William und Joanna - ab 1180 bis 1181

James

James' Blick wurde weich und er griff ohne weiter darüber nachzudenken nach Alans Hand, um sie leicht zu drücken. "Es tut mir Leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Du hilfst mir schon so viel, Alan. Ohne dich wäre ich gar nicht hier. Du bist mein bester Freund und das letzte was ich will, ist dich verärgern." erklärte James bedächtig.
Dann hob er langsam die Schultern und lächelte reumütig. "Ich war noch nie sonderlich mutig, Alan." erwiderte James traurig. "Das waren immer meine Brüder, ich nie sonderlich. Ich habe mich immer lieber in einer stillen Ecke verkrochen, gerne auch mit einem Buch. Es würde passen, wenn ich das jetzt wieder tun würde ..." Er seufzte leise. In England würde ihn nicht mehr alles an Francesco erinnern und er würde vielleicht auf andere Gedanken kommen.

Alan

Alan lächelte leicht und erwiderte den Händedruck. "Schon gut....du meinst es ja nicht böse. Ich will nur einfach weiterhin dein bester Freund sein können, ohne dass etwas zwischen uns steht. Kannst du das verstehen? Ich bin ja froh, dass ich dich habe."
Er sah James eindringlich an. "Dann sei es wenigstens dieses eine Mal. Es gibt viele Arten von Mut. Mut kann auch sein, Dinge aufzuschreiben, die niemand aussprechen will. Du musst nicht mit dem Schwert Heldentaten vollbringen. Änder etwas, James....bitte. Ich will dich nicht verlieren. Das hier ist eine Chance für uns. Lass uns einfach noch ein wenig durchhalten hier, dann kannst du nach England.""

James

James sah Alan schweigend an, dann nickte er. "Ich will dich auch nicht verlieren." erwiderte er leise. "Aber ... ich kann das nicht. Nicht allein. Ich kann nicht alleine mutig sein, dafür brauche ich deine Hilfe." erklärte James schließlich und sah seinen Freund an. "Du hilfst mir doch dabei, oder?"
Alleine würde er hier einfach aufgeben. Er würde den Weg mit dem geringsten Widerstand nehmen und abreisen, damit er sich in York zurückziehen konnte in der Hoffnung das zu vergessen, was Francesco in ihm ausgelöst hatte. Er wollte Priester werden und darauf musste er sich nun konzentrieren. Er durfte seinen Weg nicht noch einmal aus den Augen verlieren.

Alan

Alan nickte begeistert. "Natürlich helfe ich dir! Das ist doch ganz klar. Du musst mir nur sagen wie...ich bin für dich da, das weißt du. Immer, egal wann. Aber mehr als dir zuhören kann ich nur, wenn du mir sagst, wie ich dir helfen kann. Wir Beide werden einfach mutig sein und das hier durchziehen."
Er lächelte. "Und dann kehren wir beide glücklich zurück nach England. Du wirst sehen, das bekommen wir hin. Mach dir keine Gedanken. Und nun lass uns gehen, sonst holst du dir hier in der Kälte noch den Tod. Du sitzt schon viel zu lange hier."

James

James lächelte erleichtert und nickte dann. "Danke, Alan. Wirklich, für alles, du bist der beste Freund, den ich mir wünschen könnte." erklärte er und lachte dann kurz auf. "Ja, lass uns rein gehen. Gemütlich ist etwas anderes." bestätigte er und stand auf.
Als sie sich beide erhoben hatten, zögerte James nur kurz, dann zog er Alan in seine Arme und drückte ihn für einen Moment an sich. Er schloss die Augen und stützte seine Stirn auf Alans Schulter ab. "Danke." murmelte er noch einmal, dann ließ er Alan mit einem scheuen Lächeln wieder los und wandte sich um, damit sie ins Warme gehen konnten.

Alan

Alan grinste flüchtig. "Na, für irgendetwas muss ich ja gut sein, nicht wahr? Der bessere Gelehrte von uns Beiden bist schließlich du. Aber ich bin froh, dass ich für dich da sein kann. Wir kennen uns schon so lange..."
Er war wirklich froh, dass James sich dann doch noch überzeugen ließ mit ihm hinein zu kommen und war auch nur wenig von der Umarmung überrascht. Er erwiderte diese und klopfte ihm kurz auf den Rücken.
"Keine Ursache..."

