William und Joanna ~ 1170

John lächelte. "Natürlich...ich würde euch niemals lange allein lassen." Er gab Cathie einen Kuss auf die Wange und überlegte, was er seiner Tochter am besten erzählte.
"Ja, dem Mädchen geht es wieder gut. Nur Fieber, Cathie. Das hattest du doch auch schonmal. Es war ein bisschen schlimmer, aber jetzt ist sie bald wieder gesund. Mach dir keine Sorgen."
John strich ihr ebenfalls durch den Schopf. "Ich habe immer viel zu erzählen, das weiß Cathie doch schon." Wie sehr er doch in dieser Nacht bereits seine kleine Familie vermisst hatte. Ohne sie konnte er doch gar nicht mehr leben.

Constance saß auf einer Bank im Garten und hatte den Blick nach oben gerichtet, um die Sterne zu beobachten, die heute Nacht besonders klar am Himmel zu sehen waren. Sie war gerade aus der Kapelle gekommen und wollte den Moment nutzen, um den schönen Abend nun richtig beginnen zu lassen. Es war heute das letzte Mal gewesen, dass sie wegen ihrer Buße zu Owen gemusst hatte und sie war unendlich froh darüber, dass sie diese Buße so entschlossen hinter sich gebracht hatte.
Nun sollte ihrem weiteren Glück nichts mehr im Wege stehen.
Sie seufzte leise und erhob sich dann mit einem Lächeln. Immerhin würde John schon auf sie warten und heute Abend vermutlich noch sehnsüchtiger als sonst.

Ja, auch John hatte diesen Abend herbei gesehnt. Endlich war der vierzigste Tag ihrer Buße verstrichen und endlich sollten sie wieder wirklich Zeit füreinander haben. Aber vor allem war auch die Zeit vorbei, in der sie absolut keusch sein musste. Das bedeutete, der weiteren Familienplanung stand zumindest dieses Hindernis nicht mehr im Wege.
Und nun wartete er darauf, dass sie heim kam. Cathie schlief schon längst selig in ihrem Bettchen und so würden sie den Abend ganz für sich allein nutzen können. Umso besser. Dann waren sie gänzlich ungestört.
Wie er Constances Nähe doch vermisst hatte...dabei begehrte er sie doch so sehr. Und endlich würde er nicht mehr lange warten müssen. Zumindest nicht, wenn Constance das ebenso sah.

Als Constance das Gemach betrat war sie darauf bedacht, die Tür sorgfältig hinter sich zu schließen, immerhin wollten sie wohl beide keine ungebetenen Gäste haben heute Nacht. Wie sie es vermutet hatte, wartete John bereits auf sie. Sie hatte sich auf dem Rückweg noch die Zeit genommen und nebenan nach Cathie gesehen, die allerdings tief und fest schief.
Constance ließ sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen auf Johns Schoß sinken und lehnte den Kopf an seine Schulter. "Da bin ich also wieder." murmelte sie und legte eine Hand auf seinen Oberkörper, so dass sie seinen noch ruhigen Herzschlag spüren konnte.

John legte lächelnd die Arme um seine Frau, als sie sich auf seinen Schoß setzte. Er gab ihr einen sanften Kuss und strich zärtlich durch ihr blondes Haar. "Da bist du also..." Sein Lächeln wurde eine Spur breiter. "Du hast es geschafft. Wir haben es geschafft. Es ist vorbei..." Die Buße war geschafft. Und damit würde ihr Leben wieder andere Bahnen durchlaufen. Sie würden wieder Zeit füreinander haben und vielleicht, vielleicht würden sie ja auch irgendwann wieder Nachwuchs bekommen.
Er gab ihr erneut einen Kuss.
"Ich liebe dich, Constance. So sehr...Und ich habe dich vermisst."
Allein das Gefühl ihrer Hand auf seinem Oberkörper verhieß ihm schon, dass endlich auch seine Prüfung ein Ende hatte.

