William und Joanna ab ca. 1179 bis 1180

"Nein, keineswegs. So, so, eine Bitte also? Ich höre?" John ahnte bereits, dass ihm das nicht sonderlich gefallen würde. Und als Julias Name fiel, wurde er darin auch bestätigt. Seine Stirn legte sich in Falten.
"Ich soll ihr lesen beibringen? Warum sollte ich das tun? Kannst du mir das verraten? Sie braucht es in ihrem leben nicht und wenn ihr Mann das mitbekommt, wird es furchtbar Ärger geben. Abgesehen davon habe ich Arbeit genug. Bezahlte Arbeit..."
Das war natürlich kein Argument, das für ihn wirklich zählte, aber das musste Edward ja nicht wissen. "Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet Julia helfen sollte. Sei froh, dass ich euer Geheimnis bewahre, obwohl ich es nicht gut heiße."

Edward starrte John entgeistert an und musste die Zähne aufeinander beißen, um nicht sofort etwas Unbedachtes zu sagen. Er hatte geahnt, dass John nicht begeistert sein würde, aber die Argumente mit denen der Arzt versuchte ihn abzuspeisen, waren Edward regelrecht zu wider.
"Sie braucht es im Leben nicht?" wiederholte er schließlich ungläubig. "Was ist das denn für eine fadenscheinige Ausrede?" Edward ballte kurz die Hand zur Faust und runzelte die Stirn. "Und wenn es dir um Silber geht ... du bekommst so viel wie du haben willst. Ich bezahle es, im Voraus. Sag mir wie viel und du bekommst es, wenn dir wirklich so viel daran liegt."
Edward machte einen Schritt nach vorne und verengte die Augen ein wenig. "Sag mir lieber, wieso nicht." erwiderte er trocken. "Sie möchte es lernen und du bist wahrlich der Beste, um es ihr beizubringen. Willst du ihr einen solchen Wunsch verwehren, weil sie nur die Frau eines Wirtes ist? Weil sie es nicht können brauch? Es gibt so viele Dinge, die man im Leben nicht braucht, aber bedeutet das gleich, dass wir sie nicht trotzdem haben können? Das wir nicht trotzdem ein Recht auf das haben, was unser Herz begehrt?"
Edward atmete geräuschvoll aus. "Ich bin froh darüber, John. Das bin ich wirklich und ich werde dir das auch nie vergessen, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun."

John stand auf und sah Edward in die Augen. "Ich will dein Silber nicht und das weißt du auch. Wieso nicht? Weil du mich unterschätzt. Glaubst du, ich kann mir nicht denken wieso jetzt? Weil du ihr schreiben willst, wenn du nicht da bist. Damit sie deine Briefe lesen kannst. Aber ich heiße eure Beziehung nicht gut und ich weigere mich sie noch zu unterstützen. Sie ist verheiratet. Und du hast mir nicht beantwortet, wie du das ihrem Mann erklären willst, wenn er es heraus findet. Das ist nicht meine Aufgabe. Du machst es aber dazu, indem du dich verkrümelst. Sie möchte es nur lernen, damit du ihr schreiben kannst."
Er schüttelte energisch den Kopf. "Du bist im Unrecht. Das eine hat sehr wohl mit dem Anderen zu tun. Du hast mich schon zum Mitwisser gemacht, mach mich nicht noch zum Komplizen! Das möchte ich nicht und ich kann es nicht gut heißen."

"Dann sag auch nicht, dass es dir um das Geld geht." zischte Edward verärgert, mahnte sich aber umgehend wieder zur Ruhe. Er durfte es nicht noch schlimmer machen, durfte John nicht noch mehr verärgert, immerhin war er derjenige, der etwas von John wollte.
Edward biss sich auf die Unterlippe, senkte den Blick und schüttelte den Kopf. "Ich will ihr nicht schreiben." erwiderte er mit belegter Stimme. "Ich kann ihr nicht schreiben. Wenn Tom einen Brief finden sollte ..." Er schüttelte wieder den Kopf und sah dann auf. "Ich habe ihr versprochen, jeden Tag etwas aufzuschreiben. Jeden Tag. Und dass wir es gemeinsam lesen werden, wenn ich wieder zurück bin." erzählte Edward langsam. "Deshalb möchte sie lesen lernen."
Edward biss die Zähne aufeinander und schloss die Augen. Die Welt war so verflucht ungerecht!
"John, bitte ..."

