William und Joanna ~ 1170

Owen lächelte gezwungen und legte dann die rechte Hand auf seine Brust. "Das hier wird immer eine Rolle spielen. Es gibt keinen Ort in England an dem es das nicht tut." erwiderte Owen. "Es kann schließlich nicht jedem so gehen wie Euch, der sich vor Unbequemlichkeiten ins Kloster zurückziehen konnte und dann einfach eine Frau kennen lernt und sein Leben neu anfängt." Dieses Mal klang Owens Stimme verbittert und es gab keinen Zweifel daran, dass der junge Priester seinen Vorgänger ein Stück weit beneidete für das, was dieser hatte tun können.
"Nicht jeder muss solche Dinge nur mit Gott und sich selbst aus machen."

John schüttelte den Kopf. "Einfach war das ganz sicher nicht. Das hört sich alles immer so leicht an. War es aber nicht...Wenn Ihr es Unbequemlichkeit nennen wollt, dass der Bischof Interesse an meinem Kopf bekundet hat, bitte. Und für meine Treue zum Lordkanzler und meine Liebe zu Constance habe ich einen hohen Preis gezahlt. Oder wart Ihr schon einmal exkommuniziert? Nein?"
Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. Erstaunlich...er hätte nie geglaubt, dass Owen ausgerechnet ihn beneidete, aber dass es so war, verriet schon seine Stimme. "Glaubt mir, einfach war es sicher nicht...Aber es gibt keinen Grund, warum Ihr nicht auch Euer Glück finden solltet. Cornwall ist für derlei Dinge bestens geeignet. Vieles wäre nicht geschehen, wenn Lady Joanna mich damals nicht hergeholt hätte. Dann wäre ich immer noch im Kloster. Und Ihr, Ihr steht nun unter dem Schutz des Lordkanzlers. Wer sollte Euch noch etwas anhaben können? Beeinflussen wird Euch nur Eure Erinnerung. Und solange Ihr die nicht zu bändigen wisst, werdet Ihr keine Ruhe finden. Wenn Ihr schon nicht mit mir reden wollt, solltet Ihr es wenigstens Eurem Herrn sagen. Seid Euch bewusst, dass Ihr in den Genuss eines Privilegs gekommen seid. Ich musste erst einen vollständigen Bericht über mein Leben abliefern, ehe er mich eingestellt hat."

Owen konnte ein trockenes Lachen nicht unterdrücken. "Exkommuniziert? Das war für Euch sicher mit das Schlimmste, was Ihr Euch so habt vorstellen können, nicht wahr?" erwiderte Owen und zog seine Hand zurück, die John fertig versorgt hatte und griff nach seinem Hemd.
Er wollte sich gerade anziehen und zum Gehen wenden als er inne hielt. "Nein, nicht nur meine Erinnerung. Wenn Ihr einmal tagelang gefoltert wurdet und mit ansehen musstet wie Euer Vater bei lebendigem Leib verbrannt wird, dann wisst Ihr, dass Ihr der Kirche nicht wahrhaftig entkommen könnt. Egal auf welchem gottverlassenen Fleckchen Erde Ihr Euch auch immer befinden mögt." erwiderte Owen kalt und zog sich dann das Hemd über den Kopf.
Innerlich verfluchte er sich selbst dafür, dass er so dumm gewesen war und seinen Mund nicht hatte halten können. Das würde nur noch mehr Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten wollte.

"Nein, das war es nicht. Aber da ich zu diesem Zeitpunkt schon hier gelebt habe, war das für Becket auch die einzige Handhabe. Ich war ausgesprochen froh, dass ich vorher nicht in die Mühlen der Kirche geraten bin."
John hielt erstaunt inne, als Owen doch noch ein Teil seiner Geschichte entschlüpfte. Und mit ihm die Erklärung für die Verletzungen. "Was habt Ihr gesagt?" Das erklärte so Einiges...Auch, warum er von Anfang an die Art des jungen Walisers so merkwüdrig gefunden hatte. Offenbar war es nur ihm aufgefallen, vielleicht hatte es die Anderen auch nur nicht gestört. Ihn indes...
"Das...erklärt so einiges. Aber warum? Mit welchem Grund wurde er der Ketzerei für schuldig befunden?" John war wirklich überrascht und auch entsetzt. Er kannte die Machenschaften der Kirche zur Genüge, aber dass sie ein halbes Kind folterten...das war auch ihm neu. Und seine Meinung verbesserte sich dadurch auch nicht gerade.
John stand auf. "Ihr irrt Euch...Hier wird Euch niemand belangen. Und Ihr gebt ihnen auch keinen grund dazu, soweit ich das sehe. Wenn Ihr irgendwo zur Ruhe kommen könnt, dann hier."

