William und Joanna ab ca. 1179 bis 1180

Alan

"Ich wage zu behaupten, dass das auf Gegenseitigkeit beruht." erwiderte Alan gelassen und ließ den Blick zu Richard wandern.
Dieser fühlte sich nun endgültig in die Enge getrieben und atmete tief durch, hoffte, dass ihm eine passende Antwort einfiel, die alles retten würde, aber dem war natürlich nicht so. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und räusperte sich. "Das ... das kann ich nicht." erwiderte er langsam. "Alan sagt die Wahrheit. Ich habe ihm gesagt, dass ich für einen fähigen Ritter stets Verwendung hätte." erklärte er und schaffte es irgendwie Beatrice anzusehen.

Beatrice hatte genug. Bevor sie sich besser im Griff halten konnte, hatte sie Alan mit aller Kraft eine schallende Ohrfeige gegeben. "Schweigt endlich, Ihr verlogener Hund!", ging sie ihn scharf an und wandte sich dann Richard zu.
Doch der reagierte überhaupt nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Im Gegenteil, er fiel ihr einfach in den Rücken!
Beatrice ging einen Schritt auf ihn zu, die Augen zu Schlitzen verengt. "Lügner!", warf sie ihm vor. "Du versprichst mir, dass du alles wieder gut machen willst und lädst diesen Kerl ein bei uns zu leben? Und ich dumme Gans hätte dir fast geglaubt, dass es dir leid tut! Das ist einfach die Höhe! Komm nicht auf die Idee, ich würde jemals wieder meinen ehelichen Pflichten nachkommen.", prophezeite sie düster und wandte sich dann ab.

Richard hatte sich erhoben als Beatrice Alan gerade eine schallende Ohrfeige verpasste. Er blinzelte überrascht und hielt den Atem an, doch Alan war klug genug sich darauf nicht einzulassen und nahm die Ohrfeige einfach schweigend hin.
"Du verstehst das falsch. Ja, ich habe ihn eingeladen, aber schon als wir noch in Norfolk waren. Und es tut mir wirklich Leid, dass du unter all dem so leidest und dass ich unsere Ehe so auf die Probe stelle." erwiderte Richard und trat hinter dem Tisch hervor.
"Beatrice, bitte!" bat er eindringlich als sie sich zum Gehen wandte. "Lass uns darüber reden, ich bitte dich."

Beatrice war fast enttäuscht, dass Alan nicht auf ihre Ohrfeige einging und sich nicht wehrte. Vielleicht, sagte eine düstere Stimme in ihr, wusste er, dass er sie verdient hatte. Und so richtete sich ihr Zorn vermehrt auf ihren Mann.
"In Norfolk hast du mir auch schon gesagt, du willst eine Lösung finden und nun lädst du deinen Liebhaber ein? Es tut dir leid? Ja, natürlich stellst du unsere Ehe auf die Probe, wenn du versprichst und versprichst und nichts davon einhältst! Ich hätte nie gedacht, dass du mich so hintergehen würdest! All die Annäherungen der letzten Zeit umsonst, dein Gerede nutzlos!"
Beatrice drehte sich noch einmal um, ehe sie die Tür erreicht. "Reden? Reden? Was gibt es da denn noch zu reden? Worüber denn? Es ist doch alles klar, oder? Du schickst ihn nicht weg und hast ihn, was brauchst du da mich?"

Richard hatte in seinem Zorn so manches böse Wort auf der Zunge, doch er schluckte sie alle herunter und atmete tief durch. "Ich brauch dich, weil ich dich liebe, du meine Gemahlin und Mutter meiner Kinder bist, meine Freundin seit jeher, seit wir Kinder waren warst du für mich da, weil du diejenige bist neben der ich morgens aufwachen will und mit der ich bis an mein Lebensende zusammen sein will. Weil du mir eine Stütze bist und mein Herz fast vergeht vor Sehnsucht wenn du einmal nicht bei mir bist." erklärte Richard ernst. Er wusste, dass er damit nichts erreichen würde, dass sie einfach aus der Tür rauschen und ihn stehen lassen würde. Allein mit Alan, der vermutlich wieder genau die Worte finden würde, die Richard für die nächste Zeit beruhigten, ihn letztlich aber in immer nur noch mehr Zweifel stürzen würde, weil er nicht haben konnte, was er gerne wollte.

