter zum Spielen. Stephan ist nur ein Jahr älter als ich." fügte Rob hinzu.
Rob bedachte seinen Vater mit einem düsteren Blick und überlegte einen Moment, dann stellte er die für ihn entscheidende Frage. "Muss ich gehen?"

"Trotzdem. Mir ist wohler dabei, wenn ich dich in Surrey weiß. Außerdem hast du auch so jemanden in deinem Alter. Simon hat einen Sohn, der so alt ist wie du. Ich werdet euch ganz gut verstehen, denke ich.", erklärte er überzeugt.
"Geh erst einmal nach Surrey. Wenn du deine Sache gut machst, überlege ich es mir vielleicht nochmal anders. Aber ja, ich wäre sehr froh, wenn du gingest und ich glaube nicht, dass ich mich vom Gegenteil überzeugen lasse. Aber du wirst sehen, es ist wirklich nicht schwer. Wenn du Simon einmal kennst, wird es nicht mehr schlimm sein."

Rob

Robs Miene verfinsterte sich als er seinem Vater zuhörte. Er biss die Zähne aufeinander und starrte nach vorne, während der Knoten in seinem Magen immer fester wurde und er immer wütender. "Warum tust du dann erst so, als würdest du es mir vorschlagen und als würde dich meine Meinung interessieren? Du hast es ja eh schon beschlossen." fragte Rob finster und sah seinen Vater nun mit einer Mischung aus Enttäuschung und Zorn an. Er hatte also recht gehabt ...
"Du willst mich los werden." warf er ihm vor und schluckte schwer. Er wollte nicht gehen und schon gar nicht nach Surrey. Zu Onkel Richard und Tante Beatrice wäre er ja noch gegangen, aber nicht irgendwo hin, wo er niemanden kannte. Rob rang mit sich, versuchte sich zu beruhigen und dachte an das, was Philippe ihm gesagt hatte, aber er war einfach so wütend! "Du schickst mich weg, weil ich mich mit David geprügelt habe und weil du jetzt Isaac hast, da brauchst du einen Bastard ja nicht mehr." brach es dann mit rauer Stimme vorwurfsvoll aus ihm heraus und weil er nicht länger still sitzen konnte, rutschte er vom Zaun hinab und lief an der Innenseite der Koppeln entlang zurück in Richtung Stall.
Oh, jetzt fang bloß nicht an zu heulen! schoss es ihm zornig durch den Kopf.

Robert spürte, dass sein Kampf aussichtslos war. Rob wollte ihn missverstehen und er war noch zu jung, um Vernunft walten zu lassen. Dabei hatte das Gespräch so gut angefangen. Er hatte geglaubt, Rob würde ihm mehr vertrauen.
"Weil mich deine Meinung sehr wohl interessiert, Rob. Allerdings halte ich es für das Beste für dich, wenn du einmal ein bisschen zur Ruhe kommen kannst. Gerade, weil dich dort niemand kennt. Ich will nur das Beste für dich. Kannst du das nicht verstehen?"
Es war ein Schlag ins Gesicht, was sein Sohn ihm da gerade vorwarf und Verzweiflung machte sich in ihm breit. Was hatte er nur falsch gemacht, dass sein eigener Sohn ihm so misstraute? Er liebte Rob doch ganz besonders, gerade weil sein Sohn ihm so sehr ähnelte.
"Ich will dich nicht loswerden!", gab er zurück. "Wie kommst du auf so einen Unsinn?" Er öste sich vom Zaun und folgte ihm. "Und lauf nicht weg, das ändert auch nichts." Er griff seinen Sohn am Arm und hielt ihn auf. "Ich schicke dich nicht als Strafe weg, sondern weil ich glaube, dass es für dich eine einmalige Chance ist. Nur, weil du dich geprügelt hast, liebe ich dich deswegen doch nicht weniger. Das ist normal in deinem Alter. Und was in Gottes Namen hat Isaac damit zu tun? Ich liebe euch alle vier gleich, ihr seid alle meine Kinder und du bist mein Erbe, nicht Isaac. Und außerdem bist du kein Bastard, wie oft willst du es noch hören, bis du es endlich begreifst? Ich will einfach nur, dass du lernen kannst und das ohne dir ständig Hänseleien anzuhören. Du kennst Simon nicht einmal und trotzdem tust du, als würde ich dich in die Hölle schicken! Ich meine es doch nur gut mit dir, Rob. Vertrau mir."

