William und Joanna ab 09.09.12 - Teil 5

Philippe

Philippe wusste, dass nachher eine Entschuldigung bei Robert angebracht war, aber nicht jetzt. Jetzt musste er Robert provozieren, damit dieser endlich aufhörte Rücksicht zu nehmen. Philippe wusste genau, was sein Bruder konnte und merkte daher nur zu deutlich, dass Robert bei weitem nicht alles gab - ein Umstand der ihn unfassbar wütend machte, allerdings maßgeblich auf sich selbst, weil er nicht in der Lage war mit Robert mitzuhalten.
Als Robert einen Ausfallschritt machte, verfluchte Philippe sich gedanklich selbst, denn eigentlich hätte er das kommen sehen müssen. Dennoch war er etwas zu langsam und schaffte es lediglich sich herum zu drehen, jedoch nicht mehr die Klinge zwischen Robert und sich zu bringen, so das er sich einen heftigen Schlag von Roberts Übungsschwert einfing, der ihn zurückstolpern ließ und ihn um ein Haar in die Knie gezwungen hätte.
Schwer atmend hielt er inne, musste dann aber grinsen. "Na bitte, geht doch, Rob." bemerkte er beinahe zufrieden. Endlich war das hier kein albernes Hin und Her mehr. Er hob das Schwert, um weiter zu machen und Roberts nächstem Angriff entgegen zu treten, als sein Blick über die Schulter seines Bruders glitt - und Philippe für einen Moment erstarren ließ.
So dicht, wie ihr Vater schon war, musste dieser sie schon eine geraume Zeit beobachten, ein Umstand, der dafür sorgte, dass sich Philippes Magen schmerzhaft zusammen zog.

Robert versicherte sich mit einem Blick, dass er Philippe nicht ernsthaft weh getan hatte und wich dann einen Schritt zurück aus dessen Reichweite. Dort blieb er abwartend stehen, auf jede Reaktion gefasst. "Geht doch? Ich wusste nicht, dass du es drauf anlegst, dich von mir grün und blau schlagen zu lassen, Bruderherz.", bemerkte Robert ein wenig ungehalten. Phil wollte immer und immer wieder seine Grenzen überschritten, aber Robert fand, er solle ruhig einmal zufrieden mit seinem Ergebnis sein. Sein Bruder hatte sich wirklich gut entwickelt.
Dann entdeckte Philippe ihren Vater, das konnte er an dessen Miene deutlich ablesen. "Mach einfach weiter, als ob er nicht da wäre. Ignoriere es..", forderte er leise.
"Nun komm schon, greif an..."

Philippe   

Philippe lachte leise auf. "Das nicht, aber wenigstens hast du einmal getroffen. Das müsstest du rein theoretisch viel öfter tun, wenn du so kämpfen würdest, wie du könntest. Ich weiß immerhin, was du kannst, Rob." erwiderte Philippe atemlos.
Einen Moment lang rühte Philippe sich keinen Zentimeter, dann rissen Roberts Worte ihn aus seinen Gedanken und sein Blick glitt wieder zu seinem Bruder. Auch dafür würde er sich nachher noch bedanken müssen ...
Philippes Griff um sein Schwert wurde ein wenig fester, dann nahm er allen Mut zusammen und griff erneut an. Seinen Vater zu ignorieren war dabei jedoch nicht annähernd so leicht, wie Robert es so sagen konnte, denn Philippe wollte sich vor ihm sicher keine Blöße geben ... aber seine Anwesenheit erschwerte es Philippe sich auf das Training zu konzentrieren, dachte er doch permanent daran, dass er einen guten Eindruck hinterlassen musste. Dennoch hob Philippe das Schwert und folgte Roberts Aufforderung und griff seinen Bruder erneut an. Dieses Mal mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte.
Da Philippe ihn nun ohnehin entdeckt hatte, trat William wortlos an den Zaun und lehnte sich dagegen, um die zwei weiter zu beobachten. Er nickte Robert kaum merklich zu, schwieg jedoch zunächst, um den Kampf nicht zu unterbrechen. William konnte Philippe so schon ansehen, dass er Schwierigkeiten mit seiner Anwesenheit hatte - genau so, wie es ihm selbst oft ergangen war, wenn sein Vater plötzlich aufgetaucht war, um ihm zuzusehen. William hatte daher vollstes Verständnis für seinen Sohn und wollte nur zu gerne im Anschluss noch ein paar Worte mit Philippe wechseln.

