William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Eleonore grinste. "Das bist du. Aber du bist weder seine Frau noch sein Kind, von daher kann ich die Priorität durchaus ein wenig nachvollziehen." Sie gab einen überraschten Laut von sich, als er sie auf sich zog, schmiegte sich aber wieder an ihn und genoss die behagliche Wärme in seiner Nähe in seinem Bett. Aber sie musste lachen.
"Das wird höchst amüsant werden, ich weiß es jetzt bereits. Aber sie halten uns bereits jetzt für verrückt, Henry, daran wird sich nicht viel ändern."
Und sie freute sich durchaus darauf, die Reaktion der Anderen zu erleben, wenn sie wieder an Henrys Seite auftrat. Allein das, was sie heute getrieben hatten, gab ihr schon viel Stoff zum Nachdenken.

Henry brummte unzufrieden und runzelte die Stirn. "Stimmt. Nur sein Cousin und König." erwiderte er und seufzte. "Aber diesen Träumer hat man ja noch nie von seiner Frau wegbekommen, wenn er nicht wollte. Man könnte meinen, ich hätte mich mittlerweile daran gewöhnt."
Henry grinste breit. "Ja, das tun sie, aber das wird ihnen den Rest geben, da bin ich sicher. Das letzte womit sie rechnen, ist, dass du mit einem Mal wieder an meiner Seite auftauchst." Henry gab Eleonore einen Kuss und lächelte sanft. "Aber ich bin wirklich froh um diese unerwartete Wendung." erklärte er leise und ließ die Hand von Eleonores Schultern hinab bis zu ihrem Oberschenkel wandern. "Du hast mir gefehlt, ma chérie."

Eleonore hatte sich immer häufiger mit Henry getroffen und fühlte sich zu seiner Nähe hingezogen. Das tat so gut, wieder begehrt zu werden und sie ergänzten sich so perfekt wie früher. Auch heute hatten sie sich wieder in seinen Gemächern getroffen und nicht lange hatten sie die Finger voneinander lassen können.
Wieder langen sie eng umschlungen auf Henrys Bett und Eleonores Finger glitten über Henrys nackte Brust und sie hauchte einen Kuss darauf.
"Der Weg ist so weit hierher....eigentlich sehr schade. Findest du nicht, wir sollten daran was ändern?", murmelte sie.

Henry war zufrieden. Er wusste zwar, dass er sich nun über kurz oder lang Gedanken darüber machen musste, wie es effektiv mit Eleonore weiter gehen sollte, aber heute schob er das erst einmal noch beiseite. Ja, er würde ihr in nächster Zeit ein paar Zugeständnisse machen und sie so langsam wieder zurück holen in sein Leben. Aber eins nach dem anderen.
Henry hatte die Augen halb geschlossen und betrachtete Eleonore wohlwollend, wie sie so in seinen Armen lag. Ein zufriedenes Brummen kam über seine Lippen als sie ihm über die Brust strich und einen Kuss auf seine Haut hauchte. "Scheinbar bin ich ja doch nicht so alt und unansehnlich geworden, was?" neckte er und zog sie für einen Kuss an sich.
Henry musste grinsen. Natürlich, wie hatte er denken können, dass sie ihn damit verschonen würde? "Eigentlich hast du Recht." bestätigte er dann und ließ eine Hand zu ihrer Brust wandern. "Es hätte gewisse Vorzüge, dich wieder dichter bei mir zu haben. Ich sollte darüber nachdenken."

Eleonore lächelte sanft. "Das könnte ich dich auch fragen, mein Lieber. Immerhin bezeichnest du mich gern als alte Schachtel. Das stört dich jetzt wohl nicht mehr, was meinst du?" Sie ließ die Fingerspitzen weiter über seine Brust gleiten und schmiegte sich an ihn, als er sie küsste. Mit der ihr eigenen Leidenschaft erwiderte sie seinen Kuss und seufzte zufrieden. Wie sie seine Berührungen doch genoss...
"Das solltest du. Aber jetzt solltest du darüber nachdenken, ob du schon zu müde bist für einen Nachschlag..."
Sie grinste ihn frech an. "Ich bin älter als du, aber offenbar besser in Form. Ich bin noch nicht im Geringsten erschöpft."

