William und Joanna - ab 1180 bis 1181

Roland

Roland setzte sich schwer atmend auf die Bettkante und vergrub das Gesicht in den Händen. Er hatte sich einmal wieder mit Gerard gestritten und das tat ihm wirklich nicht gut. Sie Beide regten sich dabei sehr auf und er war bei Weitem nicht mehr gesund genug um das so einfach wegzustecken.
Und eigentlich hatte Mary gleich mit der Kleinen vorbei kommen wollen, hoffentlich ging es ihm bis dahin wieder ein wenig besser.
Er mochte seine junge Schwiegertochter sehr gern und vergötterte die kleine Leanna. Und er war so glücklich, bald noch ein Enkelkind zu bekommen.

Mary

Mary hatte ihre Tochter von der Amme abgeholt und war nun mit Leanna auf dem Weg zu Gerards Vater. Sie sah regelmäßig nach ihrem Schwiegervater, dessen Gesundheitszustand bei weitem nicht mehr der beste war, und kümmerte sich so gut sie konnte, um den alternden Earl.
Sie konnte Roland of Essex gut leiden, war er doch ein sehr umgänglicher und warmherziger Mann und sie hatte den Eindruck, dass er sie ebenfalls in sein Herz geschlossen hatte und er behandelte sie wahrlich wie eine Tochter in seinem Hause.
Ein Umstand, der ihre Sorge um ihren Schwiegervater jedoch nur schürte, wollte sie doch lieber gar nicht daran denken, was geschah, wenn der alte Earl schließlich vor Gott treten musste. Er war eine so gute Seele und würde hier zweifelsfrei fehlen.
Sie klopfte an die Tür zu Rolands Gemach und trat dann ein, ein Lächeln auf den Lippen, dass jedoch verschwand als sie ihren Schwiegervater auf der Bettkante sitzen sah. Sie legte die Stirn in Falten und ging zu ihm hinüber. "Geht es Euch heute wieder nicht gut, Vater?" fragte sie besorgt und setzte sich neben ihn, legte einen Hand auf seine Schulter und musterte ihn eindringlich. "Ihr seid blass ... ich mache Euch Euren Kräutertrank und Ihr legt solange die Beine noch ein wenig hoch, in Ordnung?" Leanna, die all das nicht wirklich wahrnahm, quietschte vergnügt als sie ihren Großvater sah und streckte ihre kleinen Ärmchen nach ihm aus. Mary musste lächeln. "Ihr könnt Euch in der Zeit auch gerne von Eurer Enkelin ein wenig vergöttern lassen, das bringt sicher auch etwas Farbe zurück in Euer Gesicht."

Roland

Roland bemühte sich um ein Lächeln, als seine Schwiegertochter eintrat, die ihm aber sofort ansah, dass es ihm gerade nicht so gut ging. Wäre sie noch ein paar Minuten später gekommen, er wollte ihr wahrlich keine Sorgen bereiten.
"Ach, das ist nicht der Rede wert, Kind. Ich hatte nur einmal wieder Streit mit meinem Herr Sohn.", versuchte er sie zu beruhigen. "Es tut mir einfach nicht gut, mich so aufzuregen. Gleich geht es mir wieder besser, besonders in der Gesellschaft von zwei so hübschen Damen."
Er lächelte mild. "Aber ich danke dir für deine Sorge, vielleicht wird der Trank mir gut tun. Aber gib mir ruhig die Kleine, sie erfreut mein Herz immer so, wenn sie hier ist."
Er stupste Leanna auf die Nase und nahm sie dann auf seinen Schoß. Gerards kleine Familie war wirklich die Freude seines Alters.