"Tue ich doch nicht. Ich habe lediglich erwähnt, dass ich genug zu tun habe auch ohne deine Ehebrecherin zu unterrichten." John hob die Hände, bevor Edward etwas sagen konnte. "Richtig so. Wenigstens in diesem Punkt nimmst du Vernunft an. Aber wie will sie Tom erklären, dass ich sie unterrichte? Das wird nicht gut gehen. Er wird keinen Grund sehen können und es ihr verbieten. Wenn sie es heimlich tut und er findet es heraus, ist hier die Hölle los. Ich glaube nicht, dass es ihr gut tut, wenn ich ihr lesen beibringe. Selbst, wenn ich wollte. Worin ich mir nicht sicher bin, denn eigentlich finde ich es unmöglich von dir, dass du mich da noch tiefer mit in diese Sache hinein ziehst.", fuhr John dann leicht verärgert fort. Was sollte er denn tun? Er war kein Unmensch, aber es würde kein gutes Ende nehmen, wenn er Edwards Bitte folgte.

Edward zuckte zusammen als hätte man ihn eine Ohrfeige verpasst und funkelte John dann wütend an. "Nenn sie nicht so!" zischte er verärgert. Das war einfach respektlos Julia so zu bezeichnen, wenngleich es der Wahrheit entsprach.
"Dieser Dummkopf braucht keine Erklärung zu hören und herausfinden wird er es auch nicht. Es geht um einmal in der Woche John ... Julia ist nicht dumm, sie weiß, wie sie so etwas vor Tom geheim halten kann." Immerhin trafen sie beide sich ständig ohne dass dieser Holzkopf von einem Wirt auch nur etwas ahnte. Edward rieb sich unbehaglich über das Kinn. "Es ist ja nicht nur das Lesen lernen. Wenn du sie einmal in der Woche siehst, würdest du mitbekommen, wenn es ihr oder der Kleinen wieder schlecht geht ... du könntest ein Auge auf sie haben." fügte Edward hinzu, wenngleich er wusste, dass das John vermutlich noch weniger gefallen würde.
"Kannst du denn gar nicht verstehen, wie elend ich mich bei dem Gedanken fühle in einer Woche abzureisen und sie hier zu lassen? Sie diesem Bastard ausgeliefert zurückzulassen ..."

John hob leicht die Augenbrauen. "Warum nicht? Weil du die Wahrheit nicht verträgst? Aber sei es drum..." Julia betrog ihren Mann seit einiger Zeit und sie war sehr wohl eine Ehebrecherin. Edward wollte das nur nicht so sehen, damit es nicht Realität wurde.
"Und wenn er es doch herausfindet? Ein kleiner Fehler genügt. Dann bist du schön weit weg, nicht wahr? Und wir dürfen deine Schnapsidee ausbaden."
Er seufzte tief und fuhr etwas sanfter fort. "Natürlich kann ich das verstehen. Aber sie ist seine Frau, verstehst du? Ich glaube nicht, dass er ihr noch einmal etwas tut." John fragte sich, warum Gott ihm bloß so ein weiches Herz geschenkt hatte.
"Meinetwegen...", gab er schließlich nach.

