William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

Henry saß vor dem Feuer und wartete beinahe ungeduldig auf Ida. In letzter Zeit war sie fast täglich bei ihm gewesen. Manchmal, weil er sie in seinem Bett hatte haben wollen, aber manchmal auch einfach nur, damit jemand da war und er nicht alleine herum saß. Wenn er sie beobachtete, wie sie zum Beispiel an ihrer Stickerei arbeitetet, erfüllte ihn das in gewisser Weise mit etwas Ruhe und so hatte er Ida durchaus gern um sich.
Auch heute wartete er wieder, eigentlich hatte er schon längst mit ihr gerechnet, doch sie schien sich zu verspäten. Deshalb hatte er sich einen Becher Wein eingegossen und nippte nun von Zeit zu Zeit an dem Becher, während er nachdenklich ins Feuer starrte.

Ida de Tosny

Ida hatte es zunehmend genossen, dass Henry ihr Aufmerksamkeit schenkte und sie sehen wollte. Genauso, wie sie mittlerweile gelernt hatte, dass es wirklich schön sein konnte bei einem Mann zu liegen. Behutsam hatte Henry sie an alles herangeführt, was sie wissen musste und sie war ihm ausgesprochen dankbar dafür.
Doch nun schien es, als würde sich alles noch einmal ändern und darüber machte sich Ida wirklich Sorgen, mochte sie Henry doch sehr gern.
Sie war ein wenig später als gewöhnlich, aber zu viel in Gedanken, um sich darum zu scheren. Sie klopfte und trat ein, da blieb ihr Blick bereits an Henrys Gestalt im Sessel vor dem Feuer hängen.
Wie sollte sie ihm das nur sagen?
"Verzeiht, dass ich so spät komme..."

 

Henry sah auf als es klopfte und kurz darauf Ida herein trat. Seine Miene erhellte sich und er gab Ida ein Zeichen zu ihm zu kommen. "Kommt, setzt Euch zu mir." bat er sie und lächelte. "Macht Euch darüber keine Gedanken, wichtig ist, dass Ihr überhaupt gekommen seid." erwiderte Henry und legte einen Arm um Idas Taille, um sie auf seinen Schoß zu ziehen.
Er nahm noch einen großen Schluck Wein und stellte den Becher dann zur Seite, um Ida zur Begrüßung einen Kuss zu geben. "Wir war Euer Tag?" erkundigte er sich neugierig.

Ida de Tosny

Ida lächelte leicht. Henry konnte so sanft sein, wenn er wollte, wirklich liebenswert. Und sie mochte den oft so hitzköpfigen König wirklich gern. Doch, was wenn sich nun alles ändern würde?
Sie folgte seiner Aufforderung dennoch und setzte sich auf Henrys Schoß, um sich ein klein wenig an ihn zu schmiegen.
"Mein Tag war in Ordnung. Nicht viel Besonderes. Und Eurer?", gab sie die Frage schließlich zurück, denn Ida wusste genau, dass Henry gelegentlich gern über seine Probleme sprach.
"Aber....ich...ich muss mit Euch sprechen, Henry..."

 

Henry legte beide Arme um Ida als sie sich auf seinen Schoß setze und an ihn schmiegte. Er lauschte ihr aufmerksam und lächelte dann kurz. "Ihr seid die Krönung meines Tages, Ida." erklärte er und küsste sie sachte. "Ich musste mich mit ein paar penetranten Bittstellern herum schlagen, aber ansonsten war mein Tag verhältnismäßig ruhig."
Im nächsten Moment verengte Henry misstrauisch die Augen. "So? Worüber denn? Immer raus mit der Sprache." forderte er Ida auf. War heute etwa der Tag gekommen an dem sie ihm eröffnete, dass sie irgendeinen kleinen Lord gefunden hatte, der sie haben wollte? Henry hatte schon oft genug daran gedacht, dass dieser Tag kommen würde, dennoch machte es ihn unruhig.

Ida de Tosny

Ida genoss die Wärme in Henrys Nähe und fragte sich, wie lange das noch anhalten würde, wenn er von den Neuigkeiten wusste.
Sie erwiderte sanft seinen Kuss und lehnte einen Moment den Kopf an seine Schulter. Erst, als er sie aufforderte zu sprechen, hob sie ihn wieder und sah Henry kurz in die Augen. Dann senkte sie den Blick. "Ich.." Was, wenn sich damit alles änderte? Aber sie konnte ihm das nicht verschweigen, schließlich würde es bald ohnehin offensichtlich sein.
"Ich glaube, ich erwarte ein Kind.", wisperte sie tonlos.

