William und Joanna - 1180

Beatrice strich langsam über ihren ausladenden Bauch und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Die Wehen hatten eingesetzt, aber Richard war wieder einmal nicht da. Sie hatte keine Ahnung, wo er steckte und ob er überhaupt rechtzeitig erfahren würde, dass er Vater wurde. Aber weit konnte er eigentlich nicht sein...
In Ermangelung ihres Mannes hatte sie einen Diener nach der Hebamme geschickt und ihn dann damit beauftragt, Richard zu finden und zu informieren.
Schließlich wollte dieser die Geburt des Kindes sicher nicht verpassen. Wobei er vermutlich ohnehin Alan brauchte um seine Nerven etwas zu beruhigen.

Richard hatte gerade ein Gespräch mit seinem Stallmeister hinter sich gebracht, als ein aufgeregter Diener zu ihm kam, um ihm zu sagen, dass Beatrice in den Wehen lag. Für einen Moment stockte sein Herz und er brauchte etwas, um die Nachricht wirklich zu verarbeiten, dann jedoch ließ er die Männer stehen und eilte durch die Gänge zu ihrem Gemach.
Er war nicht gerade versessen darauf während der Geburt mit im Zimmer zu sein, aber er wollte Beatrice vorher sehen und ihr versichern, dass er draußen vor der Tür wartete. Also betrat er kurze Zeit später ein wenig verschwitzt das Gemach und trat an das Bett heran. "Liebes ... ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte." erklärte er und gab Beatrice einen Kuss. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. "Bald werden wir ein weiteres wundervolles Kind in den Armen halten." Solange nur alles gut ging und das Kind auch gesund zur Welt kam.

Beatrice hatte schon fast nicht mehr geglaubt, dass Richard noch kommen würde, bevor es soweit war. Sie war beinahe enttäuscht, dass er nicht kam, als er doch noch durch die Tür trat.
Sie lächelte matt. "Da bist du ja....ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen. Es wäre das erste Mal gewesen, wo du nicht wenigstens draußen wartest...."
Und das hätte sie wirklich traurig gemacht.
"Ich hoffe, dass alles gut geht. Wirklich...ich weiß nicht..." Sie verstummte. Sie wusste nicht, was werden würde, wenn das Kleine wie Jonathan auch nicht ganz gesund war. Konnte sie sich das verzeihen?

"Natürlich komme ich. Denkst du ich laufe in der Burg herum, wenn du hier all die Arbeit machst?" Richard strich Beatrice über die Wange. "Ich liebe dich." flüsterte er und legte dann einen Finger an Beatrices Lippen. "Sh sh. Es wird alles gut gehen, da bin ich sicher." wisperte er und schloss Beatrice kurz in seine Arme. "Wir haben vier wundervolle Kinder und heute kommt das fünfte auf die Welt. An nichts anderes solltest du denken, hörst du? Alles wird gut." Und dabei war Richard erstaunt, wie sicher er klang, obwohl ihn selbst doch unglaubliche Zweifel plagten und er den Moment regelrecht fürchtete in dem er das Kindchen das erste Mal zu sehen bekam.

Beatrice musste flüchtig lächeln und hielt kurz inne, als eine erneute Wehe über sie herein brach. "Es wird wirklich Zeit....ich bin froh, dass du gekommen bist." Sie sah ihn liebevoll an. "Ich dich auch....und ich hoffe, du behältst wirklich recht....Ich sollte vielleicht wirklich etwas optimistischer sein."
Sie würde es zumindest versuchen und die düsteren Gedanken zur Seite schieben, so gut es eben ging.
Der Hebamme wurde es nun ebenfalls zu viel und sie bedachte Richard mit einem finsteren Blick.
"ich glaube, du solltest nun draußen warten....", erklärte Beatrice lächelnd. "Wenn es zu schlimm wird....Alan ist ja auch noch da, um dich ein bisschen abzulenken."

"Ich werde Recht behalten, warte nur ab." erwiderte Richard und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Allerdings spürte er auch den missbilligenden Blick der Hebamme und seufzte leise. "In Ordnung." murmelte er und küsste Beatrice noch einmal, ehe er sich aufrichtete. "Ich warte gleich vor der Tür. Du schaffst das, Liebes." erklärte er, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Das ist allein unsere Sache. Hierbei will ich ihn nicht dabei haben." entgegnete Richard und verließ dann notgedrungen das Zimmer, um draußen zu warten. Und kaum hatte er den Flur wieder betreten, begann er zu Gott zu beten, damit auch wirklich alles gut ging.