"Vielleicht müsste ich das, vielleicht bist du aber auch einfach nur sehr wendig geworden? Du weißt, was ich kann und ich weiß, was du kannst, Brüderchen.", antwortete Robert schlicht. Er wusste ganz genau, dass es Philippe nur überfordern und demütigen würde, wenn er alles gab, was ihm möglich war.
Robert blockte den Angriff ab und erwiderte ihn mit einer raschen Schlagfolge. Das würde Philippe Gelegenheit geben zu zeigen, wie weit er schon wieder war.
Er würde Philippe helfen sich vor ihrem Vater zu beweisen, denn er wusste ganz genau, wie wichtig das für ihn war.
Er wollte sich nicht besiegen lassen, aber vielleicht konnten sie es zu einem unentschieden bringen.

Philippe

Philippe schürzte leicht die Lippen. "Du meinst, wenn ich schon nicht angreifen kann, kann ich wenigstens ausweichen?" spöttelte er. Sie wussten ja beide, wie es momentan um ihrer beider Trainingsstand bestellt war und auch Philippe war klar, dass er keinen Meter Raum würde machen können, wenn Robert richtig kämpfen würde. Also musste er ihm letztlich durchaus dankbar für das sein, was er tat.
Als Robert seinen Angriff abblockte und ihn mit einer raschen Schlagfolge etwas zurück drängte, blieb Philippe zumindest auch keine Zeit mehr, um über ihren Vater nachzudenken, der am Zaun stand und zusah. Er musste sich nun alle Mühe geben, um Roberts Schläge abzuwehren und beim letzten Schlag trafen die beiden Klingen hart aufeinander und die beiden Brüder fanden sich mit gekreuzten Klingen Auge in Auge voreinander wieder. "Lass mich das jetzt bloß nicht gewinnen, nur weil er zusieht." bat Philippe mit leiser, gepresster Stimme, während er versuchte Roberts Klinge zurück zu drücken. "Wir wissen alle, dass du stärker bist als ich." Aber wenn er diese Situation wenigstens noch etwas aufrecht erhalten konnte, wahrte Philippe wenigstens noch annähernd sein Gesicht.

"Das wäre ein Anfang...", erwiderte Robert mit einem breiten Grinsen. Doch bald schon forderte der Kampf wieder seine volle Konzentration und schließlich fanden sie sich einander gegenüber, ein Kräftemessen....
"Keine Sorge, das hatte ich nicht vor. Ich dachte eher, dass wir uns auf ein Unentschieden einigen könnten. Wir wissen auch alle, dass du nichts dafür kannst, dass du im Moment noch nicht wieder voll auf der Höhe bist." Das war allein Henrys Schuld.
Robert tat einen Schritt zurück um noch ein paar Schlagabtäusche mit Philippe auszufechten. Irgendwann aber trat er einen Schritt nach hinten und senkte die Klinge.
"Du wirst wieder richtig gut, Bruder..."

Philippe   

Philippe verzichtete auf eine Antwort, sah seinen Bruder aber dankbar an. Er wusste ja wirklich zu schätzen, was Robert für ihn tat, gar keine Frage.
Sie kämpften noch ein paar Minuten weiter, ehe Robert die Klinge sinken ließ und auch Philippe einen Schritt zurück trat. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch und er war schweißgebadet, aber an sich halbwegs zufrieden. Nur die nagende Sorge, dass sein Vater das anders sah, lag ihm schwer im Magen. Er zwang sich zu einem leichten Lächeln. "Ich danke dir. Du bist bereits ausgesprochen gut, Bruderherz." erwiderte er mit sanftem Spott in der Stimme.
William hatte sich jede Reaktion, jede Bewegung seiner Söhne gemerkt und sie aufmerksam beobachtet. Als sie nun beide die Schwerter sinken ließen, kletterte er durch den Zaun und trat mit einem wohlwollenden Lächeln zu den beiden jungen Männern. "Hervorragend habt ihr das gemacht." lobte er sie zufrieden und legte Philippe eine Hand auf die Schulter. "Philippe, was hältst du davon, wenn wir ein Stück gehen? Ich würde gerne mit dir sprechen." erklärte er dann ruhig.