Mary

Mary seufzte tief. Wenn Gerard sich seinem Vater gegenüber doch ab und an mal zurück halten würde ... aber er hatte in manchen Dingen einfach andere Ansichten als Roland, der mittlerweile eher dazu neigte Milde walten zu lassen, während Gerard die Auffassung vertrat, dass sie sich nur Ärger einhandeln würden, wenn sie zu nachsichtig war. Mary konnte beide in gewisser Weise verstehen.
"Worum ging es denn diesmal?" erkundigte sie sich und gab Leanna an ihren Großvater weiter. Sie musste lächelnd und erhob sich dann langsam. "Ihr seid wirklich ein Charmeur, ich weiß ganz genau, woher Gerard das hat." bemerkte sie amüsiert und strich sich beiläufig über den rundlichen Bauch. "Leanna freut sich auch jedes Mal darüber ihren Großvater zu sehen. Und bald könnt Ihr Euch ja an zwei von der Sorte erfreuen." erwiderte Mary, auch wenn sie hoffte, dass das zweite Kind der ersehnte Junge wurde.
Sie bedachte ihre Tochter noch mit einem kurzen Blick und wandte sich dann lächelnd ab, um Wasser für Rolands Kräutertrunk heiß zu machen.

Roland

Roland schüttelte leicht den Kopf. "Zwei Familien haben ihre Steuern noch nicht bezahlt. Gerard möchte hart dagegen vorgehen und ihnen wenn nötig die Kuh nehmen. Ich bin dagegen. Es sind arme Leute, die gerade einmal ihre Familie durchbringen. Wenn man ihnen die Kuh wegnimmt, wird es ihnen noch schlechter. Sicher ist es richtig ihnen nichts durchgehen zu lassen, aber der Winter war hart und sie erholen sich nur langsam. Wenn wir ihnen Aufschub gewähren, zahlen sie es uns sicher zurück, sobald es möglich ist. Und wir sind schließlich nicht arm.", erklärte er dann ernst.
"Ich sage nur die Wahrheit, Kind. Und ich freue mich wirklich darauf, bald noch ein Enkelkind zu haben. Sie lassen mich vergessen wie alt ich bin."

Mary

Mary legte die Stirn in Falten. Sie konnte Roland gut verstehen, sie würde wohl auch dazu neigen, den Leuten Aufschub zu gewähren. "Ich werde heute Abend einmal mit ihm sprechen, versprochen. Vielleicht kann ich ihn ein wenig zur Vernunft bringen." erwiderte sie dann ernst. Gerard würde heute Abend ohnehin versuchen in ihren Armen den Streit mit seinem Vater zu vergessen, da würde sie mit ein bisschen Geschick vielleicht auf ihn einwirken können.
Mary lachte leise und gab dabei die Kräuter in den kleinen Topf, damit sie ziehen konnten. "Ich fühle mich geschmeichelt. Allerdings stiehlt Leanna mir momentan zweifellos den Rang, mit meinem runden Bauch kann ich da momentan nicht mithalten." erwiderte sie lächelnd und kehrte dann wieder zu dem Bett ihres Schwiegervaters zurück, während der Kräutertrunk etwas ziehen musste. Sie setzte sich und lächelte sanft als sie Roland mit seinem Enkelkind beobachtete. "Und so alt seid Ihr doch noch gar nicht, Vater. Ihr müsst Euch einfach etwas erholen von Eurer Krankheit, dann wird es Euch bald wieder besser gehen."

Roland

"Das wäre wundervoll. Du tust ihm wirklich gut, Mädchen. Du veränderst ihn zum Positiven. Vielleicht kannst du wirklich auf ihn einwirken und ihn zum Nachdenken bringen. Gerard ist manchmal so stur, das hat er von seiner Mutter. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie nicht mehr davon abbringen."
Roland lachte leise. "Ach Mary, selbst mit diesem Bauch bist du eine Augenweide. Gerard kann sich mit dir wahrlich glücklich schätzen. Und lass dich nicht entmutigen, wenn er auch manchmal ungeduldig ist. Das liegt in seinem Wesen, aber er liebt dich sehr. Deine Tochter ist genauso hübsch wie du."
Er legte Mary kurz die Hand auf den Arm. "Ich mache mir nichts vor, mein Kind, ich werde nicht jünger. Aber ich bin wirklich dankbar für deine Fürsorge und deine Bemühungen."