Rob

"Lügner!" begehrte Rob wütend auf. "Wie kann sie dich interessieren, wenn du sie dennoch ignorierst? Ich will nicht nach Surrey und trotzdem zwingst du mich." gab Rob trotzig zurück.
Er verfluchte seine kurzen Beine und die Tatsache, dass sein Vater ihn dadurch im Nu eingeholt hatte und aufhalten konnte. "Wie ich darauf komme? Du fragst mich, ob ich mir vorstellen könnte nach Surrey zu gehen, ich sage, dass ich es nicht möchte und trotzdem muss ich gehen. Wie soll es denn sonst zusammen passen, wenn du mich nicht los werden willst?" erwiderte Rob heftig und versuchte sich aus dem Griff seines Vaters zu befreien.
"Für mich ist es aber eine Strafe!" brüllte Rob wütend. Warum begriff sein Vater das denn nicht? Er wollte hier bleiben, war das so schwer zu verstehen? "Ich bin auf die Welt gekommen, bevor du Mama geheiratet hast, daran kann nichts etwas ändern." erwiderte er heftig und knurrte dann wütend. "Wenn du das gewollt hättest, hättest du sie eher heiraten sollen. Du bist schließlich Schuld daran, dass sie über mich herziehen!"
Dieses Mal wandte er alle seine Energie auf und riss sich schließlich doch los. Er rannte weiter, doch schon nach wenigen Metern stolperte er, verlor das Gleichgewicht und fand sich dann auf Händen und Knien wieder. Es war so ungerecht, warum sollte er gehen? Er wollte hier bleiben, er liebte es hier.

"Weil ich dachte, du wärst vernünftig genug um zu sehen, welche Chance das für dich ist.", erklärte Robert ärgerlich. "Offenbar habe ich mich geirrt." Sie alle hatten unterschätzt, wie Rob reagieren würde, dabei hatte er sich solche Mühe gegeben es ihm schmackhaft zu machen und ihn dafür zu gewinnen. "Ich halte es einfach für das Beste, Rob. Es passt in sofern zusammen, dass du nicht einmal darüber nachdenken möchtest, sondern es gleich grundlos ablehnst. Du solltest dankbar dafür sein, aber du benimmst dich, als würde ich dich in die Hölle schicken! Es sind doch nur ein paar Monate, nicht für immer.", erwiderte Robert ebenso heftig. Sein Sohn begriff einfach nicht, worauf es ankam. "Verdammt noch mal, ich will dich nicht loswerden!"
Er blieb stehen und sah Rob fassungslos hinterher, als dieser sich erneut losriss, aber zu Boden ging. Er rührte sich nicht. Diese Worte trafen ihn hart. Er hatte niemals für möglich gehalten, dass sein Sohn ihn so verachten würde. Dabei war das alles doch gar nicht seine Schuld, er hätte Josie nicht heiraten können. Wie denn auch, wenn sie nicht wollte?
"Das wollte ich doch, aber ich konnte nicht...", sagte Robert tonlos. Bitterkeit machte sich in ihm breit. Warum gab er sich solche Mühe ein guter Vater zu sein, wenn er doch offensichtlich alles falsch machte? Sein Sohn hasste ihn.... Und er, er konnte nicht zurück. Wenn er jetzt nachgab, würde Rob nie wieder Respekt vor seinen Entscheidungen haben. Nach wie vor glaubte er fest, dass es dem Jungen gut tun würde eine Weile nach Surrey zu gehen. Es hatte keinen Sinn nun weiter zu streiten, sie Beide taten besser daran sich erst zu beruhigen. Also machte er sich mit versteinerter Miene auf den Weg zurück zu seiner Frau.

Rob

"Aber ich möchte nicht gehen, ich möchte nicht weg von hier!" erwiderte Rob mit aufsteigender Verzweiflung. "Ich lehne nicht grundlos ab, aber ich will ... ich will nicht alles Wichtige hier zurück lassen." Er wollte nicht von seinen Eltern und Großeltern und auch nicht von seinen Freunden weg. Hier fühlte er sich wohl und bis auf die Ausnahmen, wenn er mit Dorfkindern wie David aneinander geriet, war er hier glücklich.
"Und dort werden sie mich auch hänseln, wenn sie herausfinden was ich bin. Und da habe ich aber einfach niemanden!" versuchte er seinem Vater seine größte Angst klar zu machen.
Rob hatte fest damit gerechnet, dass sein Vater ihn wieder einsammeln würde, nachdem er sich durch seinen Sturz selbst aufgehalten hatte, doch dieses Mal hatte er sich getäuscht. Und als ihm das bewusst wurde, begann die Tränen zu laufen. Es würde keine Versöhnung geben, es würde sich nichts ändern, sein Vater würde ihn nach Surrey schicken, ungeachtet dessen, dass Rob auf keinen Fall gehen wollte.
Als sein Vater ihn nun mehr oder weniger stehen ließ, rappelte Rob sich schniefend auf und wandte sich um, trottete mit hängendem Kopf und noch immer mit Tränen in den Augen zurück zu den Stallungen, um sich dort zunächst wieder in der Box seines Ponys zu verstecken und sich an dessen warmem Hals ein wenig die Augen auszuheulen.