 

Henry starrte Ida wortlos an. Für einen Moment fiel ihm rein gar nichts dazu ein und er wusste einfach nicht, was er sagen oder auch nur fühlen sollte. Einerseits wollte er sich darüber freuen, andererseits musste er an Jane denken ... Jane ...
"Du bist schwanger?" fragte er leise und legte eine Hand an Idas Wange. Wäre sie Jane, dann hätte er sie jauchzend in die Arme geschlossen. So aber verharrte er erst einmal bewegungslos. Er atmete leise aus, dann legte er ein wenig zögerlich die Hand auf ihren Bauch. "Wie weit bist du schon?" fragte er dann. Ganz ohne nachzudenken hatte er die Förmlichkeit fallen gelassen.

Ida de Tosny

Ida hob fast ein wenig ängstlich wieder den Blick. Doch die erwartete unwirsche Reaktion blieb aus. Stattdessen schien er nicht so recht zu wissen, wie er überhaupt reagieren sollte
"Ja..." Und plötzlich waren sie sich näher als je zuvor, denn er ließ jede Distanz fallen. Ida entspannte sich ein wenig, als Henry ihr die Hand auf den Bauch legte.
"Ja...", erwiderte sie leise. "Ich weiß es nicht genau. Aber ich...ich glaube, ich habe zum zweiten Mal nicht geblutet.", erklärte sie dann leicht errötend.
"Werdet Ihr mich jetzt wegschicken?"

 

Henry musste nachdenken, er war gar nicht in der Lage Ida richtig zuzuhören. Zum zweiten Mal nicht geblutet ... ja, das machte Sinn, das würde zeitlich durchaus passen. Zumal man ihr ja auch noch nichts ansah.
Henry schwieg solange bis Ida ihre Frage an ihn richtete. Daraufhin starrte er sie beinahe entsetzt an. "Nein!" erklärte er fast ein wenig ruppig und biss sich dann auf die Unterlippe. Er legte Ida sanfter die Hand an die Wange. Darüber war er sich auf jeden Fall sicher. "Nein, auf keinen Fall. Du wirst hier bleiben, immerhin ist es mein Kind, das du da unter dem Herzen trägst."

Ida de Tosny

Ida seufzte leise und fühlte sich gleich deutlich besser. Henry würde sie nicht wegschicken, sie würde bleiben und weiter seine Nähe genießen dürfen.
Sie legte ihren Kopf zurück an seine Schulter. "Das ist gut...ich danke Euch." Sie würde sich keine Sorgen machen müssen, denn er würde sich um sie kümmern.
"Ich...habe Angst, dass ich etwas falsch mache. Ich habe mich noch nie um ein Kind gekümmert." Sie war noch so jung.
"Was ist, wenn ich keine gute Mutter bin?"

 

Henry legte wieder beide Arme um Ida als diese sich gegen seine Schulter lehnte, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, keine Angst, du wirst alles richtig machen. Sei einfach du selbst und du wirst eine gute Mutter, das versichere ich dir." Ida würde sicher alles richtig machen, sie hatte ein gutes Herz.
Er allerdings würde sich Gedanken darüber machen müssen, wie es weiter gehen sollte. Er war sich sicher, dass er mit Ida nicht so leben konnte wie mit Jane, aber irgendeine Lösung musste her. Er hatte sie ja gern und es war sein Fleisch und Blut, das in ihr heran wuchs und dafür würde er Sorge tragen. Alles andere würde Henry sich überlegen müssen.

Ida de Tosny

Es tat Ida wirklich gut, dass Henry ihr Mut zusprach. Sie hatte nie erwartet, so bald Mutter zu werden. Aber sie hatte auch nicht erwartet, je die Mätresse des Königs zu werden. Es war ganz anders gekommen, als gedacht.
Sie wusste noch nicht so recht, wohin dieser Weg sie führen würde, aber Henry würde auf sie aufpassen und beschützen. Sie und das Kind.
"Wenn Ihr Euch da so sicher seid..." Ida lächelte flüchtig. Den ganzen Tag hatte sie sich Sorgen gemacht und Henry nahm es so locker.

 

Henry küsste Ida kurz auf die Wange. "Das bin ich mir." erwiderte er und seufzte leise. "Also werde ich doch noch einmal Vater ... ein eigentümlicher Gedanke." murmelte Henry und lehnte sich etwas zurück. Er schloss die Augen und strich Ida über den Rücken. "Wir sollten es uns heute einfach ein wenig gemütlich machen, ein ruhiger Abend ... die Nachricht muss ich erst einmal verdauen." bemerkte Henry und grinste dann leicht.
Vor allem brauchte er Zeit um in Ruhe nachzudenken. Das kam nun wirklich unerwartet und er wusste schon, dass Idas Schwangerschaft ihn nicht kalt lassen würde.

