William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Marguerite

Marguerite lächelte breit. "In letzter Zeit überrascht Ihr mich immer wieder. Ihr übertrefft Euch damit langsam selbst." Und so konnte sie wenigstens ein bisschen glücklich sein, es lenkte sie von Philippe ab. Was brachte es schon, wenn sie auf ewig in Trauer versank und sich einsperrte? Dann warf sie ihr Leben gänzlich weg.
"So ist es. Aber Ihr habt ihn auch ins Herz geschlossen, gebt es zu.", erklärte sie mit einem Grinsen. "Er wird uns noch viel Freude machen."
Und so ließ sie es auch geschehen, dass er sie an sich zog. Er war ja kein schlechter Mensch. "Ich bin so gespannt, ob Paris sich verändert hat."

Henry

"Ich gebe mir halt Mühe." erwiderte Henry lächelnd uns strich Marguerite über die Wange. "Ertappt." gestand er dann lachend. "Er ist wirklich ein süßer Kerl, es wäre schade ihn nicht mit zu nehmen."
Henry ließ seine Hand kurz über Marguerites Rücken wandern, dann ließ er sie wieder los und brachte etwas Raum zwischen sie beide. "Ein wenig sicherlich, aber im Großen und Ganzen wird es noch immer Paris sein." entgegnete Henry mit neckendem Unterton. "Und nun kommt, wir sollten heute wenigstens noch ein paar erste Sachen einpacken."

 

Beatrice trat durch die Tür, gefolgt von ihren beiden Hunden, die sich eifrig mit dem Schwanz wedelnd auf Richard stürzten, der am Tisch saß und einen Brief aufmerksam zu lesen schien.
Sie ließ die Hunde erst einmal gewähren und befreite sich von dem Schultertuch, dass sie gegen die winterliche Kälte draußen umgelegt hatte.
Erst dann trat sie zu ihrem Mann und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Was liest du da so Spannendes? Etwas Wichtiges?"
Den Kindern hatte der Spaziergang durch den Schnee sehr gefallen, jetzt aber machte Jonathan ein Mittagsschläfchen und die Anderen spielten unter Aufsicht der Kinderfrau einträchtig miteinander. Jetzt wollte sie ein wenig Zeit mit ihrem Mann verbringen.

 

Richard sah auf als sich die Tür öffnete und ließ den Brief in seiner Hand etwas sinken - gerade rechtzeitig, um die beiden Hunde aufzuhalten, die sich auf ihn stürzten. Er begrüßte die beiden ausgiebig, wandte sich jedoch Beatrice zu als diese zu ihm kam und gab ihr einen langen Kuss.
"Könnte man so sagen. Er ist von meinem Bruder." erklärte Richard und schob vorsichtig einen der Hunde zur Seite, um Beatrice auf seinen Schoß zu ziehen. "Wie war euer Spaziergang?" fragte er dann jedoch zunächst. Über den Brief konnten sie gleich noch sprechen.

 

Betarice erwiderte seinen Kuss und ließ sich dann ein wenig umständlich auf seinem Schoß nieder, legte den Arm um seinen Nacken.
"Von deinem Bruder? Was will dieser Wichtigtuer denn schon wieder? Er soll dich bloß in Ruhe lassen und nicht wieder in seine Spielereien herein ziehen, mit denen er versucht eurem Vater zu schaden." Nein, sie war wirklich nicht sonderlich gut auf Henry zu sprechen.
"Gut. Die Kinder sind durch den Schnee getollt und haben sich ganz nass gemacht, Jonathan schläft und die Kinder spielen friedlich zusammen. Sie werden heute Nacht gut schlafen."

 

Richard musste gegen seinen Willen lachen. "Ach Liebes, was du schon wieder denkst. Aber ja, er ist von Henry." neckte er sie und gab ihr einen weiteren Kuss, ehe er zufrieden nickte. "Das klingt hervorragend, dann haben wir ja die nächste Zeit für uns." stellte er fest und strich Beatrice über die Wange.
"Henry hat nicht ohne Grund geschrieben." begann er dann langsam und nachdenklich. "Er fragt an, ob wir Will nicht für eine kleine Weile zu ihm schicken wollen. Marguerite würde es gut tun einmal wieder ein Kind um sich zu haben und noch dazu solch einen Sonnenschein und Will könnte davon profitieren und einiges lernen." versuchte Richard die Sache Beatrice schmackhaft zu machen, wenn gleich er wusste, wie vergeblich das war.