Owen zuckte mit den Schultern. "Weil es irgendjemand so wollte." erwiderte er trocken. "Er hat einmal zu oft die falschen Äußerungen gegenüber den falschen Menschen gemacht und schon hat man ihn angeklagt - und den Rest seiner Familie gleich mit dazu."
Sie hatten die Möglichkeit bekommen für 'die richtige Seite' in den Krieg zu ziehen, um damit ihr Unschuld zu beweisen und so Gott es gefiel würden sie danach ein neues Leben anfangen können. Owen hatte sich geweigert. Er wollte nicht kämpfen und schon gar nicht für etwas, was er damals nicht einmal verstanden hatte.
Und dafür hatte er bitter bezahlen müssen bis man ihm schließlich erlaubt hatte in den Dienst des Bischofs zu treten um schließlich Priester werden zu können. Oh wie hatte er diesen Mann damals verachtet als er Owen, der nach der Folter selbst kaum noch auf eigenen Beinen hatte stehen können, auf den Marktplatz hatte bringen lassen, um zuzusehen.
Sieh dir das gut an, Bursche. Ein Fehltritt und du weißt, was auf dich wartet. Und im Vergleich dazu, wird dir der Tod deines Vater gnädig schnell vorkommen.
Die Worte des Bischofs hallten in Owens Kopf nach als hätte er sie erst gestern gehört und nicht vor fast sieben Jahren.
"Mich wird man überall wieder finden, wenn sie wollen und ich nicht vorsichtig bin." bemerkte Owen leise.

"Es ist leicht in diesen Zeiten als Ketzer dazustehen. Seht mich an, mein einziger Fehler war in Lord Cornwalls Dienste zu treten und schließlich den Orden zu verlassen. Ich fürchte den Tag, an dem man auf Lady Joanna aufmerksam wird, weil sie so anders ist, als man es erwartet. Es ist zu leicht geworden...und oftmals ungerechtfertigt. Aber die Kirche hat seit jeher ihre eigenen Gesetze und darum bin ich gewissermaßen froh, ihr nicht mehr in dem Maße verpflichtet zu sein wie früher. Nur noch Gott und meinem Glauben.", erklärte John leise. Auf einmal gab es vielmehr Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Als hätte dieser eine Satz die Tore geöffnet.
"Dann seid vorsichtig. Und glaubt mir, der Earl hat eine gewisse Macht. Er kann Euch schützen, solange Ihr nicht allzu viel fehl geht. Macht Euch nicht so viele Sorgen. Furcht ist hier nicht angebracht."

"Ihr solltet Euch wirklich glücklich schätzen dafür." erwiderte Owen und lächelte müde. "Und vielleicht habt Ihr in Zukunft ja eine etwas andere Meinung von mir. Vielleicht könnt Ihr einem dreizehnjährigen Jungen ja verzeihen, dass er eine Woche unter solchen Zuständen nicht durchgehalten hat."
Dann schloss Owen den letzten Knopf seines Hemdes und nickte knapp. "Ich danke Euch für Eure Hilfe." er hob kurz die verbundene Hand und wandte sich dann zum Gehen. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass John nun von seiner Vergangenheit wusste, besonders ... Owen blieb in der Tür noch einmal stehen.
"Ich hoffe sehr, dass das unter uns bleibt." bat er John kurz, ehe er auf den Gang hinaus trat. Er legte keinen Wert darauf, dass bekannt wurde, was hinter ihm lag, denn das würde nur noch mehr Probleme herauf beschwören, früher oder später.