Philippe

Philippe war ein klein wenig erleichtert, als er das Lächeln auf seines Vaters Gesicht sah und sein ob hörte. Das war schon einmal nicht schlecht, offenbar hatte er sich nicht völlig blamiert.
Doch seine Kehle schnürte sich erneut zu, als sein Vater ihn zu einem Spaziergang aufforderte. Etwas zu besprechen...das war vermutlich nicht gut.
Er hatte wirklich Angst vor diesem Gespräch, wusste er doch nicht, was ihn erwartete. "In Ordnung..", antwortete er mit leicht kratziger Stimme warf Robert einen hilfesuchenden Blick zu und begleitete dann seinen Vater.
Die erste Zeit schwiegen sie Beide, dann hielt Philippe es nicht mehr aus. "Was gibt es denn, worüber du mit mir sprechen möchtest, Vater?"

 

William wartete bis sie sich vom Trainingsplatz entfernt hatten, doch ehe er das Wort an seinen Sohn richten konnte, kam dieser ihm zuvor. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Williams Lippen aus und er legte Philippe die Hand auf die Schulter. "Keine Angst, ich will dir etwas zeigen." erklärte er dann. "Einen Moment musst du dich aber noch gedulden." William schlug langsam den Weg in Richtung Schmiede ein. Vor einigen Tagen hatte er dort für Philippe ein Schwert in Auftrag gegeben, dass er im Rahmen seines Ritterschlags erhalten sollte. Und was William heute hatte beobachten können, hatte seinen Entschluss noch einmal gefestigt.
"Bist du zufrieden damit, wie dein Training voran geht?" fragte er dann ein wenig neugierig, gespannt darauf, wie sein Sohn sich selbst einschätzte.

Philippe

Philippe entspannte sich ein wenig, als sein Vater ihm die Hand auf die Schulter legte und lächelte. Es war offenbar nichts Schlimmes, das war gut.
"Du willst mir etwas zeigen?", fragte er erstaunt nach, nickte dann aber. Auch wenn Geduld nicht seine größte Stärke war, da musste er nun durch.
Er hatte allerdings keine Ahnung, wohin ihr Weg führen würde.
Die Frage seines vaters ließ ihn aber schließlich das Gesicht ein wenig verziehen. "Nicht wirklich..", gestand er dann. "Ich hänge immer noch weit hinter meinem einstigen Stand zurück und habe das Gefühl, ich komme nicht wirklich voran. Allerdings nimmt Robert auch oft genug zu viel Rücksicht...so gut er es auch meint damit."

 

William musste grinsen. "Ganz genau. Gleich sind wir da, dann wirst du es sehen." beruhigte er seinen Sohn und hörte ihm dann aufmerksam zu. Genau das hatte er sich bereits gedacht. Es hätte ihn überrascht, wenn Philippe zufrieden gewesen wäre.
William nickte versonnen. "Dein Bruder will, dass du die nicht zu sehr überanstrengst, deshalb nimmt er Rücksicht. Ich finde, dass du schon wieder auf einem sehr guten Weg bist. Es ist natürlich, dass du lange brauchst, um dich von deinen Verletzungen zu erholen und dass auch das Training dadurch nur langsam voran geht. Ich weiß noch, wie es mir nach meinen Verwundungen ging ... mir ging immer alles zu langsam, egal was andere zu meinen Fortschritten gesagt haben." erzählte William und sah seinen Sohn prüfend an. "Willst du es morgen einmal mit mir versuchen?" fragte er dann unvermittelt.