 

Henry also...das hieß nichts Gutes. Sie zögerte einen Moment, bat Richard aber dann zu sprechen. Je länger sie wartete, desto nervöser wurde sie.
Beatrice schaute Richard aufmerksam an, lauschte dann. Ihre Miene verfinsterte sich dabei zusehends. "Bitte was will er? Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach? Ich werde diesem Kindskopf sicherlich nicht mein Kind in den Rachen werfen. Wenn er nicht in der Lage ist eines zu zeugen, sein Problem. Außerdem ist Will viel zu klein für so etwas. Lernen kann er in zwei, drei Jahren immer noch genug." Kam ja gar nicht in Frage....

 

Richard legte die Stirn in Falten. "Das ist immer noch mein Bruder über den wir hier sprechen." erwiderte er zunächst. "Und doch, ich habe durchaus darüber nachgedacht. Will ist fünf, er wird auch einmal eine Zeit lang ohne seine Eltern überleben, zumal er bei seinem Onkel und seiner Tante sein würde und ich bin sicher, dass beide gut auf ihn aufpassen. Zumal es ja nicht einmal gesagt ist für wie lange ... er muss ja nicht gleich Jahre fort sein." entgegnete Richard.
Es würde seinem Sohn sicher nicht schaden einmal eine kleine Weile bei Henry zu Besuch zu sein. So furchtbar wie Beatrice tat, war sein Bruder schließlich auch nicht.

 

Beatrices Wangen röteten sich vor Wut, als Richard ihr widersprach und offenbar wirklich in Betracht zog, seinem so aufbrausenden Bruder seinen Sohn anzuvertrauen.
"Ja,genau. Es ist dein Bruder, darum mache ich mir ja solche sorgen. Henry ist eifersüchtig auf uns und hat selbst keinen Erben. Ich würde nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass er unserem Sohn kein Haar krümmt. Er ist oft genug im Gerede gewesen, weil er seine Frau geschlagen hat. Und Marguerite ist seelisch ein Wrack. Was also soll Will sich dort wohl fühlen lassen? Er ist noch so klein, du weißt selber wie sehr er an uns hängt. Er braucht noch ein, zwei Jahre Liebe und Geborgenheit. Ich werde nicht dabei zu sehen wie Henry unsrem Sohn irgendwelchen Unsinn einredet und er sich dort mit Heimweh quält. Fünf ist nicht alt. .. ich dachte, du wolltest deinen Söhnen mehr geht lassen Kind zu sein als es dir vergönnt War."

 

Richards Augen funkelten wütend. "Wie redest du denn? Das ist völlig irre, Henry würde dem Jungen nie was tun." Egal wie aufbrausend sein Bruder vielleicht war, er würde sich nicht an einem Kind vergreifen, da war Richard sich sicher.
"Himmel, Beatrice, du tust so als würde ich ihn für immer und ewig wegschicken wollen! Du kannst ihn gerne noch zwei, drei oder auch fünf Jahre mit Liebe und Geborgenheit überhäufen, wenn du willst, aber was spricht dagegen ihn für eine kurze Zeit zu Henry zu schicken? Ich will ihn doch gar nicht lange dort lassen ... aber vier Wochen von zu Hause weg, wird er schon überstehen. Und wenn nicht, nun, dann kann er immer noch wieder Heim kommen."
Bei Beatrices letzten Worten stieg Richard die Zornesröte ins Gesicht. "Was denkst du denn von mir? Natürlich soll er die Zeit haben, aber nur, weil er Henry besucht, heißt dass doch nicht, dass er nun plötzlich schon Dinge tun soll, die er in seinem Alter noch nicht schafft."