Beatrice stiegen die Tränen in die Augen. "Ich wollte auch all das weiterhin sein, aber du machst es kaputt. Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, wenn du diesen Kerl herholst? Du weißt genau, was du mir bedeutest und was du mir damit antust."
Sie schüttelte erneut den Kopf. "Vielleicht hätte ich damit leben können, wenn du ab und zu die Beherrschung verloren und dir jemanden ins Bett geholt hättest. Aber einen dauerhaften Liebhaber hier bei uns? Das geht nun wirklich zu weit und du kannst nicht von mir verlangen, dass ich das dulde. Das ist für mich zutiefst demütigend."
Die junge Frau warf ihm einen letzten, verletzten Blick zu und schloss dann die Tür hinter sich. Sie hatte geglaubt, es gäbe noch Hoffnung. Ein Fehler...

Richard überlegte kurz noch etwas zu sagen, entschied sich dann jedoch dagegen. Es würde in diesem Moment nichts mehr helfen, es höchstens noch schlimmer machen. Er sah sie nur schweigend an, Trauer und Verzweiflung im Blick und zuckte leicht zusammen als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Richard lehnte sich gegen seinen Tisch und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. "Verflucht." murmelte er leise.
"Ich weiß, dass ich dich her gebeten habe, aber du hättest kaum zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können." bemerkte er trocken und schloss die Augen. Ausgerechnet jetzt wo Beatrice sich ihm wieder ein wenig zugewandt hatte ...

Alan

Alan beobachtete die Szene mit gehobenen Augenbrauen. Er begann langsam zu verstehen, warum Richard vermeiden wollte sie zu erzürnen. "Das konnte ich ja nicht wissen. Junge, Junge, die war wütend, was?" Er rieb sich die noch leicht schmerzende Wange.
"Aber sie wird sich schon wieder einkriegen, mach dir keine Sorgen. Letztendlich bedeutest du ihr zu viel, als dass sie sich abwenden würde."
Er trat einen Schritt auf Richard zu.
"Aber jetzt, da wir endlich allein sind...Ich habe dich vermisst!"

"Das war sie. Und auch zu recht, wenn man es genau nimmt." erwiderte Richard mit belegter Stimme. Er hatte sich so viel Mühe gemacht in letzter Zeit und in ihr Hoffnung geweckt und nun das - kein Wunder, dass Beatrice wütend und verletzt war.
Richard zog eine Augenbraue in die Höhe. "Und das kannst ausgerechnet du beurteilen?" fragte er skeptisch und schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, ich glaube, dieses Mal habe ich es endgültig verbockt." murmelte er und sah auf als Alan einen Schritt näher kam.
Richard sah den Ritter an und schnaubte leise. "Tatsächlich? Zu solch sentimentalen Gefühlsregungen bist du fähig?"

Alan

Alan schüttelte den Kopf. "Ach, auf einmal? Ich kann es beurteilen, weil ich nicht blind bin. Sie wollte deine Zustimmung, sie wollte, dass du ihr recht gibst. Sie liebt dich, also wird sie schon nicht weglaufen. Sie wird dich irgendwann schon so akzeptieren."
Alan sah Richard skeptisch an. "Red nicht so mit mir. Es ist nicht meine Schuld, wenn du deiner Frau nicht gesagt hast, dass ich herkommen werde. Und du hast mich eingeladen." Er legte den Kopf zur Seite. "Ja, tatsächlich, ich habe auch Gefühle.", sagte er verstimmt. "Und du hast mir gefehlt. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen."

"Ich hätte ihr wenigstens sagen sollen, dass du kommst, das meinte ich." erwiderte Richard und seufzte. "Dein Wort in Gottes Ohr. Ich bin mir nämlich nicht mehr so sicher, ob sie dem ganzen noch eine Chance gibt."
Kurz blitzten Richards Augen wütend auf. "Ich bin der zukünftige Herzog von Aquitanien und Sohn des Königs von England, ich rede also mit jedem wie ich es will." zischte er verärgert, besann sich dann aber doch auf seinen Fehler und fuhr sich fahrig mit den Fingern durch die Haare. "Es tut mir Leid, das hätte ich nicht sagen sollen." bekannte er und seufzte. Er durfte es sich jetzt nicht auch noch mit Alan verscherzen. "Verzeih mir, dieses Theater mit Beatrice geht mir einfach zu sehr an die Nieren. Ich bin ja froh, dass du hergekommen bist ..."