"Weil es widerwärtig herablassend klingt, deshalb." entgegnete Edward gereizt. "Und glaub ja nicht Julia wäre diejenige, die diesen Witz von einer Ehe als erstes gebrochen hätte. Tom tritt jedes Gebot mit Füßen, schert sich einen Dreck um seine Frau und wenn du wüsstest wie viele Frauen dieser einfältige Bauerntölpel vögelt, wenn Julia schwanger ist oder ihm einfach der Sinn danach steht, würde dir anders werden."
Edward raufte sich die Haare. "Glaubst du wirklich, ich will weit weg sein? Es mir irgendwo am Hof bequem machen, während sie hier sitzt und leiden muss? Teufel nochmal, ich liebe diese Frau, John und ich würde alles für sie tun. Alles. Ich würde für sie sogar -" Edward brach ab und starrte seinen ehemaligen Lehrer an. Ich würde für sie sogar töten. hatte er sagen wollen, sich jedoch im letzten Moment davon abhalten können.
Edward fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Seine Frau, ja ... in einer Ehe gefangen, die sie nie hatte haben wollen mit einem Mann, der kein ernsthaftes Interesse an ihr hat, sondern nur an ihrer Fähigkeit ihm Kinder zu schenken und in seinem Wirtshaus zu schuften. Das ist alles, was diesen Bauerntölpel interessiert." erwiderte Edward verächtlich, ehe er John überrascht anstarrte. "Du ... du machst es?" fragte er und spürte eine wage Furcht in sich aufsteigen. Eine Furcht davor Erleichterung zu spüren, nur um dann enttäuscht zu werden, weil John es vielleicht doch wieder zurück nahm. "John, wenn du das für mich tust, stehe ich auf Ewig in deiner Schuld. Wenn es irgendwann irgendetwas gibt, das ich für dich tun kann, sag es mir."

"Es ist trotzdem die Wahrheit und das weißt du. Was Tom tut, wird Gott beurteilen. Und nur weil er sie betrügt, ist das kein Grund, sich auf gleiche Ebene hinab zu lassen. Aber es ist ja ohnehin zu spät sich darüber Gedanken zu machen."
Johns Augen verengten sich. "Hör auf zu fluchen!", rügte er ärgerlich. "Und überleg dir lieber dreimal, ob du für sie deine Seele verkaufen willst. Eine Ehe mit einem ungeliebten Mann führen viele Frauen. nicht nur Julia. Es hat dir egal zu sein, was Tom an ihr interessiert, denn ändern kannst du an dieser Ehe nichts und ich rate dir immer noch die Finger von ihr zu lassen."
Er schaute kurz zur Decke.
"Ja, ich mache es. Aber nur, damit ich sehen kann, ob es ihnen gut geht. Und eigentlich stehe ich schon in deiner Schuld, weil ich deinem Vater nicht verraten habe, was du hier treibst. Es gefällt mir ganz und gar nicht, dass du mich da mit hinein ziehst. Ich glaube nicht, dass du das jemals gut machen kannst.", erwiderte er säuerlich.

"Auge um Auge, Zahn um Zahn, nicht wahr? So steht es doch in der Bibel." erwiderte Edward kühl. Dann knirschte er mit den Zähnen. "Ich fluche soviel ich will. Du bist nicht mehr mein Aufpasser." knurrte Edward verärgert und hob eine Augenbraue. "Ich würde mein Leben für sie geben und mein Seelenheil noch oben drauf tun, John." erklärte er ernst und sah John fest in die Augen. "Und Tom, dieser Hurensohn, wird auch nicht ewig leben."
Erleichtert atmete Edward aus und schloss für einen Moment die Augen. Seine Schultern sanken ein wenig hinab, so als wäre eine tonnenschwere Last von ihnen abgefallen, die Edward zuvor hatte schultern müssen. "Und das werde ich dir auch nie vergessen, John." erwiderte Edward und legte seinem ehemaligen Lehrer die Hand auf die Schulter. Mit einem Mal hatte er einen Kloß im Hals. "Ich danke dir. Wirklich." erklärte er mit belegter Stimme.
So wusste er wenigstens, dass Julia in guten Händen war, dass John es mitbekommen würde, wenn ihr etwas fehlte.

"Ich mag nicht mehr dein Lehrer sein, aber du befindest dich hier in meinem Zuhause, also wirst du dich auch an meine Regeln halten und nicht so lästerlich fluchen!", entgegnete John scharf. "Du bist ein Dummkopf, wenn du dich völlig an eine verheiratete Frau hängst. Und ein Träumer bist du dazu, wenn du glaubst, Tom würde früh sterben und dir das Feld überlassen." Und er hoffte nicht, dass Edward auf den dummen Gedanken kam nachzuhelfen.
"Es ist nicht so, dass ich dir nicht helfen will, Edward. Aber du machst es einem wirklich nicht einfach, so wie du dich manchmal benimmst.", erklärte er seufzend.

