William und Joanna ab ca. 1179 bis 1180

Alan

Alan schüttelte den Kopf. "Doch, du bist wie ich. Frau und Kinder werden daran nichts ändern. Doch glaub mir, ich habe nichts daran verändert an dir. Das warst du völlig allein."
Er hob eine Augenbraue. "Ja, das sehe ich. Ich hätte es mir merken sollen. Ich habe geglaubt, du wärst ein wenig tapferer. Du stündest zu deinen Ansichten. Aber gut...wenn deine Ehe dir wichtiger ist als ich. Ich werde gehen, keine Sorge. Bleib du nur bei deiner heiligen Ehefrau und genieße es, solange es währt. Jedes Glück hat einmal ein Ende.", erklärte Alan leise.
"Ich werde gehen.", wiederholte er, wenn er auch nicht wusste wohin.

Doch, du bist wie ich.
Alans Worte jagten Richard einen Schauer über den Rücken und für einen Moment wünschte er sich, er wäre nicht allein hier her gekommen, sondern mit Beatrice zusammen. Es war unglaublich wie wenig Zeit Alan benötigte, um seine mühsam aufgebaute Entschlossenheit wieder ins Wanken zu bringen.
Im nächsten Moment flammte der Zorn in Richard auf und er überbrückte mit einem letzten Schritt die Distanz zwischen ihnen und packte Alan am Kragen. "Sprich nicht so abfällig von meiner Frau und meiner Ehe!" zischte er wütend. "Warum versuchst du mir das Ganze schlecht zu reden, hm? Erträgst du es nicht dass ich glücklich bin und du kein Teil davon bist oder was geht in deinem verqueren Kopf vor?"
Für einen Augenblick hasste Richard Alan für dessen Worte. Und vor allem dafür, dass in ihm selbst nun wieder Zweifel nagten. Was, wenn Alan Recht hatte? Wenn sein Glück mit Beatrice sich bald wieder verabschieden würde und er selbst vermutlich Schuld daran war, weil er ihr doch nicht geben konnte, was sie alles wollte?

Alan

Alan sah Richard ernst an. "Ich spreche nicht abfällig von ihr, ich schätze Lady Beatrice. Sie ist eine ausgesprochen kluge Frau. Mutig. Ich sag nur die Wahrheit. Du wirst dich auf Dauer nicht vor dir selbst verstecken können, Richard. Ich kenne dich. Du wirst nicht vor diesem Teil in dir weglaufen können. Ich habe das auch versucht, aber ich bin gescheitert. Du kannst dich nicht selbst verleugnen, so sehr du dich auch verstellst."
Alan lächelte wehmütig. "Glaub mir...du wirst noch an diese Worte denken. Ich möchte dir nichts schlecht reden. Wenn du glücklich bist, ist es doch gut. Aber ich weiß, wie schwer es für jemanden mit unserer Neigung ist glücklich zu sein."

Richards Griff lockerte sich etwas und er knirschte mit den Zähnen. "Du hast ja keine Ahnung." erwiderte er und klang dabei nun eher müde als wütend. "Du hast keine Frau, keine Kinder, die deine Aufmerksamkeit haben wollen. Deine ungeteilte Aufmerksamkeit." entgegnete Richard und ließ Alan nun endgültig los, um wieder einen Schritt zurück zu treten.
"Wenn ich Beatrice gerecht werden will, kannst du nicht länger hier bleiben. So ... so leid es mir auch tut." presste Richard mühsam hervor und schloss kurz die Augen. Er atmete die durch und sah Alan dann wieder fest in die Augen. "Vielleicht verstehst du ja irgendwann, weshalb das nicht funktioniert." Richard zögerte noch einen Moment und nickte dann langsam. "Pack deine Sachen und nimm dir was du brauchst, ganz gleich was es ist. Ich weiß, was ich dir schuldig bin und da ich mein Versprechen nicht halten kann, dir hier ein zu Hause zu bieten, will ich wenigstens versuchen ein bisschen davon wieder gut zu machen."
Dann wandte Richard sich ab, er musste dieses Gespräch nun hinter sich lassen, Alan hinter sich lassen, sonst würde dieser ihn mit seinen Worten noch von seinem Entschluss abbringen.