Philippe

"In Ordnung.", erwiderte Philippe mit einem tiefen Seufzen und lauschte seinem Vater schließlich. "Ja, ich weiß. Aber ich weiß selbst am Besten, wann ich mich überanstrenge und wann nicht." Außerdem wollte er müde sein, damit er abends rasch einschlafen konnte ohne zu grübeln.
"Robert sagt mir auch ständig, dass meine Fortschritte gut sind, aber es ist mir trotzdem nicht genug."
Trotzdem hatte er das Gefühl, sein Vater könne ihn besser verstehen, als er geglaubt hatte. Er sprach genau aus, was Philippe fühlte.
Doch das Angebot traf ihn völlig unvorbereitet. Erstaunt sah er den Earl an und überlegte einen Moment. Er wollte sich nicht blamieren, aber andererseits hatte sein vater heute ohnehin gesehen, wie es um seine Fähigkeiten bestellt war. Wenn ihn das stören würde, hätte er es nun nicht vorgeschlagen.
"Ja, warum nicht...", hörte er sich sagen, noch bevor er bewusst zu einer Entscheidung gelangt war.

 

William nickte. "Das solltest du auch wissen. Es gibt keinen größeren Fehler als im Kampf nicht auf seinen Körper zu hören, du musst stets genau einschätzen können, wie weit du gehen kannst." erwiderte William. Wenngleich er vermutetet, dass es seinem Sohn nicht anders als ihm selbst ging und Philippe ebenfalls dazu neigte, sich zu überanstrengen.
Dann grinste er breit. "Prima." bemerkte er zufrieden und klopfte Philippe auf die Schulter. "Aber nimm deinen alten Herren nicht zu hart ran, ich fürchte, ich bin ebenfalls etwas aus der Übung." fügte William hinzu, ehe er dann auf die Schmiede deutete, die nur noch einige Meter von ihnen entfernt lag. "Ah, na bitte, da vorne ist schon unser Ziel." stellte er freudig fest.

Philippe

Philippe nickte. "Ja, ich weiß. Aber gerade im Training ist es schwer aufzuhören und zuzugeben, wann die eigene Grenze erreicht ist." Vor allem am Anfang war er sich vorgekommen wie ein Schwächling, wenn er recht bald hatte aufgeben müssen, so sehr er sich auch angestrengt hatte.
"Du solltest wohl eher mich nicht zu hart ran nahmen, wir wissen beide, dass du gut in Form bist. Besser als ich wahrscheinlich..."
Das Ziel lenkte ihn allerdings ab und er runzelte die Stirn. "Die Schmiede? Was willst du mir denn dort zeigen?"

 

William lachte leicht. "Na, wir werden sehen. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt auf morgen. In den letzten Tagen habe ich schon wieder viel zu viel hinter dem Schreibtisch gesessen."
Das irritierte Gesicht seines Sohnes ließ William schmunzeln und er bedeutete ihm mit einer Geste, sich noch kurz zu gedulden und trat an die Schmiede heran.
"Sei gegrüßt, Godric." William reichte dem Schmied zur Begrüßung die Hand und späte neugierig über dessen Schulter. "Ist es schon fertig?" fragte er und erheilt ein eifriges Nicken als Antwort. "Gerade heute Morgen habe ich es fertig gestellt. Es dauerte etwas bis das Heft fertig war, so wie Ihr es haben wolltet." erklärte er und eilte in den hinteren Teil der Schmiede.
William warf seinem Sohn einen verschwörerischen Blick zu. "Warte ab, du wirst begeistert sein." versprach er als Godric zurück kam, ein Schwert in der Hand, dass jedoch noch ein ein großes Tuch eingeschlagen war und man daher noch nicht viel von der Waffe sehen konnte. William nahm es entgegen und trat zu Philippe. "Willst du es dir einmal ansehen?"

Philippe

"Ja, ich auch...", murmelte Philippe leise und fragte sich schon wieder, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war. Sein Vater war ein hervorragender Kämpfer und ihm graute davor, unter seinen Augen kläglich zu versagen.
Neugierig blieb er stehen und beobachtete aus einigen Schritten Entfernung das Gespräch seines Vaters mit dem Schmied, woraufhin dieser ein in ein Tuch gehülltes Schwert brachte, das sein Vater ihm abnahm.
Philippe nickte flüchtig und nahm ihm die Waffe aus der Hand, entfernte das Tuch ein Stück. Prüfend, beinahe ehrfürchtig strichen seine Finger über die flache Klinge.
"Eine hervorragende Arbeit.", bemerkte er dann. "Eine gute Waffe..." Und schließlich gab er sie seinem Vater zurück. Doch was hatte das nun mit ihm zu tun, wenn sein Vater sich ein neues Schwert machen ließ?

