William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

 

Joanna brauchte einige Momente, um sich wieder ein wenig zu sammeln und schließlich ihr Kind begutachten zu können. Sanft strich sie dem Kleinen über die Wange.
"Ein Junge...du hattest also wieder einmal Recht. Du hat wirklich ein Gespür dafür, was er wird.", sagte sie sanft. "Es geht....ich bin sehr erschöpft. Aber ich bin überglücklich, dass wir Beide das alles so gut überstanden haben."
Joanna sah ihren Sohn kurz an und schloss einen Moment die Augen.
"Wir sollten ihm einen Namen geben. Wie findest du....William?"

 

William nickte und musterte Joanna aufmerksam, warf kurz einen Blick zu John. "Erschöpft darfst du wohl sein, aber sonst ist alles in Ordnung?" fragte er besorgt. Er wusste noch zu gut, wie es Jane ergangen war!
Im nächsten Moment wische Joanna jedoch all seine Sorgen beiseite und er konnte sie nur noch verblüfft anstarren. William. Sie schlug wirklich vor, den Jungen nach ihm zu benennen.
Hatte es ihn zuvor bewegt einen Sohn bekommen zu haben, so stiegen William nun prompt die Tränen in die Augen. "Bist du sicher?" fragte er heiser. Er war so unglaublich gerührt von Joannas Vorschlag, dass er heftig blinzeln musste, um die Tränen fort zu bekommen.

 

"Ja, es ist in Ordnung. Nicht anders, als sonst auch, außer vielleicht, dass es mich ein wenig mehr angestrengt hat." Aber sie wurde eben auch nicht jünger, das merkte sie an solchen Sachen durchaus. Sie beobachtete ihren Mann ganz genau und sie hatte gewusst, dass es ihm viel bedeuten würde. Sanft strich Joanna über seine Wange, als sie die Tränen in seinen Augen sah.
"Natürlich bin ich sicher, sonst würde ich es doch nicht vorschlagen. Du bist sein Vater und das ist unser letzter Sohn, so wie es aussieht. Also liegt es doch nahe, ihn nach dir zu benennen. Auf dass er ein ebenso aufrechter Mann wird wie du..."
Wenn ihre Söhne so würden wie William, dann wäre sie wirklich glücklich.

 

William musste schlucken. Er wusste genau, was Joanna eigentlich davon hielt die Kinder nach ihren Eltern zu benennen, dass sie sich nun doch dafür entschied, berührte ihn unglaublich.
Er lehnte sich vor und gab Joanna einen langen Kuss. "Ich liebe dich." flüsterte er gegen ihre Lippen und hielt ihr dann den Kleinen hin. "Hier, du hast ihn ja noch gar nicht auf dem Arm gehabt." stellte er fest und übergab Joanna ihren Sohn.
Es war ein traumhafter Moment hier auf ihrer Bettkante zu sitzen und Joanna mit dem Neugeborenen im Arm zu beobachten. Und William konnte nicht anders als ein Dankesgebet zum Himmel zu schicken, dafür, dass ihm dieser Anblick noch einmal vergönnt war.

 

Joanna erwiderte seinen Kuss und lächelte ihn an. "Ich dich auch..." Nie hatte sie bereut, so viel für ihn riskiert zu haben. Auch wenn sie schwierige Zeiten gehabt hatten, die hatte vermutlich jeder in seinem Leben.
Dankbar nahm sie ihren kleinen Sohn entgegen und strich ihm über die Wange. "Er sieht aus wie du....wie Robert.", erklärte sie dann leise. Ihr eigenes Erbe war bisher noch wenig zu erkennen, aber vielleicht spiegelte es sich in seinem Temperament wieder.
"Ich bin froh, dass wir ihn haben. Aber auch, dass es geschafft ist."

 

William lächelte sanft und nickte. Der Kleine hatte zweifelsohne Williams dunkle Augen bekommen und der weiche Flaum auf seinem Kopf war ebenfalls dunkel. "In der Tat." murmelte William, legte einen Arm um Joanna und sah auf den Kleinen hinunter. "Ein wundervoller Moment." stellte er andächtig fest und seufzte zufrieden.
Dann sah er Joanna wieder an und lächelte. "Soll ich ihn erst einmal mitnehmen und seinen Geschwistern vorstellen, dann kannst du dich etwas ausruhen?" schlug William dann vor.