Alan

Alan schüttelte den Kopf. "Nein, das habe ich nicht. und ich bin froh darum, denn ich würde ihnen nie gerecht werden können. In diesem Punkt sind wir uns nicht ähnlich. Ich könnte mich nicht für meine Frau so verbiegen."
Alan sah Richard lange an. "Ja. Das kann ich vermutlich nicht. Ich kann schon verstehen, dass es schwer ist, aber deine Frau hätte es akzeptiert. Nun denn, deine Entscheidung. Ich wäre dankbar, wenn ich mir etwas Proviant mitnehmen dürfte."
Wenn er nur wüsste, wohin er sollte. "Und mein Lohn steht noch aus. Damit dürfte ich erst einmal klar kommen."

Richards Gedanken überschlugen sich förmlich in seinem Kopf als er zurück zu seinem Gemach ging. Er hatte gewusst, dass es schwer werden würde, Alan weg zu schicken, aber wie schwer tatsächlich, darüber hatte er sich keine Vorstellung machen können. Vor allem weil Alan kurz davor gewesen war, Richards mühsam aufgebauten Schutzwall zu zerstören. Den Wall hinter dem er versuchte sich zu verstecken, wenn sein Leben wieder drohte aus den Fugen zu geraten. Das Problem war nur, dass es nun da er Alan gegenübergestanden hatte, keinen Schutz mehr gab, denn in Richards Innerem tobte es regelrecht. Er versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und dachte an das, was Adalbert ihm gesagt hatte, versuchte sich auf seine Zeit im Kloster zu besinnen, um wieder zur Ruhe zu kommen.
Richard betrat das Gemach und stellte fest, dass er alleine war. Und noch ehe er darüber nachdenken konnte, dass Beatrice möglicherweise direkt nebenan war, griff er nach dem Stuhl, der ihm am nähsten stand und schleuderte ihn wütend gegen die gegenüberliegende Wand. "Verdammter Mist." knurrte er wütende und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Das erste Mal in seinem Leben wünschte er sich beinahe eine Geißel zur Hand zu haben, denn der Schmerz würde ihn wenigstens von seinen wirren Gedanken abbringen und wie der Prior gesagt hatte, es würde ihm helfen, den rechten Weg wieder vor sich zu sehen und Gott näher zu kommen.
Stattdessen lehnte Richard sich gegen die Wand und rieb sich über die Brust, schloss die Augen und konzentrierte sich auf den rauen Stoff, der über seine Haut rieb. "Das darf doch alles nicht wahr sein." murmelte er leise und legte den Kopf in den Nacken. Er begriff einfach nicht, wieso Gott ihm so eine aussichtslose Prüfung auferlegte ...

Beatrice schrak zusammen, als es im Nebenzimmer laut krachte. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Richard zurückgekehrt war. Offenbar hatte ihn das Gespräch mehr mitgenommen, als er zugeben wollte.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und ging leise zu ihm hinüber.
"Richard....was ist passiert? War es so schwer für dich?", fragte sie besorgt. Vor allem hoffte sie aber auch, dass diese ganze Sache endlich vorbei war. Dass Richard dieses Hemd auszog und wieder sein Leben lebte.

Richard öffnete die Augen als Beatrices Stimme direkt vor ihm erklang und sah seine Gemahlin einen schier endlos langen Moment schweigend an. Dann griff er nach ihr und zog sie fest an sich, den leichten Schmerz ignorierend, der dabei durch seinen Körper jagte, und vergrub das Gesicht an ihrem Hals.
"Sag mir, dass ich das richtige getan habe." forderte er leise. "Sag mir, dass ich ihn weg schicken musste."
Richard hielt Beatrice fest in seinen Armen und hatte das übermächtige Bedürfnis sie nie wieder los zu lassen. Er hatte das für sie getan, für ihre Ehe, dafür, dass sie glücklich wurden. Es war richtig gewesen und sobald Alan weg war, würde alles wieder in Ordnung kommen.