Josephine

Josephine lehnte sich gegen die Mauer und sah aus dem Fenster. Ein Lächeln zierte ihre Lippen als sie ihren Sohn unten im Burghof entdeckte, wie er voller Eifer neben Brian her lief, der gerade aus den Stallungen kam, und unermüdlich auf den Ritter einredete. Sie konnte Robs aufgeregte Stimme förmlich hören, wie sie sich fast ein wenig überschlug, während es munter aus ihm heraussprudelte.
Erstaunlich, dass der Junge nun schon sieben Jahre alt werden würde. Josephine sah zurück in das Zimmer wo auf dem Tisch noch zwei Stickrahmen lagen. Gerade hatte sie mit Joanna und Diana zusammen gesessen und den Mädchen ein paar neue Stiche gezeigt, ehe sie die beiden aufgefordert hatte, doch das schöne Wetter draußen zu genießen.
Josephine legte eine Hand auf den Bauch und schloss die Augen. Sie war glücklich. Hier in Truro an Roberts Seite mit ihren wundervollen drei Kindern. Und endlich, endlich kündigte sich wieder Nachwuchs an. Allmählich hatte sie begonnen sich Sorgen zu machen, wurde ihre Jüngste immerhin schon fünf, aber John hatte Recht behalten, ihr Körper nahm sich die Zeit, die er brauchte, um sich zu erholen und nun war sie wirklich wieder schwanger. Zumindest war sie sich ziemlich sicher und sie konnte es kaum erwarten, Robert davon zu erzählen.

Robert hatte den Vormittag mit Philippe verbracht um die Einnahmen und Ausgaben ihrer Pferdezucht zu überprüfen. Die Geschäfte liefen ausgezeichnet und langsam begannen ihre Mühen Früchte zu tragen, das Ganze begann sich zu rechnen und brachte Cornwall einen guten Zuschuss.
Von diesem Ergebnis beschwingt machte er sich auf den Weg zu seiner Familie. Als er eintrat, sah er nur seine Frau am Fenster stehen und musste sich einmal mehr beglückwünschen, so eine schöne Frau geheiratet zu haben.
Er trat zu ihr und legte von hinten die Arme um ihre Taille, küsste sie auf die Wange. "Meine wunderschöne Gemahlin...so allein? Wo ist denn unsere Rasselbande abgeblieben?"

Josephine

Josephine brauchte nicht einmal hinzu sehen als sich die Tür öffnete, sie hatte die Schritte bereits auf dem Gang gehört und wusste, dass es Robert war, der da herein kam. Sie lächelte sanft als er zu ihr kam und lehnte sich gegen ihn. "So allein, aber zum Glück hast du mich ja vor der Einsamkeit gerechnet, mein liebster Gemahl." erwiderte Josephine und gab ihm einen Kuss. "Rob hat es geschafft sich an Brians Fersen zu heften und kaut ihm vermutlich gerade ein Ohr ab mit seinen Fragen." erzählte sie und deutet aus dem Fenster hinunter in den Burghof. "Und die beiden Mädchen waren bis gerade eben noch hier und wir haben ein wenig an ihren Stickereien gearbeitet, aber ich finde, das Wetter ist zu schön um zwei so junge Dinger hier drinnen fest zu halten, also habe ich sie nach draußen geschickt."
Josephine strich über Roberts Hände, die auf ihrem Bauch ruhten und unweigerlich musste sie schmunzeln. Dort lagen sie schon ganz richtig ... "Und was ist mit dir?" fragte sie neugierig. "Du scheinst ausgesprochen zufrieden, oder? Du hast Ähnlichkeit mit deinem Hund nachdem er gerade einen großen Knochen abnagen durfte." neckte sie Robert sanft. "Willst du mir erzählen, was dir so gute Laune bereitet außer dem Umstand, dass du eine hübsche Frau in deinen Armen hältst?"