 

"Ein Mann, der seine Frau schlägt nur weil sie einmal ihre Meinung sagt, schreckt auch vor kleinen Kindern nicht zurück. Ich traue Henry in dieser Hinsicht nicht Einen Finger breit über den Weg.", erklärte Beatrice gereizt. "Dass Klang vorhin aber nicht nach einem kurzen Besuch. Das kannst du nicht machen. Du kannst mir nicht erzählen, dass du Henry plötzlich wieder so über den Weg traust. Du weißt selber,was er mit Philippe angestellt hat. Und als du mich in Paris hat lassen müssen, warst du auch nicht gut auf ihn zu sprechen. Warum jetzt auf einmal? Er hat sich nicht geändert!"
Sie knirschte mit den Zähnen. Warum musste er so stur sein? "Will kennt Henry nicht einmal! Warum willst du ihm dass unbedingt antun? So ganz allein. .. was soll er den dort? Dort wird niemand mit ihm spielen, ihm zuhören, ihm trösten. Und Zeit haben Sie erst recht nicht für ihn. Zu meinen Eltern. ,Dax wäre etwas anderes gewesen. Diese kennt er. Aber in Rouen kennt er niemanden. Nur über meine Leiche geht mein Kind zu deinem Bruder. "

 

Richard schob Beatrice energisch, aber dennoch vorsichtig von seinem Schoß hinunter und stand auf. Bei so einer Unterhaltung konnte er einfach nicht ruhig sitzen blieben, dafür war er viel zu gereizt.
"Philippe hat mit seiner Frau geschlafen!" fuhr er Beatrice an. "Ich an Henrys Stelle hätte den Kerl entweder direkt in die Hölle geschickt oder nie wieder das Tageslicht sehen lassen, also komm mir ja nicht damit! Henry hat den Bastard wirklich leicht davon kommen lassen." knurrte Richard wütend. Es war ihm egal, ob Philippe Beatrices Bruder war oder nicht, in Henrys Situation hätte er sich nicht mehr zurück halten können.
Richard schnaubte leise. "Natürlich, zu deinen Eltern jederzeit. Wir könnten ihn ja zur Abwechslung dann zu meiner Mutter schicken, wenn du ihn schon nicht zu meinem Bruder lassen willst. Oder hast du gegen sie auch etwas auszusetzen?" fragte Richard herausfordernd.

 

Beatrice stemmte die Hände in die Hüften, als Richard sie von seinem Schoß schob. "Ja, das ist mir durchaus bewusst, danke für die Information. Aber du hast deine Frau auch nicht mit deinem Verhalten in die Arme eines Anderen getrieben! Er hat Marguerite so lange gedemütigt und ihr so lange weh getan, bis sie keinen anderen Weg mehr gesehen hat. Aber das ist ja egal, nur weil er dein Bruder ist.", erwiderte sie wütend.
"Nenn ihn nicht so!", brauste Beatrice auf. "Er ist immer noch mein Bruder!" Auch wenn er ein Bastard war, musste man es so betonen? Für sie war Philippe ihr Bruder und sie liebte ihn als solchen. Sie waren einige Jahre zusammen aufgewachsen.
"Nein, habe ich durchaus nicht. Deine Mutter kann mit Kindern gut umgehen, dort wäre er gut aufgehoben, bis auf die Tatsache, dass sie unter Arrest steht."

 

"Also ist es deiner Meinung nach ein rechtes Mittel ein getanes Unrecht mit einem anderen zu beantworten?" fragte Richard gereizt. Er verengte die Augen. "Ja, er ist dein Bruder und Henry meiner. Es ist unglaublich, dass du mir so wenig vertraust, dass du an meinem Urteil zweifelst."
Richard verschränkte die Arme vor der Brust. "Nun gut, dann schicken wir ihn nach Salisbury. Die Überfahrt wird ihm sicher viel Spaß machen." erwiderte Richard ein wenig höhnisch.
Es machte ihn wütend, dass sie so redete, aber vor allem wurmte ihn die Tatsache, dass Beatrice diesen Streit am Ende gewinnen würde, egal was er tat. Er würde Will auf keinen Fall gegen ihren Willen wegschicken, dafür wusste er noch zu genau, wie es ihm ergangen war als Beatrice nach Jonathans Geburt abgereist war.

 

"Nein! Keine Frage war es falsch, was die Beiden getan haben. Das bestreite ich nicht. Aber ich kann es verstehen. Philippe ist unsterblich in Marguerite verliebt und sie...sie wollte der Grausamkeit deines Bruders entkommen. Sie werden sich doch ohnehin nicht wiedersehen, es ist müßig darüber zu streiten. Ich kann Beide einfach...verstehen. Wir waren auch zusammen, obwohl wir es nicht durften...Und ja, ich weiß, dass es nicht unbedingt vergleichbar ist."
Beatrice gab einen zornigen Laut von sich und drehte sich dann ruckartig um. Sich innerlich zur Ruhe rufend fuhr sie sich durchs Gesicht.
"Du weißt genau, wie ich das meine, Richard. Ich habe noch sehr genau vor Augen, wie du dich über Henry geärgert hast. Wie nahe du dran warst, alles zu verlieren, weil er dich in seine Machtkämpfe hinein zieht. Und ich habe Angst, dass mit Will dasselbe passiert. Er ist erst fünf...Ich verstehe nicht, wie Henry plötzlich auf die Idee kommt."