"Ja, wir haben es zusammen geschafft." stimmte sie zu und strich ihm zufrieden über den Oberkörper und erwiderte dann liebevoll den Kuss, den John ihr gab. "Du hast mich also vermisst, ja?" fragte sie scheinheilig und ließ ihre Hand dann hinab gleiten, um sie unter Johns Hemd verschwinden zu lassen.
"Wie kommt das nur?" murmelte sie dann gegen seine Lippen. Sie liebte diesen Mann so sehr und sie hoffte wirklich, dass ihre Wünsche nun endlich erhört werden würde. Aber erst einmal würde sie sich darüber nun keine Gedanken zu machen. Jetzt war erst einmal wichtig, dass sie hier bei John war. Und dass sie alleine waren ...

John schloss die Augen, als sie die Hand unter sein Hemd schob. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er seufzte zufrieden auf, küsste sie erneut. "Oh ja...ja wie kommt das nur? Vielleicht daher, dass ich auf meine Liebste mehr als vierzig Tage verzichten musste?" Und es war ihm zwischendurch wirklich ausgesprochen schwer gefallen.
Er hatte durch sie gelernt, dass er auch nur ein Mann war und das spürte er besonders in solchen Situationen mehr als deutlich. Er hatte nie geglaubt, sich einmal so nach der körperlichen Nähe einer Frau zu sehnen, aber Constance machte alles möglich.
Er lächelte sanft und machte sich langsam an ihrem Kleid zu schaffen.
"Und von Tag zu Tag scheinst du schöner zu werden. Wie gut, dass Cathie schon tief und fest schlummert."

"Daran könnte es liegen." erwiderte Constance belustigt und erwiderte den Kuss liebevoll, ließ dabei ihre Finger weiter über seine Muskeln gleiten, ehe sie die Hand wieder hervor zog, um langsam die Knöpfe zu öffnen.
In dem Moment wurde ihr wieder bewusst, was sie eigentlich an John hatte. Obwohl sie nun so lange auf einander hatten verzichten müssen, war er trotzdem vorsichtig und ging langsam vor ohne sie zu überfordern. Wie sie ihn doch dafür liebte, dass er so viel Verständnis für sie hatte.
Dann kam ein leises Lachen über ihre Lippen. "Das bildest du dir nur ein, weil du so lange auf mich hast verzichten müssen." spottete sie.

John genoss es sehr, sie endlich wieder berühren zu können ohne irgendein Gebot zu verletzen. Aber er beherrscht sich, denn nie wieder wollte er solche Angst vor ihm in ihren Augen lesen müssen, wie es vor wenigen Wochen der Fall gewesen war. Sie sollte sich nie wieder vor einem Mann fürchten müssen. Das wollte er nie wieder sehen müssen, denn es tat ihm weh ihr Leid zu sehen. Ihre Vergangenheit war schlimm genug gewesen, sie war nun vergolten. un war es Zeit für eine glücklichere Zukunft.
Sanft strich er das Kleid von ihren Schultern und ließ die Hände über ihre weiche Haut gleiten.
"Nein, ich glaube nicht, dass ich mir das einbilde. Du wirst jeden Tag schöner. Auch wenn es außer mir niemand sehen sollte..."

Constance schloss zufrieden die Augen als ihr Kleid zu ihren Hüften hinab glitt und Johns Hände sanft über ihre Haut strichen. Sie hatte mittlerweile den letzten Knopf seines Hemdes geöffnet und strich es John nun ebenfalls von den Schultern, ließ es achtlos neben ihnen auf den Boden fallen.
Sie grinste und gab John einen Kuss. "Wer hätte gedacht, dass du einmal so besitzergreifend werden könntest?" neckte sie ihn liebevoll und zog sich eng an ihn, so dass sie seine warme Haut auf der ihren spürte. Ihre Finger glitten zärtlich über Johns Rücken während ihre Lippen die seinen suchten und sie für einen weiteren Kuss verschlossen.
"Meinst du, du bist stark genug, deine schöne Frau zum Bett hinüber zu tragen?" fragte sie ihn dann herausfordernd.