Robert lachte leise auf. "Oh ja, dein Held rettet dich doch nur zu gern..." Er erwiderte ihren Kuss und grinste. "Oh, dann hat er ja mal wieder ein Opfer gefunden. Aber besser Brian als uns...und Brian weiß ja inzwischen wie Kinder sind. Aber du hast recht, viel zu schön um hier drin zu versauern. Was hältst du davon, wenn wir auch gleich einen Spaziergang machen?""
Robert zog seine Frau enger an sich und lächele zufrieden.
"Das bin ich auch. Aber ob du mich mit Artus vergleichen solltest...", erwiderte er amüsiert. "Aber ich komme gerade von Phil...die Zucht läuft gut, sie fängt nun an Gewinne abzuwerfen. Wir verdienen gut am Verkauf unserer Pferde."

Josephine

Josephine drehte sich in Roberts Armen herum und schlang die Arme um seinen Hals, um ihn liebevoll zu küssen. "Und genau deshalb habe ich meinen Helden geheiratet." wisperte sie gegen seine Lippen. Dann musste sie lachen und nickte. "Ja, aber Brian erträgt es mit einer engelsgleichen Geduld. Es tut Rob gut, dass er hier so unbefangen mit euren Rittern umgehen kann, er genießt es jedes Mal aufs Neue und wenn ich ihn abends ins Bett bringe, kann er es kaum abwarten mir immer davon zu erzählen."
Josephine lächelte und hauchte einen Kuss auf Roberts Wange. "Davon halte ich sehr viel. Ein wenig Sonne könnte ich nur allzu gut vertragen." stimmte sie gut gelaunt zu.
Dann lauschte sie Roberts Ausführungen und ihr Lächeln wurde eine Spur breiter. "Das freut mich wirklich für euch, Robert. Ich wusste, dass ihr damit Erfolg haben werdet. Und wie machen sich die Pferde, die dein Vater im Herbst aus Italien mitgebracht hat?" erkundigte sie sich zum einen, weil sie wirklich neugierig war und zum anderen, weil sie wusste, wie gern Robert über dieses Projekt sprach und sie liebte das Leuchten, dass jedes Mal in seine Augen trat, wenn er zu erzählen begann.

Robert lächelte. "Oh ja. Und das ist auch nur gut so."Aber er musste seiner Frau wirklich Recht geben. "Ja, es tut ihm wirklich gut. Aber er lernt so auch seine Grenzen kennen, die Ritter sagen ihm schon, wenn er zu nervig wird. Doch er nimmt es nicht übel und geht einfach zum Nächsten."
Er strich Josephine eine Strähne hinter das Ohr.
"Oh, ausgezeichnet. Aber ich kann dir sagen, speziell sind sie. Unglaublich sensibel und temperamentvoll. Sie brauchen ganz besonders viel Aufmerksamkeit, aber wir sind auf die ersten Fohlen nächstes Jahr gespannt. Wie war dein Tag heute, meine Liebe?"

Josephine

Josephine musste grinsen. "Wohl wahr. Ich glaube, Rob weiß gar nicht, was es bedeutet nachtragend zu sein, er hat ein wirklich sonniges Gemüt. Wenn sie ihn wegschicken, sucht er sich ein anderes Opfer und probiert es am nächsten Tag einfach wieder aufs neue - und mit Erfolg." Die meisten der Ritter hier hatten den Jungen wahrlich ins Herz geschlossen, auch wenn sie so etwas natürlich nie offen zugeben würden. Aber Josephine wusste durch Robs Erzählungen, dass sie dem Jungen immer wieder mal etwas zusteckten oder ihm etwas von ihrer Zeit opferten, Dinge, die sie nicht tun würden, wenn Rob ihnen lästig wäre.
Josephines Lippen zuckten leicht und sie legte den Kopf zur Seite. "Nun, mit sensiblen und temperamentvollen Charakteren hast du ja Erfahrung, nicht wahr?" erwiderte sie honigsüß und küsste Robert liebevoll. "Mein Tag war gut, die Mädchen haben mir einen schönen Vormittag beschert und ich freue mich auf einen Spaziergang mit meinem Mann." erklärte sie und strich Robert über die Brust. "Der hoffentlich trotz seiner teuren Pferde noch weiterhin viel Zeit für seine Frau hat, die viel Aufmerksamkeit braucht und für seine vier Kinder." fügte sie dann mit einem vielsagenden Lächeln hinzu.