Beatrice lächelte. "Ich freue mich, dass du das sagst." Das zeigte ihr, dass die gemeinsame Familie für Richard doch noch eine große Rolle spielte. Eine wichtigere Rolle als diese merkwürdige Liebschaft zu Alan. Diese Sache war nur etwas zwischen ihnen Beiden.
Sie sah ihm nach, bis die Tür sich hinter ihm schloss und seufzte dann, konzentrierte sich auf die Hebamme und auf ihr Kind.
Als sie erschöpft in die Kissen sank, machte sich bange Erwartung in ihr breit. Würde das Kind gesund sein? Sie schaute nervös zur Hebamme hinüber, die sich gerade um das leise krähende Bündel kümmerte.
Als sie deren Lächeln sah, machte sich Erleichterung in ihr breit. Das letzte Mal hatte die Hebamme nicht so reagiert. Schließlich bekam Beatrice ihre kleine Tochter auf den Arm und ihre Augen füllten sich vor Freude mit Tränen.

Richard schenkte Beatrice ein letztes Lächeln, ehe er draußen Stellung bezog und abwechselnd im Gang auf und ab lief oder angespannt lauschend vor der Tür ausharrte und sich kaum wagte, einen Schritt zu machen.
Dann endlich ging die Tür auf und die Hebamme trat heraus. "Und?" fragte er angespannt, doch die erfahrene Frau lächelte nur sanft und deutete hinter sich. "Seht einfach selbst, Mylord." erklärte sie und allein ihre Stimmlage sorgte dafür, dass Richard sich etwas entspannte. Es schien alles gut gegangen zu sein, sonst würde sie nicht lächeln ...
Eilig trat er ein und ging zum Bett hinüber indem Beatrice saß und ein Bündel in den Armen hielt. Noch ehe Richard einen Blick auf das Kind werfen konnte, sah er die Tränen in Beatrices Augen und für einen kurzen Moment zog sich sein Herz zusammen. "Bea?" fragte er leise und trat an das Bett heran.

Beatrice sah auf, als Richard herein kam und sie bang anschaute. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Nein, diesmal mussten sie nicht Angst um die Zukunft ihres Kindes haben. Diesmal konnten sie sich einfach nur an ihm erfreuen....
"Alles ist gut, Liebster...", erklärte sie sanft. "Komm und schau sie dir an, die Süße. Sie ist so wundervoll....ich weine nur, weil ich mich so freue."
Beatrice schloss kurz die Augen.
"Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue....ich hatte solche Angst, dass sie nicht gesund ist."

Richard setzte sich auf die Bettkante und ließ den Blick zwischen Mutter und Kind hin und her gleiten, ehe er stockte. "Sie?" wiederholte er und endlich trat ein erleichtertes Lächeln auf seine Lippen. "Ein Mädchen?" Wie sehr hatte er sich das gewünscht, dass sie noch ein zweites Mädchen kriegen würden. Kurz schloss er die Augen, dann legte er die Arme um Beatrice und betrachtete seine kleine Tochter eingehend. "Das ist wundervoll. So unglaublich wundervoll. Oh Beatrice, ich liebe dich." wisperte er und musste schlucken.
"Wie möchtest du sie nennen?" fragte er und strich zärtlich das Deckchen ein wenig zurück, um seine Tochter ein bisschen besser betrachten zu können.

"Ja..." Beatrice strahlte ihren Mann glücklich an. "Ein Mädchen..." Und wie sehr hatte Richard sich ein Mädchen gewünscht. So gerne hatte sie den Wunsch erfüllen wollen und sie hatte es tatsächlich geschafft. Das würde sie noch einmal mehr zusammen schweißen, da war sie ganz sicher. Richard wusste, wohin er gehörte.
"Ich liebe dich auch, Richard...mehr als alles Andere." Sie betrachtete zärtlich, wie er sich seine Tochter genauer ansah. "Möchtest du sie halten?", fragte sie dann liebevoll. "Ich weiß nicht so genau...ich hatte überlegte sie Isabel zu nennen..."