 

Joanna quälte sich schon den halben Tag mit furchtbarer Unruhe herum. Es waren nicht direkt Schmerzen, aber ein unangenehmes Ziehen, dass sich nun immer mehr einstellte. Sie kannte all das inzwischen gut, aber sie kannte auch Williams Sorgen.
Um sich abzulenken war sie in den letzten Stunden eher ziellos durch die Burg gewandert, mit immer größeren Pausen, bis sie ihr Weg schließlich zu Williams Arbeitszimmer geführt hatte.
Mühsam setzte sie sich auf einen Stuhl und atmete durch.
"Ich schätze, du solltest John Bescheid sagen. Unser Kind möchte gern heute noch zur Welt kommen.", erklärte sie dann gelassen.

 

William war überrascht gewesen als Joanna zu ihm ins Arbeitszimmer kam und war im ersten Moment völlig sprachlos. Dann schüttelte er den Kopf. "Du solltest nicht alleine umher wandern in deinem Zustand." schalt er sie sanft und beobachtete, wie Joanna sich umständlich auf dem Stuhl niederließ.
Im nächsten Augenblick weiteten sich seine Augen entsetzt. "Bitte was?" fragte er entgeistert und war im nächsten Moment auf den Beinen. "Und da wanderst du so munter durch die Gegend? Bist du verrückt? Du gehörst ins Bett!" Er eilte zu ihr hinüber und ging vor ihr in die Hocke.
"Erst sollte ich dich zurück in unser Gemach bringen, du kannst ja kaum hier in meinem Arbeitszimmer unser Kind zur Welt bringen. Danach hole ich sofort John." Himmel, diese Frau machte ihn wirklich noch wahnsinnig!

 

Joanna musste unwillkürlich lächeln, als er sie tadelte und seine Sorge wieder augenscheinlich wurde. "Kein Grund zur Panik. Du solltest doch mittlerweile wissen, dass es so schnell nicht geht. Es dauert eine Weile und ich war sehr unruhig. Ich hatte einfach das Gefühl mich etwas bewegen zu müssen, manchmal ist das bei Wehen nicht verkehrt. Ich bin nicht verrückt, aber da ich nun so langsam wirklich ins Bett sollte, habe ich dich ja aufgesucht."
Joanna sah sanft auf ihn hinab und strich ihm durch die dunklen Locken. "Das solltest du. Lass mich nur noch eine Minute hier sitzen und ein wenig Atem schöpfen, dann können wir gleich los."

 

William schnaubte leise. "Du bist wirklich unglaublich." erklärte er nur, verzichtete aber auf weitere Diskussionen. Stattdessen wartete er ab bis Joanna wieder ein wenig Kräfte gesammelt hatte und half ihr dann in die Höhe. "Na los, wir sollten gehen." forderte er sie sanft auf und bugsierte sie dann von seinem Arbeitszimmer zum Schlafgemach. Dort half William seiner Frau das Kleid auszuziehen und sich ins Bett zu begeben, erst dann gab er ihr einen Kuss. "Ich werde John und der Hebamme Bescheid geben und bin gleich wieder zurück." Damit verschwand er dann eilig nach draußen.

 

Joanna lachte flüchtig auf. "Das weißt du doch, deshalb hast du mich ja auch geheiratet.", neckte sie ihren Mann ein wenig, folgte ihm aber langsam in das gemeinsame Gemach. Sie ließ sich von ihm dabei helfen, ihr Kleid auszuziehen und sah ihm dann nach, als er verschwand um Verstärkung zu holen.
Joanna strich sanft über ihren runden Leib und wartete wider einen Moment, als die nächste Wehe kam. Die Abstände waren noch groß und Joanna wusste, dass sie noch viel von ihrer Kraft brauchen würde, wenn die Wehen schneller kamen und das Kind sich wirklich auf den Weg machte.
"Zum Glück ist John unterwegs....", murmelte sie ein wenig missmutig.
Wenn William sie nur nicht verrückt machte mit seiner Sorge....

 

William hatte erst der Hebamme Bescheid gegeben und war dann zu John geeilt, um sich mit diesem zusammen dann wieder auf den Weg zu Joanna zu machen. Vor dem Gemach hielt er den Arzt noch einmal auf. "John..." begann er unwohl und sah seinen Freund ernst an. "Sie muss das überstehen, hörst du?" murmelte William dann mit gedämpfter, aber ernster Stimme. "Egal was passiert, ich flehe dich an, sorgt dafür, dass ich sie gesund zurück bekomme." bat er inständig, wenngleich William natürlich wusste, dass der Arzt alles tun würde, was in seiner Macht stand. Deshalb vertraute er John ja auch so bedingungslos.
Trotzdem hatte er das Bedürfnis gehabt es ihm noch einmal zu sagen, ehe er nun die Tür öffnete und das Gemach wieder betrat.