"Nein, das glaube ich auch nicht." Robert lachte leise auf. "Aber solange die Männer es mit sich machen lassen, soll es mir recht sein. Wenn er ihnen zu aufdringlich wäre, würden sie sich an mich wenden. Da sie das nicht tun..." Er hob belustigt die Schultern und musste grinsen.
"Das habe ich in der Tat. Aber ich bin froh, dass dein Tag ebenso angenehm war wie meiner. Und natürlich habe ich immer Zeit für euch, ihr seid das Wichtigste. Aber vier Kinder? Kannst du schon nicht mehr zählen oder bedeutet es das, was ich glaube?", fragte er ein wenig aufgeregt. Sollte sie wirklich wieder schwanger sein? Nachdem sie so lange gewartet hatten?

Josephine

Da war es, dieses wundervolle Gefühl, das sich in Josephine breit machte, als sich in Roberts Miene die Erkenntnis breit machte. Dieses Leuchten in seinen Augen und die Aufregung in seiner Stimme jagten Josephine einen Schauer über den Rücken.
Sie lächelte sich und reckte sie ein wenig. "Ich glaube, ich kann noch ganz gut zählen, aber lass es mich noch einmal versuchen." erwiderte sie und gab ihm einen Kuss. "Eins." begann sie und küsste ihn erneut. "Zwei." Ein weiterer Kuss und sie griff nach Roberts Händen. "Drei." Josephine lächelte und legte Roberts Hände auf ihren Bauch. "Und vier."
Eine Hand ließ sie auf seinen liegen, mit der anderen strich sie ihm über die Wange. "Und, was meinst du nun?" fragte sie leise. "Bist du bereit dieses Jahr noch einmal Vater zu werden?"

Robert lächelte breit und hob Josephine ein Stück hoch, drehte sich einmal mit ihr im Kreis. Sanft strichen seine Finger über ihren Bauch. Oh wie sehr er sich doch darüber freute, er hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet.
"Oh, Josie, das ist wundervoll! Ich freue mich so..." Er gab ihr einen stürmischen Kuss. "Natürlich bin ich bereit. Ich bin so glücklich darüber. Die Kinder werden sich auch freuen."
Robert legte die Hände an ihre Wangen.
"Meine Liebste..."

Josephine

Josephine lachte auf als Robert sie hoch hob und sich im Kreis drehte. Nachdem er sie wieder abgesetzt hatte, schmiegte sie sich eng an ihn und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Es ist fantastisch, nicht wahr?" murmelte sie und erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft. "John hatte Recht, ich durfte mich einfach nicht unter Druck setzen. Ich habe ja kaum mehr damit gerechnet, aber nun hat es doch wieder geklappt." Und das beruhigte sie ungemein. Es war nicht so, dass sie jedes Jahr ein Kind zur Welt bringen wollte, im Gegenteil, ihr war es durchaus Recht ein wenig Pause zu haben, doch nach dieser mittlerweile doch langen Zeit hatte der Zweifel ein wenig an ihr zu nagen begonnen. Wie sich nun herausstellte jedoch völlig unbegründet und Josephine fühlte sich hervorragend.
Sie sah Robert tief in die Augen und lächelte glücklich. "Ich liebe dich, Robert of Cornwall." erklärte sie und küsste ihn noch einmal.

Jonathan

Frustriert hielt Jonathan sein Pony an und stieg neben Alan aus dem Sattel. "Ich hab keine Lust mehr. Ich krieg das nicht hin.", sagte er, wütend auf sich selbst. Er kam sich manchmal so nutzlos und unfähig vor mit seiner fehlenden Hand. Alan hatte begonnen mit ihm daran zu arbeiten, sein Pony ohne die Zügel und nur mit den Beinen zu lenken, da er irgendwann auch im Sattel ein Schwert führen sollte und er ja keine rechte Hand hatte um die Zügel weiter zu führen. Geradeaus war das noch in Ordnung, aber sobald er Wendungen reiten sollte, scheiterte er und sein Pony machte, was er wollte und verabschiedete sich lieber zu den ersten Grashalmen am Rand des Reitplatzes.
Inzwischen hatte Jonathan durchaus begriffen, dass er anders war als andere Kinder. Auch, weil diese ihn teilweise schnitten.
"Whisper macht ohnehin, was er will..."