Henry grinste breit. "Du bist ja auch eine alte Schachtel." neckte er und griff nach ihrer Hand, um dann einen Kuss darauf zu hauchen. "Aber eine sehr ansehnliche alte Schachtel". murmelte er und genoss es, wie Eleonore den Kuss erwiderte und zog ihn noch weiter in die Länge, um es voll auskosten zu können.
Dann musste er unweigerlich lachen. "Zu müde?" wiederholte er und gab Eleonore einen leichten Klaps auf den Po. "So schnell bekommst du mich nicht müde, sei versichert. Für dich habe ich noch eine Menge Energie übrig."
Richard war auf dem Weg zu seinem Vater. Eigentlich hatte er nur ein paar Dinge mit ihm besprechen wollen, doch einer von den Dienern hatte Richard nahegelegt, er solle besser noch etwas warten, sein Vater wolle gerade auf keinen Fall gestört werden. Und Richard kannte diese Ausrede zu genüge. Wie oft hatte Henry sich schon Störungen verbeten, weil er mit irgendwelchen Huren zugange war?
Richard kochte vor Wut. Da saß seine Mutter nun schon in Windsor, in unmittelbarer Nähe und dieser Mistkerl trieb es trotzdem munter weiter mit irgendwelchen Flittchen!
Zornig eilte er durch den Gang und als er das Gemach seines Vaters erreichte und die Wache, die in Reichweite positioniert war, ärgerlich davon jagte, zögerte er keine Sekunde und klopfte auch nicht weiter an. Es würde ihm sicher eine Genugtuung sein seinen Vater einmal in Verlegenheit zu bringen in dem er ihn inflagranti erwischte.
"Was glaubst du eigentlich, was du hier treibst? Hurst herum wie -" Richard brach mitten in seinem zornigen Redeschwall ab. Das Bild, das sich ihm da bot, verschlug ihm zunächst vollständig die Sprache. Dann wallte der Hass in ihm auf. "Ist das dein Ernst?" brüllte er zornig. "Nicht nur, dass du sie gefangen hältst wie ein Tier, jetzt zwingst du sie auch noch in dein Bett? Hast du eigentlich gar keine Skrupel, du widerlicher Mistkerl?"

"Wie charmant du heute wieder bist.", erwiderte Eleonore spöttisch und gab einen überraschten laut von sich, als er ihr auf den Po schlug. Doch sie genoss diese Plänkeleien, sie verliehen dem Ganze eine besondere Würze.
"Das trifft sich ja gut, denn ich habe auch noch eine Menge Energie. Es wäre ausgesprochen schade, wenn du schon zu erschöpft wärest um die Zeit noch ein wenig zu nutzen." Sie grinste ihn an und richtete sich halb auf, ließ die Hand seinen Körper hinab wandern, als plötzlich die Tür aufflog und sie erschrocken zusammen zuckte. Richard...nun war also die Konfrontation früher gekommen, als gedacht. Und das ausgerechnet in so einer Lage. Doch Eleonore wäre nicht Eleonore gewesen, wenn sie ihre Gefühle schnell wieder im Griff gehabt hätte. Betont lässig zog sie eine der Decken über sich und bedachte Richard mit einem missbilligenden Blick. "Ich dachte eigentlich, man hätte dir beigebracht anzuklopfen, mein Sohn. Und abgesehen davon ist dein Vater zur Abwechslung einmal unschuldig. Er zwingt mich zu gar nichts hier in diesem Raum."

"Charmant wie eh und je und das nur für dich, meine Teuerste." erklärte Henry gut gelaunt und schloss genüsslich die Augen als Eleonore ihre Hände auf Wanderschaft schickte. "Oh, keine Angst, die Zeit werden wir schon gut nutzen." versprach Henry und wollte noch etwas hinzu fügen als im nächsten Moment die Tür aufflog.
Hätte Henry auch nur eine Hose angehabt, er wäre im Nu auf den Füßen gewesen, um seinem Sohn eine schallende Ohrfeige zu verpassen, doch so blieb er im Bett liegen. Lediglich eine gewisse Zornesröte stieg ihm ins Gesicht als er Richard mit finsterem Blick musterte, doch bevor er etwas sagen konnte, ergriff Eleonore das Wort.
Richard starrte seinen Vater zornig an. "Das hat man, aber das hier ist etwas anderes." erwiderte er schroff, sah seine Mutter jedoch noch immer nicht an, sondern versuchte sich mit seinem Vater in einem stummen Duell zu messen.
Letztlich war er es jedoch, der den Blick abwandte, denn die Worte seiner Mutter brachten ihn völlig aus der Fassung. Ungläubig starrte er sie an. "Wie bitte?" fragte er entgeistert. "Das ist nicht dein Ernst! Diesem Bastard erlaubst du wirklich dich auch nur anzufassen? Hast du vergessen, was er getan hat?" Richard war hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen. Er liebte seine Mutter über alles, aber das hier überstieg seine Vorstellungskraft. Das hier war einfach falsch. Wie konnte sie mit dem Mann ins Bett gehen, der sie seit Jahren gefangen hielt?