 

Richard sah Beatrice forschend an. "Hätte es in Cornwall für dich einen Verehrer gegeben als du mit Jonathan dort hin bist ... dann hättest du das gleiche getan wie sie?" Er wusste, dass die Frage ungerecht war, aber das war ihm gerade auch egal.
Richard fuhr sich über das Kinn. "Ich habe mich geärgert, ja, aber letztlich war es meine Entscheidung. Es war so gut mein Fehler, wie auch seiner, schließlich habe ich mich dazu entschieden ihn zu unterstützen. Das hätte ich immerhin nicht tun müssen." erklärte Richard dann und schnaubte leise. "Und wie bitte, soll er ein kleines Kind in irgendwelche Machtkämpfe hinein ziehen? In diesem Alter ist Will vermutlich noch am aller sichersten vor jedem möglichen Einfluss, den Henry auf ihn ausüben könnte."
Richard wies mit dem Kopf in Richtung des Pergaments. "Ich weiß, wie er darauf kommt. Marguerite und er sind kinderlos und er versucht händeringend irgendwie zu seiner Frau durchzudringen. Und da sie sich über alles ein Kind wünscht, will er ihr wenigstens zeitweise die Gesellschaft von einem zugestehen."

 

Beatrice schaute Richard fassungslos an. "Das fragst du mich nicht im Ernst, oder?", fragte sie ihn tonlos. "Als ich nach Cornwall gegangen bin, habe ich dich doch genauso geliebt wie vorher auch. Warum sollte ich mir einen Verehrer suchen? Marguerite...Marguerite hat Henry nie geliebt. Siehst du denn den Unterschied nicht? Sie hat ihn nie geliebt, aber sie kann sich auch verlieben. Und das hat sie eben, nur leider zu spät.", erklärte sie leise.
"Er könnte uns oder deinen Vater mit dem Kleinen erpressen. Und sag jetzt nicht, dass er so etwas nicht tun würde...du weißt, dass dein Bruder oft Dinge tut, die er hinterher bereut, nur weil er gerade wütend ist. Es tut mir ja leid, dass die Beiden keine Kinder haben, aber ein fremdes Kind wird das nicht ausgleichen können."

 

"Teufel nochmal, natürlich frage ich das nicht im Ernst" zischte Richard leise. Dann lachte er trocken auf. "Meinen Vater? Du glaubst doch nicht, dass den interessiert, was Henry unserem Sohn androht? Nein, das ist wahrlich kein Mittel, um Vater zu erpressen, das weiß sogar Henry. Und uns ... was soll er von uns schon wollen? Mir würde nichts einfallen, was er fordern könnte, was ich ihm nicht auch so geben würde." Außer Henry kam wieder auf die Idee die Waffen zu erheben, aber das bezweifelte Richard stark, er wusste, dass Henry sich von der letzten Niederlage bei weitem noch nicht so gut wieder erholt hatte.
Richard legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Wieso vertraust du mir so wenig?"

 

Beatrice seufzte leise. "Du weißt aber auch, dass dein Vater den Kleinen mag. Er hat durchaus Familiensinn, wenn es darauf ankommt. Deshalb mache ich mir Sorgen."
Sie machte sich große Sorgen und sie konnte einfach ihren kleinen Sohn nicht gehen lassen. "Ich habe Angst, dass er wieder einen Aufstand gegen euren Vater anzettelt."
Sie schloss einen Moment die Augen und trat wieder einen Schritt auf Richard zu. "Richard...ich vertraue dir wirklich. Aber ich habe Angst um mein Kind. Ich würde es nicht ertragen, sollte ihm etwas passieren. Er ist doch unser kleiner Junge..."

