William und Joanna - 1180

Sheriff

"Das werden wir dann sehen. Doch nun komme ich bedauerlicherweise nicht umhin festzustellen, dass Ihr ein Motiv für die Tat besitzt und keine Zeugen für Eure Abwesenheit vom Ort der Tat. Darum muss ich Euch mitnehmen. Wer sonst hätte Tom umbringen sollen? Bei solch schwerwiegenden Verdächtigungen ist mir egal, von welchem Stand Ihr seid. Die Sicherheit der Bürger geht vor. Ich bitte Euch ein letztes Mal, kommt mit mir, sonst lasse ich Euch abführen."
Als Edward sich abwandte, pfiff der Sheriff laut und fünf seiner Männer kamen hervor, um Edward festzunehmen und abzuführen. Der würde erst einmal im Verlies bleiben müssen, bevor er sich doch noch absetzte.

"Ich habe keinen Grund gehabt, Tom zu töten! Wenn Ihr meine Streitigkeitem mit ihm als Motiv seht, dann müsst Ihr wohl fast das halbe Dorf festnehmen, weil es schon einmal mit Tom aneinander geraten ist" erwiderte Edward kurz angebunden. Wenn er Tom wirklich hätte töten wollen, hätte er das auch schon viel eher getan und Julia und sich gar nicht solch eine Lage Zeit der Qual zugemutet.
Edward hörte den Pfiff und die heran nahenden Schritte und fuhr herum. Er hatte jedoch kaum Zeit die Hand nach seinem Schwert auszustrecken, dass er an Chouchous Sattel befestigt hatte, da wurde er grob von den Männern des Sheriffs gepackt und festgehalten.
"Lasst mich los!" begehrte er auf und versuchte sich los zu machen. "Ihr habt keine Beweise, die so ein Vorgehen rechtfertigen! Ich bin unschuldig!"

Sheriff

"Aber man wird nicht ohne Grund behaupten, dass Ihr seine Frau mehr als anziehend findet. Und Eure Auseinandersetzungen mit ihm scheinen sehr heftig gewesen zu sein."
Zufrieden beobachtete der Sheriff, wie seine Männer Edward schnell fassten und ihn an einer möglichen Flucht hinderten.
"Nein, sie werden dich nicht los lassen. Noch haben wir keine Beweise, aber ich werde sie finden und dann wird sich zeigen, ob Ihr unschuldig seid. Noch seid Ihr der einzige Verdächtige. Solange müsst Ihr in Gewahrsam bleiben. Bringt ihn ins Verlies, Jungs. Aber denkt daran, dass er ein Edelmann ist, also behandelt ihn anständig."

Edward biss die Zähne aufeinander. Das durfte doch nicht wahr sein! Das war eine Ungeheuerlichkeit, er war unschuldig, aber so wie es gerade aussah, interessierte das niemanden. Sein Blick huschte zur Burg hinüber. Ob Robert von der Sache wusste? Hatte der Sheriff mit ihm darüber gesprochen?
Edward sah den Sheriff mit verengten Augen an als die Männer ihn an ihrem Herrn vorbei führten. "Das werdet Ihr bereuen, das schwöre ich Euch! Ihr begeht hier einen großen Fehler." zischte Edward, musste sich dann jedoch dem Druck beugen und den Weg Richtung Verlies einschlagen, den die Männer ihm nun deutlich vorgaben.
Wenig später saß er auf einem einfachen Strohsack, der in der Zelle lag und hatte die Ellenbogen auf den Knien abgestützt. Wie zum Teufel sollte er beweisen, dass er unschuldig war? Absurder Weise war es nicht der Sheriff, der Beweise für seine Schuld vorlegte, sondern er selbst war in den Zugzwang gekommen seine Unschuld zu beweisen ... Edward stöhnte und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte Wand. "Teufel noch eins ..."

Robert war zugetragen worden, dass Chouchou zurück war und dass Edward dem Sheriff genau in die Arme gelaufen war. Dieser hatte die Gelegenheit genutzt und ihn mitgenommen, eingesperrt. Der Verdacht lag natürlich nahe, dass es Edward gewesen war, doch sein kleiner Bruder war doch kein Mörder!
Er hatte sich umgehend auf den Weg zum Sheriff gemacht und trat ungehindert ein, stützte die Hände vor ihm auf den Tisch. "Ihr habt kein Recht ihn einfach einzusperren, seine Schuld ist nicht bewiesen.", sagte er energisch. "Und schon gar nicht hinter meinem Rücken auf dem Grund und Boden der Burg. Dort habe ich die Befugnis Befehle zu erteilen und die Gerichtsbarkeit zu vertreten, niemand sonst." Jetzt musste er seine Autorität ausstrahlen, er würde sich durchsetzen müssen. "Ich verlange, dass Ihr ihn frei lasst."