Eleonore musterte ihren Sohn aufmerksam. Es würde schwer werden, ihm zu erklären, was sie bewogen hatte. "Nein, das ist nichts Anderes. Bevor man ein Schlafzimmer betritt, hat man zu klopfen. Egal, wo und wann.", tadelte sie ihn und bedachte ihn mit einem missmutigen Blick, ehe sie sich bemühte, die richtigen Worte zu finden.
"Es ist mein Ernst und ich habe nichts vergessen. Aber ich habe auch nicht vergessen, wie wir früher miteinander gelebt haben. Dass ich diesen Mann sehr geliebt habe und es irgendwo immer noch tue. Das eine hat nicht zwingend mit dem Anderen zu tun, Richard, das ist das Merkwürdige an dieser Beziehung. Allerdings würde ich es begrüßen dir das in Ruhe und vor allem vollständig bekleidet darzulegen, auch, wenn es dich eigentlich gar nichts angeht, da es mein Leben ist."

Henry, der seinen ersten Zorn hinunter geschluckt hatte, musste lächeln und legte demonstrativ einen Arm um Eleonores Schultern. Er wusste, dass er Richard damit provozierte, aber das war ihm nur Recht. Was glaube dieser Bengel eigentlich, wer er war? Wohl weislich überließ er das Reden aber doch vollständig Eleonore, sonst wäre das ganze vermutlich doch noch weiter ausgeartet.
"Liebe?" echote Richard und schüttelte ungläubig den Kopf. "Wie kannst du ihn nach all dem denn noch lieben? Es hat ihn in den letzten Jahren einen Dreck interessiert, wie es dir ging und jetzt auf einmal soll sich das geändert haben? Ich sage dir, wie es laufen wird! Er wird sich mit dir die Zeit vertreiben bis es ihm zu langweilig wird und dann nimmt er sich wieder irgendeine Hure, die höchstens halb so alt ist wie er und seine Tochter sein könnte!" Richard schüttelte erneut den Kopf. "Ich fasse es nicht."

Eleonore warf Henry einen belustigten Blick zu, auch wenn sie es nicht gut heißen konnte, dass er Richard absichtlich provozierte. Das würde ihren Sohn nur noch mehr in Rage versetzen und die Situation nicht einfacher machen. Wenigstens sagte er nichts.
"Weil man sich das nicht aussuchen kann, wie du sehr wohl wissen solltest. Gerade du." Gerade er mit seiner Vorliebe für diesen Kerl und seiner verzweifelten Liebe zu Beatrice.
"Außerdem ist es ganz schön, wenn man geschätzt wird. Glaube mir, Richard, ich bin Enttäuschungen gewohnt. Ich habe so viele in meinem Leben erlebt und auch mit diesem Mann. Doch ich glaube fast, das auch er etwas verändern will in seinem Leben. Aber das ist unsere Sache. Es geht mir gut, Richard. Mach dir keine Sorgen."