Edward starrte John noch einen Moment lang trotzig an, dann gab er jedoch nach und senkte wenigstens kurz betroffen den Blick. John hatte schließlich Recht, hier musste Edward nach Johns Regeln spielen, besonders da er es schließlich war, der etwas von John wollte und nicht umgekehrt.
Er atmete geräuschvoll aus und zuckte mit den Achseln. "So abwegig ist das nicht einmal. Dieser ... dieser Mistkerl ist nicht unbedingt auf seine Gesundheit bedacht. Vermutlich wird er sich eines Tages in seinem eigenen Wirtshaus zu Tode fressen und saufen." erwiderte Edward verächtlich. Und dann gab es natürlich auch noch andere Mittel und Wege, aber darüber wollte Edward lieber nicht nachdenken. Keine Frage, sollte Tom Julia irgendwann noch einmal verletzten, würde Edward nicht zögern ihn zu stellen, aber ihn einfach so aus dem Weg zu räumen ... nein, bei all seiner Liebe zu Julia widersprach das immer noch seinem Rechtsempfinden.
Edward zog die Augenbrauen in die Höhe und grinste dann leicht. "Andererseits benehmen ich mich manchmal aus so, dass die Leute gar nicht anders können als mir zu helfen. Du bildest da ja auch keine Ausnahme von." bemerkte er ein wenig amüsiert.

John bemerkte befriedigt, wie Edward den Kopf senkte. Offenbar hatte er doch eingesehen, dass sein ehemaliger Lehrer recht hatte. "Möglich, dass er das nicht ist. Aber du wirst dennoch warten müssen..Wenn Gott ihn zu sich holt, kommst du zum Zug, nicht eher.", stellte er klar.
"Sei vorsichtig und provoziere es nicht, sonst könnte ich es mir anders überlegen, Edward. Noch bist du nicht fort."
Er lächelte leicht. "Außerdem kenne ich dich, seit du ein kleines Kind warst. Das prägt. Ich will dir nichts Böses, dich nur vor Dummheiten bewahren."

"Das werde ich wohl." gab er nüchtern zurück, musste dann jedoch lächeln. "Ist es nicht merkwürdig ... ohne mich wärst du nicht hier." stellte Edward fest und grinste. "Wäre ich nicht krank geworden, hätte Mutter dich nicht geholt und Vater hätte dich nie im Leben unter sein Dach gelassen." Damals war das Verhältnis zwischen seinem Vater und jedem, der irgendetwas mit der Kirche zu tun hatte doch mehr als angespannt gewesen. "Und andererseits wäre ich heute nicht mehr hier, wenn du damals nicht da gewesen und mir geholfen hättest."
Edward nickte kurz. "Und bis heute bin ich froh darüber, dass du noch immer hier bist. Ich danke dir, John." erklärte er ernst und wandte sich dann zum Gehen.

John nickte langsam. "Das ist richtig. Und die Zeit vergeht. Damals warst du noch ein kleines Würmchen und nun, nun bist du ein Mann. Nein, deine Mutter hätte mich dann nicht geholt. Aber wäre dein Vater nicht schwer verletzt worden, hätte er auch keinen Anlass gehabt mich einzustellen. Also nicht nur du allein warst der Anlass."
Er lächelte. "Nicht ganz, es war nur eine Erkältung. Aber trotzdem ist unser Schicksal schon lange verknüpft. Offensichtlich soll das auch so bleiben." Der Arzt klopfte Edward kurz auf den Rücken. "Keine Ursache."

Constance ließ sich mehr als umständlich in dem Sessel nieder und seufzte erleichtert als sie endlich saß. Ihre Hand strich über ihren ausladenden Bauch und sie schenkte ihrer Freundin ein fast spöttisches Lächeln. "John würde wahnsinnig werden, wenn er wüsste, dass ich hergekommen bin." bemerkte Constance leise lachend. "Am liebsten hätte er es, wenn ich mich gar nicht mehr aus dem Bett begebe, aber ich werde noch verrückt vor Langeweile. Und vielleicht entscheidet der kleine Faulpelz sich ja dann doch einmal dafür meinen Bauch endlich zu verlassen." Ihre Finger strichen zärtlich über ihren Leib und Constance lächelte sanft. Allmählich wurde es wirklich überfällig, dass das Kind kam, aber da es ihr gut ging und auch das Kleine lebhaft in ihrem Bauch herumturnte, machte sie sich keine Sorgen.
"Und wenn es da ist, kann ich zur Abwechslung die zwei auch mal wieder zu mir nehmen." bot Constance Joanna an und warf einen Blick auf Jane und William, die auf Grund ihres recht geringen Altersunterschiedes gut zusammen spielten.