 

William beobachtete wie Philippe die Waffe prüfte und lächelte dann. "Es gefällt dir?" fragte er als er das Schwert wieder entgegen nahm und die Waffe vollständig aus dem Tuch nahm, um sie ebenfalls genau zu betrachten. Wieder einmal hatte Godric ihn nicht enttäuscht. Der Schmied war bereits von seinem Vater eingestellt worden und stand nun seit Jahren in Williams Diensten und zauberte regelrecht fantastische Klingen aus seinem Feuer hervor. Auch dieses hier war wieder hervorragend gearbeitet, perfekt ausbalanciert und am Heft ansehnlich gestaltet.
William ließ den Blick von dem Schwert wieder zu Philippe gleiten. "Du fragst dich jetzt, warum ich dir das zeige, nicht wahr?" bemerkte er und lächelte. "Das Schwert soll nicht für mich sein, Philippe. Es wird deines." erklärte William dann.

Philippe

Philippe nickte. "Es ist sehr schön, selten sah ich eine so gute Klinge.", erwiderte er und beobachtete seinen Vater ganz genau. Dieser führte doch irgendetwas im Schilde. Nur was es war, dahinter kam Philippe einfach nicht.
Dann aber blieb Philippe einen Moment der Mund offen stehen und seine Augen wurden groß vor Staunen. "Du willst mir dieses Schwert schenken?", fragte er ungläubig. "Aber warum? Ich habe nichts getan um es mir zu verdienen."
Und er würde es wohl auch in nächster Zeit nicht sonderlich häufig brauchen.

 

William nickte langsam. "Das will ich." bestätigte er und musste schmunzeln. "Nun, ich denke, es ist für einen Ritter nur angemessen ein eigens für ihn geschmiedetes Schwert zu besitzen, meinst du nicht?" fragte er lächelnd und strich prüfend mit dem Daumen über den harten Stahl.
Zwar hatte Philippe schon zuvor ein Schwert getragen, allein schon als er in Henrys Diensten als Margueriets Wache fungiert hatte, aber dieses hier war etwas besonderes. Dieses Schwert war nur für ihn angefertigt worden und sobald Philippe zum Ritter geschlagen war, durfte er es ganz offen tragen wann immer er es wollte.

Philippe

"Für einen Ritter..?", echote Philippe voller Erstaunen und schüttelte unwillig den Kopf. Er musste sich verhört haben.
"Du hast nicht ernsthaft vor mich zum Ritter zu schlagen, oder? Das muss ein Scherz sein, es ist aber kein sonderlich guter. Du kannst mich doch nicht einfach zum Ritter schlagen! Ich...ich bin nur ein Bastard und kein König der Welt würde mich haben wollen. Was soll aus mir werden?"
Das war nun wirklich das Letzte, womit er gerechnet hatte.
"Ich...." Er schluckte. "Das kann ich nicht annehmen, dieses Schwert muss ein Vermögen gekostet haben." Er wollte nicht, dass sein Vater ihn damit über seine Geschwister erhob und womöglich ihre Eifersucht weckte.

 

William bedachte seinen Sohn mit ernstem Blick. "Doch, genau das will ich und nein, es ist kein Scherz." erklärte er und legte Philippe dann schwer die Hand auf die Schulter. "Sprich gefälligst nicht so von dir selbst!" forderte er mit einer Spur Schärfe in der Stimme. "Du bist mein Sohn und jeder König der Welt könnte sich glücklich schätzen dich in seinem Gefolge zu haben." erklärte William entschlossen. "Philippe, ich halte große Stücke auf dich, sonst würde ich das nicht tun wollen. Du hast es wahrlich verdient und bist im richtigen Alter dafür. Mach dir um Robert keine Sorgen, der wird das schon begreifen."
Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe. "Und selbst wenn es alles Gold aus meinen Truhen gekostet hätte, du kannst es annehmen und du wirst es annehmen."