Alan

"Dazu hattest du genug Zeit. Aber vielleicht beruhigt sie sich so auch eher wieder, wenn sie nicht so lange Vorlauf hatte mit ihrer Aufregung." Alan musste grinsen. "Oh und selbst wenn nicht...du wirst es überleben, immerhin hast du auch noch mich in deiner Nähe."
Er verschränkte die Arme vor der Brust, als Richard seinen Tonfall veränderte. "Deine Titel interessieren mich nicht wirklich, Richard." Aber er war froh, dass Richard von selbst einlenkte. "Schon gut... Aber bleib einfach ruhig. Es wird sich alles finden. Ah...jetzt kommen wir zum Kern des Ganzen zurück. Ich bin auch äußerst froh hier zu sein.", sagte er mit verführerischer Stimme.
Es war nicht so einfach einen passablen Bettgefährten zu finden.

Richard verzog das Gesicht und seufzte leise. "Du hast wirklich keine Ahnung wie viel sie mir bedeutet." stellte er resignierend fest.
Richard verschränkte die Arme vor der Brust und zog es vor auf Alans Worte nichts zu erwidern, damit hier nicht auch noch ein Streit entbrannte, es reichte, wenn er seine Ehe aufs Spiel gesetzt hatte. Alan war der Einzige mit dem er über solche Dinge sprechen konnte, er wollte es sich mit ihm also nicht auch noch verderben.
Richard zog eine Augenbraue in die Höhe und stellte fast ein wenig missmutig fest, dass ihm allein Alans Stimme bereits einen Schauer über den Rücken jagte. "Dann sind wir in dem Punkt ja einer Meinung." murmelte er und löste sich vom Tisch. "Komm, ich zeige dir wo du schlafen kannst." entschied Richard dann.

Alan

"Nein, vielleicht habe ich das nicht. Ich war noch nie wirklich verliebt. Nichts, was mehr als eine Schwärmerei war. Also kann ich das nicht beurteilen. Daher unterwerfe ich mich deinem weisen Urteil und belasse es dabei. Du wirst schon wissen, was du mit ihr tun wirst, um sie zu besänftigen." Auch, wenn er Richard ungern teilte, das musste er wohl hinnehmen. Er war eben nicht nur eine Affäre, er war leider verheiratet.
Alan war fast etwas enttäuscht, dass Richard nicht auf seine Anspielung einging, sondern darüber hinweg sah und sich nichts anmerken ließ. Er hatte gehofft, den Prinzen etwas aus der Reserve locken zu können.
"Na gut...vielleicht möchtest du ja das neue Bett gleich mit erproben?", schlug er hoffnungsvoll vor, ehe er Richard folgte. Zugegeben, das Ganze im Ehebett zu treiben wäre vielleicht ein wenig taktlos gewesen.

Richard hielt an der Tür inne und wandte sich noch einmal kurz zu Alan um. Dass dieser Mistkerl ihn aber auch so rasch aus der Fassung bringen konnte! Es war zum verrückt werden.
"Du scheinst es ja kaum noch abwarten zu können, was?" erwiderte Richard und musste gegen seinen Willen lächeln. "Offenbar hast du wirklich Sehnsucht nach mir gehabt." neckte er Alan und nickte dann in Richtung Tür. "Sieh es dir erst einmal an, vielleicht bist du dann schon nicht mehr ganz so euphorisch es auszuprobieren. Denk dran, du bist hier, weil du als Ritter in meine Dienste treten willst, erwarte also keine samtenen Vorhänge und Bevorzugungen. Gewisse Dinge wirst du dir erarbeiten müssen."
Würde er Alan scheinbar grundlos bevorzugen würde das sofort Gerede verursachen und das konnte er sich nicht leisten.

Alan

Alan grinste Richard beinah unverschämt an. "Nein, kann ich in der Tat nicht. Ich hatte große Sehnsucht. Hast du eine Ahnung wie schwer es ist jemanden zu finden, der die eigenen Vorlieben teilt?" Er schüttelte bedauernd den Kopf. "Unfassbar schwierig. Du siehst also, du bist nahezu perfekt!" Er folgte Richard den Gang entlang und lauschte, wurde ein wenig ernst.
"Ich weiß, wo mein Platz ist, Richard. Wenn er nicht gerade in deinem Bett ist. Ich kenne meinen Stand und ich halte mich daran. Ich erwarte keine Bevorzugung ohne Grund, das wird nur böses Blut schaffen. Also keine Sorge, ich werde ein demütiger, edler Ritter sein.", erklärte er dann und meinte es auch so. Richard würde ihn nicht lange hier behalten, wenn er sich aufspielte.