"Wundervoll." murmelte Richard und gab Beatrice einen Kuss auf die Wange. "Ihr beiden habt das wirklich hervorragend gemacht." stellte er fest und nickte dann, nahm seine kleine Tochter vorsichtig auf den Arm und betrachtete sie voller Hingabe.
Im nächsten Moment umspielte ein Lächeln seine Lippen. "Das wäre ein ganz wundervoller Name." erwiderte er. Ihre erste gemeinsame Tochter hatten sie immerhin nach seiner Mutter genannt, es war nur allzu verständlich, dass Beatrice nun auch den Namen ihrer leiblichen Mutter an eine ihrer Töchter übergeben wollte. "Isabel ist ein perfekter Name für sie."

Beatrice lächelte zufrieden. "Das finde ich auch...und ich bin so froh darüber, dass sie gesund ist. Das war wirklich meine größte Sorge. Sie hat den Namen meiner Mutter verdient...immerhin wird sie ihr einmal ähnlich sehen, schließlich kommt sie vermutlich nach mir." Wenn sich der blonde Flaum richtig deuten ließ.
"Außerdem hat Robert seine Tochter ja bereits Joanna genannt. Da ist es nur recht, dass ich eine Erinnerung an unsere leibliche Mutter wach halte. Joanna weiß auch so, dass ich sie liebe. Sie wird das verstehen und sich für uns freuen."

Richard lachte leise, ein glückliches, erleichtertes Lachen, das davon zeugte, wie angespannt er doch bis hier her gewesen war. "Ein Traum wird wahr. Ich habe mir auch Sorgen gemacht, aber Gott scheint unsere Gebete erhört zu haben. Wir haben ein wundervolles, gesundes Mädchen bekommen."
Richard gab Beatrice einen Kuss und nickte dann. "Sie hat den Namen wirklich verdient und es ist nur Recht, dass du sie so nennst." bestätigte er lächelnd. "Willst du dich ein wenig ausruhen, dann nehme ich die Kleine erst einmal mit und komme später wieder." schlug er dann vor.

Beatrice nickte. "Das hat er. Ich sagte doch, dass Gott dich nicht hasst, sondern dir verziehen hat. Hör auf mich, ich habe recht behalten."
Sie überlegte kurz und nickte dann. "Ja, ich würde gerne etwas ausruhen, dann kannst du den Kindern ihre Schwester zeigen. Ich würde sie nur gerne noch vorher stillen. Dann ist sie versorgt und du hast ein ruhiges, zufriedenes Kind auf dem Arm. Gib mir also noch einen Moment und leg sie nachher in ihr Bettchen. Dann kann sie auch etwas ausruhen."

William atmete tief durch und ließ den Blick über den Innenhof und das beeindruckende Bauwerk vor ihnen schweifen. Endlich waren sie da, endlich hatte ihre Reise fürs erste ein Ende und sie befanden sich im Herzen Roms. Nicht mehr lange und sie würden James gegenüber stehen und - was William deutlich nervöser machte - von Papst Alexander III. empfangen werden.
Natürlich hatte Henry die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und so war William nicht nur zum Vergnügen hier, sondern auch, um in Henrys Namen mit dem Papst zu sprechen und ihm einen Brief des Königs auszuhändigen.
Jetzt aber genoss er erst einmal den Anblick, der sich ihnen bot und stieg von seinem Pferd, um dann zu Joanna zu gehen und ihre Hand zu ergreifen. "Und, was sagst du?" fragte er leise.

Joanna konnte den Blick gar nicht mehr von ihrer Umgebung nehmen, so fasziniert war sie von den Gebäuden. Endlich hatte sie Rom erreicht und sie konnte es kaum erwarten James wieder zu sehen. Wie sehr sie sich doch freute ihren Sohn zu umarmen...
Und dann der Papst. Sie würden tatsächlich den Papst sehen, besonders John war sehr aufgeregt deswegen.
"Es ist wirklich beeindruckend hier..alles ist so groß und so...majestätisch. Ich bin gespannt, was wir hier noch zu sehen bekommen werden. Und ich freue mich auf James...es ist viel zu lange her."