Joanna betrachtete ihre Freundin ein wenig besorgt, musste aber lachen. "Vermutlich. Da sind unsere Männer gleich, sie machen sich einfach nur Sorgen. Allerdings kannst du dich ja nicht nur langweilen, das ist für euch auch nicht gut. Hier strengst du dich nicht an, du sitzt einfach hier in diesem bequemen Sessel am Feuer und plauderst mit mir. Daran kann er nichts auszusetzen haben."
Sie lächelte sanft.
"Keine Sorge, das Kind braucht so lange, wie es eben gut für es ist. Es wird sich schon auf den Weg machen, wenn es bereit dazu ist. Und mach dir keine Sorgen um die Beiden. Ich habe sie gerne um mich. Wenn du so weit bist, darfst du gerne wieder mal aufpassen, bis dahin hüte ich sie gerne. Sie verstehen sich ja auch gut."

Constance nickte. "Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob John nun besser oder schlimmer ist als andere Männer, gerade weil er Arzt ist. Eigentlich müsste er ja genau abschätzen können, was wirklich riskant ist und was nicht, aber ich habe das Gefühl, er übertreibt gerne." bekannte sie lachend und seufzte leise. "Ach, ich mache mir keine Sorgen. Aber es wird mit der Zeit nun doch anstrengend, beweglich bin ich nämlich nicht gerade. Und falls das Kleine vor hat noch weiter zu wachsen, könnten meine Kleider nicht mehr ausreichen."
Constance wollte noch weiter sprechen, zuckte dann jedoch leicht zusammen und legte die Hand auf ihren Bauch. "Ah, da wird wieder jemand munter ... will vermutlich mit Bill und Jane mitspielen." scherzte sie, wenngleich sie ein wenig gepresst klang.

"Ich denke, er macht sich vielleicht gerade deswegen mehr Sorgen, weil er die Risiken kennt. Eigentlich weiß er genau, dass das für dich nicht gefährlich ist, aber er liebt dich und deshalb ist er übervorsichtig. Er hat einfach Angst dich zu verlieren. Und ich glaube nicht, dass das Kleine noch wächst. Er hat es einfach zu gemütlich da drin und will noch nicht hinaus. Ein bisschen musst du eben noch durchhalten."
Joanna sah besorgt auf, als Constance zusammen zuckte.
"Möglich. Aber bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Tritt es nur oder hat es es doch plötzlich eiliger mit dem Hinauskommen?"

"Vermutlich ist das so. Aber das ist manchmal wirklich ein wenig anstrengend." bemerkte Constance, lächelte aber sanft. "Ich will mich aber nicht beschweren. Ich bin ja froh, dass ich meinen Mann wieder habe und er sich wieder Sorgen um mich macht." Nichts war für sie schwerer gewesen als die Zeit in der John mit seinem Alkoholproblem zu kämpfen gehabt hatte und sie nicht an ihn heran gekommen war.
Constance lehnte sich zurück, schloss die Augen und horchte in sich hinein. "Ich bin mir nicht sicher." murmelte sie und wartete ab. Wenn es eine erste Wehe gewesen war, konnte es dauern bis die nächste einsetzte. Für den Moment war es jedoch wieder verdächtig ruhig - ein Umstand, der für einsetzende Wehen sprach, denn wenn ihr Kleines sich einmal dazu entschlossen hatte sie ein wenig zu treten, dann blieb es in der Regel nie bei einem Mal.