Richard verfluchte sich und seine elenden Gelüste. Allein dieses Grinsen auf Alans Lippen lies seinen Puls ein wenig schneller werden und das obwohl er gerade erst einen Streit mit Beatrice hinter sich hatte, der ihn reichlich getroffen hatte. Oder war es vielleicht gerade deswegen noch schlimmer?
"Nahezu perfekt?" echote er und klang dabei aufrichtig empört. "Das werde ich mir merken." brummte Richard und führte Alan die Gänge entlang.
"Gut, ich wollte das nur noch einmal klar gestellt haben, damit es keine Missverständnisse gibt." erwiderte Richard und hielt vor der kleinen Kammer an, die er für Alan angedacht hatte. "Ein demütiger, edler Ritter ... nun, darauf bin ich gespannt." erwiderte Richard schmunzelnd.

Alan

Alans Grinsen wurde ein wenig breiter. "Merk es dir gut. Das Einzige, was an dir nicht perfekt ist, ist deine eifersüchtige Ehefrau. Aber das ist kein Hindernis, das uns im Wege steht, was?" Er öffnete die Tür zu seiner neuen Behausung und sah sich um. "Wohnlich.", bemerkte er. "Ich denke, ich werde mich hier wohl fühlen. ich habe schon wesentlich schlechter geschlafen. Und keine Sorge, du wirst überrascht sein, wie tugendhaft ich sein kann, wenn ich das möchte.", erklärte er.
"Ich kann mich gut verstellen, außerdem habe auch ich Seiten, die du noch nicht kennst. Lass dich überraschen und entdecke sie, Mylord." Alan lächelte noch einmal. "Na, was ist jetzt?"

Richard schürzte nur die Lippen, sparte sich aber einen Kommentar zu Beatrice. Stattdessen beobachtete er Alan dabei, wie er sich in dem Gemach umsah und nickte dann langsam. "Ja, es gibt schlimmeres." pflichtete er ihm bei und nickte dann lächelnd. "Nun, dann bin ich gespannt und warte auf deine überraschenden Charakterzüge." bemerkte er.
Dann seufzte Richard jedoch leise und schüttelte den Kopf. "Ich kann jetzt nicht bleiben." erklärte er. "Ich muss nach Beatrice suchen und sehen, ob sich das größte Unheil noch abwenden lässt. Du kannst die Zeit ja erst einmal nutzen, um deine Habseligkeiten auszupacken und dich ein wenig um zusehen." Richard wandte sich zum Gehen, hielt jedoch noch einmal kurz inne. "Nimm es mir nicht übel, aber Beatrice ist mir wirklich wichtig." Dann machte er sich auf die Suche nach seiner Gemahlin.

Beatrice war hinaus in den Garten geflüchtet. In ein kleines Eckchen, das Richard und sie für sich beansprucht hatten. Etwas abgelegen, ein wenig verwinkelt mit einer einladenden Bank. Die ersten Frühlingsblumen zeigten ein zartes Grün und würden bald erblühen, doch heute hatte Beatrice keine Auge für die Schönheit der Natur. Stattdessen starrte sie mit tränenverschleierten Augen einen alten Apfelbaum an und fragte sich, warum Richard ihr dergleichen antat.
Sie war so enttäuscht von ihm, dass sie es nicht mehr in Worte fassen konnte. Er hatte sich so um sie bemüht und immer wieder versprochen, er würde alles gut machen. Sie hatte wirklich Hoffnung auf einen Neuanfang gehabt. Sie war bereit gewesen ihm zu verzeihen. Und nun holte er sich seinen Liebhaber ins Haus? Gänzlich? Wie stellte er sich das denn vor? Dass sie einfach schwieg und es duldete?