"Das tue ich. Wir werden sehen..." Schließlich hatten die Gründe, warum er Owen nicht mochte, nur zum Teil damit zu tun. Nach wie vor hielt er den Anderen für zu jung und unerfahren., Aber vielleicht würden sie ja doch noch besser miteinander auskommen. Das würde die Zukunft zeigen. Zumindest Constance würde sich ziemlich freuen, wenn er sich mit Owen besser verstand.
"Keine Ursache..." Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. "Seht es einfach als Teil meiner Schweigepflicht als Arzt. Außerdem hätte ich nichts davon es jemandem zu erzählen und ich nutze das Leid Anderer grundsätzlich nicht für meine Zwecke. Ihr könnt Euch meiner Verschwiegenheit durchaus sicher sein.", erklärte er, bevor Owen gänzlich verschwand. Denn so viel stand fest: er war viel zu gutherzig, um jemandem davon zu erzählen, weil er sich einen Vorteil erhoffte. Oder gar, ihn loszuwerden.

Williams Laune war beinahe am Tiefpunkt angelangt als er den Sattelgurt anzog und sich daran machte Uriel zu trensen. Warum nochmal hatte er Joanna versprochen sie auf seinem Hengst reiten zu lassen?
Ihm behagte diese Vorstellung so rein gar nicht, aber er hatte es nun einmal zugesagt und noch länger aufschrieben konnte er es auch nicht mehr. Also führte er Uriel mit einem letzten seufzten hinaus auf den Sandplatz auf dem Joanna bereits auf ihn wartete.
"Ich sagte bereits, nur Schritt. Ist das klar?" vergewisserte William sich noch einmal besorgt. Es mochte vielleicht gut gehen, doch grundsätzlich traute er seinem Rappen nicht über den Weg was andere Reiter auf seinem Rücken angingen.

Während William seine schlechte Laune anzusehen war, freute sich Joanna sehr darauf, dass er endlich sein Versprechen einlöste und sie auf Uriel reiten ließ. Lange hatte sie darauf gewartet und sie glaubt nicht, dass Uriel sie abwerfen würde. "Hey, du kannst gesagt, du lässt mich auch ein Stück traben.", protestierte sie. "Aber sieh nur mal, was es für Vorteile hätte, wenn er mich duldet. Und ich kann mir das gut vorstellen. Außer dir wagt sich ja niemand auf seinen Rücken, wenn man von Sybilla absieht. Und dann wäre er eben bewegt, wenn du keine Zeit hättest. Findest du nicht?", erklärte sie munter, während sie Uriel sanft über die Nüstern strich.
"Na, mein Guter? Du wirfst mich nicht ab, oder?" Sie lächelte und küsste William auf die Wange. "Schau nicht so finster. Na komm, hilf mir hoch."

"Ich glaube, das hast du geträumt." brummte William. "Und erzähl mir nicht, dass du genügend Zeit dafür hättest ..."
Wiederwillig half William Joanna dann in den Sattel und übergab ihr die Zügel. "Und sei zum Teufel bloß vorsichtig, ich meine das Ernst. Du weißt, wie er sein kann." erinnerte er sie erneut und griff dann nach dem Ohr seines Hengstes und warf diesem einen strengen Blick zu. "Wehe, du bewegst dich nur einen Meter in die falsche Richtung mit ihr." drohte William, erntete von dem großen Rappen aber natürlich nur einen verständnislosen Blick.
"Na dann los ... aber -" er brach ab und verzog kurz das Gesicht als er sah, wie Joanna mit den Augen rollte als er sie erneut zur Vorsicht auffordern wollte.