John grinste zurück. Wie schön es doch war, ihr wieder so nahe zu sein. Und diesmal würde sie ihn nicht wieder zurückstoßen, da war er ganz sicher. Im Moment war es wieder wie am Beginn ihrer Ehe. SIe waren einfach verrückt nacheinander, aber sie mussten behutsam vorgehen.
"Sagen wir so, ich hatte eine gute Lehrerin und außerdem will ich meine Frau nie wieder hergeben müssen. Dazu ist sie mir viel zu wichtig. Was sollte ich denn nur ohne dich tun?"
Er zog den Kuss in die Länge und lachte dann leise.
"Oh, ich denke, dafür bin ich durchaus stark genug." Er war zwar kein Krieger, aber auch kein Schwächling. Ohne weitere Umschweife erhob er sich und nahm Constance auf die Arme. Erst auf dem Bett ließ er sie sanft wieder niedersinken und beugte sich über sie um ihr erneut die Lippen zu verschließen. "Stark genug?"

"Ohne mich würdest du vermutlich verzweifeln." mutmaßte sie und schlang dann lachend die Arme um Johns Hals als er sie hoch hob und sie zum Bett hinüber trug.
Zufrieden gab sie sich dem Kuss hin und schlang ihre Beine um seine Taille, um ihn an sich zu ziehen. "Das war schon gar nicht schlecht mein starker Mann." erklärte sie zufrieden und strich ihm durch die braunen Haare, ehe Constance die Hände langsam und bedächtig zu seinem Hosenbund wandern ließ, während sie ihm einen verführerischen Blick schenkte.
"Und denkst du, dass du deine Männlichkeit auch noch anderweitig unter Beweis stellen kannst?" fragte sie unschuldig und lehnte sich vor um John leicht ins Ohrläppchen zu beißen.

"Oh ja...das würde ich auf jeden Fall. " Lachend stützte er sich auf seinen Unterarmen ab, damit er sie nicht mit seinem ganzen Gewicht belastete. Ihr Blick jagte das Verlangen durch seine Adern und sein Kuss wurde eine Spur leidenschaftlicher. Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn. Und er begehrte sie so.
"Da bin ich mehr als sicher, mein Engel." Er gab ein leises Stöhnen von sich, als sie ihm ins Ohrläppchen biss. "Du machst mich völlig verrückt, Liebes.", hauchte er und strich mit einer Hand das Kleid auch von ihren Hüften.
"Und meinst du, du bist noch nicht aus der Übung nach all der Zeit?"
John lächelte und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sie sah so wunderschön aus, wenn ihre Augen so strahlten wie jetzt.

Constance lachte und zog John enger an sich als sie sich nun beide ihrer Kleidung entledigt hatten. "Um mich solltest du dir keine Gedanken machen, konzentriere du dich lieber voll und ganz darauf, dass du auch durch hältst." mahnte sie ihn belustigt und ließ ihren Fuß sanft an seinem Bein bis hin zum Oberschenkel entlang gleiten.
"Nicht, dass du mir frühzeitig schlapp machst." raunte sie und zog John für einen Kuss an sich. "Und nun zeig mir mal, was für einen Mann ich geheiratet habe." forderte sie ihn auf während ihre Hände lustvoll über seine warme Haut glitten.
Auch wenn sie lange auf einander hatten verzichten müssen, das gab dem Ganzen nur fast noch eine interessantere Würze ... was allerdings nicht bedeutete, dass sie vor hatte so schnell wieder auf ihn zu verzichten.