Sheriff

Der Sheriff sah auf als der junge Lord eintrat und lehnte sich ein wenig zurück. "Ihn freilassen? Haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee, Mylord? Er steht immerhin unter Mordverdacht und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er verschwindet, wenn ich ihn frei lasse. Oder noch andere Dummheiten anstellt. Es ist nur zur Sicherheit aller ... Außerdem werden die Einwohner sich fragen, wieso er frei herum laufen darf, obwohl er unter Verdacht steht, einen aus ihrer Mitte getötet zu haben. Ich kann ihn in diesem Punkt nicht bevorzugen, nur weil er Euer Bruder ist." erwiderte der Sheriff nüchtern.

"Ja, ich halte das für eine ausgezeichnete Idee. Er ist unschuldig und außer Geschwätz gibt es keine Indizien für seine Schuld. Geschwätz, dem Ihr so einfach Glauben schenken wollt. Er wird keine Dummheiten machen, dafür sorge ich. Er ist ein Edelmann, Ihr dürft ihn hier nicht festhalten."
Robert knirschte mit den Zähnen und überlegte hektisch. Eigentlich hatte er das nicht tun wollen, aber nun...
"Was ist, wenn ich für ihn bürge? Ich garantiere Euch, er wird auf dem Gelände der Burg bleiben und keine Dummheiten machen. Aber lasst ihn frei. Es nicht recht ihn hier vermodern zu lassen." Hoffentlich lehnte er sich damit nicht zu weit aus dem Fenster für Ed.

Sheriff

"Ich halte es für mehr als Geschwätz, Mylord. Es gibt gewisse Zeugen, die Streitigkeiten zwischen Tom und Eurem Bruder bezeugen können und ebenfalls solche, die gesehen haben wollen, wie er der Wirtin schöne Augen gemacht hat." erwiderte der Sheriff ernst, lehnte sich dann jedoch nach vorn und bedachte den jungen Mann vor sich mit einem langen Blick.
"Ihr wollt für ihn bürgen?" wiederholte er nachdenklich und legte die Stirn in Falten. "Nun ..." Dann wäre er zumindest Arbeit los und müsste sich nicht auch noch um einen Gefangenen kümmern. "Also gut. Aber er darf die Burg nicht verlassen. Sollte ich ihn außerhalb der Mauern finden, nehme ich ihn fest." erklärte der Sheriff schließlich ernst und lehnte sich zurück.
Er holte den Schlüssel für die Zelle hervor und stand auf. "Ihr wollt ihm sicher selbst die frohe Botschaft bringen?" bemerkte er und strich sich über dann Kinn. "Ich hoffe nur für Euch, dass Ihr wisst, was Ihr da tut."

"Für mich ist es nur das, Geschwätz. Außerdem gehören dazu immer zwei. Dann müsste die Wirtin sich ja auch umgarnen lassen. Und dann hat sie ein genauso großes Motiv wie mein Bruder."
Robert nickte entschlossen. "Das will ich." Und ihm blieb auch keine Wahl. Sein Vater war nicht hier, also blieb es an ihm hängen Edward hier raus zu holen. Ich werde es ihm ausrichten." Glücklicherweise befand sich der Pferdestall im Inneren der großen Burgmauer.
Robert folgte dem Sheriff und stimmte zu. "Ja. Das nimmt er sicher besser auf, als wenn Ihr es tut. Und selbst wenn ich nicht wüsste, was ich tue, er ist mein Bruder und darum kann mir sein Verbleib nicht egal sein.", erklärte Robert leise und trat dann in die Zelle.
"Ed..."

Edward hörte dumpfe Schritte auf dem Gang und sah auf als die Tür geöffnet wurde. Im nächsten Moment war er auf den Beinen. "Rob!"
Doch dann hielt er inne und Misstrauen mischte sich in seinen Blick. Was, wenn sein Bruder gar nicht hier war, um ihn zu holen, wenn er ... "Was machst du denn hier?" fragte Edward und sah ihn forschend an. "Willst du mir wieder Vorhaltungen machen? Mir erklären, dass du es ja die ganze Zeit über gesagt hast? Oder willst du nur sicher gehen, dass ich gut weg geschlossen bin, damit ich nichts Dummes tun kann?" fragte Edward missmutig.