 

John war bisher sehr zufrieden mit Joanna gewesen, denn diese hatte sich wirklich geschont und auf seinen Rat gehört. Er hatte regelmäßig nach ihr gesehen und alles für gut befunden. Dennoch konnte er Williams Sorgen verstehen. Er legte William eine Hand die Schulter und sah ihn beruhigend an.
"Und sie wird es überstehen, mach dir keine Sorgen und vertraue ein wenig auf Gott. Glaube mir, es ging ihr wirklich gut die letzte Zeit, sie hat schon einige Kinder geboren. Ich gebe dir mein Wort, ich tue alles, was mir möglich ist, damit ihr nichts passiert.", erklärte er ernst und folgte William dann durch die Tür, wo Joanna auf sie wartete.
"Ich dachte schon, du wärst unterwegs in Ohnmacht gefallen, William...", bemerkte diese mit einem schiefen Lächeln.

 

William hörte John aufmerksam zu und nickte dann. "Ich danke dir." erwiderte er leise. William wusste, dass er sich stets auf John verlassen konnte und auch seine beruhigenden Worte taten gut, wenn gleich die Angst weiter an ihm nagte.
Aber für den Augenblick musste William sich zusammen reißen als er das Gemach betrat. Er schnitt eine Grimasse und hob die Schultern. "Auszuschließen wäre das immerhin nicht." erwiderte er und gab Joanna einen Kuss auf die Wange. "Wie fühlst du dich? Kommen die Wehen schon schneller?" fragte er und griff nach ihrer Hand.

 

Joanna lachte leise auf. "Nein, bei dir wirklich nicht, so nervös wie du immer bist. Aber nun bist du ja wieder da." Sie seufzte leise und drückte sanft seine Hand.
"Es geht. So langsam werden die Abstände kürzer, ich schätze, es wird nicht mehr allzu lange dauern." Und darum war sie auch froh. Desto eher hatte sie es hinter sich.
"Meinst du, du schaffst es ruhig zu bleiben, Liebster? Ich weiß, dass du dir große Sorgen machst, aber bleib ruhig, ja?"
Joanna wusste, dass das gar nicht so einfach war. Sie selbst würde sich bald ohnehin nur noch auf ihren kleinen Kampf konzentrieren und nur deshalb die Sorge abschalten können.

 

William grinste matt. "Das werde ich wohl müssen, wenn ich verhindern will, dass John mich vor die Tür setzt." erwiderte er. Es würde schwer werden, so nervös wie er war, doch die Vorstellung draußen warten zu müssen, plagte ihn noch viel mehr, also würde William sich zusammen reißen.
William beugte sich vor, damit er Joanna ins Ohr flüstern konnte. "Ich weiß ja, dass du das hinbekommst und John ist auch hier ... es wird alles gut gehen." Er gab ihr noch einen Kuss und lächelte sanft. "Ich liebe dich." erklärte er und zog sich dann auf den Stuhl zurück von dem aus er die ganze Sache verfolgen würde, immerhin wollte er niemandem im Weg sein.

 

"Das ist allerdings richtig. Aber bisher hast du es ja auch immer geschafft." Joanna bemühte sich mit einem beruhigenden Lächeln. "Ich liebe dich auch.", flüsterte sie. Sie merkte kaum noch, wie er sich auf den Stuhl zurückzog, denn die Wehen forderten nun ihre ganze Aufmerksamkeit. Es wurde sehr anstrengend und zog sich länger, als Joanna erwartet hatte.
So war sie auch völlig erschöpft, als es schließlich geschafft war und John sich um das Neugeborene kümmerte, ehe er es William brachte, um sich besser um Joanna kümmern zu können.
"Ein gesunder Junge. Ein bisschen schmächtig noch, aber das wächst sich aus.", erklärte der Arzt mit einem zufriedenen Lächeln.

 

William hatte stumm da gesessen und die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Erst als Joanna zurück in die Kissen sank und im nächsten Moment ein protestierender Kinderschrei zu hören war, atmete William wieder durch.
Er war auf den Beinen, ehe John ihn ganz erreicht hatte und nahm dem Arzt das Kind ab. "Ein Junge ..." murmelte er leise und starrte andächtig auf das Kindchen in seinen Armen hinab. Wie wundervoll es doch war, noch einmal Vater geworden zu sein! "Ein kleiner Junge." William schluckte, dann trat er an das Bett heran und sah Joanna sorgenvoll an. "Wie geht es dir?" fragte er leise, ehe er sich auf der Bettkante niederließ, um ihr den Jungen zu zeigen. "Ich habe Recht behalten ... es ist ein Junge." murmelte er mit heiserer Stimme.