"Hey!", protestierte John belustigt. "Keine Sorge, ich habe keinen Grund an meinem Durchhaltevermögen zu zweifeln. Und du bisher doch auch nicht, oder?" Es erschien ihm immer noch etwas unreal, dass er wirklich solche Dinge von sich gab. Aber mit Constance hatte sich so Einiges in seinem Leben geändert. In sämtlichen Bereichen.
"Nur zu gern..."
Er folgte ihrer Bitte und nutzte die Gunst, die sie ihm nun endlich wieder zu teil werden ließ. Und wie jedes Mal kam es ihm vor, als hätte Gott sie einfach füreinander geschaffen und dafür gesorgt, dass sie einander trafen und sich gegenseitig ihre Ängste nahmen. Und als sie beide erfüllt beieinander lagen und darauf lauschten, wie der Herzschlag des Anderen sich von seiner Raserei beruhigte, dachte John, dass er sich lange nicht mehr so vollkommen gefühlt hatte.
"Ich liebe dich...", flüsterte er liebevoll in ihr Ohr.

Als Constance sich an John schmiegte fühlte sie sich wieder ganz. Nun war ihre Welt endlich wieder in Ordnung und sie würde ihre Hoffnungen wieder in ein zweites Kind setzten - und das nicht so verzweifelt wie vorher, sondern frohen Mutes, dass es dieses Mal sicher gelingen würde.
"Ich dich auch." erwiderte sie glücklich und gab John einen Kuss, ehe sie den Kopf auf seine Brust legte und seiner Atmung lauschte.
Gott hatte ihr endlich den richtigen der drei Brüder geschickt und gewährte ihr die Zukunft von der sie als kleines Mädchen schon immer geträumt hatte. Es hatte seine Zeit gedauert, doch dafür wurde es nun nur noch umso besser.
"Ich dich auch ..." wiederholte sie und schloss zufrieden die Augen. Und wie sehr sie ihn doch liebte!

Joanna war gerade auf dem Weg zu Owen gewesen um mit ihm ein paar Dinge zu besprechen, um die William sie gebeten hatte. Als sie den Priester schließlich in seinem Arbeitszimmer fand, erschrak sie zunächst einmal. "Guten Morgen, Pater..habt Ihr..?" Sie hielt inne und legte die Hand vor den Mund. "Was habt Ihr getan? Ihr blutet!" Ein ziemlich hässlicher Schnitt zog sich über dessen Handfläche und tröpfelte Blut auf ein Dokument vor ihm auf dem Tisch.
"Was ist denn pasiert? Ihr müsst unbedingt zu John gehen und Euch verarzten lassen!", machte sie deutlich und suchte sich ein Stück Tuch, mit dem sie dem Priester vorerst die Blutung ein wenig stoppen konnte. Aber John konnte das deutlich besser, er würde genau wissen, was zu tun war, damit keine Folgen zurückblieben. Wenn er denn wollte...Aber wenn es um die Gesundheit ging, konnte sie sich nicht vorstellen, dass John sich querstellte.

Owen verfluchten den neuen Brieföffner, den er erst vor kurzem erstanden hatte als ein beißender Schmerz durch seine Handfläche zuckte. Er musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, dass er blutete. Er wollte gerade aufstehen, um sich einen behelfsmäßigen Verband anzulegen als Lady Joanna herein platzte und ihm diese Aufgabe umgehend abnahm.
Owen seufzte und schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Zumal dieser seine Zeit mit mir ohnehin nicht wird vergeuden wollen." erwiderte Owen abwehrend. Er konnte sehr gut darauf verzichten den spöttischen Blicken des Arztes ausgesetzt zu sein, wenn dieser seine Verletzung sah.
"Macht Euch keine Sorgen, Mylady, das wird schon wieder." versicherte er dann zusätzlich.