Beatrice umarmte ihren Mann lange und schmiegte sich an ihn. Sie spürte einfach, dass er das nun brauchte, auch wenn es ihn vielleicht schmerzte.
"Das hast du. Es war richtig, denn mit ihm hättest du dich immer teilen müssen. Du hättest nie wirklich gewusst, wohin du nun gehörst. Du gehörst zu uns...Alan wird woanders glücklicher werden, ganz sicher.", sagte sie leise.
"Und nun....zieh dieses Hemd aus,ja?"

Richard atmete tief durch und entspannte sich langsam in Beatrices Armen. Ja, sie hatte Recht, er gehörte hier hin zu ihr und den Kindern, alles andere spielte keine Rolle.
Er löste sich ein wenig von ihr und strich Beatrice sanft über die Wange. "Ich liebe dich." murmelte er leise und gab ihr einen Kuss, ehe er nickte. "Ja, es ist Zeit." stimmte er zu und ließ sie los, damit er sich daran machen konnte erst seine Tunika und dann das Büßerhemd darunter auszuziehen.
Ein leichtes Lächeln trat auf Richards Lippen als er den Gürtel ablegte, der seine Tunika zusammen gehalten hatte. "Ein Bad wäre nun vielleicht auch wirklich nicht schlecht." bemerkte er dann.

Beatrice lächelte sanft. "Ich dich auch, Richard. Mehr als alles Andere." Und sie war so dankbar, dass er zu ihr zurück gekehrt war. Dass sie sich nicht damit auseinander setzen musste, was sie allein tun musste.
Zufrieden beobachtete sie, wie er sich seiner Tunika entledigte, um auch das Büßerhemd ausziehen zu können. Endlich. Sie hatte sich langsam wirklich Sorgen gemacht. "Gut." Und endlich würde seine geschundene Haut sich erholen dürfen.
"Ich lasse dir ein Bad vorbereiten.", stellte sie in Aussicht und beobachtete ihn dann noch einen Moment genau. "Tut es sehr weh?"

Richard lächelte zufrieden. "Ich danke dir. Allein die Vorstellung an ein Bad ist schon ungemein verlockend." erwiderte er und hauchte Beatrice einen Kuss auf die Wange, ehe er das Gesicht verzog. "Es gibt schlimmeres und ich werde es schon überleben. Das war der Preis, den ich zahlen musste, also beschwere ich mich auch nicht darüber." erklärte Richard und atmete noch einmal tief durch, ehe er sich vorsichtig von dem rauen Stoff befreite, der ihn in den letzten Wochen Tag und Nacht begleitet hatte. Richard war sich nicht ganz sicher, wie sehr seine Haut darunter beansprucht war, aber mittlerweile hatte er die ein oder andere Stelle am Oberkörper an der die Haut wund gescheuert war ... mit einem Mal war das Bad nicht mehr ganz so verlockend.
Richard legte das Hemd beiseite und fuhr sich durch die Haare. Ein müdes Grinsen lag auf seinen Lippen. "So, da haben wir das Elend nun zu Tage gefördert. Tu mir nur einen Gefallen und mach dir deswegen keine Sorgen. Im Nu ist das alles wieder verheilt." versuchte Richard Beatrice gleich zu beschwichtigen.

"Ich kann es mir vorstellen." Beatrice umrundete ihn einmal und strich zart über seine Brust. "Schön ist es trotzdem nicht. Es hätte sicher auch einen anderen Weg gegeben, den diese Mönche dir hätten vorschlagen können. Zu dünn bist du auch. Aber das kriegen wir schon hin."
Sie schaute sich das Ausmaß der wunden Haut an und nickte.
"Ich bemühe mich.", bemerkte sie mit einem schiefen Lächeln. "Du wirst nun dein Bad nehmen und ich besorge dir etwas vom Heiler, mit dem ich dich einreiben kann. Er ist zwar nicht John, aber hat doch eine Ahnung, was er treibt. Dann wird es besser werden."