 

Joanna nickte langsam und lehnte ihren Kopf ein wenig an Williams Arm an. Ein sehr idyllischer Moment, da hatte er recht. Es war wirklich schön, in solcher Ruhe das neue Familienmitglied willkommen zu heißen. "Er wird das Nesthäkchen sein und von allen völlig verwöhnt werden. Aber es ist egal, Hauptsache, er ist glücklich dabei."
Sie schwieg einen Augenblick und stimmte dann zu. "Ja, das solltest du tun. Ich sollte ein wenig schlafen. Aber bring ihn bald wieder, damit ich ihn stillen kann, ja?"
Es war wirklich ein merkwürdiges Gefühl, doch noch einmal Mutter geworden zu sein statt Großmutter.

 

"Das wird er. Vor allem von mir." bestätigte William breit grinsend und strich seinem Sohn sachte über die Wange. "Aber das wird schon in Ordnung sein. Wenn er wird wie seine Geschwister, wird er uns zwar in Atem halten, aber beklagen können wir uns wahrlich nicht." Dann lachte William sanft. "Keine Sorge, er wird schnell wieder bei dir sein. Aber so kannst du wenigstens für eine halbe Stunde oder Stunde etwas Schlaf finden und dich ausruhen."
William wurde etwas ernster und sein Blick glitt zu John hinüber. "John, ich möchte, dass du in den nächsten Tagen immer in ihrer Nähe bleibst." erklärte er dann. "Nur um ganz sicher zu gehen."

 

Joanna grinste zurück und musste gestehen, dass er recht hatte. William würde seinen Sohn verwöhnen und ihr würde es nur bedingt etwas ausmachen. Sie war ja wirklich froh, dass er seine Kinder so sehr liebte und ihnen Zeit widmete.
"Das Schönste ist, dass du jetzt mehr Zeit für uns hast, weil du Robert einen Teil deiner Arbeit abgeben kannst." Das war früher nicht möglich gewesen. Es hatte Zeiten gegeben, wo sie ihn nur abends vor dem Einschlafen gesehen hatte.
"William, mir geht es gut! Ich bin nicht krank und es besteht keine Notwendigkeit, dass John sich die ganze zeit hier herum quält und sich langweilt.", protestierte Joanna, doch John legte ihr sanft die Hand auf Schulter.
"Ich werde jede Stunde nach ihr sehen, solange du unterwegs bist, mein Freund. Wenn heute Nacht etwas sein sollte, bist du ja bei ihr und kannst mich rufen."

 

William nickte erneut. "Ja, das sollte wohl allen zu gute kommen. Robert findet sich immer mehr in seine Aufgaben hinein und ich habe dafür mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben." Er hauchte Joanna einen Kuss auf die Lippen und nahm ihr vorsichtig seinen kleinen Namensvetter wieder ab.
Er wollte gerade etwas auf ihre Worte entgegnen als John sich einschaltete. William schenkte dem Arzt ein dankbares Lächeln und nickte leicht. Er war mehr als froh darüber, dass John in dieser Sache auf seine Sorgen einging.
"Ich weiß, dass du nicht krank bist." erwiderte er deshalb nun zärtlich. "Ich möchte nur wirklich sicher gehen, dass es dir gut geht und du dich rasch erholst. Wir alle brauchen dich immerhin bald wieder auf den Beinen." erklärte William sanft.

 

Joanna ließ sich ein wenig tiefer in die Kissen sinken, nachdem William ihr den Kleinen abgenommen hatte. "Ja, ich weiß. Du sorgst dich nur um mich, obwohl das unnötig ist. Es wird schon alles gut gehen und ich werde bald wieder ganz auf der Höhe sein. Ich bin doch immer recht schnell zurück auf den Beinen.", erklärte sie sanft und gab ihm einen letzten Kuss.
"Und als Zeichen meines guten Willens mich noch ein wenig zu schonen, werde ich nun ein klein wenig schlafen. Einverstanden?"
Sie sah ihm nach, als er such zur Tür wandte und schloss dann die Augen.

 

Edward saß in dem Gemach des Königs und ging seiner üblichen Aufgabe nach dessen Schwert in tadellosem Zustand zu halten. Er hatte die Klinge zunächst ein wenig geschärft und war nun dabei sie auf Hochglanz zu polieren.
Viel interessanter als die Klinge auf seinem Schoß, fand er jedoch das Mädchen, das dabei war das Bett neu zu beziehen. Sie hatte die Fensterläden weit geöffnet, um das Gemach gründlich zu lüften, während sie aufräumte und hin und wieder kam eine leichte Winterbriese durch die offenen Fenster und sorgte dafür, dass ihr Kleid ein wenig flatterte. Zu gerne hätte Edward gesehen, wie sich ihre blonden Haare ebenfalls im Wind bewegten, doch die hatte sie zu einem Zopf geflochten und somit gut gebändigt.
Er hatte sie schon öfter einmal gesehen, aber dennoch dauerte es einen Moment bis er sich an ihren Namen erinnerte. "Du bist Marian, nicht wahr?" fragte er lächelnd.