Mary

Eine leichte Röte legte sich auf Marys Wangen und sie lächelte etwas verlegen bei Roland Worten. "Nun, ich würde sagen, Gott hat uns wohl nicht umsonst zusammen geführt. Wir ergänzen uns wohl beide sehr gut." erwiderte sie und musste dann grinsen als Roland auflachte. "Wenn Ihr das sagt, wird es schon stimmen. Aber nicht nur er kann sich mit mir glücklich schätzen, Euer Sohn macht mich ebenfalls überaus glücklich. Und so schnell stecke ich den Kopf schon nicht in den Sand, ich bin sicher, er wird sich irgendwann auch ein wenig beruhigen und geduldiger werden." entgegnete Mary mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Sie selbst war schließlich auch nicht gerade ein ruhiger Charakter und neigte ab und zu dazu ungestüm zu sein.
Mary legte ihre Hand auf die ihres Schwiegervaters und drückte leicht die Hand des alten Earls. "Das vielleicht nicht, aber Ihr wollt doch Eure Enkel noch ein wenig aufwachsen sehen und ihnen das Reiten beibringen, oder? Also untersteht Euch zuviel hier im Bett herum zu liegen. Ein wenig frische Luft würde sicher auch gut tun." Mary lächelte sanft und erhob sich dann, um den Kräutertrunk in einen Becher zu füllen. Mit dem dampfenden Gebräu kehrte sie dann zum Bett zurück, stellte es auf das kleine Tischchen und nahm Leanna auf ihren Schoß, damit Roland in Ruhe trinken konnte. "Würdet Ihr mir die Ehre erweisen heute Nachmittag einen kleinen Spaziergang mit mir und Leanna zu unternehmen? Was meint Ihr? Ich bin schließlich auch nicht mehr allzu schnell, da sollten wir ein gemütliches Tempo finden können." erklärte Mary augenzwinkernd.

Roland

"Das denke ich auch. Wir werden sehen, wohin es führen wird. Ich wünsche mir sehr, dass ihr glücklich miteinander bleibt. Vielleicht wird Gerard tatsächlich noch ruhiger werden mit der Zeit. Gott gebe, dass ich es erleben möge. Du bist wirklich ein wundervolles Mädchen, Mary. Verändere dich nicht, behalte deinen guten Charakter."
Er lächelte seine Schwiegertochter dankbar an. "Das möchte ich sehr gern. Ich hoffe, es ist mir vergönnt. Ich danke dir." Er griff nach dem Becher und nahm vorsichtig einen kleinen Schluck.
"Sehr gern, Mary.", erwiderte er erfreut. "Ich denke auch, wir werden ein gemeinsames Tempo finden."

Edward lief unruhig in seinem Gemach auf und ab und warf immer wieder einen Blick hinunter in den Hof. Er wartete sehnsüchtig darauf, dass sein Vater kam und Bescheid gab, dass alles soweit vorbereitet war. Es war nur noch eine kurze Zeit, die ihn davon trennte endlich neben Julia vor dem Altar zu stehen und dann würde er sie heiraten können - endlich!
"Sollte er nicht schon längst hier sein? So lange können die Vorbereitungen doch gar nicht dauern!" beklagte Edward sich und warf seinem Bruder einen missmutigen Blick zu. "Ich will doch einfach nur heiraten, wieso ist das so ein Aufwand? Ich hätte es wie Beatrice machen sollen und einfach still und leise mit Julia einen Priester aufsuchen sollen. Dann wäre mir auch das ganze Theater erspart geblieben."

Robert grinste stumm vor sich hin, während er seinen Bruder bei der unruhigen Wanderung durch das Zimmer beobachtete. Er selbst lehnte lässig neben dem Fenster an de Wand und wartete mit seinem Bruder auf die Ankunft ihres Vaters.
"Keine Sorge, Ed, noch ist alles völlig im Rahmen. Er wird schon gleich kommen. Außerdem weißt du, dass Lionel auch nicht jünger wird und darum etwas länger braucht als vorher, bis er alles beisammen hat. Vielleicht hat er seine Predigt vergessen. Oder deine Braut ist noch nicht fertig frisiert, Josie macht sich schon seit Tagen Gedanken dazu."
Er lachte leise auf. "Wenn du es getan hättest wie Beatrice, hätte dir zum einen Vater den Kopf abgerissen und außerdem wäre der Skandal dann noch größer gewesen als er schon durch die Tatsache besteht, dass du eine Bauerstochter heiratest."