 

Richard schüttelte den Kopf. "Das wird er nicht. Nicht jetzt. Und wenn er klug ist nie wieder. Aber selbst, wenn er daraus nichts gelernt hat, jetzt kann er das gar nicht. Seine Mittel sind erschöpft und seine Männer wissen noch zu genau, wie sehr sie die Truppen meines Vaters das letzte Mal aufgerieben haben. Niemand wird Henry jetzt in einen Krieg folgen. Schon gar nicht im Winter." erwiderte Richard.
Richard seufzte resignierend. "Wenn du mir wirklich vertrauen würdest, würdest du mein Urteilsvermögen in dieser Sache nicht anzweifeln. Mir ist es doch auch wichtig, dass es dem Kleinen gut geht und ich würde nie etwas in Erwägung ziehen, das ihm Schaden würde." entgegnete er. "Aber du bekommst natürlich deinen Willen. Ich werde Henry später schreiben." entschied Richard dann mit dünner Stimme. Was sollten sie jetzt noch weiter streiten? Es stand ja ohnehin schon fest, dass Will nicht gehen würde.

 

"Ich bin aber nicht sicher, ob er klug genug dazu ist. Ich weiß es nicht, ich mache mir Sorgen." Beatrice seufzte leise und senkte einen Moment den Kopf.
"Ich will nicht schon wieder mit dir streiten wegen der Kinder. Aber...denkst du wirklich, Liebster, dass Will schon weit genug ist, um das zu schaffen? Für so ein kleines Kind sind vier Wochen schon eine lange Zeit. Was ist, wenn er sich nicht wohlfühlt und traurig ist? Er ist ein sensibles Kind, das weißt du auch."
So wollte sie nun wirklich nicht ihren Kopf durchsetzen. Das war einfach nicht schön. Sie liebte Richard ja auch.
"Ich will nicht wieder im Unfrieden mit dir sein."

 

"Henry ist kein völliger Dummkopf." erwiderte Richard schlicht. Dann legte er die Stirn in Falten. "Ich würde es nicht vorschlagen, wenn ich es nicht glauben würde." entgegnete er und hob dann die Schultern. "Sollte das wirklich der Fall sein, kommt er wieder her, ganz einfach. Das sagte ich doch bereits."
Richard zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich auch nicht. Aber du kennst ja nun meine Meinung zu dieser Sache. Dennoch werde ich Will nicht weg schicken, wenn du es nicht willst, so einfach ist die Sache. Ganz gleich ob ich es ansonsten tun würde oder nicht."

 

Beatrice nickte langsam. "Wenn Henry es uns sagt...Will kann noch nicht schreiben und es uns mitteilen, wenn er Heimweh hat."
Sie wusste, sie musste über ihren Schatten springen, wenn Richard nicht verstimmt sein sollte. Aber ging das so einfach?
Beatrice setzte sich und stützte das Kinn einen Moment auf den Händen ab. "Vielleicht bin ich auch einfach zu sehr wie mein Vater und kann meine Kinder einfach nicht loslassen...", sagte sie mit einem tiefen Seufzen.

 

Richard verengte kurz die Augen, verzichtete dann jedoch auf einen Kommentar zu Beatrices Worten. Das wäre ohnehin sinnlos gewesen. Stattdessen beobachtete er sie aufmerksam und rang währenddessen mit sich selbst. Er wollte Beatrice nicht auf solche Art und Weise unter Druck setzen ...
"Ich will nicht, dass du zustimmst, nur um mich bei Laune zu halten." erwiderte Richard schließlich. "Wenn, will ich, dass du zustimmst, weil du meinem Urteil vertraust und es für eine gute Entscheidung hältst. Vielleicht solltest du einmal mit Will reden und ihn fragen, was er eigentlich will. Wenn er ohnehin nicht gehen möchte, ist die Sache ja sowieso vom Tisch und falls doch ... dann können wir morgen immer noch weiter sehen."

 

Beatrice schwieg eine Weile und sah dann wieder auf, blickte Richard nachdenklich an. "Gut. Ich werde mit ihm reden und ihn fragen. Wenn er gehen will...soll er gehen. Wenn er sich nicht sicher ist, soll er hier bleiben und noch ein Jahr warten. Kannst du damit leben?"
Sie stand auf und ging zu Richard hinüber, legte ihm eine Hand auf die Brust. "Ich hasse es, wenn wir uns nicht einig sind. Ich vertraue deinem Urteil, Richard. Aber ich bin Mutter. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer ihn gehen zu lassen..."