Henry fing Eleonores Blick auf und lächelte nur unschuldig. Er wusste genau, was ihr durch den Kopf ging, aber wenn er es schon ihr überlassen musste, Richard zur Räson zu bringen, dann wollte er seinem Sohn wenigstens demonstrieren, dass dessen Eindringen ihn nicht im geringsten störte.
Richard wollte gerade protestieren, als er bei den Worten seiner Mutter kreidebleich wurde. Einen schier endlos langen Moment starrte er sie einfach nur an. Gerade er ... ja, das hatte gesessen. Schlagartig wurde er nun rot im Gesicht. "Das ist doch etwas völlig anderes!" begehrte er auf, sah sich mit einem Mal jedoch in die Enge getrieben und das war etwas, was ihm gar nicht passte. Schon gar nicht vor den Augen seines Vaters.
"Geschätzt? Von diesem Kerl? Na, du musst es ja wissen." zischte er, dann drehte er sich abrupt um und stürmte hinaus. Das war einfach zu viel für ihn. Wie konnte seine Mutter sich wieder auf Henry einlassen? Wie?
Henry zog eine Augenbraue in die Höhe als die Tür krachend hinter seinem Sohn ins Schloss fiel. "Was war das denn gerade?"

Eleonore wusste, dass ihre Worte Richard getroffen hatten, aber es war offenbar nötig gewesen ihn daran zu erinnern, dass auch er seine Gefühle nicht steuern konnte. Wie konnte er es ihr dann vorwerfen? "Warum ist das etwas Anderes, Richard? Für mich ist es das nicht. Und ja, ich weiß, was ich mit meinem Leben anfange, Richard. Mach dir darum keine Sorgen." Sie sah zu, wie er das Zimmer verließ und seufzte leise. Das würde sie nachher in Ruhe mit ihm klären müssen, aber jetzt war sie froh, dass er gegangen war.
"Er macht sich einfach Sorgen um mich. Es ist ein Schock für ihn.", erklärte sie ihm.

Henry legte den Kopf zur Seite. "Wie ritterlich von ihm, dass er dich retten will." bemerkte Henry spöttisch und sah Eleonore forschend an. "Gerade er?" fragte er dann neugierig. "Wie darf ich das denn verstehen?" erkundigte er sich und jetzt, da Richard das Zimmer wieder verlassen hatte, ließ er seine Hände wieder über Eleonores Körper wandern. So leicht wollte er sich den Spaß nicht verderben lassen und schon gar nicht von Richard, diesem Rotzlöffel.
"Ein Schock, pah. Er ist erwachsen, er hat Kinder, er weiß, wie so etwas läuft und obendrein sind wir noch immer verheiratet. Außerdem sind ja gerade wir bekannt dafür Dinge zu tun, die keiner erwartet hätte. Er hätte eigentlich nicht so überrascht sein dürfen." erwiderte Henry und küsste Eleonore innig.

Eleonore grinste. "Er ist eben manchmal ein vollendeter Ritter und er liebt mich sehr. Ich bin eben seine Mutter, die er beschützen will. Auch vor dir.Es wird wohl wirklich schwer zu begreifen sein, dass ich mich ausgerechnet auf dich einlasse."
Sie zögerte kaum merklich, als Henry genauer nachfragte. Sie konnte Richards Geheimnis nicht preisgeben, das war nicht ihre Sache.  "Natürlich gerade er, schließlich hat er sich doch allem widersetzt um seine Beatrice heiraten zu können. Hast du das schon vergessen?", antwortete sie leichthin, ehe sie sich wieder auf seine Liebkosungen einließ.
"Du lässt dich gar nicht stören, wie?"

Henry verdrehte leicht die Augen. "Naja, der Junge hat ja schon immer gern bei dir am Rockzipfel gehangen. Was wundere ich mich eigentlich ..." bemerkte er trocken.
Als Eleonore antwortete, beobachtete Henry seine Gemahlin aufmerksam und wurde das Gefühl nicht los, dass eigentlich mehr hinter der ganzen Sache steckte als sie ihm gerade weismachen wollte. Allerdings entschied er sich dann doch dafür, die Sache zunächst dabei zu belassen. "Nein, das habe ich weiß Gott nicht vergessen." erwiderte er und lachte dann. "Natürlich nicht. Und schon gar nicht von so einem frechen Bengel." erklärte Henry heiter und beugte sich über Eleonore. "Außerdem wolltest du die Zeit doch nutzen und hast mir gerade erst erklärt, wie viel Energie du noch hast ..." murmelte er gegen ihre weichen Lippen.