"Wer weiß.." Joanna grinste ihn an. "Geträumt habe ich das aber sicher nicht." Sie tätschelte Uriel den Hals und lächelte zufrieden. Der Hengst wirkte nicht so, als würde er gleich Anstalten machen sie in den Sand zu setzen. Im Gegenteil, er wirkte entspannt und schaute William nur verwirrt an.
"Jetzt mach dir nicht so viele Sorgen. Ich bin schon vorsichtig genug.", erklärte sie entschlossen.
"Und du brauchst mich auch nicht die ganze Zeit wie ein kleines Kind zu behandeln und zu führen, weißt du, ich kann reiten.", neckte Joanna ihn liebevoll. Sie wusste, dass er sich Sorgen machte. Er wollte einfach nicht, dass ihr etwas passierte.
"Auf Chouchou willst du mich lassen, aber Uriel traust du nicht über den Weg? Erstaunlich. Komm schon, entspann dich. Er sieht doch nicht so aus, als würde er gleich in die Luft gehen. Und er kennt mich doch...", beruhigte sie ihn und setzte den Hengst in Bewegung.

William schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust als Joanna den Rappen in Bewegung setzte. Ihm war ganz und gar nicht wohl bei der Sache, aber das wusste Joanna ja zu genüge.
Seine Finger verkrampften sich in seinem Hemd als er beobachtete, wie Uriel die Ohren aufstellte und ganz leicht die Nüstern blähte. William kannte seinen Hengst nur allzu gut und wann immer er ihn ritt, spürte er sofort jede Anspannung in dem Tier - und das war keineswegs anders, wenn er unten auf dem Boden stand und Uriel beobachtete.
Hoffentlich geht das gut. schickte er ein leises Stoßgebet zum Himmel.

Joanna runzelte die Stirn, als auch sie die Anspannung spürte, die erst nach einer Runde ruhigen Schrittes durch den mächtigen Leib huschte. Uriel schien irgendetwas gesehen zu haben - und irgendwie schien sie ihm nicht die selbe Sicherheit vermitteln zu können wie sein Reiter.
Uriel blieb wie angewurzelt stehen und starrte zwischen die Bäume, die am Rande des Platzes standen und machte dann einen Satz zur Seite, bei dem Joanna ihr Gleichgewicht nur durch einen beherzten Griff in die lange Mähne bewahrte.
"Meine Güte, Uriel, stell dich nicht so an. Da ist doch nichts.", murmelte sie und versuchte ihn vorwärts zu bewegen. Doch der Hengst schien seinen ganz eigenen Kopf zu haben und trippelte nervös auf der Stelle, schließlich vorwärts. Als Joanna ihn erneut mit einem Schenkeldruck aufforderte, sich doch endlich wieder vorwärts zu bewegen, fand der Rappe das gar nicht lustig und trat nach hinten aus, sodass seine Reiterin endgültig den Halt verlor und über die Schulter in den Sand stürzte.
"Himmel, du dummes Pferd, da war doch gar nichts!", schimpfte sie vor sich hin, während sie sich wieder aufrappelte. Das konnte sie nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen!

William wusste bereits, dass das kein gutes Ende nehmen würde, noch ehe Uriel seinen ersten Satz zur Seite machte. Als Joanna wenig später im Sand landete, löste er sich ruckartig aus seiner Starre und war umgehend bei ihr.
"Hast du dir weh getan?" fragte er besorgt, während er neben Joanna in die Hocke ging. "Ich habe dich ja gewarnt ..." murmelte er, während er Joanna vorsichtig hoch half.
Für ihn war die Sache damit erledigt. Er würde sie sicher nicht nochmal auf den Hengst lassen, so viel war klar. Das Risiko, dass irgendetwas passierte, war einfach viel, viel zu groß.

Joanna schüttelte unwirsch den Kopf. "Nein. Es ist alles in Ordnung, keine Sorge. Verletzt ist einfach nur mein Stolz, weil er meinte sich so anstellen zu müssen. Dabei war da absolut nichts!"
Joanna klopfte sich den Staub von der Kleidung und strich sich eine Strähne hinters Ohr, dann machte sie sich auf um Uriel wieder einzufangen, der ihr seelenruhig entgegen sah, als wolle er sie auslachen. "Ich weiß, dass du mich gewarnt hast, aber das ist für ihn kein Grund sich dermaßen anzustellen. Das kann er meinetwegen mit Geoffrey tun, aber nicht mit mir."
Langsam kam sie mit dem Hengst zu William zurück. "Hilf mir bitte noch einmal in den Sattel. Ich will ihn damit jetzt sicher nicht davon kommen lassen. Er kann schließlich nicht immer mit solchen Eskapaden durchkommen."