Richard schürzte die Lippen, verzichtete jedoch darauf noch etwas zu seinem Zustand zu sagen. Es würde sicher nicht lange dauern bis alles wieder in Ordnung war, deshalb ließ er Beatrice nun einmal ein wenig jammern.
Dann griff er jedoch nach ihren Handgelenk und hinderte sie so nicht nur am Gehen, sondern zog sie auch noch einmal dichter zu sich. "Das Bad braucht ja noch ein wenig. Was hältst du davon, wenn du zum Heiler gehst und mir danach beim Baden Gesellschaft leistest?" fragte Richard hoffnungsvoll. Er hatte Beatrice unglaublich vermisst und wollte jede Minute, die er mit ihr kriegen konnte ausnutzen, um in ihrer Nähe zu sein.

Beatrice ließ sich aufhalten und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. "Ich könnte es mir überlegen...", stellte sie in Aussicht und lächelte. "Ich denke, da ließe sich etwas machen. Ich gehe zum Heiler und du...du wartest hier auf dein Bad. Ich bin gleich zurück."
Sie konnte viel entspannter mit Richard umgehen, seit sie ihn aus dem Kloster geholt hatte. Sie sehnte sich wieder nach seiner Nähe.
Und so beeilte sie sich auch wieder zu ihm zurück zu kehren.

Richard wartete noch bis Beatrice das Gemach verlassen hatte, dann ging er nach nebenan, wo das Zuber stand und die Magd gerade einen weiteren Eimer heißen Wassers brachte.
Es dauerte auch nicht mehr lange bis der Zuber gefüllt war mit Wasser und Richard begann sich die Stiefel auszuziehen, während er auf Beatrices Rückkehr wartete. Seine Gedanken kreisten dabei um das, was er vorhin zu Alan gesagt hatte und darum, wie es mit ihm und Beatrice weiter gehen sollte. Er hoffte inständig, dass die letzten Zweifel mit Alan zusammen verschwinden würden und die Nähe zu seiner Gemahlin ihm half all das zu überwinden.
Jetzt wo sie beide endlich wieder leichter miteinander umgehen konnten, hoffte Richard wirklich darauf, dass sich alles erholte.

Beatrice kehrte bald zurück und lächelte, als sie Richard vor dem Zuber stehen sah. Sie stellte den mitgebrachten Tiegel mit Salbe auf einen Tisch in der nähe und trat dann näher. "Worauf wartest du? Das Wasser wird doch kalt...", sagte sie leise und lockerte ein wenig die Schnürung ihres Kleides. Sie wollte ihm eine Chance geben. Schließlich hatte er all das nur für sie und die Kinder durchgehalten, so schwer es auch gewesen. Er schickte Alan fort um wieder offen für sie zu sein und alles leichter zu machen.
"Ich bin so froh dich wieder zu haben, Richard. Ich habe dich vermisst. Aber wenn du meine Gesellschaft willst, wirst du mir helfen müssen..."

Als Beatrice eintrat, wandte Richard sich zu ihr um und betrachtete sie eine Zeit lang nur schweigend, mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann griff er nach ihrer Hand und zog sie zu sich. "Oh, so schnell wird es nicht kalt. Gerade war es noch kochend heiß, es wird also gleich die perfekte Temperatur haben, wenn wir hinein klettern." erwiderte er sanft und strich Beatrice über die Wange. "Ich dich auch. So sehr, dass es weh getan hat." murmelte Richard und küsste sie zärtlich während seine Hände zu der Schnürung ihres Kleides glitten. "Es ist gut, wieder hier zu sein." bestätigte er und befreite Beatrice endgültig aus ihrem Kleid und zog dann seine Hose aus.
"Dann wollen wir doch mal sehen, ob es noch warm genug ist." neckte er und stieg in den Zuber mit dem wohltuenden warmen Wasser. Allerdings zögerte er noch einen Moment, ehe er sich setzte und biss dann die Zähne zusammen als er sich tiefer in das Wasser hinein gleiten ließ.
"Gott im Himmel ..." murmelte Richard leise und lehnte sich dann vorsichtig an die Holzwand, ehe er die Augen öffnete und Beatrice auffordernd ansah. "Und, was ist? Willst du mir nur zugucken?"