Marian

Marian ging gerade ihrer täglichen Arbeit nach und kümmerte sich um das Gemach des Königs. Die Anwesenheit des jungen Rotschopfs, des Königs Knappe, störte sie dabei nicht. Schon öfter war sie ihm begegnet, war aber nicht wirklich beachtet worden.
Heute aber spürte sie seine Blicke ganz deutlich, auch wenn sie sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen.
Dann jedoch sprach er sie an und sie konnte ihn nicht länger ignorieren. Überrascht sah sie auf. "Ja, in der Tat. Ich bin Marian. Und du bist der Knappe des Königs..."

 

Ihr überraschter Blick ließ Edward schmunzeln, dann nickte er. "Genau. Aber es reicht, wenn du mich Edward nennst." erklärte er dann und ließ die Hand sinken in der er den Lappen zum Polieren des Schwertes hielt. "Wir sind uns schon öfter begegnet, aber haben uns noch nie unterhalten ... arbeitest du schon lange am Hof, Marian?" fragte Edward neugierig und sah sie mit seinem gewohnt selbstsicheren Lächeln an.
Seiner Meinung nach wurde es durchaus mal wieder Zeit dafür, sich ein hübsches Mädchen zu suchen mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Diese Sache mit Hanna hatte ihm einen reichlichen Dämpfer verpasst und danach hatte er sich eine Zeit lang gänzlich fern gehalten vom weiblichen Geschlecht, doch in letzter Zeit hatte er wieder begonnen mit den hübschen Frauen um ihn herum zu flirten und vielleicht war Marian ja genau die richtige, um wieder einen Anfang machen zu können.

Marian

Marian hob leicht eine Augenbraue, nickte dann aber. "In Ordnung, Edward.", erklärte sie dann vorsichtig. Warum er das wohl wissen wollte? So wirklich einen Reim darauf machen konnte sie sich nicht. "Nein, das haben wir nicht. Meistens blieb keine Zeit dafür, schließlich sind wir Beide am arbeiten. Ich arbeite hier seit einem halben Jahr und ich würde sie ungerne verlieren, weil ich mich dabei erwischen lasse nicht meine Arbeit zu tun, sondern zu schwatzen."
Auch, wenn er wirklich verdammt gut aussah, das musste sie zugeben. Hoffentlich war einer von ihnen bald fertig mit seiner Arbeit.

 

Edward beobachtete Marian aufmerksam, knirschte bei ihren Worten dann aber kurz mit den Zähnen. So so, sie wollte nicht beim Schwatzen erwischt werden ...
Edward riss sich wieder zusammen und legte dann das Schwert zur Seite um grinsend neben Marian zu treten. "Nun, dann helfe ich dir, so bist du schneller fertig und hast hinter her Zeit dich zu mir zu setzen, um zu schwatzen, was meinst du?" schlug er vor und zog rasch das Laken vom Bett, ehe Marian protestieren konnte.

Marian

Marian war völlig perplex, als Edward das Schwert zur Seite legte und dann das Laken vom Bett zog. Was wurde das denn nun?
"Ich...Aber musst du nicht erst deine Arbeit fertig machen? Ich weiß nicht..warum willst du unbedingt mit mir reden? Das hast du sonst auch nie getan..."
Das alles war doch sehr merkwürdig, aber wenn er ihr ein wenig Arbeit abnahm, war sie nicht unglücklich. Die großen Laken bekam er wohl besser gebändigt als sie.
Doch was er von ihr wollte, verstand sie einfach nicht.

 

Edward schürzte die Lippen. "Ich glaube, das Schwert wird schon nicht weg laufen." erklärte er heiter und grinste breit als er begann das Laken zusammen zu nehmen. "Stimmt, aber vielleicht war es ja ein Fehler, dass ich nicht schon einmal eher mit dir geredet habe, das versuche ich gerade heraus zu finden." bemerkte Edward schmunzelnd. "Außerdem ist es doch deutlich weniger langweilig, wenn wir uns bei unserer Arbeit unterhalten können, oder?"
Und darüber hinaus war Marian wirklich ein hübsches Ding und Edward kam gar nicht umher sich vorzustellen, wie sie aussehen würde, wenn sie mit offenen Haaren und ohne Kleid unter ihm im Bett lag ...