Joanna schüttelte seufzend den Kopf. Männer waren doch alle gleich..bloß keine Schwäche zeigen. "Jetzt seid nicht albern, Owen. John ist professionell genug, um jeden zu behandeln, der seine Hilfe als Arzt benötigt ohne Rücksicht darauf, wie er zu demjenigen steht. Und eine Lapalie ist das auch nicht. Was glaubt Ihr, was passiert, wenn der Schnitt tiefer ist, als es jetzt erscheint oder sich entzündet, weil es nicht richtig behandelt wurde? Wollt Ihr Eure Hand weiterhin gut benutzen können oder nicht? Jetzt seid nicht so stur und auch nicht zu stolz um um Hilfe zu bitten. Es genügt schon, dass John seine Antipathie nicht recht überwinden kann."
Joanna schnaubte verächtlich und zog den Priester am Ärmel einfach mit sich.
"Jetzt stellt Euch nicht so an. Ihr nutzt uns nichts, wenn Ihr Euch irgendetwas einfangt und womöglich am Wundfieber zugrunde geht, weil Ihr zu stolz wart für Hilfe."

Owen knirschte mit den Zähnen. "Das hat nichts mit meinem Stolz zu tun, sondern damit, dass er mich nicht ausstehen kann." protestierte er, kam dann jedoch auch nicht dagegen an als Joanna ihn einfach hinter sich her zog. Seine Handfläche kribbelte wie verrückt und er wusste, dass Joanna recht hatte.
Trotzdem behagte es ihm gar nicht, als die junge Dame des Hauses ihn in Johns Arbeitszimmer schob, dem Arzt erklärte, sie hätte ihm Arbeit mitgebracht und Owen dann einfach stehen ließ.
"Ich habe ihr gesagt, dass es nicht so schlimm ist ..." brummte er wiederwillig als er Johns skeptischen Blick auffing.

John hatte nicht schlecht gestaunt, als Joanna ihm schließlich Owen in sein Arbeitszimmer geschoben hatte und offenbarte, dass sie Arbeit hätte. Erst einmal hatte er sie ziemlich skeptisch angeschaut, die Augen leicht verengt. Zunächst war er versucht an einen neuerlichen Versöhnungsversuch von Joanna zu glauben, dann aber entdeckte er die Verletzung des Priesters. Offenbar war tatsächlich etwas daran, aber ihm gefiel trotzdem ganz und gar nicht, was er hier nun tun musste. Er konnte Owen schließlich nicht vor die Tür setzen ohne ihn zu behandeln und zu versorgen.
"Wir werden sehen..:", erwiderte er unverbindlich. "Setzt Euch hin und zieht Euer Hemd aus, wenn möglich, Ihr seid bereits voller Blut und so sehe ich nichts. Besser wohl, als wenn ich Euch bäte den Ärmel abzuschneiden."
Er wartete auf die Ausführung seiner Anweisung, während er noch einige Dinge zusammen suchte und vorsichtig den Stoffstreifen von der Hand des Patienten löste.
"Hmm..nicht schön..:", murmelte er, ließ dann aber einen kurzen Moment abschätzend den Blick über Owens Brust gleiten. Einige Narben sprangen ihm sofort ins Auge und er hoffte, dass sie nichts Schlimmeres verhießen als alte Verletzungen. Dass sie gut verheilt waren.
"Woher habt Ihr diese Narben?", fragte er mit einer leisen Spur Besorgnis, während er dessen Hand säuberte und für den Moment schlicht und einfach nur Arzt war, den persönlichen Hader für einen kleinen Moment vergessend.

Owen biss die Zähne aufeinander und für eine Sekunde flackerte Besorgnis in seinem Blick auf. "Ich denke, das ist keine gute Idee ..." murmelte er, musste sich letztlich aber geschlagen geben und zog das Hemd aus, auch wenn er sich dabei mehr als unwohl fühlte.
Und natürlich traf genau das ein, was er befürchtet hatte als Johns Blick auf seinen Oberkörper fiel.
"Das ... ist lange her." erwiderte er zögerlich. "Das spielt keine Rolle mehr." versuchte er einer Erklärung zu entgehen.
Owen sprach nicht über dieses mehr als düstere Kapitel in seiner Vergangenheit. Über den Grund weshalb seine Brüder in den Krieg hatten ziehen müssen und er Priester geworden war. Über den Grund weshalb nicht nur seine Brust, sondern auch sein Rücken mit unterschiedlichsten Narben überzogen war.
Und erst recht wollte er John nicht davon erzählen, was ihn hin und wieder nachts noch aus dem Schlaf riss und sein Leben so nachhaltig verändert hatte. Es ging den Arzt immerhin nichts an, dass Owens Vater seine Familie damals beinahe ins Verderben gerissen hätte, weil er einmal zu oft für seine eigenen Ansichten eingetreten war.