"Eine ganze Menge, da bin ich sicher." erwiderte William lächelnd und legte einen Arm um Joannas Taille. "Aber erst einmal sollten wir uns dem wichtigsten widmen und unseren Sohn aufsuchen. Er freut sich sicher, dass wir endlich da sind." Und William war mehr als gespannt darauf, was James zu berichten hatte. Seit einem halben Jahr war der Junge nun schon in Rom und er wusste noch genau, wie aufgeregt er deswegen gewesen war. Es war wirklich eine einmalige Chance und William war durchaus stolz darauf, dass James diese Chance bekommen hatte.
Kaum zu glauben, dass aus seinem kleinen Jungen nun schon ein junger Mann von dreizehn Jahren geworden war. William schluckte leicht, die Zeit verflog wirklich unglaublich schnell.

"Ja, das denke ich auch." Joanna lehnte sich leicht an ihren Mann und lächelte zufrieden. "Oh ja, das ist eine hervorragende Idee. Ich freue mich auch schon wahnsinnig darauf ihn in die Arme nehmen zu können. Er hat sicher ausgesprochen viel erlebt in dem halben Jahr, dass er hier ist."
Joanna seufzte zufrieden.
"Aber er macht seine Sache sicher ausgezeichnet, ich bin gespannt, was sie uns zu James sagen. John interessiert das auch brennend, so wie er James selber vermisst hat und neugierig auf seinen Bericht ist."
Joanna legte den Kopf schief und senkte etwas die Stimme. "Ein bisschen mulmig ist mir nur dabei den Papst zu sehen..."

James

William grinste, er wusste genau, wie sehr Joanna diesem Moment entgegen fieberte und wollte es auf nicht unnötig herauszögern. "Ich bin wirklich gespannt, wie es ihm gefällt ... und vor allem, wie lange er noch hier bleiben wird." bemerkte er als ein Diener auf sie zugeeilt kam, der zu Williams Erleichterung immerhin Französisch konnte, so dass er sich kurz mit ihm unterhielt, ehe der Mann nickte und sie mit einem Lächeln dazu aufforderte ihm zu folgen. "Dann mach dich mal bereit, er bringt uns zu unserem Spross." bemerkte William lächelnd und küsste Joanna auf die Wange, ehe er dem Mann folgte.
Ein leises Lachen kam über seine Lippen und er nickte. "Glaub mir, mir geht es da nicht anders. Papst Alexander soll ein beeindruckender Mann sein."
James lief nervös in dem Zimmer auf und ab und fing sich ein spöttisches Lächeln seines Lehrers ein. "Du wirst bald neue Schuhe brauchen, wenn du so weiter machst." bemerkte der Kardinal, der James in den letzten Monaten so unglaublich viel beigebracht hatte. James hielt inne und seufzte. "Ihr habt wirklich jemanden geschickt?" fragte er und sah zu Fenster hinaus. Ein tiefes Lachen ertönte, das man dem schlanken Mann in der roten Robe gar nicht zugetraut hätte, wenn man ihn das erste Mal sah, dann nickte er. "Ich habe Gavino geschickt, er bringt sie her. Es kann also nicht mehr lange dauern."

Joanna nickte. "Ich auch. Ich denke aber, es wird ihm gut gefallen und er wird nicht so bald wieder nach Hause wollen. Schade eigentlich, aber dann lohnt seine Ausbildung hier in Rom sich wenigstens." James war ein zäher Bursche, was das angeht. Ihn störte es nicht ganz so sehr von seiner Familie getrennt zu sein. Joanna lächelte zufrieden, als William mit einem Diener sprach,der sie zu James brachte und folgte dem Mann an seiner Seite.
"Nun...ich hoffe nicht zu beeindruckend..."
Schließlich standen sie vor dem Raum und der Diener brachte sie hinein. James war da und auch ein Mann, der vermutlich sein Lehrer war.
Aber Joanna hatte nur Augen für ihren Sohn...

James

James lief noch immer in dem Zimmer hin und her als es klopfte und Gavino den Kopf herein steckte, um den Besuch anzukündigen. James erstarrte mitten in der Bewegung und drehte sich herum, genau in dem Moment, als die Tür aufging und seine Eltern herein kamen.
Am liebsten wäre er sofort zu ihnen geeilt, mit einem Seitenblick auf den Kardinal, beherrschte er sich jedoch und atmete zunächst tief durch, ehe er mit einem strahlenden Lächeln ruhigend Schrittes zu seinen Eltern trat, erst seinen Vater in die Arme schloss und dann seine Mutter an sich zog.
"Es ist wundervoll euch zu sehen." erklärte er lächelnd und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Zwar war er über Weihnachten in Truro gewesen, aber ihm kam es dennoch vor als wäre er nicht erst seit einem halben Jahr hier in Rom sondern schon viel länger. "Wie war eure Reise? Habt ihr alles gut überstanden? Möchtet ihr etwas zu essen oder zu trinken? Wir haben alles da." erklärte er eifrig und deutete auf den Tisch in der Mitte des Raumes. "Setzt euch, wenn ihr mögt." bot er an und konnte fast nicht aufhören zu lächeln. "Oh und darf ich euch Kardinal Roizzoli vorstellen?"