Richard hatte bereits vermutet, dass er Beatrice im Garten finden würde und wurde nicht enttäuscht. Dort saß sie auf der Bank, die ihnen beiden oft genug als Rückzugsort gedient hatte, wenn sie einmal Zeit nur für sich hatten haben wollen.
Langsam ging er zu ihr hinüber und ließ sich auf der Bank nieder, den Blick ebenfalls auf den Baum vor ihnen gerichtet. Er wusste, dass alles was er sagen würde, nicht helfen würde und so schwieg er einfach eine Weile und dachte nach. Schließlich seufzte er leise und sah Beatrice an. "Ich hätte dir davon erzählen sollen, hätte es mit dir besprechen müssen." gestand er leise. "Ich weiß, dass es ein Fehler war und was ich dir damit zugemutet habe und ich kann verstehen, wenn du mich nicht sehen willst ..."

Beatrice hatte befürchtet, dass Richard kommen und nach ihr sehen würde. Natürlich wollte er Schadensbegrenzung betreiben, so viel war sicher. Eigentlich wollte sie ihm gar nicht zuhören.
Sie erwiderte seinen Blick nicht, als sie antwortete: "Das hättest du, aber es hätte nichts an der Tatsache geändert, dass du dir einen Liebhaber ins Haus holst und ihn bei uns wohnen lässt. Damit du immer zu ihm gehen kannst, wenn es dich danach verlangt. Denkst du, ich bin zu dumm das zu begreifen? Du weißt, was du mir zumutest? Warum tust du es dann, verdammt? ich habe gedacht, du meinst es ehrlich, als du gesagt hast, du willst es wieder gut machen. Ich wollte dir vertrauen. Und was tust du? Du trittst mein Vertrauen mit Füßen!"

"Ich meinte es ernst." erwiderte Richard langsam. "Ich habe nicht nachgedacht als ich ihn her gebeten habe. Natürlich hätte ich es aufhalten können, aber ... ich gebe zu, ich war zu feige."
Richard lehnte sich zurück und sah wieder gerade aus. Vorhin war ihm ein Gedanke gekommen als Alan plötzlich vor ihm gestanden hatte. Und er geisterte noch immer durch seinen Kopf ...
"Weißt du, ich komme einfach mit mir selbst noch nicht zurecht. Ich würde gerne alles haben, weiß aber, dass ich das nicht kann, nur finde ich noch nicht den richtigen Weg." Richard seufzte leise.
Vielleicht ...
Er schweig einen Moment, damit seine nächsten Worte nicht unbedacht klangen. "Ich denke darüber nach, nach Fontevrault zu reisen." erklärte Richard dann langsam. Das Kloster im Anjou war das Lieblingskloster seiner Mutter und für ihn schon immer ein wichtiger geistlicher Bezugspunkt gewesen.

Beatrice schüttelte den Kopf. "Und wie soll ich dir das noch glauben? Du hast mir schon so oft Dinge versprochen und nicht gehalten. In letzter Zeit denkst du wohl öfter nicht nach.", erwiderte sie spitz. Beatrice betrachtete missgelaunt ihre Finger. Das war alles so furchtbar kompliziert.
"Nein, du kannst nicht alles haben. Allerdings solltest du den Weg bald finden, sonst verlierst du all das, was du gerne haben möchtest." Sie legte den Kopf schief und sah ihn überrascht an.
"Nach Fontevrault?", wiederholte sie ungläubig. " Was hoffst du dort zu finden? Glaubst du, die Mönche haben mehr Verständnis für dich?"

"Ich weiß." murmelte Richard. Doch all das war leichter gesagt als getan, so viel stand fest.
Im nächsten Moment keimte die Wut in ihm auf und er verengte die Augen als Beatrice sich beinahe abfällig über seine Absichten äußerte. Dieses Kloster lag ihm am Herzen und es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Beatrice diesen Gedanken so einfach abtat.
"Vielleicht ja eine Antwort." erwiderte Richard kühl. "Einen Weg, wie ich aus dieser Sache heraus komme, wie ich all diese Gedanken los werde. Vielleicht haben die Brüder dort ja eine Möglichkeit mir zu helfen. Zudem gibt es dort fähige Ärzte, wer weiß, vielleicht hilft ja ein ordentlicher Aderlass auch gegen meine sündigen Gedanken oder ich lasse mir gleich den Teufel austreiben." Den letzten Satz hatte Richard mit einem bissigen, zynischen Unterton gesprochen. Er war es einfach Leid.