"Na siehst du. Außerdem war Richard immer ein so liebes Kind, er teilt meine Liebe für Musik und Künste und vor allem für Aquitanien. Er ist mir so ähnlich wie kein anderes meiner Kinder, Henry. Deshalb hängt er so an mir.", erklärte Eleonore ihrem Ehemann geduldig.
Sie lachte leise auf.
"Oh ja, ich erinnere mich...ich habe sehr viel Energie für dich übrig." Eleonore küsste ihn sanft und strich durch die roten Locken. Sie genoss Henrys Nähe immer noch und sie wollte das auch genießen, solange es währte.
"Dann lass uns die Zeit auch nutzen..."

Hal

Hal war nun seit wenigen Wochen hier in Cornwall und war überglücklich über diese Fügung des Schicksals. Dass er wirklich hier angekommen war und John ihn als seinen Schüler angenommen hatte ... zeitweise hatte er auf seiner Reise beinahe begonnen Zweifel zu hegen, ob er dieses Unterfangen würde umsetzen können.
Es war heute schon reichlich spät geworden, aber er konnte einfach noch nicht ins Bett. John hatte ihm erlaubt sein Arbeitszimmer zu nutzen, wann er wollte und Hal kam immer gerne darauf zurück, um ein wenig in Johns Büchern lesen zu können.
Sie waren heute bei einer Familie im Dorf gewesen, um einen Jungen zu behandeln, der einen Ausschlag an den Armen und Beinen bekommen hatte. John hatte ihm zunächst eine Salbe da gelassen, die den Ausschlag selbst erst einmal lindern würde, doch damit war die Ursache nicht behoben. Der Arzt vermutete, dass der Junge mit irgendetwas in Kontakt gekommen war, was die Haut so gereizt hatte und Hal hatte es heute Abend einfach keine Ruhe gelassen und so saß er in Johns Arbeitszimmer im Schneidersitz auf dem Boden und las ein Buch über die verschiedensten Pflanzenarten in der Hoffnung, er würde irgendeine Pflanze finden, die vielleicht typisch für solch eine Reaktion war.
Obwohl es schon spät war & Hal beim Lesen immer wieder die Augen kurz zu fielen, blieb er noch eine ganze Weile dort sitzen und las weiter bis ihn der Schlaf dann doch für eine kleine Weile übermannte.

John hatte wirklich Freude an seinem Schüler gefunden, auch wenn er am Anfang skeptisch gewesen war. Doch Hal hatte ihn überrascht mit seinem Wissensdurst und seinen neuen Ideen. Darum hatte er ihm auch Vertrauen geschenkt und ihm Zugang zu seinem Arbeitszimmer gewährt, wann immer dieser wollte. Auch ihn hatte der Fall des Jungen im Dorf nicht ganz in Ruhe gelassen, so war er an diesem Abend ins Arbeitszimmer zurückgekehrt.
Es war spät geworden, doch es brannte noch nicht und John musste lächeln. Da saß Hal auf dem Boden über einem Buch und war offenbar eingeschlafen.
John ging zu ihm hinüber und berührte ihn sanft an der Schulter. "Hal...du solltest ins Bett gehen. Das hier ist nicht sehr bequem, auch wenn deine Wissbegierde dich ehrt. Wir finden schon heraus, was den Jungen plagt."

Hal

Hal blinzelte überrascht als ihn eine leichte Berührung an der Schulter aus dem Schlaf holte. "Was...?" murmelte er verschlafen bis er Johns Stimme erkannte und die Augen aufschlug - nur um festzustellen, dass er in Johns Arbeitszimmer eingeschlafen war.
"Oh." bemerkte er wenig geistreich und sah auf das Buch in seinem Schoß hinab. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und gähnte herzhaft. "Ich konnte vorhin einfach nicht die Hände in den Schoß legen und ich hatte die Vermutung, dass ich schon einmal von einer Pflanze gelesen hatte, die schnell solch eine Reaktion hervorrufen kann, wenn man sie unwissentlich zu sich nimmt. Da dachte ich, ich sehe einmal nach, ob ich etwas finde ..." Er sah auf die aufgeschlagene Buchseite hinab und runzelte die Stirn. Während er geschlafen hatte, mussten ein paar Seiten umgeklappt sein und Hal blätterte nachdenklich ein wenig hin und her bis sich seine Miene aufhellte und er zu John aufsah. "Hier, sieh dir das einmal an. Könnte das nicht vielleicht passen?" fragte er und stand auf, um das Buch auf den Tisch zu legen, damit John die entsprechende Seite lesen konnte. "Es ist nur eine Vermutung, aber ..." Hal zuckte mit den Schultern.