Beatrice lachte leise auf und nickte. "Oh ja, da hast du recht. Jetzt ist es wieder so, wie es hätte sein sollen." Bereitwillig ließ sie zu, dass er sie aus dem Kleid schälte und es ihr von den Schultern strich. Sie beobachtete, wie er sich von der Hose befreite und sich ins Wasser sinken ließ, sah die leichte Anspannung au seinem Gesicht.
"Brennt, was? Aber du wirst sehen, es wird gleich besser werden.", prophezeite sie und schenkte ihm ein Lächeln. "Zugucken ist auch reizvoll.", sagte sie, stieg dann aber doch zu ihm in den Zuber und kuschelte sch an ihn.

"Wie es sein soll, ja." wiederholte Richard leise. Er hoffte nur, dass er dem Anspruch auch gerecht werden konnte, den Beatrice nun an ihn hatte.
Er sah zu seiner Gemahlin auf und grinste breit. "Etwas." bestätigte er. Aber auch das war etwas, womit er zurecht kommen würde und dieser Zustand würde ja nicht ewig anhalten. Richard schürzte die Lippen. "Aber mitmachen ist noch viel reizvoller." erwiderte er als Beatrice zu ihm in den Zuber stieg und sich an ihn schmiegte. Er legte die Arme um sie und schloss für einen Moment die Augen.
"Es tut gut wieder hier zu sein. Und dich in den Armen halten zu können." murmelte Richard und entspannte sich zusehend im warmen Wasser und mit seiner Gemahlin an seiner Seite. So musste es bleiben, dann würde vielleicht wirklich alles wieder in Ordnung kommen.

Julia

Julia hatte gehört, dass Edward für einige Tage zurückgeehrt war und so erwartete sie ihn auf dem Heuboden. Sie hoffte, er würde kommen, obwohl er inzwischen von ihrer Schwangerschaft wissen musste.
Lange würde sie nicht mehr hinauf klettern können. Wie lange es wohl noch gut gehen würde mit ihnen? Wenn das Kind rote Haare bekam...Dann würde Tom Fragen stellen, dann war sie verloren.
"Wenn du es dir aussuchen kannst, Kleines, dann wünsch dir bitte ein anderes Erbe von deinem Vater...Falls er es denn ist..."

Edward war furchtbar nervös. Er war gestern gegen Abend nach Truro gekommen und wäre am liebsten sofort ins Dorf gegangen, aber er wusste, dass das zu gefährlich war. Zwar hatte er mit John sprechen wollen, aber es war ihm nicht gelungen sich früh genug von seinen Eltern loszueisen und spät abends hatte er den Arzt nicht mehr stören wollen. Und heute Morgen war dieser schon unterwegs gewesen. Also war Edward nur die Möglichkeit des Wartens geblieben.
Nun kletterte er gerade die Leiter zum Heuboden hinauf in der irren Hoffnung, dass Julia gehört hatte, dass er da war und dass sie hatte kommen können. Seine Hoffnung sankt mit jeder Sprosse weiter, doch als er den Kopf durch die Luke steckte und sie dort im Heu sitzen sah, hätte er laut jubeln können vor Erleichterung. Er musste unbedingt mit ihr reden.
Edward sprang förmlich auf den Heuboden und eilte zu ihr hinüber. "Julia!" rief er heiser und zog sie in seine Arme. "Himmel, Julia, Liebste, geht es dir gut?" fragte er aufgeregt und nahm ihr Gesicht in seine Hände. "Ich habe deinen Brief erhalten. Du ... du bist wirklich schwanger?" fragte er aufgeregt und sein Blick glitt zu ihrem Bauch hinab. "Julia, ich wünschte, ich könnte ..." er brach ab, sie wussten beide, was er hatte sagen wollen, das war genug.
Edward legte seine Hand auf ihren Bauch. "Ist es möglich, dass es von Tom kommt?" fragte er leise. Das war unglaublich wichtig. Egal, wie sehr er sich wünschte, dass es sein Kind war, Tom musste in der entsprechenden Zeit mit Julia das Bett geteilt haben, sonst würde es Ärger geben noch bevor das Kind auf der Welt war.