Robert konnte genau beobachten, dass Edward sich erst freute ihn zu sehen, sich dann aber seine Stimmung gänzlich veränderte. Auch er erinnerte sich noch ganz genau an ihren letzten Streit, aber er war doch trotzdem sein Bruder. Er bedachte Edward mit einem verletzten Blick.
"Wie kannst du glauben, dass ich deshalb her komme? Abgesehen davon, ob ich mich im Recht sehe oder nicht. Glaubst du, ich sehe dich gern hier sitzen? Du bist mein Bruder und ich finde, du könntest ein bisschen mehr Vertrauen in mich haben. Ich würde niemals zulassen, dass sie dich länger als nötig einsperren."
Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu Boden. "Darum habe ich beim Sheriff für dich gebürgt und damit erwirkt, dass du hier raus kommst. Du darfst mit mir zur Burg zurückkehren, aber du darfst die Mauern nicht verlassen, sonst sperrt er dich wieder ein. Und mach dort drin keine Dummheiten, sonst reißt du mich mit in Teufels Küche."

Edward atmete geräuschvoll aus. "Es muss dich doch voll und ganz in deiner Meinung bestätigen, mich hier zu sehen." erwiderte er grimmig, starrte Robert dann jedoch verblüfft an. "Du hast was?" fragte er beinahe heiser. "Du hast für mich gebürgt? Ohne vorher auch nur mit mir gesprochen zu haben?" Edward musste schlucken, denn was das bedeutete, war ganz offensichtlich.
Einen Moment starrte er verlegen zu Boden, dann trat er auf Robert zu und zog ihn in seine Arme. "Ich danke dir." murmelte er leise und vergrub für einen Moment das Gesicht an der Schulter seines Bruder. "Ich bin unschuldig, Rob." erklärte Edward dann leise. "Ich habe ihn nicht getötet."

"Ich habe deine Missachtung nicht verdient, Edward.", erwiderte Robert ein wenig verstimmt, war aber einigermaßen zufrieden mit Edwards Reaktion. "Das hättest du nicht gedacht, was, dass dein großer Bruder dir auch einmal etwas nutzen würde." Er liebte doch seinen kleinen Bruder und schon als kleiner Junge hatte er Joanna versprochen, immer auf Edward aufzupassen. Daran wollte er sich auch halten.
Er erwiderte Edwards Umarmung und strich ihm kurz durch die roten Locken. "Ed...du bist mein kleiner Bruder und das wirst du immer sein. Ich möchte, dass du mir vertraust. Ich will dir nichts Böses, das wollte ich nie. Auch wenn ich mich manchmal über dein Verhalten ärgere und dir das auch sage, ich mache mir einfach Sorgen um dich. Und ich glaube dir, dass du unschuldig bist. Du bist manchmal ein Hitzkopf und ein Idiot, aber du bist kein feiger Mörder.", sagte er leise.

"Es tut mir Leid. Wirklich. Ich dachte nur, nach unserem letzten Streit ..." murmelte Edward und schluckte dann. "Ich bin froh, dass du gekommen bist, Rob."
So intim waren sie lange nicht mehr gewesen, ihre letzten Zusammentreffen waren immer etwas reserviert gewesen, weil Edward genau wusste, dass Robert sein Verhältnis zu Julia missbilligt hatte und zudem hatte diese ganze Geschichte um seinen Ritterschlag zwischen ihnen gestanden. Es ärgerte Edward zwar, es zugeben zu müssen, aber er war wirklich dankbar, dass Robert hier war.
Dann musste er gegen seinen Willen lachen. "Hitzkopf und Idiot, wirklich schmeichelhaft." bemerkte er trocken, klopfte Robert dann jedoch auf den Rücken und löste sich schließlich aus der Umarmung. "Danke, Rob, ich weiß das wirklich zu schätzen."

"Auch wenn wir streiten, liebe ich dich doch trotzdem...wir sind eine Familie, Ed. Und ich konnte dich doch nicht im Stich lassen." Es fühlte sich gut an, dass sie sich wieder so gut verstanden, auch wenn es vielleicht nicht von Dauer war.
"Du wirst zugeben, manchmal bist du das wirklich." Er lächelte leicht und löste ebenfalls die Umarmung. "Keine Ursache. Und nun komm. Lass uns gehen, bevor der Sheriff es sich anders überlegt und dich doch nochmal einbuchtet."
Robert setzte sich in Bewegung. "Und dann überlegen wir, was zu tun ist."