William beobachtete, wie Joanna Uriel wieder einsammelte und zu ihm zurück kehrte.
"Nein." erklärte er dann entschlossen. "Du hast es ausprobiert, es hat nicht funktioniert. Und es ist auch egal, ob er bei dir damit durch kommt oder nicht, da du ihn in Zukunft sowieso nicht mehr reiten wirst. Lass es also gut sein, bevor noch etwas ernstes passiert. Das ist es dann wirklich nicht wert." bemerkte William und griff nach Uriels Zügeln.
Auch wenn Joanna nicht begeistert sein würde, er würde sie sicher nicht nochmal auf dieses Pulverfass lassen.

"Es hat nur nicht funktioniert, weil er geglaubt hat, irgendwelche Gespenster sehen zu müssen.", widersprach Joanna. "Warum traust du mir nichts zu? Wie oft bist du von ihm geflogen? Ziemlich oft, oder? Was sollte mir schon Großes passieren bis auf ein paar blaue Flecke und Kratzer? Sei nicht so überempfindlich."
Joanna wusste ganz genau, dass sie gegen seinen Willen nicht ankommen würde, wenn er wirklich auf seinem Widerspruch beharrte. Und sie war ziemlich wütend, dass Uriel ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Sie hatte ihrem Mann einfach nur Arbeit abnehmen wollen, denn Uriel wurde eben unleidlich, wenn man ihn nicht bewegte. Aber dieser Sturkopf stellte sich quer und es juckte sie in den Fingern, es erneut zu versuchen. Wie sehr hatte sie sich da Cuivre gelobt...

William legte Joanna eine Hand auf den Unterarm. "Joanna, bitte." bat er dann. "Dieser Teufel hat mich in seinen jungen Jahren einmal fast umgebracht, als er die Beherrschung verloren hat. Ich weiß, wozu er in der Lage ist und ich will nicht, dass du dir seinetwegen auch nur einen Knochen brichst." versuchte William seine Sorge dann zu erklären. "Wenn du mir unbedingt Arbeit mit ihm abnehmen willst, dann probieren wir, wie er sich benimmt, wenn du ihn longierst. Dabei kann er dir wenigstens nicht weh tun. Bitte."
William wurde ganz anders, wenn er nur daran dachte, dass Joanna sich am liebsten sofort wieder in den Sattel schwingen würde.

Joanna kaute eine ganze Weile auf ihrem Widerstand herum, ehe sie langsam ausatmete. "Na gut. Dir zuliebe." Aber es ärgerte sie immer noch ziemlich, dass Uriel sie nicjht duldete, obwohl er sie schon so lange kannte. "Wann probieren wir es aus?" Und vielleicht würde Uriel ja auch umgänglicher, wenn sie sich mehr mit ihm beschäftigte. Vielleicht wurde es dadurch besser und er lernte Respekt vor ihr zu haben. Und dann konnte sie ihr Gück im Sattel immer noch versuchen.
Joanna gab Uriel einen leichten Klaps. "Du Sturkopf. Kein Wunder, dass du dich mit William so gut verstehst..."
Immerhin konnte ihr Mann genauso stur sein. "Er hätte sich wenigstens einmal benehmen können."

William atmete erleichtert aus als Joanna nachgab und zog sie spontan an sich, um ihr einen Kuss zu geben. "Ich danke dir." murmelte er und strich ihr über die Wange.
"Wenn du hier wartest ohne irgendwelche Dummheiten anzustellen, können wir es jetzt gleich versuchen." schlug er Kompromissbereit vor und grinste schelmisch, ehe er kurz in den Stall verschwand, um die lange Longe zu holen, die er sonst für die jungen Pferde nutzte oder wenn er den Kindern Unterricht gab.
"Na dann versuch dein Glück so einmal." William drückte Joanna die Longe in die Hand und befestigte die Steigbügel so, dass sie Uriel nicht ständig gegen den Bauch schlagen konnten.