John verdrehte die Augen. "Ihr scheint mich für ziemlich dumm zu halten. Wenn es lange her ist, wie Ihr sagt, müssen es schon ziemlich gravierende Verletzungen gewesen sein, so wie diese Narben aussehen. Verletzungen, wie sie sich ein Priester eher selten zuzieht. Es sei denn, Ihr leidet an irgendeiner mir unbekannten Krankheit die Wunden nicht gut verheilen lässt. Was mich widerrum in der Behandlung Eurer Hand beeinflussen müsste. Doch selbst wenn es so wäre, erklärt das nicht die Vielzahl dieser alten Narben. Und alte Narben haben die Angewohnheit gelegentlich zu schmerzen. Wenn ich Euch also helfen soll, dann solltet Ihr vielleicht mit der Sprache herausrücken."
John schaute Owen einen Moment scharf an. "Es ist wirklich kein Geheimnis, dass ich Euch nichjt gerade mit Zuneigung begegne, aber eines sollte Euch klar sein: Ich bin Arzt und das ist sozusagen meine Bestimmung. Und bei der Ausübung dieser Bestimmung sind für mich persönliche Differenzen völlig gleichgültig."

Owen fühlte sich mehr als unwohl in seiner Haut. Er hasste es, wenn solche Fragen gestellt wurden. Das war ein Grund wieso er sich in seinem Piestergewand immer deutlich sicherer fühlte. Denn durch den Stoff konnte schließlich niemand hindurch sehen und so hatte er seine Ruhe.
"Die Narben beeinträchtigen die Behandlung meiner Hand nicht, keine Sorge." erwiderte Owen dann. "Sie sind entstanden bevor ich Priester geworden bin und wenn die ein oder andere heute manchmal schmerzen mag, dann nur, um mich an gewisse Dinge zu erinnern. Es ist also alles gut so wie es ist. Ihr braucht Euch um alte Verletzungen nicht auch noch zu kümmern." erklärte er möglichst ruhig. Er wollte verhindern, dass John bemerkte, welch tiefe Unruhe dieses Thema eigentlich in ihm auslöste.

John spürte genau, dass Owen ihm auswich. Eine Weile schwieg er einfach nur und dachte über das Gesagte nach, während er Owens Hand ausstreckte, den Schnitt reinigte und schließlich mitsamt einiger heilender Tinkturen verband.
"Dennoch...wenn sie entstanden, bevor Ihr Priester wurdet...stellt sich mir die Frage wer einem Kind solche Verletzungen zufügt." Es ließ ihm einfach keine Ruhe, woher Owen solche Verletzungen hatte und sein Gefühl sagte ihm, dass da mehr dahinter steckte, als der Andere zugeben wollte. Vielleicht war das der Grund für seine Abneigung, die er von Anfang an verspürt hatte. Weil er geahnt hatte, dass Owen Dinge verschwieg. Dinge, die nicht einmal William ahnte.
"Das alles ist Euch bei weitem nicht so gleichgültig, wie Ihr mich glauben lassen wollt, nicht wahr?", fragte er leise. "Lasst Euch eines gesagt sein. Ihr habt das Glück am vermutlich einzigen Ort in England zu leben, an dem Ihr die Vergangenheit nicht fürchten müsst. Aber meine Frau kann Euch ein Lied davon singen, was passiert, wenn man sie in sich herein frisst."