Wenig später saßen Edward und Robert mit Philippe zusammen in Roberts Gemach und tranken einen Schluck Wein. Edward hatte gerade berichtet, wo er sich während seines Ausritts aufgehalten hatte und ob ihn möglicherweise jemand gesehen haben könnte.
Edward seufzte leise. "Es ist unglaublich, ich weine ihm wirklich keine Träne nach, aber ich habe nichts mit seinem Tod am Hut und trotzdem ist es fast so als wolle dieser Mistkerl mir aus dem Grab heraus noch eins auswischen." murmelte Edward.

Robert legte den Kopf schief und trank einen Schluck Wein. Er lauschte konzentriert Edwards Bericht. Hatten sie vielleicht irgendetwas übersehen? Irgendetwas, dass helfen konnte?
"Ja, solche Dinge ziehen meistens ungeahnte Folgen mit sich. Bist du sicher, dass dich niemand gesehen hat? Ein Holzfäller vielleicht? Ein Köhler? irgendein Wanderer, den man aufspüren könnte? Eine einzige Aussage könnte dich auslösen. Irgendjemand muss dich gesehen haben. Ansonsten können wir uns nur den Tatort ansehen. Vielleicht gibt es dort Spuren, die der Sheriff übersehen hat. Irgendetwas muss geben."

Edward kratzte sich am Kopf. "Ich fürchte nicht. Ich habe die Wege gewählt, die möglichst wenig genutzt werden, um ein wenig Ruhe zu haben und den Kopf frei zu kriegen. Ich erinnere mich an niemanden ..." murmelte Edward und seufzte. Das hier konnte seine große Chance werden, um alles in Ordnung zu bringen, doch das ging nur, wenn er nicht verurteilt wurde, obwohl er unschuldig war.
"Es muss doch irgendwie möglich sein, den wahren Mörder zu finden ..." Edward kaute auf seiner Unterlippe. "Es gibt keine Beweise, die gegen mich sprechen, man kann mich dafür einfach nicht belangen." murmelte er und drehte seinen Becher in der Hand hin und her.

Robert seufzte. "Das ist schlecht....ich weiß nicht, wie wir dich da raus hauen sollen, Brüderchen." Er überlegte kurz. "Ich weiß nicht wie. Phil und ich werden uns den Platz ansehen, wo Tom ermordet wurde. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis. Aber eigentlich hast du Recht. Einen Beweis gegen dich hat der Sheriff nicht, man muss dich freisprechen, wenn er nicht noch etwas aus dem Hut zaubert. Und davor fürchte ich mich. Dass er dir etwas unterjubeln will. Der Sheriff ist eigentlich ein aufrechter Mensch, ich glaube nicht, dass er einen Beweis fälschen würde. Aber ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen. Wir werden uns den Ort anschauen und sonst...sonst müssen wir einfach abwarten."

Edward atmete geräuschvoll aus und schwieg einen Moment. Diese Situation war doch zum Verrückt werden! Es musste doch irgendeinen Weg geben, wieso sollte der Sheriff ihm etwas anhängen wollen, wenn er unschuldig war, das machte keinen Sinn. Also musste man dem Mann doch mit vernünftigen Argumenten beikommen können. Aber wenn nicht ...
"Ich werde dem König schreiben." erklärte Edward dann und sah wieder von seinem Becher auf. "Genau, ich wende mich an Henry und werde ihm erklären, was hier los ist. Er wird mir glauben, er kennt mich. Und wenn alle Stricke reißen und dieser verrückte Sheriff tatsächlich der Meinung ist, ich sei schuldig, wird Henry die Sache aus der Welt räumen."

Robert schüttelte leicht den Kopf. "Sehr riskant. Auch Henry kann sich nicht über Recht und Gesetz hinweg setzen. Ein Mörder muss bestraft werden, das weiß jedes Kind. Ich weiß, er hält viel von dir, aber ich weiß nicht, ob Henry eine solche Sache einfach aus der Welt schaffen kann, König hin oder her."
Er verzog das Gesicht.
"Aber da ich mir auch keinen anderen Rat weiß, ist das vermutlich die einzige Chance. Was meinst du Philippe? Doch vielleicht...vielleicht haben wir Glück. Der Sheriff ist eigentlich ein anständiger Mann."