Edward schnaubte leise. "Solange er nicht vergisst, dass er Julia und mich heute trauen soll ..." Er schüttelte den Kopf. "Vielleicht wird es mal Zeit für einen neuen Priester hier. Im Grunde verstehe ich sowieso nicht, wieso unsere Eltern ausgerechnet Lionel hier behalten haben." bemerkte er trocken und verdrehte dann die Augen. "Frauen. Die zwei sollen nicht so einen Aufstand machen." seufzte er, allerdings wusste er, dass er sich darüber nicht beschweren durfte, immerhin war er selbst es gewesen, der Julia gesagt hatte, dass sie bei der Hochzeit alles bekommen sollte, so wie sie es sich wünschte.
Edward blieb stehen und grinste breit. "Ach Quatsch, der hat sich doch ohnehin damit abgefunden, dass Julia seine Schwiegertochter wird, ob heimliche Heirat oder nicht. Außerdem hätte Mutter schon dafür gesorgt, dass er ruhig bleibt." erwiderte Edward überzeugt und sah Robert dann amüsiert an. "Wie gut nur, Brüderchen, dass du mit deiner Skandalhochzeit bereits vorgelegt hast. Da wundert es doch niemanden mehr, dass ich Julia heirate."

Robert schüttelte leicht den Kopf. "Das wird er schon nicht. Er macht seine Sache seit Jahren gut. Nur weil er schon älter ist, muss man ihn nicht gleich ersetzen. Unsere Eltern haben ihn behalten, weil er sich verändert und eine Chance verdient hat. Außerdem hat Henry da seine Finger noch irgendwie mit im Spiel.", erklärte er sanft.
"Frauen sind so, das weißt du doch. Außerdem freust du dich selbst darüber, wenn deine Braut hübsch aussieht. Dann wird dich fast jeder beneiden."
Er grinste zurück. "Richtig. Siehst du, du solltest mir dankbar dafür sein. Aber verlass dich nicht auf Mutter in dem Fall. Sie wäre selbst nicht begeistert gewesen."

Edward zuckte mit den Schultern. "Nicht weil er älter wird, aber weil er nachlässt. Das wäre durchaus ein Grund sich einmal anderweitig umzusehen, aber was solls, das ist eh nicht mein Problem." gab er zurück und fuhr sich durch die roten Locken. "Ich darf dich korrigieren, mich wird jeder beneiden." erklärte Edward grinsend. Die würden schon alle noch sehen, was sie davon hatten, die Nase über seine Liebste gerümpft zu haben!
Edward lachte auf. "Das bin ich wohl. Besonders, weil ich im Vergleich zu dir mit meiner Hochzeit beinahe noch gut dastehe." erklärte Edward breit grinsend und klopfte seinem Bruder auf die Schulter. "Und glaub mir, Mutter wäre höchstens enttäuscht, weil sie so nicht dabei gewesen wäre. Aber ansonsten kann sie mir nicht lange böse sein."

"Aber es wäre ungerecht ihm deswegen sein Amt zu entziehen. Er kann ja nichts dafür, verstehst du? Ich finde es gut, dass Vater ihn nicht wegschickt. Solange er dich richtig traut, kann es dir doch auch egal sein. Und zur Not gibt es immer noch John's Schüler.", erwiderte Robert gut gelaunt. "Nein, nicht jeder wird dich beneiden, da muss ich widersprechen. Ich beneide dich nicht, ich habe die perfekte Frau schon. Und es gibt genug Männer, denen es genauso geht. Aber die Anderen werden dich beneiden. Warte, bis sie Julia in ihrem Brautkleid sehen. Im Gegensatz zu dir habe ich es schon gesehen, sie sieht wirklich hübsch aus."
Robert grinste. "Da hast du wohl Recht. Aber Mutter kann durchaus böse sein, meistens aber nur auf Vater."