Julia

Juia hatte schon befürchtet, er würde nicht mehr kommen. Er hätte sie vergessen oder keine Zeit. Doch da hörte sie Schritte auf der Leiter und Edward war offensichtlich genauso erleichtert sie zu sehen wie umgekehrt. Sie stand auf und trat ihm entgegen, fast hätte sie geweint vor Erleichterung.
Julia umarmte ihn glücklich und genoss es so sehr, dass er die Hand auf ihren Bauch legte. Tom hatte schon lange nicht mehr so reagiert. Für ihn war es Alltag geworden. Ein weiteres Maul zum durchfüttern...
"Es geht mir ganz gut. Ja, ich...ich bin schwanger. Und...ich weiß." Sie wünschten sich Beide so sehr, dass vieles anders wäre. Dass er dem Kind ein Vater sein konnte. Sie senkte den Blick und nickte. "Ja...möglich wäre es, ich weiß es nicht. Wahrscheinlicher wäre, dass du es bist. Aber ich kann es nicht sagen. Er denkt, es ist von ihm. Aber wenn das Kind dir ähnlich sieht, ist alles vorbei..."

Edward atmete erleichtert aus als er Julia in den Armen hielt. "Gut. Und du siehst John noch immer regelmäßig? Er hat ein Auge auf dich und das Kind?" Er wollte um jeden Preis, dass alles gut ging, zu genau erinnerte Edward sich noch daran, wie knapp Julia und Aliz dem Tode entkommen waren nachdem Tom sich nach der Geburt einen Dreck um ihre Gesundheit geschert hatte.
Edward nickte. "Das ist gut. Das heißt, natürlich ist es das nicht, aber es macht es erst einmal leichter, wenn er denkt, es wäre seins." erwiderte er. Ihm behagte der Gedanke nicht, dass Julia mit Tom das Bett teilen musste, aber damit musste er nun einmal leben.
Dann schloss er für einen Moment die Augen. "Ich weiß." murmelte er leise. "Wir werden abwarten müssen und das ein oder andere Gebet wird sicher auch nicht schaden." Edward atmete geräuschvoll aus. "Und ich versuche einen Weg zu finden, wie ich dir helfen kann, sollte es tatsächlich so kommen und das Kind mir verräterisch ähnlich sehen." Henry hatte ihn immerhin schon zum Ritter geschlagen, vielleicht konnte er irgendwie etwas bewegen und die Sache retten.

Julia

Julia nickte. "Das tue ich. Ich gehe nach wie vor zu ihm um meine Fähigkeiten zu verbessern und dann sieht er nach mir. Bisher ist alles in Ordnung. Aber es wird nichts ändern, das weißt du." Sie würde trotzdem arbeiten müssen bis zum Umfallen. Bis die Wehen kamen...es würde beschwerlicher werden, aber sie kannte es ja schon. Sie würde es auch dieses Mal schaffen. "Versprich mir nur, dass du dich zurück hältst."
Er durfte nur Tom nicht angehen, das wäre gefährlich. Julia seufzte leise und legte den Kopf an seine Brust. "Ich bete jeden Tag, Edward....ich kann nur hoffen, dass es hilft. Es hat nichts geholfen, als ich darum gebeten habe, dass der Trank auf Dauer wirken wird. Ich hoffe, es kommt nicht zum Äußersten. Ich fürchte um meine Kinder."