Philippe

Philippe schaute seinen Vater völlig überrumpelt an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. "Ich..."Aber er hatte doch nur die Wahrheit gesagt. Er war nur ein Bastard, nicht einmal in der Lage die Frau zu schützen, die er liebte. Aber die ganze Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben, fest davon überzeugt besser von ihm zu denken als er selbst.
Jeder König wäre glücklich ihn in seinem Gefolge zu haben? Nun, er kannte da einen König, auf den das nicht zutraf.
"Ja Vater...", erwiderte er ein wenig kleinlaut. Das alles überforderte ihn völlig. Er war doch immer nur Williams Bastardsohn gewesen...jetzt würde er ein Ritter sein. Er konnte es kaum fassen.

 

William nickte schließlich als Philippe wenigstens keine Widerworte mehr gab. Allerdings kannte er seinen Sohn gut genug, um zu wissen, was hinter dessen Stirn gerade vorging, doch William zog es vor nicht weiter darin herum zu rühren.
"Na also." erklärte er stattdessen und lächelte leicht. "Und nun hör gefälligst auf eine Miene zu ziehen als hätte ich dich gerade zu acht Wochen Ställe ausmisten verdonnert! Freust du dich denn gar nicht, du undankbarer Bengel?" Williams Stimme klang sanft dabei und nahm den Worten damit die mögliche Schärfe.
Mit einem dankbaren Nicken verabschiedete er sich von Godric und schob Philippe dann in Richtung Burg. "Komm, ich denke, du könntest ein Bad gebrauchen und damit du nicht noch länger Ängste ausstehen musst, werde ich mit deinem Bruder sprechen." William konnte Philippe fast an der Nasenspitze ansehen, dass er sich vor der Reaktion seiner Geschwister fürchtete. Dabei war Robert der einzige, der annähernd das passende Alter und die Fähigkeiten für einen Ritterschlag mit sich brachte und gerade dieser würde am meisten Verständnis für Philippe haben und William war fest davon überzeugt, dass Robert sich für seinen Bruder freuen würde.

Philippe

Philippe fühlte sich mit einem Moment wie ein Häufchen Elend. Es war doch gar nicht so, dass er nicht dankbar war für die Möglichkeiten, die sein Vater ihm eröffnete. Aber das war so viel und so groß...
"Vater..."; begann er ein wenig hilflos. "Denke  nicht, ich wüsste es nicht zu schätzen, aber auf so etwas habe ich mir nie Hoffnungen gemacht, ich wusste immer, wo mein Platz war. Natürlich freue ich mich darüber, aber es ist ein Schock, den ich erst einmal verdauen muss."
Er war in der ersten Hälfte seines Lebens schließlich nachdrücklich daran erinnert worden, was er eigentlich war.
Er folgte seinem Vater in Richtung Burg und nickte dann, atmete erleichtert auf. Noch eine Sorge weniger...er hätte nicht gewusst, wie er Robert das erklären sollte. Robert, der ihm in allen Dingen doch ebenbürtig war und im Training sogar überlegen. Robert hatte es viel mehr verdient, trotzdem hatte sein Vater ihn gewählt. Warum, verstand er nicht.
Er könnte wirklich gut verstehen, wenn Robert sich zurückgesetzt fühlte. "Danke..."

 

Williams Blick wurde sanft und er legte Philippe die Hand auf die Schulter. "Scheinbar wusstest du das bisher nicht gut genug. Dachtest du wirklich, ich lasse zu, dass du dein Leben lang nichts anderes wirst als ein Knappe? Du bist aus dem richtigen Holz geschnitzt, Philippe, und weit mehr wert als so mancher Ritter oder gar Graf, der eine 'reine' Herkunft aufweisen kann. Mach dir nicht so viele Gedanken, Junge."
Als sie die Burg betreten hatten, verabschiedete William sich vorerst von seinem Ältesten und machte sich auf den Weg, um direkt mit Robert zu sprechen, je eher desto besser, denn er baute darauf, dass Robert seinem Bruder ebenfalls gut zureden würde.