Edward runzelte die Stirn. "Ich habe ja nicht gesagt, dass er ihn gleich weg schicken soll. Aber wenn er seine Arbeit nicht mehr richtig machen kann, sollte man jemanden finden, der dazu besser in der Lage ist." erwiderte Edward und grinste dann breit. "Ja, natürlich, du bildest wie immer die Ausnahme, Bruderherz." spottete er sanft und schnitt dann eine Grimasse. "Und Vater hoffentlich auch." bemerkte er trocken. "Aber ich glaube nicht, dass es allzu viele Männer gibt, die sich dir anschließen würden. Die wenigsten heiraten doch aus Liebe. Es gibt also genügend, die neidisch sein werden." Edward grinste selbstzufrieden. "Und besonders freue ich mich auf die Gesichter derer, die sich vorher das Maul über sie zerrissen haben. Ich schwöre dir, Robert, jeder, der etwas schlechtes über Julia und unsere Hochzeit gesagt hat, wird das noch bereuen, weil er einsieht, dass es ein Fehler war."
Edward schob gelassen die Hände in die Taschen. "Ach, solange sie nur auf Vater böse ist und nicht auf mich ..." Er zuckte mit den Schultern und grinste schelmisch.

"Noch macht er es ja. Er wird nur ein bisschen vergesslich, das ist normal im Alter. Lass uns einfach abwarten, wie es sich entwickelt. Solange er die richtigen Worte nicht vergisst, sollte er euch schon trauen können."
Robert grinste. "Siehst du, ich bin oft die Ausnahme. Aber Truro scheint ein Ort für Liebeshochzeiten zu sein. John, Brian, Geoffrey, Beatrice, unsere Großmutter und Aubrey, Owen...eine merkwürdige Häufung. Vielleicht ein gutes Zeichen, dass Gott uns wohlgesonnen ist. Vater vergöttert Joanna, er würde niemals eine andere Frau auch nur ansehen."
Er nickte. "Sie alle werden sich noch umsehen, wenn Julia mehr erreicht als sie alle und die Gemahlin eines Grafen wird. Oh, schau, da läuft Vater über den Innenhof, er wird sicher auf dem Weg zu uns sein."

Edward lachte und klopfte seinem Bruder mit der Hand auf die Schulter. "Da hast du Recht. Aber an diesem gottverlassenen Ort kann man ja auch nicht viel anstellen und da ist sich zu verlieben wohl schon ein reines Abenteuer." feixte er und trat dann jedoch rasch ans Fenster, um hinaus zu sehen. "Na endlich!" stöhnte Edward erleichtert als er seinen Vater entdeckte, der auf das Haupthaus zu hielt.
Er löste sich von dem Anblick und sah Robert mit funkelnden Augen an. "Ja, das werden sie. Und all den reichen, ach so hochwohlgeborenen Pappnasen werden wir schon beweisen, dass sie kein dummes Bauernmädchen ist, wie alle meinen." erklärte Edward entschlossen.

Robert nickte amüsiert. "So ist es wohl. Ich musste allerdings in die Normandie wandern um meine Frau zu finden. Nicht nur England hat schöne Frauen zu bieten. Außerdem kannst du dir immerhin sicher sein, dass dein Mädchen fruchtbar ist und dir Kinder schenken wird."
Er lachte. "Vater kommt bestimmt gerade von deiner aufgeregten Braut. Sie wird genauso nervös sein wie du. Dumm ist sie nicht, sonst hättet ihr eure Liebschaft gar nicht so lange geheim halten können.. Und nun lass uns ihm entgegen gehen."
Er freute sich, dass sein kleiner Bruder so glücklich war.

Edward musste einmal mehr grinsen. "Oh ja, dessen kann ich mir sicher sein. Einen Sohn hat sie mir immerhin schon geschenkt." entgegnete er heiter und nickte. "Ja, lass uns gehen, ich kann es kaum erwarten."
Endlich würde er Julia heiraten können. Trotz aller Widrigkeiten hatten sie es geschafft, das musste einfach göttliche Fügung sein! Wenn er nur daran dachte, wie viel Ärger er deswegen bekommen hatte, aber das war es alle mal wert gewesen. Nun würde er sie für immer an seiner Seite haben und mit ihr und den Kindern eine glückliche Familie gründen. Und wenn er erst einmal Oxford übernommen hatte, würde sein Glück perfekt sein.