Robert zerriss es beinahe das Herz seinen Sohn so zu hören, aber er wusste sich keinen Rat. Rob konnte nicht für immer hier bleiben und zu Richard wollte er ihn um keinen Preis schicken. Bei Simon würde Rob schnell Freunde finden und viel lernen. Er musste lernen auf eigenen Füßen zu stehen und sich nicht so herunter ziehen zu lassen von dem was Andere sagten. Robert konnte jetzt nicht einfach nachgeben, auch wenn es ihm unsagbar schwer fiel.
Er kehrte wortlos zurück zu seiner Frau, setzte sich ihr stumm gegenüber und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Mein Sohn hasst mich...", stellte er tonlos fest.

Josephine

Schon als Robert zurückkehrte, war Josephine klar, dass das Gespräch mit Rob nicht so verlaufen war, wie erhofft. Und das Schweigen, sprach Bände. Sie seufzte leise und legte den Kopf zur Seite. "Das ist Unfug und das wissen wir beide." bemerkte sie und strich Robert durch die Haare. Isaac lag gerade in seinem Bettchen und schlief seelenruhig, also waren sie ungestört.
"Er hat es nicht gut aufgenommen, richtig?" schloss sie sanft und setzte sich neben Robert, um einen Arm um ihn zu legen. "Erzähl es mir." forderte sie leise.
Josephine hatte schon so eine düstere Ahnung, wie es abgelaufen war, aber sie wollte es zunächst von Robert hören.

Robert schüttelte den Kopf. "Nach gerade eben bin ich mir da nicht mehr sicher. Er vertraut mir kein Stück.", widersprach er. "Anfangs lief es gut. ich habe ihn mit genommen zu den Fohlen. Eines gefiel ihm besonders gut, da habe ich es ihm geschenkt. In ein paar Jahren ist er zu groß für sein Pony, dann ist das Pferd alt genug. Ich habe ihm gesagt, ich mache ihm einen Vorschlag, ein Abenteuer. Er hat reagiert, als würde ich ihn in die Hölle schicken, dabei kennt er Simon nicht einmal und er sollte nur eine Weile dort hin gehen. Er hat gefragt, warum nicht zu Richard. Wie soll ich ihm das denn erklären? Als ihm erklären musste, dass ich ihn auf jeden Fall nach Surrey schicken möchte, würde er wirklich wütend. Jedenfalls meinte er, ich würde es tun um ihn loszuwerden. Als Strafe für ihn und weil ich ja jetzt Isaac hätte und den Bastard nicht mehr bräuchte. Ich habe ihm erklärt, das das völliger Unsinn ist, aber er hörte nicht...und dann...dann hat er mir vorgeworfen, dass ich Schuld daran bin, dass er so gehänselt wird. Ich hätte dich einfach früher heiraten sollen."
Er schloss die Augen. "Offensichtlich habe ich alles falsch gemacht."

Josephine

Josephine atmete geräuschvoll aus. Das war so ziemlich das schlimmste, was sie erwartet hatte. "Vielleicht ist es wirklich noch zu früh, Robert. Ich weiß, du warst in seinem Alter auch schon in Surrey, aber bei ihm liegen die Dinge ein wenig anders und er ist so sensibel." murmelte Josephine nachdenklich.
Sie schnalzte leise mit der Zunge. "Nun, das mit Richard wirst du ihm schon selbst irgendwie erklären müssen, dabei kann ich dir nicht helfen." bemerkte sie, setzte sich dann aber auf Roberts Schoß und legte einen Arm um seinen Nacken.
"Herrje." murmelte Josephine leise und biss sich auf die Unterlippe. "Gott, Robert, es tut mir so Leid. Das ist alles meine Schuld. Ich bin doch Schuld daran, dass du mich erst so spät geheiratet hast und meinetwegen ist Rob nun zu Unrecht auf dich böse."
Das nagte wirklich an ihr, wie hatte sie ihrem kleinen Süßen so etwas nur zumuten können? Aber sie hätte damals nie erwartet, dass sich alles so entwickeln würde.