John lächelte leicht und beobachtete Hal aufmerksam. "Ich kann dich verstehen, solche Dinge lassen einem selten Ruhe. Gott sei dank ist der Junge nicht ins Lebensgefahr, wenn es auch unangenehm für ihn sein wird."
Er horchte auf, als Hal offenbar etwas gefunden hatte. Er trat zum Tisch und beugte sich über das Buch. Rasch überflog er die Zeilen. "Natürlich, das könnte passen. Lass es uns versuchen und ein Gegenmittel zusammen mischen. Morgen früh können wir gleich versuchen, ob es wirkt. Das ist großartig, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Großartig.", sagte er begeistert und suchte schon ein paar Dinge aus den Regalen zusammen.
"Das könnte funktionieren."

Hal

Aufmerksam beobachtete Hal, wie John sich über das Buch beugte und zu lesen begann. Ein Lächeln breitete sich schließlich auf seinen Lippen auf und er nickte. "Gut. Ich hatte gehofft, dass du es auch so sehen würdest." Wenn gleich erschöpft, aber voll auf zufrieden trat Hal neben John an das Regal und nahm ihm die verschiedenen Behälter ab, die John heraus suchte.
Es war ein berauschendes Gefühl der Lösung einen Schritt näher gekommen zu sein. Wenn ihr Gegenmittel nun anschlug, sollte der Junge in kürzester Zeit wieder gesund sein und das war genau das, weshalb Hal hier her gekommen war.
Seine Priesterausbildung war ihm unglaublich wichtig gewesen und er träumte davon irgendwann eine vernünftige Stelle zu bekommen, wo er als Priester tätig sein konnte, aber zuvor wollte er seine Heilkünste verbessern, wollte sein Wissen vergrößern und so die Chancen steigern, dass er Menschen helfen konnte, die zu ihm kamen.

John nickte. "Ja, manchmal übersieht man die naheliegensten Dinge. Lass es uns einfach versuchen. Entweder es wirkt, dann war die Vermutung richtig, oder sie wirkt eben nicht und dann haben wir nichts verloren."
Er reichte die benötigten Dinge an Hal weiter und widmete sich dann mit ihm gemeinsam der Herstellung einer Tinktur gegen den Ausschlag. "Ausgezeichnet. Es ist wirklich ein Gewinn, dass du hier arbeitest. Warte erst einmal, bis das Hospital fertig ist! Wir werden so vielen Menschen helfen können, sie alle werden dorthin kommen."
Das würde wundervoll werden. Er konnte es kaum erwarten, dass die Bauarbeiten abgeschlossen waren, doch ein paar Wochen würde es wohl noch dauern.

Hal

Hal beobachtete aufmerksam wie John zu Werke ging und half ihm bei der Herstellung des Mittels so gut er konnte. Bei Johns Lob, sah er seinen Lehrer kurz an und blickte dann wieder ein wenig verlegen auf den Tisch mit den Zutaten. "Vielen Dank." erwiderte er lächelnd. "Dann hoffe ich, dass ich noch lange in den Genuss komme hier lernen und arbeiten zu können." erklärte Hal zufrieden. "Es freut mich wirklich, dass ich hier sein kann."
Und es hatte seine Erwartungen sogar noch übertroffen. Er hatte bereits einiges von John gelernt, hatte aber nach wie vor das Gefühl nicht einmal einen Bruchteil von dessen Wissen zu besitzen. Ein Umstand, der ihn allerdings nur noch glücklicher machte, denn das bedeutete, dass er noch viel lernen konnte, um weiter voran zu kommen.

John lächelte zurück. "Keine Ursache, du machst gute Arbeit. Und es ist immer äußerst produktiv, wenn man über Dinge diskutieren kann." Er hatte es oft vermisst einen gleichgesinnten Geist zu treffen, mit dem er solche Dinge besprechen und austüfteln konnte.
"Oh ich bin sicher, du wirst noch eine ganze Weile hier bleiben. Ich würde mich darüber sehr freuen." Er arbeitete gerne mit jemandem zusammen, zumal es immer viel zu tun gab.
"In ein paar Wochen können wir ohnehin umsiedeln ins Hospital. Das wird Constance freuen, wenn nicht immer jemand bei uns klopft.