Joanna beobachtete James von oben bis unten, während er seinen Vater umarmte und legte dann fest die Arme um ihn. Oh wie hatte sie ihn doch vermisst....ein halbes Jahr war viel zu lange Zeit um von ihm getrennt zu sein. Es fiel ihr immer noch schwer, dass ihre Kinder nach und nach flügge wurden..."Gut siehst du aus, mein Junge...du bist gewachsen. Du willst mir wohl bald über den Kopf wachsen, was?", neckte sie ihn und freute sich einfach nur ihn wieder zu haben.
"Die Reise war gut und wie du siehst, sind wir alle wohlbehalten angekommen. Und John ist mitgekommen, mit Constance. Er möchte dich bei Gelegenheit auch noch zu Gesicht bekommen." Sie lehnte dankend ab und wandte sich dann dem Kardinal zu, knickste höflich.
"Welche Freude Euch kennenzulernen..."

James

James grinste ein wenig frech und zuckte leicht mit den Schultern. "Viel fehlt dafür ja nicht mehr, oder?" neckte er seine Mutter und zog sie noch einmal in seine Arme, ehe er sie frei gab. "Das freut mich zu hören." Die Reise hier her war immerhin nicht ganz einfach und er hatte sich durchaus Sorgen um seine Eltern gemacht. "John ist auch hier?" fragte er und ein begeistertes Leuchten trat in seine Augen. "Oh, ich muss ihn nachher gleich suchen." ereiferte er sich bei dem Gedanken an seinen ehemaligen Lehrer. Er würde John so viel erzählen und zeigen können!
Als seine Mutter sich dem Kardinal zuwandte und auch sein Vater diesen begrüßte, atmete James tief durch und lächelte. Es war alles gut gegangen, sie waren hier und nun würde er ihnen in den nächsten Tagen Rom zeigen können und von all den wundervollen Dingen berichten können, die er hier lernte. "Kardinal Rizzoli war so gnädig und hat mich unter seine Fittiche genommen. Ich habe dank ihm schon eine ganze Menge lernen können seit ich hier bin." erklärte James stolz und entlockte seinen Lehrer ein Schmunzeln. "Das einzige, was ich dem Jungen noch immer nicht beibringen konnte, ist, dass er mich nicht immer bis in den Himmel loben soll. So etwas macht mich nur verlegen." bemerkte der Kardinal amüsiert und erhob sich, um James' Eltern zu begrüßen. "Es freut mich Euch kennenzulernen. James erzählt viel von Ihnen Beiden und es ist mir eine Freude die Eltern eines solch begabten Jungen einmal persönlich zu treffen." erklärte der Kardinal und brauchte nicht einmal zu seinem Schützling hinüber sehen, um zu wissen, dass dieser gerade feuerrot wurde vor Verlegenheit.

Joanna lachte auf und gab James einen zärtlichen Klaps auf den Hinterkopf. "Nein, bei Gott, wirklich nicht. Du willst wohl so groß werden wir dein Vater..." Sie nickte zufrieden. "Oh ja. Er wollte dich unbedingt sehen. Und glaubst du, er lässt sich eine Reise nach Rom entgehen? Irgendwie hängt er ja doch noch an der Vorstellung seines Priesterdaseins. Er wird sich sehr freuen, wenn du Zeit mit ihm verbringst. Er hat dich ziemlich vermisst."
Joanna lächelte den Kardinal zufrieden an. "Es freut uns wirklich zu hören, dass Ihr so zufrieden mit ihm seid und er sich gut eingelebt hat. Gerade das Letztere war meine größte Sorge, muss ich gestehen. Dabei ist er so wissbegierig. Ihr werdet Eure Freude daran haben, auch seinen alten Lehrer kennenzulernen. Sie sind sozusagen...Brüder im Geiste."