Philippe

"Recht und Gesetz?" echote Edward. "Was hat es noch mit Recht zu tun, wenn ein Unschuldiger auf Grund von Gerüchten verurteilt wird?" erwiderte Edward beinahe verzweifelt. "Henry könnte mich im Notfall immer noch begnadigen." warf er dann ein. Irgendwie musste das Ganze doch zu retten sein.
Philippe lehnte sich etwas zurück und verschränkte unbehaglich die Arme vor der Brust. "Es kann wohl nicht schaden, den König im Notfall auf unserer Seite zu haben, aber bevor du alle Steine ins Rollen bringst, Ed, sollten wir erst noch einmal mit dem Sheriff sprechen und wie Robert sagt uns die Lage selbst einmal ansehen. Vielleicht brauchen wir den König dann gar nicht."
Edward starrte einen Moment lang schweigend vor sich hin. Er spürte diesen Kloß im Hals und schluckte schwer. "Ich habe ihn nicht umgebracht, das ist einfach nicht fair." murmelte er dann. "Ich liebe sie und ich würde so viel in Bewegung setzen, aber doch nicht so etwas ... und wenn, dann hätte ich doch schon viel früher zu solch einem Mittel gegriffen." Edward stand auf und trat ans Fenster. Seine Augen brannten und er wollte unter keinen Umständen, dass er vor seinen beiden Brüdern heulte wie ein Mädchen.

Robert seufzte. "Nichts hat es. Aber auch Henry kann deine Unschuld nicht beweisen. Wie sollte er auch? Aber ja, eine Begnadigung wäre möglich. Aber im öffentlichen Auge wäre dein Ruf für immer ruiniert. Lass uns abwarten. Vielleicht finden wir etwas. Und wenn nicht, vielleicht sieht der Sheriff ein, dass er dir nichts anhaben kann ohne Beweis. Henry sollte dein Notfallplan bleiben, dann musst du ihn um nichts bitten."
Robert tat sein Bruder unfassbar leid. Es war sicher schrecklich sich im Fokus solcher Verdächtigungen zu sehen. "Ich weiß...aber hab ein wenig Geduld. Es wird sich schon alles aufklären und wenn dein Ruf wiederhergestellt ist, dann wirst du sie heiraten können, sobald ihre Trauerzeit vorbei ist. Ich schätze, sie wird nicht sehr unglücklich über seinen Tod sein."

Edward atmete geräuschvoll aus. "Ruiniert wegen etwas, das ich nicht einmal getan habe. Ist das nicht bizarr? Ich habe schon so viele Dinge getan über die so mancher die Nase rümpfen würde und das, was mich nun zu Fall bringen soll, habe ich nicht einmal zu verantworten." Edward knirschte mit den Zähnen.
Er schlang die Arme um seinen Oberkörper und starrte aus dem Fenster.
Sie heiraten ... ja, das war es, was er sich schon lange wünschte und nun schien dieser Weg offen - wenn nur dieses eine gewaltige Hindernis nicht noch aufgetaucht wäre.
Edward schluckte, ehe er wieder sprechen konnte, hielt den Blick jedoch satrr aus dem Fenster gerichtet und seinen Brüdern so den Rücken zugekehrt, damit sie die Tränen nicht sehen konnten, die über seine Wangen liefen.
"Rob, könntest du sie her holen?" fragte er dann. "Ich muss sie sehen, muss mit ihr reden." Er musste sicher gehen, dass Julia nicht glaubte, er sei wirklich für Toms Tod verantwortlich.

"So ist es nun einmal oft. Leider...Ich wünschte auch, es wäre anders. Wir holen dich schon irgendwie da raus, Edward. Es kann nur etwas dauern." Robert spürte, wie schwer es seinem Bruder fiel das alles hinzunehmen und dass er nicht wollte, dass sie seine Gefühle sehen konnten.
Trotzdem legte er ihm die Hand auf die Schulter. "Das wird schon wieder, Brüderchen. Irgendwann findet alles seinen Weg. Sieh mich und Josie an. Oder Vater. Er saß auch schon im Tower und ist wieder hinaus gekommen."
Er seufzte. "Ungern...wenn das jemand mitbekommt, wird das dir nur schaden. Aber wenn du unbedingt gerne möchtest, werde ich schauen, was ich für dich tun kann."