Alan

Alan hatte seinem Schützling angesehen, dass er frustriert war und so überraschte es ihn kaum, dass Jonathan einen Moment später sein Pony anhielt und aus dem Sattel stieg. Dennoch runzelte er missbilligend die Stirn. "Seit wann gibst du denn so schnell aus?" fragte er und schüttelte den Kopf. "Nur weil du etwas nicht gleich auf Anhieb schaffst, heißt das noch lange nicht, dass du es gar nicht hin bekommst. Nur wenn du nicht übst, kann es auch nicht besser werden."
Alan bedachte das etwas rundliche Pony mit einem nachdenklichen Blick. Das Tier war gutmütig und ließ einiges mit sich anstellen, erkannte jedoch auch zielsicher die Schwachstellen seines Reiters und nutzte jede Gelegenheit um sich über einige Grashalme her machen zu können. Vielleicht war es an der Zeit, dass Jonathan ein anderes Pferd bekam. Vielleicht eines von den leichten Reitpferden, das nicht allzu groß war ...
"Er ist ein Pony, er macht hauptsächlich das, was sein Magen ihm sagt." erwiderte Alan ein wenig spöttisch. "Wenn du also mit ihm zurecht kommen willst, musst du stärker sein als sein Hunger ... das wirst du doch wohl hinbekommen, oder?"

Jonathan

"Ich gebe nicht schnell auf! Ich versuche zum fünfzigsten Mal ihn dazu zu kriegen einen Kreis zu gehen und nicht einmal das bekomme ich hin. Ich kann es noch einmal so oft versuchen und es wird immer noch nicht gehen. Was soll das üben bringen? Ich weiß nicht mehr, was ich anders machen soll...", erklärte er schlecht gelaunt.
"Mach dich nicht über mich lustig! Wie soll ich das denn anstellen?" Tränen der Enttäuschung traten in seine Augen. "Es ist mit Zügeln schon schwer ihn zu überzeugen, aber es geht. Nur ohne ist es unmöglich. Warum muss ausgerechnet ich ein Krüppel sein? Das ist einfach unfair...ich kriege nichts hin."

Alan

Alan seufzte innerlich. Es gab nichts, was der Junge anders machen konnte, das Pony war einfach zu stur und zu wenig ausgebildet, um auf feinere Signale zu reagieren. Alan nahm sich vor noch heute mit Richard darüber zu reden, damit er möglichst schnell ein anderes Pferd für Jonathan bekam. Bevor der Junge ein extra für ihn ausgebildetes Pferd bekommen würde, musste er immerhin noch etwas älter werden, aber irgendeine andere Lösung musste es einfach geben.
Als er die Tränen sah, die in Jonathans Augen traten, wurde Alans Herz schwer und er ging in die Hocke, um mit Jonathan auf einer Höhe zu sein. "Sag so etwas nicht." erwiderte er und fuhr seinem Schützling durch die blonden Locken. "Du bist kein Krüppel." er verabscheute dieses Wort und er wünschte sich die Menschen würden es nicht so abwertend benutzten. "Das ist doch Unsinn. Nur weil du dieses sture, dicke Tier nicht auf den Zirkel bekommst, gibt es doch noch tausend andere Sachen, die du hin bekommst." Alan legte Jonathan die Hand auf die Schulter und lächelte sanft. "Komm schon Kurzer, lass den Kopf nicht hängen. Ich werde nachher mit deinem Vater sprechen und besorge dir ein anderes Pferd, einverstanden?"