Joanna seufzte leise und wartete auf ihren Mann. Ihr gefiel das zwar nicht, aber besser als gar nichts. Sie konnte William ja verstehen. Uriel war manchmal wirklich ein Teufel in Pferdegestalt und warum er Sybilla duldete, hatte ohnehin noch niemand von ihnen verstanden.
Sie nahm ihm die Longe ab und setzte den Hengst mit einem Schnalzen in Bewegung. Es war einfacher mit ihm als vom Sattel aus und der Hengst widersetzte sich kaum. Stattdessen lief er zunehmend entspannter seine Runden, egal in welcher Gangart und das nahm ihr wenigstens ein Stück weit ihren Frust.
"Dieses Pferd ist wirklich merkwüdrig. Ich hoffe stark, dass das nicht auf seinen Enkel durchschlägt und der eher nach seiner Mutter kommt." Schließlich wollte sie Chouchou gerne reiten und William würde sich wieder anstellen, wenn er nicht völlig brav war.

William legte einen Arm um Joannas Taille und verfolgte die Bewegungen des Hengstes ganz genau. "Merkwürdig ist ein passendes Wort. Aber im Krieg kann ich mir keinen verlässlicheren Begleiter als ihn wünschen." erwiderte William.
"Wir werden sehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass der kleine lediglich die Farbe seines Großvaters geerbt hat."
Bisher war der Junghengst immerhin sehr unkompliziert und ausgesprochen gelehrig gewesen. Uriel war von Anfang an ein Biest gewesen, darin unterschieden die zwei sich immerhin schon.
"Na siehst du, dann warst du aber immerhin nicht ganz erfolglos heute." versuchte William sie schließlich aufzumuntern als sie auch die Longenarbeit mit Uriel beendeten.

Joanna war eigentlich recht gut gelaunt. William und sie saßen in seinem Arbeitszimmer und warteten darauf, dass ein Fremder sich vorstellte, der um eine Stelle bitten wollte. Peter hatte ihn gerade angekündigt und William hatte sich entschlossen ihn anzuhören und zugleich ihre Gedanken über den Mann anzuhören.
Sie saß nun neben ihm und wartete ab. Der Mann mit den langen dunklen Haaren trat ein und verneigte sich respektvoll. Im ersten Moment war da nur ein vages Gefühl der Beunruhigung, doch als sich ihre Blicke für einen Moment kreuzten, wurde Joanna deutlich blasser. Sie kannte diesen Mann. Und das deutlich besser, als ihr lieb war.
Sie hatte geglaubt und gehofft, ihn nie wieder zu sehen, ja, sie hatte ihn längst vergessen gehabt, auf dass die gemeinsame Zeit nur ihnen bekannt sein würde. William brauchte davon gar nichts zu wissen.
Joanna zweifelte nicht daran, dass Roland sie erkannt hatte, vielleicht sogar ihretwegen hier war. Doch was wollte er? Wenn möglich wollte sie nicht, dass William erfuhr, was sie verband. Dass sie sich kannten.

Roland

Als Roland herein gelassen wurde, verneigte er sich zunächst vor dem Lordkanzler und anschließend vor dessen Frau. Und genau diese sah er einen Sekundenbruchteil länger an, dass war jedoch auch bereits alles, was für den Moment darauf hindeuten ließ, dass er sehr wohl wusste, wen er vor sich hatte.
Immerhin war er nicht grundlos hergekommen, denn er rechnete sich hier ausgesprochen gute Chancen aus.
"Mylord, Mylady, wenn ich mich vorstellen darf. Mein Name ist Roland und ich bin hergekommen, um Euch meine Dienste anzubieten und in der Hoffnung, dass Ihr für einen fähigen Ritter noch einen Platz in Eurem Gefolge übrig habt." brachte er dann sein Anliegen direkt auf den Punkt. Er hielt nicht viel davon lange herum zu reden, zumal er bei der werten Gemahlin darauf setzte, dass sie sich gut an ihn erinnerte ... und ihm dadurch womöglich einen Gefallen tun würde.
William nickte knapp und musterte den Mann aufmerksam von oben bis unten. "Für einen fähigen Mann ist meistens Platz, nur ob Ihr eben dieses auch seid, werdet Ihr unter Beweis stellen müssen." erklärte er gelassen.