Marian

Marian schüttelte leicht den Kopf. "Nein, das wird es wohl nicht." Sein Grinsen entlockte ihr schließlich ein leichtes Lächeln. "Vielleicht war es das. Dann lass mich doch an der Erkenntnis teilhaben, wenn sie dich ereilt. Allerdings ist es durchaus weniger langweilig...nur ungewohnt. Normalerweise bin ich darum bemüht so wenig wie möglich aufzufallen, wenn ich arbeite."
Damit sie die hohen Herrschaften nicht störte...
Marian nahm ein frisches Laken aus dem Korb, den sie dabei hatte, um es auf dem Bett auszubreiten.

 

Edward nickte zufrieden. "Das werde ich tun." versicherte er Marian und griff dann nach einer Ecke des Lakens, um ihr dabei zu helfen, das Bett wieder frisch zu beziehen. "Na, zum Glück ist ja gerade niemand weiter da, so kannst du also nicht auffallen, wenn du mit mir redest." scherzte er und strich eine Falte in dem Stoff glatt.
Als sie damit fertig waren, trat er einen halben Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten und seufzte leise. "Man könnte den König glatt um dieses Bett beneiden. Es muss sicher wahnsinnig bequem sein und so viel Platz ..." Kein Vergleich mit dem kleinen eher harten Bett, dass er in seiner Kammer hatte ... später, wenn er erst einmal in Oxford Earl war, dann würde er sich auch ein großes, bequemes Bett zulegen, so viel war sicher.

Marian

"Das ist richtig, ich weiß allerdings nicht, wann der König zurückkehrt. Das wirst du wohl eher wissen als ich. Wie ist es so, der Knappe des Königs zu sein und Zeit mit ihm zu verbringen?", fragte Marian schließlich ein wenig auftauend.
Sie betrachtete das fertige Werk und war zufrieden. Henry würde nicht meckern können. "Danke für deine Hilfe."
Sie sah Edward nachdenklich an, als er über das Bett sprach. "Ja, das könnte man wohl. Aber es muss schließlich Vorteile haben König zu sein. Doch du hast Zuhause doch bestimmt auch so ein großes, weiches Bett."

 

Edward hob leicht die Schultern. "Ach, so schnell sicher nicht. Er hat immer eine Menge zu tun." Dann grinste Edward leicht "Eine Menge Arbeit auf jeden Fall." stellte er lachend fest. "Aber es ist schon in Ordnung immerhin lerne ich hier eine Menge für die Zukunft." Und Knappe des Königs zu sein sorgte natürlich auch für ein gewisses Ansehen, was Edward von Tag zu Tag besser gefiel.
Er warf dem Bett einen Blick zu und schüttelte dann den Kopf. "Nein, so ein großes ist gerade mal meinen Eltern vorbehalten." bemerkte er fast etwas verdrossen, lächelte dann jedoch wieder. "Aber meins ist wenigstens etwas größer und weicher als das, was ich hier zur Verfügung habe. Aber wie der König mir immer so schön erklärt, ich bin ja nicht zum Schlafen hier."

Marian

"Das hat er wohl, schließlich lenkt ein König die Geschicke eines ganzen Landes. Das ist sicher nicht leicht. Kein Wunder, dass er viel zu tun hat. Und du damit auch. Aber ich kann mir vorstellen, dass du viel lernst." Es war bestimmt spannend, den König durch den Tag begleiten zu dürfen.
"So ist es ja auch. Aber ich beneide dich trotzdem. ich habe noch in so einem weichen Bett gelegen." Zuhause hatte sie nur eine recht unbequeme Strohmatratze, aber es ging. Sie kannte es schließlich nicht anders.
"Du kommst ja auch irgendwann wieder nach Hause in dein Bett. Wie lange bleibst du hier?"

 

Edward grinste Marian ein wenig frech an. "Du könntest ja bei Gelegenheit einmal meines ausprobieren." bot er feixend an. Jetzt würde es sich zeigen, ob sich die Mühe lohnte oder nicht, ob sie darauf einging oder ob sie doch zu prüde dafür war.
Dann hob Edward erneut nachdenklich die Schultern. "Ich weiß es nicht genau, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass ich erst im nächsten Jahr wieder nach Hause gehen werde." Nächstes Jahr würde er schließlich sechzehn werden. Das perfekte Alter um seinem Vater zu beweisen, was er konnte und danach nach Oxford gehen zu können.

Marian

Marian hob eine Augenbraue und lächelte ein wenig amüsiert. "Ach, könnte ich das? Und wieso sollte ich das wollen, außer, weil es weich ist? Bist du so überzeugt davon, dass deine Gesellschaft so angenehm ist, dass ich die Gelegenheit nutzen würde?"
Sie kicherte leise.
"Nächstes Jahr? Dann hast du ja noch ein wenig Zeit einige Dinge zu lernen..." Sie wurde nicht so ganz schlau aus ihm.
"Und Zeit herauszufinden, ob du mit mir zu reden ein Fehler war."