Jonathan

Jonathan schaute Alan traurig an. "Natürlich bin ich das. Die anderen Kinder sagen es schließlich auch immer. Sie werden sich das ja nicht ausdenken." Er biss sich auf die Lippe. "Meinst du, Will und Stephan hätten das mit Whisper besser hingekriegt?"
Er wusste, dass er viele Dinge längst nicht so gut bewerkstelligen konnte wie seine Brüder, nicht nur, weil diese älter waren.
Zögernd sah er zu seinem Pony hinüber, dass zufrieden ein paar letzte Grashalme zerkaute und ihn treudoof ansah.
"Aber meinst du, mit einem anderen Pferd wird es besser? Außerdem...Vater gibt Whisper doch nicht weg, oder? Wenn ich ein anderes Pferd habe...Er kann doch nichts dafür, dass ich es nicht kann. Wenn doch dann will ich kein Anderes. Dann will ich ihn behalten."
Er hatte das rehbraune Pony ja doch ins Herz geschlossen.

Alan

Alan seufzte leise. Natürlich sagten sie das ... Kinder konnten wirklich gemein sein. "Wer sagt denn solchen Unfug, hm? Die haben doch alle keine Ahnung." erwiderte Alan und lächelte dann. "Nein, sicher nicht. Die Beiden hätten schon nach der Hälfte der Zeit aufgegeben." erklärte er ernst, um den Jungen ein wenig aufzubauen. "Du bist ein kleiner Kämpfer, Jonathan, du hast Durchhaltevermögen wie kein anderer."
Alan folgte kurz Jonathans Blick und betrachtete das Pony, dann nickte er langsam. "Wir suchen dir ein Pferd, das besser geritten ist als Whisper. Die dicke Kugel hat doch sein Leben lang kaum etwas gearbeitet, kein Wunder, dass er mehr am Fressen interessiert ist als an dem, was du da oben machst." entgegnete er und musste dann lächeln. "Keine Sorge, wenn du nicht willst, dass das Pony weg geht, werde ich dafür sorgen, dass es hier bleibt, auch wenn du ein anderes Pferd zum Reiten bekommst, versprochen." Das Zugeständnis würde Alan Richard schon irgendwie abringen können, da war er sich sicher.

Jonathan

Jonathan sah kurz beschämt zu Boden. "Na, die anderen Kinder...Wills Freunde..." Ein bisschen aufgemuntert hob er den Kopf. "Wirklich? Das sagst du nicht nur so?", fragte er unsicher, freute sich aber darüber. Er wusste, dass er viele Dinge nicht so gut konnte wie seine Geschwister, darum war er umso stolzer, wenn er einmal das Gegenteil zu hören bekam.
"Ja...vielleicht hat er einfach keine Lust. SO viel Hunger kann er ja nicht haben..." Jonathan legte den Arm um Alans Nacken und umarmte ihn kurz.
"Danke...",flüsterte er leise. Es bedeutete ihm wirklich viel, dass Alan immer mit ihm übte und für ihn da war.

Alan

Alan schnaubte leise. "Dummköpfe, alle miteinander. Hör nicht auf sie, Jonathan." erwiderte er und schenkte dem Jungen ein aufmunterndes Lächeln. "Wirklich. Du hast mein heiliges Ehrenwort, dass ich das nicht einfach nur so sage." versicherte er Jonathan. Und es stimmte durchaus, auch wenn Jonathan in manchen Dingen hinter seinen Brüder anstehen musste und andere Wege finden musste, um Sachen zu meistern, so war er doch deutlich zäher als seine Brüder und legte viel mehr Entschlossenheit an den Tag. Nun Gott, wenn du ihn schon mit solch einem Makel strafst, ist es wohl nur recht und billig ihm einen starken Charakter zu geben.
Alan lachte leise. "Ich glaube, dieses Pony ist vor allem faul und verfressen." entgegnete er und als Jonathan ihn umarmte, legte er selbst die Arme um den Jungen und drückte ihn für einen Moment an sich. Dieses Kind brachte ihn manchmal wirklich an seine emotionalen Grenzen. Alan war weit davon entfernt rührselig zu sein, aber die Arbeit mit Jonathan hatte ihm gezeigt, dass er sich wirklich aufrichtig um das Wohl seines Schützlings sorgte und dass er ihm ans Herz gewachsen war.
"Nichts zu danken, Kurzer." erwiderte er ebenso leise und lächelte leicht.