"Ich weiß, Aber er liebt dich, das ist das Wichtigste. Immerhin hast du ihn nun wieder und er ist wieder er selbst. Ihr habt eine schwere Zeit hinter euch, er will keinen Fehler machen."
Joanna lehnte sich ein wenig vor und legte die Hände auf die Oberschenkel. "Nun, dann lass uns abwarten. Es wird ohnehin nicht sehr schnell gehen, wenn es gerade erst beginnt. Wenn du sicher bist, ist noch genug Zeit dich notfalls zurück zu deinem Schlafzimmer zu bringen und die Hebamme zu holen.", munterte sie ihre Freundin auf.
"Also nur keine Sorge."

Constance nickte zustimmend. "Und ich bin wirklich froh, dass er wieder er selbst ist. Eine Schwangerschaft durchzustehen und gleichzeitig in Sorge um meinen Mann zu sein ... nein, das wäre wahrlich zu viel gewesen."
Constance hielt die Augen noch für einen Moment geschlossen, ehe sie ihre Freundin wieder ansah. "Zum Glück ist das ja nicht mein erstes Kind. Mach dir keine Gedanken, ich werde schon nicht in Panik verfallen, wenn meine Wehen einsetzen." scherzte sie leicht.
Etwas später war Constance sich allerdings sicher, dass es nicht ihr Kind war, dass einfach nur munter wurde, sondern dass es sich scheinbar entschieden hatte, nun doch auf die Welt zu kommen. Sie wartete eine Wehe ab, die momentan noch leicht waren und schnell vorüber gingen, dann stand sie langsam auf. "Ich denke, es wäre nun aber wirklich besser, wenn ich mich hinlege. Und danach sollte die Hebamme informiert werden und ... auch, wenn er mich nur nervös macht ... John sollte kommen."

"Ja, das glaube ich dir sofort. Das wäre nicht angenehm gewesen. Umso besser, dass alles wieder seinen Weg geht." Joanna lächelte sanft. "Ich weiß, dass es nicht dein erstes Kind ist. Aber ein bisschen aufmuntern darf ich dich doch sicherlich.", neckte sie und stand auf. "Ich denke, die Kleinen kommen auch zehn Minuten ohne mich aus. Sie spielen gerade so friedlich. Lass uns gehen, ich hole die Hebamme und John. Aber erst legst du dich hin."
Gemeinsam legten sie die Strecke zu Constances Bett zurück, sodass ihre Freundin sich hinsetzen konnte. "Siehst du, du hättest es nicht Faulpelz nennen sollen. Das lässt es sich nicht gefallen.", lachte Joanna. "Und nun beeile ich mich, um dir deinen Gatten und die Hebamme zu schicken. Viel Glück und Kraft, Liebes."
John würde sich wirklich beeilen zu seiner Gemahlin zu kommen.

Constance war sichtlich erleichtert, als sie sich auf ihrem Bett niederließ und schenkte ihrer Freundin ein Lächeln. "Danke." murmelte sie und begann ihr Kleid zu öffnen, damit sie sich umziehen und in ein einfaches Unterhemd schlüpfen konnte.
"Ha, vielleicht hätte ich es dann sogar schon eher Faulpelz nennen sollen, dann wäre es möglicherweise pünktlich auf die Idee gekommen, zur Welt zu kommen." bemerkte Constance lachend. "Danke, es wird schon werden." Sie nickte ihrer Freundin dankbar zu als diese sich auf den Weg machte. Constance befreite sich umständlich von ihrem Kleid und als sie eine gefühlte Ewigkeit später endlich im Bett lag, seufzte sie erleichtert.
So wie sie ihren Mann kannte, würde der jeden Augenblick durch die Tür herein platzen, denn John würde sich zweifelsohne beeilen, wenn er hörte, dass Constances Wehen eingesetzt hatten.

John hatte sofort alles stehen und liegen gelassen und war durch die Gänge zu seiner Frau geeilt, nachdem Joanna ihn gefunden hatte. Ihnen war klar gewesen, dass es in den nächsten Tagen soweit sein würde, doch so plötzlich ohne Vorwarnung hatte er das nicht erwartet.
Vorsichtig öffnete er die Tür und lächelte schwach, als er Constance auf dem Bett liegen sah. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. "Wie geht es dir, liebes? Gehen die Wehen schon rasch? Offenbar hatte das Kleine es nun doch eilig, was?" John seufzte leise. "Die Hebamme wird gleich kommen, Joanna ruft sie. Brauchst du noch etwas?"