Julia

Julia war mehr als aufgeregt, als sie schließlich neben John durch den steinernen Mittelgang der halbfertigen Kirche ging. Der Altar war vor einigen Monaten vom Erzbischof geweiht worden und sie hatte die Ehre hier zu heiraten. Das Wetter war schön und die Kirche hatte etwas sehr majestätisches, auch wenn sie noch nicht ganz vollendet war.
John hatte sich schließlich bereit erklärt die Braut zu führen, damit Julia nicht allein stand. Immerhin hatte er ihr viel beigestanden in der Zeit, als Edward nicht da gewesen war.
Sie errötete vor Freude, als sie Edward am Ende des Ganges stehen sah. Endlich...endlich würde sie ihn heiraten.

Edward schlug das Herz bis zum Hals als er die halbfertige Kirche betrat. Zwar waren noch viele Arbeiten nicht beendet und es würde wohl auch noch ein paar Jahre dauern bis die Kirche mit all den dazu gehörigen Räumlichkeiten, die auf dem Gelände Platz finden sollten fertig gestellt war, aber der Altarraum war schon seit längerem fertig und ganz der Tradition nach bereits geweiht worden.
Für all diese Dinge hatte Edward jedoch überhaupt keinen Sinn, denn als er Julia erst vorne vor dem Altar stehen sah, war sie das einzige, was zählte.
Mühsam beherrschte er sich und ging angemessenen Schrittes durch das Kirchenschiff und blieb dann vor dem Altar neben Julia stehen. Er schenkte ihr ein glückliches Lächeln und hörte wie Lionel zu sprechen begann, hatte jedoch trotz allem nur Augen und Ohren für Julia. Wie wunderschön sie doch aussah ...

Julia

Julia lächelte Edward an und hörte ebenfalls kaum zu, was Lionel sprach. Der Priester hatte sich zwar sicherlich viel Mühe geben mit seinen Worten für diese Zeremonie, aber sie hatte schon so lange auf diesen Moment gewartet. Gerade noch rechtzeitig löste sie sich mit den Gedanken von Edward.
"Ja, ich will.", sagte sie deutlich und strahlte dabei. Endlich würde sie ihren Liebsten heiraten dürfen, ihre Kinder bekamen einen Vater.
Sie sah Edward erwartungsvoll an, als Lionel seine Frage auch noch an ihn stellte. Vergessen war für den Moment die Angst, schief angesehen zu werden wegen ihrer niederen Herkunft. Jetzt zählte nur, dass sie heiratete.

Edward war völlig hin und weg von dem Anblick den Julia bot und während Lionel die Trauung vollzog, hörte er nur mit einem Ohr ein wenig hin, um seinen Einsatz nicht zu verpassen. Als Julia die lang ersehnten Worte sprach, machte sein Herz einen Hüpfer und er konnte gar nicht anders als zu lächeln.
"Ja, ich will." erwiderte er ebenfalls mit fester entschlossener Stimme.
"Ihr dürft die Braut nun küssen ..."
Edward legte eine Hand an Julias Wange und im nächsten Moment trafen sich ihre Lippen für seinen sehnsüchtigen Kuss. "Ich liebe dich." wisperte er leise.

Julia

Ihr Herz klopfte schneller, als Edward zustimmte und die entscheidenden Worte sprach. Endlich....endlich war sie seine Frau, wie wundervoll allein der Gedanke war. Sie erwiderte seinen Kuss und genoss es. Endlich durfte sie ihn in aller Offenheit küssen. Endlich durfte er ihren Kindern ein Vater sein. Sie durften eine Familie sein.
"Ich dich auch..", flüsterte sie. "Jetzt wird endlich alles gut."
Julia lächelte sanft. "Endlich.."
Und als er sie aus der Kirche brachte, strahlte sie.